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Academic year: 2022

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Seite Inhaltsverzeichnis . . . 1 Vorwort . . . 4 Herausforderungen als neue Chancen erkennen

Erfahrungen der Kindertagesstätten „Bummi“ (Bad Freienwalde) und

„Spatzennetz“ (Strausberg) . . . 7 Engagement für den Eltern-Kind-Kreis

Aus einer Idee wurde im Kinderhaus „Wi-Wa-Wunderland“ ein Konzept . . . 10 Kinderbetreuung in Tagespflege im Landkreis Oberhavel

Konzept zur Qualitätssicherung in der Tagespflege . . . 13 Der Familiendienst des Kinderfördervereins WIR e.V.

Beratung und Information führen zu mehr Kontinuität in der Kinderbretreung . 20 SOKRATES II – Erfahrungen der Kita „Gänseblümchen“

Teilnahme am EU-Bildungsprogramm jetzt auch für vorschulische

Einrichtungen möglich . . . 25 Vielfalt von Betreuungsmöglichkeiten entwickeln und nutzen

Tagung im Sozialpädagogischen Fortbildungswerk Brandenburg

„WANDEL – CHANCE – HERAUSFORDERUNG, nach der Novellierung des

Kita-Gesetzes“ . . . 30 Chance oder Chaos?

Pädagogische Arbeit von heute – Qualitätsentwicklung von morgen . . . 36 Reden ist nicht gleich Reden – Vom Wandel der Sprache

Meine Sprache als Erzieherin/Praxiserfahrungen einer Leiterin . . . 39 Kita-Museum mit neuem Aufgabenbereich

Beratung zur Gesundheitsprophylaxe wird aufgebaut . . . 43

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WAS-WANN-WO

Praxisunterstützungssysteme für Kindertagesbetreuung

im Land Brandenburg . . . 46

Fortbildungsangebote und Veranstaltungen Überregionales Pädagogisches Zentrum „Kita-Museum“ in Groß Glienicke . . . . 50

Überregionales Pädagigisches Zentrum Potsdam . . . 52

Überregionales Pädagogisches Zentrum Falkensee . . . 54

Beratungsstelle „Tagespflege in Brandenburg“ . . . 54

Konsultationskita Kinderhaus „Blitz“ in Ludwigsfelde . . . 55

Konsultationskita „Sonnenschein“ in Bad Wilsnack . . . 56

Konsultationskita „Bummihaus“ in Jeserig . . . 57

Konsultationskita „Spatzenhaus“ in Frankfurt (Oder) . . . 58

Konsultationskita „Pusteblume“ in Eberswalde . . . 59

Konsultationskita „KIWI“ in Brandenburg an der Havel . . . 62

Kinderhaus „Wi-Wa-Wunderland“ in Eisenhüttenstadt . . . 63

AUS DER PRAXIS – FÜR DIE PRAXIS Elternverein ist seit zehn Jahren aktiv . . . 65

Für Kinder gibt es keine Ländergrenzen . . . 66

Freunde in der Kita . . . 69

Entdeckerlust und Sammelfreunde im Entdeckerzimmer . . . 72

Das Konzept „Situationsansatz“ zum Anschauen und BEGREIFEN . . . 73

Eine Sauna in der Kita . . . 74

Bewegung bringt Kindern Sicherheit . . . .76

FACHLITERATUR – REZENSIONEN – ANKÜNDIGUNGEN Leben und Lernen/Informationen für Kindertagesstätten . . . 80

I N H A LT

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GESETZE – VERORDNUNGEN – EMPFEHLUNGEN

Verordnung über die Eignung des Angebotes von Tagespflege, insbesondere die Qualifikation der Tagespflegeperson und die räumlichen Voraussetzungen (Tagespflegeeignungsverordnung – TagpflegEV) . . . 81 Verordnung über die Anerkennungsfähigkeit der Bestandteile von

Betriebskosten und das Verfahren der Bezuschussung gemäß § 16 Abs. 2 und 5 des Kindertagesstättengesetzes sowie die Meldung von Art,

Umfang und Kosten der Tagesbetreuungsangebote als Nachweis der Verwendung der Zuschüsse gemäß § 16 Abs. 5 und § 16 a des Kindertagesstättengesetzes (Kindertagesstätten-Betriebskosten- und

Nachweisverordnung – KitaBKNV) . . . 86 Verordnung über die Anzahl und Qualifikation des notwendigen

pädagogischen Personals in Kindertagesstätten

(Kita-Personalverordnung – KitaPersV) . . . 90

Grafik

Kitas im Land Brandenburg/Statistik . . . 94

(4)

Liebe Erzieherinnen, liebe Erzieher, liebe Eltern,

„Das einzig Stetige ist der Wandel.“– Wandel ist seltener das Eingeständnis früherer Fehler und häufiger der Ver- such, mit einer Entwicklung Schritt zu halten. Wir hatten ein gutes Kita-Gesetz und wir hatten eine gut ausgebau- te Kita-Landschaft – und doch konnte nicht alles so blei- ben wie es war. Veränderte Erwartungen von Eltern, neue Sichtweisen auf die Bedeutung der frühen Bildung von Kindern und die bewusste Herausforderung der Verant- wortung der Familien für ihre Kinder machten Verände- rungen der Kindertagesbetreuung notwendig.

Für manche Eltern ist es eine Zumutung, wenn nicht für jedes Betreuungsbedürfnis ein vom Staat finanziertes

Angebot bereitsteht. Und manche Gemeinden behandeln die Rechtsansprüche, als ob sie Almosen verteilen. Dies sind sicher Einzelfälle, nichtsdestotrotz machen sie deutlich, dass eine grundsätzliche politische Diskussion über das Verhältnis der Aufgaben des Staates und der Aufgaben der Bürgerinnen und Bürger zu führen ist. Sie machen weiterhin deutlich, dass die demokratischen Strukturen und Verhaltensweisen vor Ort entwicklungsfähig sind.

Die Rolle der Familie für das Aufwachsen der Kinder, die Kompetenz und Bereitschaft der Eltern, geeignete Betreuungsformen zu wählen und sich aktiv für deren Herstellung, Erhalt und Entwicklung zu engagieren, müssen wir stärken.

Familien haben ein Recht auf Unterstützung und die Würdigung ihrer Leistungen - sie haben nicht das Recht, ihre Aufgaben an andere zu delegieren. Kinder brauchen ihre Eltern und sie brauchen Zeit mit ihren Eltern, auch mit ihren Vätern. Anliegen der öffentlichen Erziehung muss es sein, Familien zu stärken und sie dort zu entlasten, wo sie aufgrund von beruflichen und familiären Anforderungen eine ergänzende Kindertagesbetreuung brauchen.

Aber es sind ja nicht die Eltern, die einen Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung haben (auch wenn es manchmal so scheint). Es sind die Kinder! Neben der Gemeinschaft der Gleich- altrigen sind es vor allem die Erweiterung ihres Erfahrungsraumes und die Eröffnung von Bil- dungschancen, die ihnen nur im familiären Rahmen nicht geboten werden können.

V O R W O RT

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Wir alle müssen den Blick richten auf einen notwendigen Wandel in der frühen Bildungs- arbeit. Kinder werden nicht gebildet durch Belehrung, und es reicht längst nicht, wenn sie lernen, was wir wissen. Das Kita-Gesetz formuliert: Die Bildungsarbeit der Kindertagesstät- te unterstützt die natürliche Neugier der Kinder, fordert ihre eigenaktiven Bildungsprozes- se heraus, greift die Themen der Kinder auf und erweitert sie. Ein Wandel zu solch einer Bil- dungsarbeit ist erforderlich, nicht weil bisher alles falsch war, sondern weil die Welt eine ande- re geworden ist und die Arbeit nicht mehr stimmt, wenn sie sich nicht ebenfalls ändert.

Das Zauberwort „bedarfsgerechte Flexibilisierung“ von Angeboten birgt tatsächlich die Chance für neue Wege, die engagierte Träger und Fachkräfte schon ein gutes Stück gegan- gen sind. Bei diesem engagierten Weg waren ihnen die Finanzierungs- und Verantwor- tungsstrukturen nicht immer hilfreich. Die an belegten Kita-Plätzen orientierte Finanzierung hat die Entwicklung neuer Formen kaum gefördert, und die auf Land, Kreis und Gemeinde aufgeteilte Verantwortung und Einflussmöglichkeit haben manches erschwert.

Kommunale Zuständigkeit für Kindertagesbetreuung darf nicht als Abschieben von Verant- wortung verurteilt werden. Es ist daran zu erinnern, dass die Gemeindeordnung des Landes Brandenburg „die Sicherung und Förderung eines breiten Angebotes an Bildungs- und Kin- derbetreuungseinrichtungen“ als originäre Selbstverwaltungsangelegenheit beschreibt und dass die Verfassung der Bundesrepublik vom Grundsatz der Allzuständigkeit der Gemeinden ausgeht. Dass die Gemeinden die Angelegenheiten ihrer Gemeinschaft weitgehend selbst regeln sollen, ist ein Wesensmerkmal unserer Demokratie.

.

Es ist das gemeinsame Verdienst von Land, Kreisen und Gemeinden und vor allem von den Fachkräften, dass wir im Land Brandenburg ein umfangreiches und abgestimmtes System von Praxisunterstützung haben. Die Chancen der Veränderung können in der Breite nur genutzt werden, wenn Veränderungen angeregt, begleitet und ausgewertet werden. Neben den Überregionalen Pädagogischen Zentren leisten die Praxisberaterinnen und die Konsul- tationskitas hierfür wesentliche Dienste.

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Windmühlen und die anderen Mauern.“ – Die an uns alle gerichtete Herausforderung ist es, Windmühlen zu bauen und unsere Energie, unseren Einfallsreichtum und unsere Gestaltungskraft zu nutzen, nicht Mau- ern um die Institution Kindertagesstätte zu ziehen, sondern im Gespräch mit allen Beteilig- ten und für alle Kinder gemäß ihrem Rechtsanspruch eine bedarfsgerechte Tagesbetreuung in hoher Qualität zu realisieren.

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Es geht darum zu begreifen, dass im Umbau und in der Flexibilisierung der Angebote die Zukunft liegt – und nicht im angstvollen Bewahren des Bekannten.

Die wachsende Vielseitigkeit des Feldes Kindertagesbetreuung wird neue Organisations- strukturen und pädagogische Konzepte verlangen, auch neue Finanzierungsmodelle.

Die Gestaltungsaufgaben und -möglichkeiten aller Beteiligten sind vielfältig, wir stehen vor einer großen Herausforderung, und wir haben ein gutes Netz, eine gute Struktur, auf die wir dabei bauen können. Alle Beteiligten müssen konstruktiv auf allen Ebenen um realisier- bare, qualitativ hochwertige Rahmenbedingungen streiten, und ich fordere Sie auf, daran auch weiterhin aktiv und engagiert mitzutun.

Ihr

Steffen Reiche

Minister für Bildung, Jugend und Sport

V O R W O RT

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Herausforderungen als neue Chancen erkennen

Erfahrungen der Kindertagesstätten „Bummi“ (Bad Freienwalde) und

„Spatzennest“ (Strausberg)

Hat die Kita im Land Brandenburg noch eine Zukunft? – Es klingt wie die bekannte Anfrage an den Sender Jerewan, im Prinzip ja, aber ....

Frau G. ist Kitaleiterin und dies bereits seit vielen Jahren, sie mag ihren Beruf und arbei- tet mit Freude. Doch seit einiger Zeit häufen sich die Beschwerden von Eltern und auch von Anwohnern. Von der Polizei und Feuer- wehr wurde die Kitaleiterin auf die Ein- haltung der gesetzlichen Bestimmungen gedrängt.

Was war passiert? Jugendliche nutzten das Gelände der Kindereinrichtung am Abend und während der Nacht als Treffpunkt. Aus Sperrmüll und vorhandenen Spielgeräten bauten sie jede Nacht unter ziemlichen Lärm eine Hütte auf. Am Morgen lagen Unrat, Flaschen, Sitzkissen, Tische und Lebensmit- tel verstreut um das Haus herum. Die Leite- rin wurde von den Eltern, den Mitarbeitern und Bürgern aufgefordert, endlich etwas zu unternehmen.

Mit Unterstützung einzelner Eltern und Gemeinde-Arbeitern entstand nach weni- gen Tagen eine robuste Sitzecke auf dem Freigelände der Kita.

Die Jugendliche waren zuerst überrascht, nahmen dann die neue Situation als He- rausforderung an. Jetzt wird über Farbe und Pinsel verhandelt. Sollten sich auch noch Geldgeber finden, wäre auch eine Überda- chung denkbar. In der so entstandenen Ge- sprächssituation kam es vom „Gegeneinan-

der“ zum „Miteinander“. Eine fiktive Ge- schichte? Nein, die Fakten sind dokumentiert.

Brandenburg ist ein Flächenland mit Dörfern und kleinen Städten. Im Durchschnitt woh- nen nur 87 Einwohner auf einen km2. Von den ca. 2,7 Millionen Einwohnern sind gegenwärtig etwa 3,5% unter sechs Jahren, aber bereits 14% der Bürger sind älter als 64 Jahre, Tendenz steigend. Wanderungsbe- wegungen der arbeitsfähigen Bevölkerung in die größeren Städte, z. B. in den Bal- lungsraum Berlin, verändern den Bevölke- rungsproporz weiter. Bekannte Größen, bekannte Tatsachen.

Kita-Personal und Kita-Träger bedurften sicher nicht des Kita-Gesetzes, um über die- se statistische Größe zu neuen inhaltlichen Überlegungen zu kommen.

Unter dem Blickwinkel: Was wäre möglich?

Was ist bereits möglich? Was wird mit Erfolg praktiziert? Einige Anregungen zur Fort- führung der Debatte aus Heft 2/2000

„eigene Wege in die Kita-Entwicklung ent- decken und beschreiten“ sollen nachfol- gend dargestellt werden.

Verliert der ländliche Raum aus dem skiz- zierten Umständen an Attraktivität, schwin- den die öffentlichen Plätze, fehlen Räume für Kommunikation, stehen langjährig prak- tizierte Formen gesellschaftlicher Arbeitstei- lung auf dem Prüfstand. Für jeden Träger einer Kita stellt sich die Frage der eigenen Zukunft immer konkreter.

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Zwei Einrichtungen des Bezirksverbandes der Arbeiterwohlfahrt Brandenburg Ost e.V.

stellen ihre Sicht auf die derzeitige Praxis von Kindertagesstätten im Land dar und bringt zumindest zwei signifikante Beispiele in die Diskussion ein. Zuspruch oder Ableh- nung in Diskussionen ist erwünscht.

Integrationskindertagestätte

„Bummi“ in Bad Freienwalde

110 Kinder in acht Gruppen im Alter von 1–12 Jahren, Besonderheiten – gemeinsame Betreuung behinderter und nicht behinder- ter Kinder. Diese funktionale Bestimmung bekommt vor dem Hintergrund einer Viel- zahl von Kinder aus Familien mit Sozialfür- sorge eine besondere Dimension.

Seit Jahren fährt der Kleinbus der Einrich- tung an zwei Wochentagen Vorschulkinder in die Schwimmhalle nach Eberswalde. Kei- ne ungewöhnliche Praxis und mit Wirkung.

Das Konzept ist umfangreich und ver- schiedene didaktische Ansätze werden wirk- sam. Zum Beispiel: dem Kind eigene Ent- scheidungsfreiheit zu ermöglichen. Grup- pendynamisches Verhalten und Einzelinter- essen stehen sich dabei oftmals gegenüber und kommen unvermittelt zum Ausdruck (z.B. bei den verschiedenen Formen der Wasserspiele).

In jedem Fall lässt der Badebetrieb vielfälti- ge Anknüpfungspunkte zu: das Erkennen von Hemmschwellen und Angstgefühlen und die mögliche Einflussnahme, der spiele- rische Umgang mit verschiedenen Materia- lien im Wasser, die Kommunikation, die För- derung persönlicher Leistungen, aber auch die Anforderungen an Hygiene. Der metho- dische Ansatz erscheint deshalb so wichtig, weil Unterschiede in der physischen und psychischen Prägung der Kinder in den letz- ten Jahren gravierender wurden.

Der strukturierte Badetag bringt für die Kin- der die besondere Erfahrung, sich ohne die Hektik des Alltags einen individuellen Höhe- punkt zu schaffen. Schließlich geht es nicht nur um das Badevergnügen allein. Die Kin- der kennen bereits ihren Platz im Fahrzeug, wissen sich anzuschnallen, beobachten die Fahrstrecke genau. Am Nachmittag, zur Kaffeerunde, werden die Erlebnisse ausge- tauscht. Die Kinder bewerten sich selbst.

Natürlich erfolgt nach jeder Fahrt auch für die Betreuer eine Auswertung. Sicherlich hat jede Kita ihre Eigenheiten und besonderen Angebote, was aber dieses ausgewählte Beispiel darstellenswert macht, ist die Rück- kopplung zu den Eltern. Suchen diese doch unter der emotionalen Begeisterung der Kinder zumeist das persönliche Gespräch mit dem Kitapersonal. Hier werden aber auch die Grenzen der Einflussnahme von Erziehern deutlich, letztlich können wir nur Anregungen für die Familienerziehung geben.

AWO-Kindertagesstätte

„Spatzennest“ in Strausberg

Eine Einrichtung am Rande des Berliner Speckgürtels. Die Wohnstrukturen dominie- ren überwiegend ältere oder allein stehen- den Menschen. Etwa 130 Kinder sind in altersgemischten Gruppen untergebracht.

Es sind Kinder, die aus dem städtischen und ländlichen Raum kommen und deren Eltern in Berlin arbeiten, dies in langen Anfahrts- zeiten. 6.00 Uhr – 17.30 Uhr sind somit Minimalöffnungszeiten für die Mitarbeite- rinnen.

Zur Sache:

Wer den ersten Schritt tat, ist heute nicht mehr so wichtig, Senioren oder Kinder, nur das Ergebnis zählt. Zu beobachten war stets H E R A U S F O R D E R U N G E N A L S N E U E C H A N C E N E R K E N N E N

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die Gruppe von Rentnern, die fast an jedem Tag auf den Bänken am Spielplatz saß und den Kindern zuschaute. Als der Herbst kam, bot der Kindergarten festen Raum im Hau- se an. Aus der spontanen Aktion ist eine feste Form geworden. Die wöchentlichen Treffs mit der Gruppe der Senioren leiden mitunter bereits unter Platzmangel. Beide

„Parteien“ haben spürbar gewonnen:

• Die Älteren fühlen sich eingebunden, sind nicht mehr allein, ihr Wissen wird wieder gebraucht, es gibt Bezugspunkte in der unmittelbaren Nachbarschaft ohne eine persönliche Pflicht für jeden Anwoh- ner.

• Für die Kinder sind neue oder wiederent- deckte Aktivitäten hinzugekommen, ge- führte Wanderungen im nahe gelegenen Wald (wer kennt heute noch die Flora und Fauna), gemeinsame Bastelnachmit- tage, eine Gymnastikgruppe (Kinder und Rentner), eine gemeinsame Gesangs- gruppe.

• Senioren helfen in der Betreuung, bei Hausaufgaben, in der Gestaltung der Einrichtung.

• Es können Angebote für Kinder im Wohngebiet unterbreitet werden.

• Die Kinder besuchen „ihre“ Senioren zum Geburtstag.

• Wichtig für alle Beteiligten: Die Leistung beruht auf ehrenamtlicher Grundlage.

Es verdient keiner besonderen Erwähnung, vor dem Hintergrund der engen Personal- decke ist eine Mitarbeit von ehrenamtlichen Helfern eine Bereicherung.

