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Teil 1: Sprache und Varietäten Sprache und Varietäten GESAMTGLIEDERUNG 1.1 RÄUMLICHE VARIETÄTEN 1.1 RÄUMLICHE VARIETÄTEN

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Sprache und Varietäten

(Kabatek / Pusch 2009, 221-240)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

GESAMTGLIEDERUNG

Teil 1: Sprache und Varietäten Teil 2: Sprache und Dialekt

Teil 3: Beschreibung Diatopischer Variation Teil 4: Portugiesische Diatopische Varietäten

Teil 1:

Sprache und Varietäten

1.1 Räumliche Varietäten 1.2 Gruppenspezifische Varietäten 1.3 Situationsbezogene Varietäten 1.4 Sprachliches Diasystem 1.5 … und die Standardvarietät?

1.6 Varietät und Variante 1.7 Probleme (1) – Varietätenkette

Probleme (2) – Anzahl der Varietäten Probleme (3) – Realität und Modell

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

1.1 RÄUMLICHE VARIETÄTEN

Portugiesisch ist nicht gleich Portugiesisch (1)RegionaleUnterschiede in der Aussprache:

˂eu sou˃  Nordportugal (1) [sow]

Süd- und Mittelportugal (2) [so]

˂de ˃ Portugal (1) [dә]

Brasilien (2) [dʒi]

(2)Regionale Unterschiede in der Grammatik:

‚er liebt mich‘ Portugal (1) ele ama-me

Brasilien (2) ele me ama

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

1.1 RÄUMLICHE VARIETÄTEN

Portugiesisch ist nicht gleich Portugiesisch

(3) Sehr viele regionale Unterschiede im Wortschatz:

‚Bus‘ Portugal (1) autocarro Brasilien (2) ônibus Mosambik (3) machimbomo

‚Frühstück‘ Portugal (1) pequeno-almoço Brasilien (2) café da manhã Mosambik (3) mata-bicho

Sprache und Varietäten

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1.2 GRUPPENSPEZIFISCHE VARIETÄTEN

 Je nach Gesellschaft gibt es mehr oder weniger große sprachliche Unterschiede zwischen:

 Sozialen Schichten

 Generationen

 Geschlechtern

 Berufsgruppen

 Religiösen Gruppen etc.

 Beispiel:

 Der Gebrauch von Verkleinerungsformen (Diminutiven) im Portugiesischen generelle Tendenz der Sprache.

 Sehr häufiger Gebrauch wird jedoch der „Frauensprache“

zugeschrieben:

 Paula Paulinha, bebébebezinho

 porcoporquinho, beijobeijinho

https://www.kabeleins.de/tv/abenteuer‐leben/freizeit‐leben/erotik‐

liebe/partnerschaft/frauensprache‐das‐woerterbuch‐fuer‐den‐mann

(2)

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

1.3 SITUATIONSBEZOGENE VARIETÄTEN

 In der gesellschaftlichen Kommunikation gibt es vielzählige Situationen, in denen die SprecherInnen einer Sprache zu unterschiedlichen sprachlichen Mitteln greifen, man spricht auch von Stilebenen oder Registern:

formelle SITUATION (z.B. Bewerbungsgespräch, Forschungsbericht) Stil: formal / Hochsprache

informelle SITUATION (z.B. Gespräch mit Freunden, Chat)

Stil: Umgangssprache

(1) Urin ǀ urina (2) gut ǀ bom (3) verärgert ǀ aborrecido

(1) Pipi ǀchi-chi (2) super, geil ǀ bacano, fixe (3) eingeschnappt ǀchateado z.B. lexikalische Mittel z. B. lexikalische Mittel

