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S

eit einigen Jahren werden verschie- dene, zum Teil noch nicht zugelas- sene Carboxamid-haltige Beizen in Ringversuchen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen getestet. Dazu gehört Systiva von BASF.

Das Mittel mit dem Carboxamid-Wirkstoff Fluxapyroxad, bekannt als Xemium etwa aus Adexar, wurde zusätzlich zum Standard Rubin TT angebeizt. Die Kombination zeigte vor allem in Gerste, aber auch im Weizen, neben den bekannten Wirkungen der Standardbeize eine deutliche und oft sehr lange Wirkung auch auf die pilzlichen Erreger im Blattbereich, die zum Teil bis nach der Blüte anhielt.

Aus resistenzstrategischen Gründen hätte der Einsatz zu einer deutlichen An- passung der Strategien bei der Krankheits- bekämpfung im Feld führen müssen. Das Produkt wird im Moment in der beschrie- benen Form jedoch nicht weiter verfolgt.

Stattdessen wird nun eine Formulierung mit einem deutlich geringeren Fluxapyro- xad-Gehalt in Versuchen getestet, bei dem die Zusatzwirkung nicht auftreten soll.

Etwas später wurde der Carboxamid- Wirkstoff Sedaxane von Syngenta mit dem Standard Landor CT kombiniert. Das Fer- tigprodukt mit abweichenden Wirkstoff- gehalten hat den Produktnamen Vibrance CT. Hauptzielrichtung ist neben den be-

Fungizide auf Beize abstimmen

Getreidekrankheiten Bringt Carboxamid-Zusatz eher Vor- oder Nachteile im Vergleich zur Standardbeize? Und muss die Empfehlung zum Fungizideinsatz, die Wirkstoffgruppe

nur einmal einzusetzen, angepasst werden? Wir geben Antworten.

Schneller Überblick

Neue Carboxamid-haltige Beizen wirken zum Teil sehr lange.

Die Beizung und der Fungizidein- satz können so in Konflikt geraten.

Aus resistenzstrategischen Grün- den ist die Krankheitsbekämpfung mit Fungiziden deswegen mögli- cherweise zu überdenken.

Nach derzeitigem Wissensstand ist eine Anpassung des empfohlenen einmaligen Einsatzes von Carbox- amiden jedoch nicht nötig.

Eine Übersicht der zugelassenen Beizmittel finden Sie unter www.

dlz-agrarmagazin.de/beizmittel

Auch für Gerste sind neue Carboxamid- haltige Beizen am Markt. Beiz- und Fungizid- strategien müssen im Einklang stehen.

Pflanzenbau

48 dlz agrarmagazin FEBruAr 2017

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kannten Auflaufkrankheiten die Wirkung gegen Rhizoctonia und Typhula sowie der positive Einfluss auf die Wurzelentwick- lung. Das soll für eine bessere Winterfes- tigkeit und Trockenstresstoleranz sorgen.

Eine Vermarktung ist 2017 voraussichtlich noch nicht zu erwarten.

2016 wurde zudem Baytan 3 von Bayer als erstes Produkt aus der Reihe der Car- boxamid-haltigen Beizen in Gerste zuge- lassen. Es ist zur Saat 2017 verfügbar, al- lerdings noch nicht für Sommergerste, und soll später Baytan universal FB ablösen.

Die Beize enthält neben den Azol-Wirk- stoffen Triadimenol und Prothioconazol einen geringen Anteil des aus dem Raps- fungizid Propulse bekannten Carboxamid- Wirkstoffs Fluopyram. Weil die Beize recht flott auf den Markt kam, liegen noch keine eigenen Versuchsergebnisse dazu vor.

In Ringversuchen 2014 bis 2016 wurden an etlichen Standorten verschiedene Beiz- varianten mit und ohne Fungizid im Früh- jahr verglichen: unbehandelte Kontrollen, Einmal- oder Doppelbehandlungen mit und ohne Carboxamid in den Winterwei- zensorten JB Asano, Impression, Brilliant und in den Wintergersten Lomerit und KWS Meridian. Dabei wurden die Para- meter Bestandsdichte im Herbst, im Früh- jahr, Ährenzahl, Befall mit Blatterregern und Ertrag untersucht.

