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Blähungen beim Rindvieh Merkblatt für die Praxis Oktober 2014

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Tiere

Agroscope Transfer | Nr. 44

Blähungen beim Rindvieh

Merkblatt für die Praxis

Oktober 2014

Autor Andreas Münger

Ein erhöhtes Risikos für Pansenblähungen bei Rindvieh ist in der Regel mit bestimm- ten Situationen während der Grünfütte- rung verbunden. Gelegentlich können sie aber auch in anderen Fütterungssystemen auftreten. Nicht alle Ursachen und Vor- gänge die zu Blähungen führen, sind geklärt. Somit ist sowohl die Beurteilung des Blährisikos wie auch der Wirksamkeit vorbeugender Massnahmen nicht mit hoher Sicherheit möglich. Für einige Rind- viehhalter sind Blähungen ein wiederke- hrendes Problem; sie haben ihre Erfahrun- gen gemacht und ein Arsenal an Vorbeugemassnahmen bereit, die mehr oder weniger wirksam sind. Für die Mehr- heit sind es jedoch eher sporadische Fälle, die sie dann meist unvorbereitet treffen.

So oder so gibt es immer wieder schmerz- liche Tierverluste.

Im vorliegenden Merkblatt für die Praxis stehen die Blähungen im Zentrum. Es be- handelt folgende Punkte:

• Entstehung und Formen der Blähungen

• Symptome einer Blähung

• Bekannte und vermutete Risikofaktoren

• Behandlung von Blähungen

• Vorbeugung – Fütterungsmassnahmen und -zusätze

Andreas Münger, Agroscope

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1. Entstehung und Formen der Blähung

Fast immer führt erst das Zusammenspielen mehrerer Fak- toren zu Blähungen. Nicht klar ist, warum dieses einmal sehr rasch und gehäuft zu Blähungen führt, im anderen Fall aber kein Problem darstellt. Grundsätzlich wirken zwei Elemente zusammen: Das eine ist viel hochwertiges Futter, das in kurzer Zeit aufgenommen wird, und zu einer inten- siven Pansenfermentation führt; dabei wird immer auch Gas gebildet.

Das zweite Element ist das Zurückhalten des Gases im Pan- sen. Dies geschieht auf verschiedene Arten, die auch ver- schiedene Formen der Blähung charakterisieren. Entweder sammelt sich das Gas, wie es ganz normal ist, oben im Pan- sen an, kann dann aber nicht durch Rülpsen ausgeschieden werden, entweder weil der Schlund verstopft, oder weil die Pansenbewegungen gestoppt sind. Oder aber, das Gas bleibt in kleinen Bläschen im Panseninhalt gefangen, kann nicht aufsteigen und deshalb auch nicht ausgerülpst wer- den. Letztere ist die schaumige Gärung, die viel häufiger vorkommt, oft mehrere Tiere gleichzeitig betrifft und pro- blematischer ist.

Die Bildung von stabilen Bläschen wird durch sehr feine Futterpartikel, die vor allem aus dem Proteinabbau stam- men, gefördert. Solche Partikel können aber auch bei sehr feiner Vermahlung des Kraftfutters in grösserer Menge vorkommen. Deshalb kommt beispielsweise in der Intesiv- mast mit hohem Kraftfutteranteil schaumige Gärung vor (in Schweizer Fütterungssystemen eher selten).

Zur Schaumbildung und -verfestigung sollen im Weiteren spezielle Pflanzeninhaltsstoffe (Saponine) sowie Schleim- stoffe beitragen, die von Pansenbakterien gebildet wer- den.

2 Agroscope Transfer | Nr. 44 | Oktober 2014 Blähungen beim Rindvieh

2. Symptome einer Blähung

Auftreibung der linken Flanke

Sägebockstellung

Die Pansenbewegungen nehmen zuerst zu, später aber ab

Kollaps und Schock Atemnot, Atmung durchs Maul,

Blausucht (Sauerstoffmangel)

Atemfrequenz steigt an, ebenfalls die Herzfrequenz

Rascher Verlauf und Tod möglich (innerhalb Minuten !)