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

Rede- situationsbezogene

Varietäten STILE

SITUALEKTE / REGISTER

diaphasische Varietäten 1.4 SPRACHLICHES DIASYSTEM

Räumliche Varietäten

DIALEKTE diatopische

Varietäten

Gruppen- spezifische

Varietäten SOZIOLEKTE diastratische Varietäten

ARCHITEKTUR / DIASYSTEM einer Historischen Einzelsprache

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

ESTILOS, REGIST(R)OS variedades

diafásicas 1.4 DIASSISTEMA LINGUÍSTICO

DIALETOS variedades diatópicas

SOCIOLETOS variedades diastráticas DIASSISTEMA variedades

referentes ao espaço

variedades referentes a

grupos sociais

variedades referentes a

situações comunicativas

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

1.5 … UND DIE STANDARDVARIETÄT?

 viele Sprachen haben eine sog. Standardvarietät (norma-padrão)

 synonym (aber ungenauer) werden oft auch gebraucht:

 Hochsprache (diese Bezeichnung betont den stilistischen Wert)

 Gemeinsprache (diese Bezeichnung ist oft eher historisch gemeint)

 Schriftsprache(diese Bezeichnung klammert die Mündlichkeit aus)

 Literatursprache(veraltete Bezeichnung, wird heute nur noch verwendet, wenn es um Literatur als Textgattung geht)

 die Standardvarietätist in der Regel

 orthographisch

 phonetisch

 grammatisch

 lexikalisch

NORMIERT  (STANDARDISIERT)

Lehrmaterialien, Wörterbücher,  Grammatiken

Sprache und Varietäten

1.5 UND DIE STANDARDVARIETÄT?

 Manche Linguisten argumentieren, dass die

Standardvarietät gar keine Varietät ist, weil sie implizit mit der „Sprache“ (= Referenzpunkt / Ausgangspunkt) gleichgesetzt wird, deren Varietäten man beschreibt.

 Andere Linguisten sehen sie als überlappende Varietät in der Varietätenarchitektur einer Sprache.

(Sinner 2014, 91-96, 109-111)

Sprache und Varietäten

Räumliche Varietäten

Gruppen‐

spezifische  Varietäten

Situations‐

bezogene  Varietäten Standardvarietät

1.5 … UND DIE STANDARDVARIETÄT

SCHEMA MIT STANDARDVARIETÄT

(3)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

Räumliche VARIETÄTEN

Gruppen- spezifische VARIETÄTEN

Situations- bezogene VARIETÄTEN

MORPHOLOGISCHE VARIANTEN (1) der KeksStandard Dt.

(2) das KeksStandard Öst.

(1) er schriebeformell (2) er würde

schreibenneutral

LEXIKALISCHE VARIANTEN (1) Fleischer St mitt (2) Metzger St süd (1) Urinneutral / formell (2) Pipiinformell (1) schönneutral (2) superneutral/inform.

(3) geilinformell SYNTAKTISCHE

VARIANTEN (1) seinetwegenform.

(2) wegen ihminform.

PHONETISCHE VARIANTEN

< König ˃ (1) [...ɪg]St süd (2) [...ɪç]St mitt

< ich ˃ (1) [ɪç]Standard (2) [ɪʃ]sächs/mitt

1.6 VARIETÄT

und

VARIANTE

V A R I A N T E N

---

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

Räumliche VARIETÄTEN

Gruppen- spezifische VARIETÄTEN

Situations- bezogene VARIETÄTEN

MORPHOLOGI- SCHE VARIANTEN (1) eu vejo-vosEP (2) eu vejo vocêsBP

(1) rotundaEP (2) rotatóriaBP

LEXIKALISCHE VARIANTEN (1) autocarroEP (2) ônibusBP (1) urinaBP/EP (2) chi-chiBP/EPinform (1) bomBP/EPneutral (2) fixeEPinform (3) porreiroEP++inform

---

(4) bacanoBPinform SYNTAKTISCHE

VARIANTEN (1) estou a falarEP (2) estou falandoBP

(1) ele ama-meEP (2) ele me amaBP PHONETISCHE

VARIANTEN sou (1) [sou]EP-No

(2) [so]EP-Süd

de(1) [dә]EP

(2) [dʒɪ]BP

1.6 VARIETÄT

und

VARIANTE

V A R I A N T E N

---

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

1.6 VARIETÄT

UND

VARIANTE

(1) VARIETÄTEN = unterschiedliche Realisierungsformeneiner Sprache („Subsprachen“) in Abhängigkeit von außersprachlichen Gegebenheiten (Gebiet/Region, soziale Zusammengehörigkeit, Sprechsituation).

