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Archiv "Exzellenzwettbewerb: And the winner is . . . die Wissenschaft" (27.10.2006)

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A2848 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 43⏐⏐27. Oktober 2006

T H E M E N D E R Z E I T

„Den Arzt“, sagt sie, „muss ich an Bord nicht raushängen lassen.“

Manchmal sei auch Zeit für leise Töne. „Zilli, hast du mal fünf Minu- ten“, fragt dann ein Kollege – und Zillig setzt sich mit dem Kollegen an Deck. Dort weht ihnen der raue Ostseewind um die Nase – und Sor- gen und Probleme relativieren sich.

Ihre Arbeit auf See war zwar nicht absehbar – wohl aber, dass Zillig einer handfesten medizinischen Tä- tigkeit nachgehen würde. Bereits während ihres Studiums der Human- medizin an der Universität Rostock zeichnete sich ihre Affinität zur Chirurgie ab; folglich bildete sich Zillig später an der Universitätskli- nik zur Fachärztin für Chirurgie wei- ter. Nach ihrer Promotion begann sie, in der dortigen Abteilung für Viszeralchirurgie zu arbeiten. Nach der Wiedervereinigung wechselte die Ärztin in die chirurgische Onko- logie und nahm, nach ihrer „Fach- kunde Rettungsdienst“, zwei- bis dreimal monatlich am Notarztdienst der Stadt teil. Da sie internistische Eingriffe zu interessieren begannen, qualifizierte sie sich wenig später zur „Leitenden Notärztin“.

Als Zillig 1996 von einer ehemali- gen Kollegin gefragt wurde, ob sie hauptamtlich für das Rettungsamt ar- beiten wolle, zögerte sie nicht lange.

Vor einem Jahr qualifizierte sie sich zur „Leitenden Notärztin See“ – und ist nun auch für Großschadenslagen auf See gewappnet. Dass Zillig zu- sätzlich noch eine Fortbildung zur Tauchmedizinerin absolviert hat, er- wähnt die Ärztin nur nebenbei.

Schließlich sei Tauchen eines ihrer Hobbys, ebenso wie alle anderen Sportarten, die mit Wind und Wasser zusammenhängen. Da überrascht es nicht, dass Klaus – ihr Mann, den sie vor mehr als 26 Jahren kennengelernt hat – auch gerne auf dem Wasser un- terwegs ist: als Seemann.

Weil er an Weihnachten unter- wegs sein wird, hat Zillig bereits ei- nen Plan: dann fährt sie auf die Wa- che nach Warnemünde und kocht für ihre „Zweitfamilie“. Sollte in diesen Stunden etwas passieren und ihr Ein- satz auf See ist gefragt, wäre Zillig sicherlich in ihrem Element – als

Vollblutretterin. I

Martina Merten

E

s ist der „Oscar“ der deut- schen Hochschullandschaft:

die Auszeichnung einiger weniger Universitäten im Rahmen des von der Politik ausgerufenen „Exzellenz- wettbewerbs“. Noch von Rot-Grün initiiert, soll ausgewählten Univer- sitäten damit der Sprung in die Gemeinschaft der internationalen Elite-Unis ermöglicht werden. Mitte Oktober wurden drei Hochschulen, die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die TU München und die Universität Karlsruhe (TH), für ihr gesamtuniversitäres „Zu- kunftskonzept“ ausgezeichnet.

Langer Streit mit den Ländern Jetzt dürfen sich – nach der ersten Auszeichnungsrunde – 18 Graduier- tenschulen und 17 Forschungscluster zum Kreis der Sieger zählen. Sie kön- nen mit internationalem Renommee und vor allem mit beachtlichen För- dergeldern rechnen. Der wahre Ge- winner des Wettbewerbs ist jedoch die Wissenschaft. Eliten lassen sich nicht per Dekret verordnen, sind Ex- perten einhellig überzeugt. Mit dem Ziel, Eliten zu fördern, werde aber

endlich mit dem Prinzip der Gleich- macherei gebrochen, das seit den 70er-Jahren in der Hochschulland- schaft herrscht.

