Judith Hausheer Schnider
Quelle: ART, Referenzbetriebe der Zentralen Auswertung
Tabelle: Ergebnisse der spezialisierten Verkehrsmilchbetriebe 2007–2009
Talregion Hügelregion Bergregion
2007 2008 2009 2007 2008 2009 2007 2008 2009
Landwirtschaftliche Nutzfläche (ha) 19.7 20.3 20.9 19.1 19.5 19.8 22.0 22.0 22.3
Milchkühe (Stück) 24.8 27.1 27.2 19.2 20.2 20.5 15.4 16.1 16.8
verkaufte Milch (kg) 152 720 171 652 174 209 105 607 117 150 119 106 74 421 80 190 82 756 Rohleistung total 256 362 278 984 270 765 203 246 216 185 214 993 183 917 190 703 192 268 davon Rohleistung Milch 110 430 136 632 118 125 75 693 91 742 81 385 55 004 64 206 58 315 davon Direktzahlungen 44 141 43 892 53 513 48 693 48 230 58 005 62 019 61 408 71 096 Fremdkosten 184 936 201 482 210 405 146 227 156 769 159 027 132 766 137 184 140 222 davon Strukturkosten 119 761 128 527 134 973 99 473 104 424 107 074 93 062 95 082 97 368 Landwirtschaftliches Einkommen 71 426 77 502 60 360 57 019 59 417 55 966 51 151 53 520 52 046 www.profi-lait.ch
12 112010 · UFA-REVUE
Die Schweizer Milchproduzenten bewegen sich in den letzten Jahren in einem turbulenten Umfeld. Der globale Milchmarkt beeinflusst mit stark schwankenden Milchpreisen auch den Schweizer Milchmarkt. Zudem ging die Zeit der Milchkontingentierung am 1. Mai 2009 zu Ende, wobei viele Milch- produzenten bereits vorzeitig aus der Kontingentierung ausgestiegen sind.
Die Daten von spezialisierten Verkehrs- milchbetrieben zeigen, wie sich diese Milchmarktsituation auf die wirtschaft- lichen Ergebnisse auswirkt.
Auf und ab Für die Milchproduzen- ten lassen sich aus den Buchhaltungsda- ten Milchpreise errechnen (Grafik 1). Je nach Fütterungsart und Landbauform, fielen die Milchpreise 2007 bis 2009 unterschiedlich aus. Die höchsten Preise liessen sich mit Bio-Milch realisieren.
Der Preis für Milch aus silofreier Fütte- rung war in der Bergregion am höchs- ten. Der durchschnittlich tiefste Milch- preis lag ebenfalls in der Bergregion – für Milch aus Silo-Fütterung. Der Preis für Milch aus Silofütterung sank 2009 deutlich stärker als jener für Milch aus silofreier Fütterung.
37 % der in der Zentralen Auswer- tung (ZA) der ART erfassten Milch 2007/2009 stammten aus silofreier Fütterung. Wenn nur die spezialisierten Verkehrsmilchbetriebe berücksichtigt werden, sank der Anteil Milch aus silo- freier Fütte rung mit steigender Höhen- lage: Talregion 45 %, Hügelregion 39 %, Bergregion 35 %. Der Bio-Anteil
aller milchproduzierenden Betriebe in der ZA betrug durchschnittlich 8 %. Vor allem in der Bergregion war der Bio- Anteil bei den Verkehrsmilchbetrieben hoch: Tal 9 %, Hügel 10 %, Berg 22 %.
Fläche, Kühe, Milchmenge Die spezialisierten Milchproduktionsbetrie- be haben sich zwischen 2007 und 2009
DIE WIRTSCHAFTLICHEN ERGEBNISSE der Milchproduzenten in den Jahren 2007 bis 2009 zeigen, dass die Direktzahlungen 2009 den Preiseffekt bei der Milch puffern konnten. Das belegt die Zentrale Auswertung Agroscope Reckenholz-Tänikon.
Milch produzieren in
turbulenten Zeiten
INF
INFO BOX BOX INFO BOX INFO BOX
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PROFI-LAIT
Franken pro Betrieb
Quelle: ART, Verkehrsmilchbetriebe der Zentralen Auswertung
Strukturkosten
Sachkosten Tiere, Pflanzen Landw. Einkommen Milch
übrige RL aus landw. Produktion Paralandwirtschaft
Direktzahlungen versch. Rohleistungen
2007 2008 2009 2007 2008 2009 2007 2008 2009 Talregion Hügelregion Bergregion 300 000
250 000 200 000 150 000 100 000 50 00 0
Grafik 2: Rohleistung, Fremdkosten und landwirt- schaftliches Einkommen 2007 – 2009
2009 2008
2007 90
85 80 75 70 65 60 55 50
Quelle: ART, Verkehrsmilchbetriebe der Zentralen Auswertung
Bergregion, silofrei NEIN Hügelregion, silofrei NEIN Talregion, silofrei NEIN Bio
Bergregion, silofrei JA Hügelregion, silofrei JA Talregion, silofrei JA Milchpreis Rp./kg
Grafik 1: Milchpreise nach Fütterungsart und Landbauform 2007 – 2009
MANAGEMENT
Autorin Judith Hausheer Schnider arbeitet an der Agroscope Reckenholz- Tänikon (ART) für die Zentrale Auswertung von Buchhaltungsdaten.
