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Archiv "Kunstszene in Barbados: 190 Gemälde und Skulpturen" (31.10.1997)

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Von den kleinen Westin- dischen Inseln der Karibik hat Barbados die am weite- sten entwickelte und viel- fältigste Kunstszene. Seit Herbst 1996 gibt es sogar ein Kunstmuseum, die Barbados Gallery of Art (BGA), auf dem historischen Garnisons- gelände und The Art Found- ry im neu eröffneten Her- itage Park in den gelungen re- novierten Gebäuden einer hi- storischen Zuckerfabrik. Die Barbados Gallery of Art ent- hält Werke der 1984 gegrün- deten Art Collection Founda- tion. In den Jahren ihres Be- stehens wurden durch Spen- den und Käufe 190 Gemälde und Skulpturen gesammelt, die einen Überblick geben über die interessante Ge- schichte der Entwicklung der Malerei auf der Insel und dar- über hinaus im karibischen Raum. Nach Ausstellungen im Parlamentsgebäude, der Bibliothek und Lagerung in der Central Bank haben diese Bilder nun eine neue Heimat gefunden und sind vor allem jedermann zugänglich. Erst- mals wird auch an einer der Öffentlichkeit zugänglichen Dokumentation aller zirka 200 Künstler auf Barbados gearbeitet.

Norma Talma

Nimmermüde und rührige Präsidentin der BGA ist Nor- ma Talma, nebenbei auch ausgezeichnete Künstlerin mit Ausstellungen in den USA, Kanada, der Karibik, England und Brasilien. „Ich war eine der ersten ausgebil- deten Kunstlehrerinnen in Barbados“, so die in New York geborene Tochter ihres Vaters aus St. Lucia und ihrer Mutter aus Jamaika. Seit 35 Jahren lebt sie auf der Insel, ihr Ehemann aus wohlhaben-

den Politikerkreisen stammt von Barbados. Dieser Back- ground und die guten Bezie- hungen zu Politik und Wirt- schaft ermöglichen es ihr, im- mer wieder neue Sponsoren zu finden. Um die Kunst zu fördern und um die Galerie zu erhalten, ist ihr (fast) jedes Mittel recht, und tatsächlich wächst das Interesse der ein- heimischen Bevölkerung für Kunst in erfreulichem Maße.

Die Einrichtung eines Kunst- studiums steht auf ihrem Pro- gramm, ferner die Ausbil-

dung von kunstorientierten Fremdenführern und Kunst- projekten in den Schulen.

Art in Bloom, Art in Fa- shion, Art in Dance – kurz:

Kunst in Aktion, sind von ihr inspirierte Veranstaltungen, um das Publikum der Kunst näherzubringen und umge- kehrt. Art in Food ist in Vor- bereitung, und sie denkt dar- über nach, dieses Konzept nach Europa zu bringen.

Bei der engagierten Ar- beit für die Galerie bleibt Norma Talma wenig Zeit für ihre eigene künstlerische Ar- beit. Zwei ihrer Werke sind in der Galerie ausgestellt, und weitere Arbeiten kann man

in ihrem wunderschönen Haus, dem Talma Mill Art Studio & Paper Works, ei- ner umgebauten historischen Mühle im Südwesten der In- sel, bewundern: Großforma- tige Collagen aus vielen Schichten selbstproduzierten Papiers, das aus Palmen- und Bananenblättern hergestellt wird. Aber auch handgefer- tigtes japanisches Papier eig- net sich für ihre Arbeiten, die einen dreidimensionalen Ef- fekt haben.

Allison Chapman- Andrews

Die gebürtige 54jährige Engländerin war 17 Jahre lang Kunstlehrerin in Eng-

land und Barbados und lehrte Malerei, Batik und Linol- schnitte. Sie malte schon als Kind. Seit 1971 lebt sie in Bar- bados, und die Liste ihrer Ämter bei der Kunstgesell- schaft und der Art Collection Foundation ist genauso beein- druckend wie die Liste ihrer Ausstellungen in England und im karibischen Raum. Ih- re farbenfrohen Bilder der In- sel, die seit den 70er Jahren entstanden, sind eine Mi- schung aus gegenständlicher Malerei mit abstrakten Ele- menten. „Die Abstraktion war latent immer vorhanden“, meint sie selbst – inzwischen von Krankheit gezeichnet

