• Keine Ergebnisse gefunden

Die Ursache hierfür liegt in den Standard¬ werken, der Grammatik und dem Wörterbuch von Friedrich Schult¬ hess'

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die Ursache hierfür liegt in den Standard¬ werken, der Grammatik und dem Wörterbuch von Friedrich Schult¬ hess'"

Copied!
7
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DIE ÜBERLIEFERUNGSSTUFEN DES

CHRISTLICH-PALÄSTINISCHEN ARAMÄISCH*

Von Christa Müller-Kessler, Berlin

Das Thema ,,Die Überlieferungsstufen des christlich-palästinischen Ara¬

mäisch" bedarf einiger Vorbemerkungen. In der wissenschaftlichen Litera¬

tur zum CPA finden sich immer wieder erhebliche inhaltlich-chronologische

Unzulänglichkeiten, wenn Einzelfragen zur Grammatik oder zum Lexikon

dieses Dialektes erörtert werden. Die Ursache hierfür liegt in den Standard¬

werken, der Grammatik und dem Wörterbuch von Friedrich Schult¬

hess'; denn bis auf wenige Ausnahmen sind ihnen fast überhaupt keine

exakteren Hinweise zu entnehmen, welcher Sprachschicht jeweils die diver¬

sen Belegzitate zuzuordnen sind. Jedoch ist es gerade diese Information, die

hilft, den Stellenwert der einzelnen Belege einzuschätzen.

Viel zu selten findet so Berücksichtigung, daß für das CPA zwei deutlich

verschiedene schriftliche Überlieferungsperioden vorliegen.

Zum einen ist dies die Periode des noch lebenden Dialektes, die ca. vom 5.

bis zum 8. Jh. n. Chr. reicht. Chronologisch am wichtigsten, jedoch wegen

ihrer extremen Kürze sprachlich leider weniger ergiebig, ist eine größere An¬

zahl epigraphischer Zeugnisse, darunter Inschriften, die sich aufgrund ihrer

Fundorte — byzantinische Klöster, Kirchen und Friedhöfe — teilweise exakt

datieren lassen. Besonders hervorzuheben wären hierzu die Inschrift aus der

St. Georgs-Kirche in Hirbet el-Muhayyat am Berge Nebo (535/36 n. Chr.)

mit den drei Worten <nyh swzb> UawXa"^ (Sä'öla hier in griechisch geschrie¬

ben, wobei der Palato-Alveolar im Griechischen mit Sigma wiedergegeben

wird) ,, schenke Sä'öla Ruhe und rette (ihn)"; die Mosaikinschrift aus Neil'

Wadi in 'Ayün Müsa', ebenfalls am Berge Nebo gelegen, die gleichzeitig mit

einer dort entdeckten griechischen Medailloninschrift in den Beginn des 6.

Jh.s n. Chr. eingeordnet werden kann. Durch einen erfreulichen Neufund

wurde in den Überresten einer byzantinischen Kirche in 'Evron, südlich von

Nahariya gelegen, eine Mosaikinschrift freigelegt, für die sich nun als das äl-

* Der Behrag wurde um Fußnoten und kleinere Änderungen erweitert.

' Friedrich Schulthess: Grammatik des Chrisdich-Palästinischen Ara¬

mäisch. Enno Littmann (Hrsg.). Tübingen 1924; idem: Lexicon Syro¬

palaestinum. Berlin 1903.

- J. T. Milik: Notes d'epigraphie et de topographic jordaniennes. In: Li¬

ber Annuus. Studium Biblicum Franciscanum 10 (1959/60), S. 159—160

u. Abb. 5.

' Cf . E. Puech : L 'inscription christo-palestinienne d' 'Ayoun Mousa (Mont

Nebo). In: Liber Annuus. Studium Biblicum Franciscanum 34 (1984)

