• Keine Ergebnisse gefunden

Glykoprotein-Isolierung aus dem Magensekret

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Glykoprotein-Isolierung aus dem Magensekret"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

80 Kühn u. Weicker: Glykoprotein-Isolierung aus dem Magensekret Z. klin. Chem. u. klin. Biochem.

8. Jg., S. 80—84, Januar 1970

Glykoprotein-Isolierung aus dem Magensekret

1

)

Von D. KÜHN und H. WEICKER

Aus der S. J. Thannhauser-Abteilung für Stoffwechseluntersuchungen t

(Vorstand: Prof. Dr. H. Weicker) der Medizinischen Universitäts-Poliklinik Heidelberg (Komm. Direktor: Prof. Dr. E. Kühn)

(Eingegangen am 4. September 1969)

Die Zuckerkomponenten und der Proteinanteil des Magenschleims und Magensaftes wurden im nicht-dialysierbaren, lyophilisierten Material untersucht. Aus der Ausgangssubstanz des Magensaftes konnte durch Phenol-Wasser-Extraktion und Sephadex-Gel-Filtration ein neuraminsäurereiches, fucosehaltiges Glykoproteingemisch isoliert werden. Die Sekretion und die chemische Zusammensetzung dieser Glykoproteine wird, wie vergleichende Untersuchungen im Basalsekret und nach Stimulation der Magensäüresekretion erkennen lassen, durch vermehrt vorhandene Säure nicht beeinflußt. Es wird diskutiert, daß derartige Untersuchungen an den Glykoproteinen des Magensekretes zur Klärung noch offener Fragen bei der Ulcus-Entstehung beitragen können.

The isolation of glycoprotein from gastric secretion

The sugar and protein components were studied in the non-dialysable, lyophilised material from the gastric mucus and gastric juice. A neuraminic acid-rich, fucose-containing glycoprotein mixture was isokted from the starting material of the gastric juice by phenol-water extraction and Sephadex gel filtration. Comparative studies with the basal secretion and after stimulation of the gastric acid secretion showed that the secretion and chemical composition of this glycoprotein is not influenced by increased amounts of acid in the stomach.

It is suggested that such studies on the glycoproteins of the gastric secretion can aid the investigation of unsolved problems of the origin of ulcers.

Die großmolekularen, nicht-dialysierbaren Schleimsub- stanzen des Magensekretes entstammen verschiedenen"JT Zellen der Magenschleimhaut (Cardia-, Fundus- und Pyloruszellen) (1). Man unter scheidet nach WEBSTER und KOMAROV (2) zwischen dem sichtbaren sehr viskosen Magehschleim und denjenigen Schleimsubstanzen, die gelöst im Magensaft vorliegen, aus dem sie mit Hilfe von Zentrifugation und Filtration nur teilweise entfernt werden können. Hinsichtlich ihrer Funktion ist zu unter- scheiden zwischen ihren biologischen Aufgaben als Enzyme und ihrer Bedeutung als Mucosaschutz. Die Schutzfunktion gegenüber chemischen (Salzsäure und Pepsin) und mechanischen Einwirkungen (Speisen, Peristaltik) erfüllen diese Substanzen durch ihre beson- deren physiko-chemischen und chemischen Eigenschaf- ten. So verhindert die große Klebfähigkeit des Magen- schleims (3,4) eine zu schnelle Loslösung von der Unterfläche auf mechanischem Wege, die zwischen den einzelnen Molekülen wirkenden Kohäsionskräfte ge- währleisten eine geschlossene Schleimschicht (5) und bestimmen die hohe Viskosität des Magenschleims.

Diese ist vom pH abhängig. Sie ist am größten bei pH 4,6 und fällt zur sauren und alkalischen Seite hin ab (5—9). Die Widerstandskraft der großmolekularen koh- lenhydratreichen Proteine im Magensekret gegenüber der Einwirkung von Pepsin und Salzsäure (10) scheint der Grund dafür zu sein, daß unter normalen Bedingun- gen keine Andauung der Magenwand stattfindet.

Seit langem wird vermutet, daß quantitative und qualita- tive Änderungen der Schleimsubstanzen bei der Ent- stehung von Magenwandläsionen 'eine Rolle spielen

x) Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

können. Eine gewisse Bestätigung erbrachten neuere tierexperimentelle Untersuchungen (10—15). In Modell- versuchen konnten unter Verwendung von ulcuserzeü- genden bzw. ulcusfordernden Pharmaka wie z. B.

