• Keine Ergebnisse gefunden

Ottmer, B. (2014). Gipfelflora: Wo der Klimawandel die Artenvielfalt erhöht. WSL-Magazin Diagonal (1), 20-21.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ottmer, B. (2014). Gipfelflora: Wo der Klimawandel die Artenvielfalt erhöht. WSL-Magazin Diagonal (1), 20-21."

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

B i o D i V e R S i TäT

Gipfelfl ora: Wo der Klimawandel die Artenvielfalt erhöht

Der artenreichste unter- suchte Gipfel ist das Chörbschhorn (2654 m ü. M) bei Davos mit 118 pfl anzen- arten in den obersten zehn Metern.

der Zeit der botanisierenden Ur gross- väter hat sich auf den Gipfeln einiges verändert. Mehr Arten kommen auf mehr Gipfeln vor als früher – auf dem Piz Linard (GR) etwa im Jahr 1835 eine Art, 2011 bereits sechzehn Ar- ten. Die Neubesiedlungsrate steigt seit 1980 markant – ähnlich wie die Temperaturen in den Alpen der süd- östlichen Schweiz. Die «Verschwin- derate» hingegen blieb im Laufe der Zeit konstant und nur wenige Arten sind von wenigen Gipfel verschwun- den. Da aus anderen Untersuchungen bekannt ist, dass hohe Temperaturen an sich für die wenigsten Hochgebirgs- arten ein Problem sind, überrascht das eigentlich nicht. Warum aber ha- ben die Neuzuzüger die als konkur- renzschwach geltenden Hochgebirgs- spezialisten bis jetzt (noch?) nicht verdrängt?

Konkurrenz-Experiment

«Wir erklären uns das mit der gros- sen Vielfalt von ökologischen Ni- schen im Hochgebirge», erklärt Wipf.

Nord- oder Südexposition, etwas Um herauszufi nden, wie sich der Kli-

mawandel auf die Hochgebirgsfl ora auswirkt, haben SLF-Forschende alle Pfl anzenarten auf rund 150 Gipfeln der südöstlichen Schweizer Alpen erfasst. Der Clou dabei: Vor ihnen taten dies schon andere, oft schon im 19. oder frühen 20. Jahrhundert. Und weil Gipfel auch in Zeiten vor GPS genau lokalisierbar waren, können die exakt gleichen Stellen verglichen werden.

Sechzehn statt eine Art Für die Botanikerinnen und Botani- ker des Projekts «Gipfelfl ora» galt es davor aber, in Archiven und histo- rischen Publikationen die Arbeiten der – gemäss Aussagen von Zeitge- nossen botanisch angesehensten – Vor väter aufzustöbern. Um auch bei ihren eigenen Daten eine möglichst hohe Qualität zu garantieren, liessen sie gewisse Gipfel von mehreren For- schenden gleichzeitig, aber unabhän- gig voneinander aufnehmen. Da die Übereinstimmung dabei gross, bzw.

der Beobachterfehler klein war, konn- te das Team um Projektleiterin Sonja Wipf einwandfrei nachweisen: Seit

(2)

n R . 1 2 0 14 Humus oder blosser Fels, Windschutz

durch einen grösseren Stein – auf kleinstem Raum ändern sich die Um- weltbedingungen markant. So fi nden auch die Hochgebirgsspezialisten nach wie vor genug Raum, den sie be- siedeln können, die unspezialisierten Konkurrenten aus den tieferen Lagen aber nicht. Ob Konkurrenz bis jetzt tatsächlich keine Rolle spielt, möch- ten Wipf und Doktorandin Aino Kulonen mit einem Experiment über- prüfen. «Letzten Sommer haben wir auf sechs Gipfeln für bestimmte Arten wie zum Beispiel Alpenrispengras oder Bayrischen Enzian die Konkur- renzsituation durch Jäten entschärft und in einer Vergleichsgruppe unver- ändert belassen. Wir sind nun ge- spannt, ob die Exemplare ohne Nach- barn besser wachsen», erklärt Wipf.

«Auch das Gegenteil ist vorstellbar.

Vielleicht hilft die Nachbarschaft so- gar beim Gedeihen.»

Von Rumänien über Spanien bis Spitzbergen

In diesem Sommer wird man zudem Botanikerinnen und Botaniker auf

Gipfeln in Italien, Norwegen (inkl.

Spitzbergen), Österreich, Polen, Ru- mänien, Schottland, Schweden, der Slowakei und Spanien antreffen. Sie führen dort in enger Kooperation mit den SLF-Forschenden ähnliche Un- tersuchungen durch. Wipf und ihre Kolleginnen und Kollegen werten die gesamteuropäischen Daten anschlies- send am SLF aus. «Für den histori- schen Vergleich haben wir sogar eine alte lateinische Publikation beigezo- gen. Wir lassen nichts unversucht, um ein Bild über den Einfl uss des Klima- wandels auf die Gebirgsfl ora in ganz Europa zu gewinnen», erläutert Wipf.

(bio)

www.slf.ch/more/gipfelfl ora

n R . 1 2 0 14 barn besser wachsen», erklärt Wipf.

«Auch das Gegenteil ist vorstellbar.

Vielleicht hilft die Nachbarschaft so- gar beim Gedeihen.»

Von Rumänien über Spanien bis Spitzbergen

In diesem Sommer wird man zudem Botanikerinnen und Botaniker auf

Bild: Veronika Stöckli, SLF

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

das Klima sich verändert und es zu- künftig vielleicht mehr Nassschnee- lawinen gibt, ist es gut, wenn wir dazu Daten aus dem VdlS haben.. LM: Für Pop-up-Anlagen spricht auch,

züglich Pflanzen, Insekten, Spinnen, Asseln und Taus endfüsslern wiesen Rebberge an sonnigen Hängen auf.. Dort gibt es lange, begrünte, sich schnell erwärmende Bösch

In diesem prächtigen Frühwarnsystem bei Frasne im französischen Jura sind Alexandre Buttler und Luca Bragazza an der Arbeit, beide WSL­Forscher und Profes soren an der

Martin Schneebeli und Martin Proksch interessierten sich dabei für die teilweise mehrjährige Schneedecke. Sie gruben unzählige Schneeprofile und setzten vor allem den

Die Buche BANR 70 716 steht in einem Wald in der Nähe von Turgi auf einer der rund 6500 Flächen, die fürs Landesforst inventar alle 9 Jahre untersucht werden... Da ist ein

tionale Strategie soll künftig als Leitlinie für Prävention und Bekämpfung von invasiven gebietsfremden Arten dienen. Gefragt sind zudem Rezepte, wie sich die Bevölkerung besser

Aufgrund unserer Erfahrung beurteilen wir die grossfl ächige Um- setzung aus Sicherheitsgründen je- doch kritisch.» In Richt linien hat die Expertenkommission Lawinen-

Die Forschenden interessiert der Prozess («Was passiert in einem Murgang?»), das Risiko («Wie hoch sind die jährlich zu erwartenden Schäden?») und die Prävention («Wie