S. 319—328 u. Ph. 12.

(2)

teste erhaltene Datum 415 n. Chr. gewinnen läßt. Die Datierungskriterien

basieren hier allerdings auf dem archäologischen Befund.'*

Dieser durch Neufunde in jüngster Zeit immer breiter werdenden epigra¬

phischen Basis läßt sich nun eine Reihe von Handschriften und Fragmenten

chronologisch zuordnen, so vor allem der Codex Climaci Rescriptus^, die

Geschichte der vierzig Märtyrer vom Sinai oder die von Land 1875^ und Ko-

KOWZOFF 1906'* publizierten Leningrader Fragmente und einige andere

Handschriften.' Wie ein von Charlesworth publiziertes Photo'" zeigt,

dürften die neuen Textfunde im St. Katharinenkloster im Sinai dieses ältere

Textkorpus nicht unerheblich erweitern. Alle diese Handschriften weisen

eine Gemeinsamkeit auf; es handelt sich fast ausschließlich um Palimpseste,

deren Ersteditionen mit Ausnahme der Publikationen von Hugo Duen¬

sing" naturgemäß viele Lesungsfehler beinhaken. Daher geselk sich zu

dem Problem der zeitlichen Einordnung der bei ScHULTHESS zitierten Text¬

beispiele oft genug die zusätzliche Schwierigkeit, dort inkorrekte Lesungen

verarbeitet zu finden.

Von dieser Textgruppe des CPA ist diejenige Periode zu trennen, in wel¬

cher der Dialekt lediglich als Kirchensprache noch gebräuchlich war. Dies

entspricht etwa dem 10.—13. Jh. n. Chr. Wann ungefähr die Periode des ge¬

sprochenen Dialekts endete, der Rückzug des CPA in das kirchlich-liturgi-

" Cf. A. Jacques: A Paleslinian-Syriac Inscription in the Mosaic Pave¬

ment at 'Evron. In: Eretz Israel 19 (1987), S. 54—56.

' Agnes S. Lewis u. Margret D. Gibson : Codex Climaci Rescriptus (=

CCR). Cambridge 1909 (Horae Semiticäe VIII).

* Agnes S. Lewis : The Forty Martyrs of the Sinai Desert and the Story of

Eulogios the Slone-Cutler (= FMSD/LESC). Cambridge 1912 (Horae

Semiticäe IX).

' J. P. N. Land: Anecdota Syriaca. Bd. IV. Leiden 1875, pars latina

S. 177—236; pars syriaca S. 103—224.

* P . KoKOWZOFF : Nou veaux fragments syropalesiiniens de la Bibliotheque Imperiale Publique de Saint-Petersbourg. Saint-Petersbourg 1906.

' Ausführlicher dazu in: Christa Kessler: Grammaiik des Christlich-

Palästinischen Aramäisch. Teil I Schriftlehre, Lautlehre, Morphologie.

Diss. Berlin 1988, S. 18—26. Siehe auch: Bar-Ashlr: Palestinian .Syriac

Sludies. Sourees. Tradilions and Grammatical Problems (hebr.). Diss.

Jerusalem 1977, S. 55—116.

^ James Hamilton Charlesworth: The Manuscripts of St. Catherine's

Monastery. In: Biblical Archeologist 43 (1980), S. 26—34; idem: The

New Discoveries in Sl. Catherine's Monastery: A Preliminary Report on

the Manuscripts. Chico 1981, S. 28 f., Tf. 7. Einen ersten Hinweis auf diesen Text verdanke ich Emil Puech.

' Hugo Duensing: Chrisilich-paläsiinisch-aramäische Texte und Frag¬

mente. Göttingen 1906. Kleine Lesungsfehler finden sich nur in dem Göt¬

tinger Fragment Ms. syr. 20; ibid: S. 73—74.

(3)

Überlieferungsstufen des christlich-palästinischen Aramäisch 57

sehe Umfeld abgeschlossen war und die CPA-Tradition wirklich ihrem Ende

zuging, läßt sich nur vermuten. Für diese zweite Periode selbst liegen leider

nur wenige präzise Daten vor. Das Karsüni-Kolophon des Evangeliars A da¬

tiert die Handschrift in das Jahr 1030 n. Chr., das Evangehar C auf 1 188'2.

Als das sicherste Merkmal für die Einordnung von CPA-Texten in die zweite

Überlieferungsperiode gilt der Einfluß der herrschenden Umgangssprache,

nämlich des Arabischen. Neben dem Arabischen hatte insbesondere auch das

Syrische in den späten Bibelabschriften einen nicht zu unterschätzenden Ein¬

fluß auf die Masora der Evangeliare und Liturgien. Angebracht ist hier ein

Vergleich mit der Überlieferungstradition der samaritanisch-aramäischen

(= SA) Texte", die viele dieser späten Phänomene mit dem CPA gemein¬

sam haben.

Da die CPA-Schrift an sich von der Estrangelo abgeleitet wurde, ließe sich

vorstellen, daß schon für die erste Überlieferungsstufe von einem syrischen

Spracheintluß auszugehen wäre. Dies trifft nicht zu. Das syrische Vorbild ist

eigentlich nur bei der Wahl des Schriftsystems zu beobachten. Wenn man

von der teilweisen Übernahme der Wurzel <ytl> (= syr. nti) *yettel^'^ als Er¬

satzimperfekt zu <yhb> *yab/yeb absieht, das neben dem westaramäischen

<ytn> auftritt, ist die Sprache dieser ersten und äUeren Stufe des CPA im¬

merhin als rein westaramäisch einzustufen und kein unmittelbarer Fremdein¬

fluß des der östlichen Dialektgruppe zuzurechnenden Syrischen nachzuwei¬

sen. Lediglich die im Westaramäischen verbreiteten Hebraismen sind in der

Frühstufe des CPA nachzuweisen, wie sich an Beispielen der unpräfigierten

Infinitivform qätol Pe'al'^ oder der hebräischen Lehnwörter'*, die mit Si¬

cherheit schon lange vor der endgültigen Ausbildung des CPA im Sprachge¬

brauch fest verankert waren, zeigt.

Um der vielfältigen Problematik der beiden Überlieferungstraditionen nä¬

herzukommen, ist auch eine exaktere Betrachtung der Schrift angebracht.

Denn hier liegen auch markante und unterschiedliche Merkmale vor. In der

ersten Periode besitzt die ältere Schrift einen beinahe quadratischen und sehr

sorgfältig geschriebenen Schriftduktus, während die jüngere hingegen schon

wesentlich kursivere Züge aufweist. Auch wurden in den aken Handschriften

12 Acnes S. Lewis u. Marcret D. Gibson: The Palestinian Syriac Lectio¬

nary ofthe Gospels (= Evangeliar B, C). London 1899, S. 297 f.

" Cf. in Rudolf Macuch: Grammatik des Samaritanisehen Aramäisch.

Berhn 1982.

!■» Der Asterisk kennzeichnet die historische Aussprache des CPA, die nach der traditionellen Aussprache des SA rekonstruiert ist.

15 Kessler: op. cit., S. 178.239.

Theodor Nöldeke : Beiträge zur Kenntnis der aramäischen Dialecte. 11.

Ueber den christlich-palästinischen Dialeet. In: ZDMG 22 (1868),

S. 513—520.

(4)

die diakritischen Zeichen viel sparsamer und exakter verwendet als später, z. B. nur als Kennzeichnung des <r> mit dem Oberpunkt; bei <d> erscheint

der untere Punkt erst spät und dann auch nur selten. Der obere Punkt steht

immer zur Unterscheidung homographischer Schreibungen, z. B. auf dem

Possessivsuffix der 3. sg. f. <-h> beim Interrogativpronomen <rhn> *man ,,wer?", bei dem Wort für ,, Zeichen" <'t> *('Jat gegenüber dem selbständi¬

gen Personalpronomen der 2. sg. m. <'t> *(')at ,,du". Ferner dient das nur im CPA gebrauchte '/l/e/mit dem Oberpunkt <'> für *e//'bzw. wahrschein¬

licher für *ae wie im SA. Nicht vergessen werden sollte der Gebrauch der

Seyäme für alle nur denkbaren Pluralformen.

In der zweiten Überlieferungsperiode hingegen dehnten die Schreiber den

Gebrauch der diakritischen Punkte (Doppelpunkt/ein Punkt oben) aus. Sie

entlehnten sie größtenteils dem Karsüni'^ und setzten sie dann im CPA spo¬

radisch auf die entsprechenden Konsonanten, so z. B. bei <g/g> = g in

<mzgt> *mazzägat ,,sie mischt" Prov 9,2 Lewis 1897:96, oder auch bei

Worten, deren arabische Wurzeln kein g enthalten, sondern g: <rygly>

*riglai(/e) „meine Füße" Hi 16,8 Lewis 1897:56, <'sygw> *aslgu ,,sie wu¬

schen" Gn 19,2 Lewis 1897:100. Wahrscheinhch wurde zu dieser Zeit der

Buchstabe <g> in diesen Fällen dann auch in der CPA-Rezitation als stimm¬

hafter velarer Frikativ g gelesen.

Ferner wurde der Buchstabe <k> mit Punkten <k/k> für h als Allophon zu

k gekennzeichnet: <r'kyl> 'Paxr]X Mt 2,18 B u. a., womit sich auch wahr¬

scheinlich die singuläre Verschreibung <nkswlh> *na(h)süle ,,sein Sturm"

Jak 1,6 Lewis 1897:35 für besseres * <nhswlh> erklären ließe. Und ohne daß

sich bis jetzt eine sinnvolle phonetische bzw. grammatikalische Erklärung

finden ließe, erscheint der Doppelpunkt auf dem <f> in zwei späten Hand¬

schriften, dem Lewis Lektionar aus Cambridge'^ und einer Handschrift des

British Museum (Or. 4951)"; Beispiele hierfür sind (kti") *kätter ,,er blieb"

Gn 8,10 Lewis 1897:93; <twr'> *türa ,,Berg" Gn 2,19 Margoliouth 1897:23 u. a.

Völlig außerhalb dieser ganzen orthographischen Tradition des CPA steht

das späte Evangeliar A (1030 n. Chr.). Dieses diente Nöldeke in seiner

grammatischen Skizze über den christlich-palästinischen Dialekt-" noch als

Zur Schreibung von Karsüni-Texten in der CPA-Schrift siehe Julius

Assfalg: Arabische Handschriften in syrischer Schrift (Karsüni). In-

Wolfdietrich Fischer (Hrsg.): Grundriß der Arabischen Philoloeie

Wiesbaden 1982, S. 297—302 (301).

Agnes S. Lewis: A Palestinian Syriac Lectionary. London 1897.

" G. Margoliouth: The Palestinian Syriac Version of the Holy Scriptu¬

res. London 1897.

2" Nöldeke: op. cit., S. 443—527.

(5)

Überlieferungsstufen des christlich-palästinischen Aramäisch 59

alleinige Grundlage. Hier wurde von zweiter Hand nach der nestorianischen

Überlieferung vokalisiert, jedoch sind auch eine Reihe von Abweichungen zu

konstatieren: <tsgwd> *tisgod ,,du betest an" Mt 4,9 A 174, <mlkwtS

"malküta , .Königreich" Mt 10,7 A 188; <Sry> *särre ,,er begann" Lk 7,15 A 58 usw.

Das P-Inversivum <p/p>^' wurde im CPA zur Wiedergabe von griechi¬

schem n eingeführt. Seine Anwendung wurde später auf weitere Wörter aus¬

gedehnt, besonders auf solche, bei denen eine totale regressive Assimilation

des /I an /7 zugrunde liegt: <'pwy> *(')appo ,,sein Angesicht" Jo 2,3 Lewis 1897:43 für frühes <'pwy> Hebr 9,24 CCR 76, <y^wq> ♦y/ppo«? ,, er soll her¬

vorgehen" Mi 5,2 Lewis 1897:24 für <ypwq> Act 20,7 CCR 86.

Neben dieser Verwendungsweise findet sich noch eine zweite Möglichkeit,

nämlich bei bilabialem b, ohne Zweifel auf dem Hintergrund der arabischen

Umgangssprache beruhend, die kein stimmloses bilabiales p kennt: <nbq>

*nebbaq ,,wir treiben aus" Mt 17,18 C, <sbwn'> *säböna NL 704:22^2 an¬

stelle von <spwn'> Jer 1,13 Duensing 1906:126. Doch auch bei griechischen

Lehnwörtern läßt sich die Variante mh <b> nachweisen, z. B. <lbdyn>

*lä(m/b)badin als pl. abs. von Xanndbec. in Jh 18,3 C. Für das SA finden sich

zwar keine vergleichbaren Schreibungen, das stimmhafte bilabiale b zeigt

sich dafür in seiner traditionellen Aussprache <ypq> = yibbaq, <tpq> = tib-

baq USW.23 Daß die etymologische Orthographie des CPA kaum noch be¬

herrscht wurde, zeigen die folgenden umgekehrten Schreibungen: <'f)wk>

*abbuk ,,dein Vater" Mt 19,19 B anstelle der besseren Form <'bwk> in den

Versionen A 50, C oder <pws'> Byssus Lk 16,19 B, C gegenüber der geläufi¬

geren Variante <bws'> aus A 60 usw.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zeigt sich in der Pleneschreibung.

Hier gilt als allgemeine Regel, daß, je jünger die Handschriften sind, desto

mehr Pleneschreibungen zu registrieren sind. Einige Beispiele hierzu:

<hnwn> Y/j>/>7«o« ,, sie" Ex 28,5 Ox 1896:12^'* gegen späteres <hynwn> Röm 8,2 Lewis 1897:4, Tim 2,3 Lewis 1897:21 usw.; <dn> *den , .dieser" Gal 6,6

CCR 154 gegen später <dyn> Am 9.8 Margoliouth 1897:25; desgleichen

bei der längeren Form <hdn> *(h)äden Kokowzoff 35:4 gegen <hdyn> Gn

1,11 Lewis 1897:81; beim Pa"el <mll> *mallel .,er redete" FMSD 26:1 ge¬

gen sp. <mlyl> Ps 49,1 Land 1875:106; beim Pülel <mswbr> *mesüber Hi

2' p steht hier für das P-Inversivum.

22 G. Margoliouth: The Liturgy of the Nile {= NL). In: JRAS 1896,

S. 677—727, Tf. I— 11.

23 Dazu in R. Macuch: op. cit., S. 186.

2^ G. H. Gwilliam et alii: Biblical and Patristic Relics of the Palestinian

Syriac Literature. Oxford 1896 (Anecdota Oxoniensia = Ox, Semitic

Series. Vol. 1. Part IX).

(6)

6,11 CCR 18, <mswbyr> II Tim 2,10 Lewis 1897:22; <sb> ,,nimm" Mk 2,9 CCR 72 gegen spätes * <s'b> .

Auffällig ist auch bei späten Handschriften die Verwechslung zwischen

dem stimmhaften dentalen Sibilanten z, dem stimmlosen dentalen Sibilanten

s und dem emphatischen dentalen Sibilanten s. Es läßt sich vermuten, daß

von den Kopisten phonetisch nicht mehr differenziert wurde: <'stb' > *estä- be(') ,,er wurde getauft" Mt 3,16 Evangeliar C anstelle des etymologischen

<'stb' > Mk 1,9 CCR 68; <stn'> *sätana ,, Teufel" Mt 4,5 Evangeliar C, Hebr

2,14 Lewis 1897:14 gegenüber historischem <stn'> *sätana Jh 13,27 CCR

80; <hzyd> Y/'y'ö^ei/ ,, Gnade" Jh 1,14 Evangeliar B für <hsd> Lk 1,30 CCR 78; Ex 11,3 Lewis 1897:68.

Der Einfluß des Arabischen beschränkte sich nicht nur auf den Lautbe¬

stand, sondern gibt sich auch in der Morphologie zu erkennen: So treten ge¬

legentlich arab. Formen auf. In den späten Evangeliaren Jh 20,17 C und

26,29 A 114 haben wir das Possessivsuffix der 3. pl. m. <-kwm> *-kuin an¬

stelle des im CPA übhchen <-kwn> *kon\ oder das Indefinitpronomen für

,,N.N.; ein gewisser" <pwln> *fülan Mt 26,18 B gegenüber der CPA-

Variante <pln> aus Erzählungen eines Mönches Duensing 1906:41. Ab und

zu finden sich arabische Zahlen, so <'sr'> ,,zehn" Lk 17,12 im Evangeliar C,

ansonsten nur in den Karsüni-Überschriften; ferner die arabische Konjunk¬

tion <'w> „oder" Mt 18,20 C für <'"> u. a.

Die längste uns bekannte Handschrift der zweiten Überlieferungsperiode

ist das Evangeliar A, das von E. Kutscher in seinen Studies in Galilean

Aramaic nicht ganz zutreffend als die wichtigste Handschrift für das CPA

charakterisiert wurde^^ gje jgt von einer beträchtlichen Anzahl Syriazismen

durchsetzt. Ihre Bedeutung hat sie im wesentlichen für das Vokalisationssy¬

stem, das der samaritanisch-aramäischen Tradition sehr nahe kommt.

