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Streptokinase
beim akuten Herzinfarkt
Die ersten Ergebnisse der „Europe- an Cooperative Study Group for Streptokinase Treatment in Acute Myocardial Infarction" liegen jetzt vor. Von 2338 Patienten, die in die elf teilnehmenden Krankenanstalten mit der Diagnose Herzinfarkt einge- liefert wurden, konnte bei 512 Fällen die Diagnose entsprechend festge- legter Kriterien bestätigt werden;
unter anderem durften die ersten Symptome nicht länger als zwölf Stunden zurückliegen. Nach dem klinischen Schweregrad konnten drei Gruppen gebildet werden. 315 Patienten (8 Patienten gehörten der Gruppe mit hohem, 307 der Gruppe mit mittlerem Risiko an) wurden in eine Therapiegruppe (n = 156) und eine Kontrollgruppe (n = 159) ran- domisiert. Beide Gruppen zeigten keine signifikanten Unterschiede in der Schwere des Krankheitsbildes vor Therapiebeginn. Die Patienten mit geringem Risiko wurden nicht in die Studie aufgenommen. Folgende Therapie wurde in der Streptokina- segruppe verabreicht: 250 000 IU während der ersten 20 Minuten, an- schließend 2 400 000 IU über 24 Stunden. Die Kontrollgruppe erhielt entsprechende Infusionen ohne Streptokinase. Parallel dazu wurden beide Gruppen für wenigstens drei Wochen marcumarisiert. Bereits nach dem dritten Tag zeigte sich ei- ne geringere Sterblichkeit in der Streptokinasegruppe. Nach sechs Monaten bei Abschluß der Studie fand sich eine Sterberate von 15,6 Prozent in der Streptokinase- ge- genüber 30,6 Prozent in der Kon- trollgruppe (p < 0,01). Naturgemäß traten in der Streptokinasegruppe mehr Blutungskomplikationen auf, die aber — abgesehen von zwei nicht tödlichen Zerebralblutungen — kli- nisch unbedeutend waren. Einige interessante Hinweise: Unter Strep- tokinaseinfusion fanden sich niedri- gere systolische Blutdruckwerte und niedrigere Pulmonalarteriendrücke, was für eine Abnahme des periphe- ren Widerstandes spricht. Diese Tat- sache zusammen mit der Beobach- tung, daß nach sechs Monaten in
der Streptokinasegruppe weniger Fälle von Herzverbreiterung auftra- ten und die Zahl von plötzlichen Herztoten geringer war, läßt die Au- toren die Hypothese aufstellen, daß in Verbindung mit der bekannten thrombolytischen Aktivität und Her- absetzung der Viskosität die durch Streptokinase bedingte hämodyna- mische Wirkung die Mikrozirkula- tion und damit die Infarktgröße gün- stig beeinflußt haben mag. Wegen der nur geringen Zahl der für die Studie ausgewählten Patienten ist die klinische Relevanz der Ergebnis- se sehr eingeschränkt. Die Strepto- kinasetherapie zeigte ein günstiges Ergebnis bei Patienten im Alter zwi- schen 50 und 75 Jahren, bei denen der Herzinfarkt nicht länger als zwölf Stunden zurücklag, bei denen Streptokinase nicht kontraindiziert war und die ein erhöhtes kardiales Risiko aufwiesen. Cme
European Cooperative Study Group: Strep- tokinase in acute Myocardial Infarction, N.
Engl. J. Med. 301 (1979) 797-802
Cimetidin beim blutenden peptischen Geschwür
Zur Überprüfung der Wirksamkeit des Cimetidins, eines Histamin-H 2
-Rezeptor-Antagonisten (Handelsna- me in Deutschland: Tagamet®), bei Blutungen im Bereich des oberen Gastrointestinaltraktes führten die Autoren eine randomisierte Doppel- blind-Studie durch. 34 Patienten er- hielten das Medikament, 32 Patien- ten ein Placebo. Ein Wiederauftreten der Blutung innerhalb einer Woche nach stationärer Aufnahme wurde bei 8 Patienten der mit Cimetidin behandelten Gruppe und bei 15 Pa- tienten der Placebo-Gruppe beob- achtet. Einen eindeutigen Effekt zeigte das Cimetidin beim blutenden Magenulkus: nur 2 von 14 Patienten hatten innerhalb des genannten Zeitraums ein Blutungsrezidiv, da- gegen 10 von 19 Patienten in der Placebo-Gruppe. Cimetidin hatte keinerlei Wirksamkeit bei einem blu- tenden Duodenalulkus. Gob
Hoare, A. M., Bradby, G. V. H.; Hawkins, C. F.;
Kang, J. Y.; Dykes, P. W.: Cimetidine in Blee- ding Peptic Ulcer, Lancet II (1979) 671-673
Risikotyp A und
koronare Herzkrankheit
Nachdem Rosenman und Friedman die Unterteilung in Typ A (aggressi- ves, ehrgeiziges, rastloses Verhal- ten) und Typ B (Gegenteil von A) in die Diskussion um den infarktge- fährdeten Patienten eingeführt hat- ten, wurde die Gültigkeit dieser Klassifizierung mehrfach angezwei- felt. Amerikanische Autoren ver- suchten jetzt, die Wertigkeit dieser Charakterisierung so weit als mög- lich zu objektivieren. Bei 147 Patien- ten mit der klinischen Diagnose ei- ner koronaren Herzkrankheit (124 Männer, 23 Frauen, Durchschnittsal- ter 51,7 Jahre) wurde eine Koronar- angiographie durchgeführt. Durch eingehende psychiatrische Untersu- chungen wurden diese 147 Patien- ten den Gruppen A 1 (extremer A- Typ), A 2 (mäßiger A-Typ), B 3 (mäßi- ger B-Typ), und B 4 (extremer B- Typ), zugeordnet. Die Auswertung der Koronarangiographien und die psychiatrische Typisierung erfolgten unabhängig voneinander. Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen der Schwere der korona- ren Herzkrankheit und der Typenzu- gehörigkeit: Während in der Gruppe B 4 im Mittel 0,84 Koronararterien stenosiert waren, lag die Durch- schnittszahl in der Gruppe A 1 bei 2,13: Die Gruppen B 3 und A 2 liegen wie erwartet zwischen diesen Ex- tremwerten: B 3 1,35 und A 2 2,07 stenosierte Koronararterien. Steno- se war als mehr als 50prozentige Lumeneinengung definiert. Dane- ben bestand eine signifikante Korre- lation zwischen Schwere der koro- naren Herzerkrankung und den Risi- kofaktoren Cholesterinspiegel, Hy- pertonie, Rauchen, Alter und Ge- schlecht, wobei das Cholesterin den höchsten Korrelationskoeffizienten aufwies. Auch nach Berücksichti- gung dieser fünf Risikofaktoren blieb die Typenzugehörigkeit als selbständiger Risikofaktor beste- hen. Cme
Frank, K. A.; Heller, S. S.; Kornfeld, D. S.;
Sporn, A. A.; Weiss, M. B.: Type A Behavior Pattern and Coronary Angiographic Findings, JAMA 240 (1978) 761-763, Departements of Psychiatry and Internal Medicine, College of Physicians and Surgeons, Columbia Universi- ty, New York
3310 Heft 50 vom 13. Dezember 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT