KONGRESS-NACHRICHTEN
Erfolgreiche Suche nach Ösophaguskarzinom
In einigen Regionen der Welt wie Südafrika, am Kaspischen Meer und in China ist das Ösophagus- karzinom der häufigste menschli- che Tumor. Über Vorsorgeunter- suchungen im Norden Irans be- richtete Crespi, Rom. Bei 430 in dieser Gegend wohnenden No- maden wurden endoskopische Vorsorgeuntersuchungen der Speiseröhre mit gezielter Ge- websentnahme durchgeführt. Bei 80 Prozent der Untersuchten fand sich eine schwere Ösopha- gitis im mittleren und unteren Drittel, die offensichtlich nicht auf einen Reflux von Salzsäure aus dem Magen zurückzuführen war. Bei 16 Patienten fanden sich schwere dysplastische Verände- rungen, bei 11 konnte ein asym- ptomatisches invasives Karzinom diagnostiziert werden. Offen- sichtlich geht die Entzündung der Speiseröhre auf einen ernäh- rungsbedingten Vitaminmangel zurück und führt über eine Schleimhautatrophie zum Karzi- nom.
(17. Congrös International de la S.M.I.E.R., Mai 1980, Brüssel)
Patienten mit Leberzirrhose
häufig fahruntauglich
Untersucht man Patienten mit Le- berzirrhose und portaler Hyper- tension, jedoch ohne klinische Zeichen einer portokavalen Enze- phalopathie, mit einer Serie psy- chometrischer Tests, so zeigt sich, daß viele als fahruntauglich eingestuft werden müssen. Von 40 untersuchten Patienten hatten 30 sicher normale EEG-Befunde.
15 wiesen eine nichtalkoholische Zirrhose, 15 eine alkoholische Zirrhose auf. 10 Patienten mit mi- nimalen EEG-Veränderungen wurden getrennt ausgewertet.
Schomerus, Tübingen, fand 80 Prozent der Patienten mit alkoho-
lischer Zirrhose fahruntauglich, bei minimalen EEG-Veränderun- gen waren sogar 90 Prozent als fahruntauglich einzustufen. Bei Patienten mit nichtalkoholischer Zirrhose lag die Fahruntauglich- keit bei 20 Prozent, bei Patienten mit alkoholischer Pankreatitis bei 17 Prozent. Defekte fanden sich besonders in der visuellen Merk- fähigkeit und im Reaktionsver- mögen.
(7. Kongreß der Gesellschaft für Gastro- enterologie in Bayern, November 1979, Salzburg)
Perkutane Dilatation der Nierenarterie
Bei renovaskulärem Hochdruck, dem eine Stenose der Arteria re- nalis zugrunde liegt, kann ei- ne perkutane Katheterdilatation durchgeführt werden. Bei Nach- weis einer Nierenarterienstenose folgt eine einmalige arterielle Ka- theteruntersuchung mit Nieren- angiographie sowie Bestimmung der Druckverhältnisse, bei Bestä- tigung der hämodynamischen Wirksamkeit sofort anschließen- de Aufdehnung der Stenose mit dem Ballonkatheter (Holzgreve, Medizinische Universitätspolikli- nik München). Holzgreve hat die perkutane Dilatation bisher bei 15 Patienten ohne ernsthafte Komplikationen durchgeführt.
Sie erspart oft die chirurgische Revaskularisation. Bei 8 Patien- ten normalisierte sich der Blut- druck sofort nach der Dilatation dauerhaft, bei 4 weiteren Patien- ten kam es zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks bezie- hungsweise zu besserer medika- mentöser Einstellbarkeit, bei 3 Kranken war der Eingriff nicht er- folgreich. Die perkutane Kathe- terdilatation verspricht bei fibro- muskulären, arteriosklerotischen und postanastomotischen Steno- sen Erfolg (Mathias, Abteilung Röntgendiagnostik der Universi- tät Freiburg). KW
(86. Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, April 1980, Wiesbaden)
Schwangerschaft bei Carcinoma in situ
Bei 83 schwangeren Patientinnen fanden Boschann und Mitarbei- ter Dysplasien und Carcinoma in situ, wobei nach Ausschluß eines invasiven Wachstums mit der de- finitiven Therapie bis nach der Geburt abgewartet wurde. Das Carcinoma in situ hat während der Schwangerschaft anschei- nend nur eine geringe Progres- sionsneigung. Bei nachgewiese- ner Invasion ist dagegen unab- hängig vom Zeitpunkt der Schwangerschaft umgehend die definitive große Krebstherapie zu beginnen. Im letzten Trimenon kann kurzfristig auf die Errei- chung der Lebensfähigkeit des Kindes gewartet und unter Ver- zicht auf Radiumvorbehandlung eine Schnittentbindung mit so- fortiger Radikaloperation vorge- nommen werden. PSt
(43. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ham- burg, Oktober 1980)
Auswirkungen der
Tumorfeinnadelpunktion im Tierversuch
Mühlberger et al., Universitäts- Frauenklinik Marburg, unter- suchten, ob durch die Methode der Feinnadelpunktion eine Tu- morzellverschleppung erfolgen könnte. Die Untersuchungen er- folgten an 82 Ratten mit Walker- Karzinosarkom. Die Tiere wurden eingeteilt in solche ohne Punk- tion, mit Punktion, sowie mit Punktion und Antikoagulantien- vorbehandlung. Unterschiede im Tumorbefall des Gewebes und in der Lebenszeit der Tiere wurden nicht gefunden. Daraus kann ge- schlossen werden, daß durch Feinnadelpunktion keine erkenn- bare Tumorzellverschleppung er- folgt. PSt
(43. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ham- burg, Oktober 1980)
2970 Heft 50 vom 11. Dezember 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT