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Tltutmy §.
Von
W. Barthold.
In der OLZ. (9. Jahrg. Nr. 6 Sp. 304) veröffenthcht Martin
Hartmann eine Mitteilung Max v. B e r c h e m 's über den
„Mamluken-Sultan' (in Indien) Näsir ad-din Mahmüd und dessen
Vorgänger „Altamis', mit der Bemerkung: „Barthold in der
f, Bearbeitung von L a n e 's Mussulman Dynasties schreibt lltutmys
S. 251, 258 n. 3". Die Berichtigung lltutmys für das sinnlose
„Altamis' findet sich nicht nur in meiner russischen Bearbeitung,
sondern scbon im englischen Original (der wirkliche Titel ist „The
Mobammadan Dynasties'). St. Lane-Poole hat die seinen eng-
10 lisehen Lesern geläufige Form „Altamish' beibehalten zu müssen
geglaubt, bemerkt aber dazu in Klammern (p. 295): „more correctly
Iltutmish'. Den russischen Lesern gegenüber lag kein Grund vor
die korrekte Form zu unterdrücken.
Wie u. a. auch Hartmann's Bemerkung zeigt, hat die von
15 St. Lane-Poole bereits im Jahre 1884 vorgeschlagene') Lesung
noch keine allgemeine Anerkennung gefunden. Auf den Münzen
des Fürsten wird der Name und jji.*ÄÄJlji geschrieben; da
„sowohl in der bestbeglaubigten arabischen wie in der Sanskrit-
Schreibung das l den beiden t vorangeht', bezeichnet A. Müller
20 (Der Islam II, 188) den Erklärungsversuch des späteren indischen
Historikers Badä'ünl-) (auf Grund dieser Erklärung hatte Redhouse
eine ursprüngliche Form ^jiy^LcCji oder ^*,^*JUÄjt angenommen)
mit Recht als Volksetymologie. A. Müller's eigene Schreibung
Altytmysch soll nur „die bestbezeugte Uberlieferung' wiedergeben,
25 „ohne damit eine Erklärung des Namens ermöglichen zu wollen' ;
doch würde in dieser Form der Anfangslaut nur der ersten, nicht
der ebenso gut bezeugten ^) zweiten Schreibung der Münzen ent-
1) Im „Catalogue of Indian Coins; .Sultans of Dehli', p. XXIX.
2) Mitgeteilt von E. Thomas, The Chronicles of the Pathan Kings of Dehli, Lond. 1871, p. 44; daselbst auch die Bemerliung von Redhouse.
3) Besonders deutlich auf der Miinze Kr. .'il in St. Lane-Poolo's
„Catalogue' (p. l(i; Abbildung auf pl. 11).
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Barthold, Iltutmpi. 193
sprechen. Für die zweite Silbe ist von Rieui) und Eth 6^) der
Vokal a angenommen worden, wie es scheint ohne bessere Gründe,
als von A. Müller der Vokal i (resp. y). Ob irgendwelche alte
Handschriften über dem ersten t ein Vokalzeichen haben , scheint
bisher nicht festgestellt worden zu sein; mir ist nur ein solches
Beispiel bekannt: die vortreflfliche (vom Jahre 829 H.) Handschrift
des unter IltutmyS verfaßten Täy al-ma'ättr von Muhammad b.
Hasan Nizämi in der üniversitätsbibliothek von St.-Petersburg (Cod.
Nr. 578, f. 218 b) hat deuthch ,j«.4jddj! (die Punkte über dem
letzten Buchstaben fehlen). Eine annehmbare sprachliche Erklärung
scheint nur für die Form mit dem w-Vokal möglich zu sein. St.
Lane-Poole hat den Namen als „handgrasper, supporter, upholder'
erklären wollen ; seit uns durch die Orchon-Inschriften ') der Aus¬
druck ü{ oder äl) tui- in der Bedeutung ,die Stammgemeinschaft
(das Reich) erhalten' bekannt geworden ist*), ist für das (selten
rait ^^ geschriebene) Wort äl „Hand" wohl besser das Wort äl
oder tl „Stamm, Stammgemeinschaft, Staatswesen, Volk, Reich' u. s. w.*)
zu setzen und der ganze Name als „Erhalter des Reiches' zu deuten.
1) Im „Catalogue of the Pers. Man. in the Brit. Mus.' beständig Iltatmish (die einzelnen Stellen sind im Index angeführt).