Effekte in Wintergerste

Die Bestandsdichten in den Beizvarianten mit Carboxamid-Anteil im Herbst waren mitunter leicht reduziert. Im Frühjahr je- doch war die Ährenzahl leicht erhöht. 2014

und 2015 war weder im Herbst noch im Frühjahr eine nachhaltige Wirkung von Vibrance CT gegen Mehltau, Netzflecken, Zwergrost oder Ramularia nachweisbar.

2016 wurde jedoch in Salbitz, Sachsen, bis BBCH 39 eine Zwergrostwirkung auf die Befallshäufigkeit in den Beizvarianten mit Carboxamid-Anteil festgestellt. Die hielt bis zur Blüte am 24. Mai 2016 an. In den bonitierten Befallsstärken zu BBCH 67 und 75 war dieser Effekt wegen der gerin- gen Werte nicht eindeutig nachweisbar.

Bei den Erträgen traten in allen drei Jahren keine statistisch gesicherten Unter-

schiede zwischen den Beizvarianten auf, weder ohne noch mit Fungizidapplikation im Frühjahr (siehe Grafiken „Erträge je nach Beizung und Spritzfolge“ auf Seite 50).

Der Carboxamid-Zusatz brachte also keinen Vorteil gegenüber den Standard- beizen. Bei zum Teil hohem Infektions- druck durch Netzflecken und Ramularia brachten hingegen die einmaligen Fungi- zidapplikationen im Frühjahr zu BBCH 39/49 sowohl 2014 als auch 2016 hohe Mehrerträge, die sich statistisch absichern ließen. 2015 wurden nur in einem Versuch mit starkem Zwergrost gesicherte Mehr- erträge durch die Fungizidbehandlungen erzielt.

Die 2014 getesteten Doppelbehandlun- gen brachten ebenso wenig einen Vorteil wie Einmalbehandlungen mit Carbox- amid-Zusatz gegenüber Varianten ohne die Wirkstoffe. Beides ist hier aber nicht dargestellt.

Wirkung in Winterweizen Auch im Weizen wurde in einigen Fällen eine leicht erhöhte Ährenzahl beim Einsatz von Mitteln mit Carboxamid-Anteil fest- gestellt. Bei den Krankheitsbonituren fiel bei 3 der 15 Versuche ein bis BBCH 55 bis 65 anhaltender Effekt der Carboxamid- haltigen Beizen bei Befall mit Septoria auf, in einem Fall zusätzlich auch bei Gelbrost.

Im letztgenannten Fall wirkte sich das auch deutlich auf den Ertrag aus.

In allen anderen zwölf Versuchen wurde jedoch auch im Weizen keine nachhaltige Wirkung gegen Halmbruch, Mehltau, Septoria, Gelb- und Braunrost festgestellt.

Dennoch waren die Anzeichen für eine

Fungizide und Beizen enthalten zum Teil die gleichen Wirkstoffe. So sind die Strategien wegen resistenzgefahren eventuell anzupassen.

Zu den neuen Beizen mit einem Wirkstoff aus der Gruppe der Carboxamide gehört auch Baytan 3.

Meist werden universalbeizen damit abgelöst.

FEBruAr 2017 dlz agrarmagazin 49

Fotos: agrarfoto, landpixel (2)

(3)

signifikante unterschiede nur durch Fungizidbehandlungen, nicht durch unterschiedliche Beizen; 2014: n=3; 2015: n=5;

2016: n=7

© dlz agrarmagazin 2/2017 Quelle: Wolff, Thate

gut zu wiSSen

Erträge je nach Beizung und Spritzfolge

In Winterweizen

mögliche Blattwirkung in Weizen in den Versuchen tendenziell etwas deutlicher als in Gerste.

Die Erträge zeigten in Weizen ein ähn- liches Bild wie in Gerste. Über alle 15 Ver- suche brachte der Carboxamid-Anteil der Beize keinen Vorteil. Vergleicht man nur die unbehandelten Kontrollen, gab es zwar tendenziell – vor allem 2014 – eine positi- ve Tendenz. Die ist jedoch nicht statistisch gesichert. Zudem lagen die Erträge bei Fungizideinsatz im Frühjahr wieder auf einheitlichem Niveau.

Die getestete Spritzfolge brachte fast durchweg statistisch gesicherte Mehrerträge.

Vor allem 2014 waren sie wegen des hohen Befallsdrucks mit Gelbrost und Septoria sehr hoch. Sie waren aber gegenüber der 2016 zugleich getesteten Einmalbehandlung mit oder ohne Carboxamid-Anteil – hier nicht dargestellt – nicht statistisch gesichert.