Dabei sah es zwischenzeitlich gar nicht gut aus für das Projekt „Elite- förderung“. Lange musste die rot- grüne Bundesregierung unter Kanz- ler Gerhard Schröder (SPD) mit den Unionsministerpräsidenten über die Ausgestaltung des Förderwettbe- werbs streiten. Mitte 2005 dann – nach eineinhalb Jahren zähen Rin- gens – konnte die damalige Bil- dungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) Vollzug melden. Bund und Länder stellen für die Jahre 2006 bis 2011 rund 1,9 Milliarden Euro für die Förderung bereit. Vergeben wer- den die Gelder, die zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom jeweiligen Land gestellt werden, mittels eines 3-Säulen-Modells: Mit der ersten Säule sollen neben den bisher rund 300 geförderten Gradu- iertenschulen weitere 40 finanziell unterstützt werden. In diesen Schu- len sollen Nachwuchsforscher aus dem In- und Ausland betreut werden und früh eigenständig arbeiten. Die EXZELLENZWETTBEWERB

And the winner is . . . die Wissenschaft

Viele deutsche Universitäten mühten sich im Wett- bewerb um das beste Forschungsangebot. Nun steht fest, wer dabei gewonnen hat: die Wissenschaft.

Foto:ddp

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A2850 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 43⏐⏐27. Oktober 2006

T H E M E N D E R Z E I T

Gewinner-Schulen erhalten bis 2011 jährlich Fördermittel in Höhe von einer Million Euro. Säule zwei dient der Förderung von etwa 30 inter- national angesehenen Spitzenfor- schungszentren, sogenannten Ex- zellenzclustern. Die ausgewählten Cluster dürfen sich jährlich über 6,5 Millionen Euro freuen. Auch in die- sem Bereich sind Bund und Länder bereits über die Deutsche For- schungsgemeinschaft (DFG) tätig.

Etwa 270 Sonderforschungsberei- che finden schon heute monetäre Unterstützung.

Das Sahnestück des Wettbewerbs jedoch ist der visierte Aufbau inter- national wettbewerbsfähiger For- schungshochschulen. Ausgezeich- net werden die besten „Zukunfts- konzepte“, mit denen sich die Uni- versitäten in der internationalen Spitzenforschung etablieren wollen.

Voraussetzung für die Förderung aus der dritten Säule ist, dass die Be- werber bereits in den ersten zwei Förderlinien erfolgreich sind. Die Sieger in diesen Kategorien erhalten in den nächsten fünf Jahren rund 100 Millionen Euro aus der Exzel- lenzkasse.

Während die Geisteswissenschaf- ten bei der Verteilung der Finanzmit- tel kaum berücksichtigt wurden, sind Konzepte mit medizinischem Hinter- grund unter den Gewinnern gut ver- treten. Rund ein Viertel der 38 ausge- zeichneten Forschungsvorhaben sind mit medizinischen Fakultäten und In- halten verquickt. Die meisten davon, schätzt der Vorsitzende des Wissen- schaftlichen Beirats der Bundesärzte- kammer, Prof. Dr. med. Dr. h. c. Peter Scriba, seien eher grundlagenfor- schungsnahe Projekte. Zu den Ge- winnern aus der Medizin gehören un- ter anderem die Graduiertenschulen der Humboldt-Universität in Koope- ration mit der Charité, die „Dresden International Graduate School for Biomedicine and Bioengineering“

der TU Dresden oder die Forschungs- cluster der Medizinischen Hochschule Hannover („From regenerative Biol- ogy to Reconstructive Therapy“) und der Ludwig-Maximilians-Universi- tät („Munich Centre for Integrated Protein Science“).