Phenylbutazon, Indomethazin und Cortison Änderun- gen der Schleimzusammensetzung im Magensekret nach- gewiesen werden.

Ziel unserer Untersuchungen war, festzustellen, ob der- artige Befunde auch beim Menschen zu erheben sind.

Um dies zu klären, mußte zunächst eine entsprechende Versuchsanordnung zur quantitativen Erfassung und qualitativen Charakterisierung der großmolekularen, nicht-dialysierbaren Substanzen im Magensekret ausge- arbeitet werden. Zweitens sollte festgestellt werden, ob Unterschiede zwischen den großmolekularen Substanzen des Magensaftes und denen des Magenschleims bestehen und schließlich interessierte für die klinischen Frage- stellungen, ob die Stimulation der Säuresekretion einen Einfluß auf die Zusammensetzung der großmolekularen Substanzen hat. Hierzu wurden die Analysenergebnisse des Basalsekretes mit denen des Sekretes nach Stimula- tion der Säuresekretion verglichen.

Material und Methoden

Gewinnung der Ausgangssubstanz

Das Magensekret wurde beim nüchternen Patienten in typischer Weise durch eine dünne Sonde gewonnen, deren regelrechte Lage röntgenologisch überprüft wurde. Nach Verwerfen des Nüchtern- sekrets wurde zunächst für 30 Min. Basalsekret in 2 Portionen aspiriert. Anschließend erfolgte die Stimulation der Säurese- kretion mit einer Histalog-Standarddosis von 50mg Betazol2).

2) Betazol = 3-^Aminoäthylpyrazoldihydrochlorid Eli Lilly GmbH., Gießen.

Z. klin; Chem. u. klin. Biochem. / 8. Jahrg. 1970 / Heft.l

(2)

Kühn u. Weicker: Glykoprotein-Isolierung aus dem Magensckret 81 Im Abstand von 15 Min. wurden insgesamt 3 Fraktionen ge-

wonnen. Bei Gallerückfluß oder Blutbeimengungen wurde der Versuch abgebrochen. Die weitere Aufbereitung der nicht- dialysicrbaren Ausgangssubstanzen des Magensaftes und Magen- schleims erfolgte getrennt nach Basalsekret und dem Material nach Stimulation in folgender Weise (vgl. Schema 1): Nach Auf-

Schema l

Gewinnung der Ausgangssubstanzen des Magenschleims und des Magensaftes

Magensekret Titration, pH-Bestimmung

i

Zentrifugation

l

Magenschleim

•f Filterrückstand Dialyse

I

Gefriertrocknung

1

Magenschleim-

I

Analysen

Magensaft

i

1

Druckfiltration Neutralisation

1

des Filtrats Dialyse

i

1

Gefriertrocknung 1 Ausgangssubstanz

für Analyse

fangen der einzelnen Proben in mit Trockeneis gekühlte Gefäße wurde das Material nach Beendigung des Versuchs bis maximal 6° aufgetaut und der sichtbare viskose Schleim abzentrifugiert.

Dabei läßt sich der gering viskose Magensaft vom Schleim am Boden des Glases gut abtrennen. Die noch im Magensaft ver- bliebenen Schleimbeimengungen, die durch Zentrifugation nicht entfernt werden konnten, wurden mit Hilfe von Membran- filtern abgetrennt (Membranfilter und Druckfiltrationsgerät der Fa. Sartorius, Göttingen. Filterdurchmesser: 100mm, Filtertyp:

SM 11304). Der abzentrifugierte Magenschleim wurde mit den Rückständen auf den Membranfiltern vereinigt, erschöpfend gegen fließendes Wasser und dest. Wasser dialysiert und anschließend lyophilisiert. Es gelang nicht, den Magenschleim völlig von Zelldetritus zu befreien, wie mikroskopische Kontrollunter- suchungen zeigten. Mengenmäßig dürften diese jedoch keine wesentliche Rolle spielen.

Der nach · Druckfiltration gewonnene, wasserklare Magensaft wurde sofort mit O,!N NaOH auf pH 7,0 eingestellt, anschließend dialysiert und lyophilisiert. Die Aufbereitung bis zur Neutrali- sation wurde bei 6° vorgenommen. Die Gewichte der nicht- dialysierbaren Substanzen des Magensaftes und Magenschleims wurden nach Gefriertrocknung und zusätzlicher Trocknung im Exsikkator festgelegt.