2) Catalogue India Office p. 89 Iltatmish; Grandr. der iran. Phil. II, 332
„Altamisch (oder richtiger Iltatmisch)'.
3) Die einzelnen Stellen sind in Radloff's „Glossar zu den Denkmälern vpn Koscho-Zaidam' unter äl (Die alttürkischen Inscbriften der Mongolei, St.- Petersburg 1895, S. 93) angegeben. St. Lane-Poole scheint die Inschriften niclit kennen gelernt zu haben, da er noch in seinem 1903 erschienenen , Mediaeval India under Mobammedan Rule' (p. 70) seine frühere Erklärung aufrecht erhält.
Kbenso ungenau werden daselbst die Pormen „Altamish' und „Altamsh' als
„the Persian spelling" im Gegensatz zum „original Turki name' bezeicbnet;
wie die Schreibung der älteren persischen Handschriften zeigt, geben diese Formen die persisebe Aussprache ebensowenig wie die türkiscbe wieder.
4) Der Ausdruck kommt übrigens aucb im Qudatqu(oder Qutad}'u)-Bilik 20, 4 vor (angeführt in Radloff's Wörterbuch unter äl).
5) Über den Gebrauch des Wortes in den Inschriften vgl. V. Thomsen, Inseriptions de l'Orkhon, Helsingf. 1896, p. 135.
Zeitschrift der D. M. O. Bd. LXI. 13
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Die Etymologie von Aram.
Von
Pani Haupt.')
Bekanntlicli steht im Alten Testament öfters Aram für Edom,
und Edom für. Aram ; vgl. Grit. Notes on Kings (SBOT) S. 299,
Z. 47. Diese Verwechslung ist natürlich graphisch. Möglicher¬
weise ist aber Aram auch etymologisch ursprünglich mit Edom
identisch. Wenn Edom mit Adam, Mensch zusammenhängt, ebenso
wie Esau nur eine dialektische Nebenform von 'Oseh (für 'Osa^)-),
Schöpfer zu sein scheint, so müssen wir uns erinnern, daß, wie
Nöldeke (ZDMG. 40, 722) bemerkt hat, Adam im Arabischen
als änäm^) (ein af'äl-Fhxr&l von änäm = ädäm) vorkommt. Nun
wechselt r mit n (vgl. z. B. aram. teren, zwei; auch Hispania =
Hesperia etc.); mithin könnte Aram = Adam sein, und dann
würde sich auch hebr. armön — assyr. admänu erklären. Es liegen
hier zum Teil dissimilatorische Änderungen vor; vgl. Brugmann,
Kurze vgl. Gr. (1902) § 334.
In Grit. Notes on Isaiah (SBOT) S. 133, Z. 22 habe ich ge¬
zeigt, daß hebr. adamöt mit assyr. adnäti (partieUe Assimilation
für admäti) identisch ist. Hierzu gehört auch äth. adiäm, Plur.
adfärnät, das nicht von einem Singular dapn abgeleitet ist; vgl.
meine Abhandlung Babylonian Elements in the Levitic Ritual in
Journal of Biblical Literature (JBL) 19, 77, unten.
1) [Eine Korrektur dieses Aufsatzes hat der Verfasser nicht gelesen.
Der Redakteur.]
2) Das Partizipium nbi5 steht für gälai, eine Form qätal wie ObiS, bbiyT bbiy,..'t't nnin, lai» (in^ Tfi^i-)t:-' = niiy u. a. Die Verba ri"b haben intransitive Formen (p-'bi , übs^ = "'bS';); vgl. Crit. Notes on Ezra- Nehemiah (SBOT) S.68, Z. 21. Auch die Femininform nbuip (neben nb pip
= qätilat) repräsentiert eine Form qätdlt, nicbt qätilt. Die Form qätilt findet sich bei den Verben n"b in n'SiS, n'i^is u. a. Die Femininform
, . _ T . ' T •
nais steht für galaiat mit a in der zweiten Silbe. — Zu dem e in IID?
gegenüber dem ö in niö? (= "'TCiS') vgl. Crit. Notes on Ezra - Nehemiah (SBOT) S. 31, Z. 24.
3) Die Form änäm statt änäm ist sekundär. Auch DilM kann ein
innerer Plural (= ädäm, a'däm) mit Verkürzung des anlautenden ä sein.