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Wirtschaft aktuell 09 / 2005 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

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Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 19. Mai 2005 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Wirtschaft aktuell

09 / 2005 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

Neue Haushaltslöcher:

Hände weg von der Mehrwertsteuer!

Die aktuelle Steuerschätzung legt die Versäumnisse der Politik offen: die erwarteten Steuerein- nahmen der öffentlichen Hand sollen drastisch geringer ausfallen als erwartet. Allein bis zum Jahr 2008 werden in den Staatskassen rund 70 Milliarden Euro fehlen! Ursache ist eine verfehlte Wirtschafts- und Steuerpolitik. Es zeigt sich: Steuergeschenke an Unternehmen und Gutverdie- ner bringen kein Wachstum und schon gar nicht neue Arbeitsplätze! Statt dessen brauchen wir eine Wachstums- und Investitionsstrategie! An der Finanzierung müssen finanziell Leistungsfä- hige - Unternehmen, Besserverdiener und Vermögende - endlich wieder angemessen beteiligt werden. Eine Mehrwertsteuererhöhung lehnt die IG Metall ab.

Steuersenkungen und wirtschaftliche Stagnation untergraben die Staatsfinan- zen

Die Konjunktur wurde mit der strikten Sparpolitik, die trotz der hohen Arbeitslosigkeit zu sinkenden Aus- gaben geführt hatte, belastet. Die Steuerreform, de- ren letzte Stufe mit der Absenkung des Spitzensteuer- satzes von 45 auf 42 Prozent in diesem Jahr in Kraft trat, kam vor allem Unternehmen und Beziehern hoher Einkommen zugute.

Das Steueraufkommen im Verhältnis zur Wirtschafts- leistung ist abgestürzt. Diese Steuerquote hat den historischen Tiefstand von 20,5 Prozent erreicht.

Dies ist im wesentlichen durch Steuergeschenke an Unternehmen verursacht worden. Sie haben Steuern

gespart, aber nicht mehr investiert. Die Wachstums- schübe sind ausgeblieben, Steuersenkungen brin- gen keine Arbeitsplätze!

Die Folge: Die Steuereinnahmen gehen zurück. Seit 2001 korrigieren die jährlichen Steuerschätzungen die prognostizierten Steuereinnahmen kräftig nach unten.

Als Ursachen werden gesehen:

• Beschäftigungsabbau, wachsende Verbreitung von Niedriglöhnen und schwache Lohnzuwächse las- sen die Lohnsteuer zurückgehen.

• Die Körperschaftssteuer kann zwar zulegen, bleibt aber auf niedrigem Niveau.

• Die Umsatzsteuer leidet unter der Binnenmarkt- schwäche und der Exportorientierung (Exporte sind umsatzsteuerfrei).

Vorstand Wirtschaft

Technologie Umwelt

527,1

508,4

535,9

468,7

492,0

510,8

493,0

511,1

473,7

453,5

487,8

471,7

456,6

501,1

445,0

2005 2006 2007 2008 2009

Quelle: Bundesministerium der Finanzen Steuerschätzung vom ....

Mai 2001

Mai 2002

Mai 2003 Mai 2004 Mai 2005

Wachstumschwäche und Steuerreform belasten öffentliche Haushalte

Ergebnisse der Steuerschätzungen in Mrd. Euro

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09/2005 Wirtschaft aktuell: Neue Haushaltslöcher - Hände weg von der Mehrwertsteuer!

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main - 19. Mai 2005 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Weitere Steuersenkungen für Unterneh- men völlig unangebracht

Vor dem Hintergrund wegbrechender Staatsfinanzen und kräftig sprudelnder Gewinne - die großen DAX-30- Unternehmen haben ihre Gewinne im ersten Quartal 2005 um 17 Prozent gesteigert! - gewinnen die steuer- politischen Beschlüsse des Job-Gipfels neue Brisanz:

• Die weitere Senkung der Körperschaftssteuer von derzeit 25 auf nur noch 19 Prozent wird die Fi- nanzprobleme verschärfen. Die Vorschläge zur Ge- genfinanzierung sind teilweise eine Luftbuchung.

• Die Erbschaftssteuer für Betriebsvermögen soll weitgehend abgeschafft werden. Obwohl Be- triebsvermögen bereits heute unverhältnismäßig begünstigt sind und keine steuerbedingten Proble- me bei Betriebsübergängen bekannt sind, beraubt sich der Staat ohne Not weiterer Einnahmen.

Es ist absurd: Eine Regierungspartei kritisiert die Aus- wüchse des Kapitalismus und die Regierung schenkt den Unternehmen Steuern - und belastet damit die öf- fentlichen Kassen.

Sparprogramme und Finanztricks lösen die Finanzprobleme nicht

Einsparungen in Phasen eines schwachen Wachstums hemmen die wirtschaftlichen Aktivitäten und begren- zen damit die Einnahmen. Eine stetige und verlässli- che Steigerung der öffentlichen Ausgaben täten dage- gen der Konjunktur gut. Sparprogramme, wie von der Opposition gefordert, machen alles noch schlimmer.

Ein Subventionsabbau, wie von Finanzminister Hans Eichel gefordert, kann nur ein Teil der Lösung sein.

Der Abbau von Steuervergünstigungen und Schlupflö- chern für Unternehmen wäre richtig! Statt dessen wer- den berechtigte Leistungen für ArbeitnehmerInnen (Steuerbefreuung von Nacht- und Feiertagszuschlä- gen) oder notwendige und sinnvolle Aufgaben des Staates immer wieder als Subventionen verunglimpft.

Solche Kürzungen lehnt die IG Metall ab!

Privatisierungen und Umbuchungstricks sind ebenfalls keine Lösung. Sie entlasten nur kurzfristig die öffentli- chen Haushalte, können aber mittel- bis langfristig der Gesellschaft teuer zu stehen kommen.

Das Gespenst der Mehrwertsteuererhö- hung geht um

Vor lauter Hilflosigkeit wird wieder eine Erhöhung der Mehrwertsteuer ins Gespräch gebracht. Zwar demen- tiert Eichel solche Pläne, doch der Sachverständigen- rat, andere Wirtschaftswissenschaftler und eine Reihe von Politikern sehen darin den Königsweg aus der Haushaltsmisere.

Die Mehrwertsteuer wird vor allem von mittleren Ein- kommen - also von Arbeitnehmerhaushalten - getra- gen. Auch Bezieher niedriger Einkommen sind davon betroffen. Sie werden allerdings geringer belastet, weil Ausgaben, die von der Mehrwertsteuer befreit sind (Miete) oder für die der halbierte Satz gilt (Grundnah- rungsmittel) einen großen Anteil der Lebenshaltungs- kosten ausmachen. Die geringste Belastung hätten Haushalte mit einem hohen Einkommen, weil die Kon- sumquote mit der Höhe des Einkommens sinkt. Das wäre ungerecht. Die IG Metall lehnt eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Stopfen der Finanzlöcher kategorisch ab!

Für eine andere Steuerpolitik

Die Regierung muss endlich aus den Fehlern der Ver- gangenheit lernen. Wäre der Anteil der Steuereinnah- men an der Wirtschaftsleistung noch so hoch wie im Jahre 2000, könnte der Staat über 65 Milliarden Euro mehr verfügen.

Die öffentliche Hand braucht wieder eine solide Finan- zierung, die Zukunftsinvestitionen in die Infrastruktur, in Bildung und Forschung ermöglicht. Der Rückzug des Staates ist eine Fehlentwicklung, die zu Stagnati- on und Arbeitslosigkeit geführt hat. Die Steuerbelas- tung muss zudem wieder an der Leistungsfähigkeit ausgerichtet werden. Starke Schultern können mehr zur Finanzierung der Gesellschaft beitragen als Schwache.

Mit dem Konzept einer solidarischen Einfachsteuer werden Steuerentlastungen für Arbeitnehmer, Ab- bau von Steuervergünstigungen für Unternehmen und eine Erhöhung der Einnahmen des Staates bei ei- nem insgesamt vereinfachten Steuerrecht erreicht.

Die solidarische Einfachsteuer als Alternative IG Metall, ver.di, Attac und eine Reihe von Wirtschaftswis- senschaftlern fordern die Einführung der „Solidarischen Einfachsteuer“. Wichtige Elemente sind:

Zur Vereinfachung des Steuersystem wird die Zahl der Einkommensarten von sieben auf fünf reduziert.

Alle Einkommensarten werden prinzipiell gleich be- steuert.

Der Eingangssteuersatz liegt bei 15, der Spit- zensteuersatz bei 45 Prozent. Dazwischen liegt ein linear-progressiver Tarifanstieg. Damit werden nied- rige und mittlere Einkommen steuerlich entlastet.

Steuerliche Ausnahmetatbestände für Unternehmen werden reduziert, Steuerschlupflöcher geschlossen.

Veräußerungsgewinne werden wieder voll versteuert

Die Vermögenssteuer wird auf einer realistischen Grundlage wieder eingesetzt, die Erbschaftssteuer wird gestärkt.

Die Kommunalfinanzen werden mit einer Gemeinde- wirtschaftsteuer gestärkt

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