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Erfahrungen mit einem AMS-Mehrboxensystem

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Academic year: 2022

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ME LKTE C H N IK

Ernst Sohlsen und Rudolf Artmann, Braunschweig

Erfahrungen mit einem AMS-Mehrboxensystem

Das Interesse der Milchviehhalter an automatischen Melksystemen (AMS) nimmt zu, zumal unter Pra­

xisbedingungen die ersten Anlagen bereits zufriedenstellende Arbeits­

ergebnisse bezüglich Ansetzerfolg, Betriebssicherheit und einge­

schränkt auch hinsichtlich Arbeits­

ersparnis liefern. Eine Vorzüglich­

keit von AMS gegenüber herkömm­

lichen Melksystemen ist bei den derzeitigen hohen Anschaffungs­

preisen und der bestehenden Unsi­

cherheit hinsichtlich der tatsäch­

lich realisierbaren Milchleistungs­

steigerung durch mehrmaliges Melken nicht gegeben. Es scheinen vor allem sozio-ökonomische Aspekte kaufentscheidend zu sein.

Dipl.-lng.agr. Rudolf Artmann und Dipl.-lng.agr. Ernst Bohlsen sind am Institut für Betriebstechnik der FAL, Bundesallee 50, 381 16 Braunschweig, als wissenschaftliehe Mitarbeiter tätig.

Schlüsselwörter

Automatische Melksysteme, Funktionsfähigkeit, Tterverhalten, Arbeitswirtsc haft, Kosten

Keywords

Automatie milking systems (AMS). function ability, animal behaviour, la bour management, costs

M

ittlerweile sind drei AMS auf dem Markt und zwei Melkmaschinenher­

steller stehen mit ihren Systemen vor der Markteinführung. AMS entbinden von der zweimal täglich durchzuführenden Melkar­

beit, sollen Arbeitseinsparungen und höhere Milchleistungen ermöglichen und aufgrund des selbstbestimmten Melkrhythmuses tier­

gerechter sein. In einem vom BML finan­

ziell gefOrderten FuE-Vorhaben werden zwei AMS mit drei oder vier Melkboxen in landwirtschaftlichen Betrieben wissen­

schaftlich begleitet. Ziel der Arbeiten ist es, die Auswirkungen von AMS auf Tier, Ar­

beitswelt und Produktionskosten zu quanti­

fizieren. Nachfolgend werden Erfahrungen und Ergebnisse nach derzeitigem Kenntnis­

stand vorgestellt.

Betriebe und eingesetztes AMS

Eine kurze Charakterisierung der AMS-Be­

triebe gibt Tabelle 1 . Von beiden Betrieben wird das bisher einzige kommerziell verfüg­

bare AMS mit Mehrboxentechnik der Fa.

Prolion eingesetzt. Ein weiteres System die­

ses Typs wurde am 23. März 1999 von der Fa. Westfalia Landtechnik vorgestellt.

Die dem genutzten AMS zugrunde liegen­

de Technik ist in [1] beschrieben. Während die Erstversion der installierten AMS die er­

molkene Milch sofort in den Tank ableitete, wird in der Version 2, die in Kürze in beiden Betrieben die vorherige Anlage ersetzt, das Gemelk grundsätzlich an der Melkbox zwi­

schengespeichert Neben einer Softwareak­

tualisierung wurden in erster Linie das Melkmodul und die Milchableitung verän- dert. Den

nachfolgenden

Bild 1: Erfolgs­

quote beim automatischen Ansetzen im Betrieb B

-c ... w-c

... Ql a>.c J: Ql '- .C Ql ..

-c ...

- 0 .iii Ql ....

c: nl

< ...

100%

80%

60%

40%

20%

0%

Merkmal Betrieb

A B

Betriebstyp Ackerbau/ Milchvieh Milchvieh

Betriebsgröße [ha] 200 80

Arbeitsbesatz 1 ,9 2.4

[AK/100 ha]

La ufsta llfo rm 4-reihig 4-reihig

AMS- G iebelseite,

Anordnung parallel quer zur Stalllänge

Boxenanzahl 4 3

Anzahl Kühe 1 30 90

Milchquote [kg] 820000 650000 Milchleistung vor 7785 7060 AMS-Nutzung [kg]

Tab. 1: Profil der Betriebe mit AMS

Table 7: Profile ofthe farms with AMS

Ergebnissen liegt die Technik der Erstanla­

gen zugrunde.

Funktionsfähigkeit der Technik

Ein Kriterium für die Funktionstüchtigkeit ist der Ansetzerfolg, definiert als Anteil an Melkungen, den das AMS selbsttätig durch­

führt. Im Betrieb B liegt der mittlere Ansetz­

erfolg in den Monaten November 1997 bis Juli 1998 zwischen 71 und 79 %, (Bild 1).

Bei diesem Kriterium schneidet der Betrieb A wesentlich schlechter ab.

Tierverhalten

Eine Auswertung der Daten in der Zeitspan­

ne vom November 1997 bis Juli 1998 zeigt bezüglich der mittleren Besuche des AMS im Tagesverlauf zwei deutliche Spitzen (Bild 2). Sie werden durch den Tagesrhythmus der Tiere und das Melken der Problemkühe vor den Reinigungszeiten hervorgerufen. Insbe­

sondere zu Beginn des Tages und nach der Mittagszeit ist der Kuhdurchsatz deutlich verringert. Der stärkere Einbruch in der Mit­

tagszeit im Betrieb B ist durch die Reinigung des Milchtanks und Weidehaltung bedingt.

Der Betrieb besitzt keinen Zwischentank Durch die teils biologisch, teils technisch be­

dingten Unregelmäßigkeiten konnte der theoretisch mögliche Durchsatz von AMS bisher nicht erreicht werden.

Auch bei der mittleren Anzahl Melkun­

gen!Tier und Tag und den Zwischenmelkzei-

Literaturhinweise sind vom Verlag unter LT 99321 erhältlich oder über Internet http://www.landwirt­

sc h aftsve rl ag. c om/la n dte c h/lo c a 1/flite ratu r. htm abrufbar.

Fig. 1: Success rate for automa­

tic attachment in Farm B

11.97 12.97 1.98 2.98 3.98 4.98 5.98 6.98 7.98 Monat/ month

1 36 54. Jahrgang LANDTECH N I K 3/99

(2)

1 8 Kühe/h cows/h

"5 14 0.

-'= Ol 12 ::J e 1 0 ,s :B "' 8

"'

-'= e ::J 6

0 4

2

2000 g/h E 1 500 .9

(.)

1 000

c:: 0

-""

500

-'= .2

n=441 Färsen Kalbezeitraum Tag in Laktation

0 Milchleistung/d 0 Anzahl Melkungen/d r= -0,39

0 2 4 6 8 1 0 12 14 16 18 20 h 22 0 5 1 0 1 5 20 h 25

Tageszeit/ time of day Zwischenmelkzeit/ time between two successive milkings

Bild 2: Verteilung der Melkungen Bild 3: Milchprodukion und Zwischenmelkzeiten Fig. 2: Distribution of milkings Fig. 3: Milk yield and milking interval

Parameter

Kosten:

Anschaffungspreis Servicevertrag Malkapazität

Einheit

D M DM/Jahr Kühe/Tag

270000 7000 bis 60

Mehrboxenanlage Anzahl Melkboxen

2 3

340000 8000 bis 90

4 1 0 000 9000 bis 1 20

480000 1 0 000 bis 1 50

Einboxsn­

anlage Freedom

220000 5000 bis 60

Tab. 2: Anschaffungspreis und Servicevertragskosten des AMS ohne MWSt. mit Angaben der Melkkapazität des einzelnen Systems (Firmenangaben, November 1998.)

Table 2: Purchasing price and service contract costs for AMS with figures an milking capacity of the systems (without value added tax; company figures, November 1998)

ten bestehen erhebliche Unterschiede zwi­

schen den Betrieben. Im Betrieb A werden durchschnittlich 64 % der Kühe innerhalb von 12 h mindestens einmal gemolken, beim Betrieb B sind es 82 %.

Vom Mai 1997 bis August 1998 wurden mit der Vier-Boxenarrtage im Mittel 259 (Spannweite der Tageswerte : 108 bis 348) Melkungen/d, das sind 2,1 ( 1 ,0 bis 2,6) Met­

kurrgen/Kuh bei 123 (100 bis 139) zu mel­

kenden Kühen erreicht. Die entsprechenden

400 AMS

Werte für die Drei-Boxen-Anlagen in den Monaten November 1997 bis Juli 1998 lie­

gen bei 208 (162 bis 261) Melkungen/d, das sind 2,6 (2,2 bis 3,0) Metkurrgen/Kuh bei 81 (71 bis 89) zu melkenden Kühen.

Leistungsveränderung durch AMS-Einsatz

Aus den zurückliegenden Jahresabschlüssen der Milchleistun gsprüfung ist bei beiden Be­

trieben eine abnehmende Milchleis-

AK min/d

"5

- Kontrolle

D Treiben D Reinigen D Restarbeiten

tung der Herde festzustellen. Dieser Trend setzte schon lange vor der Ein­

führung des AMS ein, wurde aber auch durch die AMS-Nutzung nicht gestoppt. Da vielfältige Faktoren auf die Leistun gsentwicklung der Herde

0. 300

.s Q)

"" E Ol 250 :g c:: 0

;;:: 200

't "'

'0 Q)

:9 '(jj 1 50 .l'l N

'(jj 1 00 -e <(

50

0 '---'--- 0 gemolkene Kühe/ FGM AMS

milked cows: 1 1 6,3 Betriebe/ farm: A

FGM D berechnet

FGM AMS 78,3

8

Bild 4: Arbeitswirtschaft bei AMS-Einsatz Fig. 4: Labour management and AMS

54. J a h rgang LANDTECHN I K 3/99

einwirken, wird versucht, durch Quan­

tifizierung der veränderten Milchse­

kretion srate in Abhängigkeit von der Zwischenmelkzeit eine Aussage über die Wirkung veränderter Melkinter­

valle und damit des automatischen Melkens zu gewinnen.

Erste Auswertungen zur Abhängig­

keit der Gerneliesmenge von der Zwi­

schenmelkzeit zeigen einerseits eine sehr große Streubreite, aber auch ei­

nen eindeutigen Rückgang der Milch­

sekretion bei längeren Zwischenmelk- zeiten (Bild 3). Ausgehend von einem linearen Trend bringt bei den Färsen eine Erhöhung der Melkungenld von zwei auf drei gegenüber einem zweimaligen Melken eine Erhöhung der Milchleistung um 11 %.

Arbeitswi rtschaft

Für Betrieb A wurde ein Arbeitszeitbedarf für Melktätigkeiten von etwa 3 min/Kuh und Tag, für Betrieb B von etwa 2 min/Kuh und Tag festgestellt . Vergleicht man diesen er­

mittelten Arbeit szeitaufwand mit dem, der bei Einsatz konventioneller Melktechnik er­

forderlichen wäre (Bild 4), so ergibt sich für den größeren Betrieb ein nm 29 % höherer Arbeitsaufwand. Der andere Betrieb spart dagegen mehr als ein V iertel der Arbeitszeit gegenüber konventionellem Melken . Die Ursachen sind im System selb st nebst Servi­

ce, im Selektionsgrad der Herde, der Her­

dengräße sowie im Management zu suchen.

Investition und Betriebskosten

Die derzeitigen Preise für eine Mehrboxen­

antage der Version 2 gehen aus Tabelle 2 her­

vor.

Für einen Ko stenvergleich besonders wichtig ist die Veränderung der variablen Ko sten durch das neue Melksystem. Nach Messungen im Betrieb A betrug der Strom­

verbrauch für das AMS ohne Milchkühlung 0,78 kWh je Kuh und Tag oder 38,5 Wh je kg abgelieferte Milch. Der Energieverbrauch liegt damit um ein Vielfaches höher als bei konventionellen Melksystemen .

Der Wasserverbrauch des 4-Boxen-AMS zum Reinigen der Melkanlage betrug bei 2,4 Reinigungen/cl 779 1/d. Als Heißwasserver­

brauch wurden 352 1/d gemessen, dabei wur­

de der Boiler zu etwa 88 % aus der Wär­

merückgewinnungsanlage gespeist.

Ein nicht zu unterschätzender Kostenfak­

tor sind die Telefongebühren in den ersten Nutzungsmonaten des AMS. Im Betrieb A haben sie sich gegenüber der Zeit vor der AMS-Anschaffun g in etwa verdoppelt.

Neuere vergleichende Kostenbetrachtun­

gen wurden von [2, 3] durchgeführt . Insbe­

sondere Nutzungsdauer, variable Kosten, Gebäudeeinsparung und Kraftfutterstatio­

nen, aber auch Ausstattung des konventio­

nellen Melkstandes werden oft sehr unter­

schiedlich angesetzt. Bei Nutzung der Ko s­

tenbetrachtung für eigene Entscheidungen ist sorgfältig auf die Annahmen zu achten.

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