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Frommelt, Christian (2014): Neue Koordinaten für Brüssel, Bern und Vaduz. Gastkommentar. Wirtschaft Regional, 22.3.2014.

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Wirtschaft Regional 22/03/2014

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K O M M E N TA R

BANKER, GRÜSS MIR DIE SONNE

Im Ostengeht die Sonne auf, im Süden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen. Für die einen klingt dies wie eine Eselsbrücke, um den vermeint - lichen Weg des leuchtenden Mit- telpunkts unseres Sternensys- tems über das Firmament der Erde in Kinderhirne zu dichten.

Für andere ist dies eine Kurzbe- schreibung der veränderten geo- grafischen Ausrichtung vieler Banken und anderer Finanz- marktteilnehmer in der Schweiz und in Liechtenstein. Zumindest ist es das im Groben, mit sehr viel Fantasie angereichert und bezogen auf die tatsächlichen Himmelsrichtungen nicht ein- hundertprozentig korrekt – also annähernd plausibel.

Es ist tatsächlichder Osten, von Russland über China bis Arabien und wieder zurück, der in näherer Zukunft die guten Geschäfte verspricht. Dort ist das Licht am Ende des Tunnels, der Silberstreif am Horizont, die Wärme, nach der sich die Her- zen der Finanzintermediäre seh- nen – dort geht sie eben auf, die geliebte Sonne, unter der viele wohlhabende Kunden ihrer Be- treuung harren.

Etwas unsteterscheinen die Ge- schäftsmöglichkeiten hingegen in den diversen Südens der Welt zu sein, also von Brasilien über Italien bis Indien. Diese Märkte sind gross, aber eben nicht ganz so attraktiv wie die im Osten.

Keiner will die dortigen Mög- lichkeiten so richtig ignorieren – aber die Erfahrungen, bisweilen auch die fehlenden Erfahrungen, in diesen Gebieten scheinen oft- mals eher hemmend als lockend zu sein. Also lässt man dem dor- tigen Geschäft eben seinen Lauf.

Im Westen– an dieser Stelle wird die geografische Korrekt- heit zumindest teilweise geop- fert –, also von den USA über Frankreich bis Deutschland, lässt das Feuer der Kunden-Ak- quisition doch deutlich nach.

Dort, wo dereinst das beste Ge- schäft zu machen war, herrscht eher anlagetechnische Unter- gangsstimmung. Regulatorisch eingebremst, medial kritisch be- äugt – also fast schon gruselig – haben diese Märkte in den ver- gangenen Jahren viel an Attrak- tivität für die holden Finanz- platzakteure verloren.

Tja, bleibt derNorden – von der Arktis über Island zu den Färöern – der ist zu dünn besie- delt, um intensiv beackert zu werden. Im Dunkeln existieren Einzelne, nicht viele – womit sie erst recht wächst, die Sehnsucht nach dem Sonnenaufgang.

ckoutecky@medienhaus.li

DIE ZWEITE

WIRTSCHAFT REGIONAL| SAMSTAG, 22. MÄRZ 2014

2

2sic an den

«Collaboration Days»

Zürich/Buchs. –Am 2. und 3. April finden die «Collaboration Days» in Zürich statt. Die wichtigste Schweizer Konferenz rund um das Thema «SharePoint» richtet sich an alle Anwender von Microsoft SharePoint: Egal ob Manager, Entwickler oder Controller, Mitar- beiter im Marketing, in der Logistik oder in der Finanzenabteilung. Die

«Collaboration Days» sind ein Pflichttermin für alle, die beruflich mit «SharePoint» zu tun haben.

Schweizer Experten und langjähri- ge Anwender präsentieren eine Fülle an technologischen Neuhei- ten und spannende Erfahrungsbe- richte. Als regionaler Vertreter ist das Unternehmen 2sic Internet So- lutions vor Ort. Der erste Share- Point-2013-Provider der Schweiz und Liechtenstein ist Premium- sponsor der Veranstaltung. Daniel Mettler, Inhaber und Geschäftsfüh- rer von 2sic, ist zudem Referent:

«Mit SharePoint lässt sich die Ar- beit im Team viel effizienter gestal- ten. Es gibt aber typische Unter- nehmensfehler, die bei der Einfüh- rung gemacht werden. Wie diese vermieden werden, werden wir an der Veranstaltung aufzeigen.» (pd) Infos unter www.collaborationdays.ch

Von Christian Frommelt*

«Liechtenstein distanziertsich von der Schweiz» titelte die NZZ kürz- lich. Die Meldung bezog sich nicht auf die politischen Beziehungen der beiden Nachbarstaaten, son- dern auf GPS-Vermessungsdaten.

