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33 Peacekeeping ist zu teuer‘‘

Unter dem Schlagwort „SchutzverantwortungK wollen die Vereinten Nationen künftig schlimmste Verbrechen

wie Völkermord verhindern. Wie das in der Praxis aussehen soll, ist unter den UN-Staaten aber umstritten.

Julia Raabe

Wien - Der prominente Besiich jst kurz und soll möglichst ohne Of- fentlichkeit ablaufen: Die US-Bot- schafterin bei den Vereinten Natio- nen in New York betritt den Fest- saal der Diplomatischen Akademie in Wien am Montag pünktlich zu Veranstaltungsbeginn, als alle an- deren schon sitzen. Eine kurze Ein- führung, dann hält Susan Rice ihr Statement, winkt und geht. Alles unter Chatham House Rule, also nicht namentlich zitierbar. Kein Pressestatement. Doch allein die Tatsache, dass die enge Mitarbeite- rin von US-Präsident Barack Oba- ma angereist ist, werten österrei- chische Diplomaten als Erfolg.

Worum es iri Wien geht, ist ein Schlagwort, das in Zukunft dazu beitragen soll, schlimmste Verbre- chen zu verhindern: „Responsibi- lity to protect", zu deutsch die Schutzverantwortung, im Diplo- matenslang auch R2P abgekürzt.

Zweieinhalb Tage lang diskutieren hochrangige Experten auf Einla- dung von AuBenministerium, Ver- teidigungsministerium und dem International Peace Institute (IPI) in New York, wie sich die politi- schen Erklärungen vom Uno-Welt- gipfel 2005 in die Praxis umsetzen lassen [siehe CZlissen).

Bisher ist die Konzeptualisie- rung eine Ein-Mann-Show: UN- Generalsekretär Ban Ki-moon hat den Columbia-Professor und Uno- Experten Edward Luck zu seinem Sondergesandten für die Schutz- verantwortung ernannt. Luck ver- sucht seitdem vom IPI-Hauptsitz am United Nations Plaza in New York aus, die Mitgliedstaaten von dem Konzept zu überzeugen. „Aus rechtlicher Sicht ist das Prinzip nichts Neiies", räumt er irn Ge- spräch rnit den STANDARD^^^, „aber es ist das erste Mal, dass es eine po- litische Strategie gibt, um mit die- sen Verbrechen umzugehen."

Einfach, aber gründlich Diese Verbrechen

.-

das sind Kriegsverbrechen, Verbrechen ge- gen die Menschlichkeit, Völker- mord und ethnische Säuberungen.

Alle Versuche, das Konzept auf an- dere Situationen auszuweiten, lehnt Luck ab: „Simple but deep" - möglicl-ist einfach halten, aber gründlich machen, lautet seine De- vise. Damit brüskierte er im ver- gangenen Jahr auch Frankreichs

AuBe~iminister Bernard Kouchner, der nach dem Zyklon in Burma eine Anwendung der internationa- len Schutzverantwortung forderte.

Luck nennt ein Beispiel, bei dem das Konzept schon erfolgreich ge- wesen sei: die internationale Ver- mittlung nach den Wahlen in Ke- nia. „Wenn man zugelassen hätte, dass die Gewalt nach den Wahlen eskaliert, hätte das noch viel schlimmer kommen können."

,,Kein Recht zur Intervention"

Doch viele UN-Staaten sind skeptisch. vor allem, weil auch bei aller Betonung der staatlichen Ei- genverantwortung ein internatio- nales Eingreifen nicht ausge- schlossen wird. Einige Entwick- lungsländer befürchten, dass die R2P ein neues Instrument westli- cher Machtausübung werden könnte. Staaten wie Indien und Russland - 2005 auf dem Weltgip- fel Zauderer bis zum Schluss - hal- ten das Prinzip der Staatssouverä- nität hoch und stehen jeglicher In- tervention von auf3en ablehnend gegenüber. Da nützt es nichts, dass auch in Wien beteuert wird: „Die Schutzverantwortung ist kein un- eingeschränktes Recht zur Inter- vention."

Ein Bericht von UN-Generalse- kretär Ban Ki-moon an die General- versammlung von Anfang des Jah- res legt den Schwerpunkt deshalb auf Prävention: Eingreifen, schon bevor sich etwas abzeichnet. Mehr Zusammenarbeit auf allen Ebenen, mehr Forschung, ein besserer Aus- tausch von Informationen, ein bes- serer Schutz der Menschenrechte und gegenseitige Uriterstülzung, etwa beim Aufbau eines funktio- nierenden Justizwesens. „Peace- keeping ist zu teuer", argumentiert ein Teilnehmer in Wien für mehr Prävention. „Es geht auch um die Bewusstseinsbildung", sagt Luck.

Danii könne die Zivilgesellschaft Druck aiif die Regierungen aus- üben und sie an ihre Schutzpflicht erinnern.

Und was tun, wenn alle Präven- tion scheitert

-

und eine Veto- Macht im Sicherheitsrat weitere Maanahmen blockiert? In seinem Bericht plädiert der UN-Chef an die fünf ständigen Mitglieder im Rat, auf ihr Veto-Recht zu verzichten, wenn es um Verbrechen geht, die unter die Schutzverantwortiing fallen. ,,Zwingen", sagt aber auch Luck, ,,kann man sie dazu nicht."

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Zivilisten, die vor den Kämpfen in Sri Lanka geflohen sind. Vor alle:

sie sollen in Zukunft besser geschützt werden. ~ o t o

WISSEN

Die Verantwortung zu schützen

Die ,,Kesponsibility to protect", die Schutzverantwortung, gilt als eine Konsequenz aus den hu- manitären Katastrophen der 1990er-Jahre, wie den Gräuel- taten in Bosnien-Herzegowina während des Krieges sowie dem Völkermord in Ruanda 1994.

Erstmals formuliert wurde der Begriff in einem Bericht der In- ternational Commission on In- tervention and State Sover- eignty (ICISS) 2001, einer von der kanadischen Regierung ini- tiierten Expertengruppe.

Demnach hat jeder Staat die Pflicht, die eigene Bevölkerung zu schützen. Wenn er das nicht

leisten könne, trete das Prinzip der Nichteinmischung hinter der internationalen Schutzver- antworturig zurück - womit in- ternationales Eingreifen legiti- miert sei, als letztes Mittel auch in militärischer Form.

Im UN-Rahmen bezog sich Ex- Generalsekretär Kofi Annan 2004 in einem Bericht auf das Prinzip. 2005 nahm es die UN- Generalversammlung nach dem Weltgipfel in ihre Resolution auf. Die Schutzverantwortung, gilt demnach für Völkermord, Kriegsverbrechen, ethnischen Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. (raa)

Referenzen

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