Isolierung der Glykoproteine aus dem Magensaft Versuche, diese Isolierung mit Hufe der Sephadex-Gel-Filtration aus der Ausgangssubstanz direkt vorzunehmen, scheiterten an der ungenügenden Löslichkeit. Wir führten daher zunächst eine Phenol-WasserJBxtraktion (16) der Glykoproteine durch, wie sie von KLENK und UHLENBRUCK: (17) und UHLENBRUCK und SCHMIDT (18) zur Darstellung der Glykoproteine aus. dem Ery-

throcytenstroma und von LAMBOTTE und UHLENBRUCK. (19) aus Amnionflüssigkeit angegeben wurde.

50 mg der nicht-dialysierbaren Substanz des Magensaftes wurden in 20 m/ 0,9proz. NaCl-Lösung gelöst, kräftig geschüttelt und anschließend mit 20 m/ 90proz. Phenol-Lösung versetzt. Phenol- cndkonzentration also 45%. Nach Schütteln und Zentrifugation während einer Stunde bildet sich ein Dreiphasensystem aus. Nach Abhebern und Dialyse sind die Glykoproteine in der Wasser- und Zwischenphase nachweisbar. Die nach Dialyse und Lyophili- sierung schneeweiße Substanz ist gut wasserlöslich, so daß nun- mehr gute Voraussetzungen für eine nachfolgende Sephadex-Gel- Filtration bestehen, die wir mit Sephadex G 100 durchführten.

Hinsichtlich der Trennergebnisse brachten auch die Typen G 150 und G 200 keine besseren Ergebnisse. Abbildung l zeigt ein mit G 100 gewonnenes Kurvenbild.

Chemische Untersuchungen

Bestimmung der Säuresekretion und pH-Messung

Vom Basalsekret und der während der Stimulation gewonnenen Gesamtmenge wurden jeweils 5 m/ zur Titration mit O,!N NaOH gegen einen Mischindikator (Neutralrot-Methylenblau) mit Umschlagpunkt bei pH 7,0 entnommen. Die Säuremenge wurde als mVal/Std. berechnet. Der pH-Wert des Magensaftes wurde mit einer Glaselektrode bestimmt (pH-Meter der Fa. Pusel, München).

Untersuchungen der Kohlenhydratkomponenten

Die dünnschichtchromatographische Zuckerdifferenzierung er- folgte auf Celluloseplatten (DC-Fertigplatte, Merck AG, Darm- stadt) nach dem von GRÄSSLIN und WEICKER (20) angegebenen Verfahren. Die Methylpentose Fucose wurde nach DISCHE und SHETTLES (21) und die Hexosen nach WINZLER (22) mit der Orcin- Schwefelsäuremethode bestimmt. Die Hexosaminbestimmung erfolgte nach CESSI und PILLIEGO (23). Die Neuraminsäure wurde als N-Acetyl-neuraminsäure nach SVENNERHOLM (24) bestimmt.

Bestimmung des Proteinanteils

Die Gesamtstickstoffbestimmung erfolgte nach KJELDAHL. Bei der Berechnung des Proteinwertes wurde der Stickstoffanteil des Hexosamins und der N-Acetyl-neuraminsäure in Abzug gebracht.

Ergebnisse

Wie aus den Werten der Tabelle l hervorgeht, bestehen die nicht-dialysierbaren Ausgangssubstanzen des Magen- saftes zu einem großen Teil aus zuckerreichen Glyko- ptoteinen. Im Basalsekret (Tab. l a) wurden durch- schnittlich 3,1% N-Acetyl-neuraminsäure; 6,2% Fucose;

20,5% Hexosen; 15,0% Hexosamin gefunden. Die Ge- samtkohlenhydrate betrugen durchschnittlich 41,7%, der Proteinanteil 48,9%. Die entsprechenden Untersuchun- gen im Magensaft nach Stimulation mit Histalog (Tab. Ib) zeigten 3,2% N-Acetyl-neuraminsäure; 5,3%

Fucose; 19,6% Hexosen; 12,5% Hexosamin; 37,7%

Gesamtkohlenhydrate und 50,5% Protein. Infolge der Stimulation ist also ein leichter Abfall der Fucose- und Hexosaminwerte festzustellen. Die N-Acetyl-neuramin- säure und Hexosen sind unverändert, der Proteinwert geringfügig höher. Berücksichtigt man jedoch die relativ breite Streuung um den angegebenen Mittelwert, so ist der Schluß erlaubt, daß die Stimulation der Säuresekre- tion auf die prozentuale Zusammensetzung der Aus- gangssubstanzen im Magensaft zu keiner wesentlichen Änderung führt,

U

(3)

82 Kühn u. Weicker: Glykoprotein-Isolierung aus dem Magensekret Tab. l

Prozentuale Kohlenhydratzusammensetzung und Proteinwert (P.) des Magensaftes im Basalsekret (a) und nach Stimulation (b)

= N-Acetyl-neuraminsäure, KH «= Kohlenhydrate Pat. a.

U

S. D.

C. H.

S. W.

M. E.

G. H.

F. A.

E. E.

D. F.

R. J.

L. E.

F. K.

D. H.

0. P.

B. F.

X

NANA 2,52,5 0,7 3,53,1 2,5 5,98,5 3,51,1 0,83,9 2\22,9 3,1

Fucose 3,96,5 7,5 10^24,2 6 0 4,45,2 7,95,4 6,67,2 6,'9 6,2

Hexosen 19,216,1 26,7 22,817,6 18,3 22,221,2 23,318,2 26,520,8 20,213,5 20,5

Hexosamin 13,09,3 21,1 19,314,3 12,4 25,2121 20,413,6 24,88,8 9,66,4 15,0

Gesamt-KH 29,837,9 52,0 5ÖJ37,1 36,2 55,5 44,444,4 42,455,4 27,127,6 33,0 41,7

P. b.

52,443,6 42,1 47^458,4 55,3 38,1 50,045,6 47,440,0 55,756,8 52,0 48,9

NANA 2,83,2 2,41,6 1,6 3,1 636,2 2,33,8 3,2 2,62,8 3,2

Fucose 7,37,7 6,67,5 3,1 3,5 4,14,6 5,66,2 4,3 4,55,4 5,3

Hexosen 24,922,5 22,930;5

9,6 14,0 22,519,4 20,320,0 14,5 16,717,1 19,6

Hexosamin 16,913,2 18,315,5

9,3 f -*~8,7 18,310,3 11,816,5

9,5 7,06,8 12,5

Gesamt-KH 42,148,8 43,051,3 22,1 27,6 49,438,0 38,741,9 29,4 29,629,4 37,7

P.

53,6431 45,646,5 52,0 52,5 45,056,9 52,852J4 50,9 48,857,0 50,5

Die im Basalsekret festgestellten Säurewerte lagen durch- schnittlich bei 3, 3 mVal/Std. mit einer Streubreite von 1,0—7,8 mVal/Std. Im Mittel wurde ein pH von 2,9 ge- messen (1,8—6,8). Erwartungsgemäß stiegen die Säure- werte nach Stimulation an. Diese ergaben durchschnitt- lich 9,3 mVal/Std. (6,1—18,9). Der mittlere pH-Wert betrug 1,7 (1,4—2,3).

Die Analysen, der Ausgangssubstanzen im Magenschleim im Basalsekret (Tab. 2a) erbrachten 2,6% N-Acetyl- neuraminsäure; 7,5% Fucose; 27,5% Hexosen; 19,0%

Hexosamin; 52,9% Gesamtkohlenhydrate des Magen- schleims und 38,4% Protein. Vergleicht man den Ge- samtkohlenhydratgehalt des Magensaftes mit dem des Magenschleims, so ergibt sich im Schleim ein deut- lich höherer Wert. Die Relation Gesamt-Kohlen- hydrate: Protein beträgt l: 0,7, während diese im Magen- saft bei l: l liegt, was hauptsächlich durch den größeren Gehalt an Hexosamin und Fucose im Magenschleim hervorgerufen wird. Der N-Acetyl-neuraminsäure-Ge- halt liegt im Magensaft höher als im Magenschleim. Das Verhältnis von N-Acetyl-Neuraminsäure: Fucose beträgt im Magensaft 1:2 und im Magenschleim 1:2,9. Insge- samt hat auch hier die vorgenommene Stimulation kei- nen wesentlichen Einfluß auf die prozentuale Zusammen- setzung des Magenschleims. Mit Ausnahme der N- Acetyl-neuraminsäure sind die übrigen Zucker nach der Stimulation nur geringfügig erhöht. Das Verhältnis von N-Acetyl-neuraminsäure:Fucose beträgt in beiden Fäl-

len 1:2,8. Nach Stimulation ergaben sich im Magen- schleim folgende Durchschnittswerte (Tab. 2b): 2,9%

N-Acetyl-neuraminsäure; 8,2% Fucose; 29,9% Hexo- sen; 18,8% Hexosamin; 55,7% Gesamtkohlenhydrate und 35,1% Proteine.

Im Basalsekret betrug das Volumen des Magensaftes entsprechend den auf Tab. 3 a aufgeführten Einzel werten durchschnittlich 38,0 m//30 Min., das Gewicht der Aus- gangssubstanz lag bei 23,7 mg/30 Min., die Konzentra- tion betrug 70,2 mg/100 m/. Wie aus den auf Tab. 3b angegebenen Einzelwerten ersichtlich ist, steigt unter der Stimulation das Volumen erwartungsgemäß an, während das Gewicht und die Konzentration der nicht- dialysierbaren Ausgangssubstanzen ein gleiches Ver- halten nicht erkennen lassen. Im Durchschnitt betrug nach Stimulation das Volumen 195,1 ml/120 Min., das Gewicht der Ausgangssubstanz 103,2 mg/120 Min. und dessen Konzentration 53,3 mg/100 m/. Vergleicht man die Konzentration der Ausgangssubstanz im Basalsekret mit derjenigen nach Stimulation, so zeigt sich ein Abfall von 24,1%. Es ist also hinsichtlich der nicht-dialysier- baren Substanzen eine Verdünnung des Magensaftes unter der Stimulation eingetreten bei gleichbleibender prozentualer Kohlenhydratzusammensetzung wie oben angegeben.

Aus dem Ausgangsmateriäl des Magensaftes konnten wir durch Phenol-Wasser-Extraktion und nachfolgende Sephadex-Gel-Filtration (vgl. Abb. 1) ein neuramin-

Pat. a.

U.

S. D.

C. H.

S. W.

M. E.

I. H.

F. A.

E. E.

D. F.

R. I.

L. E.

F. K.

D. H.

0. P.

B. F.

X

NANA 3,31,3 0,4 3,32,1 3,2

l·!

5,76,0 2,22,0 0,92,3 2,41,8 2,6

Fucose 9,38,7 6,8 11,48,0 4,18.6 6,87,9 8,96,6 4,86,3 6,57,5 7,5

Hexosen 31,028,1 20,2 25,935,9 29,923,8 26,329,1 31,235,0 25,019,7 20,430,9 27,5

NANA = Hexosamin

19,619,7 22,5 22,617,7 23,58,3 26,814,7 25,823,5 21711,9 16,710,7 19,0

N-Acetyl-Neuraminsäure, KH = Gesamt-KH

56,655,3 46,5 52,664,6 37,459,4 53,862,2 67,560,0 36,350,8 42,247,8 52,9

P.

43,027,8 42,8 35,733,7 32,853,2 34332,4 21,638,2 37,857,5 44,441,4 38,4

b. NANA 2,51,7 0,81,0 1,9 2,67,5

sie

2,6 2,6 3,32,3 3,1 2,9

Kohlenhydrate Fucose

10,594 1018,5 6,7 5,27,0 12,37,3 8,7 5,87,0 S,2 8,2

Hexosen 30,029,9 25,131,4 27,5 27,931,4 32,829,7 35,6 27,525,7 34,3 29,9

Hexosamin 27,022,0 15,'816,9 15,7 . 14,6 18,0162 21,031,3 11,918,1 15,9 18,8

Gesamt-KH 63,959,2 48,252,3 . 48,5 47,760,4 59,558,5 73,9 45,649,6 57,4 55,7

P.

34,328,5 40,037,7 43,6 42,9291 31,829,0

2i;4

48,1413 31,4 35,1

Z. klin. Chem. u. klin. Biochem. / 8. Jahrg. 1970 / Heft l

(4)

Kühn u. Weicker: Glykoprotein-Isolierung aus dem Magensekret 83 Tab. 3

Magensaftvolumina, Gewichte und Konzentration der nicht-dialysierbaren Ausgangssubstanzen im Basalsekret (a) und nach Stimulation (b) Pat. a, m//30Min. Gewicht (mg) mg/100 ml b. m//120Min. Gewicht (mg) mg/100 ml

