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Flammen, Fluten, Dürren und Spekulanten

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de

Nr. 25/2010 27. August 2010

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Flammen, Fluten, Dürren und Spekulanten

Flammen, Fluten, Dürren und andere Naturkatastrophen zerstören die Lebensgrundlage der Menschen. In Russland brannten nach wochenlanger Hitze Dörfer und Wälder. In Pakistan stehen ein Viertel des Landes und ein Großteil der Ackerflächen unter Wasser.

20 Millionen Menschen sind davon betroffen, vier Millionen bereits obdachlos.

Zwischen 1951 und 2009 wurden weltweit 204 Wetterkatastro- phen registriert, die insgesamt Schäden in Höhe von 1.350 Milliar- den US-$ verursachten. 900.000 Menschen verloren ihr Leben.

Das Ausmaß der Katastrophen wird immer drastischer. Der Klima- wandel ist eine wichtige Ursache. Zudem wächst die Bevölkerung in Risikogebieten besonders stark. Erst ziehen die Menschen in die fruchtbaren Uferregionen und bauen sich eine Existenz auf, dann kommt die Flut und sie verlieren alles.

Bevölkerungswachstum und Naturkatastrophen, aber auch ein wachsender Wohlstand in Schwellenländern wie China und Indien bringen die Nahrungsmittelmärkte weltweit ins Ungleichgewicht.

Schon seit 2000 reicht das weltweite Angebot an Nahrungsmitteln nicht mehr aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Naturkatastro- phen verschärfen diesen Trend zusätzlich. In Russland beispiels- weise werden die Prognosen für die Getreideernte aufgrund der verheerenden Brände für 2010 von 100 auf 60 Millionen Tonnen gesenkt. In Pakistan kann eine Prognose noch nicht gewagt wer- den. Hinzukommt noch der Umstand, dass viele Industrieländer Produktion und Export von Lebensmitteln wie Weizen, Mais, Milch etc. einschränken. Hungersnöte greifen um sich.

„Das Leid des Einen ist das Glück des Anderen“, dies sollte zu- mindest in existentiellen Fragen nicht gelten. Als ob dieser Zustand nicht tragisch genug wäre, kommen auch noch die Zocker ins Spiel. So wetten derzeit deutlich mehr Hedge-Fonds und andere Zocker auf den Anstieg der Preise von 20 Rohstoffen, vor allem Weizen und Mais.

Der Weizenpreis an der Chicagoer Börse ist zuletzt so stark gestie- gen wie in den letzten 60 Jahren nicht mehr. Allein seit Ende Juni um 52 Prozent. Mais wurde um 16 Prozent teurer. Auch andere Rohstoffe wie Milch, Kaffee, Rohzucker und Kakao sind teurer geworden. Die Zocker trieben die ohnehin hohen Preise für Lebensmittel zusätzlich nach oben. Schon vor der Krise 2005 und 2006 waren Spekulationen für den seinerzeit ebenfalls dramati- schen Anstieg der Preise für Agrarrohstoffe verantwortlich. Rasche Preisanstiege verursachen in weiten Teilen der armen Regionen Hungersnöte und politische Unruhen.

Knappe Rohstoffe gepaart mit Naturkatastrophen rufen Zocker auf den Plan. Ähnlich wie bei endlichen Ressourcen wie Erdöl oder Industriemetallen lässt sich in dieser Situation gutes Geld verdie- nen. So wuchs das im Rohstoffbereich angelegte Vermögen nach Angaben der Bank Barclays Capital allein im Juli 2010 um 8 Mrd.

auf 300 Mrd. US-$. Denn hier sind steigende Lebensmittelpreise zu erwarten. Steigende Preise können sich ärmere Weltregionen, aber auch ärmere Schichten in den Industrieländern nicht leisten.

Hungersnöte und Armut werden wieder folgen. Politische Unruhen sind jetzt schon vorprogrammiert. Auch hierzulande werden ein- kommensschwache Familien und Harz IV-Empfänger zu leiden haben.

Spekulationen sind an sich schlimm genug, aber mit den Lebens- mitteln ethisch und moralisch unerträglich. Schon heute leiden eine Milliarde Menschen weltweit Hunger! Die Zockerei der Hedge-Fonds ist durch nichts zu rechtfertigen. Denn es kann nicht angehen, dass Spekulanten ihr Unwesen auf den Lebensmittel- märkten treiben, durch ihre Wettgeschäfte vorhandene Preistrends verstärken und sich zu Lasten von Millionen hungernder Menschen bereichern.

Die Politik ist gefordert, die Spekulationen mit Rohstoff- und Lebensmittel-Termingeschäften endlich zu verbieten.

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