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Was bedeutet Altern für den Kopf?

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Academic year: 2022

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Was bedeutet Altern für den Kopf?

Der demente Patient in der ärztli- chen und zahnärztlichen Praxis – Kommunikation ist (fast) alles

Rund 1,6 Millionen Menschen leben in Deutschland mit dementiellen Erkrankungen – fast jeder von uns hatte schon mit Erkrankten in der Familie, im Freundeskreis oder bei der Arbeit Kontakt. Menschen mit Demenz benötigen von ihrem Ge - genüber Zeit, Geduld, Respekt und Wertschätzung – gerade bei der Arbeit mit Patienten mit Demenz ste- hen die Gesundheitsberufe im häu- fig angespannten Arbeitsalltag vor Herausforderungen. Viele Studien be - richten über deutlich längere statio- näre Verweildauern bei Demenz- Erkrankten, schlechtere Behandlungs- ergebnisse und höhere Ge sund heits- ausgaben. Gelingende Kommunika- tion ist auch bei diesen Patienten eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer medizinischen Behand- lung. Die interdisziplinäre Fortbil- dungsveranstaltung „Von kleinen Vergesslichkeiten und vom großen Vergessen – Was bedeutet Altern für den Kopf?“ von Sächsischer Lan- desärztekammer, Landeszahnärzte- kammerkammer Sachsen, der Lan- desinitiative Demenz e.V. und der Sächsischen Landesvereinigung für Gesund heitsförderung e.V. am 20.

September 2017 in Dresden hatte deshalb dieses Thema als Schwer- punkt.

In einem Einführungsvortrag refe- rierte Prof. Dr. med. Markus Donix, Leiter der Gedächtnisambulanz am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, einer Einrichtung, die sich auf die Differenzialdiagnostik leichter und subjektiver Hirnleis- tungsstörungen sowie beginnender Demenzerkrankungen spezialisiert hat, zu relevanten und aktuellen Aspekten zum Thema Demenz. In zwei auf den Vortrag folgenden Foren und einem weiteren Referat wurde die gelingende Kommunika- tion insbesondere in der Hausarzt- praxis und die Information von Men- schen mit Demenz beleuchtet sowie über Informationsangebote in den Medien informiert. Die fachliche Ver- antwortung für diese inhaltlichen Schwerpunkte hatte dankenswerter- weise die Landesinitiatve Demenz Sachsen übernommen.

Kernsymptome von dementiellen Erkrankungen sind Störungen der Gedächtnisfunktionen, der Orientie- rung und der Sprache – die Kommu- nikation ist entsprechend durch Erin- nerungslücken und Wortfindungs- störungen beeinträchtigt, die Betrof- fenen verstehen oft die Bedeutung einzelner Begriffe nicht mehr, sie bewerten ihr Unverständnis des Ge - sagten oder das Wegschauen ihrer Gesprächspartner als Kränkung be - ziehungsweise als Hinweis auf eige- ne Defizite und reagieren oft aggres- siv. Aggressive Reaktionen beruhen auch darauf, dass die Gesprächspart- ner den Inhalt des Gesagten fehl- interpretieren beziehungsweise die Betroffenen mit den Reaktionen oder den gemutmaßten Absichten ihrer Umwelt nicht einverstanden sind.

Der Kunst des spezifischen Kommu- nizierens kommt deshalb eine ent- scheidende Bedeutung zu. Die Kom- munikationspartner müssen erst ein- mal aus der gewohnten Schnelligkeit in die Langsamkeit der Demenz gehen. Es sollte deshalb zunächst immer eine ruhige Atmosphäre in der Untersuchungs- und Behand- lungssituation gegeben sein, was im Praxisalltag oft eine Herausforderung ist. Bei Menschen mit Demenz ist es besonders wichtig, dass sie verste- hen und verstanden werden, dass sie

sich als Person akzeptiert, sozial ein- gebunden, sicher und wertgeschätzt fühlen. Grundlegend in der jeweili- gen Situation ist, auf die psychischen Bedürfnisse des Patienten einzuge- hen: Beziehung herstellen, Trösten, Einbeziehen, Beschäftigen und die Identität stützen. Diese einzelnen Punkte wurden in den Veranstal- tungsforen mit konkreten Hand- lungsempfehlungen untersetzt. Ins- besondere dem Hausarzt als langjäh- rige Vertrauensperson kommt eine besonders wichtige Stellung in der Behandlung von Patienten, die von Demenz betroffen sind, zu. Durch die kontinuierliche Betreuung kennt der Arzt die Gesundheits-, Krank- heits- und Lebensgeschichte des Patienten, seine Persönlichkeit und die seiner Verwandten sowie Anspra- chemöglichkeiten.

Die Diagnose einer Demenz kann neben medizinischen auch weitrei- chende juristische Folgen haben. In einem weiteren Vortrag informierte deshalb Ass. jur. Michael Kratz, Rechtsreferent der Sächsischen Lan- desärztekammer, über die rechtli- chen Aspekte von Rechtsfähigkeit/

Handlungsfähigkeit, Geschäftsfähig- keit sowie Betreuung/Einwilligungs- fähigkeit. Abschließend wurde deut- lich, dass es meist nur Einzelfallent- scheidungen im Zusammenwirken aller – Patient, Angehörige, Betreuer, Ärzte und Pflegekräfte – geben kann, die die ganz konkrete Situation des Patienten berücksichtigen.

Die Veranstaltung fand große Reso- nanz und wurde von allen beteilig- ten Berufsgruppen sehr positiv be - wertet. Das Thema Demenz und die speziellen Bedürfnisse von Demenz- patienten in der Versorgung wer - den auf Grund des demografischen Wandels in den nächsten 20 Jahren immer wichtiger werden, weshalb die Sächsische Landesärztekammer weitere Fortbildungsveranstaltungen dazu plant.

Dr. rer. nat. Evelyne Bänder Referat Medizinische und ethische Sachfragen

Tagungsbericht

26 Ärzteblatt Sachsen 1 / 2018

Zahlreiche Vertreter der beteiligten Berufsgruppen besuchten

die Veranstaltung © SLÄK

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