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Thermische Empfindlichkeit von Saatgut

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Academic year: 2022

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NACHERNTETECHNOLOGIE

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Hans-Peter Grothaus, Göttingen

Thermische Em pfind l ich keit von Saatgut

Eine wirtschaftliche Trocknung von Körnerfrüchten sowie eine thermische Bekämpfung von samenbürtigen Schader­

regern an Saatgut verlangt Kenntnisse über bestehende Temperatur I Feuchte I Zeit-Wechselwirkungen. Aus empirisch gewonnenen Erkenntnissen lassen sich Schlußfolgerungen über Möglichkeiten und Grenzen einer qual itätserhaltenden thermischen Behandl ung von Körnern ableiten.

E

ine Erwärmung von Körnerfrüchten ist bei der Trocknung unumgänglich, u m die Lagerfä higkeit von feucht geerntetem Materia l zu gewährleisten. Zum anderen ka nn auch a uf diesem Wege eine Sanie­

rung der Körner von samenbürtigen Schaderregern erfolgen . Eine übermäßige Erwärmung bei der Konservieru ng führt zwangsläufig zu einer Veränderung. der l nhaltstoffe. Die i nsbesondere hierbei a uftretende Kei mschäd igung ist bei einer weiteren Verwertung a ls B rot- und Futter­

getreide sowie für die Produktion von B ra ugerste und Saatgut zu vermeiden.

U ntersuchungen ü ber Tem peratu r I Feuchte I Zeit-Wechselwirku ngen auf ei­

ne thermische Schädigung von Saatgut zeigen, daß erst d ie Kenntnis entspre­

chender Zusammenhänge eine rationelle Trocknung von Körnerfrüchten sowie eine keimlingsschonende Sanieru ng von Saat­

gut und Braugerste in Aussicht stellt.

Saatguteigenschaften

Körnerfrüchte weisen eine große morpho­

logische und physiologische Vielfa lt und damit auch eine u nterschiedliche thermi­

sche Empfind l ich keit a uf. Gesunde und vitale Körnerfrüchte zeigen eine weiterge­

hende Toleranz gegenüber einer Wärme­

behandlung a ls vergleichbar schwaches AusgangsmateriaL Aber a uch der Reife­

grad bei der Ernte, d ie Aufbereitung und d ie Lagerungsdauer sind von Bedeutung.

Das Erntegut erweist sich in der Regel kurz nach der Ernte, während der Keim­

ru he, am u nempfindlichsten gegenüber thermischen Einwirkungen [ 1 ] .

Die unterschiedliche mengen- und q ua litätsmäßige Ausstattung an wertbe-

Dr. sc. agr. Hans-Peter Grathaus ist wissen­

schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Agrar­

technik der Georg-Ausgust-Universität Göttingen (Leitung: Prof. Dr. W Lücke), Gutenbergstr. 33, 37075 Göttingen.

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stim menden I nhaltstoffen wie Eiweißstof­

fen , Koh lehydraten, Fetten , Vitaminen, Fermenten und Wasser bed i ngen eine spezifische Wärmeem pfindlichkeit ein­

zelner Samenarten . Großsamige Legum i­

nosen zeigen zum Beispiel eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Wärme in Ver­

bindung m it Feuchtigkeit [2]. Auch die einzelnen Korn bestandteile reagieren un­

tersch iedlich empfindlich auf eine Erwär­

m u ng. Weiterhin erhöhen mecha nische Beschäd igungen von Körnerfrüchten bei der Ernte d ie thermische Sensibilität.

Trocknung von Körnerfrüchten

Zu hohe Tem peraturen bei der Trockn u ng von Körnerfrüchten fü hren im Korni nne­

ren zu irreversi blen biochem ischen Reak­

tionen und damit zu ei ner Schädigung therm isch empfind licher Korninha ltstof­

fe, wie etwa der essentiellen Aminosäure Lysi n [3] . Werden bestimmte G renzen bei der Erwärmung von Saatgetreide und Braugerste überschritten, füh rt d ies zu ei­

ner Beei nträchtigu ng der Keimfä higkeit.

Deshalb galt lange Zeit für eine schonen­

de Trocknung von Getreidesaatgut eine Korntem peratur von 42 oc als G renzwert.

