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Archiv "Stadtporträt Mainz: Johannes Gutenberg, der Dom und ein künftiges Exzellenzzentrum" (08.05.2009)

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A922 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 19⏐⏐8. Mai 2009

T H E M E N D E R Z E I T

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ainz und Wiesbaden bilden nicht nur eine über fünf Brücken miteinander verbundene Art länderübergreifende Doppel- stadt. Mainz und Wiesbaden, das ist auch so ein bisschen wie Düsseldorf und Köln. Alteingesessene Wies- badener schauen gerne schon mal etwas herablassend auf die eher bodenständigen „Meenzer“ am west- lichen Ufer des Rheins, während viele Bewohner der rheinland-pfäl- zischen Landeshauptstadt die Wies- badener schlicht für Snobs halten.

Die Rivalität zwischen den bei- den Städten hat gleichwohl histori- sche Wurzeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die am Zusam- menfluss von Rhein und Main gele- gene Stadt zu 85 Prozent zerstört worden war, wurde Mainz von den Franzosen besetzt, Wiesbaden von den Amerikanern. Die rechtsrheini- schen Stadtteile nördlich der Main- mündung – Amöneburg, Kastel und Kostheim – fielen Wiesbaden zu.

Den Mainzern gingen somit rund 50 Prozent ihres ehemaligen Stadt- gebiets sowie bedeutende Industrie- anlagen und die damit verbunde- nen Gewerbesteuern verloren. „Das schmerzt noch heute“, räumt ein Mainzer Passant ein.

Dabei hat die knapp 200 000 Einwohner umfassende Landes- hauptstadt von Rheinland-Pfalz mit ihrem urigen Charme viel zu bieten:

Am augenfälligsten ist der Dom.

Der über 1 000 Jahre alte impo-

sante Bau mit seiner romanischen Hauptkirche bildet das Herzstück der Stadt.

Dreimal in der Woche öffnen Marktleute vor seinen Toren ihre Stände. Selbst bei schlechtem Wet- ter tummeln sich hier zahlreiche Einheimische und Touristen, um fri- sches Obst, Gemüse, Käse, Wurst- oder Backwaren zu kaufen, einfach nur zu flanieren und anschließend in einer der angrenzenden Weinstuben bei einem Spundekäs (einem Frisch- käse mit Sahnequark und Gewür- zen) oder einem Handkäs mit Musik (eine ursprünglich mit der Hand geformte Käseart mit viel frischen Zwiebeln – Musik!) einen „Schop- pen“ zu trinken.

Überhaupt haben die Mainzer nicht nur ihre kulinarischen, sondern auch ihre mundartlichen Eigenhei- ten, die durchaus gewöhnungsbe- dürftig sind. Wer beispielsweise

„Dorscht“ hat und keinen der zahl- reichen heimischen Weine probie- ren, sondern stattdessen lieber ein Mineralwasser trinken möchte, soll- te ein „Bitzelwasser“ bestellen. Ein

saurer Wein wiederum heißt „Ra- chebutzer“. Und „oogeduddelt“ ist der, der davon zu viel genossen hat.

Für den Mainzer – als Haupt- städter der größten Weinregion Deutschlands (Rheinhessen) – zählt Wein zudem zu den wenigen Lebens- notwendigkeiten. Dies bezeugen

„Weck, Woscht un’ Woi“, an denen sich der Mainzer insbesondere zur berühmten „Meenzer Fassenacht“

gütlich tut.

Tritt man aus dem Schatten des Doms, lohnt es sich, einen Abstecher in die historische Altstadt mit ihren verwinkelten Straßen und Gassen rund um die Augustinerstraße zu machen. Dort findet man bis heute mittelalterliche Fachwerkhäuser.

Rund um den Schillerplatz stößt man zudem auf zahlreiche barocke Adelspaläste. Sie bezeugen die ehe- mals machtvolle Stellung der Main- zer Bischöfe, die als Angehörige des Kurfürstenkollegs des Deutschen Reiches und als Reichserzkanzler die Geschicke der Deutschen mitbe- stimmten. Doch auch am Rhein, der durch die Kanalisation im Jahr 1850 STADTPORTRÄT MAINZ

Johannes Gutenberg, der Dom und ein künftiges Exzellenzzentrum

Die alte Römerstadt am Rhein ist Gastgeberin des 112. Deutschen Ärztetages vom 19. bis zum 22. Mai.

Was die Stadt so alles an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, schildert die folgende Reportage.

Das Denkmal des Erfinders der Druckkunst mit beweglichen Lettern, Johannes Gutenberg, steht vor dem Mainzer Dom.

Foto:dpa

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die Hälfte seiner ursprünglichen Breite eingebüßt hat, gibt es be- eindruckende historische Baudenk- mäler. Hierzu gehört das Barock- und Renaissance-Ensemble, beste- hend aus dem Neuen Zeughaus (heu- tige Staatskanzlei), dem Deutsch- haus (heute Landtag) sowie dem Kurfürstlichen Schloss, in dem 1793 die erste Republik auf deutschem Boden von Mainzer Jakobinern aus- gerufen wurde. Ganze drei Monate hatte die Demokratie Bestand.