(Multiple Sklerose). Und:

„Mich hat immer schon die Komposition interessiert.“ In der Entwicklung der früher eher kleinformatigen, feinstri- chigen, farbenfrohen gegen- ständlichen Malerei zu nun- mehr gigantischen Lein- wandszenen ruhigerer Moti- ve, gedämpfterer Farben mit kräftigem Pinselstrich spiegelt sich einerseits ein künstleri- scher Reifeprozeß und ande- rerseits der Ausdruck ihres persönlichen Schicksals wider.

Die Krankheit kann sie in ihrem Schaffensdrang nicht aufhalten. Aber alles geht langsamer vonstatten, und das beginnt beim Grundieren.

Die Leinwand wird rauh grundiert, so daß die Ober- fläche dreidimensional wirkt, und während der Malerei, die sie als eine ständige Weiter- entwicklung früherer Werke sieht, wandelt sich das Motiv beziehungsweise die Sichtwei- se derselben. Das gerade ent- stehende Werk im Format 2 x 3 Meter betrachtend, meint Allison: „Ich sah zuerst zwei Baumstämme – jetzt be- trachte ich sie als Beine oder als senkrecht herunterkom- mende Linien. Manchmal se- he ich Wasser, das am Stamm einer Kokospalme hinunter- läuft.“ Ein Blick in ihr Skiz- zenbuch zeigt die ganze Viel- falt ihrer künstlerischen Aus- drucksmöglichkeiten. Der Besuch bei Allison bringt ne- ben dem Gespräch mit dieser vielseitigen Künstlerin auch die Gelegenheit, mit ihrem Ehemann zu sprechen und ihm bei der Arbeit zuzusehen.

Stanley Greaves

Wer das von Allison stim- mungsvoll gemalte Gemälde von Stanley mit Gitarre auf dem häuslichen Sofa in der Barbados Gallery of Art ge- sehen hat, erkennt ihn gleich wieder: Stanley Greaves, ge- boren 1934 in Guyana, strahlt jugendliche Schaffenskraft aus. Es stört ihn nicht, wenn man ihm beim Malen zusieht.

Seit 1985 ist er mit Allison verheiratet. Das Ehepaar be- wohnt ein geräumiges Haus A-2922 (70) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 44, 31. Oktober 1997

V A R I A FEUILLETON

Kunstszene in Barbados

190 Gemälde und Skulpturen

Allison Chapman-Andrews: „Stanley Greaves mit Gitarre auf dem heimischen Sofa“

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voller eigener Kunstwerke und mit einem großen Gar- ten, der Modell gestanden hat für viele von Allisons Ge- mälden. Streit zwischen den Eheleuten gibt es eigentlich nur über künstlerische The- men, denn zuweilen findet je- der die Arbeit des anderen schrecklich.

Während von Allison im Haus meist neuere Werke zu sehen sind, hat Stanley Wer- ke aller Schaffensperioden um sich. Der in Guyana auf- gewachsene Künstler hat in England und den USA Kunst und Bildhauerei studiert und in seinem Heimatland als Lehrer unterrichtet, war dann Leiter der Abteilung für kreative Kunst an der Uni- versität von Guyana, bevor er sich entschloß, zwecks Heirat nach Barbados zu gehen. Die Liste der gewonnenen Preise und internationalen Ausstel- lungen ist schier endlos, ge- nauso wie die Liste der Arti- kel über sein Werk. Ob hin- tergründige Malerei, vielfälti- ge Töpferei, ausdrucksstarke Bildhauerei – er beherrscht sein Metier. In seinen Werken ist alles detailgenau vorge- plant. Nichts wird dem Zufall überlassen. Es geht ihm dar- um, Traditionen und das Le- ben der einfacheren Leute festzuhalten. Auch karibi- sche Bräuche und Verhal- tensweisen spiegeln sich in seinen surrealistischen Ge- mälden, die immer voller Symbolik stecken. „Ich mag

es, Dinge zu hinterfragen – für mich ist Malen gleichbe- deutend mit Fragenstellen.“

In der Barbados Gallery of Art ist er vertreten mit der Mahagoniholzskulptur „Blaue Seife“. Eine Frau in der Form eines altmodischen Wasch- bretts hält die Seife in der Hand, die jahrzehntelang in Barbados gebräuchlich war.