Während sich die Gewinner des Wettbewerbs freuen, herrscht bei

den Verlierern trübe Stimmung. Ein Auseinanderdriften der Qualität in der medizinischen Forschung durch die gezielte Förderung einzelner Projekte und Universitäten befürch- ten Experten jedoch nicht. „Die För- dersummen sind beachtlich, aber nicht ausreichend, um eine Schere in der Qualität zu verursachen“, ist Prof. Dr. med. Martin Paul, Dekan der Medizinischen Fakultät Charité Universitätsmedizin Berlin, über- zeugt. Die Förderung der Humboldt- Universitäts- und Charité-Graduier- tenschule „Berlin School of Mind and Brain“ mit rund einer Million Euro jährlich falle im Vergleich zu den Gesamtdrittmitteln der Charité von mehr als 100 Millionen Euro im vergangenen Jahr eher gering aus.

Interdisziplinäres Denken Grundsätzlich begrüßt Paul den Wettbewerb. Es sei längst überfäl- lig, dass das Streben nach Eliten auch in der deutschen Forschungs- landschaft ankomme. Des Weiteren stärke der Wettbewerb interdiszi- plinäres Denken und interdiszi- plinäre Strukturen. Die Exzellenz- initiative könne dennoch nur der Anfang sein, denn Eliten ließen sich nicht „top down“ verschreiben.

Vielmehr gehe es darum, „eine Ba- sis aufzubauen und die Breite zu fördern, Elite und Exzellenzen ent- stehen dann von ganz allein“.

„Wir müssen nun darauf achten, dass keine Uni aus dem Wettbewerb beschädigt hervorgeht“, warnt Prof.

Bernd Huber bei dem „ZEIT Forum Exzellenzinitiative“. Huber ist Rek- tor der im Wettbewerb erfolgreichen LMU. Der Wettbewerb genieße na- tional und international große Auf-

merksamkeit. Ähnlich sieht das der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizini- schen Fachgesellschaften, Prof. Dr.

med. Albrecht Encke. „Es darf nun nicht der Eindruck entstehen, dass die Gewinner gut sind und die Nicht- berücksichtigten schlecht.“ Dieser Schluss wäre zu holzschnittartig und rufschädigend, ist Encke überzeugt.

Zugleich aber sollten diejenigen, die in der ersten von zunächst zwei För- derrunden nicht berücksichtigt wur- den, sich stärker auf ihr eigenes Profil besinnen. In Deutschland könne nicht jede der rund 35 Universitäten Spit- zenforschung betreiben, mahnt er.

Dem stimmt Prof. Peter Scriba zu:

„Es ist eine irrsinnige Lehre, dass in der Forschung alle Universitäten gleich sind.“

Auch wenn der Exzellenzwettbe- werb die deutsche Hochschulfor- schung nicht auf eine Stufe mit Har- vard, Stanford oder Oxford stellen kann – gewonnen hat die Wissen- schaft schon jetzt. Vor allem deswe- gen, weil sie sich gegenüber der Poli- tik durchsetzen konnte. Entscheidun- gen mit hohem Symbolcharakter, wie die Benennung von Eliteuniver- sitäten, bei denen es zugleich um viel Geld geht, fallen schnell politischen Machtspielchen zum Opfer. Entspre- chend hatten sich die Bildungsminis- ter der Länder bei der Auswahl durch Wissenschaftsrat (WR) und DFG eine gewisse „Verhandlungs- masse“ erhofft. Gemeint sind damit Förderanträge, deren Qualität unter den Wissenschaftlern umstritten sein könnte. Diese sind nach der Verfah- rensordnung gemeinsam von Politik und Wissenschaft zu bewerten.

Überraschenderweise gab es am En- de im Bewilligungsausschuss von DFG und WR jedoch keine strittigen Fälle mehr. „Wir konnten das nur noch Abnicken“, beklagt sich der Wissenschaftsminister Schleswig- Holsteins, Dietrich Austermann (CDU).

Austermann und seine Minister- kollegen aus den Bundesländern im Diskurs über das Forschungscluster der TU-Dresden „From Cells to Tis- sues to Therapies: Engineering the Cellular Basis of Regeneration“ – das wäre unterhaltsam gewesen. I Timo Blöß Die Entscheidung

wurde Mitte Okto- ber der Presse vor- gestellt: Die Univer- sität Karlsruhe, die TU München und die LMU München sind die ersten deutschen Elite- Universitäten.

Foto:dpa

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