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Keiner will uns haben

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Academic year: 2022

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100 Menschen gedochten gestern in Syke des Opfers einer Selbstverbrennung. Der Vqter einer Romo-Fomilie wollte gegen eine bevorstehende Abschiebung protestieren. Die Witwe und die fünf Kinder sollen dennoch noch Jugoslowien ousreisen

Syke - ,Unser Vater hat sein Le- ben daftir gegeben, dass wir nicht abgeschoben werden.

Wenn er gewusst hätte, dass wir trotzdem abgeschoben werden, hätte er sich nicht umgebracht."

Der 4-iährige Miroslaw Redepo- vic grübelt über die Selbstver- brennung seines Vaters nach.

fry vergangenen Freitag hat sichder34-jährige Rom Milös Re- depovic im Foyer des Rathauses Syke mit Benzin übergossen und angezündet. Am Tag daraufstarb er an seinen schweren Verbren- nungen in der Uniklintk Hanno- ver. Zurück lässt er seine Frau La-

Von den Plünen des Voters und Ehemon- nes ohnten sie nichts.

Er hofte ihnen ge- sogt, er wolte ,,nur Zigoretten holen"

F O T O :

F A R S C H I D A T I Z A H E D I

beitserlaubnis gebeten'l heißt es aus dem Büro von Bürgermeister Harald Behrens.

Das Asylverfahren sei längst abgeschlossen, für die nächsten Wochen sei eine Abschiebung nicht geplant, gibt die Auslän- derbehörde des Landkreises Die- pholz Auskunft. ,,Die Familie hat sich über )ahre hinweg unauf- richtig gegenüber den Auslän- derbehörden verhalten, hat n i c h t s z u r K l ä r u n g ih r c r l d c n t i - tät beigetragen. Das ist wider- rccht licltcs Vcrlraltcn'l s:rgt [;rch' dicnstleiter He inz ßuchcrt.

tg92 hatte die aus Relgrad stammendc lrarnilie in Ftamtrurg

erstmals Asyl beantragt, unter dem richtigen Familiennamen Redepovic. Als dieser Antrag ab- gelehnt wurde, tauchte die Fami- lie für acht Monate in Deutsch- land unter und stellte dann er- neut einen Antrag unter dem Na- men Aradinovic. Doch auch mit diesem Antrag hatte sie keinen Erfolg und ist seit )ahren von Ab- schiebung bedroht. ,,Die Familie soll für die Verschleierung ihrer Identität abgestraft werden'i in- terpretiert Sozialarbeiter Rahmi Tuncer, Mitarbeiter von Pro Asyl, das Verhalten der Behörden.

,,Keiner will uns haben'lbringt es Lalya Redepovic auf den Punkt.

Drei ihrer Kinder sind in fugosla- wien den Behörden nicht be- kannt, sie haben demnach auch keine iugoslawische Staatsange- hörigkeit.

Die Anwältin der Familie kennt die Lage der Roma in Ju- goslawien. ,Von lobs sind Roma weitestgehend ausgeschlossen, für die ansonsten kostenlose Ge- sundheitsversorgung müssen sie zahlen. sie fallen kaum unter den Schutz des Gesetzes, werden in Zeltlagern zusammenge- pfercht'i sagt Anwältin Christina Bremme. Sie hofft, dass mit der Verabschiedung des neuen Zu- wanderungsgesetzes die Familie von der. Härtefallregelung Ge- brauch machen kann. Das Asyl- vcrf'ahrcn wcrdc nicht wieder aufgenommen, vermutet sie,

|ür clic Witwc und ihrc fünf' Kinder beginnt wieder eine Zeit der Ungewissheit. Bei Miroslaw schleicht sich Resignation ein:

,,lch habe meinen Vaterverloren, Was soll ich noch?" Vor einigen Iahren hatte er noch die Hoff- nung auf eine Lehre als Maler.