Welches Fazit bleibt vorerst?

In den Versuchen wirkten sowohl Vibrance CT als auch das Prüfmittel meist nicht nach- haltig auf die auftretenden Blattkrankheiten, wie bei Systiva in den Versuchen zuvor fest- gestellt. Damit wäre nach jetzigem Stand zu Resistenzrisiken ein Anpassen der empfoh- lenen Fungizidstrategie mit einmaligem Einsatz von Carboxamiden nicht nötig.

Doch sind weitere Versuchsergebnisse abzuwarten. Die für Vibrance CT beschrie- bene Wirkung auf Rhizoctonia und

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unbehandelt Credo + Input Classic unbehandelt Credo + Input Classic unbehandelt Credo + Input Classic unbehandelt Credo + Input Classic unbehandelt Credo + Input Classic unbehandelt Credo + Input Classic unbehandelt Credo + Input Classic

70 80 90 100 110 120 130

90 100,5

90,5 101,2

113,5 122

116,6 124,2

88,6 102

90,2 102,1

89,6 101,5

In Wintergerste

Landor CT Vibrance CT Rubint TT Vibrance CT Rubint TT Prüfmittel 2016 2015

2014

Vibrance CT dt/ha

dt/ha

unbehandelt unbehandelt SF Bravo 500 + Flamenco FS; Diamant + Osiris unbehandelt unbehandelt unbehandelt unbehandelt unbehandelt

70 80 90 100 110

82,1 101

85,7 100,7

87,8 98,4

89,9 97,5

90,5 99,4

91,7 99,5

90,9 97,4

SF Capalo + Bravo 500; Aviator Xpro Duo SF Capalo + Bravo 500; Aviator Xpro Duo SF Capalo + Bravo 500; Aviator Xpro Duo SF Capalo + Bravo 500; Aviator Xpro Duo SF Capalo + Bravo 500; Aviator Xpro Duo SF Bravo 500 + Flamenco FS; Diamant + Osiris

Landor CT Vibrance CT Landor CT Vibrance CT Landor CT Prüfmittel 2016 2015

2014

Vibrance CT

Pflanzenbau

50 dlz agrarmagazin FEBruAr 2017

Fotos: agrar-press, privat (2)

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Andela Thate, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Christian Wolff, Landesanstalt

für Landwirtschaft und Gartenbau, Sachsen-Anhalt

Typhula ließ sich nicht bewerten, da beide Krankheiten nicht auftraten. Lang- jährige Untersuchungsreihen aus ost- deutschen Ländern belegen, dass es bislang keinen nennenswerten Rhizocto- nia-Befall in Getreide gab. Einer speziellen Beize gegen Rhizoctonia bedarf es dort daher nicht.

Halmbruch: In einigen Versuchen trat stärkerer Befall auf. Hier wurde kein Effekt der Beizung bonitiert.

Winterhärte: Der Einfluss ließ sich nicht untersuchen, weil in allen drei Ver- suchsjahren milde Winterwitterung vor- herrschte. Der teilweise geringfügig posi- tive Einfluss auf die Bestandsdichte im Frühjahr schlug sich nicht im Ertrag nieder.

Ein leichter Ertragsvorteil der Carboxa- mid-Beizen wurde in den Varianten ohne Fungizideinsatz im Frühjahr festgestellt.

Er ließ sich jedoch nicht statistisch sichern und ging bei praxisüblichem Fungizidein- satz im Frühjahr wieder verloren.

Auf Basis der bisherigen Ergebnisse bringen die getesteten Carboxamid-halti- gen Beizen gegenüber den bisherigen Stan- dardbeizen keine zusätzlichen Vorteile.

Der höhere Preis kann sich unter Umstän- den aber rechnen, wenn eine höhere Win- terfestigkeit nötig ist. Hier ist jedoch auch die Kulturtechnik vorbeugend zu nutzen, etwa Sortenwahl und Saattermin.

Typhula-Fäule: Die beschriebene, aber in den Versuchen nicht nachgewiesene Wirkung ist sinnvoll für gefährdete Lagen.

Bei dem Wirkstoffgehalt ist davon auszu- gehen, dass die Aussagen auch für Baytan 3 zutreffen. Die Beize wird erstmals im Jahr

2016/2017 untersucht. kb

Schon bei der Wahl des Beizmittels ist mittler- weile daran zu denken, welche Fungizidstrategie im späteren Bestand gefahren werden soll.

Referenzen

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