• Keine Ergebnisse gefunden

FORUM-7-2017

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "FORUM-7-2017"

Copied!
40
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns

07 |17

KVB FORUM

INNOVATIONSFONDS

Mit kreativen Projekten die ambulante Versorgung stärken

IT IN DER PRAXIS: Telematikinfrastruktur wird bundesweit ausgerollt VERSORGUNG FÖRDERN: Kronach hält Ausschau nach Augenärzten

RECHT INTERESSANT: Juristische Fachsprache für Laien oft unverständlich

(2)

Dr. med. Krombholz

Vorsitzender des Vorstands Dr. med. Schmelz

1. Stellv. Vorsitzender des Vorstands Dr. med. Ritter-Rupp

2. Stellv. Vorsitzende des Vorstands

Ihr KVB-Vorstand

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Titelthema dieser Ausgabe haben wir dem Innovationsfonds gewidmet. Schon Ende 2015 war das neu geschaffene Förderinstrument in aller Munde und die KVB wurde mit Anfragen sprichwörtlich überrannt. Besonders gefreut hat uns, dass sich zahlreiche Mediziner mit eigenen Projektideen zur Verbesserung der ambulanten Versorgung im Freistaat eingebracht haben. Letztendlich führte dies bis dato zu vier Förderzusagen. Die Projekte stellen wir aus- führlich in diesem Heft vor und in einem Gastbeitrag der Bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml auf Seite 9 lesen Sie, dass auch die Politik das Engagement der Ärzteschaft und der KVB in diesem Zusammenhang ausdrücklich würdigt.

Aber nicht nur über den Innovationsfonds tauschen wir uns derzeit intensiv mit Landes- und Bundespolitikern aus. Statt des Sommerlochs stehen für uns etliche arbeitsreiche Treffen in Berlin an, um uns vor der anstehenden Bundestagswahl mit den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern auszutauschen und die Anliegen der Ärzte und Psychotherapeuten einzubringen. Schließlich werden nach der Wahl die Weichen für die Zukunft unseres Ge- sundheitssystems gestellt – und da ist es ratsam, sich rechtzeitig als Interessensvertreter der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten ins Gespräch zu bringen. Nur durch einen engen Kontakt mit den Volksvertretern lassen sich die gesundheitspolitischen Ent- wicklungen im Auge behalten und im Sinne der Niedergelassenen mitgestalten.

Über die Vorhaben der Bundesparteien lesen Sie unter anderem in einigen Interviews mit Gesundheitspolitikern in der kommenden Doppelausgabe August/September, die wir speziell der anstehenden Bundestagswahl widmen werden.

(3)

Wichtiges für die Praxis

ZITAT DES MONATS ZAHL DES MONATS

600 

bis 700 Tonnen Anti- biotika wer- den in Deutschland in der Human- medizin jährlich verbraucht.

(Quelle: ZI-Versorgungsatlas - Newsletter 2/2016)

„Wir können Bereitschaftsdienst“

Dr. med. Stephan Hofmeister, stell- vertretender KBV-Vorstandsvorsit- zender, Ende Mai in Freiburg zur Diskussion um die Kernaufgaben des Sicherstellungsauftrags.

(Quelle: Ärzte Zeitung App vom 23. Mai 2017)

Erhöhtes Masernrisiko – Warnung für Bayern

Der Öffentliche Gesundheitsdienst in Bayern weist aktuell auf ein erhöhtes Masernrisiko hin und bittet um verstärkte Impfaktivität. Hintergrund ist der starke Masernausbruch in Nordrhein-Westfalen.

Masern sind hoch ansteckend. Masernverdächtige Patienten sind daher umgehend zu separieren. Kurz- fristig sollte in Arztpraxen und anderen medizini- schen Einrichtungen der Impfstatus des Personals (auch des nichtmedizinischen Personals ohne un- mittelbaren Patientenkontakt) überprüft und Impf- lücken geschlossen werden.

Die Gesundheitsämter bitten zusätzlich zur (Ver- dachts-) Fallmeldung um Mitteilung, falls Krank- heitsfälle mit möglichem epidemiologischen Zu- sammenhang bekannt werden. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bietet eine Genotypisierungsmöglichkeit zum Nachweis von Transmissionsketten und zirkulierender Geno- typen an. Bei neu auftretenden Masernfällen kann Material (Rachenabstrich, Zahntaschenflüssigkeit oder Urin: abgenommen innerhalb der ersten Wo- che nach Symptombeginn) an das LGL (mit Kopie des NRZ-Begleitscheins) eingesendet werden:

Probenannahme Humanmedizin

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Veterinärstraße 2, 85764 Oberschleißheim Laborleitung: GE2-LTG@lgl.bayern.de Ansprechpartner am Labor des LGL

Durdica Marosevic, Tel. 0 91 31 / 68 08 – 54 10 Dr. Nikolaus Ackermann, Tel. 0 91 31 / 68 08 – 51 72

Redaktion

VERTRETERVERSAMMLUNGEN 2017

Die letzte Vertreterversammlung der KVB im Jahr 2017 findet an folgen- dem Termin in der Elsenheimerstraße 39, 80687 München, statt:

„ Samstag, 18. November 2017

Auch in diesem Jahr findet wieder die „Münchner Woche für Seelische Gesundheit“ statt. Vom 5. bis 20.

Oktober 2017 haben Besucher Gelegenheit, sich im Rahmen vieler interessanter Vorträge und Workshops mit dem Schwerpunkt- thema „Seelische Gesundheit und Migration“ auseinanderzusetzen.

Eröffnet wird die Veranstaltungswoche am Donnerstag, den 5. Oktober, im Kleinen Konzertsaal im Münchner Gasteig. Am Sonntag, den 8. Okto- ber, findet – ebenfalls im Gasteig – die „Münchner Messe Seelische Gesundheit“ statt. Am Mittwoch, den 18. Oktober, veranstaltet die KVB zusammen mit dem Ärztlichen Kreis- und Bezirksverband (ÄKBV) einen Abend zum Thema „Ethno-Psychologische Psychotherapie mit Flücht- lingen“ in der Münchner Seidlvilla. Der Eintritt ist frei und eine Anmeldung nicht erforderlich.

Insgesamt dauert die Münchner Woche für Seelische Gesundheit 16 Tage.

Sie ist ein Projekt des Münchner Bündnis gegen Depression in Koopera- tion mit der Landeshauptstadt München. Die Schirmherrschaft hat Mün- chens Oberbürgermeister Dieter Reiter übernommen. Die KVB und der ÄKBV sind zwei von mehreren Kooperationspartnern.

Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie unter www.woche-seelische-gesundheit.de.

Redaktion

MÜNCHNER WOCHE FÜR SEELISCHE

GESUNDHEIT

(4)

16 Antibiotika – Resistenzen vermeiden

Knapp 3.000 Ärzte aus ver- schiedenen Bundesländern be- teiligen sich am Projekt RESIST, das sich um einen adäquaten Antibiotikaeinsatz bemüht

18 Arztnetze für rationalen Umgang mit Antibiotika

Das Projekt ARena will die Wirk- samkeit von Antibiotika als wich- tige Therapieoption auch in Zu- kunft erhalten

20 „Die Erwartung des Patien- ten ist oft ganz anders“

Interview mit Professor Dr. med.

Attila Altiner über ärztlichen Verordnungsdruck und falsche Einschätzungen der Patienten- erwartung bei der Antibiotika- Verordnung

12 FARKOR – Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom

Das Projekt FARKOR zur Früh- erkennung von Darmkrebs wurde vom Innovationsausschuss als förderwürdig ausgewählt

13 Aufklärung als Auftrag Interview mit Dr. phil. Christa Maar, Vorsitzende der Felix Bur- da Stiftung, zur Planung und Ko- ordination der FARKOR-Kommu- nikationsmaßnahmen

15 Versorgungsforschung – Lebensqualität im Disease Management Programm COPD

Wie die geförderten Projekte auf einen Erkenntnisgewinn zur Ver- besserung der bestehenden Versorgung abzielen TITELTHEMA

6 Innovationsfonds – eine Zwischenbilanz

Der Innovationsfonds soll unter anderem neue Versorgungsfor- men fördern. Was hat sich seit seiner Einführung 2015 getan?

9 Steigender Anpassungs- und Handlungsbedarf

Staatsministerin Melanie Huml über die Zukunft der medizini- schen Versorgungsqualität in Bayern und warum Ärzte und Patienten auf die Förderung innovativer Projektideen an- gewiesen sind

10 Nach dem Antrag ist vor dem Antrag

Interview mit Fabian Demmel- huber, Leiter des Referats Versorgungskonzepte und Zusatzverträge der KVB, über die Koordination der Innovationsfonds-Projekte

Die Politik fördert den Innovations- fonds jährlich mit 300 Millionen Euro

6

Bei familiärem

Risiko für Darm- krebs ist Früh- erkennung in je- dem Alter wichtig

12

Nicht jeder Pa- tient besteht in der Praxis grund- sätzlich auf ein Antibiotikum

20

(5)

RECHT INTERESSANT

34 „Verstehe einer die Juristen“

Die juristische Fachsprache ist alles andere als selbsterklärend.

Wir gehen den gängigsten Ver- ständnisproblemen auf den Grund

PATIENTENORIENTIERUNG 36 Leben mit erblichem Darmkrebs

Der Münchner Selbsthilfeverein

„Familienhilfe Polyposis coli e. V.“

setzt sich für Betroffene ein und steuert die Aktivitäten in der Region

KURZMELDUNGEN

37 Effeltrich setzt Akzente 37 IMPRESSUM

38 KVB SERVICENUMMERN VERSORGUNG FÖRDERN

26 Kronach hält Ausschau nach Augenärzten

Die KVB bietet gemeinsam mit oberfränkischen Kommunal- politikern niederlassungsinter- essierten Augenärzten ihre Unterstüzung an

IT IN DER PRAXIS

29 Bundesweiter Rollout der Telematikinfrastruktur

Was kommt auf Bayerns Praxen zu, wenn sämtliche Akteure im Gesundheitswesen miteinander vernetzt werden?

