Ein entscheidender Schritt in der Behandlung der getrüb- ten Augenlinse (grauer Star) gelang im Jahr 1949, als ein englischer Augenarzt erst- mals bei einem Patienten eine intraokulare Linse einpflanz- te. Bei der modernen Star- Operation wird das getrübte Linsenmaterial mittels Ultra- schall zerkleinert und durch einen kleinen Schnitt abge- saugt. In den entstandenen Hohlraum wird dann eine Faltlinse eingesetzt. Der Ein- griff dauere zwischen sechs und 20 Minuten, berichtete Prof. Manfred Tetz (Berlin) bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Asphärisch modifizierte vordere Oberfläche
Anlass war die Präsentation einer neuen künstlichen Lin- se (Tecnis® Intraokularlinse, IOL), die sich durch eine be- sondere Form auszeichnet.
Durch die asphärisch modifi- zierte vordere Oberfläche der Linse wird die am Auge auf- tretende Aberration korri- giert. Wie Prof. Ulrich Mester (Sulzbach) berichtete, entspra- chen bisher verwendete Lin- sen nicht der Situation beim jungen Menschen.
Bei dessen Augen wird die positive sphärische Aberrati- on der Hornhaut durch eine negative Aberration der Lin- se ausgeglichen. Konventio- nelle Kunstlinsen hingegen besitzen sogar eine positive Aberration wie die Linse des alten Menschen. Das Resul- tat war bisher ein nach der Operation erheblich einge- schränktes Kontrastsehen.
Ein neues Verfahren, mit dem sich die Gesamtaberra- tion des Auges bestimmen lässt, war notwendig, um die neue aspärische Linse ent- wickeln zu können. Damit sollte es gelingen, nicht nur die
Trübung des Auges zu beseiti- gen, sondern das Kontrastse- hen wieder zu verbessern.
Um die Qualität der neuen intraokularen Linse zu über- prüfen, initiierte Mester eine klinische Untersuchung bei 45 Patienten mit grauem Star.
Ein und derselbe Operateur führte bei jedem der Patien- ten innerhalb von 30 Tagen zwei Eingriffe durch. In das eine Auge setzte er die neue IOL mit asphärischer Optik (Tecnis Z 9000). In das andere Auge platzierte er eine IOL aus dem gleichen Material, aber mit konventioneller sphä- rischer Optik.
Um das Sehvermögen zu bestimmen, legte Mester nun die sphärische Aberration fest.
Dabei zeigte sich, dass Tecnis die Aberration fast auf null korrigierte, während mit der konventionellen Linse eine positive Aberration von 0,08 µm bestand. Wie sich diese Unterschiede für das Kon- trastsehen auswirken, wurde bei unterschiedlichen Licht- bedingungen am Tag und während der Dämmerung ge- testet.
Blendempfindlichkeit nimmt deutlich ab
Es stellte sich heraus, dass das Kontrastsehen mit Tecnis in allen Situationen signifikant um 30 Prozent besser war.
Mester stellte zusammenfas- send fest, dass das Kontrast- sehen, aber auch das Sehen in der Dämmerung sich mit Tecnis verbessert. Gleichzei- tig nimmt die Blendempfind- lichkeit deutlich ab. Mit ei- nem Preis von 175 Euro ran- giert die neue asphärische IOL im oberen Bereich der künstlichen Linsen bei grau- em Star. Martin Bischoff
Pressekonferenz „Aktion Augenblick“
der Firma Pharmacia in Berlin V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 531. Januar 2003 AA281