Bereits 1834 haben Edwards und Colin [4] die u nterschiedliche Wirkung hoher Tem peraturen in Abhängigkeit von der U mgebu ngsfeuchte a uf das Keimverha l­

ten von Getreidesaatgut beschrieben. Die Grenztem peraturen für eine thermische Beha ndl ung werden maßgebl ich von der Körnerfeuchte beeinfl ußt. in einer von H utehinsan [5] a ufgestel lten empirischen Beziehung wird d iese für eine vorgegebe­

ne Lagerzeit ei nes Getreidesaatgutes mit einer bestimmten Feuchte a ngegeben :

Og = 122 - 5 . log10 t - 44.1og10 U wobei:

Og = Tem peratu r, a b der eine Schäd i-

gung a uftritt [°C]

30

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Bild 1 : Zulässige Getreidekorntempera­

tur in Abhängigkeit von der Körnerfeuchte und Dauer der Tempe­

ratureinwirkung [6] ...,, !'... ,65

Fig. 1: Permissabte grain temperature

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1-75

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t = Behandlu ngszeit [minl U = Feuchtegehalt d es Saatgutes [%]

Pitzin [6] hat wen ig später eine ä hnliche Beziehung aufgestellt, i n der a uch die spezifische Wärme des Korns Ei ngang findet:

Og = 23,5 I Ck + (20-10 .log10 • t ) wobei :

Og = Tem peratu r, a b d e r eine Schädi-

gung a uftritt [°C]

Ck = spez. Wärme des Korns

[kcal.kg-1.oCJ t = Beha ndlu ngszeit [minl Der Einfl uß der Beha ndlungsdauer auf d ie zulässige Tem pe ratur weist Pitzin doppelt so hoch wie H utehinsan aus. Dies deckt sich weitgehend mit eigenen U n­

tersuchungen , nach denen eine Verdop­

pelung der Behandlu ngsdauer, bei kon­

stant geha ltener Feuchte, eine Verringe­

rung der G renzte m peratur u m 3 K bewirkt. Nach der Formel von H utehi nsan ist hier n u r eine Verri ngerung der maximal zu lässigen Korntem peratur um 1 ,5 K zu erwarten.

M it zunehmender Körnerfeuchte steigt d ie Wärmeem pfindlich keit des G utes ( Bild 1 ) , da d ie Feuchtigkeit zur Aktivie­

ru ng von Enzymen beiträgt, d ie bei anschließender H itzeeinwirkung geschä­

digt werden. Diese Zusammenhänge m üssen besonders bei der Trocknung von Körnerfrüchten beachtet werden, da­

m it es nicht zu einer Schäd igung der Keimanlage d u rch Denaturierung der Kleberproteine und somit zu einer Beein­

trächtigung der Backqualität kommt.

Thermische Sanierung von Saatgut Kommt d ie Wärmebehandlung nicht zu Trock n ungszwecken , sondern zur Abtö­

tung von pilzliehen Schaderregern an Saatgut zur Anwendung, muß i nsbeson­

dere d ie u nterschied liche H itzeem pfi nd-

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depending on grain 2 4 6 10 20 40 50 100 200 mi n 700 maisture content and Dauer der Temperature inwir kung duration of tempera- Dura tion of thermal treatment

ture influence [6] '---'

53. Jahrgang LAN DTEC H N I K 1/98

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• • • • • • • • • • a • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Bild 2: Keimfähigkeit von in Folienbeuteln luftdicht eingeschweiß- . tem Zuckerrübensaat­

gut nach thermischer Behandlung für 900 s

Zusammenfassung

unbehandelt 45

Untrealed

50 55

Behandlungstemperotu;

Temperalure of Irealmen

Fig. 2: Germination rate of sugar beet seed after evacuation in foil bags and thermal treatment for 900 s

Sowoh l bei der Trockn ung als auch bei der therm ischen Sanierung von pilzbefal­

lenem Saatgut spielen Tem peratur I Feuchte I Zeit-Wechselwirkungen eine entscheidende Rolle. Diese aus der Lite­

ratur bekannten Zusam menhänge wur­

den a n dem thermisch sehr empfindli­

chen Zuckerrü bensaatgut ü berprüft und erweitert. Eine gezielte therm ische Be­

hand l u ng von Körnerfrüchten, sei es zur Trocknung oder zur Abtötung von Schad­

erregern, setzt die B estim m u ng des Feuchtegehaltes voraus. N u r so l assen sich notwend ige Tem pe raturen und -zei­

ten , welche einen sichere n Beha ndlungs­

erfolg gewährleisten u n d zudem eine therm ische Schädigung des Materials a usschließen, ermitte l n . Bei der Trock­

nung gilt es, wertbestim mende I nhaltstof­

fe und d i e Verwertungseigenschaften zu erhalten. Bei der Erwärmung von Saatgut und Bra ugerste sind der Erhalt der Keim­

fähigkeit und d ie Abtötung samenbürtiger Schaderreger d ie vord ringlichen Zielset­

zungen. Engere Tem peraturkorridore ver­

la ngen hier ein sicheres Verfahrensmana­

gement lichkeit von Wirt (Saatgut) und Erreger

bekan nt sei n . Es ist vorteilhaft, die n ied ri­

geste Tem peratur für eine sichere Abtö­

tung samenbürtiger Schaderreger zu wählen, um eine weitgehende Schonung der Keiman lage zu gewährleisten.

Zur U ntersuchung von therm ischen G renzbed ingungen der Saatgutschädi­

gu ng bei definierter Feuchte muß somit ein Feuchtigkeitsverlust wäh rend der Be­

handlung unterbunden werden. Dies wurde exemplarisch an dem thermisch sehr empfindl ichen Zuckerrü bensaatgut d u rchgeführt. Das Versuchssaatgut wur­

d e d u rch gezieltes Befeuchten konditio­

niert und einlagig luftd icht in Folienbeutel verschweißt. U na bhängig vom Feuchte­

gehalt des Saatgutes ist zunächst a uf­

grund der Erwärmung eine Keimstimulie­

rung zu erken nen ( Bild 2) . Diese erreicht bei einem Saatgutfeuchtegehalt von 10 % u nd Temperaturen zwischen 60 und 70 oc mit 95 % Keimfä higkeit i h r Maximum (strich punktierte Linie). Höhere Tem pera­

tu ren führen zu einer thermischen Schä­

d igung und somit zu red uzierter Keim­

fäh igkeit. M it zunehmenden Feuchtege­

halten des Saatgut verschiebt sich das jewei ls optimale Keimfä higkeitsergebnis i n R ichtung nied rigerer Tem peraturen .

M a n findet d ie am Beispiel der Keim­

fä higkeit von Zuckerrübensaatgut darge­

stel lten Wechselwirkungen in ä h n licher Form auch für den pi lzliehen Wurzel­

branderreger Phoma betae ( Bild 3). Be­

handlungstem peraturen , die ü ber den wachstumsoptimalen Tem peraturen für d iesen Schaderreger von 20 oc bis 30 oc liege n , führen zu einem raschen Abster­

ben dessel ben. Ein Vergleich der Bilder 2 und 3 verdeutlicht, daß eine vollständige Abtötung des Kra n kheitserregers bei un­

verm inderter Keimfä h igkeit nur mit weni­

gen Temperatur I Feuchte-Kom binatio­

nen wie etwa 10 % Saatgutfeuchte und 70 oc Behandlungstem peratur bei einer Behandlungsdauer von 1 5 Minuten zu rea lisieren ist.

53. Jahrgang LANDTEC H N I K 1/98

Hält man Temperatur und Saatgut­

feuchte bei einer thermischen Behand­

l u ng konstant, wie d ies nur bei der beschriebenen Versuchsanstellung mög­

lich ist, ergeben sich interessante Para lle­

len zwischen Letalitätstem peraturen von Weizen und Zuckerrü bensaatgut Es ließ sich eine Ü bereinstim m u ng der Grenz­

temperaturen feststellen, ab denen ein R ückgang der Anfangskeimfähigkeit zu verzeichnen ist. Diese Ergebnisse lassen vermuten, daß unter Berücksichtigung der oben erwähnten saatgutspezifischen Eigenschaften und der Saatgutfeuchte ei­

ne Ü bertragbarkeit der Ergebnisse auch auf andere Saatgutarten möglich ist.

Bild 3: Befall mit Phoma betae von in Folienbeuteln luftdicht eingeschweißtem Zuckerrübensaatgut nach thermischer Behandlung für 900 s

Literaturhinweise sind vom Verlag unter LT 98 1 1 9 erhä ltlich.

Fig.3: lnfection rate of sugar beet seed with

Phoma betae after evacuation in foil bags

and thermal treatment unbehandelt

Unlrea/ed

wr 900 s L---�

U m mögliche Einsatzfelder einer ther­

m ischen Saatgutdesinfektion zu ermit­

teln, muß eine Bestim mung von Tem pe­

ratur I Feuchte-Wechselwirkungen für versch iedene Saatgutarten und Schader­

reger erfolgen. Dann können auch größe­

re Mengen an Saatgut oder Braugerste thermisch von Schaderregern befreit wer­

den. Allerd i ngs stellt d ies hohe An­

sprüche a n die Prozeßführung.

Schlüsselwörter

Trocknu ng, Thermothera pie, Tem peratur I Feuchte IZeit-Wechselwirku ngen

Keywords

Dryi ng, thermothera py, tem peraturel maisture I time-interactions

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