GESUNDHEITSTELEMATIK 32 Zwischen Wettbewerb und Regulierung

Das E-Health-Gesetz erzeugt Wettbewerb und Begehrlichkei- ten. Eine koordinierte Abstim- mung der derzeitigen Einzel- kämpfer am Markt wäre sinnvoll 21 Antibiotika: Ein kostbares

Gut vor MRSA und Co.

schützen!

Kommentar des KVB-Fachrefe- renten Hygiene zu Selektions- vorteilen multiresistenter Erreger und die Gefahr nachlassender Wirksamkeit von Antibiotika

KVB INTERN

23 Sechster KVB-Hygienetag:

Volles Haus in München Rückblick auf eine gelungene Veranstaltung, die dieses Jahr unter dem Motto „Antibiotika- Verordnung in der ambulanten Versorgung“ stand

24 Unterstützung für die Praxen vor Ort

Im letzten Teil unserer Serie stellen wir unsere Regionalen Vorstandsbeauftragten für München und Oberbayern vor

Augenärzte sind im Landkreis Kronach sehr willkommen

23 26

Auch dieses Jahr war der Hygiene- tag der KVB wie- der gut besucht

Fachchinesisch:

Laien können die Sprache der Juristen meistens kaum verstehen

34

(6)

M

it 300 Millionen Euro jähr- lich fördert der Innova- tionsfonds Projekte zu neuen Versorgungsformen und zur Versorgungsforschung. Bevor die ersten Förderbekanntmachungen veröffentlicht wurden, mussten sich potenzielle Antragsteller und Ideengeber jedoch zunächst gedul- den. Erst mussten die Rahmenbe- dingungen und Prozesse des Fonds, sowie der Geschäftsstelle und der Ausschüsse definiert und imple- mentiert werden.

Innovationsausschuss Ein wichtiger Meilenstein war die Konstitution des Innovationsaus- schusses im Oktober 2015. Seine wichtigsten Aufgaben umfassen die

Mit Inkrafttreten des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes (GKV-VSG) 2015 wurde der Innovationsfonds zur Förderung der neuen Versorgungsformen und der Versorgungsforschung geschaffen. Mit Konstitution des Innovationsaus- schusses und der Veröffentlichung der ersten Förderbekanntmachungen ging er offiziell an den Start. Seither ist viel passiert. Zeit für eine Zwischenbilanz.

INNOVATIONSFONDS – EINE ZWISCHENBILANZ

Festlegung der Schwerpunkte und Kriterien zur Vergabe der Mittel in den Förderbekanntmachungen so- wie die Entscheidung über die För- derung der eingegangenen Anträge.

Der Innovationsausschuss nimmt dabei eine zentrale Rolle im Rah- men der Entscheidungsprozesse ein. Er ist direkt beim Gemeinsa- men Bundesausschuss (G-BA) an- gesiedelt und setzt sich aus insge- samt zehn Mitgliedern aus Politik und Selbstverwaltung zusammen.

Expertenbeirat

Der nächste wichtige Schritt war die Berufung des Expertenbeirats im Januar 2016 durch Bundesge- sundheitsminister Hermann Gröhe.

Der Expertenbeirat setzt sich aus

zehn Mitgliedern aus Wissen- schaft und Versorgungspraxis zu- sammen. Seine Hauptaufgaben beinhalten:

„ Die Abgabe von Empfehlungen zum Inhalt der sogenannten Förderbekanntmachungen,

„ die Kurzbegutachtung der ein- gegangenen Förderanträge und

„ die Abgabe von Empfehlungen zu Förderentscheidungen.

Die ersten Förder- bekanntmachungen

Anfang April 2016 veröffentlichte der Innovationsausschuss die mit Spannung erwarteten ersten För- derbekanntmachungen. Im Bereich der neuen Versorgungsformen gab

(7)

es zwei Bekanntmachungen, ge- gliedert in jeweils einen themen- offenen und einen themenspezifi- schen Bereich.

Der themenspezifische Bereich fokussierte sich in der ersten För- derbekanntmachung auf folgende Themenfelder (TF):

„ TF 1: Versorgungsmodelle in strukturschwachen und ländli- chen Gebieten

„ TF 2: Modellprojekte zur Arz- neimitteltherapie sowie Arznei- mitteltherapiesicherheit

„ TF 3: Versorgungsmodelle un- ter Nutzung von Telemedizin, Telematik und E-Health

„ TF 4: Versorgungsmodelle für spezielle Patientengruppen:

„ TF 4.1: ältere Menschen

„ TF 4.2: Menschen mit psy- chischen Erkrankungen

„ TF 4.3: pflegebedürftige Menschen

„ TF 4.4: Kinder und Jugend- liche

„ TF 4.5: Menschen mit selte- nen Erkrankungen

Einige der Themenfelder wurden bereits im Rahmen des Gesetz- gebungsverfahrens als mögliche Themenschwerpunkte genannt und stellten somit keine allzu großen Überraschungen dar.

Die erste Welle der Versorgungs- forschung beinhaltete folgende Förderbekanntmachungen:

„ Forschungsprojekte zur Weiter- entwicklung der Versorgung in der Gesetzlichen Krankenversi- cherung (GKV) mit jeweils einem themenoffenen und einem the- menspezifischen Teil,

„ die Evaluation und Auswertung von Selektivverträgen nach den Paragrafen 73c und 140a SGB V und

„ die Evaluation der Richtlinie des G-BA zur spezialisierten

Anzahl der geförderten Projekte der ersten Welle neue Versor- gungsformen (Anträge insgesamt 29)

Abbildung 1 Quelle: G-BA Innovationsausschuss, Mai 2017

TF4.5 TF4.4 TF4.3 TF4.2 TF4.1 TF3 TF2 TF1

themenoffen

TF 1 4 Anträge Themen offen 5 Anträge

TF 4.1 2 Anträge

TF 3 6 Anträge

TF 2 4 Anträge TF 4.2

1 Antrag TF 4.3 2 Anträge

TF 4.5 1 Antrag TF 4.4

4 Anträge

Anzahl der geförderten Projekte der zweiten Welle neue Versor- gungsformen (Anträge insgesamt 26)

Themen offen 5 Anträge

Abbildung 2 Quelle: G-BA Innovationsausschuss, Mai 2017

TF4 TF3 TF2 TF1

themenoffen

TF 1 4 Anträge

TF 3

9 Anträge TF 2

4 Anträge TF 4

4 Anträge

ambulanten Palliativversorgung (SAPV).

Bereits kurz nach Veröffentlichung der ersten Welle der neuen Ver- sorgungsformen legte der Innova- tionsausschuss im Mai mit einer zweiten Förderwelle nach. Die Schwerpunkte des themenspezifi- schen Bereichs bildeten diesmal:

„ TF 1: Versorgungsmodelle mit Delegation und Substitution von Leistungen

„ TF 2: Modellprojekte zum Auf- und Ausbau der geriatrischen Versorgung

„ TF 3: Verbesserung der Kom- munikation mit Patienten und Förderung der Gesundheits- kompetenz

(8)

„ TF 4: Versorgungsmodelle für Menschen mit Behinderung Mit Bekanntgabe der Förderungs- schwerpunkte und der notwendi- gen Anträge formierten sich in ganz Deutschland viele Projektpartner- schaften: Konzepte wurden erar- beitet und zu Papier gebracht, Pro- jektpartner gesucht, Evaluations- konzepte verfasst und Kosten kal- kuliert. Dass es im Gesundheits- wesen viele innovative Ideen gibt und viele Ideengeber auf eine Chance wie den Innovationsfonds förmlich gewartet haben, zeigt sich unter anderem am Gesamtvo- lumen der beantragten Fördermit- tel in 2016: 300 Millionen Euro hatte der Innovationsausschuss zu vergeben, rund 1,6 Milliarden Euro wurden im Rahmen des Antrags- verfahrens beantragt. Der Innova- tionsfonds war damit um gut ein Fünffaches überzeichnet (siehe Tabelle).

Anträge der ersten Förderwelle der neuen Versorgungsformen Im Rahmen der ersten Welle der Förderbekanntmachungen der neuen Versorgungsformen gingen insgesamt 120 Anträge beim Inno- vationsfonds ein. 29 Projekte wur- den vom Innovationsausschuss ausgewählt und erhalten nun eine

Förderung aus dem Topf des Inno- vationsfonds (siehe Abbildung 1).

Anträge der zweiten Förder- welle der neuen Versorgungs- formen

Im Rahmen der zweiten Förder- welle der neuen Versorgungsfor- men wurden 107 Anträge einge- reicht. Hiervon haben 26 eine För- derzusage erhalten (siehe Abbil- dung 2).

Der aktuelle Stand der Dinge in 2017

Die jüngste Förderwelle des Inno- vationsfonds befindet sich derzeit in der Bewertungsphase. Die An- träge konnten bis zum 23. Mai 2017 eingereicht werden. Der In- novationsausschuss hatte sich in dieser Welle dazu entschieden, je- weils eine themenoffene Ausschrei-

bung zu den neuen Versorgungs- formen und zur Versorgungsfor- schung zu veröffentlichen. Zusätz- lich konnten Versorgungsfor- schungsvorhaben zur Evaluation von Selektivverträgen eingereicht werden. Laut G-BA sind für die zweite Jahreshälfte weitere För- derbekanntmachungen geplant – dieses Mal mit themenspezifischen Ausschreibungen.