(2) VARIANTEN = einzelsprachliche Auswahlmöglichkeitenin Bezug auf einen konkreten Inhalt (= in Bezug auf eine Sprachvariable):

[Inhalt / Variable ‚BUS‘]

[Inhalt / Variable ‚PRONOMENSTELLUNG‘]

(3) VARIETÄTEN realisieren sich über eine „gebündelte Auswahl“

von „typischen“ phonetischen, grammatischen und lexikalischen VARIANTEN durch (muttersprachliche) SprecherInnen.

(1) autocarro (2) ônibus (3) machimbombo

(1) ele ama‐me (2) ele me ama

Sprache und Varietäten

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1.7 PROBLEME (1): VARIETÄTENKETTE

 ein Dialekt kann als Soziolekt funktionieren oder ein Soziolekt als Stil, jedoch nicht umgekehrt

Dialekt Soziolekt Stil

kapverdisches  Portugiesisch 

Jugendvarietät  bestimmter  Stadtviertel  in Lissabon 

Stil in port.

Rappertexten Sächsisch

Varietät mit  Markierung 

‚ungebildet‘

Stil in dt. 

Satiretexten

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

Standardmodell

Minimalmodell

Maximalmodelle

z.B. 11 Varietäten-Dimensionen bei

Endruschat / Schmidt-Radefeldt 2014, 209-219

1.7 PROBLEME (2): ANZAHL DER VARIETÄTEN

Dialekte Soziolekte Stile

GRUPPENBEZOGENE  Varietäten  (= Dialekte u. Soziolekte)

INDIVIDUELLE  Varietäten 

(= Stile)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

Erweitertes Standardmodell (4 Dimensionen)

1.7 PROBLEME (2): ANZAHL DER VARIETÄTEN

Dialekte Soziolekte Stile Mündlichkeit Schriftlichkeit

diatopische V. diastratische V. diaphasische V. diamesische V.

(4)

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1.8 PROBLEME (3): REALITÄT UND MODELL

 In der Realität durchdringen und überschneiden sich Varietäten und sind schwer abgrenzbar.

 Sprecher beherrschen meist Zwischenformenzwischen Dialekt, Soziolektund Standardspracheund passen diese an die konkrete Redesituation(Gesprächspartner, Grad der Öffentlichkeit etc.) an.

 Eine Varietät existiert also kaum in „Reinkultur als tatsächliche Subsprache“, sondern sie ist eine Abstraktion:

(1)Abstraktion in der Linguistik zur tatsächlichen „objektiven“

Unterscheidung und Beschreibung von Sprachformen (2)Abstraktion im Laienbewusstsein der (muttersprachlichen)

SprecherInnen, die in der Regel „Namen“ für bestimmte Varietäten ihrer Sprache kennen.

Teil 2:

Sprache und Dialekt

20

Teil 1: Sprache und Varietäten

2.1 Dialekt oder Sprache?

2.2 Abstands‐ und Ausbausprachen 2.3 Dialekte und Dachsprache 2.4 Kriterien

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

2.1 DIALEKT ODER SPRACHE?

GRUNDLEGENDE FRAGE Antwort ist komplex und nicht

„richtig“ oder „falsch“

Sprache (1) = allgemeinmenschliche „Sprachfähigkeit“

oder „abstraktes Zeichensystem“

Sprache (2) = historisch entstandene Einzelsprache WICHTIG:

im hier diskutierten Kontext soll Sprache nur im Sinn (2) verstanden werden

22

https://www.slideserve.com/gaille/einf‐hrung‐in‐die‐didaktik‐der‐romanischen‐

Galicisch

Sprache und Varietäten

2.1 DIALEKT ODER SPRACHE?

(1)HISTORISCH / REGIONAL

 ein Dialekt ist definiert als eine diatopische(regional, räumlich abgegrenzte) Varietät einer Sprache

 ein Dialekt wird oft als historisch „primäre Form einer Sprache“ bezeichnet, weil die meisten der uns bekannten Sprachen aus Dialekten hervorgegangen sind

 heutiges Spanisch < Dialekt Kastiliens

 heutiges Portugiesisch < Dialekt Galiciens (der jedoch selbst im 13. Jh. - noch vor dem Portugiesischen - eine Sprache war und heute wieder als solche klassifiziert ist)

