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Archiv "Israel: Die Wüste glänzt in vielen Farben" (21.10.1994)

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Mit leichtem Geländewagen auf der Piste. Alle Fotos: Verfasser

VARIA REISE

W

ir sind zu sieben.

Sechs Touristen und der israelische Füh- rer. Der stellt sich vor, und es stellt sich heraus, daß Gert- Werner Löwenstein aus Deutschland stammt und nach abenteuerlichen Um- wegen in Israel seßhaft wur- de. Wir Touristen: ein Ehe- paar, das Hobby-Geologie betreibt, eine Frau aus dem schweizerischen Simmental, die alljährlich einmal in die Wüste muß, weil sie die Wei-

te und die Stille schätzt, und ein Ehepaar aus Wien, das Wüsten „sammelt". Schließ- lich der Journalist, der von Berufs wegen hier ist.

Steine gibt es reichlich. Ein Fundstück wird begutachtet.

Zur Auswahl für die Wü- stensafari hatte eine Tour mit dem Geländewagen oder ein Ritt auf Kamelen gestanden.

Ausgangspunkt jeweils Eilat am Roten Meer, die israeli-

sche Touristenoase. Der Ka- melritt roch zu folkloristisch.

Und so blieb der Geländewa- gen. Heute morgen sind es nur zwei, made in Israel. In der Hochsaison fahren ganze

Kolonnen durch die Wüste, die Wüste Sinai wird gut ver- marktet. Jetzt, Ende Okto- ber, ist freilich wenig los.

Der Morgen ist warm, aber nicht heiß. Los geht's entlang der ägyptischen Grenze. Die Wüste Sinai ist eine Gesteinswüste, gekenn- zeichnet durch schroffe Ber- ge und tief eingeschnittene Wadis. Die Berge glänzen in vielen Farben: tiefschwarz, hellweiß, rot-rosa, kupfern.

Gelegentlich schimmert ein Berg sogar grün allerdings nicht durch Vegetation, son- dern dank der Gesteinsver- witterung. Die Fachleute und Hobby-Geologen interessie- ren Fachausdrücke wie Sie- nit, Porphyr, Granit, nubi- scher Sandstein. Der Nicht- fachmann ist schlicht über- wältigt von Farben, die er in der Wüste nie erwartet hätte, und von Formen, die in der klaren Luft bis in die letzten Zacken herauspräpariert sind. Keinerlei Vegetation verdeckt das nackte Gestein.

Und doch, spätestens seit Walt Disneys Klassiker „Die Wüste lebt" wissen wir es, die Wüste lebt tatsächlich.

Unser Führer weist uns auf einzelne Bäume und Baum- gruppen hin, und bald haben wir alle den Blick für Bäume:

für den Christusdorn (jetzt noch im Sommerschlaf), für Schirmakazien und Busch- akazien und vor allem für die frischgrünen Kapernbäume.

Die Wüste lebt: bei genauem Hinsehen entdecken wir An- tilopen (die bis oben in die Akazienkronen hinaufklet- tern). Der Führer weiß von 40 Leoparden, die allein in der Wüste um Eilat leben; 40 Arten von Echsen soll es ge- ben.

Die Stille hören

Wunderbar ist die Ruhe.

Wenn wir anhalten, das Knir- schen der Reifen aufhört, der Motor abgestellt ist, dann scheint die Stille hörbar. Die Mitreisende aus dem Sim- mental, die es immer wieder in die Wüste zieht, ist auch diesmal hingerissen. Wüsten machen offenbar süchtig.

Zwischen unserem Führer und dem Wiener Ehepaar,

So einfach geht's: Reingehen und bu- chen (hier oder anderswo).

das Wüsten sammelt, ent- spinnen sich Gespräche, die sich über Wüsten in aller Welt drehen. Herr Löwen- stein, der einmal aus Deutschland kam, kennt Wüsten in allen Kontinen- ten.

Nun ist eine Wüstentour im Sinai gewiß nicht so aben- teuerlich wie eine Wüsten- durchquerung ä la Sven He- din selig oder neuerdings Reinhold Messner. Sie ist vielmehr wohl organisiert, bietet aber immerhin die Ah- nung von Abenteuer. Die Wüste Sinai, so menschen- leer sie erscheint, steckt vol- ler Geschichte und Geschich- ten. Das Wadi Salomon dient als Pilgerweg nach Mekka,

Fels-Kamin, ausgewaschen vor Jahr- tausenden.

aber auch als Durchzugs- straße für Militärs in alter und jüngster Zeit, General Allenby zog hier Richtung Kairo. Die Wüste Sinai ist Schauplatz vieler Filme. Der gewaltige Schinken „Die zehn Gebote" wurde hier ge- dreht, aber auch Rambo oder „Nicht ohne meine Tochter". Geschichten?

Sindbad der Seefahrer be- richtet von einer seiner sa- genhaften Reisen, er habe ei- nen riesigen Felsenvogel er- lebt, der steinerne Eier ab- werfe. Sindbads Geschichte hat einen wahren Kern. Im Sinai gibt es Hänge voller riesiger Steineier: harte Ge- steinsteile, durch Erosion freigelegt und vom Wind in Jahrtausenden zu Eiern zu- rechtgeschliffen.

Israel

Die Wüste glänzt in vielen Farben

A-2868 (82) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 42, 21. Oktober 1994

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Schwarze Berge, weiße Berge, gezackter Fels, runde Geröllhalden: Wüste Sinai.

VARIA

REISE

Ein Hund namens Hond

Eine anrührende Ge- schichte erleben wir selbst:

rechts an einer Kehre der Pi- ste, auf einer kleinen An- höhe, ragt ein Gedenkstein hoch. Die Inschrift lautet

„Hond".

Ja, Herr Löwenstein sagt es beiläufig, da habe er sei- nen Hund begraben. Der sei so gerne mit in die Wüste ge- fahren, und nach seinem To- de habe er diese Stelle mit der weiten Aussicht gewählt.

Und weshalb „Hond"? Hond ist flämisch und heißt Hund.

In Flämisch spreche er mit seinen Hunden, erläutert Herr Löwenstein, der nach dem Krieg in Brüssel studiert und dabei zugleich das Flä- mische liebgewonnen hat, la- konisch.

Wüstensafaris werden in Eilat zumeist als Tagestour, aber auch als mehrtägige Ausflüge, etwa zum Kathari- nenkloster, angeboten. Im Kloster müsse man auf jeden Fall die Nacht über bleiben, meint Herr Löwenstein. Der

Sternenhimmel sei überwäl- tigend. Damit steht das Ziel für die nächste Wüsten-Tour schon fest.

Informationen: Staatli- ches Israelisches Verkehrs- büro, Bettinastraße 62, 60325 Frankfurt, Tel.: 069/75 20 84

Hinweis: Von Eilat kann nicht nur Ägypten besucht werden (der Grenzübergang ist problemlos), sondern seit August diesen Jahres auch Jordanien. Zwischen Eilat und Akkaba wurde der Ara- va Checkpoint neu eingerich- tet. Er ist speziell für Touri- sten bestimmt, die Grenzfor- malitäten beschränken sich auf die üblichen Einreise- und Zollbestimmungen des jeweiligen Landes. Bedin- gung für die Einreise ist ein Aufenthalt von mindestens einer Nacht, Tagesausflüge sind zur Zeit nicht möglich.

Es empfiehlt sich freilich vor Antritt einer Reise, sich beim israelischen Verkehrs- büro über den aktuellen Stand zu informieren, da sich die Lage im Zuge des Frie- densprozesses schnell ver- bessern kann.

Norbert Jachertz

3 Tage!

16 Mark!

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 42, 21. Oktober 1994 (83) A-2869

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