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Teamarbeit und Fehlermanagement als Inhalte des Medizinstudiums

Teamwork and Management of Mistakes - a teaching approach in medical education

• Isabel Mühlinghaus1• Simone Scheffer1• Andrea Antolic1• Juliane Gadau1• Heiderose Ortwein2 Zusammenfassung:

Zielsetzung: Unzureichende Teamarbeit ist eine häufige Ursache für Behandlungsfehler. Trotz der Relevanz dieses Themas für die Patien- tensicherheit gehört es in Deutschland noch nicht zur Pflichtlehre im Medizinstudium. Um diese Lücke im Curriculum zu schließen und schon im Studium eine präventive Fehlerkultur zu fördern, wurde für eine Studierendenkohorte im Reformstudiengang an der Charité Universitätsmedizin Berlin (N = 67) ein neues Lehrkonzept zum Thema „Teamarbeit und Fehlermanagement“ entwickelt und im Sommer- semester 2006 zum ersten Mal in der Pflichtveranstaltung Interaktion implementiert.

Methodik: Die Studierenden lernten verschiedene Instrumente der Fehlerprävention kennen. Darüber hinaus wurden anhand von Filmse- quenzen verschiedene Aspekte des Fehlerumgangs wie Team-Kommunikation, Einhalten und Übertreten von Kompetenzbereichen oder Umgang mit schwerwiegenden Fehlern diskutiert. Der Kurs wurde durch die Studierenden und die Lehrenden quantitativ sowie qualitativ evaluiert.

Ergebnisse: Die Evaluationsergebnisse zeigen eine hohe Akzeptanz des neuen Semesterthemas und der didaktischen Umsetzung auf Seiten der Lehrenden und Studierenden.

Schlussfolgerung: Auf dieser Basis soll der Kurs erweitert und im Sinne einer Lernspirale zusätzlich schon früher im Curriculum verankert werden.

Schlüsselwörter: Teamarbeit, Kommunikation, Interaktion, Fehlermanagement, medizinische Ausbildung Abstract:

Background: Inadequate teamwork often causes medical errors. However, this subject is not integrated in undergraduate medical educa- tion in Germany yet. To foster a preventive error culture and to close this gap in our curriculum we piloted a new course concept for one cohort of students in the reformed medical track at Charité Universitätsmedizin Berlin in 2006. The main topic of this course within the compulsory communication skills training was “team communication and error management”.

Methods: Students studied different instruments for error prevention. Furthermore video material was used to analyse different aspects of error management such as team communication, fields of competency and management of fatal errors. The new concept was evaluated quantitatively and qualitatively by students and faculty.

Results: Evaluation results show high acceptance of the new semester topic and the used teaching methods from both students and faculty.

Conclusion: On basis of our evaluation results the course will be expanded and also integrated earlier within the curriculum.

Keywords: teamwork, communication skills, error management, untergraduate medical education

Einleitung

Medizinische Behandlungsfehler gehören zum ärztlichen Alltag.

Etwa 3,7 % der stationär behandelten Patienten in der Schweiz, den USA und Australien erleiden behandlungsbedingte Gesund- heitsschäden. Es wird vermutet, dass diese in mehr als der Hälfte der Fälle auf vermeidbare Fehler zurückzuführen sind [1]. Fehler in der stationären medizinischen Versorgung sind Studien zufolge die acht- bis zehnthäufigste Todesursache von Patienten [2], [3].

Medizinische Behandlungsfehler in Deutschland wurden bis 2005 nicht durch eine umfassende Statistik erfasst; die Fallzahl liegt Schätzungen zufolge bei ca. 12.000 nachgewiesenen Fällen pro Jahr. Seit dem Jahr 2006 steht der Bundesärztekammer eine bun- deseinheitlich erstellte Statistik mit Angaben zu Fehlervorkommen zur Verfügung [4].

Der Prävention und dem qualifizierten Umgang mit Fehlern könnten neben anderen Maßnahmen der systematischen Qualitäts- förderung Programme zur Fehleridentifizierung und Fehlervermei- dung dienen. Sanktionsfreien Meldesystemen kommt hierbei eine zentrale Rolle zu [1], [5]. Diese Meldesysteme sind bereits in Hochsicherheits-Hochrisiko-Bereichen wie der Luftfahrt fest eta- bliert und nach internationalem Vorbild in den Fachgebieten An- ästhesiologie und Allgemeinmedizin auch in Deutschland im Aufbau [6], [7].

In der Medizin spiegelt die zurückhaltende Thematisierung des Umgangs mit eigenen Fehlern die nach wie vor in Deutschland existierende Kultur der Schuldzuweisung („culture of blame“) wider [8]. Fehler werden als persönliches Versagen bewertet, das Benennen, Beschuldigen und Bestrafen des Einzelnen entlastet das Team bzw. das System, in dem der Fehler stattgefunden hat.

Die Folge ist, dass in der Medizin noch immer der überhöhte An- spruch besteht, keine Fehler zu machen. In Untersuchungen waren

1Charité - Universitätsmedizin Berlin, Reformstudiengang Medizin, Berlin, Deutschland

2Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Berlin, Deutschland

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z.B. Ärzte im Gegensatz zu Piloten überzeugt, trotz Müdigkeit fehlerfrei arbeiten zu können [2]. Die höhere Fehleranfälligkeit aufgrund von Schlafentzug ist demgegenüber in vielen Studien belegt [9], [10]. Geschehen Fehler, werden diese oftmals aus Angst vor Konsequenzen überdeckt [2]. Ohne systematische Kausalana- lyse bleiben die Möglichkeiten für Verbesserungen mit dem Ziel höherer Patientensicherheit und Fehlerprävention jedoch übersehen und ungenutzt.

Solche Verbesserungen wären unter anderem im Bereich der Kommunikation und Interaktion in Teams dringend von Nöten.

Denn die Ursache für einen Großteil der Fehler in der Patienten- versorgung sind die mangelhaften Kompetenzen in der Teamarbeit [11]: In einer Untersuchung von Arbous et al. [12] spielte die mangelhafte Kommunikation unter Kollegen in 25 % der Todes- fälle bei der Anästhesie eine wichtige Rolle. Reader et al. [13]

fanden bei 50 % der in der Literatur beschriebenen Fehler („inci- dents“) auf Intensivstationen nicht-technische Kompetenzen („non- technical skills“) als Ursache. Dabei war die häufigste Ursache das Management des Falles, gefolgt von Bewusstsein über die Si- tuation („situation awareness“), Teamarbeit („team working“) und Entscheidungsfindung („decision making“). Um die Kommunika- tion und Interaktion in Teams zu optimieren und auf diese Weise Fehlern vorzubeugen, die unter Umständen zu fatalen Konsequen- zen führen, existieren in der Luftfahrt seit längerem gezielte Trai- ningsprogramme [14], [3]. Analog dazu werden Teamarbeit und Kooperativität in internationalen Weiterbildungscurricula in der Medizin zunehmend berücksichtigt [15]. Auch von deutschen Ärzten werden diese Kompetenzen als bedeutsam für einen guten Arzt angesehen [16]. International gehört jedoch weder die struk- turierte Vermittlung von effektiver Kommunikation und Interaktion im Team noch das Fehlermanagement zur Pflichtlehre im Medi- zinstudium [17], [18]. Im deutschsprachigen Raum werden diese Kompetenzen unserer Kenntnis nach nur an einzelnen Fakultäten, wie z.B. an den Universitätskliniken Dresden, Freiburg und Tübin- gen punktuell und fachbezogen im Studium gelehrt [19]. Gezielte Trainingsprogramme kommen erst in der medizinischen Weiter- bildung, insbesondere der Anästhesiologie, zum Einsatz [3].

Ziel des vorliegenden Projekts ist es, die im Bereich Fehlermana- gement und Teamarbeit bestehende Lücke in der medizinischen Ausbildung zu schließen und bereits im Studium eine Sicherheits- kultur im Sinne einer präventiven Fehlerkultur durch verbesserte Teamarbeit zu etablieren [2], [3], [8]. Zu diesem Zweck wurde ein entsprechendes Unterrichtskonzept entwickelt, das qualitativ sowie quantitativ evaluiert wurde.

• Projektbeschreibung

Seit 1999 besteht der Reformstudiengang Medizin (RSM) an der Charité Universitätsmedizin Berlin parallel zum Regelstudiengang.

Neben der fächerübergreifenden Vermittlung der Inhalte zeichnet sich der RSM unter anderem durch das problemorientierte Lernen (POL) und die Übung von ärztlicher Gesprächsführung (Interakti- on) im Kleingruppenunterricht aus. Diese beiden Lehrveranstal- tungsformen finden als Pflichtveranstaltungen über zehn Semester statt. In Interaktion wird geübt, in verschiedenen Kontexten ärztli- cher Tätigkeit wie z.B. während der Anamneseerhebung oder des Überbringens schlechter Nachrichten patientenzentriert zu kom- munizieren. Die Unterrichtsgruppen bestehen aus sieben Studie- renden; die Dozenten sind geschulte Ärzte oder Psychologen, die

an semesterspezifischen Vor- und Nachbesprechungen teilnehmen.

In den Vorbesprechungen erhalten sie unter anderem Semesterma- nuale, welche Lernziele und Unterrichtsmaterialien enthalten. Die Nachbesprechungen dienen der Rückkopplung zwischen Lehrenden und Planenden.

Von 2002-2004 arbeitete eine Gruppe von Experten an der Ent- wicklung von Ausbildungszielen für den Bereich Kommunikation und Interaktion im RSM [20]. Ein zentrales Ergebnis war, dass die Ausbildung der Studierenden im Bereich der effektiven Teamarbeit stärker gefördert werden sollte. Dieses Thema wurde bisher nur im Rahmen eines sozialen Kompetenztrainings sowie bei Bedarf in der Praktikums-Supervision der Studierenden behan- delt; das Thema „Umgang mit Fehlern“ wurde bislang im Curricu- lum nicht thematisiert. Als Konsequenz wurde für das 10. Semester im Sommersemester 2006 ein neues Unterrichtskonzept für die Übung Interaktion entwickelt, das die Themen Teamarbeit und Umgang mit Fehlern verbindet. Nach umfassender Literaturrecher- che wurden die Ausbildungsziele für das 10. Semester folgender- maßen formuliert: Die Studierenden sollen am Ende ihres Studiums in der Lage sein,

• konstruktiv und kooperativ im Team zu arbeiten und zu Problem- lösungen beim Etablieren von Arbeitsabläufen beizutragen (z.B.

in Entscheidungsfindungsprozessen oder in Konfliktsituationen),

• eigene Fehlentscheidungen kritisch zu reflektieren und auf diese Weise mit Fehlern umzugehen sowie Präventionsstrategien zu entwickeln,

• angemessene Kommunikationsstrategien anzuwenden, wenn sie eigene oder fremde Fehler im Team kommunizieren (z.B.

indem sie Feedbackregeln einhalten),

• entscheidende Kommunikationsstrategien zur Prävention von Fehlern anzuwenden (z.B. das Schließen von Kommunikations- schleifen),

• häufige Ursachen von Fehlern sowie Reporting-Systeme (z.B.

Critical Incidents Reporting System) zu benennen,

• die Zusammenarbeit in variierenden Kontexten zu bewältigen:

im Stationsteam, im Praxisteam, in Teams von Hochrisikoberei- chen (z.B. im Operationssaal).

Methoden

Vor dem Hintergrund dieser Ausbildungsziele wurde ein Semes- terkonzept mit zwei dreistündigen Interaktionsterminen für das 10. Semester entwickelt (siehe Abbildung 1). Die ersten 1,5 Stunden wurden als Seminar veranstaltet, in welchem die Relevanz von Behandlungsfehlern in der medizinischen Praxis beleuchtet und der Fehlerbegriff definiert wurde. Verschiedene Strategien zur Fehlervermeidung bzw. -minimierung in der Teamarbeit wur- den anhand klinischer Fallbeispiele von Beinahe-Zwischenfällen besprochen, dabei wurden eigene Erlebnisse der Studierenden während Blockpraktika einbezogen. Die Studierenden lernten in der Medizin existierende Fehlermelde-Systeme (Incident Reporting Systeme, IRS) kennen. Merkmale guter Teamkommunikation zur Fehlerprävention (z.B. das aktive Zuhören und Schließen von Kommunikationsschleifen) sowie nach dem Eintritt von Fehlern wurden dargestellt. Im zweiten Teil des ersten Termins übten die Studierenden anhand von Rollenspielen und Fallbeschreibungen, mit Fehlentscheidungen im Team angemessen umzugehen. In der Auswertung der Rollenspiele wurden vorrangig die kommunikati-

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ven und interaktiven Elemente der dargestellten Situationen disku- tiert.