(5)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

2.1 DIALEKT ODER SPRACHE?

(2)SYSTEM

 Ein Dialekt funktioniertwie eine Sprache in dem Sinn, dass er über ein vollständiges SprachSYSTEMverfügt, d.h. über ein eigenes Lautsystem sowie eigene Grammatik und Lexik (in diesem Sinne ist er nicht „minderwertig“).

(3)AUSBAU

 Ein Dialekt funktioniert nicht wie eine Sprache in dem Sinne, dass ihm ein vollständiger sozialer AUSBAU fehlt:

 i. d. Regel fehlende Schrift und Orthographie

 fehlende umfängliche Lexik (z.B. Fachwortschatz)

 fehlende diversifizierter Textsorten und Kommunikationsthemen (z.B. literarische Texte, wissenschaftliche Texte)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

2.2 ABSTANDS- UND AUSBAUSPRACHEN

nach Heinz Kloss (1904-1987) (1)Sprachen lassen sich (relativ unstrittig) typologisch

gegeneinander über starke Strukturunterschiede zu ihren regionalen Nachbarsprachen abgrenzen.

sog. SystemABSTAND, z.B.

 Baskisch vs. Spanisch (in Spanien)

 Sorbisch vs. Deutsch (in Deutschland)

 Makua vs. Portugiesich (in Mosambik)

(2)Sprachen entstehen aber auch durch AUSBAU eines Dialektes innerhalb von typologisch verwandten Dialekten, indem die sozialen Funktionen dieses Dialektes ausgeweitet werden (s.o.

Verschriftlichung, Wortschatz, Textsorten)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

2.2 ABSTANDS- UND AUSBAUSPRACHEN

nach Heinz Kloss (1904-1987) AUSBAUSTUFEN eines Dialektes

intensiv (nach innen) durch sog. KORPUSPLANUNG, d.h.

Ausbau der sprachlichen Mittel an sich: z.B. Festlegung der Orthographie, Schaffung von Spezialwortschatz

extensiv (nach außen) durch STATUSPLANUNG, d.h.

Ausdehnung der Verwendung der Sprache (viele Textsorten und viele Themen) ggf. einschließlich aktiver Sprachpolitik wie z.B.

Verankerung in der High Domaindurch Gesetze, schulische Erlernung usw.)

Synchrone Beispiele - z.B. heutiges Galicisch, heutiges Kabuverdianu

Diachrone Beispiele - z.B. Herausbildung der europäischen romanischen Sprachen aus der nachlateinischen frühromanischen Dialektlandschaft des 8.-12. Jh.

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

2.3 DIALEKTE UND DACHSPRACHE

 ein sich ausbauender Dialekt wird zunehmend überregional verwendet und beginnt, andere kleinere lokale Varietäten zu

„überdachen“

Dachsprache

Dialekt 1

Mundart

1.1 Mundart

1.2 Dialekt

2 Dialekt

3

man spricht historisch  auch von Koiné oder  Gemeinsprache

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

2.3 DIALEKTE UND DACHSPRACHE

Die ÜBERDACHUNGhat

(1)sprachlichenCharakter

(Dialekte sind der typologisch nächsten Dachsprache zugeordnet.) (2)politisch-kulturellenCharakter (Sprachprestige, territoriale

Zugehörigkeit, Wirtschaftsmacht Königreiche, Staaten)

z.B. Plattdeutsch

sprachlich zur Dialektgruppe des Niederländischen gehörig

aber meist der Dachsprache Deutsch zugeordnet (oder als Ausbausprache empfunden)

z.B. Galicisch

sprachlich zur Dialektgruppe des Galicisch-Portugiesischen gehörig

aber früher meist der Dachsprache Spanisch zugeordnet

heute Ausbausprache

Dachsprache

Dialekt 1

Mundart

1.1 Mundart

1.2

Dialekt 2 Dialekt 3

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

Kriterien

(1) Sprachen lassen sich einerseits typologischüber ihren ABSTANDgegeneinander abgrenzen.

