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Material für Reformation und Inklusion Kl.7/8 - Reformation inklusive

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Academic year: 2022

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Inhalt

Vorwort . . . . 4

Ein Hinweis, an dem man nicht einfach vorbeifahren kann . . . . 5

Bibel für alle? M 1/1 Herzen gewinnen und Halt geben . . . . 6

M 1/2 Dit vahsteht ja keena – Bibel für alle?! . . . . 7

M 1/3 Das Maul des Volkes . . . . 8

M 1/4 Die Bibelübersetzung Martin Luthers und ihre Folgen . . . . 9

M 1/5 Die Revision der Lutherbibel 2017 . . . . 10

M 1/6 »Die Bibel und die Kirche sind die größten Hindernisse auf dem Weg zur Entfaltung der Frau« (Elizabeth Cady Stanton) . . . . 12

Reformation für alle? M 2/1 Reformation für alle? Reformation von Frauen und Männern? . . . . 14

M 2/2 In einer Menschenmenge stehen . . . . 15

M 2/3 Chancen und Aufgaben für Männer und Frauen in der Familie . . . . 16

M 2/4 Chancen und Aufgaben für Mädchen und Jungen in der Schule . . . . 17

M 2/5 Frauen im selbstständigen Umgang mit der Bibel . . . . 19

M 2/6 Reformatorin Argula von Grumbach . . . . 20

M 2/7 Katharina von Bora – Frau ohne Eigenschaften? . . . . 22

Verändern wir die Welt oder verändert die Welt uns? M 3/1 Verändern wir die Welt oder verändert die Welt uns? . . . . 24

M 3/2 Ein neuer Weg . . . . 25

M 3/3 Luther und die Musik . . . . 28

M 3/4 Vom Himmel hoch … . . . . 29

M 3/5 Wenn Jesus Koreaner wäre . . . . 31

M 3/6 Luther und Bach . . . . 32

Gnade für alle? – Reformation im (Schul-)Alltag M 4/1 Gnade für alle?! Reformation im (Schul-)Alltag . . . . 33

M 4/2 Brief an einen wütenden Nachbarn . . . . 34

M 4/3 Gnade – Gratia – Grazie . . . . 35

M 4/4 Jetzt ist die Zeit der Gnade (2 . Kor 6,2) . . . . 36

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4 Vorwort

Vorwort

Der Titel unseres Heftes, »Reformation inklusive«, verweist darauf, dass der Unterrichtsinhalt der Refor- mation mit dem der Inklusion verbunden ist. In fünf Bausteinen, denen jeweils theologische, ethische oder philosophische Fragen zum Leben und der Welt von Jugendlichen vorangestellt und danach Anregungen für die Schaffung von Anforderungssituationen zuge- ordnet sind, wollen wir dem reformatorischen Grund- gedanken entsprechen, Glaubens- und Bildungsin- halte zu hinterfragen, sodass die Schülerinnen und Schüler zu einem eigenen Urteil gelangen können.

Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Inklusion.

»Bibel für alle?« lautet die erste Frage. Sie entzündet sich an der Situation, dass es vor Luther keine weit be- kannte allgemeinverständliche Übersetzung der Bibel ins Deutsche gab. Eine Bibel für alle, für Menschen von heute, muss sich durch eine gerechte Sprache aus- zeichnen. Dies entspricht dem Grundgedanken der Inklusion, die befreiende Botschaft Gottes allen Men- schen zugänglich zu machen.

Der zweite Baustein mit dem Titel »Reformation für alle?« hinterfragt die Reformation selbst mit ihrem auf alle Bevölkerungsschichten bezogenen Bildungs- anspruch. Hat sie diesen konsequent vertreten? Es gilt hier, das Wort »Reformation« auf seine Bedeu- tung und den damit verbundenen Anspruch hin zu prüfen, nämlich darauf, »Erneuerung« und »Verän- derung« bewirken zu wollen. Bringt die Reformation eine Erneuerung der Wahrnehmung von Mann und Frau und wird sie damit dem Anspruch des in Schöp- fung und Gottesebenbildlichkeit grundgelegten Inklu- sionsgedankens gerecht?

