Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Venenthrombosen
Dringlichkeit des Lyseerfolgs (z. B.
rasche Lyse bei der fulminanten Lungenembolie) und des Blu- tungsrisikos des betreffenden Pa- tienten.
Das in Tabelle 6 mit 1 bezeichnete Dosierungsschema mit 2 Mio.
(oder 1,5-2,5 Mio.) IE/24 Std. hat sich bei Patienten mit tiefen venö- sen Thrombosen der unteren Ex- tremität bezüglich thrombolyti- scher Effektivität und Nebenwir- kungsrate bewährt und wird in der Zwischenzeit in vielen Zentren ein- gesetzt.
Eine höhere Dosierung macht häufigere blutgerinnungsanalyti- sche Kontrolluntersuchungen (mindestens zweimal täglich in den ersten Tagen) notwendig.
Eine niedrigere Dosierung (z. B.
1,5 Mio. IE tgl.) kann bei Patienten mit einem höheren Risiko und ein- deutiger Thrombolyseindikation eingesetzt werden. Die dann aber längere Therapiedauer führt je- doch nicht zu einer Einsparung von Urokinase (12). Allerdings kann eine Einsparung an Urokina- se mit Senkung der Behandlungs- kosten um etwa 30 Prozent bei Verwendung von Infusionssyste- men aus Kunststoffmaterial er- reicht werden (13).
Bei Patienten mit kurzstreckigen venösen Thrombosen der V. sub- clavia und V. axillaris oder Throm- bosen der Wadenvenen kann Do- sierungsschema 1 (Tab. 6), even- tuell mit leichter Modifikation, als ausreichend angesehen werden.
Das von uns eingehend geprüfte Dosierungsschema 2 erweist sich als thrombolytisch effektiver (14) erfordert aber eine größere Erfah- rung und intensivere Therapie- überwachung.
Bei der Thrombolyse von Fällen mit schwerer Lungenembolie hat sich ebenfalls Dosierungsschema 2 in modifizierter Form (als Sche- ma) bewährt. Bei dieser Indikation ist ein wesentlich höherer Uroki- nasebedarf zu erwarten als bei Pa-
tienten mit tiefen venösen Throm- bosen, so daß sich die Tagesdosis an Urokinase auf etwa 3-4 Mio. IE in den ersten Tagen beläuft. Bei akut bedrohlicher Situation kann auch das Dosierungsschema 4, das der amerikanischen Lungen- emboliestudie zugrunde liegt, kurzfristig (in den ersten 6-12 Stunden) oder Streptokinase an- gewendet werden.
Literatur
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Anschrift für die Verfasser:
Privatdozent Dr. med.
Rainer Zimmermann
Medizinische Universitäts-Klinik Heidelberg
Bergheimer Straße 58 6900 Heidelberg 1
FÜR SIE GELESEN
Carprofen
gut magenverträglich
Die meisten nicht-steroidalen An- tirheumatika sind Abkömmlinge der Arylcarboxylsäure und hem- men die Biosynthese der Prosta- glandine. Allen gemein ist eine re- lative Magenunverträglichkeit, die sich nicht selten in erosiven Schleimhautdefekten bis hin zur profusen Magenblutung äußert.
Im gekreuzten Doppelblindver- such wurde bei 18 Freiwilligen der Effekt von Indomethacin mit dem von Carprofen (Imadyl®) bei ein- wöchiger Therapie verglichen, wo- bei die Magensekretion, die Se- rumgastrinspiegel, die Potential- differenz, der Blutverlust, die Zell- abschilferung, die Schleimhaut- durchblutung und die Produktion der Prostaglandine in der Mukosa festgehalten wurden.
Die Schleimhautdurchblutung nahm unter lndomethacin signifi- kant ab, alle Probanden zeigten multiple Erosionen, submuköse Hämorrhagien oder ein Antrum- erythem.
Diese Veränderungen gingen mit einer Abnahme der PGE 2-Spiegel in der Mukosa einher. Unter Car- profen wurden diese Veränderun- gen nicht beobachtet.
Offensichtlich wird die Integrität der Mukosabarriere durch den Ge- halt an Prostaglandin E2 gesteu- ert. Carprofen beeinflußt den Ge- halt an PGE 2 in der Mukosa nicht, führt deshalb nicht zu Erosionen und intestinalem Blutverlust. W
Konturek, S. J.; Kwiecien, N.; Obtulowicz, W.;
Kiec-Dembinska, A.; Polanski, M.; Kopp, B.;
Sito, E.; Oleksy, J.: Effect of carprofen and indomethacin on gastric function, mucosal in- tegrity and generation of prostaglandins in men, Hepato-gastroenterol. 29 (1982) 267-270, Institut für Physiologie der Medizinischen Aka- demie, ul. Grzegorzecka 16, PL-31531 Krakow
— Bruhn, R.; Brendl, K.; Ganote, D. P.; Lücker, P. W.; Scholz, H.-J.: Magenverträglichkeit nicht-steroidaler Antirheumatika, Untersu- chungen zur gastrischen Irritation durch Car- profen im Vergleich zu Acetylsalizylsäure, In- dometacin, Piroxicam und Diclofenac, Fortschr. Med. 100 (1982) 1661-1668, Institut für klinische Pharmakologie, Rebstöckel 12, 6719 Bobenheim am Berg.
44 Heft 19 vom 13. Mai 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A