Hier seien einige Beispiele für Syriazismen aufgeführt, wie sie gehäuft im

Evangeliar A auftreten; z. B. die selbständigen Personalpronomina der 2. sg.

f. <'nty> attMl 15,28 A 196 und der 2. pl. m <'ntwn> af/ö« Jh 8,15 A 18 an¬

stelle des im CPA gebrauchten <'ty> Y'M"'ISam 1,14 Duensing 1906:124, LESC 68:20 und <'twn> *(')atton.

Die hier angeführten Beispiele können nur einen kleinen Ausschnitt aus

der Vielfak und der Problematik innerhalb der CPA-Tradition wiedergeben.

Aus ihnen lassen sich natürlich auch Rückschlüsse auf die entsprechende

Überlieferung zu SA und GA ziehen. Da alle drei Dialekte einer relativ ge¬

schlossenen westaramäischen Sprachgruppe angehören, für die von Seiten

der vergleichenden Aramaisten bisher nur recht wenige Vorarbeiten zur Ver¬

fügung stehen, verspricht die Intensivierung der wissenschaftlichen Diskus¬

sion auf diesem Gebiet noch wichtige Ergebnisse.

25 E. Y. Kutscher: Studies in Galilean Aramaic. Ramat-Gan 1976, S. 5.

(7)

GIBT ES IM SABÄISCHEN „ZUSTANDSSÄTZE"

ANALOG DEM ARABISCHEN SCHEMA WA-HUWA

YAF'ALU VND WA-HUWA FI L-BAYTP*

Von Norbert Nebes, Marburg

A

Es ist mehrfach und von verschiedener Seite betont worden, daß das Arabi¬

sche besonders reich an affektischen Ausdrucksmitteln ist.' Im Bereich der

Syntax denke man etwa an eine Form des Inzidenzschemas, wa-llähi 'inni

la-'aktubu 'id dahala Zaydun^, in der die emotionale Anteilnahme des Spre¬

chers zum Ausdruck kommt. Auch spielt bei den mit hattä und den emphati¬

schen Partikeln 'in bzw. 'inna und la- zusammengesetzten Konstruktionen

hattä 'in käna (la-)yaf'alu^ und hattä 'innahü (la-)yaf'alu'^ ein affektisches

Moment, also Kundgabe, eine Rolle.

Diese Vielfalt an syntaktischen Typen steht dem Arabischen nicht nur für

die Aussagen zur Verfügung, denen der Sprecher besonderes emotionales

Gewicht beimißt, sondern läßt sich auch auf der Ebene der Darstellung beob¬

achten. Allenthalben begegnet man in klassischen Prosatexten einem Satz¬

schema, das abhängige Aussagen der Darstellungsebene wiedergibt. Es han¬

delt sich hierbei um die Konstruktion wa-huwa yaf'alu bzw. — in ihrer no¬

minalen Ausprägung — wa-huwaß l-baytß.

Diese Konstruktion, welche die einschlägigen Grammatiken im Kapitel

,, Zustandssätze" verzeichnen*, kann verschiedene Begriffsverhältnisse zu ih¬

rem syntaktisch übergeordneten Vordersatz eingehen. Ein solches Begriffs-

* Vorliegender Beitrag stellt die überarbeitete und veränderte Fassung mei¬

nes Vortrags dar, dessen ursprünglicher Titel lautete: ,,Gibt es , Zu¬

standssätze' im Sabäischen?". — Die Abkürzungen der arabischen Quel¬

lenwerke folgen M. Ullmann (1979). Die sabäischen Inschriften werden

nach Sab. Diel. XX—XXV zitiert.

1 Siehe z. B. A. Spitaler (1973/4) S. 97 f.

2 Eine vorläufige Zusammenstellung der häufigsten Basen des Inzidenz¬

schemas im Arabischen gibt N. Nebes (1982) S. 157 f.

3 Beispiele bei N. Nebes (1985) S. 24—31 (Nr. 77—96).

■» Beispiele bei N. Nebes (1987) S. 22—24.

5 Der nominale Typus hat auch die Wortstellung w-PRÄDlKATS-

NOMEN-SUBJEKT. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Subjekt

indeterminiert oder/und attributiv erweitert ist. Siehe z. B. Satz (5).

Stellt man die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten in Rechnung, die

in den Konstruktionen wa-huwa yaf alu und wa-huwa ß l-bayii ange\egl

sind und deren eingehende Untersuchung die folgenden Ausführungen

Referenzen