T. I.

B. K.

S. D.

C. H.

S. W.

M. E.

J. H.

T. A.

E. E.

D. F.

R. J.

L. E.

F. K.

D. H.

O. P.

B. F.

X

4034 36 6624 50 46*60 2618 4624 4022 (18,0—66,0)38,0

3432 18 3216 37 2616 2419 2513 25 (13,0—37,0)23,7

8594 50 4867 64

Ts

27 100133 7928 11362 (27,0—133,0)70,2

260180 170100 205 190248 220170 160 210200 224 195,1 (100—260)

156,9 175,0 70,268,0 152,5 83,061,9 144,070,2 82,5 92,353,7 130,9 103,2 (53,7—175,0)

60,097,0 41,068,0 74,0 41,025,0 41,066,0 51,0 44,026,0 59,0 (25—97)53,3

säurereiches, fucosehaltiges Glykoproteingemisch fol- gender Zusammensetzung isolieren: 7,2% N-Acetyl- neuraminsäure; 9,2% Fucose; 24,8% Hexosen; 15,5%

Hexosamin; 54,1% Gesamtkohlenhydrate und 41,9%

3Z 80 120

Eluaf [ml} — 19Z Abb. l

Elutionsdiagramm. Reinigung des isolierten Glykoproteingemisches an Sephadex G 100. Elutionsmittel: Wasser; Säulendurchmesser:

3 cm; Gelhöhe 35 cm

Tesf Th

FI La

FI Seh

FI

Fuc

Sal ; ·~'{ '.-.

Abb. 2

säure/Wasser - 8:6:3:3 (v/v) Laufzeit 5 Stdn., zweimalige Ent- wicklung. Detektion mit Anilinhydrogenphthalat. Isoliertes Glyko-

proteingemisch von 3 Patienten (Th., La., Seh.)

Zuckertest links: Fuc - Fucose, Xyl - Xylose, Arab - Arabinose, Man « Mannose, Gal « Galaktose

Protein. Die dünnschichtchromatographische Unter- suchung (Abb. 2) zeigt, daß dieses Glykoprotein Fucose, Mannose und Galaktose enthält. Glucose konnten wir nicht nachweisen, ebenso keine Xylose und Arabinose.

Eine weitere Auftrennung dieses Glykoproteins gelang nicht. Bei der Zonenelektrophorese auf Membranfolien wanderten die Glykoproteine kaum, in der Disk-Elektro- phorese mit Standardgel (7,5%) blieben die Substanzen am Startpunkt liegen infolge des großen Molekular- gewichtes, bei Gelverdünnungen (5%) konnte eine Wanderung von etwa 1,5 cm beobachtet werden. Die Anfärbung mit Amidoschwarz war wegen des relativ geringen Proteinanteils nur wenig deutlich, dagegen zeigte sich bei der PAS-Färbung entsprechend dem hohen Kohlenhydratgehalt eine intensive Farbe. Dieses Glykoproteingemisch war auch mit Sephadex G 200 nicht weiter zu trennen. Bei der immunologischen Testung mit bekannten Antiseren fanden wir keine Präzipitation.

Die qualitative Kohlenhydratzusammensetzung des Ma- genschleims ist mit der des Magensaftes identisch. Aller- dings liegt der Gesamtkohlenhydratgehalt hier höher (52,9%) als im Magensaft (41,7%), was hauptsächlich durch den höheren Gehalt an Hexosen und Hexosamin bedingt ist. Aus der Ausgangssubstanz des Magen- schleims konnten wir die Glykoproteine durch Phenol- Wasser-Extraktion bisher nicht isolieren, so daß auch eine Sephadex-Gel-Filtration wegen der hohen Viskosi- tät des Magenschleims nicht vorgenommen werden konnte.

Diskussion

Unsere Ergebnisse zeigen, daß die im Magensekret vor- kommenden großmolekularen, nicht dialysierbaren Sub- stanzen, gleichgültig, ob sie gelöst im Magensaft oder in Form des typischen Magenschleims vorliegen, haupt- sächlich kohlenhydratreiche Glykoproteine sind. Wie die Analysenergebnisse des aus dem Magensaft isolierten Glykoproteingemisches erkennen lassen, sind sowohl fucosehaltige als auch neuraminsäurehaltige Glyko- proteine vorhanden, deren Molekulargewicht größer als 300000 sein muß, da die Substanzen auch bei Verwen- dung von Sephadex G 200 fast mit der Front eluiert

(5)