Der Fokus des dritten Bausteins – »Verändern wir die Welt oder verändert die Welt uns?« – liegt auf der ver- ändernden Kraft der (geistlichen) Musik, ohne wel- che insbesondere die Reformation nicht zu denken ist. Musik ermöglicht ein gemeinschaftliches Erlebnis, das zu neuen Aufbrüchen in der Spiritualität und im Alltagsleben führen kann. Die Erkenntnis, dass die Ganzheit des Menschen in einer Atmosphäre der Ge- meinschaft besonders erfahren wird, bildet die Basis von Prozessen der Inklusion.

Der für die Reformation zentrale und für Jugendliche schwer zu fassende Begriff der Gnade wird im vier- ten Baustein unter der Leitfrage »Gnade für alle? – Re- formation im (Schul-)Alltag« thematisiert. Beispiele aus dem Alltag werden theologisch durchdacht und umgekehrt werden theologische Aussagen auf ihre Bewährung im Alltag hin untersucht. Vielleicht ist

»Gnade« ja der Begriff, welcher das Anliegen der In- klusion am meisten zum Leuchten bringt, weil er für die Bedingungslosigkeit des Angenommenseins steht.

»Reformation für alle Religionen? Freiheit für alle?« lau- ten die Fragen zum fünften Baustein. Hier geht es um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Perspekti- ven: Um meine (religiöse) Perspektive auf die Freiheit und die deine, um eine möglicherweise verschiedene Religionen inkludierende Betrachtung der Freiheit so- wie um die praktischen Konsequenzen daraus.

Marion Keuchen und Gabriele Klappenecker

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o. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

Ein Hinweis, an dem man nicht einfach vorbeifahren kann

© Peter Williams/epd

Aufgaben:

1 . Stell dir vor, du bist mit dem Fahrrad unterwegs und siehst im Vorbeifahren den Laster . Was verbindest du mit der Bezeichnung »World Reformation Exhibition« und dem Jahr 2017?

2 . Übersetze den Satz »Do we change the world or does the world change us?« und nimm Stellung dazu . 3 . Was würdest du in dem Laster vermuten?

4 . Was würdest du hineinstellen?

5 . Male dich selbst in das Bild hinein . Überlege zuvor: Wo willst du dich positionieren? Im Vorder- oder Hinter- grund, auf dem Fahrersitz, neben dem Bild mit dem Seehund oder woanders? Begründe deine Entscheidung . 6 . Welche Menschen will der Laster mit der Aufschrift ansprechen? Gibt es Menschen, die nicht angespro-

chen werden? Wenn ja, was könnte man dagegen tun?

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6 Bibel für alle?

© 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen Marion Keuchen/Gabriele Klappenecker: Reformation inklusive

M 1/1 Herzen gewinnen und Halt geben

Aufgaben:

1 . Lies dir den Spruch auf der Postkarte durch . Was ist mit den Redewendungen »Herzen gewinnen«

und »den Kopf verlieren« gemeint? Notiere dir zur Beant wortung der Frage weitere Redewen dungen, in denen »Herz« und »Kopf« vorkommen, z . B . »jemand trägt sein Herz auf der Zunge« oder »jemand geht mit dem Kopf durch die Wand« . Wofür steht das Herz, wofür der Kopf?

2 . Was hat die Frage auf der Postkarte mit der Refor- mation zu tun?

3 . »Woran du nun, sage ich, dein Herz hängst und [worauf du dich] verlässest, das ist eigentlich dein Gott« sagte Luther . Wie hat er das wohl gemeint?

4 . Gestalte einen Bibelvers zum Thema »Herz« (1 . Sa- muel 16,4; Psalm 37,4; Sprüche 4,23; Matthäus 5,8;

6,21; Lukas 6,45) .

5 . Betrachte das untere Bild . Kann dir etwas Halt ge- ben, das du nicht fassen kannst? Beantworte die Frage für dich alleine oder im Stummen Schreib- gespräch vgl . S . 48 .