,,Aber man hat mir immer wie- der gesagt, dass ich sowieso kei- ne Chance auf eine Ausbildungs' stelle habe. Da habe ich die Schu' le abgebrochen."

Vor einigen Wochen hatte der Familienvater Zelte neben der Unterkunft der Familie in dem alten ,,Gasthof Deutsche Eiche"

aufgestellt, Betten und Matrat- zen nach draußen getragen. ,,Lie- ber draußen im Regen als in die' sen Zimmern'i habe er gesagt, er- zählt ein Freund der Familie, Mi- sini Jasar. Selbst Rom, kennt er die Situation der Rom'a in fugos- lawien. ,,Wir werden wie Verbre- cher behandelt'l klagt der iunge Mann, der eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Deutschland hat und froh ist, in Weyhe leben zlJ können. Er

hatte der Fami- Iie Redepovic noch bei der Re- novierung eines Zimmers des Wohnheims ge-

,,Aberwo soll ich mit meinen Kindern leben,

ohne dass sie krank werden?"

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Nach dem Rückübernahmeab- kommen zwischen Deutschland und Jugoslawien können seit dem t. November rund 5o.ooo Einwanderer aus dem ehemali' gen Jugoslawien leichter abge- schoben werden - unter ihnen viele Roma. DasAbkommen soll die Rückführung beschleuni gen und die Arbeit der Ausländerbe' hörde erleichtern. Flüchtlingsor' ganisationen fordern für die Roma seit langem ein Aufent' haltsrecht und eine Arbeitser' laubnis, da viele von lhnen selt über zehn Jahren in Deutsch' land leben.

Löcher in der Wand, durch die Ratten reinlaufen, können wir nichts. Dass wirmit sechs Famili- en zwei Badezimmer teilen müs- sen, nimmt uns die PrivatsPhä- re'i sagt die r5-iährige Ruzica Re- depovic. ,,letzt bekommen wir seit kurzem neben den Lebens- mittelgutscheinen nicht mal mehr Bargeld. Die wollen uns hier weghaben'i sagt ihre Mutter und zieht die di- cken lacken noch enger um ihren mageren Körper. ,,Aber wo soll ich mit meinen Kindern der im Alter von sieben bis 15 f ah-

ren.

Geahnt haben sie nichts von dem Plan des Vaters, als dieser um acht Uhr,,zum Zigarettenho- len zur Tankstelle fahren wollte'i erzählt die Witwe gefasst. Auch mit den Mitarbeitern der Stadt- verwaltung Syke hat er vor seiner Tat nicht mehr gesprochen. Dies- mal nicht. Die Beamten kannten den Mann, der sich in den letzten s i e b c n J a h r c n a l s L a t a A r a t l i n o v i c ausgegeben hatte, seit f ahren. ,,Er w a r i m m e r f r c u n d l i c h , c r z r i h l c n mir die Mitarbcitcr aus dem So- zialamt, und er hat oft um eine schönere Wohnung und cinc Ar-

holfen. Jetzt ist der Schornstein undicht. Lalya Redepovic, die mehrere Jacken übereinanderge- zogen hat, schaut fröstelnd auf die nasse Wand. Weil in der Woh- nung schon mal einc Wand feucht war, hatte die Stadtvcr- waltung das Dach reparieren las- s e n . , , A n s o n s t c n w i r d d c r Z u ' stand durch die Bewohner beein' tlusst'lheißt es aus dem Büro des Syker Bürgermeisters. ,,Für die

leben, ohne dass sie krank wer- den?"

Um auf das Schicksal der Fa- milie aufmerksam zu machen, haben Freunde und Bürgeriniti- ativen, darunter Pro AsYl, Sestern Nachnrittag einen Tra lermarsch durch Syke organisiert, an dem rund too Pcrsonen, daruntervie' le Fluchtlinge aus DiePholz, teil- genommen haben,

M l C H A E I . A C E R N g R und fünf Kin-

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