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1. SteUung und Bedeutung der Instandhaltung

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Fachthema

Bedeutung, Problemfelder und Entwicklungsricbtungen der Instandhaltung

im Industriebetrieb. -

Hubert BIEDERMANN, Dipl.-Ing. Dr.mont., Jahrgang 1953, Studium der Betriebs- und Energiewirtschaft an der Montanuni- versität Leoben, Sponsion 1979 und Promotion1983. Seit 1980 Universitätsassistent am Institut fiir Wirtschafts- und Betriebs- wissenschaft mit dem Schwerpunktthema Anlagenwirtschaft und Instandhaltung. Lehrbeauftrogter fiir Anlagenwirtschaft sowie spezielle Betriebswirtschaft fiir Maschinenbau. Zum Thema In- standhaltung und Anlagenwirtschaft über 30 Veröffentlichungen in renommierten Zeitschriften und Herausgeber der Buchreihe

"Praxiswissen fiir Ingenieure - Instandhaltung«.

Zunehmender Automatisierungs- und Verkettungsgrad von Anlagen und die damit stei- genden Anforderungen an die Anlagenvertligbarkeit und -zuverlässigkeit wie auch die ständig steigenden Instandhaltungskosten verlangen,dasAugenmerk verstärkt auf dieIn- standhaltung zu richten.Esgilt, innerhalb derselben veränderte Arbeitsorganisationen, eine DurchgängigkeitimInformations- und Materialfluß sowie ein entsprechend flexibel, aber ganzheitlich gestaltetes Fühnmgs- und Organisationsinstrumentarium zu schaffen.

Dabei sind gleichzeitig beträchtliche Rationalisierungspotentiale freizusetzen.

INSTANDHAL11JNG

GEPLANTE INSTANDHALTUNG UNGEPLANTE

INSTANDHALTUNG

WARfUNG INSPEKTION Vorbeugende Schadensbedingte

INSTANDSETZUNG INSTANDSETZUNG

Bewahren Feststellen und des Soll-Zustandes Beurteilen

einer Anlage des Ist-Zustandes Wiederherstellen einer Anlage des Soll-Zustandes einer Anlage

1. SteUung und Bedeutung der Instandhaltung

In Studien [I, 2], die das Institut tUr Wirtschafts- und Betriebswissenschaften an- gefertigt hat, wird nachgewiesen, daß der In- standhaltungsaufwand, bezogen aufdasBrut- tosachanlagevermögen,

- bei Gebäuden und Bauwerken etwa 0,9% pro Jahr,

- bei technischen Anlagen und Maschinen rund 6,0% pro Jahr beträgt.

Neben dieser benutzer- oder unternehmerbe- zogenen Sicht seilt die Instandhaltung auch volkswirtschaftlich gesehen einen bedeuten- den Faktor dar:

1fJ77 betrug der Gesamtaufwand tUr Instand- haltung in Österreich etwa 119 Mrd. ÖS; im Jahre 1987 wird er etwa 225 Mrd. ÖS betra- gen, lind es ist unschwer

Zu

prognostizieren, daß er Anfang der 9Oer-Jahre die 250 Mrd.

ÖS-Grenze überschreiten wird. Von diesem Aufwand entfallen etwa zwei Drittel auf pro- duktives Sachanlagevermögen und der Rest auf die privaten Haushalte. Rund 25 bis 30%

entfallen auf Industrieunternehmen, also auf den Bereich, mit dem sich dieser Beitrag aus- einandersetzen wird.

