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Archiv "Blitzunfall – Energieübertragungsmechanismen und medizinische Folgen: Schlusswort" (21.03.2008)

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224 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1221. März 2008

M E D I Z I N

Effekte auf das Nervensystem

Zack et al. ist für die gelungene Übersicht zu Entste- hungsmechanismen und Folgen von Blitzschlagverlet- zungen zu danken. Die Effekte auf das Nervensystem bedürfen jedoch der Klärung und einiger Ergänzungen, da Schäden am Nervensystem die häufigste und folgen- reichste Ursache für Langzeitschäden bei Überlebenden sind (1).

Wird der Hautwiderstand bei Blitzschlag überwun- den, kommt es zu einem kurz dauernden Stromfluss im Körper; Gewebe mit geringem elektrischem Widerstand wie das Gefäß- und Nervensystem sind Prädilektions- stellen. Nicht immer lassen sich akute Läsionen mit bildgebenden Verfahren nachweisen. Anders als bei Wechselstromverletzungen sind innere Verbrennungen extrem selten (1). Prinzipiell können alle Teile des Ner- vensystems, also nicht nur Hirnnerven und peripheres Nervensystem betroffen sein (2). Neben transienten, qualitativen und quantitativen Bewusstseinsstörungen und der pathognomonischen Keraunoparalyse (Blitz- lähmung), einer meist weniger als eine Stunde anhalten- den Extremitätenparese und Sensibilitätsstörung unkla- rer Ätiologie, können strukturelle Läsionen am ZNS, beispielsweise der Sehrinde (3) und des Myelons (1, 2) auftreten.

Blitzschlagfolgen auf das periphere Nervensystem sind weniger gut dokumentiert; die Vielzahl autonomer Störungen, welche in Fallberichten erwähnt wurden, spricht jedoch zusammen mit pathophysiologischen Überlegungen zu einer besonderen Empfindlichkeit nicht myelinisierter Nervenfasern für eine Beteiligung des pe- ripheren Nervensystems.

Die Ätiologie der häufigen subakuten neurologi- schen und psychiatrischen Störungen ist unklar. Das Spektrum reicht von unspezifischen Beschwerden wie chronischer Ermüdung und Schlafstörungen bis hin zu klar umrissenen Krankheitsbildern wie Depression, posttraumatischer Belastungsstörung und kognitiven Defiziten, welche die Lebensqualität des Patienten er- heblich einschränken können (2, 3).

Die Schlussfolgerung hieraus ist, dass allen Blitz- schlagüberlebenden eine neurologisch-psychiatrische Nachsorge und gegebenenfalls Rehabilitation gewährt werden sollte. Eine systematische Untersuchung zu den neurologischen, neurophysiologischen und neuropsycho- logischen Folgeerscheinungen von Blitzschlagverletzun- gen findet derzeit in der Klinik und Poliklinik für Neuro- logie, Regensburg statt. DOI: 10.3238/arztebl.2008.0224a

LITERATUR

1. O'Keefe Gatewood M, Zane RD: Lightning injuries. Emerg Med Clin North Am 2004; 22: 369–403.

2. Cherington M: Neurologic manifestations of lightning strikes. Neurolo- gy 2003; 60: 182–5.

3. Kleiter I, Luerding R, Diendorfer G, Rek H, Bogdahn U, Schalke B: A lightning strike to the head causing a visual cortex defect with simple and complex visual hallucinations. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2007; 78: 423–6.

Anschrift für die Verfasser Dr. med. Ingo Kleiter

PD Dr. med. Wilhelm Schulte-Mattler Prof. Dr. med. Berthold Schalke Universität Regensburg

Klinik und Poliklinik für Neurologie im Bezirksklinikum Universitätsstraße 84

93053 Regensburg

Schlusswort

Bei der Komplexität des Themas war es naturgemäß nicht möglich, alle klinischen Details darzustellen. In- sofern sind wir für die ergänzenden Hinweise aus neu- rologischer Sicht mit der Anregung einer neurolo- gisch-psychiatrischen Nachsorge aller Betroffenen dankbar. DOI: 10.3238/arztebl.2008.0224b

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Rudolf Wegener Dr. med. Fred Zack

Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Rostock St.-Georg-Straße 108

18055 Rostock

E-Mail: fred.zack@med.uni-rostock.de

Interessenkonflikt

Die Autoren der Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

zu dem Beitrag

Blitzunfall – Energieübertragungsmechanismen und medizinische Folgen

von Dr. med. Fred Zack, Prof. Dr. med. Markus A. Rothschild, Prof. Dr. med. Rudolf Wegener, in Heft 51–52/2007

DISKUSSION

AUTORENHONORAR IN DER RUBRIK MEDIZIN

Mit dem Jahr 2008 beginnt die Medizinisch-Wissen- schaftliche Redaktion des Deutschen Ärzteblattes ihren Autoren Original- und Übersichtsarbeiten zu vergüten. Das Honorar beträgt 1 000 Euro. Es wird an alle korrespondenzführenden Autoren ausgezahlt, deren Beiträge in der Rubrik Medizin erscheinen. Die Regelung ist mit Heft 1–2 in Kraft getreten. MWR

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