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Archiv "Giftpflanzen: Intoxikationen treten oft infolge Verwechslung auf" (30.10.1998)

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A-2754

P O L I T I K MEDIZINREPORT

(34) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 44, 30. Oktober 1998 esonders im Herbst und im

Frühjahr ereignen sich Unfäl- le mit Kindern, die von einer giftigen Pflanze gegessen oder sich durch den bloßen Kontakt verletzt ha- ben. Allein in der Giftnotrufzentrale im Klinikum rechts der Isar der TU München treffen jährlich rund 3 250 Anrufe mit Fragen zu Giftpflan- zen ein. In mehr als drei Vierteln der Fälle, in denen es um eine mögliche Pflanzengiftintoxikation geht, seien Kinder im Vorschulalter betroffen, berichtete der Leiter der Toxikologi- schen Abteilung, Prof. Thomas Zil- ker, bei einer Veranstaltung der Bayerischen Landesärztekammer in München.

Im Frühjahr werden von den Kin- dern häufig die Blüten von Löwen- zahn, Tulpen, Narzissen und Hya- zinthen gegessen, im Sommer und Herbst sind es meist die Früchte und Beeren von Eibe, Vogelbeere, Heckenkirsche, Kotoneaster, Felsen- birne, Goldregen, Liguster, Mahonie und Maiglöckchen. Auch Zimmer- pflanzen wie Ficus, Weihnachtssterne, Kakteen und die Diffenbachia spielen nach Zilkers Angaben eine Rolle.

Etwa 13 Prozent der Pflanzen- giftintoxikationen betreffen Erwach- sene, die Pflanzen verwechselt haben beziehungsweise Pflanzen in suizida- ler Absicht oder als Drogenersatz ein- nehmen. In jüngster Zeit, so Zilker, sei es bei Jugendlichen „in“, sich Tees aus den Blättern der Tollkirsche, des Stechapfels oder der Engelstrompete zuzubereiten. Ohne eine genaue Kenntnis der Dosierung könne dies jedoch fatale Folgen haben: Be- reits geringe Überdosierungen füh- ren zu bedrohlichen Halluzinationen, Tobsuchtsanfällen und epileptischen

Krampfanfällen. Nur selten komme es nach einer Aufnahme von Pflanzen zu Intoxikationen mit schweren Sympto- men (wie Atemlähmung) oder gar zu Todesfällen, sagte Zilker. Häufig blei- be bei Kindern unklar, ob überhaupt etwas von einer Pflanze gegessen wur- de und ob diese Pflanze tatsächlich

giftig war. Mehr als 83 Prozent der Pflanzenintoxikationen verlaufen symptomlos, 14 Prozent zeigen leichte Vergiftungserscheinungen, 2,2 Pro- zent mittelschwere Symptome. In den vergangenen 20 Jahren habe es nur eine einzige Vergiftung mit tödlichem Ausgang bei einem Kind nach der Ein- nahme von Eisenhut gegeben. Bei den tödlichen Vergiftungen handelte es sich fast ausschließlich um Erwachse- ne, die einen Suizid begangen haben, oder um Verwechslungen. Der Trend

„Zurück zur Natur“ berge erhebliche Gefahren, sagte Zilker weiter.

So haben sich in den vergangenen zwei Jah- ren in München acht Pa- tienten mit den Blättern der Herbstzeitlose schwer vergiftet. Die Patienten, von denen zwei gestor- ben sind, hatten „der Ge- sundheit zuliebe“ Bär- lauchblätter gesammelt und diese mit den Blät- tern der Herbstzeitlose verwechselt. Andere Pa- tienten haben sich ver- giftet, weil sie die Wur- zeln des Enzians mit denen des weißen Ger- mers verwechselt haben oder weil sie giftigen Bärlapp nicht von ge- nießbarem unterschei- den konnten.

Bei Verdacht auf ei- ne akute Pflanzeninge- stion bei Kindern werde in Abhängigkeit von der Symptomatik am Telefon zunächst versucht, die Pflanze zu identifizieren.

Gelegentlich würden die Eltern von symptomlo- sen Kindern auch mit der Pflanze in eine Apothe- ke oder eine Gärtnerei geschickt, berichtete Zil- ker. Von rigorosen Maß- nahmen wie dem Aus- lösen von Erbrechen werde wegen der Gefahr der Aspiration in den meisten Fällen abgeraten. Statt dessen sollten die Eltern ihren Kindern aufgelöste Kohlekompretten geben. Bei stark giftigen Pflanzen sei die schnelle Aufnahme ins nächste Krankenhaus erforderlich. Jürgen Stoschek

Giftpflanzen

Intoxikationen treten oft infolge Verwechslung auf

Erwachsene nehmen Giftplanzen in suizidaler Absicht oder als Drogenersatz ein. Bei Kindern verläuft die

Mehrzahl der Intoxikationen glücklicherweise symptomlos.

B

Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Vete- rinärmedizin (bgvv) bittet alle Mediziner, bei Vergiftungsfällen ein Mel- deformular auszufüllen (siehe Muster). Auf Basis dieser Dokumentation wird jährlich die Broschüre „Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen“ er- stellt, deren Ausgabe 1997 jetzt kostenlos erhältlich ist bei: bgvv, Zentra- le Erfassungsstelle für Vergiftungen, Thielallee 88-92, 14195 Berlin.

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