Aber auch andere Konstellationen sind denkbar. Die Reduzierung der Leistungen durch Kommune und Gemeinde auf ihre unmittelbaren Pflichtaufgaben führt vieler- orts zum Verlust traditioneller Kommunika- tionsräume. Die Überlegung verschiedener Kindertagesstätten, sich als ein „soziales Zentrum“ innerhalb eines Wohngebietes anzubieten, ist deshalb nicht von der Hand zu weisen. Ansatzpunkte gibt es viele: vom Bürgerbüro vor Ort, dem Standort für eine Bibliothek oder vielleicht auch der DRK- Blutspende. In jedem Beispiel geht es um Aktivitäten oder Veranstaltungen, die über die klassische Betreuung von Kindern hin- ausweisen. Mit dem Aufgreifen allgemeiner bürgerschaftlicher Aufgaben finden sich möglicherweise auch weitere ehrenamtliche Helfer. Schließlich ist es ein Vorteil der länd- lichen Strukturen, die oftmals noch be- stehende persönliche Beziehung der Bewohner eines Dorfes. Also hat die Kita eine Perspektive !

Fragen wir den Sender Jerewan (siehe oben) ... „ im Prinzip ja, aber in dem Maße, wie die Funktion Kita weiter greift, kommen unweigerlich Paragrafen, Bestimmungen und Richtlinien deutscher und spezieller brandenburgischer Gesetze zur Anwen- dung.

Bettina Mühlenhaupt, Leiterin AWO-Kita Bad Freienwalde

Regina Gräber, Leiterin AWO-Kita Straus- berg

Egbert Otto, Mitarbeiter für Öffentlich- keitsarbeit, AWO-Brandenburg Ost e.V.

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Ein Eltern-Kind-Kreis ist ein Ort der Begeg- nung, insbesondere für junge Familien mit Säuglingen oder Kleinkindern, die nach dem neuen Kita-Gesetz des Landes Brandenburg keinen Rechtsanspruch auf Betreuung in einer Kindertagesstätte haben. Der Kreis dient besonders der Begegnung und Kom- munikation. Kinder finden dabei erste Spiel- partner und erwerben Sozialkompetenz.

Durch alltagsbezogene Bildungsangebote stärken wir die Eltern-Kind-Sozialkompe- tenz. Außerdem gewähren wir durch Ver- netzung zu anderen Vereinen und Institu- tionen Hilfe in Konfliktsituationen.

Seit 20 Jahren arbeite ich im Beruf der Erzie- herin, seit 1991 im Kinderhaus „Wi-Wa- Wunderland“. Nach 1989 kam mit der Wende die stärkere Öffnung der Kita zu den Eltern hin. Die Eltern wurden mehr und mehr in die Gruppenarbeit einbezogen. Die Kontakte zueinander wurden umfangrei- cher und die Eltern nahmen intensiver am Gruppenleben teil. Die Zusammenarbeit trug letztlich Früchte. Wir feierten gemein- sam Feste, bezogen die Eltern bei verschie- denen Vorbereitungen – so beim Familien- frühstück mit ein. Das gefiel den Eltern und den Kindern.

E N G A G E M E N T F Ü R D E N E LT E R N - K I N D - K R E I S

Engagement für den Eltern-Kind-Kreis

Aus ersten Ideen entstand im Kinderhaus „Wi-Wa-Wunderland“ in Eisenhüttenstadt ein Ort der Begegnung

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Aber auch von den Krippenkindern her woll- ten wir den Kontakt zu Kindergartenkindern aufbauen, um den Austausch zu ermög- lichen. Klein und Groß konnten gemeinsam spielen. Die Krippenkinder lernen von den Kindergartenkindern und die Großen ler- nen, Rücksicht zu nehmen, und das gegen- seitige Helfen wird gefördert.

In meiner langjährigen Tätigkeit als Erziehe- rin hatte ich immer einen guten Kontakt zu den Kindern und Eltern und konnte viele Erfahrungen sammeln.

Da sich durch das neue Kita-Gesetz viel ver- ändert und besonders die Kinder bis zu 2 Jahren davon betroffen sind, habe ich darin einen Chance gesehen, mich neu zu orien- tieren. Mit dem Eltern-Kind-Kreis bieten wir den Eltern mit ihren Kleinkindern eine Alter- native. Im Kinderhaus „Wi-Wa-Wunder- land“ in Eisenhüt-

tenstadt war der Eltern-Kind-Kreis vorher als Krabbel- box bekannt. Hier wurden die Kinder ohne Betreu- ungsbedarf stun- denweise betreut.

Mit dem neuen Kita-Gesetz des Landes Branden- burg stellten wir ein neues Konzept auf,

arbeiteten mit dem Eltern-Kind-Kreis und eröffneten unter neuen Bedingungen.

Im Team gab es zur personellen Sicherstel- lung dieses Angebotes einen Klärungs- prozess:

Wer hat Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern?

Wer ist bereit, sich neu zu orientieren und zu qualifizieren?

Bevor ich mich aber für die Arbeit im Eltern- Kind-Kreis entschied, gab es viele Überle-

gungen. Anfangs war ich schon ein wenig traurig, da dies für mich bedeutete, meine Gruppe aufzugeben. Andererseits – den Kindern eine Perspektive zu geben, die kei- nen Anspruch auf einen Krippenplatz haben, betrachte ich als eine Herausforde- rung, besonders in einem Brennpunktgebiet der Stadt. In Gesprächen mit Eltern hört man deutlich, dass es ihnen nicht gefällt, dass die Kinder bis zu 2 Jahren keinen Rechtsanspruch haben. Damit aber keiner das Gefühl hat, ausgeschlossen zu sein, bie- ten wir diese Leistung in Koordinierung mit dem Träger der Stadt Eisenhüttenstadt an.

Dieses Angebot können Mütter und Väter, die zu Hause sind, mit ihren Kleinkindern nutzen.

Auch die Lebenssituationen in unserem Wohnumfeld sind dabei zu berücksichtigen.

In unserem Wohngebiet wohnen auch vie- le allein erziehende Mütter mit ihren Kleinkindern und Aussiedlerfamilien.

Kinder können im Eltern-Kind-Kreis lernen, miteinander umzugehen, ge- meinsam zu spie- len, auch sich aus- zutauschen und auch Konflikte zu lösen, dies finde ich auch für ausländi- sche Kinder und Familien sehr wichtig.

Schließlich habe ich mich dazu entschlossen, in einem neuen Aufgabengebiet zu arbei- ten:

– Wird der Eltern-Kind-Kreis von den Eltern mit ihren Kindern angenommen?

– Wie mache ich diesen Treff interessant?

– Was kann ich anbieten?

– Wie bringe ich mich ein?

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Um in meinem neuen Aufgabengebiet gut zu arbeiten, bin ich natürlich bereit, mich weiterzubilden und nehme an Fortbildun- gen teil.

Wir fertigten Werbezettel, die in unseren Wohngebiet und im Umkreis verteilt und ausgelegt wurden (WK VI und Stadt).

Erwartungsvoll und ungeduldig fieberte ich dann dem Eröffnungstag entgegen:

– Werden die Eltern mir ihren Kleinkindern kommen?

– Wurden die Werbezettel gelesen?

Voller Spannung erwartete ich meine ersten Gäste. Es kamen fünf Mütter mit ihren Kleinkindern – eine gute Resonanz. Im Gespräch erfuhr ich von ihren Wünschen und Bedürfnissen und konnte mich darauf einstellen.

Um aber Veranstaltungen anbieten zu kön- nen, musste ich im Vorfeld auf Partnersuche

gehen. Ich setzte mich mit dem Gesundheitsamt in Verbin- dung. Hier verwies man mich an eine Mitarbeiterin von der AWO. Erste Kontaktaufnahme übers Telefon, dann ein persön- liches Gespräch und das Ange- bot zur „Ernährungsberatung“

stand.

In der Einrichtung nahm ich Kontakt zu unserer Physiothe- rapeutin auf, welche ihre Mitar- beiterin zum Thema „Psycho- motorik“ in den Eltern-Kind- Kreis schickte.

Ebenfalls zum Thema „Sicherheit im Straßenverkehr“ setzte ich mich mit einem Mitarbeiter vom ADAC zusammen, mit ihm konnte ich auch einen Termin vereinbaren.

Ich bin bemüht, noch weitere Angebote anzubieten. Der Eltern-Kind-Kreis wird gut angenommen.,

Mein Ziel ist es, die Eltern als Mitglieder und Organisatoren zum Wohle ihrer Kinder zu gewinnen und sie dahin gehend zu unter- stützen.

Wir wünschen uns auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit.

Birgit Melde

Erzieherin Eltern-Kind-Kreis

Kinderhaus „Wi-Wa-Wunderland“

Eisenbahnstr. 57

15890 Eisenhüttenstadt E N G A G E M E N T F Ü R D E N E LT E R N - K I N D - K R E I S

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Die Gründerinnen des Vereins „Kinderbe- treuung in Tagespflege im Landkreis Ober- havel e.V.“ (KibeTa) wollen das Ansehen der Tagesmütter stärken. Der Verein unterstützt Kindeseltern bei der Suche nach der „richti- gen“ Tagespflegeperson. Im Laufe eines Jahres wuchs die Initiative auf elf Interes- sentinnen, die mit der Satzung sogleich ein pädagogisches Konzept zur Qualitätssiche- rung in der Tagespflege ausarbeiteten.

KibeTa füllt den fehlenden Baustein im Betreuungsmosaik und bietet den Ämtern und Gemeinden, aber auch dem Kreisju- gendamt und nicht zuletzt den (Tages-) Eltern ein unterstützendes Angebot zur familiären Kindertagesbetreuung.

Kinder profitieren in Bezug auf ihre soziale Kompetenz von der Tagesbetreuung: Sie lernen, auf verschiedene Menschen zu rea- gieren und sich auch ohne die Anwesenheit ihrer Mutter sicher zu fühlen. Sie erfahren (Eigen-)Räume zur Eigeninitiative und Kom- petenz im Umgang mit unvertrauten Situa- tionen.

Um die qualitative Tagespflege im Landkreis Oberhavel zu etablieren, erarbeiteten wir folgendes Angebot:

• Anwerben und fachliche Vorbereitung der Tagesmütter nach Qualitätskriterien des tagesmütter Bundesverbandes für Kinderbetreuung in Tagespflege e.V.,

• Beratung der Kindeseltern, um ihnen die Sicherheit für eine gute Betreuung zu geben,

• Vermittlung der „richtigen“ Tagesmutter,

• Einhaltung der Eingewöhnungszeit des Kindes,

• Betreuungsvertrag zur rechtlichen Absi- cherung,

• (Alltags-)beratung und Begleitung der Tagesmutter,

• Beratung der Gemeinden,

• Entwicklung einer beruflichen Perspekti- ve für Tagesmütter,

• Öffentlichkeitsarbeit über die Belange der Tagespflege.

Was ist eine Tagesmutter?

Eine Tagesmutter bietet sich und ihre Räu- me zur Betreuung von höchstens fünf Kin- dern an. Die Kinder sind in der Regel zwi- schen 0 und 3 Jahren. Sie werden in der klei- nen Gruppe individuell betreut. Das Kind hat somit neben den Eltern und Verwandten nur eine weitere Bezugsperson bis es in den Kindergarten kommt. Für die Gestaltung des Tagesablaufs und der Räume ist die Tages- mutter verantwortlich.

Eine Tagesmutter kann mit ihrer Tätigkeit ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten.

Sie ist freiberuflich tätig ohne Festanstel- lung. Ihr Verdienst ist bedingt bzw. begrenzt

Kinderbetreuung in Tagespflege im Landkreis Oberhavel

Der Verein KibeTa entwickelt engagiert ein pädagogisches Konzept zur Qualitätssicherung in der Tagespflege

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steuerfrei. Sie ist nicht für die Tätigkeit als Tagesmutter sozialversichert.

Eine Tagesmutter kann flexibel auf die Betreuungszeiten der Kindeseltern reagie- ren, besonders für Eltern, die im Schicht- dienst, Sozialwesen oder Einzelhandel tätig sind.

Das Kind erlebt den häuslichen Tagesablauf.

Es beobachtet die Tagesmutter beim Kochen, hilft beim Tischdecken, kauft Lebensmittel ein. Besondere Eigenarten des Kindes lassen sich in einer kleinen Gruppe leicht integrieren. Die überschaubare Klein- gruppe einer Tagesmutter ermöglicht gera- de schüchternen Kindern, ihre Ängste schneller zu verlieren.

Die Tagesmutter hat die Möglichkeit, aller- giegerechtes Essen zu reichen. Der Umgang mit Haustieren kann erlernt werden, wenn das Kind zu Hause keines hat oder haben kann. Die gesamte Familie der Tagesmutter ist eingebunden. Ihre Kinder sind Vorbilder für die Kleinen, der Lebenspartner über- nimmt seinen Part als Tagesvater. Familiäre Ereignisse erleben die Tageskinder genauso intensiv wie die Familienmitglieder: Freude, Freunde, Feste, aber u. U. auch Trauer.

Wir bieten Infoabende zum Thema Kinder- betreuung in Tagespflege an.

Diese Infoabende sind ein offenes Angebot.

Zurzeit nehmen im Durchschnitt fünf Inter- essentinnen und Interessenten an den jeweiligen Angeboten teil. Es kristallisierten sich drei Ansprechgruppen heraus.

• An einem Abend pro Monat findet die Beratung der Eltern statt, die ein Kind bei einer Tagesmutter betreuen lassen wol- len. Hier klären wir den Ablauf der Ver- mittlung, wie Eltern die richtige Tages-

mutter finden, welche Fakten im Betreu- ungsvertrag wichtig sind etc.

• Künftige Tagesmütter erfahren monat- lich die rechtlichen und finanziellen Rah- menbedingungen sowie die Vorausset- zungen und Vorbereitungen bis zur Auf- nahme des ersten Kindes.

• Der Gesprächkreis bleibt den aktiven Tagesmüttern vorbehalten, in dem sie sich austauschen und weiterbilden kön- nen. Er findet alle sechs Wochen statt.

Neben den Teilnehmern profitiert KibeTa von den angesprochenen Themen. Daraus entwickelten wir den Betreuungsvertrag, den wir für die privat vermittelten Tagespfle- geverhältnisse einsetzen. Beinahe alle Akti- vitäten können damit vertraglich geregelt werden, so z. B. die Bring- und Abholzeiten, Regelungen bei Verspätungen oder Erkran- kungen der Beteiligten, Erklärungen zur Mitnahme in PKW etc.

Nicht zuletzt fließen die gewonnenen Erfah- rungen seit vergangenen November in die Beratung der Gemeinden ein. Alle acht Ämter, vier amtsfreie Gemeinden und vier Städte des Landkreises Oberhavel erhielten unser Material. Unser Ziel ist eine umfas- sende Beratung für alle Beteiligten. Wir hof- fen, die Gemeinden darin unterstützen zu können. Hierfür erhielt KibeTa im Jahre 2000 eine erste Förderung vom MBJS. Die- se Finanzierung ermöglichte den Druck von Flyern, den Erstkontakt zu den Gemeinden und ein Seminar zur fachlichen Vorberei- tung gemäß Tagespflegeeignungsverord- nung (siehe Rubrik Gesetze-Verordnungen- Empfehlungen), das für die Teilnehmer kostenlos stattfinden konnte. Wir wünschen uns eine einheitliche Regelung für den gesamten Kreis Oberhavel, z. B. in der Bezahlung der Tagesmutter, in der finanziel- len Unterstützung der Tagesmutter-Vorbe- reitung etc.

K I N D E R B E T R E U U N G I N TA G E S P F L E G E I M L A N D K R E I S O B E R H AV E L

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Zu allen Angeboten, unseren Zielen und der Art der Finanzierung erarbeiten wir derzeit ein Konzept. Unsere Angebote wollen wir optimieren, indem wir eigene Räume anmieten und eine/n Sozialarbeiter/in be- schäftigen.

Qualifikation der Tagesmutter

Eine Ausbildung zur Tagesmutter gibt es nicht. Daher ist ein Angebot zur Fortbildung von Tagesmüttern auch ein allgemeines Angebot zur pädagogischen Fortbildung.

Eltern benötigen die Gewissheit, dass ihr Kind in guten Händen ist, das heißt, die Tagesmutter weiß um die Entwicklungspha- sen eines Kindes, weiß um die Nöte eines Kindes und weiß, in jeder Situation ange- messen zu reagieren.

Im Idealfall hat die Tagesmutter eine Ausbil- dung als Erzieherin oder Kinderkranken- schwester, dies ist jedoch nicht Vorausset- zung.

Bevor eine Tagesmutter ein Kind aufnimmt, ist zu entscheiden, wie viele Kinder sie in welchem Alter wann aufnehmen möchte.

Sie richtet ihre Umgebung darauf aus und überlegt sich, wie sie den Tagesablauf gestalten will.

Tagespflegepersonen müssen im Land Bran- denburg gemäß Tagespflegeeignungsver- ordnung auf ihre Tätigkeit vorbereitet sein.

Dazu muss vor dem Seminar zur fachlichen Vorbereitung ein Infoabend besucht wer- den. Er informiert über die rechtlichen Rah- menbedingungen bei der Tätigkeit als Tagesmutter. Das 24-stündige Vorberei- tungsseminar selbst dient zur Vorbereitung auf den Betreuungsalltag, klärt die Motiva- tion der künftigen Tagesmutter, erläutert die Phasen der Tagespflege aus der Sicht des

Kindes. Tagespflegepersonen, die keine pädagogische Ausbildung haben, sollten darüber hinaus noch an einer Qualifizierung im Umfang von 104 Stunden teilgenommen haben.

Bei einer regelmäßigen Teilnahme an dem Gesprächskreis kann sich die Tagesmutter mit ihresgleichen austauschen, sich Anre- gungen holen und eigene Fragen klären.

Dieser Gesprächskreis wird auch von einer erfahrenen Tagesmutter geleitet. Andere Tagesmütter profitieren von diesen Aben- den, da viele alltägliche Probleme bei allen Tageseltern entstehen (z. B. Pünktlichkeit der Eltern, Sauberkeitserziehung des Kin- des). Wenn dann eine erfahrene Tagesmut- ter erzählt, wie sie diese Probleme löst, las- sen sich Konflikte offen mit den Eltern aus- tragen und befriedigend lösen. Das Kind erfährt eine professionelle und somit konti- nuierliche Betreuung bis zum Kindergarten.

Wir planen ein Tutorinnensystem, sodass in der Nähe einer neuen Tagesmutter eine erfahrene Ansprechpartnerin zur individuel- len Beratung bereit ist. Das Tutorinnensy- stem ist zur schnellen und einfachen Kon- fliktbereinigung zwischen Tagesmutter und Kindeseltern konzipiert, da sonst insbeson- dere das Kind Schuldgefühle entwickeln könnte. Das geschieht durch regelmäßigen Kontakt zu den Tagesmüttern und Kindesel- tern.

Das Seminar zur fachlichen Vorbereitung organisieren wir mindestens viermal im Jahr.

Eine Vorbereitung der Tagesmutter auf ihre neue Tätigkeit dauert im Idealfall acht Wochen, wenn sie von Anfang an weiß, dass sie die richtige Wahl getroffen hat. Die Qualifikation der Tagesmutter ist dann erfolgt, wenn sich die Ansprüche der Kin- deseltern mit denen der Tagesmutter weit- gehend decken.

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Die Vermittlung eines Kindes

Zuerst werden die Wünsche der Kindesel- tern bzw. die Besonderheiten des Kindes erfasst:

• Hat das Kind bzw. haben die Eltern Aller- gien, auf die es Rücksicht zu nehmen gilt?

• Welche Essgewohnheiten für das Kind sind zu berücksichtigen?

• Darf die Tagesmutter Haustiere haben und wenn ja, welche?

• In welchen Orten soll die Tagesmutter wohnen? Wie weit würden die Eltern fahren, um ihr Kind in Obhut zu geben?