Untersucht man die Ursachen tUr die zuneh- mende Bedeutung der Anlageninstandhal- tung, so lassen sich diese in Markt- und be- triebliche Einflüsse unterteilen (Abbildung 2).Imfolgenden soll beispielhaft auf die we- sentlichsten Eintlußgrößen eingegangen wer- den:

- In der Fertigung werden einerseits zuneh- mend Anlagen eingesetzt, durch die die Anlagenintensität der Betriebe und damit a priori der Instandhaltungsbedarf steigen, andererseits werden dieselben immer mehr automatisiert. Damit steigt die Komplexi- tät der Instandhaltungsleistungen, die ein hohes Fachwissen erfordern. Der zuneh- mende Bedarf an Facharbeitern und hoch- qualifizierten Ingenieuren und damit ver- bunden der hohe Anteil der Personalkosten an den gesamten Instandhaltungskosten zeigen dies deutlich. In Industrieunterneh- men bZw. Anlagenbereichen mit hohem Automatisierungsgrad ist zu beobachten, daß dieAnzahlder gewerblichen Arbeiter in der Produktion ständig abnimmt, wäh- rend die Zahl und der Anteil des Instand- haltungspersonals zunimmt. In einzelnen Branchen ist der Anteil an gewerblichen Arbeitnehmern in der Produktion während der letzten 10 Jahre um 50% zurückgegan- gen, während er in der Instandhaltung um etwa 75%gestiegen ist.

- Neben dem zunehmenden Einsatz von hochautomatisierten Anlagen werden die- selben in zunehmendem Maße untereinan- der vernetzt. Damit steigen die Folgewir-

\rungen eines Anlagenausfalles auf vor- und nachgeschaltete Anlagen und damit verbunden die Ausfu.llfolgekosten. Zur Vermeidung derselben werden hohe - Festlegung entsprechender Instandhal-

tungsstrategien beinhaltet.

Der Zusammenhang der wichtigsten Begriffe und Maßnahmen der Instandhaltung sind in Abbildung I dargestellt.

Dabei ist von Bedeutung, daß die Maßnah- menbündel Wartung, Inspektion und instand- setzung eine

- Abstimmung der Instandhaltungsziele mit den Unternehmenszielen und

Dabei sind unter letzteren die Alternativen in der Gestaltung der Instandhaltungsmaßnah- men undihreanlagenbezogene Formulierung zu verstehen. Dabei kann die Inspektion, Wartung und vorbeugende Instandsetzung fu.llweise, periodisch, a1ters- oder betriebs- zeitabhängig durchgetUhrt oder unterlassen werden. Besondere Fälle ergeben sich tUt die dauernde Inspektion (Zustandsüberwachung) und die inspektionsbedingte Instandsetzung.

Bereits an dieser Stelle sei festgehalten, daß die Instandhaltungsstrategieplanung vongr0- ßer Bedeutung tUr die Zielerreichung der In- standhaltung ist.

Abb. 1: Begriffe der Instandhaltung

Unter produktionswirtschaftlichen Gesichts- punkten versteht man unter Anlagen die Ge- samtheit der technischen Mittel von Syste- men, die als Produktionsfaktoren währendih- rer Lebensdauer Leistungen abgeben und sich dabei laufend verzehren. Dieser Verzehr vom sogenannten Abnutzungsvorrat muß einer- seits verringert und andererseits durch Wie- derherstellung oder durch Schaffung neuen Abnutzungsvorrates ausgeglichen werden.

Dies ist gleichzeitig das eigentliche Aufga- benfeld der Instandhaltung, die alle Maßnah- men zur Bewahrung und Wiederherstellung desjeweils angestrebten Soll-Zustandes sowie zur Feststellung und Beurteilung de Ist-Zu- standes von technischen Mitteln eines Sy- stems beinhaltet.

Vor der Beantwortung der Fragen, welche Be- deutung der Instandhaltung zukommt, welche Problembereiche und Lösungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Instandhaltung in Indu- striebetrieben bestehen und wohin die Ent- wicklungsrichtung der Instandhaltung tnllen 9Oer-Jahren gehen wird, sollen zunächst die wichtigsten Begriffe der Instandhaltung defi- niert werden (siehe ÖNORM N8100 bzw.

DIN 31051).

26

DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 20 (1988) I

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Verfiigbarkeits- und Zuverlässigkeitsan- sprüche an die Anlagen gestellt, die ihrer- seits wiederum den Instandhaltungsbedarf erhöhen.