6 . Wie hat wohl Martin Luther die Frage für sich be- antwortet?

© Reformationsjubiläum 2017 e. V.

© Reformationsjubiläum 2017 e. V.

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o. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

M 1/2 Dit vahsteht ja keena – Bibel für alle?!

Die Bibel besteht aus dem Alten und dem Neuen Tes- tament. Das Alte Testament wurde auf Hebräisch ge- schrieben (und zum Teil auf Aramäisch). Als immer mehr Leute griechisch sprachen, übersetzte man es ins Griechische.

Eine Legende erzählt von über 70 Gelehrten, die sich daran beteiligten. Deshalb nennt man die griechi- sche Übersetzung des Alten Testaments »Septuaginta«

(lateinisch: »siebzig«). Übrigens ist die Septuaginta nicht nur eine bloße Übersetzung des hebräischen Originals: Sie brachte weitere Bücher ins Alte Testa- ment mit ein. Das Neue Testament wurde von Anfang an auf Griechisch geschrieben. Griechisch war irgend- wann immer weniger verbreitet. Also veröffentlichte der Kirchenvater Hieronymus eine lateinische Über- setzung der gesamten Bibel. Daraus entstand die »Vul- gata« (lateinisch: »die Gewöhnliche/Verbreitete«). Sie war im Mittelalter die Bibel Nr. 1. Wer die Bibel lesen, wollte, der nahm die lateinische Vulgata- Übersetzung zur Hand.

Mosaik. Mit den Abrafaxen durch die Zeit. Junker Jörg jagt keine Hasen. Nr. 504. Dezember 2017, S. 22 (leicht verändert)

© MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Aufgaben:

1 . Erkläre den Comic . Beziehe dazu die Informationen zu Bibelübersetzungen mit ein . 2 . War die Vulgata eine inklusive Bibel, eine Bibel für alle Menschen?

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© MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

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12 Bibel für alle?

© 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen Marion Keuchen/Gabriele Klappenecker: Reformation inklusive

M 1/6 »Die Bibel und die Kirche sind die größten Hindernisse auf dem Weg zur Entfaltung der Frau«

(Elizabeth Cady Stanton)

Elizabeth Cady (1815–1902) wurde 1815 in den USA als achtes von elf Kindern eines wohlhabenden Ehe- paars geboren. Sie heiratete 1840 Henry Stanton, der sich als Redner für die Abschaffung der Sklaverei in den USA stark einsetzte. 1840 besuchten beide ge- meinsam in London den Weltkongress gegen Sklave- rei. Frauen durften an dem Kongress nur hinter einem Vorhang teilnehmen. Zwischen 1842 und 1859 gebar Elizabeth Cady Stanton sieben Kinder. Cady Stanton setzte sich über vierzig Jahre lang unermüdlich und kompromisslos dafür ein, dass Frauen das Stimm- recht erhielten.* Stantons brillante, radikale Kritik der

rechtlichen, politischen und auch religiösen Diskri- minierung der Frauen, wie sie sie in zahllosen Reden, Briefen und Büchern formulierte, inspirierte die jun- ge Frauenrechtsbewegung, lieferte ihr die wichtigsten Argumente und ist zum großen Teil auch heute noch aktuell. Für Stanton stand die Entfaltung der indivi- duellen Persönlichkeit der Frau, auch in der Ehe und während der Mutterschaft, als absoluter Wert an erster Stelle. Auch glaubte sie, dass Frauen meist viel zu be- scheiden waren und sich und ihre Taten unterschätz- ten. Mit ihrem kontinuierlichen Einsatz für eine – nicht zuletzt auch religiöse – Gleichberechtigung der Frau bezog sie sich ausdrücklich auf reformatorische Impulse wie das Prinzip der Selbstverantwortlichkeit.

Sie weitete die Selbstverantwortlichkeit auf das soziale Leben aus, auf die Bereiche der Ehe und der Familie.

Diese Bereiche tastete Martin Luther nicht an. 1860 setzte sie für Ehefrauen das Recht auf Besitz, für Müt- ter das Sorgerecht und Rechte für Witwen durch. Cady Stanton war sehr christlich orientiert. Sie verstand die Reformation als Transformation [= Veränderung] des kirchlichen wie des sozialen Lebens. Die Lehren der Kirche hielt sie auch für problematisch. Sie warf den Herausgebern der King James Übersetzung der Bibel 1888 vor, Passsagen frauenfeindlich übersetzt zu ha- ben. Sie stellte fest, dass der biblische Urtext viel posi- tiver über Frauen berichtete, als dies in den Überset- zungen wiedergegeben wurde. Sie verfasste daher die

»Woman’s Bible« (1895–1898).

An Paenhuysen: Elizabeth Cady Stanton, in: Luther!

95 Schätze – 95 Menschen. Nationale Sonderausstellung.

Wittenberg 2017, S. 384 © Hirmer Verlag * 1920 erhielten Frauen in den USA das auf allen Ebenen gleiche Wahlrecht wie Männer. 1918 trat das Frauenwahlrecht in Deutschland in Kraft. 1971 wurde in der Schweiz das Frauenstimmrecht auf Bundesebene eingeführt.

In Liechtenstein wurde 1984 als letztem westeuropäischem Land das Frauenwahlrecht eingeführt. Seit 2005 gibt es das aktive und passive Frauenwahlrecht in Kuwait.

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40 Elizabeth Cady Stanton, Fotografie von Aaron Veeder,

Sammlung der Library of Congress der Vereinigten Staaten

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o. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

Aufgaben:

1. Wofür setzte sich Elizabeth Cady Stanton in ihrem Leben ein und warum? Wie findest du ihr Engagement?

2. Wofür würdest du dich in deinem Leben einsetzen und warum? Macht ein Stummes Schreibgespräch (vgl.

Methodenbox 1, S. 48).

3. Was meinte Elizabeth Cady Stanton mit dem Satz: »Die Bibel und die Kirche sind die größten Hindernisse auf dem Weg zur Entfaltung der Frau«?

4. Was hätte Elizabeth Cady Stanton zu den beiden Übersetzungen gesagt? Beziehe auch das Interview mit Martin Karrer mit ein, S. 11!

5. Welche der beiden Übersetzungen findest du besser und warum?

6. Sind die beiden Übersetzungen inklusiv, das heißt für alle Menschen? Welche Menschen verstehen die Übersetzungen nicht?

Luther 2017: Mt 5,43–48 Bibel in gerechter Sprache 2006: Mt 5,43–48 [Jesus sagt:] Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du

sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.* Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kin- der seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt sei- ne Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

© Deutsche Bibelgesellschaft

[Jesus sagt:] Ihr habt gehört, dass Gott gesagt hat:

Liebe deine Nächste und deinen Nächsten und hasse die feindliche Macht. Ich lege das heute so aus: Begegnet denen, die euch Feindschaft ent- gegenbringen, mit Liebe und betet für die, die euch verfolgen. So werdet ihr Töchter und Söhne Gottes, eures Vaters und eurer Mutter im Himmel, die ihre Sonne über Böse und Gute aufgehen lässt und es über Gerechte und Ungerechte regnen lässt.

Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn wird Gott euch geben? Tun das nicht auch die Zöllnerinnen und Zöllner? Und wenn ihr nur eure Geschwister grüßt, was tut ihr Großartiges?

Tun das nicht auch die Menschen aus den Völkern?

Seid nun vollkommen, wie euer Gott im Himmel vollkommen ist.

© Gütersloher Verlagshaus

* Den Feind zu hassen, wird im Alten Testament nirgends geboten (Anmerkung in der Übersetzung nach Luther 2017).

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14 Reformation für alle?

© 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen Marion Keuchen/Gabriele Klappenecker: Reformation inklusive

M 2/1 Reformation für alle? Reformation von Frauen und Männern?

Aufgaben:

1. Malt eine Menge von Individuen und eine Gruppe mit gleichen Mitgliedern.

2. Wo und von wem wirst du als ein Individuum gesehen und wann und von wem nicht?

3. Möchtest du gerne ein Individuum sein oder möchtest du lieber ein Teil einer Gruppe sein? Diskutiert in euer Klasse oder macht ein Stummes Schreibgespräch (vgl. Methodenbox 1, S. 48).