Weitere Informationen zu allen ge- förderten Projekten und Förderbe- kanntmachungen finden Sie auf der Internetseite des Innovations- fonds unter https://innovations- fonds.g-ba.de/

Tanja Kreiser (KVB)

Beantragte Fördermittel in 2016

Förderbekanntmachung Fördermittel

Projektskizzen Versorgungsforschung 304 Millionen Euro Versorgungsforschung: Auswertung von Selektivverträ-

gen und Evaluation der Richtlinie des G-BA zur SAPV 12 Millionen Euro erste Welle neue Versorgungsformen 868 Millionen Euro zweite Welle neue Versorgungsformen 485 Millionen Euro

Summe 2016 1.669 Millionen Euro

Tabelle Quelle: G-BA Innovationsausschuss, Mai 2017

(9)

D

as deutsche Gesundheits- system gehört zu den bes- ten Versorgungssystemen weltweit. Bayern trägt mit fünf me- dizinischen Fakultäten, leistungs- starken ambulanten und stationä- ren Versorgungsstrukturen und einer aktiven Kassenärztlichen Vereinigung maßgeblich zu diesem guten Ruf bei. Auf diesen Erfolgen können wir uns aber nicht ausru- hen. Demografische Veränderun- gen in der Bevölkerung und Ärzte- schaft, mehr Patienten mit Mehr- facherkrankungen sowie der medi- zinisch-technische Fortschritt ver- ursachen einen steigenden Anpas- sungs- und Handlungsbedarf. Die zentrale gesundheitspolitische Herausforderung für die Zukunft ist die Sicherstellung einer wohn- ortnahen, flächendeckenden me- dizinischen Versorgung auf hohem Niveau – gerade in einem Flächen- land wie Bayern. Dieser Aufgabe müssen sich alle an der Patienten- versorgung Beteiligten stellen und dabei auch neue Wege gehen.

Mit dem Innovationsfonds hat der Gesetzgeber ein geeignetes Instru- ment geschaffen, um die Versor- gung in der Gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV) qualitativ wei- terzuentwickeln und die Versor- gungseffizienz zu steigern. Es sol- len neue Versorgungsformen ge- fördert werden, die über die bishe- rige Regelversorgung hinausgehen

Als Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege liegt Melanie Huml die Zukunft der medizinischen Versorgungsqualität und -effizienz im Freistaat selbstverständlich besonders am Herzen. In ihrem Gastbeitrag skizziert sie, warum die Förderung innovativer Projektideen bayerischer Praxen aus Mitteln des deutschlandweiten Innovationsfonds für bayerische Patienten so wichtig ist.

STEIGENDER ANPASSUNGS- UND HANDLUNGSBEDARF

– insbesondere Vorhaben, die die Grenze zwischen ambulant und sta- tionär überwinden. Zudem werden Forschungsprojekte zur Verbesse- rung der Versorgung unterstützt.

Von der Weiterentwicklung der derzeitigen Versorgungsangebote profitieren die GKV-Versicherten.

Damit gehen vom Innovationsfonds zukunftsweisende Impulse für eine moderne Gesundheitsversorgung aus. Dafür stehen die zahlreichen eingereichten Projekte. Auch Bay- erns niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben mit vielen Projektideen ihre Innovationsfähigkeit bewiesen.

Ganz besonders hervorzuheben ist die gelungene Zusammenarbeit zwi- schen den Partnern der Konsortien, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Berufsverbänden und Kran- kenkassen, unter der hervorragen- den Projektabwicklung der KVB.

Beispielhaft für die erfolgreiche Be- teiligung der KVB am Innovations-

fonds ist das Projekt „LQ-DMP“

(Lebensqualität im Disease Ma- nagement Programm – DMP COPD) aus dem Bereich „Versorgungsfor- schung“. Dabei wird untersucht, in- wieweit das Versorgungsmanage- ment durch Lebensqualitätsdaten weiterentwickelt werden kann.

Im Bereich „Neue Versorgungsfor- men“ ist die KVB Partner bei zwei wichtigen Projekten zur Bekämp- fung von Antibiotika-Resistenzen:

ARena (Antibiotika-Resistenzent- wicklung nachhaltig abwenden) und RESIST (Resistenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaein- satz bei akuten Atemwegsinfektio- nen). Allein im Projekt ARena, für das die KVB die Koordinierung übernimmt, sind zwölf Arztnetze aus Bayern vertreten. Mit rund elf Millionen Euro wird das Projekt FARKOR gefördert, ein Leuchtturm- projekt zur Identifizierung und Auf- klärung von Menschen mit familiär erhöhtem Darmkrebsrisiko.

Ich setze auf eine Fortführung des Innovationsprozesses über 2019 hinaus. Die gewonnenen Erkennt- nisse aus den Projekten müssen in der Versorgung ankommen und wir müssen Wege finden, auch künftig innovative Projekte auf al- len Ebenen zu fördern.

Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin

Vom Innovations- fonds überzeugt:

Staatsministerin Melanie Huml freut sich über die gute Zusam- menarbeit aller Konsortialpart- ner und hat für das Projekt FARKOR die Schirmherrschaft übernommen.

(10)

Herr Demmelhuber, mit den Pro- jekten des Innovationsfonds zeigt die KVB einmal mehr, dass sie Zukunft gestalten kann. Ge- rade in den letzten Monaten hat sich diesbezüglich viel getan.

Was ist der aktuelle Stand?

Die KVB ist aktuell an vier Projek- ten beteiligt. Aus der ersten Förder- welle der neuen Versorgungsformen stammen die Projekte ARena und RESIST. Beide Projekte beschäfti- gen sich mit dem wichtigen Thema Antibiotika-Resistenzentwicklung und wie dieser zunehmenden Pro- blematik begegnet werden kann.

Einem ganz anderen Thema widmet sich das Projekt FARKOR aus der zweiten Förderwelle, nämlich der Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom. Die KVB agiert hier als sogenannter Kon- sortialführer und verantwortet die gesamte Antragstellung und Durch- führung des Projekts. Auch im Be- reich der Versorgungsforschung ist die KVB mit einer Projektbetei- ligung vertreten. Im Projekt LQ DMP COPD wird der Einfluss der Lebensqualität bei COPD unter- sucht. Die KVB nimmt hierbei eine beratende Rolle ein. Die Anträge der jüngsten Förderbekanntma- chung werden derzeit bewertet.

Die KVB ist erneut an Anträgen beteiligt.

„Gestalten statt verwalten“ lautet ein Leitsatz der KVB. Und auch, wenn die Projektanträge des Innovationsfonds nicht ohne einen gewissen Verwaltungs- aufwand auskommen, so schmälert das in keinster Weise den enormen Ein- satz, mit dem sich die KVB für die innovativen Ideen ihrer Mitglieder stark- macht. Ein Gespräch mit Fabian Demmelhuber, Leiter des koordinierenden Referats Versorgungskonzepte und Zusatzverträge.

NACH DEM ANTRAG IST VOR DEM ANTRAG

Auch die Kassen sind beim Inno- vationsfonds mit im Boot. Wie muss man sich die Abstimmungs- prozesse mit ihnen vorstellen?

Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass bei einer Antragstellung in der Regel eine Krankenkasse zu beteiligen ist. Unter anderem spielt hier die Bewertung der Übertrag- barkeit in die Regelversorgung eine entscheidende Rolle. Von daher sind wir im Rahmen von Innovati- onsfondsprojekten natürlich in in- tensiven Gesprächen mit unter- schiedlichen Kassen. Beispiels- weise stellen wir ihnen Projekt- ideen unserer Mitglieder vor oder arbeiten im Rahmen der Antrag- stellung bei konkreten Konzepten mit Kassenbeteiligung eng mit ihnen zusammen. Dabei geht es in erster Linie darum, die Interessen unserer Mitglieder zu vertreten. Sei es zum Beispiel inhaltlich oder bei Fragen zur Vergütung der ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen.

Der Zeitfaktor spielt natürlich im- mer eine Rolle: Nach Veröffentli- chung einer Förderbekanntmachung durch den Innovationsausschuss bleiben meist nur wenige Wochen bis Monate, um alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Ideen müs- sen weiterentwickelt, konzipiert und zu Papier gebracht werden, Kosten kalkuliert, Honorare verhandelt

und diverse Formulare ausgefüllt werden. Jeder am Projekt beteilig- te Partner vertritt hierbei natürlich seine eigenen Interessen. Diese Abstimmungsprozesse sind auf- wendig und zeitintensiv. Aber bis- her konnten wir uns bei allen Pro- jekten mit den Beteiligten sehr gut einigen, da alle daran interessiert sind, den Antrag umzusetzen.

Seit Einführung des Innovations- fonds wird die KVB von Ideen- und potenziellen Projektgebern überrannt. Wie lässt sich hier die Spreu vom Weizen trennen?

Wir bieten unseren Mitgliedern an, ihre Ideen auf unserer Internetseite www.kvb.de einzureichen. Hier können Ideengeber ihr Vorhaben kurz beschreiben und uns so einen ersten Eindruck über das Vorhaben Fabian Demmel-

huber ist über- zeugt, dass der

Innovations- fonds aufgrund

der vielen zukunftsweisen-

den Konzepte der KVB-Mitglie-

der auch in den nächsten Jahren Bestand hat.