Abbildung 1: Terminübersicht

Im Mittelpunkt des zweiten Termins stand eine Videosequenz aus der Krankenhausserie „Emergency Room“, die inhaltlich an den Notfallblock anknüpfte, den die Studierenden in der vorausgegan- genen Woche absolviert hatten. In dem Filmausschnitt stellte der diensthabende Arzt in der Notaufnahme eine Fehldiagnose. In der Folge traten mehrere medizinische Probleme auf. In dieser Notfall- situation befand sich der Arzt in einem Spannungsfeld zwischen akutem Handlungsbedarf und Kompetenzmangel, wobei die Dringlichkeit der Situation und die eigene Selbstüberschätzung ein Überschreiten eigener Grenzen mit sich brachten. Ziel war es, mit den Studierenden anhand dieser Sequenz verschiedene Aspekte des Umgangs mit Fehlern herauszuarbeiten, z.B. welches Kommunikationsverhalten der beteiligten Teammitglieder unter- einander hilfreich war, was hinsichtlich der Interaktion verbesse- rungswürdig wäre und welche Rolle Hierarchien und (gestörte) Beziehungen untereinander spielen. Im weiteren Verlauf des Films verstarb die Patientin, und der Arzt wurde zu einer Anhörung unter Kollegen geladen. Die Aufgabe der Studierenden war es, hilfreiche Strategien herauszuarbeiten, um mit einem eigenen schwerwiegen- den Fehler umzugehen. Darüber hinaus sollten Kriterien für den erfolgreichen Ablauf eines Debriefings erarbeitet werden.

Die Dozenten des 10. Semesters, sieben Ärzte und zwei Psycholo- gen, wurden in einer vierstündigen Fortbildung zum Thema

„Fehlerumgang und Fehlermanagement in der Medizin" passgenau auf das neue Lehrkonzept vorbereitet. Die Notwendigkeit der Qualifikation von Lehrenden in der medizinischen Ausbildung wurde an anderer Stelle im Detail beschrieben [21], [22].

Die Studierenden des 10. Semesters (N = 67) evaluierten die Übung Interaktion anonym per Fragebogen auf einer siebenstufigen Likert- Skala von 1 = stimme voll zu bis 7 = stimme gar nicht zu. Der Evaluationsbogen beinhaltet 20 Items zur Umsetzung des Konzepts wie z.B. „das Seminar `Umgang mit Fehlern´ stellte einen guten Einstieg ins Thema dar“. Er bietet zudem den Studierenden die Möglichkeit, Freitextkommentare zu vermerken. Der Fragebogen wurde im Anschluss an den letzten Termin ausgegeben.

Die Dozenten (N = 9) beurteilten die Kursinhalte und Unterrichts- materialien namentlich pro Termin auf fünf fünfstufigen Likert- Skalen von 1 = stimme voll zu bis 5 = stimme gar nicht zu; sie konnten ebenfalls Kommentare aufschreiben. Das von der Studie- rendenevaluation abweichende Fragebogendesign ist darauf zurück zu führen, dass beide Fragebögen an unterschiedlicher Stelle konzipiert wurden. Alle Dozenten wurden außerdem zu einer moderierten Nachbesprechung am Ende des Semesters eingeladen, in der die Umsetzung des Kurses anhand eines strukturierten Inter- viewleitfadens diskutiert wurde.

Die Analyse aller quantitativen Daten erfolgte mit SPSS 12.0.

Dabei wurden bei der Evaluation der Studierenden die Skalenwerte

1-3 als Zustimmung und 5-7 als Ablehnung zusammengefasst.

Analog wurden bei der Rückmeldung der Dozenten jeweils die Werte 1-2 und 4-5 zusammengezogen.

Ergebnisse

Studentische Evaluation: Im 10. Semester lag die Rücklaufquote der Fragebögen im Sommersemester 2006 bei 66 % (n = 44). Die Akzeptanz des neuen Kurses war hoch. Bei 17 der 20 Items lag der Median (Md) zwischen 1 und 3. Beispielhaft sind im Folgenden fünf Evaluationsergebnisse dargestellt (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Ergebnisse der Studierendenevaluation.

Item 1: Die Übung Interaktion hat mir in diesem Semester Spaß gemacht,

Item 2: Die Zielsetzung der Übung Interaktion war mir klar, Item 3: Das Seminar `Umgang mit Fehlern´ stellte einen guten Einstieg

ins Thema dar.

Die Analyse des Videos fand ich hilfreich, um:

Item 4: problematisches Kommunikationsverhalten in einer Notfallsituation herauszuarbeiten,

Item 5: Verbesserungen hinsichtlich der Interaktion im Notfall zu erarbeiten.

Die übrigen drei der 20 Items erreichten einen Median von 4. Die Studierenden waren unentschieden, ob sie das Video hilfreich fanden, um eigene Fehler zu reflektieren und ob die Rollenspiele zwischen Studierenden eine sinnvolle Methode darstellen, um Kollegen auf ihre Fehler anzusprechen. Des Weiteren waren die Studierenden unentschieden, ob eine thematische Anbindung an den parallel stattfindenden Notfallblock sinnvoll ist.

In den freien Kommentaren wünschten sich sechs von 44 Studie- renden mehr und früheren Unterricht zum Thema Fehlermanage- ment sowie zu den Themen Kommunikation mit Vorgesetzten und in Notfallsituationen. Zusätzlich äußerten sich zwei Personen po- sitiv zum Konzept des 10. Semesters. Eine Person fand den Semes- terinhalt überflüssig.

Quantitative Evaluation durch die Dozenten: Acht von neun Do- zenten füllten ihre Fragebögen aus; die Rückmeldung eines Dozen- ten blieb trotz mehrmaliger Erinnerung aus. Das Seminar innerhalb des ersten Termins wurde von 83 % der Dozenten als sehr positiv bewertet. 71 % beurteilten die Filmsequenzen zur Analyse des Kommunikationsverhaltens im Team als gut. Das theoretische Material zur Kommunikation im Team schätzten drei Viertel (75

%) der Dozenten als hilfreich ein. Die Mehrzahl der Dozenten ar- beitete mit eigenen Fallbeispielen, so dass die vorgegebenen Rol- lenspiele nicht bewertet wurden. Die Diskussion dieser eigenen Fallvignetten wurde von 83 % der Dozenten als sehr gewinnbrin- gend eingeschätzt.

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An der Nachbesprechung nahmen acht von neun Dozenten teil.

Die qualitative Evaluation ergab folgende zentrale Ergebnisse:

Der neue Themenbereich von Interaktion im 10. Semester wurde einstimmig als äußerst relevant bewertet. Die Dozenten waren der Meinung, dass der Themenkomplex „Fehlermanagement und Teamkommunikation“ im Studium zu spät und mit zwei Terminen in Interaktion zu kurz behandelt wurde. Die Inhalte „Hierarchien in der Klinik und deren Handhabung“ sowie „der Umgang mit Verantwortung“ sollten in der Zukunft intensiviert werden. Das zur Auswertung vorliegende Video sollte in Sequenzen unterteilt werden. Als Alternative wurde vorgeschlagen, die Studierenden eigenes Filmmaterial erstellen zu lassen, da dies mehr Raum zur Identifizierung bieten würde. Die Literatur im Dozenten-Manual wurde als hilfreich und umfassend angesehen. Es wurde der Wunsch nach weiteren Fortbildungsterminen geäußert.

Diskussion

Die Evaluation seitens der Studierenden zeigt, dass das Thema

„Umgang mit Fehlern im Team und Fehlermanagement“ als sehr relevant und die Umsetzung als gelungen eingeschätzt wurden.

Weiterhin zeigt deren Rückmeldung, dass eine einmalig stattfin- dende Vermittlung des Themas „Umgang mit Fehlern im Team und Fehlermanagement“ am Ende des Studiums nicht ausreichend ist.

Auch von den Lehrenden wurde das Kurskonzept positiv bewertet, und es wurde ebenfalls angeregt, das Thema im Rahmen des Curriculums breiter zu integrieren. Insbesondere in der Dozenten- Nachbesprechung wurden konstruktive Vorschläge gemacht, wie spezielle Aspekte in der Umsetzung optimiert werden könnten.

Daraus und aus den studentischen Evaluationen leiten sich folgende Weiterentwicklungen ab:

• Das Thema „Teamarbeit“ soll im Sinne einer Lernspirale zusätz- lich zu den schon vorhandenen Inhalten früher im Studium eingeführt und im Verlauf wieder aufgegriffen werden (vertikale Verankerung). Es soll außerdem im 10. Semester statt in sechs in zehn Stunden umgesetzt und horizontal im Curriculum ver- ankert werden.