4. Welche Bereiche sind heute für welche Menschen nicht offen, welche Bereiche waren das im Mittelalter?

Du kannst dir Anregungen bei Elizabeth Cady Stanton holen, vgl. S. 12.

© Reformationsjubiläum 2017 e. V.

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o. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

M 3/3 Luther und die Musik

Luther kommt schon früh mit der Musik in Berüh- rung: An den Lateinschulen in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach wird der Unterricht mit Liedern eröff- net und geschlossen. Liturgischer, also gottesdienstli- cher Gesang in der Messe, bei Beerdigungen und fest- lichen Anlässen gehört zu seinen Pflichten als Schüler.

In einer Singgruppe, der Kurrende, zieht Luther mit seinen Mitschülern mit lateinischen und volkstüm- lichen deutschen Weihnachts- und Osterliedern von Haus zu Haus. So kann er sich ein Stückchen Brot als Almosen ersingen. Als Student an der Universität Er-

furt studiert er Musik als Theoriefach.

Luther spielt Querpfeife. Als er sich einmal mit dem Degen verletzt, den er als Student trägt, nutzt er die

Genesungszeit, um sich das Lautenspiel beizubringen.

Als Mönch und Priester lernt Luther die Welt der Stun- dengebete kennen. Erst ab seinem vierzigsten Lebens- jahr beginnt er Lieder zu dichten und zu komponieren.

Er verarbeitet damit schwere Erfahrungen, will die Bi- bel in einprägsamer Weise in der Muttersprache ver- mitteln und so den Glauben stärken, zum Nachdenken über den Glauben anregen und Gott loben. Besonders bekannt sind neben »Vom Himmel hoch …« auch:

»Nun freut euch, liebe Christen g’mein« (EG 341),

»Aus tiefer Not schrei ich zu dir« (EG 299) und »Ach Gott, vom Himmel sieh darein« (EG 273).

Martin Rößler, Die Wittenbergisch Nachtigall. Martin Luther und seine Lieder, S. 6–9, 13, 16 f. © Calwer

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25 Luther im Kreise seiner Familie von Gustav Adolph Spangenberg (1866)

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29 Verändern wir die Welt oder verändert die Welt uns?

© 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen Marion Keuchen/Gabriele Klappenecker: Reformation inklusive

M 3/4 Vom Himmel hoch …

Das Weihnachtslied Vom Himmel hoch … ist Luthers bekanntestes Lied. Es hat insgesamt 15 Strophen. Der Überlieferung nach hat er es 1534/35 für seine Kin- der geschrieben, die aus seiner Ehe mit Katharina

von Bora hervorgegangen sind. Aber diese Überlie- ferung lässt sich nicht beweisen. Es ist jedoch mög- lich, dass Luther das Lied tatsächlich für ein häusli- ches Krippens piel geschrieben hat.

1. Vom Himmel hoch, da komm’ ich her, ich bring’ euch gute neue Mär,

der guten Mär bring’ ich soviel, davon ich sing’n und sagen will.

2. Euch ist ein Kindlein heut geborn von einer Jungfrau auserkorn, ein Kindelein so zart und fein, das soll eure Freud’ und Wonne sein 3. Es ist der Herr Christ, unser Gott,

der will euch führ’n aus aller Not, er will euer Heiland selber sein, von allen Sünden machen rein.

4. Er bringt euch alle Seligkeit, die Gott der Vater hat bereit’, daß ihr mit uns im Himmelreich sollt leben nun und ewiglich.

5. So merket nun das Zeichen recht:

die Krippe, Windelein so schlecht, da findet ihr das Kind gelegt, das alle Welt erhält und trägt.

6. Des laßt uns alle fröhlich sein und mit den Hirten gehn hinein, zu sehn, was Gott uns hat beschert, mit seinem lieben Sohn verehrt.

7. Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron, der uns schenkt seinen eignen Sohn.

Des freuen sich der Engel Schar’

und singen uns solch neues Jahr.

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o. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

Bilder von Beate Heinen

Aufgaben:

1 . Singt die abgedruckten Strophen des Liedes »Vom Himmel hoch …«

2 . Betrachtet anschließend die Bilder von Beate Heinen . Ordnet Aussagen des Lie- des den Bildern zu . Welche Aussagen pas- sen zu welchem Bild? Begründet eure Ent- scheidung .

Verkündigung an die Hirten, Beate Heinen, 1985,

© ars liturgica Klosterverlag Maria Laach, Nr. 5415, www.klosterverlag-maria-laach.de

Weihnachten hinter Stacheldraht, Beate Heinen, 1977,

© ars liturgica Klosterverlag Maria Laach, Nr. 5280, www.klosterverlag-maria-laach.de

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31 Verändern wir die Welt oder verändert die Welt uns?

© 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen Marion Keuchen/Gabriele Klappenecker: Reformation inklusive

M 3/5 Wenn Jesus Koreaner wäre

Christliche Kunst hat in Korea eine geringe Bedeutung.

Eine bemerkenswerte Ausnahme ist der Bilderzyklus*

»Das Leben Jesu Christi« von Kim Ki-chang (1914–

2001). In den Leiden Jesu sah Kim eine Entsprechung zum koreanischen Volk, das unter dem Korea-Krieg zwischen Nord- und Südkorea (1950–1953) litt. Kim, der protestantisch geprägt aufgewachsen war, kon- vertierte** etwa zur Entstehungszeit seiner Bilder um 1950 zum Katholizismus. Protestantismus und Katho- lizismus gelten in Korea als unterschiedliche Religio- nen. Kims Malereien sind die ersten Darstellungen eines koreanischen Christus. 2011 waren in Südkorea ungefähr ¼ der Bevölkerung evangelisch – wie auch ungefähr 2016 in der BRD. In Soeul, der Hauptstadt Südkoreas, stehen mehr Megachurches*** als in jeder anderen Großstadt der Welt.

Das Bild zeigt die Geburt Jesu (Lukas 2,1–7) in einem Stall. Maria trägt unter einem Mantel-Schleier (changot), dem Ausgehgewand verheirateter Frauen

der Chosŏn-Zeit (1392–1910), die Haare wahrschein- lich hochgesteckt (oˇnjuˇnmoˇri) und mit einem roten Band geschmückt. Die Geste, nach einer Geburt Spei- sen zu überreichen, ist in Korea weit verbreitet – frü- her wie heute werden dort Frauen nach der Geburt besonders umsorgt. An die Seite von Ochse und Esel, die auch in Europa fester Bestandteil in der Geburts- geschichte Jesu sind, stellt Kim in diesem Bild einen Hahn, der in Korea symbolisch für Hoffnung und einen guten Beginn steht.

Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt, hrsg.

v. Deutschen Historischen Museum. München 2017, S. 294 (bearbeitet) © Hirmer Verlag

* Ein Bilderzyklus bezeichnet in der Kunst zusammengehörende Werke.

** Konvertierung bezeichnet einen Religionswechsel.

*** Megachurches werden Kirchen genannt, deren Gottesdienst wöchentlich von mehr als 2000 Menschen besucht wird.

Aufgaben:

1 . Beschreibe das Bild . Was fällt dir auf?

2 . Vergleiche das Bild mit dem Bild von Beate Heinen, S . 30 . Welche Unterschiede und welche Gemeinsam- keiten siehst du?

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Aus dem Bilderzyklus Das Leben Jesu Christi von Kim Ki-chang

© Seoul Museum, Seoul

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o. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

M 3/6 Luther und Bach

Ohne Luther kein Bach: 200 Jahre nach Luther hat- te sich in den Gebieten der Reformation eine reiche Musiktradition entwickelt, mit Kantoren und Orga- nisten, Chören und Musikunterricht von Jugend an.

Bach wurde in Eisenach geboren und besuchte die gleiche Schule wie ungefähr zwei Jahrhunderte zu- vor Luther.