Illustration de Tom Milner

Stark aufgetriebene linke Flanke

Unterschiedliche Grade der Blähung

Fran McQuail, http://store.farmstart.ca/

Ängstlicher Blick,

möglicherweise Kolikerscheinungen

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Agroscope Transfer | Nr. 44 | Oktober 2014

Blähungen beim Rindvieh

3. Bekannte und vermutete Risikofaktoren

Schaumstabilisierende Proteinbruchstücke fallen in höhe- rer Menge beim Abbau von Leguminosen (Luzerne, Klee), Kreuzblütlern (Raps, Rübsen, Chinakohl usw.) und auch jungen Getreideganzpflanzen (Weizen) im Pansen an.

Ganz allgemein sind es junge Pflanzenbestände, die risikoreicher sind, und es besteht ein direkter Zusammen- hang mit den rasch abgebauten (« löslichen ») Proteinen.

Der Speichel der Rinder enthält schaumbrechende Inhalts- stoffe, das heisst eine geringere Einspeichelung – wie es bei hastigem Fressen oder auch bei nassem Futter der Fall ist – steigert das Blährisiko.

Eine intensivere Pansenfermentation bei jungem, hochver- daulichem Futter spielt insofern eine Rolle, als dabei die genannten schaumaktiven Komponenten rascher und in grösserer Menge freigesetzt werden. Die pH-Senkung, die damit verbunden ist, begünstigt zusätzlich Bakterien, die vermehrt Schleimstoffe produzieren. Oft wird auch ein Zusammenhang mit dem Verzehr (Weide) von gefrorenem Futter vermutet. Dieser könnte daraus zu erklären sein, dass durch die Schädigung der Pflanzenzellen die proble- matischen Komponenten rascher freigesetzt werden.

Ein direkter Einfluss des Wetters beim Weiden ist nicht nachgewiesen. Indirekt bestimmt allerdings das Wetter die Wachstumsbedingungen für das Futter mit, und somit auch zum Teil die Kohlenhydrat-, Protein- und Wasserge- halte.

Eine genetisch bedingte höhere Anfälligkeit einzelner Tiere für Blähungen spielt eine eher geringe Rolle; möglich wären genetische Unterschiede im Fressverhalten oder auch bezüglich Speichelzusammensetzung.

Instrumente für die Behandlung der Blähungen : li. Trokar, re. Schlundsonde

Andreas Münger, Agroscope

Hohe Anteile von Leguminosen stellen ein erhöhtes Risiko für Blähungen dar, aber nicht nur sie.

Andreas Münger, Agroscope

4. Behandlung von Blähungen

In jedem Fall sollte nicht zu lange mit dem Beizug des Tier- arztes gewartet werden! Bei noch nicht weit fort- gechrittenen Fällen kann Bewegung der Tiere das Rülpsen fördern. Man kann sie auch vorne höher stellen, die aufge- blähte Flanke massieren oder die Speichelproduktion sti- mulieren (Holzknebel quer durchs Maul). Ist die Blähung durch Schlundverstopfung verursacht, muss der Fremdkör- per entfernt werden. Im Weiteren kann in diesem Stadium eine Schlundsonde eingeführt werden. Diese hat bei schaumiger Blähung oft keine direkte Wirkung, bietet aber die Möglichkeit, Blähmittel zu verabreichen. Von sol- chen gibt es in der Praxis ein grosses Angebot. Längst nicht alle haben eine sichere Wirkung. So zeigt die Eingabe von Ölen oder Paraffin häufig, aber nicht immer, einen Effekt;

bei Sojaöl wurde auch schon das Gegenteil erreicht. Mit hoher Sicherheit wirken schaumabbauende (« schaum- brechende ») Chemikalien, wie sie der Tierarzt einsetzt.

Ist die Blähung schon massiv und akut lebensbedrohlich, beziehungsweise das Tier liegt am Boden, bleibt nur noch der fachgerechte Pansenstich mit einem Trokar oder, weil dieser bei schaumiger Gärung oft auch nur ungenügende Entlastung bringt, ein Pansenschnitt. Diese sollten, ausser bei absoluten Notfällen, dem Tierarzt überlassen werden, der die Wunde anschliessend ohnehin versorgen muss.

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4 Agroscope Transfer | Nr. 44 | Oktober 2014 Blähungen beim Rindvieh

5. Vorbeugung - Fütterungsmassnahmen und -zusätze

Bei wiederkehrenden, gehäuften Fällen von Blähungen auf bestimmten Weideparzellen bleibt unter Umständen nichts Anderes als ein Wechsel auf eine Parzelle mit güns- tigerer Futterzusammensetzung. Ins Auge gefasst werden kann auch ein zeitweiliges Abwechseln einer gefährdeten mit einer harmloseren Parzelle. Dies ist allerdings nicht ohne Risiko, wenn das kritische Futter deutlich bevorzugt wird, und dann die Tiere zu gierig fressen.

Die Verfütterung von Heu oder Maissilage vor dem Risiko- Grünfutter (2 bis 3 kg TS genügen meistens) hat mehrere Wirkungen: Die Konzentration der Ration an blähungsför- dernden Komponenten wird verringert, ein allzu gieriges Fressen gebremst und die Speichelproduktion angeregt.

In der Praxis wurde auch schon die Wirksamkeit von Vieh- salz erwähnt. Die Wirkung dürfte in erster Linie in einem höheren Wasserkonsum liegen, der dann allenfalls zu einer Verdünnung des Panseninhalts und weniger intensi- ver Fermentation führt. Eine Wirkung durch spezielle Mine- ralstoffzusammensetzungen konnte bisher nicht gezeigt werden.

Impressum

Autor Andreas Münger, andreas.muenger@agroscope.admin.ch Herausgeber Agroscope, www.agroscope.ch

Auskünfte Agroscope, Bibliothek, Tioleyre 4, Postfach 64 1725 Posieux, Schweiz

Telefon: +41 26 407 71 11 bestellungen@agroscope.admin.ch Redaktion Christine Caron-Wickli, Agroscope

Gestaltung Edvin Kahrimanovic und Olivier Bloch, Agroscope Druck Sonderegger Druck AG, Weinfelden

Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Herausge- berin gestattet.

ISSN 2296-7206 Print ISSN 2296-7214 Online

Olivier Bloch, Agroscope

Esparsette oder andere gerbstoffhaltige Futterpflanzen könnten für die Blähvorbeugung eingesetzt werden.

Eine grundsätzlich wirksame Lösung des Problems, wie sie in einzelnen Regionen beziehungsweise Fütterungs- systemen angewendet wird (z. B Neuseeland), stellt das vorbeugende Verabreichen schaumabbauender Mittel dar. Praktiziert wird dies durch die Eingabe als Drench oder Bolus, Eindosieren ins Tränkewasser, Futter oder Leckmaterial, Auftragen auf die Flanke des Tieres zum Ablecken oder sogar auf das Weidegras. Hier stellt sich eine Imagefrage für die Produktion, da es sich um synthe- tische Chemikalien handelt, die auch in der Maschinenin- dustrie Verwendung finden.

Ein noch kaum genutztes Potenzial für eine naturnahe Blähvorbeugung bieten tanninhaltige Futterpflanzen wie Esparsette und Futterzusätze (z. B. Rindenextrakte).

Sie beeinflussen den Proteinabbau und reduzieren erwie- senermassen das Blährisiko. Gute, praktikable Lösungen, diese Futtermittel in die Ration zu integrieren, ohne un- erwünschte Nebeneffekte wie eine Verringerung der Nährstoffverwertung, müssen noch weiter entwickelt werden.

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