(11)

vermitteln, zum Beispiel ob bereits Gespräche mit einer Krankenkasse geführt wurden oder ob weitere Projektpartner beteiligt sind. An- schließend versuchen wir, die Idee zu bewerten und suchen den Dia- log zum Ideengeber, aber auch zu unseren Fachabteilungen oder zu anderen Gremien und Experten.

Eine Beurteilung der Fachleute aus der Versorgung ist uns sehr wich- tig. Tatsächlich ist der Stand der einzelnen Anfragen recht unter- schiedlich: Bei manchen handelt es sich um erste Ideen oder Skizzen und die Ideengeber wenden sich an uns, um erst mal herauszufinden, ob die Idee für einen Innovations- fondsantrag geeignet ist. Andere wiederum haben bereits konkrete Konzepte und wichtige Partner mit an Bord. Für uns bedeutet dies, dass wir jede Anfrage individuell be- trachten und bewerten, um dann zu entscheiden, ob eine Beteiligung der KVB am Projekt Sinn macht.

Generell: Auf was sollte man achten, wenn man mit dem Gedanken spielt, einen Innova- tionsfondsantrag zu stellen?

Man kann sagen, dass wir natürlich solche Projekte forcieren, in denen wir ein besonders hohes Potenzial sehen, dass der Innovationsfonds eine Förderung ausspricht und von denen unsere Mitglieder profitieren.

Einige Eckpunkte sind ja durch den Gesetzgeber beziehungsweise den Innovationsausschuss vorgegeben.

Hierzu gehört zum Beispiel die Be- teiligung einer Krankenkasse oder dass ein Evaluationskonzept vor- liegen und mit eingereicht werden muss. Aber auch die Fragen, ob es sich um ein Konzept handelt, das über die Regelversorgung hinaus geht und ob die Idee auch auf ande- re Regionen übertragbar ist. Diese Eckpunkte geben uns schon mal eine gute erste Orientierung bei der internen Bewertung möglicher Konzepte. Für einen Antrag beim

Innovationsfonds sollte man auf jeden Fall viel Zeit und Ressourcen einplanen. Die Antragstellung ist aufwendig und erfordert viel Ab- stimmung mit den Beteiligten.

Wie geht es weiter, sobald ein Projekt die Förderzusage erhält?

Ehrlich gesagt, geht dann die Arbeit erst richtig los. Zunächst müssen Formalien seitens des Innovations- fonds beachtet werden. In den bei- den vergangenen Förderbekannt- machungen der neuen Versorgungs- formen war eine Förderzusage bei- spielsweise immer mit einer Kür- zung der beantragten Mittel ver- bunden. Alle Beteiligten mussten dann noch einmal den Rotstift an- setzen und Einsparpotenziale fin- den. Glücklicherweise standen alle Projektpartner hinter den Anträgen, sodass hier immer eine Einigung erzielt werden konnte. Danach geht es daran, das Konzept in die Reali- tät umzusetzen. Nicht selten tau- chen hier Fragen auf, die es zu lö- sen gilt. Alle Projektteams inner- halb und außerhalb der KVB arbei- ten hierbei gut zusammen und so konnten bisher alle Herausforde- rungen gemeistert werden.

Der Innovationsfonds geht natür- lich weiter. Für uns bedeutet das, dass sich auf der einen Seite einige Projekte derzeit in der Vorbereitung oder schon in der Umsetzung be- finden und auf der anderen Seite bereits neue Ideen und Konzepte auf dem Tisch liegen, die bewertet werden müssen.

Welche Personalressourcen hat die KVB dem Thema Innovations- fonds gewidmet? Und welche Organisationseinheiten sind be- teiligt?

Die Fäden laufen im Referat Ver- sorgungskonzepte und Zusatzver- träge zusammen. Von dort aus werden die Projekte koordiniert.

Aber selbstverständlich sind zahl- reiche Organisationseinheiten der KVB mit in die Projekte involviert.

Dies hängt immer von den Schwer- punkten der einzelnen Projekte ab und welchen Part die KVB über- nimmt. Unsere Kernkompetenzen, wie beispielsweise Abrechnung, Kommunikation und Information unserer Mitglieder sowie die Ein- bringung unserer Fachexpertise im medizinischen Bereich, spielen natürlich eine entscheidende Rolle.

Personell gesehen bedeutet dies einen Mehraufwand. Der Innova- tionsfonds übernimmt jedoch sämtliche im Rahmen der Projekte anfallenden Personalkosten. Dies berücksichtigen wir bei unseren Planungen und Kalkulationen für die Anträge.

Zu guter Letzt: Für wie innovativ halten Sie Bayerns Ärzte, nach- dem Sie nun einen guten Über- blick über deren eingereichte Ideen gewonnen haben?

Die bayerischen Ärzte und Psy- chotherapeuten sind die Experten, was das Thema ambulante Versor- gung betrifft und können meiner Meinung nach am besten ein- schätzen, wo Defizite in der Ver- sorgung bestehen und wie diese behoben werden können. Zwar spielt sich auch der Innovations- fonds in einem gesetzlichen Rah- men ab. Doch die Gespräche des letzten Jahres haben gezeigt, dass sich im Dialog mit unseren Mitglie- dern und im zweiten Schritt mit weiteren Projektpartnern äußerst innovative Ideen entwickeln las- sen. Von daher freue ich mich auf weitere spannende Jahre mit dem Innovationsfonds und viele innova- tive Ideen von unseren Mitgliedern.

Herr Demmelhuber, vielen Dank für das Gespräch!

Interview Tanja Kreiser, Marion Munke (beide KVB)

(12)

M

it FARKOR soll die Darm- krebsfrüherkennung bei Menschen im Alter zwi- schen 25 und 50 Jahren, die fami- liär bedingt ein erhöhtes Erkran- kungsrisiko haben, langfristig in- tensiviert werden.

Das kolorektale Karzinom ist die zweithäufigste Todesursache bei den Krebserkrankungen in Deutsch- land. Grundsätzlich gibt es hierzu- lande bereits gut ausgebaute Vor- sorgestrukturen zur Früherkennung von Darmkrebs bei gesetzlich Kran- kenversicherten ab dem Alter von 50 Jahren. Dazu gehören beispiels- weise die Beratung, die Koloskopie oder der Test auf okkultes Blut im Stuhl. Allerdings haben auch jün- gere Menschen mit einer familiären Vorbelastung ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Hier setzt das Projekt FARKOR zur Vor- sorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom an. Ziel ist es, in Bayern wissenschaftlich fundier- te und evaluierte Maßnahmen zur Identifikation, Information und Be- ratung für Personen mit familiärem Risiko zu implementieren. Als kon- krete Maßnahmen hierzu kommen beispielsweise die Entwicklung von Fragebögen zur Familienanamnese, vorgezogene Früherkennungsunter-

Im Rahmen der zweiten Förderwelle hat der Innovationsausschuss das Projekt FARKOR (Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom), ein umfassendes Vorhaben zur Früherkennung von Darmkrebs, als förderwürdig ausgewählt. Das Projekt wird von der KVB und weiteren Projektpartnern umge- setzt. Die Schirmherrschaft hat die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml übernommen.

FARKOR – VORSORGE BEI

FAMILIÄREM RISIKO FÜR DAS KOLOREKTALE KARZINOM

suchungen sowie Ärztefortbildun- gen in Betracht.

Konsortialführer von FARKOR ist die KVB. Die Mitglieder des KVB- Vorstands – Dr. med. Wolfgang Krombholz, Dr. med. Pedro Schmelz und Dr. med. Claudia Ritter-Rupp – freuen sich über die erfolgreiche

Bewerbung: „Wir sind sehr stolz, dass wir die Zusage vom Gemein- samen Bundesausschuss erhalten haben und damit gemeinsam mit vielen starken Partnern dieses Pro- jekt in Bayern durchführen können.

Wir sind sicher, dass die Ergebnis- se daraus auch in anderen Bundes- ländern sinnvoll genutzt werden können und in die Regelversorgung für gesetzlich Versicherte Einzug halten. Durch die im Rahmen von FARKOR gewonnenen Erkenntnisse kann aus unserer Sicht eine leit- liniengerechte Versorgung von

Personen mit familiärem Darm- krebsrisiko ermöglicht und damit hoffentlich eine Versorgungslücke geschlossen werden.“

Weitere Projektbeteiligte sind ne- ben der KVB auch die AOK Bayern, der Verband der Ersatzkassen e. V.

(vdek), der BKK Landesverband Bayern sowie die Knappschaft. Die wissenschaftliche Begleitung über- nimmt das Institut für Medizini- sche Informationsverarbeitung, Biometrie, Epidemiologie der Lud- wig-Maximilians-Universität Mün- chen. Weiterer Konsortialpartner ist die Felix Burda Stiftung. Die Stiftung hat umfangreiche Erfah- rungen im Bereich der Öffentlich- keitsarbeit und der Erstellung gut verständlicher Informationsmateri- alien zur Darmkrebsprävention.

Für das FARKOR-Projekt über- nimmt sie die Planung und Koordi- nation aller zum Projekt gehören- den Informations- und Kommuni- kationsmaßnahmen inklusive der Entwicklung und Betreuung einer projektbegleitenden Online-Platt- form (siehe auch unser Interview auf Seite 13).

Birgit Grain, Ursula Chmiela (beide KVB) Für Menschen

mit familiärem Darmkrebsrisiko sollen zusätzli-

che Vorsorge- maßnahmen

greifen.

(13)

Frau Dr. Maar, Sie engagieren sich seit vielen Jahren dafür, dass Familien mit erhöhtem Darm- krebsrisiko Zugang zu einer an- gemessene Regelversorgung er- halten. Warum?