Bach entstammte einer Familie von Musikern und wuchs mit Luthers Liedern auf. Wenigstens 30 von ih-

nen verwendete er später in in Choralsätzen, Orgel- vorspielen und prächtigen Kantaten.

Dazu zählen »Ein feste Burg ist unser Gott«, »Vom Himmel hoch, da komm ich her« und »Aus tiefer Not schrei ich zu dir«.

Jörg Hansen, eisenach.thueringer-allgemeine.de/web/

eisenach/startseite/detail/-/specific/Luthers-Text-und-Bachs- Musik-1504641084 (Zugriff am 12.04.2018) (bearbeitet)

© Thüringer Allgemeine 5

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© Leipzig Tourismus und Marketing

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37 Gnade für alle? – Reformation im (Schul-)Alltag

© 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen Marion Keuchen/Gabriele Klappenecker: Reformation inklusive

M 4/5 95 Thesen zur Gesellschaft

1. Wir wünschen uns eine Kirche, die zur Einheit von Christen und Christinnen steht und den Dialog mit anderen Konfessio- nen aufrechterhält und vertieft.

2. Wir wünschen uns mehr Anerkennung für unser ehrenamt- liches Engagement, sowohl von der Gesellschaft als auch von den Personen, für die und mit denen wir arbeiten.

3. Kinder brauchen Hilfe, Kinderarbeit darf keine Norm sein, Kinderrechte müssen eingehalten werden für jedes Kind in jedem Land.

4. Kirche soll sich nicht scheuen, schwierige Diskussionen aus dem Glauben herauszuführen und dadurch die Bedeutung der Bibel – mit all ihren Facetten und Widersprüchen – fürs Le- ben zu fördern.

5. Wir fordern Gleichberechtigung für die kirchliche Trauung von homosexuellen Lebenspartnern.

6. Kirche muss sich mehr öffnen und wirklich offen sein für Kinder, junge Menschen, Familien, Kirchenferne, Neugierige, Andersdenkende, bunte Vögel – einfach für jeden.

7. Wahrer Friede entsteht, wenn wir uns für Gerechtigkeit ein- setzen.

8. Kirchengemeinden müssen für die Ideen junger Menschen offen sein, damit Zusammenarbeit und die Integration der Ju- gend in die Gemeinschaft gelingen kann.

9. Wir wünschen uns eine Kirche, die sich weiter für Arme und Bedürftige einsetzt.

10. Jugendarbeit wird immer wichtiger. Dafür brauchen wir ausreichend Ressourcen – Geld, Gebäude und Personal am richtigen Ort.

11. Wir wünschen uns, dass die Schere zwischen Arm und Reich schrumpft, anstatt weiter zu wachsen.

12. Es braucht eine qualifizierte Weiterbildung für Pfarrerin- nen und Pfarrer, die mit Jugendlichen arbeiten – zum Beispiel JULEICA.

13. Politik muss transparenter werden, damit nicht über unsere Köpfe entschieden wird! Wir brauchen eine offene und nach- vollziehbare Politik, keine geheimen Verhandlungen.

14. Umweltbewusst leben heißt mehr Tierschutz, Fleischver- zehr senken, Massentierhaltung verbieten, Ressourcen sparen, Regenwald schützen.

15. Wir wünschen uns eine Kirche, die mit offenen Armen Toleranz lebt und Vielfalt nicht nur zulässt, sondern fördert.

Kirche soll ein Ort der Begegnung sein, der Mauern abbaut, anstatt sie zu errichten.

16. Reformation ist eine Haltung. Reformation ist ein Prinzip.

Reformation hält die Christentümer lebendig im Geist der Frei- heit, der sich befreit weiß, weil er in Jesus Christus gegründet ist.

17. Bildung darf nicht zum Privileg der Reichen werden! Gute Bildung muss allen, überall auf der Welt zugänglich gemacht werden!

18. Jeder Mensch dieser Welt sollte Zugang zu reinem Trink- wasser, Lebensmitteln und einer guten medizinischen Ver- sorgung haben.