(2) Sprachen - auch wenn typologisch ohne großen Abstand - werden andererseits politisch-historisch „gemacht“ und funktional in einer Gesellschaft ausgebaut.

 z.B. Portugiesisch vs. Spanisch (vollständiger Ausbau bei geringem Systemabstand)

(3) Dialekt = räumlich abgrenzbare Varietät einer (Dach-)Sprache (4) Dialekt = strukturell-typologischeiner (Dach-)Sprache

zugeordnet

(5) Dialekt = nicht ausgebaut = in der Kommunikationsgemeinschaft funktional untergeordnet in Bezug auf eine (Dach-)Sprache

2.4 SPRACHE ODER DIALEKT?

(6)

TEIL 3:

Beschreibung diatopischer Variation

31

Teil 1: Sprache und Varietäten Teil 2: Sprache und Dialekt

3.1 Dialektologie und Sprachgeographie 3.2 Sprachgeographie – Messpunkte u. Befragung 3.3 Sprachgeographie – Isoglossen

3.4 Sprachgeographie – Atlanten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

3.1 DIALEKTOLOGIE UND SPRACHGEOGRAPHIE

Dialektologie:

 seit 19. Jh. traditionell die Beschäftigung mit kleinräumigen Ortsmundarten, die als relativ homogen und siedlungsstabil angenommen wurden

Sprachgeographie:

 moderne Teildisziplin der Dialektologie

 kartographische Beschreibung (größerer) räumlicher Varietäten

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

3.2 SPRACHGEOGRAPHIE - METHODE

- Festlegung von EXPLORATIONSPUNKTEN (Messpunkten) in einem Gebiet

- Einzeichnung der Punkte in Landkarte

- direkte Befragung von Sprechern an diesen Punkten zu ihrer sprachlichen Produktion (meist mit Tonaufnahmen)

- Fragen zur Aussprache - Fragen zur Wortverwendung

- (in neueren Ansätzen auch Korrelation mit soziol.

Kategorien wie Alter, Geschlecht, Bildungsgrad usw.)

34

… direkte Befragung von Sprechern  zu ihrer sprachlichen Produktion  (meist mit Tonaufnahmen)

https://www.karriere.at/blog/

beruf‐sprachforscher.html

Sprache und Varietäten

3.3 SPRACHGEOGRAPHIE - ISOGLOSSE

Wenn ein sprachliches Merkmal zwischen Punkt A und Punkt B statistisch variiert , spricht man von einer

ISOGLOSSE

Sprache und Varietäten

3.3 SPRACHGEOGRAPHIE - ISOGLOSSE

ISOGLOSSE

= imaginäre Linie, die die räumliche Grenze eines dialektalen Merkmals markiert und in

Sprachatlanten eingezeichnet werden kann

(7)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

3.3 SPRACHGEOGRAPHIE - ISOGLOSSE

37

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

3.3 SPRACHGEOGRAPHIE - ISOGLOSSE

 Wenn zwischen zwei Gebieten eine ganze Reihe von sprachlichen Formen variieren und die Grenzen m.o.w.

zusammenfallen, dann spricht man von einem ISOGLOSSENBÜNDEL

 Isoglossenbündel sind ein Indiz für eine

DIALEKTGRENZE

Abbildung: Elisabeth Burr https://home.uni‐

leipzig.de/burr/Intro/html/Klassifizierung.htm

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

3.4 SPRACHGEOGRAPHIE - ATLANTEN

Typische Ergebnisse der dialektologischen Forschung sind Sprachkarten und Sprachatlanten, z.B.