Vor Aufnahme des ersten Kindes muss eine Tagesmutter folgende Kriterien erfüllen:

Die Teilnahme am ersten Infoabend und am Seminar zur fachlichen Vorbereitung sowie der Hausbesuch sind obligatorisch. Beim Hausbesuch beraten wir bei der räumlichen Gestaltung des Spiel-/Schlaf- und Essberei- ches. Wichtig ist, dass die Küche und der Spielraum auf einer Etage liegen. Wir achten auf Sicherheitsbestimmungen, die man im Umgang mit kleinen Kindern berücksichti- gen sollte und geben Anregungen, wie das kindgerechte Zimmer ausgestattet sein könnte, welche Anschaffungen notwendig bzw. ratsam sind. Zum Beispiel hat sich ein Bollerwagen auf Gummirädern zum Spa- ziergehen mit Kleinkindern bewährt. Die meisten Tagesmütter haben selber kleine Kinder und haben sowieso entsprechende Vorkehrungen getroffen.

Die Tagesmutter, die von uns vermittelte Kinder betreut, verpflichtet sich, jedes wei- tere von ihr betreute Kind innerhalb von vier Wochen einzugewöhnen und zwar maxi- mal ein Kind zurzeit. Geschwisterkinder werden selbstverständlich gemeinsam ein-

gewöhnt. Da wir uns an die gesetzlichen Vorgaben halten, dürfen die Tagesmütter in unsere Vermittlungskartei nicht mehr Kinder betreuen als vom Jugendamt erlaubt. Es dürfen bis zu drei fremde Kinder ohne Pfle- geerlaubnis betreut werden. Danach muss für das vierte und fünfte Kind je ein Antrag auf Pflegeerlaubnis beim Kreisjugendamt gestellt werden.

Außerdem vermerken wir in unserer Ver- mittlungskartei:

• Traut sich die Tagesmutter das Zuberei- ten des Essens für allergiekranke Kinder zu?

• Hat sie Haustiere?

• Raucht sie?

Die Teilnahme am Gesprächskreis ist zurzeit auf zweimal im Jahr festgelegt. Wir benöti- gen die Rückmeldungen der Tagesmütter, um optimal ihre Interessen vertreten zu kön- nen, z. B. bei den Kindeseltern, bei den Gemeinden etc.

Viele Kindeseltern rufen an und wollen möglichst bald ihr Kind bei einer Tagesmut- ter unterbringen. Allerdings benötigt man für die Suche der „richtigen“ Tagesmutter mindestens zwei Wochen. Die Kindeseltern rufen sie an, verabreden einen Termin, evtl.

noch einen zweiten. Nicht nur die Kindesel- tern und die Tagesmutter müssen sich ver- ständigen können, in erster Linie muss das Kind ein Wohlgefühl bei der Tagesmutter signalisieren. Klappt es mit der ersten Tages- mutter nicht, wiederholt sich diese Prozedur ein zweites oder drittes Mal. Kommt ein Betreuungsverhältnis zustande, dauert die Eingewöhnung aus den bekannten Grün- den vier Wochen, was zugleich die Probezeit ist. Im Idealfall verkürzt sich die Eingewöh- nung auf zwei Wochen, sie hat aber auch schon mal drei Monate gedauert.

K I N D E R B E T R E U U N G I N TA G E S P F L E G E I M L A N D K R E I S O B E R H AV E L

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Die Bedeutung der Eingewöhnung

Der regelmäßige Besuch einer Tagesmutter ist eine Umstellung für das Kind. Es ist die erste wirkliche Trennung von den Eltern. Es sind eine neue Umgebung und ein neuer Tagesablauf. Es sind andere Kinder anwe- send, was evtl. ungewohnt ist für das (Tages-)Kind. Es benötigt daher viel Zeit zur Eingewöhnung. Eine fremde Person ver- sorgt (füttert, wickelt) es. Es braucht die Gewissheit, das die Mutter wiederkommt.

Wenn es keine Zeitbegriffe kennt, helfen Rituale, die eine Rückkehr der Mutter ankündigen (z.B. erst essen, dann schlafen, dann kommt die Mama).

Zudem muss sich die eigene Familie der Tagesmutter umstellen, vor allem wenn eigene Kinder in die Tagesbetreuung einbe- zogen sind. In den ersten vier Wochen sind die eigenen Kinder und anderen Tageskin- der eifersüchtig. Die eigenen Kinder benöti- gen mehr Zeit und Kuscheleinheiten als vor- her.

Auch wenn die Eingewöhnung nach vier Wochen erfolgreich verlief, so fühlt sich das Kind in der Regel erst nach drei Monaten

„heimisch“! Die Tagesmutter und die Kin- deseltern müssen sich auf die neue Situation einstellen.

Beim Wechsel der Betreuungsperson muss dem Kind ebenso zur Ablösung ein Zeitraum von vier Wochen eingeräumt werden.

Gemeindeberatung

Mit der Sachgebietsleitung des Kreisjugend- amtes, und der Praxisberatung finden in unregelmäßigen Abständen Gespräche zur

Koordination der Beratung in den Sachfra- gen der Tagespflege statt.

Allen vier Städten, acht Gemeinden und vier amtsfreien Gemeinden des Landkreises haben wir unser Beratungsmaterial zuge- sandt und sie persönlich aufgesucht. Neben unserem Flyer übersandten wir folgendes Material, das gern von den Gemeinden genutzt werden darf:

• Wie werde ich Tagesmutter?

• Wie finde ich eine Tagesmutter?

• Betreuungsvertrag,

• Flyer.

Die meisten Gemeinden und Ämter signali- sierten Interesse an unserem Konzept.

Wenn der konkrete Bedarf besteht, werden sie mit dem Verein Verhandlungen zur Zusammenarbeit aufnehmen.

Drei Gemeinden erhalten ein konkretes Finanzierungskonzept bzw. Kooperations- angebot. Eine Gemeinde wünscht eine Zusammenarbeit und zieht in Erwägung, den Verein mit der Vermittlung von Tages- müttern zu beauftragen.

Einige Ämter laden bzw. luden uns in die Sozialausschüsse ein, um vor Ort die Tagespflege als alternative Betreuungsform vorzustellen. Bereits im vergangenen Jahr nahm der Verein an Sozialausschüssen teil, um Fragen von Gemeindevertretern und -mitgliedern zu beantworten. Geplant sind der Besuch aller Bürgermeister und die Vor- stellung des Vereins in allen Sozialausschüs- sen des Landkreises.

Bereits in den zwei Monaten seit der Novel- lierung des Kita-Gesetzes können wir grundlegende Strukturen aufzeigen, die die Tagespflege gemeindeübergreifend haben muss, damit sie ein qualitativ ergänzendes

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Angebot zur Tagesbetreuung vor allem für Kleinkinder unter zwei Jahren wird. Nach unseren Vorstellungen sollten weitgehend die Gemeinden die Kosten für die Fachkraft und die Räumlichkeiten zur Akquise, Schu- lung und Vermittlung der Tagesmütter tra- gen. Der Verein ist stets bemüht, unter- schiedliche Finanzierungsmodelle umzuset- zen, sodass eine optimale Öffentlichkeitsar- beit und die Fortbildung der Tagesmütter gewährleistet sind.

Zusammenfassung

Bis Ende 2000 hat der Verein lediglich privat vermittelte Tagespflegeverhältnisse koordi- niert. Die Anzahl der von uns privat vermit- telten Tagesmütter ist auf 13 zum Jahres- ende angestiegen. Nach dem Seminar zur fachlichen Vorbereitung erhöhte sich diese Zahl auf 19.

Bisher war das Kreisjugendamt für die Ver- mittlungen öffentlich geförderter Tagespfle-

ge zuständig. Durch die Gesetzesänderung bietet der Verein seit dem 1. Januar 2001 eine zentrale Vermittlungskartei für den Landkreis Oberhavel. Sie bietet Vorteile für die Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen der Ämter und Gemeinden, die Tagesmütter und die Kindeseltern. Sie erleichtert die Ver- mittlung über die Gemeindegrenzen hin- weg. Z. B. kann eine Kindesmutter auf dem Weg zur Arbeit ihr Kind dort in die Obhut einer Tagesmutter geben. Wir schätzen, dass wir bis zu 160 Tageskinder pro Jahr im gesamten Landkreis vermitteln.

Kibeta (Kinderbetreuung in Tagespflege im Landkreis Oberhavel e.V.)

c/o Anne Schumacher Florastr. 3

16565 Lehnitz

Tel.: 03301/704 963 Fax.: 03301/600 4010 E-Mail: kibeta@t-online.de

K I N D E R B E T R E U U N G I N TA G E S P F L E G E I M L A N D K R E I S O B E R H AV E L

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Eltern, Tagespflegeeltern sowie Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter von Gemeinden und Ämtern sind die Adressaten der veröffent- lichten Broschüren:

„Tagespflege im Land Brandenburg von A-Z“

Eine Informationsbroschüre für Eltern, Tagespflegeeltern und Interessenten

und

„Tagespflege in Stichwörtern“

Ein Ratgeber für Gemeinden und Ämter im Land Brandenburg.

Knapp und übersichtlich werden aktuelle Informationen über Voraussetzungen und Grundlagen der Realisierung von Tagespfle- ge aufbereitet. Gesundheitsvorsorge, Kran- kenversicherung, mietrechtliche Fragen, Pflegeerlaubnis, Unfallversicherung, Wohn- geld sind als Stichwörter ebenso nachzule- sen wie ein erläuternder Text zur „Einge- wöhnung in die Tagesbetreuung“.

Hinweise zur Sicherheit und Unfallverhü- tung, ein Muster eines abzuschließenden Tagespflegevertrages vervollständigen die Broschüren-Ausgabe für Gemein- den und Ämter.

Die Veröffentlichung für Eltern und Tagespflegeeltern enthält zusätz- lich Auszüge aus dem Kinder- und Jugendhilfegesetz und dem Kita- Gesetz (gültig ab 1. Januar 2001).

Nachfragen bitte an die Gemein- den und Ämter im Land Branden- burg.

Einzelexemplare der Informations- broschüre für Eltern und Tages- pflegeeltern sind anzufordern im:

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport

Pressestelle

Steinstraße 104 - 106 14480 Potsdam

Telefon: 0331/866 3511 Telefax: 0331/866 3512 oder 3513

Zwei Broschüren zur Tagespflege im Land Brandenburg

Informationen für Eltern/Ratgeber für Gemeinden und Ämter

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In den zurückliegenden Monaten wurde oft im Zusammenhang mit der Novellierung des Kita-Gesetzes die Diskussion geführt, trotz Kostendruck (Einsparungen) Qualitätsstan- dards in der Kinderbetreuung zu erhalten bzw. auszubauen.

Der Kinderförderverein Wir e. V. will das erreichen, indem er die Betreuungsmög- lichkeiten der Kinder den gesellschaftlichen Verhältnissen anpasst. In den letzten Jahren hat er dies schon erfolgreich getan, indem er auf unterschiedliche Bedarfe in der Kinder- betreuung eingegangen ist. Neben den klassischen Betreuungsformen wie KiTa, Hort und Krippe bieten Wir (e.V.) eine Tagesgruppe (Hilfen zur Erziehung), ein Kindercafé „Blubberlutsch“ mit Freizeitan- geboten für Kinder und Eltern aus dem Kietz und Einzelintegrationen von Kindern mit besonderem Förderbedarf in der Konsulta- tionskita.

Den Wandel von einer Industriegesellschaft hin zur Dienstleistungsgesellschaft begleitet eine enorme Flexibilität am Arbeitsmarkt, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckt.

Die vorgefertigten Normalbiografien ver- wandeln sich in Wahlbiografien.

„Was Familie, Ehe, Elternschaft, Sexualität, Erotik, Liebe ist und meint, sein sollte oder sein könnte, kann nicht mehr vorausgesetzt werden, sondern variiert in Inhalten, Aus- grenzungen, Normen, Moral, Möglichkei- ten ...“ (Beck, Beck-Gernsheim S. 13).

Jeder Einzelne ist mehr und mehr gefordert, sein Leben individuell selbst zu gestalten.

Frauen bekommen sowohl mit 18 als auch mit 40 Jahren Kinder, nicht nur junge Men- schen bereiten sich auf einen Beruf vor - auch für ältere Menschen ist eine Um- oder Weiterbildung selbstverständlich geworden.

Gleichzeitig hat sich ein drastischer Wandel bezüglich der Bedeutung von Kindern voll- zogen. Die Geburtenraten gehen zurück – die Bedeutung der Kinder aber steigt.

Kinder haben für Eltern weniger eine öko- nomisch normative Bedeutung. Sie reprä- sentieren für Eltern eine sinngebende Funk- tion. Demzufolge hat sich die Eltern – Kind – Beziehung verschoben von einem Erzie- hungsverhältnis hin zu einem Beziehungs- verhältnis, in der eher die autonome kind- liche Persönlichkeit gestärkt wird.

Eltern interessieren sich zunehmend für ihr Kind und mehr denn je sind sie bereit, in ihr Kind emotional und finanziell zu investieren.

Sie treffen nicht nur bewusste Entscheidun- gen, sie möchten zudem, dass es beste Ent- wicklungsbedingungen erhält. In ihrem Bemühen, das „Beste“ zu definieren, gera- ten manche Eltern in Unsicherheiten.

An diesem Punkt versucht der Familien- dienst des Wir e.V., mit der Familienbil- dungsarbeit und der Tagespflegebörse anzuknüpfen, d. h. auf die neuen/anderen Bedarfe einzugehen und ein weiteres diffe- renziertes Betreuungsangebot zu ent- D E R FA M I L I E N D I E N S T D E S K I N D E R F Ö R D E RV E R E I N S W I R E . V.

Der Familiendienst des Kinderförder- vereins Wir e. V.

Beratung und Information führen zu mehr Kontinuität in der Kinderbetreuung

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wickeln. Wir betrachten und verstehen uns als Dienstleister und wollen einen Beitrag leisten, Familien in ihrer Beziehungsgestal- tung die Unterstützung zu geben, die sie zur Erfüllung ihrer Erziehungsaufgaben (Erzie- hungsverantwortung) benötigen.

Der Familiendiensthat zurzeit zwei wesent- liche Arbeitsfelder:

1. Familienbildungsangebot 2. Tagespflegebörse.

1. Familienbildungsangebot

Der Kinderförderverein Wir e. V. bietet bereits Kurse an, die zur Familienbildung zählen wie z. B. PeKiP- Kurse, Spielgruppen und Mutter – Kind – Turnen. Dieses Famili- enbildungsprogramm soll sowohl wegen des Kursangebots (Babymassage, Baby- schwimmen etc.) als auch wegen der Ziel- gruppe ausgebaut werden.

Alle Kurse bieten Eltern die Möglichkeit, ihr Kind in jeder Entwicklungsphase bewusster zu erleben und es entsprechend anzuregen.

Bewegung und Gemeinschaftserlebnisse bereiten Freude und tragen zum Wohlbe- finden bei.

Gelegenheit zu Gesprächen mit anderen Eltern zur Information und Diskussion über jeweilige Entwicklungsbedingungen und Erziehungsfragen werden gegeben.

Bei finanzieller Unterstützung des Projekts können besonders einkommensschwache Familien mit einem offenen Angebot wie Kaffeestube mit Kinderbetreuung angespro- chen werden.

Außerdem können Gesprächsgruppen mit dem Namen Brandenburger Elternge- spräche das Angebot ergänzen. Erziehungs- fragen und wesentliche Familienphasen mit ihren jeweiligen Herausforderungen können hier im Mittelpunkt stehen.

Folgende Themen könnten dabei von Bedeutung sein:

Wenn aus Partnern Eltern werden – Kinder brauchen Rituale – Mein Kind ist ein Schrei- kind – Wie geht es mir als Mutter, wenn mein Kind ständig schreit – Man nennt es Pubertät –.

Der Familiendienst strebt folgende Ziele an:

Familienbildung will

– Anregen, über das Miteinander in der Familie und den Umgang mit den Kin- dern nachzudenken,

– Wissen vermitteln über Entwicklungspro- zesse von Kindern,

– Eltern die Erfahrung vermitteln, ernst genommen zu werden,

– das Vertrauen der Eltern in ihre eigenen Kompetenzen stärken,

– den Erfahrungsaustausch zwischen den Eltern fördern,

– Hemmschwellen für Beratungsangebote abbauen, sodass rechtzeitig Hilfe mög- lich wird,

– Kontakte von Kindern und Eltern anre- gen und ermöglichen,

– zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe anre- gen,

– Kindern Raum und Zeit geben für Bewe- gung und Spiel (psychomotorische Be- dürfnisse),

– Kindern die Möglichkeit geben, eine Ort- sidentität entwickeln zu können ( wirkt sozialer Unverbindlichkeit entgegen), – verlässliche Beziehungen zu erwachse-

nen Personen (Eltern) fördern,

– die Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktfähigkeit erweitern.

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2. Tagespflegebörse

Durch die Novellierung des Brandenburger Kita-Gesetzes wird zukünftig die Tagespfle- ge für die Betreuung von Kindern an Bedeu- tung gewinnen.

Tagespflege stellt sich individuell und flexi- bel auf die Bedürfnisse einer Familie ein.

Jedoch ist es oft schwierig, geeignete Tagespflegepersonen zu finden. Schon im Frühjahr 1999 entstand die Idee eines Tagespflegeprojekts im Kinderförderverein WIR e.V., um einerseits Betreuungsmöglich- keiten von Kindern zu verbessern und um andererseits Frauen, die gern mit Kindern arbeiten wollen, eine berufliche Perspektive zu geben.

Projektidee

„WIR(e.V.)“ orientieren uns an bestehen- den Konzepten, deren Arbeitsweise von drei konzeptionellen Säulen getragen werden (vgl. ISKA- Nürnberg):

1. Vermittlung, 2. Qualifizierung,

3. Information und Beratung.

Inhaltliche Beschreibung des Projekts Im Folgenden sollen die drei Schwerpunkte des Projekts näher beschrieben werden.

Vermittlung

Es wird eine so genannte Tagespflegebörse aufgebaut, in der alle, die Tagespflege suchen oder anbieten, sich registrieren las- sen können. In den Räumen der Tagespfle- gebörse gibt es die Möglichkeit, einen sog.

Steckbrief auszuhängen, in dem Tagespfle-

gepersonen sich selbst und ihr Angebot dar- stellen und Eltern ihr Kind und ihre Wünsche an die Betreuung vorstellen können (Herstel- lung einer möglichst grossen Transparenz).

Dabei geht es um den Aufbau eines selbstre- gulierten Systems in dem sich Anbieter- und Nachfragerinnen selbst finden. Die Börse ist ein Serviceangebot, mit dem die Vermittle- rinnen Beratung und Information anbieten, aber nicht kontrollierend eingreifen.

Qualifizierung

Mit der Qualifizierung von Tagespflegeper- sonen wird die Etablierung von Fortbildung in der Tagespflege angestrebt (die den Cha- rakter eines Gütesiegels hat). Anbietende Tagespflegepersonen sollen dies als Werbe- argument nutzen. Nachfragende Eltern können es zu einem Auswahlkriterium machen. Die Teilnahme ist freiwillig.

Die Qualifizierung entsprechend der Tages- pflegeeignungsverordnung soll in Koopera- tion mit kompetenten Fachkräften ange- boten werden. Bis auf die vorbereitenden Kurse können die Teilnehmerinnen die Fort- bildungen je nach Interesse in beliebiger Reihenfolge belegen.

Authentizität, Bindungsfähigkeit und -be- reitschaft sind eine unabdingbare Voraus- setzung für soziales und pädagogisches Handeln. Diese wird jedoch nicht in formel- len Ausbildungsgängen vermittelt, sondern in der jeweils eigenen Sozialisation ange- legt. Unsere Qualifikationsangebote sollen in dieser Richtung unterstützend wirken, indem neben der Vermittlung von Fachwis- sen, Selbsterfahrung und Selbstreflexion integriert wird. „Praxiserfahrung und All- tagsfähigkeiten brauchen Raum und Rah- men, um ausgetauscht und reflektiert zu werden. Erst so können sie zu bewussten Kompetenzen heranreifen.“ (Ortmann 1984 S. 15)

D E R FA M I L I E N D I E N S T D E S K I N D E R F Ö R D E RV E R E I N S W I R E . V.