- Verstärkt werden diese Tendenzen durch steigende Betriebssicherheitsanforderun- gen und vermehrten Einsatz von Umwelt- schutzanlagen.

Umfragen in der Bundesrepublik Deutsch- land bestätigen die hier genannten Einflußfak- toren.

80% der befragten Unternehmen nannten die

»zunehmende Automatisierung.. als Hauptur- sachefürsteigenden Instandhaltungsbedarf, während 60% meinten, die erhöhten Anfor- derungen an die Verfiigbarkeit seienimwe- sentlichen dafür verantwortlich. Rund 50%

der befragten Unternehmen sehen die Verant- wortlichkeit in der steigenden Verkettung der Anlagen und etwa 30%imverschärften Um- weltschutz [3].

2. Problembereiche und heutige Schwachstellen der Instandhaltung

Einleitend soll festgehalten werden, daß die folgende, schlaglichtartige Zusammenstel- lung der Schwachstellen nicht umfassend für ein bestimmtes Unternehmen gilt, anderer- seits in der betrieblichen Praxis und Zusam- menarbeit auch kein Unternehmen gefunden wurde, bei dem nicht nennenswerte Verbesse- rungsmöglichkeiten in der Instandhaltung vorhanden gewesen wären.

2. Unkritisches Verhalten der Auftragge- ber (Produktion):

Maximierendes Sicherheitsdenken und über- wgene Forderungen nach sofortiger Stö- rungsbehebung führen zu unnötigen Bereit- schaftsleistungen in der Instandhaltung. Es werden zu enge Instandsetzungstermine ge- setzt, wobei gleichzeitig kein ausreichender Überblick über die Instandhaltungskosten und ihre Entwicklung gegeben werden kann.

Das Kostendenken in Fragen der In tandhal- tung ist zum Teil noch unterentwickelt.

3. Fehlende oder unzureichende Führungs- mittel:

Die Auftragsabrechnungsverfahren sind zu langsam und nicht genügend transparent. Ins- besondere bei kleineren und mittleren Indu- striebetrieben wird das Auftragssystem oft sehr unvollkommen und uneffIzient gehand- habt. Vielfach existieren keine Erfassungsbe- lege für die durchgeführten Arbeiten, sondern lediglich Auftragsbücher oder Sammelaufträ- ge, in welchen bis zu 60% der instandhal- tungsarbeiten völlig untransparent erfaßt wer- den. Dies zieht eine uneffIziente und untrans- parente Kostendarstellung nach sich, die zu einem völlig fehlenden Instandhaltungs-Con- trolling führt. Erhebliche Schwachstellen gibt es auf dem Sektor der Ersatzteile und dem mit der Instandhaltun.g verbundenen Teil der Ma- terialwirtschaft. Uber Anzahl undArtder so- genannten "grauen« oder "schwarzen« Lager existieren nur selten Aufzeichnungen, wobei in vielen Fällen das Material auch unsachge-

mäß gelagert wird. Wenn Führungsminel in der Instandhaltung eingesetzt werden, beste- hen zumeist Einzelsysteme bzw. Insellösun- gen und keine zusammenhängenden Konzep- tionen für das Instandhaltungs-Management.

4. Unzureichende Instandhaltungsphil0so- phie innerhalb der Instandhaltung:

Die wichtige Funktion der Arbeitsvorberei- tung wird äußerst unzureichend wahrgenom- men. Diese Schwachstelle führt dazu,daßder Nebenzeitanteil in Betrieben ohne straff ge- führteArbeitsvorbereitung bei reinen Werk- stanarbeiten bei bis zu 60% der Gesarntar- beitszeit liegt und bei Vor-Ort-Arbeiten bei bis zu 75%. In vielen Unternehmen wird War- tung und Inspektion nur halbherzig betrieben, und wenn, existieren keine ausreichenden und vor allem aktuellen Wartungsanweisungen und -vorschriften. Damit eng zusammenhän- gend steht eine unzureichende Störungserfas- sung. Die Aufzeichnungen in "Schicht-Bü- chern.. lassen vielfach Störungsursachen nur ahnen; eine systematische Erfassung und Ein- ordnung der Störungen erfolgt zumeist nicht.