 Átlas Linguístico da Península Ibérica (ALPI)

 O Átlas Linguístico-Etnográfico de Portugal e da Galiza (ALEPG)

 Átlas Linguístico do Brasil (ALiB)

TEIL 4:

Portugiesische diatopische Varietäten

40

Teil 1: Sprache und Varietäten Teil 2: Sprache und Dialekt

Teil 3: Beschreibung diatopischer  Variation

4.1 Portugies. Dialekte – Regionen 4.2 Portugies. Dialekte – Gliederung 4.3 Portugies. Dialekte – ALEPG

4.4 Brasilian. Dialekte – Regionen 4.5 Brasilian. Dialekte – Gliederung 4.6 Brasilian. Dialekte – ALiB 4.7 EP/BP – Plurizentrik oder Diatopik?

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

Norden 

O Minho und Trás‐os‐Montes Zentrum

As Beiras

A Estremadura (Raum Lissabon) O Alentejo

O Algarve

4.1 PORTUGIESISCHE DIALEKTE - REGIONEN

Süden

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4 Alto-Minhoto 9 Nortenho 10 Transmontano 6 Beirão 5 Baixo-Beirão 7 Estremenho 2 Alentejano 3 Algarvio 1 Açoriano 8 Madeirense

4.2 PORTUGIESISCHE DIALEKTE - GLIEDERUNG

NACH VASCONCELOS 1900 - BOLÉO 1960 - CINTRA 1973

Norddialekte

Zentrale und Süddialekte

Inseldialekte

(8)

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.3 PORTUGIESISCHE DIALEKTE

O ATLAS LINGUÍSTICO‐

ETNOGRÁFICO DE PORTUGAL E DA GALIZA (ALEPG) 212 MESSPUNKTE

http://www.clul.ulisboa.pt/pt/23‐investigacao/681‐alepg‐atlas‐

linguistico‐etnografico‐de‐portugal‐e‐da‐galiza

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4.3 PORTUGIESISCHE DIALEKTE

 Projektstart 1970

 2.000 FragenWortschatz (onomasiologisch) v.a. zu traditionellen landwirtschaftlichen Geräten und Techniken

 212 Messpunkte - 176 Kontinent, 17 Azoren, 7 Madeira, 12 in Spanien Grenzgebiet

 ca. 4.500 Stunden Tonbandaufnahmen transkribiert und digital gesichert

O ATLAS LINGUÍSTICO- ETNOGRÁFICO DE PORTUGAL E DA GALIZA (ALEPG)

http://www.clul.ulisboa.pt/pt/23‐investigacao/681‐alepg‐atlas‐

linguistico‐etnografico‐de‐portugal‐e‐da‐galiza

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.3 PORTUGIESISCHE DIALEKTE

45 Dr. Xosé Afonso Álvarez Pérez Isoglossas portuguesas nos materiais do Atlas  Lingüístico de la Península Ibérica Análise crítica da Nova Proposta de Lindley Cintra https://www.degruyter.com/view/j/zrph.2015.131.issue

‐1/zrp‐2015‐0008/zrp‐2015‐0008.xml

O ATLAS LINGUÍSTICO- ETNOGRÁFICO DE PORTUGAL

E DA GALIZA (ALEPG) ISOGLOSSEN

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.3 PORTUGIESISCHE DIALEKTE

46 https://twitter.com/emgalego/status /1081153493036158977

Zwei phonetische Haupt-Isoglossen zwischen Nord- und Süddialekten

Sprache und Varietäten

4.4 BRASILIANISCHE DIALEKTE - REGIONEN

http://preconceito‐‐‐linguistico.blogspot.com/2011/04/mapa‐

brasileiro‐da‐divisao‐de‐regioes‐e.html

1922 erste phonetisch‐

basierte Gliederung  durch Antenor Nascentes (Aussprache der  Vortonvokale)

(9)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.5 BRASILIANISCHE DIALEKTE - GLIEDERUNG

49

 1922 erste phonetisch- basierte Gliederung durch Antenor Nascentes

 1953 Start des nationalen Großprojektes

Átlas Linguístico do Brasil

 2014 Publikation der ersten beiden Bände

ÁTLAS LINGUÍSTICO DO BRASIL 

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.6 BRASILIANISCHE DIALEKTE

https://pt.wikipedia.org/wiki/Projeto_Atlas_Lingu%C3%ADstico_do_Brasil-_ALiB

ÁTLAS LINGUÍSTICO DO BRASIL

250 Messpunkte

1.100 Befragte

25 Großstädte Brasiliens

3teiliger Fragekatalog

(1) 159 Fragen Phonetik-Phonologie und 11 FragenProsodie

(2) 202 Fragen Wortschatz (3) 49 Fragen Morphosyntax zusätzlich pragmatische Fragen (4) und metalinguistische Fragen (6) und ein

(Vor-)Lesetext

https://www.eduel.com.br/?product=atlas‐linguistico‐do‐brasil

2014 Publikation der ersten beiden Bände (Einführung und Karten)

Sprache und Varietäten

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4.6 BRASILIANISCHE DIALEKTE

ÁTLAS LINGUÍSTICO DO BRASIL

Carta F06 C 1 sobre  as realizações  palatais nas capitais

Josane Moreira de Oliveira / Marcela Moura Torres Paim /  Silvana Soares Costa Ribeiro: “A importância do Atlas  linguístico do Brasil para o ensino de português” (Open  Access)

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.7 EP / BP - PLURIZENTRIK ODER DIATOPIK?

Sind Portugiesisch in Portugal (EP) und Portugiesisch in Brasilien (BP) nun Dialekte oder nicht?

EP Dachsprache??

Dialekt 1 Dialekt 2 Dialekt 3

BP Dachsprache??

Dialekt 1 Dialekt 2 Dialekt 3 Portugiesisch

Dachsprache??

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.7 EP / BP - PLURIZENTRIK ODER DIATOPIK?

 Zahlreich Sprachen der Welt werden als „plurizentrisch“ bezeichnet (z.B. Spanisch, English, Deutsch, Arabisch, Chinesisch,

Französisch, Portugiesisch)

 das Konzept der Plurizentrik beinhaltet u.a. folgende Kriterien:

(1)die Sprache wird in zwei oder mehr Staaten (= nationalen Zentren) als offizielle Sprache gebraucht

(2)es existieren eigene nationale Standardvarietäten (3)diese Standardvarietäten verfügen (zumindest teilweise)

über eigenständig kodifizierte Normen(fixiert in Wörterbüchern und Grammatiken)

(4)die kodifizierten Normen (Sprachformen) werden als gleichberechtigt und national unterscheidend interpretiert

EP Dachsprache??

Dialekt 1 Dialekt 2 Dialekt 3 BP Dachsprache??

Dialekt 1 Dialekt 2 Dialekt 3 Portugiesisch

Dachsprache??

Sprache und Varietäten

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.7 EP / BP - PLURIZENTRIK ODER DIATOPIK?

EP Nationale Standardvarietät

Dialekte Soziolekte Situalekte

BP Nationale Standardvarietät

Dialekte Soziolekte Situalekte Portugiesisch

Dachsprache

Portugiesisch in Portugal (EP) und Portugiesisch in  Brasilien (BP) sind nationale Varietäten mit weitgehend 

eigener Standardvarietät sowie mit eigenen Dialekten,  Soziolekten und Situalekten.

(10)

Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

4.7 EP / BP - PLURIZENTRIK ODER DIATOPIK?

BEISPIELE FÜR VARIANTEN IN DEN STANDARDVARIETÄTEN

55 Institut für Romanistik, Seminar (2): Grundlagen der portugiesischen Sprachwissenschaft

QUELLENANGBABEN

Endruschat, Annette / Schmidt-Radefeldt, Jürgen (32014): Einführung in die portugiesische Sprachwissenschaft, Tübingen: Narr Verlag.

Kabatek, Johannes / Pusch, Claus D. (2009): Spanische Sprachwissenschaft. Eine Einführung, Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag

Sinner, Carsten (2014): Varietätenlinguistik. Eine Einführung. Narr Studienbücher.

Tübingen: Narr Verlag

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VIELEN DANK!

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Referenzen

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