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Wasserstrahlschneiden als alternatives Schneidverfahren für die Landtechnik

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56 LANDTECHNIK 5/2001

Andreas Ligocki, Braunschweig

Wasserstrahlschneiden als alternatives Schneidverfahren für die Landtechnik

A

uf der Suche nach neuartigen, „alterna- tiven“ Schneidverfahren sind bis heute verschiedenartigste Ansätze verfolgt worden [1, 2]. Ein System, welches grundsätzlich großes Entwicklungspotenzial für ein zukünftiges, „alternatives“ Schneidverfah- ren verspricht, bisher jedoch noch nicht grundlegend untersucht worden ist, stellt das Wasserstrahlschneiden dar.

Neben der Vorstellung des eigentlichen Verfahrens „Wasserstrahlschneiden“ werden in diesem Beitrag erste Schnittergebnisse aus Vorversuchsreihen sowie der am Institut für Landmaschinen und Fluidtechnik der TU Braunschweig im Aufbau befindliche Ver- suchsstand präsentiert.

Grundlagen des Wasserstrahlschneidens Beim Wasserstrahlschneiden handelt es sich um ein rein mechanisches, abtragendes Ver- fahren ohne ausgeprägte Klinge. Die zum Trennvorgang erforderliche Schnittenergie wird beim Wasserstrahlschneiden durch ei- nen Hochgeschwindigkeitswasserstrahl er- zielt, bei dem die potenzielle Energie des Wassers (bei Drücken von bis zu 400 MPa) in speziellen Schneiddüsen in kinetische Energie mit Geschwindigkeiten von bis zu 900 m/s umgewandelt wird.

Die Bereitstellung der zum Schnitt erfor- derlichen Drücke erfolgt mit Hilfe von hy- draulischen Druckübersetzern oder mecha- nischen Hochdruckpumpen.

Schneiddüsen aus Saphir oder Hartmetall mit Öffnungsdurchmessern im Bereich von 0,1 bis ~ 0,35 mm übernehmen die erforder- liche Strahlformung. Je nach Arbeitsdruck und Düsendurchmesser ergeben sich hier- durch Wasservolumenströme von weniger als 1 l/min. Um die Schneidleistung im Be- darfsfall zu erhöhen, ist es möglich, dem Wasserstrahl zusätzliche abrasive Mittel, wie etwa Schleifsand, Salze oder Zucker zu- zusetzen. Die Mischung mit den Abrasivmit- teln erfolgt in genau dosierter Form direkt in der Schneiddüse (Bild 1).

Bedingt durch die hohen Austrittsge- schwindigkeiten des Schneidwassers aus der Düse handelt es sich beim Wasserstrahl- schneiden um einen „freien Schnitt“. Die mechanischen Beanspruchungen des zu trennenden Gutes in Schnittspaltumgebung

sind zudem äußerst gering. Es ergeben sich minimale, erforderliche Einspannkräfte (Haltekräfte) des Gutes.

Ein sich ständig erneuerndes Schnittwerk- zeug, geringe Schnittspalte sowie ein nahezu trägheitsloses Ein- und Ausschalten des Schneidstrahls stellen weitere klare Vorteile des Wasserstrahlschneidens dar.

Zur Erzielung zufriedenstellender Schnitt- ergebnisse gilt es eine Vielzahl von Parame- tern an das jeweilige Schnittgut anzupassen (Bild 2).

Entsprechende Erfahrungswerte für Schnittgüter aus dem landwirtschaftlichen Bereich sind derzeit noch nicht verfügbar.

Sie zu ermitteln ist ein Ziel des hier vorge- stellten Projekts.

Die Erfüllung der an die Landwirt- schaft gestellten Aufgaben erfor- dert heute in verstärktem Maße die Steigerung der Arbeitsprodukti- vität und -effektivität.

Aufgrund der ausgeprägten Witte- rungsabhängigkeit gilt dieses ins- besondere für Erntetechniken, zu denen bekanntlich auch unzählige Schneidanwendungen gehören. Bei den heute eingesetzten Schneidver- fahren handelt es sich um weitest- gehend ausgereifte Systeme. Neben einer weiteren Optimierung der be- stehenden Methoden ist es jedoch auch sinnvoll, den Einsatz neuarti- ger, „alternativer“ Zerkleiner- ungsverfahren für mögliche Schneidanwendungen in der Land- technik näher zu untersuchen.

Dipl.-Ing. Andreas Ligocki ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landmaschinen und Fluidtechnik der TU Braunschweig (Leiter: Prof. Dr.- Ing. Dr. h.c. H.-H. Harms), Langer Kamp 19a, 38106 Braunschweig; e-mail: ilf@tu-bs.de.

Das Forschungsprojekt „Einsatzgebiete für die Wasserstrahlschneidtechnik in der Landwirtschaft“

wird finanziell von der Deutschen Forschungsge- meinschaft, der Flow Europe GmbH und der Ham- melmann Maschinenfabrik GmbH unterstützt.

Schlüsselwörter

Schneidverfahren, Wasserstrahlschneiden

Keywords

Cutting technologies, water-jet cutting

Bild 2: Verfahrensspezifische Parameter einer Wasserstrahlschneidanlage

Fig. 2: Parameters of a water-jet cutting system Bild 1: Wasserstrahlschneiddüsenaufbau Fig. 1: Water-jet nozzle assembly

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Erste Vorversuchsergebnisse

In Zusammenarbeit mit der TU Hannover wurden ausführliche Vorversuchsreihen auf dem Gebiet des Wasserstrahlschneidens von landwirtschaftlichen Gütern durchgeführt.

Unter Variation der Parameter Betriebs- druck, Freistrahllänge, Abrasivmittelart und -menge wurden im Wesentlichen folgende Güter untersucht:

• Weizenstroh (Einzelhalme, unverdichtete Pakete)

• Gras (Einzelhalme, unverdichtete Pakete)

• Zuckerrüben und

• Zuckerrübenblätter (Stengel)

Für die Versuchsdurchführung kam ein her- kömmlicher x-/y-Schneidtisch zum Einsatz, der für höhere Gutzuführgeschwindigkeiten zusätzlich speziell modifiziert wurde.

Bei den Versuchen wurde, je nach Schnitt- gut, mit Arbeitsdrücken im Bereich von 100 bis 400 MPa gearbeitet. Die verwendeten Wassermengen beliefen sich vorerst auf ma- ximal 1 l/min. Als Abrasivmittel fanden so- wohl herkömmliche Abrasivsande als auch handelsübliches Kochsalz Verwendung. Die Zumischung betrug ~ 3 bis 6 g/s. Folgende Ergebnisse liegen vor:

• Die Schnittgüter Gras, Zuckerrüben und Zuckerrübenblätter konnten bei ausrei- chend hohen Schnittgeschwindigkeiten einwandfrei durchtrennt werden.

• Bei Gras waren grundsätzlich höhere Ge- schwindigkeiten erzielbar (vVorschub > 10 m/s). Derzeit in der Landtechnik erreich- bare Vorschubgeschwindigkeiten = Fahr- geschwindigkeiten liegen weit unterhalb dieses Wertes.

• Stroh als Einzelhalm zu durchtrennen stell- te sich in ungepresster Form als möglich, bei höheren Schnittgeschwindigkeiten je- doch als kritisch dar.

Bild 3 verdeutlicht einige erzielte Schnitter- gebnisse.

Versuchsstand

Derzeit befindet sich am Institut für Land- maschinen und Fluidtechnik der TU Braun- schweig ein stationärer Versuchsstand zur Untersuchung der Schneidfähigkeit von landwirtschaftlichen Gütern mittels Hoch- druckwasserstrahlen im Aufbau (Bild 4).

Der Versuchsstand besteht aus zwei Druckerzeugungsaggregaten, die nahezu leistungsgleich sind, durch ihre unterschied- lichen Arbeitsweisen (hydraulisch und me- chanisch) aber in der Lage sind, Druckberei- che von 0 bis 380 MPa und Fördervolumen- ströme von 0 bis 11 l/min zur Verfügung zu stellen. So ist es möglich, ein sehr breites Spektrum an Arbeitsdrücken und Volumen- strömen für verschiedenste Schnittgüter un- tersuchen zu können.

Kernstück des Versuchsstandes bildet eine 5,5 m lange Linearachseneinheit, an der bis zu zwei Schneiddüsen befestigt und auf eine Maximalgeschwindigkeit von 6 m/s (= Vor- schubgeschwindigkeit) beschleunigt werden können. Dabei ist sowohl Reinwasser- als auch Abrasivstrahlschneiden möglich. Das Schnittgut ist während des Versuchs in einer Schnittguthalterung fixiert und wird von den passierenden Schneidstrahlen durchtrennt.

Der Schnittvorgang kann über eine mit bis zu 10 000 Bildern pro Sekunde arbeitende Hochgeschwindigkeitskamera dokumentiert werden.

Darüber hinaus werden neben schnittgut- spezifischen Kennwerten auch der Arbeits- druck, der Volumenstrom, die Schnittge- schwindigkeit, die Abrasivmittelart und -menge sowie die benötigte Pumpenan- triebsleistung messtechnisch erfasst.

Da die Schnittkräfte durch das abtragende Arbeiten eines Wasserstrahls sehr gering

sind, werden zur Beurteilung des Schnitter- gebnisses gegebenenfalls die Kerbtiefe und die Schnittflächenbeschaffenheit herangezo- gen.

Zusammenfassung und Ausblick

Das Wasserstrahlschneiden von landwirt- schaftlichen Gütern als mögliches alternati- ves Schneidverfahren für einen Einsatz in der Landtechnik wurde bisher nicht wissen- schaftlich fundiert untersucht.

Erste Vorversuche auf diesem Gebiet ver- liefen äußerst positiv. Derzeit befindet sich am Institut für Landmaschinen und Fluid- technik der TU Braunschweig ein Wasser- strahlschneidversuchsstand mit folgender Zielsetzung im Aufbau:

• Messtechnische Erfassung der wesentli- chen Versuchsparameter wie Zuführge- schwindigkeit, Druck, Schneidwasservolu- menstrom

• Gezielte Variation von landwirtschaftli- chen Gütern sowie der Wasserstrahl- schneidparameter unter Erfassung des Ein- flusses auf das erzielte Schnittergebnis

• Erfassung des Schneidvorganges mittels Hochgeschwindigkeitskameraaufnahmen mit bis zu 10 000 Bildern/s

• Auswertung der erzielten Messergebnisse zur Bewertung des Verfahrens Wasser- strahlschneiden als „alternatives Schneid- verfahren für die Landtechnik“

Nach derzeitigem Stand der Ergebnisse ist ein mögliches Einsatzgebiet des Wasser- strahlschneidens die Zuckerrübenerntetech- nik.

Literatur

[1] Plötner, K., F. Freitag und K. Höhn: Mechanische und nichtmechanische Prinzipe zur Zerkleinerung landwirtschaftlicher Stoffe. agrartechnik 41 (1991), H. 1, S. 13-15

[2] Plötner, K., F. Freitag und K. Höhn: Schneiden von Halmpaketen mit Laserstrahlen. agrartechnik 41 (1991), H. 4, S. 183-185

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Bild 3: Schnittergebnisse erster Vorversuche Fig. 3: Pre-test cutting results

Bild 4: Versuchsstand Fig. 4: Test rig

Referenzen

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