Ebenfalls am Rhein befindet sich die Rheingoldhalle, der moderne Teil des Kongresszentrums der Stadt, in der vom 19. bis 22. Mai der diesjäh- rige Deutsche Ärztetag stattfinden wird. Das Gebäude aus den 60er-Jah- ren wurde vor zwei Jahren vollstän- dig saniert und erweitert. Herausge- kommen ist ein moderner, aufgrund seiner breiten Glasfront sehr transpa- rent wirkender Veranstaltungsort.

Den Platz vor der Rheingoldhalle und dem schräg gegenüber liegen- den Rathauskomplex schmückt eine sieben Meter hohe aufgefächerte Aluminiumskulptur des spani- schen Künstlers Andreu Alfaro.

Das Werk (Joie de vivre), das ein wenig an ein überdimensio- niertes Stachelschwein erin- nert, soll die Lebensfreude ver- sinnbildlichen. Andere Skulp- turen mit demselben Titel, so berichtet die Stadtführerin, hat der Künstler in Frankfurt am Main und in Palma de Mallorca aufstellen lassen.

Eine Besonderheit des Mainzer Stadtbilds sind die farbigen Stadtbilder: „Rote Straßen“ verlaufen quer zum Rhein, das heißt, in Ost-West- Richtung. „Blaue“ Schilder kennzeichnen Straßen, die par- allel zum Rhein verlaufen.

Namensgeber der Hoch- schule ist der berühmteste Sohn der Stadt – Johannes Gensfleisch, besser bekannt als Johannes Gutenberg, der Er- finder der Druckkunst mit be- weglichen Lettern. Ihm ist ein sehenswertes Museum gewid- met, in dem noch einige der weltberühmten Gutenberg-Bi- beln zu sehen sind. In der Druckerwerkstatt wird zum

Vergnügen der Touristen auch heute noch à la Gutenberg gedruckt.

In der Johannes-Gutenberg-Uni- versität befindet sich die einzige medizinisch-/zahnmedizinische Fa- kultät von Rheinland-Pfalz. Mehr als 2 800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lehren hier an mehr als 150 Instituten und Kliniken. In enger Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum der Stadt, einem der größten Arbeitgeber in Mainz, werden hier alljährlich 3 500 Ärzte und Zahnärzte ausgebildet.

Seit 1. Januar dieses Jahres bil- den das Klinikum und der Fach- bereich Medizin der Universität eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Forschung, Lehre und Krankenver- sorgung finden somit unter einer gemeinsamen Leitung statt. Hoch- schulrechtlich und organisatorisch ist das Fach Medizin weiterhin bei der Universität angesiedelt. Mit die- sem Mainzer Modell der „doppelten Integration“ soll nach den Worten des Verwaltungsdirektors des Uni- versitätsklinikums, Norbert Finke,

der Universitätsstandort Mainz als Arbeits- und Wirtschaftsfaktor wei- ter gefördert werden. Zur Verbesse- rung des „Forschungsstandorts“

Mainz beitragen soll auch das ver- stärkte Einwerben von Drittmitteln.

77,3 Millionen Euro flossen im vergangenen Jahr auf diesem Weg in den Haushalt der Universität – 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Besondere Unterstützung erfährt die Spitzenforschung an der Johan- nes-Gutenberg-Universität zudem durch eine außergewöhnliche Initia- tive der Boehringer-Ingelheim-Stif- tung. Mit mehr als 100 Millionen Euro will die Stiftung in den kom- menden zehn Jahren die Errichtung und den Betrieb eines „Exzellenz- zentrums für Lebenswissenschaften“

in Mainz fördern. „Mit der Einrich- tung des Exzellenzzentrums will sich Mainz als ein bedeutendes Zentrum für molekulare Medizin etablieren“, erklärt der Präsident der Universität, Dr. Georg Krausch.

Gefragt danach, welche medi- zinisch-historischen Wurzeln sich noch heute in Mainz entdecken lassen, verweist die Stadtfüh- rerin auf einen wunderschönen romanischen Bau, das Heilig- geist-Restaurant. Das war ein- mal das älteste Hospiz in Deutschland. Im Jahr 1236 erbaut, war das Heiliggeist- Spital zunächst eine Stätte zur Pflege von Alten und Kranken.

Im Jahr 1400 wurde es dann in ein Altersheim umgewandelt.

Im 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Erziehungsanstalt für Mädchen und junge Frauen, bevor es 1863 in eine Gast- stätte umgewandelt wurde.

Das Spital war ursprünglich in die Stadtmauern integriert und lag somit direkt am Rhein- ufer. Heute entdeckt man das Heiliggeist-Restaurant am bes- ten, wenn man – die Rhein- goldhallen zur Linken – von dem zum Dom führenden Ver- bindungsweg in die Tiefe blickt. Angeblich zählt es dank seines atemberaubenden Ambiente inzwischen sogar zu den schönsten Restaurants

weltweit. I

Petra Spielberg Mainzer

Impressionen:

verwinkelte Gassen in der Altstadt, das ehemalige Heiliggeist- Spital, Gutenberg- Museum und das Universitätsklinikum

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Fotos:(1) epd; (2) flickr; (3) picture-alliance/Bildagentur Huber; (4) Joker; (5) ddp

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