Tänikon, 8356 Ettenhausen, www.agroscope.ch Die Direktzahlungen sind für die
Milchproduzenten sehr wichtig.
UFA-REVUE ·112010 13
vergrössert (Tabelle). Vor allem von 2007 auf 2008 wurden die Kuhbestän- de und die verkaufte Milchmenge aus- gedehnt; in der Talregion ausgeprägter als in der Hügel- und Bergregion. Die Talbetriebe haben 2009 eine ähnlich grosse Flächenausstattung wie die Hü- gel- und Bergbetriebe (5.4 % kleiner oder 6.9 % grösser als die Talbetriebe).
Hingegen war der mittlere Kuhbestand in der Hügelregion nur drei Viertel so gross wie der mittlere Kuhbestand eines Talbetriebs, in der Bergregion sind es 62 %. Die Hügelbetriebe verkauften gut
2008 in der Talregion um 2.9% und in der Hügelregion um 0.6% zurück. Im Gegensatz dazu nahm die Rohleistung in der Bergregion leicht zu (+0.8%). Mit der Milch und den Direktzahlungen lässt sich ein Grossteil der Rohleistungsent- wicklung erklären. Die Rohleistung Milch stieg 2008 dank dem höheren Milchpreis und der grösseren Milchmen- ge in allen Regionen stark an (Talgebiet:
+24%, Hügelzone: +21%, Bergzone:
+17%). Ein Grossteil dieser Zunahme ging 2009 verloren (Tal: – 14%, Hü- gel: – 11%, Berg: – 9.2%). Die Milchbe- triebe in der Bergregion sind kleiner als die Tal- und Hügelbetriebe. Dadurch profitierten sie 2008 weniger von der Marktsituation, waren aber auch 2009 weniger vom Preiseinbruch betroffen.
Direktzahlungen Bei den Direkt- zahlungen wurden 2009 unter anderem die Ansätze für Milchkühe (Raufutter- verzehrerbeiträge) und für die Tierhal- tung unter erschwerten Produktionsbe- dingungen erhöht. Dies führte zu steigenden Direktzahlungen pro Betrieb (Tal: + 22 %, Hügel: + 20 %, Berg:
+ 16 %). Die höheren Direktzahlungen vermochten in der Talregion rund die Hälfte des Milchrückgangs auszuglei- chen, in der Hügelregion war es fast aus- geglichen und in der Bergregion war die Zunahme der Direktzahlungen 64 % hö- her als der Rückgang bei der Milch. Die Direktzahlungen sind anteilmässig und absolut gesehen für die Milchbetriebe der Bergregion wichtiger als für die üb- rigen beiden Regionen, da in den Talbe- trieben die Produktionsleistung eine grössere Bedeutung hat: Pro Franken Direktzahlungen erwirtschafteten 2007 bis 2009 die Milchbetriebe in der Talre- gion 4.2 Fr. Rohleistung aus der land- wirtschaftlichen Produktion (Tier - haltung, Pflanzenbau) und aus paralandwirtschaftlichen Aktivitäten. In der Hügelregion waren es 2.7 Fr. und in der Bergregion dann noch 1.7 Fr.
Auf der Kostenseite nahmen neben den gesamten Fremdkosten auch die Strukturkosten zu. Der Strukturkosten- anteil blieb über die drei Jahre konstant:
Talregion 64%, Hügelregion 67%, Berg- region 70%. Die kleineren Strukturen der Milchbetriebe in der Bergregion fan- den ihren Niederschlag in den Struktur- kosten: Pro Franken, der bei den Struk-
turkosten 2007 bis 2009 anfiel, erwirt- schafteten die Milchbetriebe in der Talregion 1.5 Fr. Rohleistung aus der landwirtschaftlichen Produktion (Tier- haltung, Pflanzenbau) und Paralandwirt- schaft. In der Hügelregion waren es 1.3 Fr. und in der Bergregion 1.1 Fr.
Fazit Der schwankende Milchpreis von 2007 auf 2009 zeigte sich in der Rohleistung Milch, spiegelte sich aber – mit Ausnahme der Milchbetriebe in der Talregion – nur noch eingeschränkt in der Entwicklung des landwirtschaftli- chen Einkommens. Dies lag unter ande- rem an der positiven Entwicklung der Direktzahlungen 2009, welche die Markteffekte weitgehend abfedert. 䡵 zwei Drittel der Milchmenge eines mitt-
leren Talbetriebs, die Bergbetriebe ver- kauften noch knapp die Hälfte der Milchmenge eines Talbetriebs.
Einkommensschwankungen In der Talregion schwankte das landwirt- schaftliche Einkommen der spezialisier- ten Verkehrsmilchbetriebe von 2007 bis 2009 am stärksten und sank von +8.5%
auf – 22% (Grafik 2, Tabelle). 2009 ging das Einkommen pro Talbetrieb gegen- über 2007 um 15% zurück. Im gleichen Zeitraum sank es in der Hügelregion nur leicht (– 1.8%) und in der Bergregion stieg es leicht an (+1.7%).
Dies lässt sich mit der Entwicklung von Rohleistung und Fremdkosten erklären.
Die Kosten pro Milchbetrieb nahmen zwischen 2007 und 2009 in allen Regio- nen zu. Die gesamte Rohleistung pro Be- treb ging hingegen 2009 im Vergleich zu