84 Kühn u. Weicker: Glykoprotein-Isolicrung aus dem Magensekret werden. Es ergeben sich für diese Glykoproteine gewisse

Beziehungen zu anderen Glykoprotein-Präparationendes Intestinal- und Respirationstraktes sowie des Bindege- webes (25), deren Reindarstellung allerdings bislang kaum gelungen ist und die unter der wenig exakten Be- zeichnung „Mucoide" zusammengefaßt werden. Die von GLASS und Mitarbeitern (26) angegebenen „Muco- proteosen", die chemisch ebenfalls nicht homogen sind, weisen zwar, wie unsere Präparationen, einen hohen Kohlenhydratgehalt auf, der Neuraminsäurewert liegt aber unter dem des von uns isolierten Glykoprotein- komplexes. Die Sekretion und die chemische Zusammen- setzung dieser Glykoproteine wird, wie vergleichende Untersuchungen im Basalsekret und nach Stimulation der Magensekretion erkennen lassen, durch vermehrt vorhandene Säure wenig beeinflußt.

Der im Magensaft nach Stimulation zu beobachtende leichte Konzentrationsabfall der Glykoproteine zeigt an, daß das verwandte Stimulans selektiv die säurebildenden, nicht aber die schleimproduzierenden Zellen stimuliert.

Die an den Ausgangssubstanzen festgestellte Kohlen- hydratzusammensetzung zeigt hinsichtlich der qualita- tiven Befundevgute Übereinstimmung mit den u. a. von GLASS und Mitarbeitern (27); Hos KINS und ZSCHAMEK (28) sowie WALDRON-EDWARD und SKORYNA (29) mit- geteilten Ergebnissen. Allerdings lagen die Kohlen- hydratwerte durchschnittlich in unserem Material höher, was möglicherweise auf die unterschiedlichen Aufbe-

reitungsmethoden zurückzuführen ist. Entgegen ande- ren Angaben (30, 31) konnten wir keine Glucose nach- weisen. Das Vorkommen dieses Zuckers als Bestandteil der Glykoproteine des Magensekrets ist nach HORO- WITZ (32) durchaus nicht gesichert.

Neben einer Verminderung der Schleimbildung wurden auch qualitative Änderungen der schleimbildenden Gly- koproteine des Magensekrets aufgrund neuerer tier- experimenteller Untersuchungen (10—15) in Zusammen- hang mit der Entstehung von Magen-Darm-Ulcera unter Verabfolgung von Antirheumatica und Cortison- Derivaten angenommen.

Die hier dargelegten Befunde sollen zunächst bei einem Kollektiv magengesunder Patienten die grund- sätzlichen Untersuchungsmöglichkeiten der Glykopro- teine des Magensaftes und Magenschleims aufzeigen, mit deren Hilfe quantitative und qualitative Aussagen über die im Magensekret enthaltenen Glykoproteirie möglich sind. Mit dieser Untersuchungsmethode konnten wir durch Vergleichsuntersuchungen bei Verabfolgung von Cortison-Derivaten quantitative und qualitative Ände- rungen der Glykoproteinzusammensetzung, auch beim Menschen finden, die weitere Hinweise auf die Genese des sog. Steroidulcus erbrachten. Hierüber soll an ande- rer Stelle berichtet werden.

Für ihre zuverlässige technische Assistenz danken wir Frau RENATE ACKERMANN.

Literatur 1. CUMMINGS, A. J., Applied anatomy and physiology of the stomage in: Gastroenterology, Vol. I ed. by H. L. Bockus, W. B.

Saunders, Philadelphia-London (1966). — 2. WEBSTER, D. R. und S.A. KOMAROV, J. biol. Chemistry 96,113 (1932). — 3-BucHER, R., Dtsch. Z. Chii.236, 505 (1932).—4.BucHER,R.,Dtsch. Z. Chir. 247, 603 (1936). — 5. HOLLANDER, F., Arch. Int. Med., Chicago 93, 107 (1954). — 6. HEATLEY, N. G., Gastroenterology, Baltimore 37, 304 (1959). — 7. HEATLEY, N. G., Gastroenterology, Baltimore 37, 313 (1959). — 8. JANOWITZ, H. D. und F. HOLLANDER, F., Gastro- enterology, Baltimore 26, 582 (1954). — 9. WADA, T., Japan.

J. Med. /, 293 (1962). — 10. MENGUY, R. und L. DESBAILLETS, Gastroenterology, Baltimore 54, 1257 (1968). — 11. MENGUY, R.

und Y. F. MASTERS, Surgery, S. Louis 54, 19 (1963). —12. MEN- GUY, R. und Y. F. MASTERS, Surg. Gyn. Obstetr. 120, 92 (1965). — 13. MENGUY, R. und L. DESBAILLETS, Amer. J. Digest. Dis. 12, 862 (1967). — 14. ROBERT, A., I. E. NEZAMIS und R. B. BAYER, Fed. Proc. 22, 663 (1963). — 15. ROBERT, A. und I. E. NEZAMIS, Proc. Soc. exp. Biol. Med. 114, 545 (1963). —16. WESTPHAL, O., O. LÜDERITZ und F. BISTER, Z. Naturforsch. 76, 148 (1952). — 17. KLENK, E. und G. UHLENBRUCK, Hoppe-Seyler's Z. physiol.

Chem. 319, 151 (1960). — 18. UHLENBRUCK, G. und D. O.

SCHMID, Z. Immunit.forsch. Jena 123, 466 (1962). — 19. LAM- BOTTE, R. und G. UHLENBRUCK, Nature, London 212, 290 (1966).

20. GRÄSSLIN, D. und H. WEICKER, Clin. Chim. Acta, Amsterdam 21, 15 (1968). — 21. DISCHE, Z. und L. B. SHETTLES, J. biol.

Chemistry 175, 595 (1948). — 22. WINZLER, R. J., Meth. Bio- chem. Analysis, 2, 279 (1955). — 23. CESSI, C. und F. PILIEGO, Biochem. J. 77, 508 (1960). — 24. SVENNERHOLM, L., Biochim.

biophysica, Amsterdam Acta 14, 604 (1957). — 25. BUDDECKE, E., Miscellaneous Glycoproteins. In: Glycoproteins, their compo- sition, structure and function Ed. by A. Gottschalk-Elsevier Pub.

Comp. Amsterdam, London, New York (1966). — 26. GLASS, G. B. J. und BOYD, L. J. Gastroenterology, Baltimore 12, 835 (1949). — 27. GLASS, G. B. J., M. RICH und L. STEPHANSON, Gastroenterology, Baltimore 34, 598 (1958), — 28. HOSKINS, L. E.

und N. ZCHAMEK, Ann. N. Y. Acad. Sei. 106, 278 (1963). — 29.

WALDRON-EDWARD, D. und ST. C. SKORYNA, Proc. Soc. exp. Biol.

Med. 116, 794 (1964). — 30. PREISSER, F., G. BERG und N. HEN- NING, Z. Gastroenterol. 2, 155 (1963). — 31. SCHRÄGER, J., Gut 201, 702 (1964). — 32. HOROWITZ, M. J., Ann. N. Y. Acad. Sei.

140, 784 (1967).

Priv.-Doz. Dr. med. D. Kühn Professor Dr. med.H. Weicker 69 Heidelberg

Hospitalstr. 3

Z. klin. Chem. u. klin. Biochem. / 8. Jahrg. 1970 / Heft l

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Es wäre auch anders gegangen: Am 31.7.2000 hatte das Verwaltungsbericht Frankfurt/Main den Sofortvollzug für den Bau einer Termoselect-Anlage in Hanau aufgehoben, da

Denn die Mikroalge – einige der wenigen, die für uns essbar sind – hat einen immens hohen Gehalt an Eiweiß.. Davon liefert sie mit rund 60

Jedoch sei betont, dass das Verwerfen eines Vorlaufs keine freie Wahl des Filters erlaubt, sondern die Bedingung unter 2(E) eingehalten werden muss. Robustheit: Einfluss der Grösse

Ist so viel Salz da, dass das Wasser es nicht mehr aufnehmen kann, bleiben die Salzkristalle bestehen und sammeln sich am Bo- den, wenn man zu rühren

Phenol was pre- sent in the reaction mixture as the sole carbon and energy source, and its decomposition was followed in repeated batch degradation experiments..

How- ever, in our hands, immobilization of Aspergillus awamori cells in a hybrid sol-gel matrix with chi- tosan resulted in a performance better than that of free cells in

Previously, we reported that FKBP23 specifically binds to BiP, the main protein of the molecular chaperone Hsp70 in ER lumen, and the binding is interrelated with the Ca

Beim Zubereiten von Tee lösen sich die Aromastoffe des Teeblattes in Wasser. Man spricht von einem Auszug. Der Fachbegriff für die in Wasser gelösten Aromastoffe lautet Extrakt.