Ich habe den bestehenden Zustand für diese Risikogruppe schon oft als nicht haltbar und eines reichen Landes wie der Bundesrepublik Deutschland nicht würdig bezeich- net. Die deutsche Krebsfrüherken- nungsrichtlinie für Darmkrebs kennt nur Menschen über 50 Jahre. Die- se haben einen gesetzlichen An- spruch, ab dem Alter von 50 jähr- lich einen Stuhlbluttest und mit 55 eine Vorsorgekoloskopie durch- führen zu lassen. Das ist gut und richtig, weil das Risiko für diesen Krebs mit der Zunahme altersbe- dingter genetischer Mutationen ab diesem Alter ansteigt. Es ist aber das Gegenteil von gut und richtig, dass allen, die aufgrund einer fa- miliären oder erblichen Belastung ein zum Teil stark erhöhtes Risiko haben und oft schon im jungen Er- wachsenenalter an Darmkrebs er- kranken, der Anspruch auf eine an- gemessene Vorsorge verwehrt wird.

Vom familiären und erblichen Darm- krebsrisiko sind zirka 30 Prozent aller Neuerkrankungen betroffen.

Für zehn Prozent der familiär Be- lasteten, bei denen bereits vor dem Alter von 50 Jahren ein Darmkarzi- nom diagnostiziert wird, kommt

Die Felix Burda Stiftung informiert die Öffentlichkeit bereits seit über 15 Jahren über die Möglichkeiten der Darmkrebsvorsorge. Beim bayernweiten Modell- projekt FARKOR übernimmt sie nun die Planung und Koordination der Kommu- nikationsmaßnahmen. KVB FORUM hat sich mit der Vorsitzenden der Stiftung, Dr. phil. Christa Maar, unterhalten und sie zu Zielen und Chancen des Projekts befragt.

AUFKLÄRUNG ALS AUFTRAG

die gesetzliche Früherkennung zu spät. Weil viele zudem nichts von ihrem erhöhten Risiko wissen, wird der Krebs bei ihnen oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt.

Zwar gibt es eine wissenschaftliche Leitlinie, die detaillierte Empfeh- lungen gibt, ab welchem Alter und wie oft Betroffene sich einer Vor- sorgeuntersuchung unterziehen sollten, doch werden diese Emp- fehlungen in der Praxis wenig um- gesetzt. Um dies tun zu können, müsste zunächst einmal eine Fa- milienanamnese erhoben werden.

Ist diese positiv, müsste eine Be- ratung über risikoadaptierte Vor- sorge gemäß der Leitlinie folgen.

Der hierfür erforderliche zeitliche Aufwand ist im normalen Praxis- ablauf und im Katalog der EBM- Ziffern nicht vorgesehen.

Wird ein Versicherter von sich aus auf sein familiäres Risiko aufmerk- sam und verlangt die Durchführung einer vorgezogenen Vorsorgekolo- skopie, bekommt er oft zu hören, die Krankenkasse zahle diese in seinem Alter nicht. Ärzte, die bei Menschen mit familiärem Risiko

Christa Maar hofft, dass Risikogruppen mit familiärem und erblichem Darmkrebs endlich Zugang zu einer angemessenen Regelversor- gung erhalten.

(14)

Vorsorgekoloskopie durchführen, können diese nur abrechnen, wenn sie eine Diagnose stellen. Der Be- troffene hat aber keine Symptome, er möchte nur vorsorgen. Dies ist mit der gegenwärtig gültigen Früh- erkennungsrichtlinie nicht möglich.

Hier ist ein Fehler im System, der beseitigt werden muss.

Was bedeutet für Sie das Projekt FARKOR?

Das vom Innovationsfonds geför- derte Projekt FARKOR ist ein wich- tiger Schritt in die richtige Rich- tung, um Menschen mit familiärer und erblicher Belastung für Darm- krebs über die Familienanamnese identifizieren und gegebenenfalls über risikoadaptierte Vorsorge in- formieren zu können. Zentraler Punkt des Projekts ist, Betroffe- nen, denen ihre familiäre Belas- tung und das daraus resultierende Risiko für ein im frühen Erwachse- nenalter auftretendes Darmkarzi- nom nicht bekannt sind, die Mög- lichkeit zu geben, früh von ihrem Risiko und den für sie infrage kom- menden Vorsorgemaßnahmen zu erfahren. Da das Projekt ihnen ausdrücklich ein Anrecht auf die Durchführung einer vorgezogenen Vorsorgekoloskopie zubilligt, kön- nen sie auch ohne vorherige ärztli- che Beratung selbst aktiv werden und sich altersunabhängig zur Vor- sorgekoloskopie anmelden.

Zur Identifikation und Aufklärung Betroffener werden unterschiedli- che Wege genutzt. Beispielsweise werden Versicherte, die an einer Darmkrebserkrankung litten oder leiden, von ihrer Krankenkasse an- geschrieben und auf das erhöhte Risiko für ihre erstgradigen Ver- wandten hingewiesen. In den be- teiligten Arztpraxen wird bei Patien- ten im Alter von 25 bis 50 Jahren regelhaft die Familienanamnese erhoben, bei positiver Anamnese

Vorsorge beraten.

Über eine interaktive Website mit Risikotool können sich Versicherte auch selbstständig über ihr persön- liches Risiko informieren, wodurch unter Umständen Fehldiagnosen bei falsch gedeuteten Symptomen („Sie haben Hämorrhoiden“ oder

„Sie sind zu jung für Darmkrebs“) und langes Zuwarten vermieden werden.

Welche Chancen sehen Sie in der Förderung von FARKOR durch den Innovationsfonds?

Die große Chance dieses Projekts ist, dass einmal flächendeckend in einem Bundesland gezeigt wird, was man tun kann, um Darmkrebs auch bei familiär und erblich be- lasteten jungen Menschen früh zu erkennen beziehungsweise zu ver- hindern. In der gültigen Krebsfrüh- erkennungsrichtlinie findet sich diese Risikogruppe, die häufiger und oft auch schon im jüngeren Erwachsenenalter an Darmkrebs erkrankt und wesentlich früher als durchschnittlich belastete Men- schen mit Vorsorge beginnen muss, nicht berücksichtigt. Dabei ist es diejenige Gruppe, die am meisten davon profitieren würde.

Wir gehen davon aus, dass die Er- gebnisse von FARKOR dazu führen werden, dass die Risikogruppen mit familiärem und erblichem Darm- krebs endlich Zugang zu einer an- gemessenen Regelversorgung er- halten.

Das Projekt wird zu der Risiko- gruppe der 25- bis 50-Jährigen erst- mals relevante Versorgungsdaten liefern, zum Beispiel wie viele Per- sonen mit positiver Familienanam- nese das Angebot vorgezogener Früherkennungsmaßnahmen nut- zen, wie sich diese Maßnahmen auf die Koloskopiezahlen im nieder- gelassenen Bereich auswirken,

Koloskopie lieber die Vorsorge mit immunologischem Stuhltest ma- chen, die ihnen alternativ angebo- ten wird, und wie hoch die Detek- tionsrate von Karzinomen und Adenomen in dieser Altersgruppe ist.

Welches Ziel verfolgt die Felix Burda Stiftung als Konsortial- partner von FARKOR?

Die Felix Burda Stiftung verfügt über eine 15-jährige Expertise zur Information der Öffentlichkeit über Darmkrebsvorsorge. Beim bayern- weiten Modellprojekt FARKOR übernimmt sie die Planung und Koordination sämtlicher Informa- tions- und Kommunikationsmaß- nahmen. Dazu gehören neben der Medienarbeit die Entwicklung ei- ner mehrsprachigen Online-Platt- form mit interaktivem Tool zur Selbstdetektion des familiären be- ziehungsweise erblichen Risikos sowie die Herstellung von Informa- tionsmaterialien für Ärzte und Ver- sicherte. Ziel ist es, das Projekt bayernweit so breit wie möglich bekannt zu machen, um möglichst viele Betroffene auf das Vorliegen eines erhöhten Risikos in ihrer Familie aufmerksam zu machen.

Sie sollen zur Inanspruchnahme der angebotenen ärztlichen Bera- tung motiviert werden, um eine in- formierte Entscheidung zur Durch- führung einer vorgezogenen Früh- erkennungsuntersuchung treffen zu können.

Frau Dr. Maar, vielen Dank für das Gespräch!

Interview Ursula Chmiela, Markus Kreikle (beide KVB)

(15)

D

ass sich aber auch im Be- reich der Versorgungsfor- schung Ansatzpunkte für die KVB finden, zeigt die Beteiligung am Projekt LQ-DMP – Lebensqua- lität im Disease Management Pro- gramm COPD –, das eine Förde- rung durch den Innovationsfonds im Themenfeld „Verbesserung von In- strumenten zur Messung von Le- bensqualität für bestimmte Patien- tengruppen“ erhalten hat.

In der Altersgruppe ab 40 sind in Deutschland etwa fünf bis zehn von 100 Menschen von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) betroffen. Die COPD geht mit einer dauerhaften Schädigung der Lunge und einer Verengung der Atemwege einher. Für die betroffe- nen Patienten bedeutet dies meist eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität. Für die struktu- rierte Behandlung von Patienten mit COPD steht ein Disease Ma- nagement Programm (DMP) zur Verfügung, das seit vielen Jahren seinen festen Platz in der Versor- gungslandschaft hat und nach den DMP-Richtlinien des Gemeinsa- men Bundesausschusses auch die Verbesserung der Lebensqualität zum Ziel hat.

Der Bereich Versorgungsforschung macht volumenmäßig den weitaus kleineren Teil des Innovationsfonds aus. 75 Millionen Euro jährlich stellt der Innovations-

fonds hierfür zur Verfügung. Alle geförderten Projekte zielen auf einen Erkenntnis- gewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung ab. Der Fördertopf zur Versorgungsforschung richtet sich in erster Linie an universitäre und nicht- universitäre Forschungseinrichtungen.