19. Hallo Kirche: Mach doch Deine Gottesdienste spannen- der und kreativer! Und trau Dich, von der gewöhnlichen Li- turgie abzuweichen.

20. Jugend ist Kirche von heute und morgen – daher sollen Gottesdienste und Kirche für Jugendliche ansprechender sein.

21. Wir wünschen uns für die Kirche der Zukunft Offenheit für alle Glaubensrichtungen und Ethnien, Miteinander und Ehr- lichkeit, Individualität und Nähe zueinander, sexuelle Vielfalt und couragiertes Handeln, Hoffnung, mehr Akzeptanz, Frie- de und Toleranz.

22. Wir fordern EINE WELT: Den Ausbau von fairem Handel, um Fluchtursachen zu bekämpfen.

23. Wir fordern, dass Kirche verschiedene Angebote für jede Altersgruppe bietet. Nur so kann Kommunikation zwischen

den Generationen langfristig besser funktionieren.

24. Kirche muss offen sein für Ideen und Mut haben, sich zu verändern.

25. Wir fordern einen stimmberechtigten Jugendvertreter im Kirchenvorstand.

26. Wir fordern, dass die Würde des Menschen respektiert wird.

27. Wir fordern eine Politik für die Zukunft, nicht für die Büh- ne.

28. Wir fordern mehr Mitsprache bei Entscheidungen, die uns und unsere Arbeit betreffen, sowie eine bessere Kommunika- tion mit Hauptberuflichen, um nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

29. Es reicht nicht aus, die Jugend zu loben und sie nur anzu- hören! Die Jugend muss Stimmrecht haben!

30. Stoppt Rassismus, integriert Flüchtlinge!

31. Wir wollen, dass die Konfirmandenzeit durch die Jugend- arbeit gestaltet wird.

32. Jedes Kind sollte das Recht haben, in die Schule zu gehen.

Wenn es sich die Eltern nicht leisten können, sollte man sie unterstützen.

33. Wir fordern Gleichberechtigung und Chancengleichheit für alle.

34. Kirche braucht Räume, um sich einzubringen.

35. Wir wollen Musik im Gottesdienst nicht nur mit der Orgel, sondern mit kirchlichen Bands.

36. Wir fordern langfristige Strategien und Planungen auf al- len Ebenen.

37. Wir wünschen uns, dass jeder zu seiner Meinung und sei- nen Interessen steht und nicht nur versucht, der Mehrheit zu gefallen und sich möglichst gut anzupassen.

38. In Bildungsstätten sollte mehr über aktuelle politische The- men diskutiert werden.

39. Kirche muss dynamische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die es schaffen, Menschen zu begeistern.

40. Der Wert eines Menschen darf nicht über seine Hautfarbe oder seine Herkunft definiert werden.

41. Alle Menschen sollen willkommen sein, unabhängig von Religion, Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe.

42. Wir fordern Chancengleichheit für Menschen mit Behin- derung.

43. Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle sind endlich.

Die Regierung und die Menschheit soll daher mehr auf erneu- erbare Energien setzen.

44. Wir fordern mehr Läden, die nicht in Plastik verpacken!

45. Wir fordern die Politik auf, sich nicht von der Wirtschaft beeinflussen zu lassen.

46. Kirche muss die Möglichkeit für Diskussion, Partizipation und Dialog bieten.

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M 5/3 Der lange Weg zur Religionsfreiheit

Das Volk, welches wir heute als Türken kennen, nann- te sich früher Osmanen. Zur Zeit Luthers sah Europa sich militärisch und politisch vom sich ausdehnen- den Osmanischen Reich bedrängt. […] Von »Islam«

und »Muslimen« sprach man zur Zeit Luthers noch

Wie war diese ungeheure, nie dagewesene Bedrohung zu deuten? Was war zu tun? Das waren die Fragen, die Luther und seine Zeitgenossen bewegten. Sie erfor- derten von der Politik militärische Maßnahmen und von den christlichen Theologen eine Auseinanderset-

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© André Koehne/Furfur

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Referenzen

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