Gleiches giltfürdie Erfassung und Überwa- chung der Schäden, wo zumeist keine ausrei- chende Dokumentation vorhanden ist undda- mit die Grundlagen für Schwachstellenanaly- sen fehlen. Darüber hinaus wird die Instand- haltung nicht immer als ein von der Produk- tion unabhängiges Fachgebiet anerkannt und damit komplen dezentralisiert. Dies bewirkt einen erschwerten Personalaustausch inner- halb der Instandhaltung, eine mangelnde Aus-

Abb. 2: Einflußfaktoren auf die zunehmende Bedeutung der Instandhaltung .. HOHE INNOVATIONS-

GESCHWINDIGKEIT

+

. . SINKENDER MODERN I TÄTSGRAD DER ANLAGEN

. . ÜBERPROPORTIONALES ANSTEIGEN DER INSTANDHALTUNGSKOSTEN . . HÖHERES UNO VERÄNDERTES ANFORDERUNGSPROFIL AN TÄTIGKEITSSPEKTRUM 1. Fehlverhalten des Managements:

Nur in den seltensten Fällen ist eine klar for- mulierte Zielsetzung im Sach- und Formal- zielbereich der Instandhaltung vorhanden.

Langfristige Konzeptionen für die instandhal- tung sind häufig nur schwer erkennbar und vielfach begründbar durch die Unterschät- zung der Bedeutung der Instandhaltung. Wo diese Zielformulierungen fehlen, herrschen große Dispositionsfreiräume,dasControlling beschränkt sich auf Budgeteinhaltungskon- trolle, wobei dasselbe mit prozentualen Stei- gerungsraten Jahr für Jahr fortgeschrieben wird.

Trotz beachtlicher Fortschritte bei der Ent- wicklung leistungsfähiger Verfahren zur In- standhaltungsdurchfiihrung, bei der Verbes- serung der Planungs- und Steuerungsfunkti0- nen und der Anwendung EDV-gestützter Ar- beitsauftrags-, Wartungs- und Inspektionssy- steme liegen in der Instandhaltung nochim- mer erhebliche Rationalisierungsreserven. In vielen Unternehmen besteht tiefe Unsicher- heit über das erwünschte"Maß an Instandhal- tung.., wobei Klage geführt wird über hohe In- standhaltungsaufwendungen bei gleichzeiti- gem Mangel an Leistungstransparenz.

Die Ursachen für diese Leistungsreserven lie- gen in einer Vielzahl von Schwachstellen, die sich in folgende vier Gruppen einordnen las- sen:

DER WIRrSCHAFI'SINGENIEUR 20 (1988) I

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(3)

Abb. 3: Anpassungsmöglichkeiten im Instandhaltungs-Management

I

ANPASSUNGSMÖGLICHKEITEN •

--- ---

I'L--EISfUN---G=SS-ElTI--G'-. I'K-O-STEN---"""-S,--EI-TI-G'-.

BETRIEBS- BEDINGUNGEN

Betriebliche Planung als ein Element des Füh- rungsprozesses hat die Aufgabe, die betriebli- chen Ziele festzulegen und die Aktivitäten, die zur Erreichung dieser Ziele notwendig sind, geistig vorwegzunehmen. Analog dazu ist die Instandhaltungsplanung auf die Zu- kunft gerichtetes Denken, bei dem neben der - in der Praxis leider zumeist völlig vernach- lässigten - Zielplanung unter verschiedenen Möglichkeiten der Gestaltung des Instandhal- tungssystems die zur Zielerreichung optimale Kombination auszuwählen ist.

Wir wissen, daß die meisten Planungsansätze in der Instandhaltung heute dazu dienen, ein bereits weitestgehend festgelegtes Instandhal- tungsprogramm wirtschaftlich durchzufüh- ren. Leider wird und wurde dem Umstand vielfach nicht Beachtung geschenkt, daß be- reits dieses Programm unwirtschaftlich sein kann[5].

Die Ebenen der einzelnen Planungsbereiche, die für die wirtschaftliche Gestaltung von In- standhaltungsaktionen notwendig sind, sind in Abbildung 4 dargestellt.

Die Instandhaltungspolitik wird wesentlich durch die Unternehmenspolitik und betriebs- spezifische Bestimmungsfaktoren beeinflußt.

Sie bestimmt wiederum sehr wesentlich die Ziel- und Strategieplanung der Instandhal- tung. Letztere ist bestimmend für die Instand- haltungskapazität, die Ersatzteilbewirtschaf- tung und die Instandhaltungsmaßnahmen. Sie bildet den Kern einer umfassend planmäßigen Instandhaltung und bestimmt die Organisa-

M- -fZIELERREICHGS.- KONTROLLE

K - - - i Schwachstellen- analyse

Abb. 4: Planungsebenen und Regelkreis der Instandhaltung Instandhaltungsdurchführung

-Bereitstellungsplanung

Material PersonallM_ _-, Betriebsmittel Wissen

Informationen IH-Durchführungsplanung

- ZIELSETZUNG -PLANUNG

- Arbeitswirtschaft - FehJerselbsterkennung - Ablauforganisation - Materialwirtschaft

sung des Aufgabenspektrums als flexible In- standhaltungsstrategie an die sich ändernden Anlagenanforderungen .

Die Kostenseite der Instandhaltung beinhaltet primär Verbräuche an Personalstunden und Material. Hier stellen neben einer fundierten Planung (Arbeits- und Materialwirtschaft) aufbau- und ablauforganisatorische Maßnah- men die Anpassungs- und Rationalisierungs- maßnahmen dar.

Aus dem gesamten Führungsinstrumentari- um sollimweiteren kurz auf die Bedeutung der Information, der Planung und der Organi- sation eingegangen werden.

-ZIELSETZUNG - FLEXIBLE rn-Strategie

- Wartungs- und Inspektionssystem inkl.Diagnoseverfahren - Schwachstellenbeseitigung - Anlagenverbesserung - Anlagenwirtschaft

- AUFBAUORGANISATION

- INSfANDHALTUNGSCONTROLLING

3. Führungs- und

Organisationsinstrumentarium der Instandhaltung

Zur Vermeidung der zuvor geschilderten Pro- blembereiche und Schwachstellen der In- standhaltung ist ein der Kosten- und Lei- stungsseite der Instandhaltung Rechnung tra- gendes Führungs- und Informationsinstru- mentarium zu schaffen. Dabei gilt es, neben dem Aufbau einer den Flexibilitätsanforde- rungen entsprechenden Strukturorganisation und der Einführung eines Instandhaltungs- Controllings, sich kosten- und leistungsseitig entsprechend anzupassen (Abbildung 3 [4]).

Das Leistungsspektrum der Instandhaltung beinhaltet Maßnahmen zur Vermeidung von Anlagenausflillen (Wartung, Inspektion und Schwachstellenanalyse und -beseitigung) und Instandsetzungen (Reparaturen), um neuen Abnutzungsvorrat zu schaffen. Alle Maßnah- men zielen darauf ab, Sicherheit und eine - möglichst definierte - Anlagenverfiigbarkeit bzw. -zuverlässigkeit zu gewährleisten.

Leistungsseitige Anpassungen der Instand- haltung beinhalten eine dynamische Anpas-

28

DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 20 (1988) I lastung von Bearbeitungsmaschinen in den dezentralen Instandhaltungswerkstätten, die Demotivation hochqualifizierter Ingenieure mit mangelhaftem Erfahrungsaustausch und keine Möglichkeit, betriebsintem die Stan- dardisierung und Normung voranzutreiben.

Damit ist auch die Kommunikation zwischen Anlagenkonstrukteur und Instandhalter sehr unbefriedigend, wodurch von vornherein die Möglichkeit der Installierung von instandhal- tungsfreundlichen und -gerechten Konstruk- tionen verabsäumt wird.

Diese für den Außenstehenden vielleicht zu kraßformulierten Schwachstellen verlangen einerseits, daß dasUnternehmens-Manage- ment die Eigenständigkeit und den hohen Stel- lenwert der Instandhaltung zunehmend er- kennt und damit auch Rechnung trägt und an- dererseits instandhaltungsintern ein Füh- rungs- und Organisationsinstrumentarium entwickelt wird, welches die Kosten- und Lei- stungsseite der Instandhaltung berücksich- tigt. Auf dieses wirdimfolgenden näher ein- gegangen.

(4)

Fachthema

Abb. 5: ErfolgskoffiJXmenten in der strategischen Instandhaltungs-Planung

Abb. 6: Freisetzbare Rationalisierungspotentiale und ihre Bandbreiten

T E

N

E N

MATERlALWlRTSCHAFT

Arbeitsformen fordern nunmehr in Umkeh- rung des Spezialistentums wieder den univer- sell einsetzbaren Meister.

Auf dem Weg zu einer rechnerintegrierten Produktion geht es aus planerischer und orga- nisatorischer Sicht maßgeblich darum, beste- hende Bereichsgrenzen zu überwinden und die einzelnen Bereiche zu einem Ganzen zu vereinen. Es gilt, den Informations- und Ma- terialfluß durchgängig und transparent zu ge- stalten. Die zentrale und dezentrale Organisa- tion sowie die Planung der Instandhaltung un- terliegen einem dynamischen Prozeß und müssen sich den jeweiligen fertigungspro- grammen und -strategien anpassen. Dies be- wirkt auf operativer Ebene durch die objekt- orientierte Instandhaltungsorganisation ein teilweises Wiedervereinen der Verantwortung für Betreiben und Instandhaltung der Produk- tionsanlagen in eine Hand. Andererseits er-

• ArbeitswlrtsclMlft • M.terialwirtsch.ft - MAINTAINABILITY

- BEREITSTELLUNGS PLANUNG - ABLAUFPLANUNG - FEHLERSELBST -

ERKENNUNG - WISSEN I KÖNNEN - MOTIVATION

ARBElTSWlRTSCHAFT

FLEXIBLE ORGANISATION

INFORMATIONSINSTRUMENT (ERFOLGS-und KOSTENKONTROLLE)

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SCHADEN5-1 AUSFALLVERHÜl\JNG

F

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- ZUVERLÄSSIGE KONSTRUKTION -WARTUNG

-INSPEKTION

-SCHWACHSTELLENBEHEBUNG - WISSEN I KÖNNEN

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10

WENIGER AUSFÄLLE

noch Rechnung. Flexibilität und Marktnähe zwingen im Rahmen der Instandhaltungspla- nung gerade bei technisch aufwendigen und teuren Maschinen zu einer Redelegation aus- gelagerter Funktionen an qualifizierte Ar- beitskräfte. Die Fertigung wie die instandhal- tung gewinnen an organisatorischer Flexibili- tät durch Verkürzung der Entscheidungswege und Abbau an Hierarchie. War die traditionel- le Arbeitsorganisation maßgeblich nach dem Verrichtungsprinzip aufgebaut, so gewinnt jetzt vermehrt eine gruppenbezogene Arbeits- strukturierung an Bedeutung. Letztere folgt in zentraler wie dezentraler Ausprägung dem Grundsatz der Arbeitserweiterung (anlagen- orientierte Instandhaltung), vor allem aber dem Prinzip der Arbeitsbereicherung. Dies geht einher mit einer Funktionsbündelung am Arbeitsplatz, die den qualifizierten Fachar- beiter vor Ort verlangt. Gruppenbezogene

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I

KOSTENGÜNSTIGE BEHEBUNG

tion und Durchführung aller Instandhaltungs- arbeiten im Betrieb. Die SlJategiewahl ist we- sentlich mitentscheidend für die Erreichung der un Instandhaltungsbereich gesteckten un- ternehmerischen Ziele.

Abbildung 5 zeigt eine Zusammenstellung der im Bereich der strategischen Planung zu berücksichtigenden Erfolgskomponenten.

Neben der Berücksichtigung der Instandhal- tung in der Konstruktionsphase der Anlagen zur Erzielung einer zuverlässigen und in- standhaltungsgerechten Konstruktion werden insbesondere die Anforderungen an ein effi- zientes Wartungs- und Inspektionssystem in den kommenden Jahren rapide wachsen. Dies insbesondere, da

- die Produktionsausfallskosten bei zuneh- mend verketteten Anlagen steigen, - die gesetzlich verankerten Sicherheitsbe-

stimmungen zum Schutze der Gesundheit des Betriebspersonals zunehmen, - das Umweltbewußtsein und die Anforde-

rungen an die Umweltverträglichkeit der Anlagen wachsen und

- die Qualitätsanforderungen an die Produk- te steigen.

ImRahmen der Arbeitswirtschaft gilt es ins-

~sondere, durch Planung, Steuerung und Uberwachung der Aufträge sicherzustellen, daß dieselben nach wirtschaftlichsten Ge- sichtspunkten durchgeführt werden. Die Stoßrichtung der Maßnahmen ist zunächst nicht unmittelbar die Steigerung des Arbeits- tempos, sondern die Ausschaltung oder Ver- ringerung von Nebenzeiten, die nicht dem Ar- beitsfortschritt dienen.

ImBereich der Material- bzw. Ersatzteilwirt- schaft gilt es, durch segmentierte Bewirt- schaftung ein ausgewogenes Verhältnis zwi- schen Bestands- und Fehlbestandskosten zu finden. Da im Bereich der Ersatzteilbewirt- schaftung in der RegeldasSicherheitsdenken überwiegt, können damit die Bestandskosten deutliehst gesenkt werden [6].

Zur Erreichung der in der Zielplanung formu- lierten Instandhaltungsziele müssen die zur Erfüllung dieser Aufgaben benötigten Men- schen und Arbeitsmittel in einen sinnvollen Ordnungszusammenhang gebracht werden.

Dabei ist im Rahmen der Strukturorganisa- tion einerseits die Eingliederung der instand- haltung in die Unternehmensorganisation und andererseits der strukturelle Aufbau der In- standhaltungsabteilung wesentlich. Die Ein- gliederung der Instandhaltung in die Unter- nehmenshierarchie ist sowohl für die Formu- lierung als auch die Durchsetzung der In- standhaltungsziele gegenüber internen und externen Stellen von Bedeutung. Durch die Zusammenfassung von die Anlagen betref- fenden Teilfunktionen zur Anlagenwirtschaft wird das Unternehmenspotential gestärkt und ein Optimum, den Produktionsfaktor Be- triebsmittel betreffend, eher erreicht.

Die in den Unternehmen heute zumeist noch vorhandenen rein funktionalen Instandhal- tungsorganisationen mit dem wesentlichen Vorteil der Spezialisierung innerhalb dersel- ben tragen den heutigen Anforderungen kaum

DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 20 (1988) I

29

(5)

Fac

ERHÖHTER SI'ELLENWERT

+

• Steigende Automatisierung

• Komplexere Anlagen

• Steigende IH-Kosten

Abb. 7: EnlWickJungsrichtungen in der Instandhaltung möglicht die Zentralisierungskomponente durch die verbesserte hierarchische Stellung der Instandhaltung und die Bündelung der Planungsaufgaben eine deutliche Verbesse- rung und Gewichtung der Zielplanung und der strategischen Planung im Instandhal- tungsbereich .

4. Zusammenfassung und Ausblick

Ausgehend von der Stellung und Bedeutung der Instandhaltung in Volks- und Betriebs- wirtschaft und der Beschreibung der Pro- blembereiche und der heutigen Schwachstel- len in der Instandhaltung wurde auf die we- sentlichen Erfolgskomponenten zur Schaf- fung einer flexiblen, den heutigen Erforder- nissen Rechnung tragenden Instandhaltung

Flexible Anpassungen und Ent- wicklungen

• Konstruktive Schwachstellenver- teilung (CAD)

• WI mit Fehlerselbsterkennungssy- sternen

• BDE-gestützte Schwachstellen- analysen

• Wirkungsvollere Schwachstellen- analysen

• Entwicklung in Richtung inte- griertes, DV-gestütztes IH-Mana- gement

• Leistungsanreizanalyse

• Verbesserte DV-gestützte Planung

• Stärkere Zentralisierung und Spe- zialisierung im Werkstättenbe- reich

• Flexibilisierung und Hybridisie- rung im Vorortbereich (Integra- tion der Vorort-Funktionen)

• Segmentierte Ersatzteilbewirt- schaftung

• Mehr und verbessertes (IH-Con- trolling)

•...

eingegangen. Durch den Einsatz der skizzier- ten Instrumentarien in Verbindung mit einer entsprechenden Organisationsunterstützung ist es möglich, entsprechende Anpassungs- maßnahmen zu setzen, die in der Praxis be- trächtliche Rationalisierongspotentiale bein- halten. Abbildung 6 zeigt die Bandbreite der in den Unternehmungen in der Praxis freisetz- baren Rationalisierungspotentiale.

Die steigende Automatisierung, die ständige Komplexitätssteigerung der Anlagen und die eingangs geschilderten, zusätzlichen Wir- kungskomponenten bringen es mit sich, daß die Eigenständigkeit und der hohe Stellenwert der Instandhaltung zunehmend erkannt wer- den und sich die Instandhaltung damit immer stärker zu einem eigenen Fachgebiet ent- wickelt. Eine Auswahl der wesentlichsten

Entwicklungsrichtungen innerhalb der in- standhaltung ist in Abbildung 7 zusammenge- stellt.

Literatur:

[I] HÜPPE, Hans-Ono: Instandhaltungsaufwand in der österreichischen Volkswirtschaft, Ein Versuch der Quantiflzierung. Diplomarbeit arn Institut fur WlrtSChafts- und Betriebswissen- schaften der Montanuniversität Leoben, 1980.

[2] REITMANN, Franz: Instandhaltungsaufwand in der Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland, Diplomarbeit arn Institut fur Wirtschafts- und Betriebswissenschaften der Montanuniversität Leoben, 1981.

[3] SCHULTE, WIlfried: Ausfallzeiten venneiden - den Sollzustand wieder herstellen, in: Blick durch die Wirtschaft (1987) 73, S. 7.

[4] BIEDERMANN, Hubert: Flexibilität in der Instandhaltung, in: Berg- und Hünenmänni- sche Monatshefte (1987) 9, S. 408 - 414.

[5] BIEDERMANN, Hubert: Organisation zur Realisierung der Instandhaltungsplanung, in:

Praxiswissen fur Ingenieure -Instandhaltung, Planung in der Instandhaltung (Hrsg. H. Bie- dennann) , Verlag TÜV, Rheinland GmbH, Köln 1987, S. 173ff.

[6] BIEDERMANN, Hubert: Praxisorientierte Entscheidungsparameter zur logistischen Er- satzteilbewirtschaftung, in: Praxiswissen Logi- stik, Erfolgspotential Logistikkene (Hrgs. H.

Bäck), Verlag TÜV Rheinland GmbH, Köln 1987, S. 2500.

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DER WIRTSCHAFfSlNGENlEUR20 (1988) I

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Der ÖSterr. Verband der Wirtschaftsingenieure ist ein un- politischer Verein, der die Standesinteressen der WIrt- schaftsingenieure vertrilt.

WirtschaftsingenIeure sind wirtschaftlich gebildete Tech- niker mit Studienabschluß an eIner Techniscben Universi- tät oder einer Universität.

ISSN 0256-7830

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