Neville Legall

Zu der jungen Generation gehört Neville Legall (32).

Gefördert von dem wohl berühmtesten Künstler der Insel, Karl Broodhagen (sei- ne Skulptur „Independence“

zeigt in beeindrucken- der Größe einen ausdrucks- starken, kettensprengenden Sklaven auf einem zentralen Verkehrsknotenpunkt außer- halb von Bridgetown), wid- met sich der am Harrison College Kunst unterrichten- de Lehrer hauptsächlich der Tradition des Malens farben- froher Aquarelle und Ölbil- der einheimischer Szenen.

„Das Marketing für meine Bilder mache ich selbst.“ Da- mit sichert er sich sein Ein- kommen, denn er verkauft von diesen Bildern vermut- lich mehr als alle anderen Maler der Insel zusammen, obwohl er weder in der BGA noch in der Art Foundry ver- treten ist, dafür aber in der Verandah Art Gallery mitten in Bridgetown.

Seine glückliche Familie bewohnt ein bescheidenes Haus, in dem es jedoch an nichts fehlt. In der Küche be- findet sich die Staffelei des Künstlers, der gerade an ei- nem der typischen Chattel- Houses (einheimische Holz- häuser) letzte Hand anlegt.

„Wasserfarben haben für mich etwas Magisches, sie eignen sich am besten, das Sonnenlicht einzufangen.“

Wenn er eine schöne Land- schaft sieht, macht er ein Foto oder eine Skizze davon als Grundlage für das spätere Gemälde. Manchmal dauert es Jahre, bis die Szene reali- siert wird. Sie muß „reifen“.

Die Farben gestaltet er je- doch anders, als sie in Wirk- lichkeit sind. Er möchte die Natur nicht kopieren. „Ich mag es, wenn Bananensträu- cher in das Gemälde hinein- wachsen.“Neville arbeitet an zirka zehn Bildern gleichzei- tig – neben Aquarellen auch an Ölbildern. In jedem Fall ist Ausgangspunkt eine Blei- stiftskizze. Die Farben wer- den nie vorher geplant, sie werden von der momentanen Stimmung beeinflußt.

Neben den gut verkäufli- chen, gegenständlichen Bil- dern malt er zunehmend ab- strakt – was die wenigsten wissen. In seinem Gemälde

„Musiker“ geht es ihm dar- um, die grundlegende Pose des Musikers festzuhalten.

„Mir kam es bei diesem Bild nicht darauf an, ein identifi- zierbares Musikinstrument zu malen. Mystik ist für mich wichtig. Malen bedeutet für mich, daß ich gleichzeitig et- was aufbaue und zerstöre. Ich fange mit einer Skizze an, und die macht sich dann irgend- wie selbständig, das heißt, sie entwickelt ein Eigenleben.

Kunst sollte eine Möglichkeit darstellen zu entfliehen. Frei- heit ist sehr wichtig für mich.

Ich bin kein sehr disziplinier- ter Künstler“, sind Aussagen des sympathischen, beschei- denen Mannes, der es trotz einer fehlenden Universitäts- bildung geschafft hat, sich sei- nen eigenen Platz unter den Künstlern der Insel zu er- obern. Ausstellungen in Bar- bados, Kanada, Kuba und den USA und das Amt des derzeitigen Präsidenten des Barbados Arts Council spre- chen eine deutliche Sprache.

Sein Lieblingsmaler ist Franz Marc, dessen Tierszenen ihn besonders faszinieren. Seiner afrikanischen Wurzeln be- wußt, hat er sich den Künst- lernamen Oluyemi zugelegt, der soviel wie „Erfüllung durch Gott“ bedeutet.

Barbara Schumacher A-2923 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 44, 31. Oktober 1997 (71)

V A R I A FEUILLETON

Gemälde von Stanley Greaves

Gemälde von Neville Legall Repros (3): Barbara Schumacher

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