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Inhaltlich umfasst die Qualifizierung folgen- de Bereiche:

Vorbereitung auf die Tagespflegetätigkeit, Organisation und gesetzliche Bestimmun- gen, Erziehung, Psychologie, Gesundheit und Ernährung

Beratung und Information

Beratung und persönliche Gespräche ergän- zen das weitgehend selbst regulierte Ver- mittlungsangebot. Bei der Auswahl von Tagespflegepersonen kann Beratungsbedarf darüber bestehen, wie und von wem das Kind optimal betreut werden kann, welche Prioritäten die Eltern haben und wo sie die- se am besten verwirklichen können.

Darüber hinaus sollen spezielle Veranstal- tungen wesentliche Informationen bieten, die Eltern berücksichtigen sollten, um zum Wohle ihres Kindes zu handeln.

Ferner können Tagespflegepersonen und Eltern darüber informiert werden, worauf sie beim Abschluss eines Betreuungsvertra- ges unbedingt achten sollen, welche Absprachen nötig sind etc..

Im Falle von Konflikten in den Tagespflege- verhältnissen sind die pädagogischen Mitar- beiterinnen ansprechbar, um zu vermitteln und gemeinsam mit den Beteiligten eine Konfliktlösung zu erarbeiten.

Zusätzlich werden von den Mitarbeiterin- nen der Tagespflegebörse regelmäßig statt- findende Gruppentreffen für Tagespflege- personen zum Erfahrungsaustausch und zur themenbezogenen Auseinandersetzung an- geboten, um langfristig die Isolation von Tagesmüttern zu überwinden.

Die drei konzeptionellen Elemente der Tagespflege stehen unverzichtbar neben- einander und ergeben erst in Kombination ein sinnvolles Gesamtkonzept.

Das Verfahren ist serviceorientiert; der Markt wird gebündelt und für alle Beteilig- ten überschaubar gemacht (Vermittlung), gleichzeitig wird in das Marktgeschehen eingegriffen, um die Qualität der Tages- pflege zu erhöhen (Beratung und Qualifi- zierung ).

Ziele

– Einbindung der Tagespflege in die fami- lienergänzenden Betreuungsangebote des Kinderfördervereins Wir e.V.;

– mehr Qualität in der Kinderbetreuung durch Qualifizierung und Praxisberatung der Betreuungspersonen;

– mehr Kontinuität in der Kinderbetreuung durch das Informations- und Beratungs- angebot;

– Übersicht von Kinderbetreuungsmög- lichkeiten in der Stadt Brandenburg und Potsdam Mittelmark;

– Stärkung der Elternkompetenz und Ver- antwortung ( Eltern bei der Frage außer- familiären Betreuung ihrer Kinder nicht zu bevormunden);

– Flexibilität von Frauen für den Arbeits- markt (der Wiedereinstieg von Frauen am Arbeitsmarkt wird erleichtert);

– Institutionalisierung einer Tagespflege- börse in Brandenburg

Selbstverständnis

Das Konzept der Tagespflegebörse wurde von uns deshalb aufgegriffen, weil wir in dieser Arbeitsweise eine Haltung praktizie- ren können, die serviceorientiert ist und die Erziehungskompetenz und -verantwortung

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der Eltern stärkt. Gleichzeitig drückt sich in dem Konzept unser berufliches Selbstver- ständnis aus: Wir sind keine Kontrolleure, sondern Dienstleisterinnen. Des Weiteren halten wir die Eltern, die uns aufsuchen, nicht für hilflose inkompetente Menschen, sondern für welche, die – b is zum Beweis des Gegenteils – ihre Erziehungsangelegen- heiten selbst regeln können. Versorgung und Fürsorge (Eignungsfeststellung und die von Profis handverlesene Tagespflegestelle für das jeweilige Kind) sind oft Deckmantel eines breit angelegten Entmündigungspro- zesses, der den Tagespflegepartnern die Fähigkeit abspricht, ihre soziale Situation selbst zu definieren und geeignete Tages- pflegepartner selbst zu finden.

Für die Eltern besteht eine höhere Identifi- kation mit der selbst gewählten Tagespfle- gestelle, das beinhaltet auch, dass sie ihre Erziehungskompetenzen und -verantwor- tung übernehmen, die wir ihnen nicht abnehmen können und wollen.

Wir legen großen Wert auf freiwillige und die selbst verantwortliche Nutzung unseres Angebots (Vermittlung, Beratung und Qua- lifikation) und wollen an den Punkten Unterstützung anbieten, an denen sie ge- wünscht wird.

Wir über uns

Ein Merkmal unserer Einrichtung scheint zu sein, dass die Initiativen und damit die Wei- terentwicklung von der Basis der Mitarbei- terschaft mitgetragen werden. Die Fach- kräfte werden an der Gestaltung der Verän- derungen beteiligt und zur Mitarbeit her- ausgefordert. Dies schafft ein kreatives Arbeitsklima und ein hohes Maß an Eigeni- nitiative, was wiederum Mut und Energie erzeugt, Neues auszuprobieren.

Gegenüber Dritten, Eltern, Fachkollegen versuchen wir, eine Dialogbereitschaft ent- gegenzubringen, die uns im positiven Sinne mit unseren Vorhaben immer wieder infra- ge stellt. Der lebendige Kontakt zum ande- ren wird als bereichernd erlebt. Die Öffnung für das andere, das Unbekannte bedeutet immer das Sich-infrage-stellen-lassen, so- wohl für den Einzelnen als auch für die Insti- tution. Beziehungen, auf die wir uns einlas- sen, bewegen und verändern uns. Gleich- zeitig muss eine notwendige Abgrenzung zum Dialogpartner bestehen, um das Eige- ne zu schützen und zu bewahren. Diese Balance gilt es immer wieder herzustellen:

Offenheit für Entwicklungsmöglichkeiten mit gleichzeitiger Abgrenzung, um den not- wendigen Schutz und Schonraum zum Wachsen zu bieten. Jede Familie (jedes System) erbringt diese Leistung in ihrem eigenen Rhythmus. Keine starren, sondern durchlässige Strukturen sind ein Merkmal unserer Einrichtung, sie dienen unserer Lebendigkeit.

Elke Walter

Kinderförderverein WIR e.V.

Familiendienst

Kleine Gartenstr. 50A 14776 Brandenburg a. H.

Tel.: 03381/212727 Fax:03381/212729

e-mail: wir_ev@t-online.de

D E R FA M I L I E N D I E N S T D E S K I N D E R F Ö R D E RV E R E I N S W I R E . V.

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Das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union haben am 24.01.2000 die zweite Phase des EU-Bildungspro- gramms SOKRATES mit einer siebenjähri- gen Laufzeit beschlossen. Mit der neuen Förderperiode ab 2001 ist nun auf Beschluss der Kultusministerkonferenz und der Jugendministerkonferenz auch in Deutsch- land die Teilnahme vorschulischer Einrich- tungen an dem EU-Bildungsprogramm SOKRATES IImöglich.

Das SOKRATES II-Programm sieht die För- derung verschiedener Aktionen vor, von denen speziell die Aktion COMENIUS 1.1 für vorschulische Einrichtungen, d.h. für Kindertagesstättenzutrifft.

Was ist unter COMENIUS 1.1 zu verstehen?

Mit der COMENIUS 1.1 – Aktion werden multilaterale Partnerschaften gefördert. Sie bietet jetzt auch Kindertagesstätten aus mindestens dreiteilnehmenden Staaten die Gelegenheit zur Durchführung gemeinsa- mer Projekte, die die Kenntnis und Aufge- schlossenheit gegenüber anderen europäi- schen Kulturen und Haltungen fördert und den teilnehmenden Personen ermöglicht, diese konkret zu erfahren.

Warum sollten sich Kindertagesstätten an diesem Programm beteiligen?

Diese Projekte sollen dazu beitragen, das Zusammenwachsen Europas bereits Kindern

im Vorschulalter praktisch erfahrbar zu machen. Seit Jahren unterliegt die Gesell- schaft einem drastischen Wandel. Es ist von der Globalisierung der Märkte ebenso die Rede wie davon, dass sich die Gesellschaft immer mehr zu einer Wissensgesellschaft entwickelt. Bereits diese Schlagworte machen deutlich, dass wir unsere Kinder, wollen wir sie zu kompetenten Mitgliedern der Gesellschaft heranbilden, viel über die Welt und damit auch über ihre unterschied- lichen Kulturen frühzeitig erfahren sollten.

Konkret erfahrbares Wissen über die Viel- fältigkeit des Lebens fördert die Aufge- schlossenheit und Toleranz gegenüber Andersartigkeit und stärkt damit das Selbst- wertgefühl der Kinder. Denn Kinder, die frühzeitig interkulturelle Erfahrungen sam- meln können, wissen vermutlich nicht nur mehr, sondern verfügen auch über eine soziale Kompetenz, die sie einfühlsamer und verständnisvoller mit Andersartigkeit und Verschiedenheit selbst in ihrem unmittelba- ren sozialen Umfeld umgehen lässt. Mit interkultureller Bildung und Erziehung kann ein Erfahrungshorizont geschaffen werden, der zur Stärkung der Ich-Kompetenz von Kindern beiträgt, als einer wesentlichen Vor- aussetzung dafür, dass sich Fremdenfeind- lichkeit nicht entwickeln kann.

Was brauchen Kindertagesstätten, um sich an diesem Programm zu beteiligen?

Kindertagesstätten im Land Brandenburg, die an diesem Programm teilnehmen möch- ten, brauchen

EU-Bildungsprogramm SOKRATES II –

jetzt auch in Deutschland Teilnahme

vorschulischer Einrichtungen möglich

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1. ein Team, das an interkulturellen Projek- ten interessiert ist;

2. eine Projektidee, die interkulturelles Ler- nen in der Kindertagesstätte fördert;

3. Kontakt zu Einrichtungen aus mindestens zwei weiteren Ländern der Europäischen Union;

Wie erfahren Kindertagesstätten von Einrichtungen in anderen Ländern der europäischen Union?

Drei Wege sind denkbar:

1. Die Kindertagesstätten wenden sich an ihr zuständiges Jugendamt und nutzen die bestehenden Städtepartnerschaften der Landkreise/kreisfreien Städte.

2. Die Kindertagesstätten nutzen persönli- che Kontakte ins europäische Ausland, die die Erzieherinnen selbst, Freunde oder die Eltern der Kinder haben.

3. Die Kindertagesstätten wenden sich an das MBJS, Referat 24 „Internationale Angelegenheiten“, das über Regional- partnerschaften in Großbritannien, Frankreich, Polen und Slowenien Kon- takt zu Partnereinrichtungen herstellen kann.

Wie lang ist die Laufzeit eines Projektes und was wird gefördert?

Die Laufzeit eines Projektes beträgt maximal dreiJahre. Gezahlt wird ein Standardbetrag als Beitrag zu den Kosten, die durch Projek- taktivitäten entstehen; ist eine Kindertages- stätte koordinierende Einrichtung erhält sie pro Jahr einen Zuschuss in Höhe von 2000 Hals Partnereinrichtungerhält sie pro Jahr einen Zuschuss in Höhe von 1500 H Darüber hinaus erhalten die Einrichtungen jeweils einen flexiblen Betrag als Beitrag zu Reise- und Aufenthaltskosten für bis zu

sechs Personen pro Jahr. D.h., wollen die Erzieherinnen der Einrichtung z.B. zu einem Projekttreffen in das Partnerland reisen, oder an einem Erzieheraustausch im Part- nerland teilnehmen, dann werden die damit im Zusammenhang anfallenden Kosten weitgehend erstattet.

Wo und bis wann muss die Kindertages- stätte die Teilnahme an diesem Programm beantragen?

Die Kindertagesstätte richtet ihren Antrag an das MBJS, Referat 52 bis zum 1. Febru- ar eines jeden Jahres. Sind alle Unterlagen vollständig, werden diese an die für dieses Programm zuständige Nationale Agentur, den Pädagogischen Austauschdienst, in Bonn weitergeleitet. Dieser holt das Votum der Gutachterstelle für vorschulische Ein- richtungen ein und ist während des Projekt- zeitraumes der Vertragspartner für die jeweilige Kindertagesstätte.

Wo können sich Kindertagesstätten informieren und beraten lassen?

Informationen sowie Antragsformulare, können über die Internet-Adresse http://www.kmk.org Stichwort SOKRATES, COMENIUS 1.1abgerufen werden.

Darüber hinaus steht die Leiterin der Kin- dertagesstätte Gänseblümchen in Tre- batsch, Amt Tauche im Landkreis Oder- Spree, Frau Götze jeder Zeit allen interes- sierten Kindertagesstätten gern mit Rat und Tat zur Seite; sie ist telefonisch erreichbar über 033674/232. Hier können interessier- te Kindertagesstätten nicht nur die erforder- lichen Antragsformulare erhalten, sondern auch kompetente Hinweise, angefangen vom Entwickeln einer Projektidee bis zum Ausfüllen der Antragsformulare.

E U - B I L D U N G S P R O G R A M M S O K R AT E S I I

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Die Kindertagesstätte Gänseblümchen hat an diesem Projekt bereits teilgenommen und zwar zu Zeiten, als dies für vorschuli- sche Einrichtungen in Deutschland eigent- lich noch nicht möglich war. Sie verfügt des- halb über vielfältige Erfahrungen, die sie nicht nur gern weitergeben, sondern mög- lichst viele Kindertagesstätten ermutigen möchte, an diesem Programm teilzu- nehmen, aber lesen Sie selbst:

In unserer Kita „Gänseblümchen“ werden zurzeit 28 Kinder im Alter von 1 – 12 Jahren von 3 Erzieherinnen betreut. Unser sozial- pädagogisches Konzept lehnt sich an den situationsorientierten Ansatz an.

Im Jahre 1998 wurden wir von unseren Pra- xisberaterinnen gefragt, ob wir nicht Lust hätten, mit Einrichtungen aus anderen Län- dern zusammenzuarbeiten. Es gäbe eine österreichische Einrichtung, die Partner für die Arbeit an einem europäischen Bildungs- projekt „Comenius“ suche. Wir waren sofort bereit dazu und nahmen Kontakt mit den österreichischen Kolleginnen auf.

Im März 1998 begrüßten wir unsere Kolle- ginnen aus Österreich zu einem vorberei- tendem Studienbesuch. Wir machten uns gemeinsam Gedanken, welchen Inhalt unser Projekt haben sollte. Schnell war man sich einig, sich an Johann Amos Comenius zu orientieren, der schon im 16. Jahrhundert sagte, dass die ersten 6 – 10 Lebensjahre die wichtigsten Lebensjahre eines Menschen sind. Er sagte, der Mensch sei ein Baum, hat Wurzeln von seiner Kindheit an, mit diesen Wurzeln trinkt er und wenn einzelne Wur- zeln in der Kindheit verletzt worden sind, können sie nicht weiterwachsen. Je mehr ein Kind in diesen Jahren mit allen Sinnen erfahren hat, umsomehr kann es blühen.

Zitat: „Die Menschen müssen so viel wie möglich ihre Weisheit nicht aus Büchern schöpfen, sondern aus Himmel und Erde,

aus Eichen und Buchen, das heißt sie müs- sen die Dinge selbst erkennen und erfor- schen und nicht nur fremde Beobachtungen und Zeugnis darüber... Daher die goldene Regel für alle Lehrenden: Alles soll wo immer möglich den Sinnen vorgeführt wer- den, was sichtbar dem Gesicht, was hörbar dem Gehör, was riechbar dem Geruch, was schmeckbar dem Geschmack, was fühlbar dem Tastsinn.“

Wir beschlossen mit den Kindern Begriffe im jahreszeitlichen Kontext zu erarbeiten, wobei alle Sinne angesprochen werden sol- len. Im Herbst 1998 fuhren wir nach Öster- reich zu einem Studienbesuch, bei dem wir auch unsere teilnehmenden tschechischen Kolleginnen kennen lernten.

In der Zwischenzeit mussten wir leider auch erfahren, dass in Deutschland Kitas in sol- chen pädagogischen Projekten nicht zuge- lassen sind. Wir richteten uns an die Europäische Kommission in Brüssel und an das Kultusministerium in Bonn. Leider erhielten wir keine andere Nachricht. Dies sollte uns aber nicht abhalten, uns am Pro- jekt als stille Partner zu beteiligen.

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In unserem Projekt arbeiten zurzeit Einrich- tungen aus sieben Ländern zusammen.

Österreich, Schweden, Finnland, Lettland, Italien, die Tschechische Republik und Deutschland.

Innerhalb der Einrichtungen werden Begrif- fe im jahreszeitlichen Kontext, mit allen Sin- nen, in der regulären Bildungs- und Erzie- hungsarbeit erfahrbar gemacht. Ein Projekt in unserer Einrichtung hieß zum Beispiel

„Von der Raupe zum Schmetterling“. Wir holten uns im Frühjahr Raupen in den Grup- penraum, die Kinder fütterten diese und konnten dann beobachten, wie sie sich ver- puppten und schließlich ein schöner Schmetterling schlüpfte. Dies wird mit Lie- dern, Geschichten und Gedichten unter- mauert. Die Kinder fertigten Bastelarbeiten und Kollagen zum Thema an. Diese Arbeit wird mit Fotos dokumentiert und mit ent- sprechendem Lied- und Textgut als Kataly- sator für ähnliche Aktivitäten in den ande-

ren Ländern an alle Partnereinrichtungen gesandt. Didaktische Methoden, die in den Einrichtungen bei der Begriffserarbeitung mit den Kindern angewandt wurden, kön- nen bei Mobilitätsangeboten der Pädago- gen mit Kindern der Partnereinrichtungen ausprobiert werden. Dadurch ist ein multi- kultureller Austausch von Begriffen, Mate- rialien u. a. für Kinder und Pädagogen mög- lich.

So werden die Kinder mit ihnen unbekann- ten Begriffen konfrontiert und vertraut ge- macht. Z. B. mit dem Begriff Rentier aus Finnland. Sie lernen dadurch andere Länder und deren Menschen kennen. Unsere Kin- der kennen alle teilnehmenden Länder, ihre Fahnen und wissen von den verschiedenen Sprachen.

Unser Ziel ist es, dadurch bei den Kindern und deren Eltern Toleranzverhalten gegen- über Menschen anderer Länder, ihren Tradi- E U - B I L D U N G S P R O G R A M M S O K R AT E S I I

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tionen und ihrem kulturellem Erbe zu wecken und dadurch Grundbedingungen für ein friedvolles Europa zu schaffen. Dane- ben haben wir in den stattgefundenen Arbeitstreffen in Österreich, Lettland und Italien aber auch viele Erfahrungen über die Bildungssysteme der europäischen Nach- barn sammeln können. In diesem Jahr wer- den wir noch die Einrichtungen der Tsche- chischen Republik und der schwedischen Kolleginnen kennen lernen. Ganz besonders freuen wir uns schon heute auf das Frühjahr 2002, wo wir Kolleginnen aus allen Partner- einrichtungen bei uns in Trebatsch begrüßen werden.

Wir können Kindereinrichtungen nur ermu- tigen, sich an ähnlichen Projekten zu betei- ligen, da diese die Arbeit in der Einrichtung sehr bereichern. Solch eine Projektarbeit ist aber nur möglich, wenn das gesamte Team geschlossen dahintersteht und sich aktiv an der Arbeit beteiligt. Wir hoffen einige Ein- richtungen auf diese Arbeit neugierig gemach zu haben und stehen jederzeit zu einem Erfahrungsaustausch gerne zur Ver- fügung.

Referenzen

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