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Landfreund · 9/2014 Landfreund · 9/2014

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BETRIEBSLEITUNG BETRIEBSLEITUNG

Bergmilch als Verlustgeschäft?

Wie viel kostet es, im Berggebiet einen Liter Milch zu produzieren?

Eine Vollkostenrechnung mit 39 Betrieben zeigt grosse Unterschiede.

I

m Rahmen einer Pilotstudie hat Agroscope Vollkostenrechnungen für Bergmilchbetriebe erstellt. Die Daten dafür stammen aus der Zentra- len Auswertung von Buchhaltungsda- ten. Von den dort aufgeführten 500 Verkehrsmilchbetrieben aus der Berg- region wurden für die Studie 39 Be- triebe ausgewählt. Nicht berücksich- tigt bei der Auswahl wurden solche,...

•  ...die mehr als 5000 CHF Umsatz in der Paralandwirtschaft erwirtschaften.

•  ...die mehr als 5000 kg Milch an an- dere Betriebszweige wie Kälbermast oder Paralandwirtschaft liefern.

•  deren Vollkosten über 3.50 CHF pro Kilogramm liegen. Sie wurden als Ausreisser betrachtet.

Die 39 ausgewählten Betriebe be- wirtschaften im Durchschnitt 19,2 Hektaren landwirtschaftliche Nutzflä- che und halten 15,7 Milchkühe. Im Mittel beträgt ihr erzielter Milchpreis 0.67 CHF pro Kilogramm.

Produktionskosten von über zwei Franken pro Kilo

In Übersicht 1 ist ersichtlich, dass die Spannweite bei den berechneten Vollkosten beachtlich ist. Sie reicht von 1.23 bis 3.09 CHF/kg Milch. Die sieben besten Betriebe hielten ihre Produktionskosten für ein Kilo Milch unter 1.50 CHF. Im Durchschnitt aller 39 Betriebe belaufen sich die Kosten aber auf 2.04 CHF.

Die Vollkosten setzen sich zusam-

men aus den Kosten der Betriebs- zweige «Aufzucht», «Futterbau» und

«Milchkuhhaltung» (siehe Spalten in Übersicht 2). Da die Direktkosten für die Aufzucht und die Milchkuhhal- tung nicht klar unterscheidbar sind, wurden sie komplett der Milchkuh- haltung angerechnet. So kommt die- ser Betriebszweig auf Kosten von 1.08 CHF/kg. Das sind 53 % der ge- samten Vollkosten. Der Futterbau kostet im Durchschnitt der 39 Be- triebe 0.73 CHF (36 %) und die Auf- zucht 0.23 CHF (11 %) pro Kilo Milch.

Woraus setzen sich nun die Kosten der drei Betriebszweige zusammen?

Die Antwort findet man in den Zeilen von Übersicht 2. Die wichtigste Kos- tenposition ist bei allen drei Zweigen die Arbeit. Im Durchschnitt beläuft sie sich – bei einem angenommenen Lohn von 28 CHF/h – auf 1.21 CHF/kg. Das sind 59 % der Vollkosten. Effektiv wird der angenommene Stundenlohn auf den 39 Betrieben nicht erreicht.

Der tatsächlich erzielte Stundenlohn liegt im Schnitt bei 11.79 CHF.

Der Futterbau ist bei der Milchproduktion im Berggebiet ein wichtiger Kostenfaktor. In der Auswertung von Agroscope verursacht er 36 % der ge­

samten Voll­

kosten.

W

ährend die Direktkosten (z.B.

zugekauftes Futter oder Tier- arzt) für die einzelnen Betriebs- zweige bekannt sind, werden die Kosten für Land gleichmässig ver- teilt. Die Aufteilung der Gemeinkos- ten, d. h. die eingesetzte Arbeits- zeit, die Maschinen- und Gebäude- kosten auf die Betriebszweige, stellt methodisch die grösste Herausfor- derung dar. Dazu verwendet man Zuteilungsfaktoren. Typische Zutei- lungsfaktoren sind Traktorstunden oder Anteile an der Rohleistung (Umsatz).

In der vorliegenden Analyse wer- den die erwarteten Kosten pro Hek- tare oder Grossvieheinheit bei einer rationellen Bewirtschaftung ver- wendet. Üblicherweise erfolgt die Zuteilung der Gemeinkosten zu den Betriebszweigen auf proportionale Weise: Ein doppelt so hoher Zutei- lungsfaktor führt zu doppelt so ho- hen Kosten. Agroscope verwendet ein alternatives Verfahren, das den unterschiedlichen Praxissituationen

näher kommt. Grosse Zuteilungsfak- toren werden stärker angepasst als kleine.

Die Arbeit als wichtigste Gemein- kostenposition liegt in den Buchhal- tungen in Form von Normalarbeits- tagen vor. Nach Zuteilung der Arbeitstage auf die einzelnen Be- triebszweige werden sie mit 280 CHF pro Tag bewertet, was umge- rechnet 28 CHF pro Stunde ent- spricht. Um die Vollkosten pro Kilo- gramm Milch zu kalkulieren, werden zuerst die Vollkosten der drei Betriebszweige Futterbau, Auf- zucht und Milchkuhhaltung berech- net. Es erfolgen Abgrenzungen be- züglich des Futterbedarfs ausserhalb der Milchproduktion sowie der Fleischproduktion, die mit der Milch eng verbunden ist.

In einem abschliessenden Schritt werden die Kosten jeweils mit der total produzierten Milchmenge ab- züglich der Milch, die für die Auf- zucht verwendet wird, ins Verhält- nis gesetzt.

Die Maschinen, auch jene der In- nenwirtschaft wie z.B. die Melkma- schinen, stellen in der Vollkostenrech- nung mit 0.31 CHF/kg (15 %) die zweitgrösste Position dar. Die gesam- ten Direktkosten folgen auf Platz drei mit 0.27 CHF/kg (13 %). Das zuge- kaufte Rau- und Kraftfutter macht in- nerhalb dieses Postens den grössten Teil aus.

Futterkosten deutlich höher als Milchpreis

Die gesamten Futterkosten pro Ki- logramm Milch setzen sich aus den Vollkosten für den Futterbau sowie den Direktkosten für das zugekaufte Futter zusammen. Pro Kilogramm Milch betragen sie total 0.90 CHF. Da- mit sind allein die Futterkosten deut- lich höher als der durchschnittliche Milchpreis von 0.67 CHF/kg.

Die von Agroscope berechneten Vollkosten von 2.04 CHF/kg Milch können mit der Vollkosten-Auswer- tung von Thomas Haas und Markus Höltschi vom BBZN Hohenrain vergli- chen werden. Für das Jahr 2010 be- zifferten sie die durchschnittlichen Vollkosten von 26 Bergmilchbetrieben auf 1.54 CHF/kg.

Übersicht 2: Vollkosten in CHF pro Kilogramm Milch

Kostenposition Futterbau Aufzucht Milchkuh­

haltung

Total

in CHF in CHF in CHF in CHF in %

Direkt- kosten

Dünger, Saatgut 0,01 - - 0,01 0,3

zugekauftes Futter - - 0,17 0,17 8

Tierarzt - - 0,05 0,05 2

andere 0,002 - 0,04 0,05 2

totale Direktkosten 0,01 - 0,26 0,27 13

Land 0,03 - - 0,03 2

Gemein- kosten

Arbeit 0,39 0,19 0,64 1,21 59

Maschinen 0,22 0,005 0,08 0,31 15

Gebäude 0,06 0,02 0,05 0,13 6

andere 0,02 0,02 0,05 0,09 4

totale Gemeinkosten 0,72 0,23 0,81 1,77 87

Total (Vollkosten) 0,73 0,23 1,08 2,04 100

Übersicht 1: Vollkosten in CHF pro Kilogramm Milch für 39 Betriebe

0.00 0.50 1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50

0 5 10 15 20 25 30 35 40

39 Betriebe geordnet nach ihren Vollkosten

CHF pro Kilogramm Milch

Ein Grund für die Differenz von 0.50 CHF/kg betrifft die Betriebs- grösse. Während die Betriebe von Haas und Höltschi im Schnitt 21,7 Milchkühe halten, sind die von Agroscope untersuchten 39 Betriebe mit durchschnittlich 15,7 Milchkühen deutlich kleiner. Ein weiterer Grund

dürfte in der Auswahl der Betriebe lie- gen: Zumindest ein Teil der Betriebe von Haas und Höltschi sind an den Vollkosten interessiert, denn ihre Voll- kostenberechnungen resultieren aus einem Kursbesuch, einer Beratung oder dem Mitwirken in einer Arbeits- gruppe.

Entsprechend kann man davon ausgehen, dass ein Teil dieser Be- triebsleitender Massnahmen zur Kos- tensenkung bereits umgesetzt hat oder daran ist, sie einzuleiten.

Fazit

■ Agroscope leitete aus Buchhal- tungsdaten die Vollkosten von 39 Bergmilchbetrieben ab.

■ Bei einem Lohnansatz von 28 CHF/h liegen die Durchschnittskosten pro produziertes Kilogramm Milch bei 2.04 CHF. Das ist mehr als das Dreifa- che des durchschnittlichen Milchprei- ses.

■ Um keine roten Zahlen zu schrei- ben, müssen die untersuchten Be- triebe mit einem Durchschnittslohn von knapp 12 CHF pro Stunde aus- kommen.

■ Die Spannweite bei den Vollkosten ist gross. Sie liegt zwischen 1.23 bis 3.09 CHF pro Kilo Milch. Dies deutet darauf hin, dass die Möglichkeit be- stünde, von den Besten zu lernen, z.B. im Rahmen einer Arbeits- gruppe.

■ Die wichtigste Kostenposition ist die Arbeit. Durch einen effizienteren Ar- beitseinsatz könnten die Vollkosten im Berggebiet deutlich gesenkt wer- den.

Foto: n. Berry

So wurde gerechnet

Markus Lips, Agroscope

Dierk Schmid, Agroscope

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