VERSORGUNGSFORSCHUNG – LEBENSQUALITÄT IM DISEASE

MANAGEMENT PROGRAMM COPD

Das Versorgungsforschungsprojekt untersucht, inwiefern das DMP da- durch verbessert und weiterent- wickelt werden kann, indem die gesundheitsbezogene Lebensqua- lität der Patienten gemessen und deren Bestimmungsfaktoren un- tersucht werden. Zu diesem Zweck wird die Lebensqualität der Teil- nehmer am DMP COPD der AOK Bayern mittels standardisierter Lebensqualitäts-Messinstrumente erhoben. Im Anschluss daran wird untersucht, inwieweit die Lebens- qualität durch Versorgungsmaß- nahmen und das Selbstmanage- ment der Patienten beeinflusst wird, aber auch welche anderen Faktoren, wie beispielsweise das Alter der Patienten oder vorliegen- de Begleiterkrankungen, eine Rolle spielen. Hierzu werden die Ab- rechnungs- und DMP-Daten der AOK Bayern herangezogen.

Die KVB beteiligt sich an zwei Ex- pertenworkshops, bei denen die Ergebnisse mit der AOK Bayern, sowie mit Ärzten und Patienten diskutiert werden. In diesem Zu- sammenhang sollen Ansätze zur routinemäßigen Erfassung und Nutzung von Lebensqualitätsdaten erarbeitet und diskutiert werden.

Das Projekt wird für eine Dauer von insgesamt drei Jahren durch den Innovationsfonds gefördert und trägt das Förderkennzeichen 01VSF16025.

Die Konsortialführung übernimmt Prof. Dr. Reiner Leidl vom Helm- holtz Zentrum München, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswe- sen.

Tanja Kreiser (KVB)

Das Projekt LQ-DMP will die gesundheits- bezogenen Lebensqualitäts- daten von COPD- Patienten evalu- ieren und deren Situation so ver- bessern.

(16)

M

it dem Ziel, die Zunahme multiresistenter Keime einzudämmen und die Wirksamkeit bestehender Antibio- tika zu erhalten, haben der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), seine Mitgliedskassen (Techniker Kranken- kasse, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, hkk – Handelskrankenkasse, HEK – Hanseatische Krankenkasse), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und acht Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) – darunter die KVB – das Projekt RESIST ent- wickelt.

Über 500 Teilnehmer in Bayern Im Rahmen der bewilligten Förder- mittel können sich bundesweit maximal 3.000 Ärzte aus den acht teilnehmenden Kassenärztlichen Vereinigungen mit ihren Praxen be- teiligen. Die Teilnahmequote wurde für jede KV-Region auf Grundlage der Mitgliederstatistik und unter Berücksichtigung von statistischen Vorgaben für die Evaluation berech- net. Um eine regionale Vergleich- barkeit der erzielten Ergebnisse zu gewährleisten, wurden den einzel- nen KV-Gebieten feste Kontingen- te an Teilnehmern zugeordnet. In der Region der KV Bayerns können aktuell zirka 500 Ärzte aus dem Bereich der hausärztlichen Versor-

Das Projekt RESIST steht für Resistenzvermeidung durch adäquaten Anti- biotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfekten und ging – als eines der ersten Innovationsfondsprojekte – bereits Anfang Januar 2017 an den Start. Knapp 3.000 Ärzte aus den KV-Regionen Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Saarland und West- falen-Lippe nehmen daran teil.

ANTIBIOTIKA:

RESISTENZEN VERMEIDEN

gung sowie der Facharztgruppen Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Innere Medizin ohne Schwerpunkt teilnehmen. Die Resonanz auf die Bekanntgabe des Anmeldeverfah- rens war so groß, dass schon in- nerhalb einer Woche die Teilneh- merhöchstgrenze erreicht wurde.

Kernvorhaben des Projekts Durch RESIST sollen Ärzte und Pa- tienten für das Thema Resistenz- bildung sensibilisiert und die ratio- nale Antibiotikatherapie bei akuten Atemwegsinfekten gefördert wer- den. Zentraler Ansatzpunkt ist die Arzt-Patienten-Kommunikation und konkret die Förderung der gemein- samen Entscheidungsfindung. Hier- zu wurden Materialien entwickelt, insbesondere eine Online-Schulung für Mediziner, sowie ein sogenann- ter Instrumentenkoffer, der unter anderem Informationsflyer für Pa- tienten und Entscheidungshilfen für Ärzte und Patienten zur korrekten

Therapie bei Atemwegsinfektionen enthält. Die erbrachten ärztlichen Leistungen im Rahmen von RESIST werden durch den Innovations- fonds vergütet.

Evaluation

Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation erfolgt durch das Institut für Allgemeinmedizin der Universität Rostock (UMR) in Zu- sammenarbeit mit dem Zentral- institut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Das Evaluations- konzept besteht aus zwei Teilen:

Zum einen wird auf der Grundlage von routinemäßig erfassten Be- handlungsdaten (sogenannten Sekundärdaten) quantitativ erfasst, inwieweit die durchgeführten Maß- nahmen die Verordnung von Anti- biotika beeinflussen. Darüber hin- aus wird mittels eines qualitativen Ansatzes in einigen ausgewählten Praxen untersucht, wie die Maß- nahmen auf Ebene der Ärzte,

(17)

Praxismitarbeiter und Patienten wahrgenommen und umgesetzt wurden. Alle Ergebnisse werden nur in aggregierter Form ausgewer- tet und veröffentlicht, sie können also nicht auf die einzelne Arzt- praxis zurückbezogen werden.

Aktueller Status

Seit Projektstart im Januar 2017 wurden die Vorbereitungen inner- halb des Projektkonsortiums ge- troffen. In enger Zusammenarbeit

zwischen den Projektpartnern und mit wissenschaftlicher Unterstüt- zung wurden die Projektinhalte konkretisiert, Arbeitspakete ver- teilt sowie Informationsmaterialien

für Ärzte und Patienten ausgear- beitet.

Darüber hinaus wurde die Online- Fortbildung entwickelt, die aus insgesamt drei Modulen besteht.

Neben fachlichen Informationen zur rationalen Antibiotikatherapie werden hierbei auch Kommunikati- onsstrategien für das Arzt-Patien- ten-Gespräch anhand von Video- sequenzen vermittelt. Aktuell ab- solvieren die teilnehmenden Ärzte die Online-Fortbildung, welche die

initiale Voraussetzung für die Teil- nahme am Projekt ist. Die Einschrei- bung der Ärzte endet offiziell am 30. Juni 2017. Es besteht jedoch die Möglichkeit, bis zum 29. Sep-

tember 2017 über ein Nachrück- verfahren das KVB-Kontingent von insgesamt mehr als 500 Plätzen auszuschöpfen. Alle Mitglieder, die ihr Interesse zur Teilnahme erklärt haben, erhalten eine Rück- meldung zu ihrem Teilnahmestatus.

Die Versorgung von Patienten im Rahmen von RESIST startete am 1. Juli 2017 und endet nach zwei Jahren am 30. Juni 2019. Bis zum Ende der Projektlaufzeit am 31.

Dezember 2019 erfolgt anschlie-

ßend die Auswertung und Zusam- menfassung der Ergebnisse.

Anja Schneider (KVB)

Vor allem bei Infektionen der oberen Atem- wege, die häufig durch Viren ver- ursacht sind, werden zu oft Antibiotika ver- ordnet. Das Pro- jekt RESIST will den leitlinien- gerechten Anti- biotika-Einsatz voranbringen.

(18)

N

icht nur aufseiten der Ärzte, sondern auch bei Patien- ten und in einer möglichst breiten Öffentlichkeit will ARena durch Einsatz verschiedener Medien (unter anderem auch Social Media, E-Learning, Tablet-PC in der Arzt- praxis) ein Bewusstsein dafür schaf- fen, dass der zurückhaltende und leitliniengerechte Einsatz von Anti- biotika nicht einen Verzicht, son- dern vielmehr einen Gewinn für alle darstellt. Kompetenzen sollen auf allen Seiten gestärkt, die Zu- sammenarbeit von Ärzten und nichtärztlichen Leistungserbrin- gern (zum Beispiel durch Einbezug von Krankenhäusern, Apotheken, Pflegeeinrichtungen) und der Wis- senstransfer nachhaltig gefördert und im Versorgungsalltag verankert werden.

Das Projektkonsortium

Als Konsortialführer koordiniert das AQUA-Institut in Göttingen das ARena-Projekt und organisiert die wissenschaftliche Begleitung. Als weitere Partner sind mit an Bord:

die KVB, die AOK Bayern, die AOK Rheinland/Hamburg, die Agentur deutscher Arztnetze sowie über 400 Arztpraxen aus 14 Arztnetzen in Bayern und Nordrhein-Westfa- len mit zirka 74.000 eingeschrie-

Das Projekt ARena – Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden – hat sich zum Ziel gesetzt, die Wirksamkeit der Antibiotika als wichtige Therapie- option für die Zukunft zu erhalten. Im Gegensatz zum Projekt RESIST wendet sich ARena ausschließlich an Arztnetze und bezieht sich neben den Atemwegs- infekten auch auf andere – im ambulanten Bereich häufig vorkommende – Infektionserkrankungen. In Bayern nehmen insgesamt zwölf Arztnetze am Projekt teil, in Nordrhein-Westfalen weitere zwei Netze.

