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© 2015 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/15/1212-3 Physik Journal 14 (2015) Nr. 12 3 M E I N U N G

A

uslandsaufenthalte während des Studiums und vor allem ein länger angelegtes Forschungs- projekt – meist während der Postdoc-Phase – sind heutzutage schon fast ein Muss, um in einem späteren Berufungsverfahren gute Karten zu haben. Ambitionierte junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen sich in der Ferne beweisen, damit ihnen ein Aufstieg zu Hause gelingen kann.

Doch warum fällt uns das Wegschi- cken leichter als das Zurückholen?

US-amerikanische Universi- täten erfreuen sich bei deutschen Nachwuchswissenschaftlern gro- ßer Beliebtheit. Das beruht aber auch auf Gegenseitigkeit, denn amerikanische Labore schätzen die sehr gute, grundlagenorientierte Aus bildung deutscher Absol- venten. Trotz großer qualitativer Unterschiede zwischen den Ein- richtungen locken viele Labore mit guter Ausstattung und einer innovativen, internationalen Um- gebung, in der unorthodoxe Ideen auf offene Ohren stoßen.

So weit, so gut: Die Besten eines Jahrgangs gehen unterstützt durch vielfältige Programme in die Fer- ne und kommen später um viele Erfahrungen reicher zurück. Was kann schon schiefgehen? Leider geht diese Rechnung nicht immer auf. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schaffen den Sprung zurück nicht. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, wurde 2003 das German Academic International Network (GAIN) als Gemeinschaftsinitiative des DAAD, der DFG und der Alexander-von- Humboldt-Stiftung gegründet.

GAIN möchte den berüchtigten

„Brain Drain“ aufhalten. Dazu ver- öffentlicht GAIN fächerübergrei- fend nützliche Informationen zu Fördermöglichkeiten, informiert über relevante Entwicklungen in Deutschland und stellt eine Daten-

bank mit Stellenausschreibungen bereit. Kernstück des Netzwerks ist die Jahrestagung: Neben dem Erfahrungsaustausch mit Gleich- gesinnten gibt es dort eine Kar- rieremesse sowie Seminare zur Karriereberatung mit konkreten Bewerbungshinweisen. Außerdem besteht die Möglichkeit, mit hoch- rangigen Entscheidungsträgern aus Deutschland ins Gespräch zu kom- men. GAIN gibt den aufstrebenden Wissenschaftlern eine Stimme.

Denn diese wissen häufig am bes- ten, an welchen Stellschrauben zu drehen ist, damit Deutschland für Rückkehrer attraktiver wird.

Die Arbeit von GAIN be ginnt Früchte zu tragen: Laut einer Studie des BMBF kehren 60 bis 70 Prozent aller Wissenschaftler, die ein Stipendium für ihren Aus- landsaufenthalt erhalten haben, nach Deutschland zurück. Immer häufiger geht es nicht mehr darum, ob eine Heimkehr gelingen kann, sondern wie. Warum aber gelingt es nicht, noch mehr talentierte Nachwuchswissenschaftler für Deutschland zu begeistern?

Obwohl erste Veränderungen auf den Weg gebracht wurden, sind viele Problempunkte wie Stellen- befristungen, flexible Karrierepers- pektiven neben der Professur oder Vereinbarkeit von Familie und Karriere noch Gegenstand hitziger Debatten. Ohne Frage, die Arbeits- bedingungen in Deutschland haben sich in vielen Bereichen ver- bessert, und Forschung „made in Germany“ genießt weltweit einen herausragenden Ruf. Dennoch gibt es viel zu tun, um die internationa- le Attraktivität des Wissenschafts- standortes Deutschland weiter zu erhöhen. Zum einen ist der Weg in die wissenschaftliche Selbsttätigkeit noch zu lang, zu bürokratisch und zu unsicher. Auch in den USA sind Gruppenleiterstellen Mangelware und hoch kompetitiv, aber zur

Entfristung gibt es klar definierte Meilensteine. Zum anderen sollte ein bisher weniger beachtetes Thema eine größere Rolle spielen:

das Wissenschaftsmanagement.

Wenn es gelingt, finanzielle Mittel effektiver zu nutzen und Synergien durch gemeinschaftliche Einrich- tungen für Kernkompetenzen nach US-Vorbild zu entwickeln, verbes- sern sich auch die Forschungsbe- dingungen in Deutschland. Ziel sollte es sein, adminis trative Bür- den abzubauen und assistierende Dienstleistungen auszubauen. Das erspart Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern viel Arbeit und gibt ihnen die Möglichkeit, sich auf das zu konzentieren, was sie am besten können: ihre Forschung voranzutreiben.

Vor uns liegt noch ein weiter Weg, auch wenn sich vielerorts be- reits neue, erfolgreiche Pfade auf- getan haben. Vielleicht schaffen wir es auf diesen Wegen sogar, nicht nur die besten deutschen Nach- wuchswissenschaftler aus dem Ausland zurückzuholen, sondern auch ausländisches Spitzen personal vermehrt anzulocken. Denn gerade die Fähigkeit, die Besten der Welt für sich zu gewinnen, treibt die amerikanische Spitzenforschung an. Wenn uns das ebenfalls gelingt, muss sich Deutschland um die Wettbewerbsfähigkeit seiner For- schung keine Sorgen machen!

Leichter weggeschickt als zurückgeholt!

Ein Auslandsaufenthalt ist wichtig für die wissenschaftliche Karriere.

Noch ist aber viel zu tun, um junge Forscherinnen und Forscher auch wieder zurückzuholen.

Christian Herold

Meinung von Christian Herold, Doktorand an der University of California in Berkeley und Mit- glied im Beirat von GAIN (German Academic International Network)

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