• Zur Intensivierung der Themen „Umgang mit Hierarchien“ und

„Kollegen auf Fehler ansprechen“ sollen „Simulationskollegen“

einige Rollenspiele ersetzen, um - analog zum Unterricht mit Simulationspatienten - kritische Situationen im Team üben zu können.

• Die Kleingruppen könnten die Möglichkeit erhalten, eigene Notfalltrainings am Simulator auf Video aufzuzeichnen und im Interaktionsunterricht auszuwerten, um mehr Raum zur Identi- fikation zu bieten.

• Das „Emergency Room“ Video soll in thematische Sequenzen geschnitten und den Dozenten ein detaillierter Auswertungslei- tfaden dazu an die Hand gegeben werden.

• Es sollen weitere Fortbildungstermine für die Lehrenden ange- boten werden.

Einschränkend ist zu erwähnen, dass die bisherige Beurteilung des Kurserfolgs sowie die Entwicklung weiterer Schritte ausschließ- lich auf subjektiven Beurteilungen der Lehrenden und Studierenden basiert. Zur breiteren Evaluation des Kurses und objektiven Erfas- sung, dass die Ausbildungsziele erreicht wurden, sind zusätzliche Beurteilungen des Kompetenzzuwachses der Studierenden im Prä-

/Postvergleich sinnvoll. Dafür bieten sich direkte Beobachtungen realer Situationen an wie z. B. beim Mini-CEX oder klinische Si- mulationen wie z. B. im OSCE (objective structured clinical ex- amination) [23]. Im OSCE könnten Simulationskollegen einbezo- gen werden, die verschiedene Professionen darstellen. Eine zusätz- liche Limitation besteht darin, dass die Rückmeldungen bisher von nur einer Studierendenkohorte des RSM und einer kleinen Gruppe von Dozenten stammen. Die Evaluationen folgender Stu- dierendenjahrgänge und der Dozenten müssen bei Überarbeitungen des Konzepts berücksichtigt werden. Darüber hinaus wäre die Qualifizierung von mehr Dozenten notwendig, um das Konzept auch für größere Studierendenkohorten im Regelstudiengang um- zusetzen.

In der weiteren Ausarbeitung des Kurses muss außerdem bedacht werden, dass das bisherige Konzept bislang nur auf Medizinstudie- rende ausgerichtet ist. Der Interdisziplinarität des Teams wird zwar durch Rollenspiele Rechnung getragen, in denen Medizinstudie- rende z.B. auch die Rolle des Pflegepersonals einnehmen, eine tatsächliche Interdisziplinarität besteht jedoch noch nicht. Eine zukünftige Entwicklung könnte darin bestehen, den Kurs als inter- disziplinären Unterricht für Medizinstudierende und Auszubildende in der Pflege anzubieten oder Vertreter anderer Berufsgruppen als Co-Dozenten einzubeziehen [24].

Schlussfolgerung

Die Evaluationsergebnisse des Kurses „Teamarbeit und Fehlerma- nagement“ sind ermutigend, so dass eine breitere Implementierung dieser Thematik im Sinne einer Lernspirale im RSM-Curriculum geplant ist. Die Integration vergleichbarer Konzepte in Curricula anderer Fakultäten wäre wünschenswert. Auch wenn die Umset- zung eines solchen Kurses zunächst aufgrund der notwendigen Qualifizierung der Dozenten eine Mehrbelastung für die Fakultät bedeutet, kann davon ausgegangen werden, dass sich diese mittel- fristig im Sinne der Fakultätsentwicklung nicht nur in besserer Lehre sondern auch in einer optimierten Patientenversorgung niederschlägt.

Danksagung

Wir danken Dragoljub Kovacevic für die inhaltliche und organisa- torische Hilfe und Rita Kraft für die Auswertung der Evaluations- ergebnisse.

Korrespondenzadresse:

• Dipl.-Psych. Isabel Mühlinghaus, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Reformstudiengang Medizin, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Deutschland, Tel.: 030/450-576205, Fax: 030/450-576952 isabel.muehlinghaus@charite.de

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Abbildung

Abbildung 2: Ergebnisse der Studierendenevaluation.

Referenzen

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