ARZTNETZE FÜR RATIONALEN UMGANG MIT ANTIBIOTIKA

benen AOK-Versicherten. Der AOK- Bundesverband fungiert als Ko- operationspartner. Die KVB unter- stützt das Projekt fachlich und führt die Abrechnung der ärztlichen Leis- tungen im Rahmen von ARena durch.

Wer kann teilnehmen?

Um bei dem Projekt ARena mitma- chen zu können, muss der Arzt Mitglied in einem der an ARena teilnehmenden Arztnetze sein und einer der folgenden Fachgruppen angehören: Hausärzte und haus- ärztlich tätige Internisten, HNO- Ärzte, Pädiater, Urologen, Gynäko- logen, fachärztlich tätige Internis- ten und Pneumologen.

Maßnahmen bei ARena

Im Rahmen des Projekts werden zu festgelegten Diagnosen von häufi- gen Infekten der Atemwege, der Harnwege und im HNO-Bereich, bei denen oft auf ein Antibiotikum

verzichtet werden kann, Patienten- informationen und Öffentlichkeits- kampagnen angeboten. Diese sol- len den Patienten verdeutlichen, dass eine nicht erfolgte Antibiotika- verordnung keine schlechtere, sondern die richtige Behandlung ist. Ärzte und Praxispersonal erhal- ten ein darauf zugeschnittenes Informations- und Kommunikations- training. Parallel dazu werden datengestützte Qualitätszirkel der beteiligten Netzärzte, der medizi- nischen Fachangestellten sowie sektorenübergreifend auch in Zu- sammenarbeit mit anderen Leis- tungserbringern (zum Beispiel Krankenhäusern, Pflegeheimen und -diensten, Apotheken) durch- geführt. Die teilnehmenden Ärzte erhalten für die im Rahmen des Projekts erbrachten Leistungen eine Vergütung aus dem Innova- tionsfonds.

Evaluation

Die Evaluation erfolgt über das

(19)

ARena startet ab Oktober 2017 in über 400 Arzt- praxen in Bayern und Nordrhein- Westfalen. Die Abrechnung erfolgt über die KVB.

Institut für Medizinische Biometrie und Informatik (IMBI) in Heidelberg.

Ziel der Auswertungen ist eine un- abhängige, wissenschaftlich valide und differenzierte Information der gesundheitspolitischen Entschei- dungsträger und der wissenschaft- lichen Fachöffentlichkeit hinsicht- lich der Wirksamkeit der unter- suchten Interventionen im Vergleich zur Regelversorgung (ohne Inter- vention). Die Ergebnisse werden auch in Bezug auf etablierte Indika- toren zum Antibiotikaeinsatz bei bestimmten Infektionserkrankun- gen (ESAC-Net: European Surveil- lance of Antibiotic Consumption) mithilfe pseudonymisierter GKV- Routinedaten gemessen.

Ebenso werden die Wahrnehmun- gen von Ärzten und Praxispersonal (zum Beispiel Zeitinvestition, Ergeb- nisse der Kommunikation mit dem Patienten) in Bezug auf ARena er- fragt und relevante Entwicklungen im Gesundheitssystem während der Projektlaufzeit dokumentiert.

Dafür werden Stichproben von Ärzten und Medizinischen Fach-

angestellten sowie Vertreter von verschiedenen Interessensgruppen leitfadengestützt interviewt. Außer- dem werden nach der Intervention alle teilnehmenden Ärzte schrift- lich befragt. Weiterhin sind ärztli- che Fokusgruppen vorgesehen, um den Projektverlauf zu reflektieren und für auftretende Barrieren Lösungen zu erarbeiten. Die im Rahmen dieser Implementierungs- unterstützung gewonnenen Erkennt- nisse fließen in die Prozessevalua- tion ein und unterstützen die Inter- pretation der Ergebnisse. ARena wird insgesamt drei Jahren durch den Innovationsfonds gefördert.

Das Projekt startete im Januar 2017 und läuft bis Ende 2019.

Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Die für ARena notwendigen Vor- arbeiten – wie die Entwicklung des Informations- und Kommunika- tionstrainings, die Entwürfe der Informationsmaterialien für Ärzte, Praxispersonal und Patienten, die Rekrutierung und Schulung der

Teilnehmer aus den Praxen sowie die Planung der Öffentlichkeits- kampagnen – laufen schon seit Anfang Januar 2017. Zum vierten Quartal 2017, wenn mit besonders vielen Erkrankten mit viralen Erkäl- tungssymptomen zu rechnen ist, starten die eigentlichen Interventi- onen in den einzelnen Arztnetzen.

Vor der Interventionsphase steht die Absolvierung der Online-Fort- bildung zur Arzt-Patienten-Kom- munikation, die auch in diesem Projekt eine initiale Voraussetzung darstellt und die teilnehmenden Ärzte und Praxismitarbeiter auf die Umsetzung der geplanten Maß- nahmen vorbereitet. Ab 1. Okto- ber 2017 startet der Praxisbetrieb, in dem die Ärzte die projektspezi- fischen Interventionen anwenden und ihre Leistungen über die KVB abrechnen können. Die Interventi- onsphase endet nach insgesamt sieben Quartalen am 30. Juni 2019.

Anja Schneider (KVB)

Quelle: © GfK GeoMarketing GmbH, Karte erstellt mit RegioGraph, www.gfk-geomarketing.de Überblick der am Projekt ARena teilnehmenden Arztnetze

(20)

Herr Professor Altiner, wo steht Deutschland im internationalen Vergleich bei der Verordnung von Antibiotika und bei welchen Infektionskrankheiten werden Antibiotika häufig eingesetzt?

Deutschland ist im internationalen Vergleich kein Hochverordnungs- land für Antibiotika, sondern be- wegt sich im unteren Drittel der Industriestaaten. Bei uns werden die Medikamente jedoch relativ früh und als Breitspektrumantibio- tika eingesetzt. Die häufigste Indi- kation sind Atemwegsinfekte, dann erst folgen mit großem Abstand Harnwegsinfektionen. Antibiotika werden weltweit in der Human- medizin, aber auch in der Tiermast eingesetzt. Ähnlich wie beim glo- balen Klimawandel sind die Folgen

Verordnungsdruck bei Antibiotika im Bereich Atemwegsinfektionen kennen viele Ärzte. Es entsteht Stress für Patient und Arzt. Eine gemeinsame Entscheidungs- findung führt dagegen – so Studienergebnisse der Universität Rostock – sehr häufig zu weniger Verschreibungen. Professor Dr. med. Attila Altiner, Direktor des dortigen Instituts für Allgemeinmedizin, erklärt im Interview, warum das so ist.

„DIE ERWARTUNG DER PATIENTEN IST OFT GANZ ANDERS“

des Einsatzes aber nicht regional beschränkt. Das heißt, der Selek- tionsdruck auf die Erreger und die dadurch entstehenden Resistenzen betreffen uns alle. Deshalb sind wir meiner Meinung nach zu einem

verantwortungsvollen Umgang mit diesen Medikamenten, die hoch- wirksam sind und die letztendlich Leben retten können, verpflichtet.

Die Arzt-Patienten-Kommunika- tion im Zusammenhang mit Anti- biotika ist ein Schwerpunkt Ihrer universitären Forschungsarbeit.

Welche Rolle spielt dabei die so- genannte „gemeinsame Entschei- dungsfindung“?

Seit Ende der achtziger Jahre gab es für Ärzte vermehrt wissens-

basierte Fortbildungen zu Antibio- tika und der Notwendigkeit, sie nur dann zu verordnen, wenn es wirk- lich sinnvoll erscheint. Das Ver- ordnungsverhalten änderte sich allerdings kaum. Es lag nahe, den Blick von der rein rationalen medi- zinischen Seite auf das Arzt-Patien- ten-Gespräch zu lenken, wie es täglich millionenfach in Deutsch- lands Praxen stattfindet. Unsere Forschungen haben ergeben, dass die Ärzte die Erwartungshaltung ihrer Patienten bezüglich einer An- tibiotikaverordnung – insbesonde- re bei Atemwegsinfekten – regel- mäßig überschätzen. Zweifellos ist es so, dass sich die Patienten um ihre Gesundheit sorgen, unter Stress stehen und diesen Druck dem Arzt auch so kommunizieren.

Dass der Arzt hier einen Konflikt vermeiden will, ist nachvollziehbar und vollkommen berechtigt. Viele Kollegen – so unsere Untersuchung – fühlen sich dann durch eine Ver- ordnung auf der „sicheren“ Seite.

Wir haben allerdings auch festge- stellt, dass zwei Drittel der Patien- ten tatsächlich keine Verordnung von Antibiotika wünschen, wenn die Erwartung der Patienten durch den Arzt ergebnisoffen exploriert wird. Die „gemeinsame Entschei- dungsfindung“ von Arzt und Patient kann also allein schon zu einer enormen Reduktion von Verord- nungen führen. Das Modellprojekt Attila Altiner ist

seit 2009 Direk- tor des Instituts für Allgemein- medizin der Universität Rostock. Seine Forschungs- schwerpunkte liegen unter an- derem in der Arzt-Patienten- Kommunikation und der rationa-

len Pharmako- therapie.

(21)

Bis zu 700 Tonnen Antibiotika werden in der Humanmedizin bundesweit pro Jahr eingesetzt. 85 Prozent davon verordnen die niedergelassenen Ärzte, wobei besonders der Verbrauch von Cephalosporin Sorgen macht. Die Folge: Selek- tionsvorteile für multiresistente Erreger – die Wirksamkeit der Antibiotika ist in Gefahr. Der Innovationsfonds fördert Projekte, die sich dieser Problematik annehmen: RESIST und ARena.

ANTIBIOTIKA: EIN KOSTBARES GUT VOR MRSA UND Co. SCHÜTZEN!

D

er aktuelle Bericht über den Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Resis- tenzen in Deutschland – GERMAP – nennt für das Jahr 2014 in der Humanmedizin insgesamt 45 Mil- lionen Verordnungen von Antibio- tika mit 448 Millionen Tagesdosen (DDD). Als Einzelwirkstoff wird Amoxicillin (85 Millionen DDD) am häufigsten verordnet, gefolgt von Cefuroxim (55 Millionen DDD). Den stärksten Anstieg in den letzten zehn Jahren als Einzelsubstanz hatte Cefuroximaxetil als Zweitgenera- tions-Oralcephalosporin, obwohl es in keiner deutschen Behandlungs- leitlinie das Mittel der ersten Wahl ist. Im Vergleich zu anderen euro- päischen Ländern liegt Deutsch- land mit einer ambulanten Verord- nungsdichte von unter 16 DDD Ge-

samt-Antibiotika pro 1.000 GKV- Versicherten und Tag im unteren Drittel. Die Niederlande sind mit weniger als elf DDD am besten [1].

Zi-Versorgungsatlas

Das Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung in Deutsch- land (Zi) berichtet im Portal Ver- sorgungsatlas ebenfalls über den Antibiotikaeinsatz in der ambulan- ten Versorgung [2]. Für den Zeit- raum 2008 bis 2014 ergaben die Auswertungen folgende Resultate (siehe auch Abbildung 1):

„ Die Antibiotikaverordnungs- dichte ist quantitativ weitgehend unverändert (Altersgruppen über 14 Jahren).

„ Bei den unter 15-Jährigen zeigt sich bundesweit ein statistisch

signifikanter Rückgang (- 6,7 Prozent jährlich).

„ Es gibt deutliche regionale Un- terschiede im Verordnungsver- halten: In den alten Bundeslän- dern, insbesondere im Westen und Südwesten, kommen mehr Antibiotika als in den neuen Ländern zum Einsatz.

„ Cephalosporine: signifikanter Anstieg der Verordnungsdichte bundesweit (+ 7,6 Prozent jähr- lich).

„ Fluorchinolone: signifikanter Rückgang bei den über 70-Jäh- rigen in 13 Bundesländern, über alle Altersgruppen ausgewertet bundesweit aber nur leicht rück- läufiger Trend.

„ Antibiotikaverordnung bei einzel- nen Infektionsarten: Insbeson- dere bei Infektionen der oberen RESIST liefert hierzu ein schlüssi-

ges Konzept. Für den Patienten ist unter anderem die Klärung wichtig, was zu tun ist, wenn die Symptome nicht abklingen.

Wir haben darüber hinaus auch Instrumente wie die verzögerte Verordnung untersucht. Hier be- kommt der Patient ein Rezept mit dem Hinweis, es nur dann einzulö-

sen, wenn sich nach einem Tag sein Gesundheitszustand nicht gebes- sert hat. Das sogenannte „Infozept“

hingegen – also eine verständliche Information beispielsweise zu einer Atemwegserkrankung – greift das Ritual einer Verschreibung auf und lässt den Patienten dadurch nicht mit leeren Händen aus der Praxis gehen. Diese Zuwendungsgeste kann individuell sinnvoll sein und

wird in den untersuchten Praxen ganz unterschiedlich gehandhabt.

Einige sind davon sehr überzeugt, andere setzen sie nur gelegentlich als Add-on ein.

Herr Professor Altiner, vielen Dank für das Gespräch!

Interview Markus Kreikle (KVB)

(22)

cher Rückgang (2010 bis 2014);

im Bundesdurchschnitt bei Atem- wegsinfektionen inklusive Bron- chitis erhielten 30,6 Prozent al- ler Patienten Antibiotika (2009).

„ Europäische Qualitätsindikato- ren für Antibiotikaverordnung bei Atemwegsinfektionen inklu- sive Bronchitis: maximal 30 Pro- zent, bundesweite Spanne: 22 bis 38 Prozent; Fluorchinolon- Verordnung: maximal fünf Pro- zent, bundesweite Spanne: sechs bis knapp 15 Prozent. Bayern liegt hier jeweils im Mittelfeld.

Fazit aus diesen Daten: Erfreulich ist der Rückgang der Antibiotika- verordnungen bei Kindern und Ju- gendlichen. Bei der großen Gruppe der Erwachsenen sieht man aber keine große Veränderung.

Der in allen Bundesländern ausge- prägte Verordnungsanstieg bei den Cephalosporinen erfordert beson- dere Aufmerksamkeit hinsichtlich der Resistenzentwicklung und mög- licher Clostridium difficile-Erkran- kungen. Der rückläufige Verord- nungstrend für Fluorchinolone bei älteren Patienten ist auch in dieser Hinsicht positiv zu beurteilen. Eine

geren Erwachsenen anzustreben, um diese Wirkstoffe als Reserve- Antibiotika für schwere und lebens- bedrohliche Infektionserkrankun- gen zu erhalten.

Auswirkung auf Resistenzen Vor allem Cephalosporine der zweiten und dritten Generation so- wie Fluorchinolone sind als Breit- spektrum-Antibiotika auch beson- ders relevant für die Selektion von Problemerregern wie MRSA und die multiresistenten Gram-negati- ven Bakterien, insbesondere bei Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, aber auch bei ande- ren Enterobakterien, Acinetobac- ter und Pseudomonaden. Gerade die Gruppe der 3MRGN [3] profi- tiert vom Selektionsvorteil beim Einsatz von Antibiotika dieser Wirk- stoffgruppen in der Human- wie in der Veterinärmedizin. 3MRGN und 4MRGN (zusätzliche Resistenz ge- gen Carbapeneme) nehmen global, aber auch in Deutschland in den letzten Jahren stark zu. Bei Infek- tionserkrankungen durch diese Erreger sind die Möglichkeiten für eine wirksame Antibiotikatherapie nur noch begrenzt.

Im Rahmen dieser Innovationsfonds- Projekte (siehe auch Seiten 16 bis 19) sollen diverse Instrumente zur Optimierung des Verordnungsver- haltens in der vertragsärztlichen Versorgung bei häufigen Infektions- arten wissenschaftlich evaluiert werden. Leitfäden zur rationalen Antibiotikatherapie [4] werden da- bei zur wissensbasierten Fortbil- dung der Ärzte eingesetzt. Die Kommunikation zwischen Patien- ten und Arzt beziehungsweise Me- dizinischen Fachangestellten zu einer Behandlung mit oder ohne Antibiotika nimmt großen Raum ein. Durch Öffentlichkeitsarbeit soll allgemeines Wissen zu den Themen Antibiotika und Resisten- zen vermittelt werden. Die beiden Projekte weisen bei Inhalten, Um- fang und den angewandten Strate- gien wesentliche Unterschiede auf.

Sie haben als Gemeinsamkeit aber beide das Ziel, die ambulant täti- gen Ärzte bei der oft nicht einfa- chen Entscheidung für oder gegen eine Antibiotikatherapie zu unter- stützen.

Dr. med. Lutz Bader (KVB)

Definierte Cephalosporin-Tagesdosen (DDD) pro 1.000 GKV-Versicherte zwischen 15 und 69 Jahren nach Bundesländern

< 400 400 bis < 600 600 bis < 800 800 bis < 1.000 1.000 und mehr

Definierte Fluorchinolon-Tagesdosen (DDD) pro 1.000 GKV-Versicherte, die 70 Jahre und älter sind, nach Bundesländern

< 900 900 bis < 1.000 1.000 bis < 1.100 1.100 bis < 1.200 1.200 und mehr

2008 2014 2008 2014

Abbildung 1 Quelle: Bätzing-Feigenbaum J, Schulz M, Schulz M, Hering R, Kern WV: Antibiotikaverordnung in der ambulanten Versorgung.

Dtsch Ärztebl Int 2016; 113: 454–9. DOI: 10.3238/ärztebl.2016.0454 und versorgungsatlas.de, Newsletter 2/2016 Das Literatur-

verzeichnis zu diesem Artikel finden Sie unter www.kvb.de in der Rubrik Service/

Mitglieder-Infor- mationen/

KVB FORUM/

Literaturver- zeichnis.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn selbst die Forderung nach Arbeit ohne Lohn keinen wahrnehmba- ren Aufruhr in einer Lohnarbeitsgesellschaft provoziert, drängt sich die Frage auf, ob die

Die registrierte Verlustrate für In- jektate und Boli lag unter 0,3 %, jedoch muss hierbei angemerkt werden, dass drei von ins- gesamt 8 700 mit einem Bolus gekennzeich- neten

In the German part project trained staff marked a total 44388 cattle of different breeds with injection transponder, bolus or electronic earmark (table 1) on 285

La Section de la PBC entretient également des liens étroits avec la Commission suisse de l'Unesco, le Comité international de la CroixRouge CICR, des organisations non

N icht nur aufseiten der Ärzte, sondern auch bei Patien- ten und in einer möglichst breiten Öffentlichkeit will ARena durch Einsatz verschiedener Medien (unter anderem auch

(3) Weiß der Behandelnde, dass eine vollständige Übernahme der Behand- lungskosten durch einen Dritten nicht gesichert ist oder ergeben sich nach den Umständen hierfür hinrei-

Eine Metaana- lyse errechnet aktuell für Kinder ab zwei Jahre, für die der Lebendimpf- stoff zugelassen ist, in Bezug auf die Gesamtrate der akuten Mittelohrent- zündungen

Das Forum steht selbstverständlich für alle An ­ regungen und Probleme offen, die sich im Berufsalltag bei jungen Ärzten