Während Liechtenstein lediglich seine geografischen Grenzen neu vermisst, ist die Schweiz nach dem Ja zur Masseneinwanderungsini- tiative gezwungen, ihre Koordina- ten in Europa neu zu bestimmen.

Sechs Wochen nachdem wohl wichtigsten Entscheid des Schwei- zer Stimmvolks der vergangenen Jahre ist weiterhin unklar, wie die Schweiz die Initiative umsetzt, beziehungsweise ob diese über- haupt umgesetzt wird. Bei der Suche nach Umsetzungsmöglich- keiten hat die Schweiz auch die liechtensteinische Sonderlösung im Blick. Diese ermöglicht es trotz des im Europäischen Wirtschafts- raum (EWR) geltenden freien Personenverkehrs, die Zuwande- rung zu kontingentieren.

Bei allem Stolzauf das gut funktio- nierende Bewilligungsregime will in Liechtenstein dennoch keine Freude über das plötzliche Interes- se aufkommen. Zu gross sind die Sorgen über die Auswirkungen, welche eine konsequente Umset- zung der Masseneinwanderungsini- tiative für Liechtenstein haben könnte. Im Zentrum steht die Fra- ge, inwieweit es EWR-Staatsange-

hörigen weiterhin möglich sein wird, in der Schweiz Wohnsitz zu nehmen und in Liechtenstein zu ar- beiten. Durch das Freizügigkeitsab- kommen zwischen der Schweiz und der EU wurde diese Form der Rekrutierung von Arbeitskräften stark erleichtert. Genau dieses Ab- kommen soll nun neu verhandelt werden, wobei die Schweiz kaum an die Bedürfnisse der liechtenstei- nischen Wirtschaft denken wird.

Die Sistierung derAbkommen über die Teilnahme der Schweiz an den EU-Programmen Erasmus+

und Horizon 2020 verdeutlicht zu- dem, dass sich die Auswirkungen des Schweizer Volksentscheids nicht auf das Freizügigkeitsabkom- men beschränken. Entsprechend reichen die Szenarien über die Konsequenzen der Masseneinwan- derungsinitiative für Liechtenstein weit über die beschriebenen Re- krutierungsprobleme des Arbeits- markts hinaus.

Liechtenstein ist inverschiedene Abkommen zwischen der Schweiz und der EU eingebunden, welche wiederum an das Freizügigkeitsab- kommen gekoppelt sind. Ein Bei- spiel ist das Zusatzabkommen zum Landwirtschaftsabkommen zwi- schen der Schweiz und der EU.

Würde das Freizügigkeitsabkom- men tatsächlich gekündigt, könnte dies somit auch Auswirkungen auf das Lebensmittelrecht oder das Ve- terinärwesen in Liechtenstein ha- ben. Aufgrund der EWR-Mitglied- schaft würde ein solcher Bruch in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU zwar nicht unmittelbar zu Einschränkungen des Marktzugangs führen, die be- troffenen Amtsstellen der liechten- steinischen Landesverwaltung wä- ren aber mit einem beträchtlichen Mehraufwand konfrontiert.

Die Masseneinwanderungsinitiative könnte schliesslich dazu führen, dass die EU verstärkt Druck auf die liechtensteinische Zuwande- rungspolitik ausübt. Liechtenstein ist gegenwärtig der einzige EWR- Staat, der über eine so weitreichen- de Einschränkung des freien Perso- nenverkehrs verfügt. Trotz einer schrittweisen Konsolidierung ist die liechtensteinische Sonderlösung noch immer ein Übergangsregime, dessen Erhalt sich aus europapoli - tischer Sicht auch vor dem Hinter- grund des kleinen Siedlungsraums und hohen Ausländeranteils Liech- tensteins wohl nicht dauerhaft rechtfertigen lässt.

Das Beispiel Liechtensteinzeigt, dass die EU durchaus Hand zu fle- xiblen Integrationslösungen bietet.

Diese Flexibilität ist allerdings stets an gewisse Bedingungen geknüpft und würde im Falle der Schweiz auch ein Zeichen der Integrations- bereitschaft voraussetzen. Somit dominiert derzeit bei allen invol- vierten Akteuren die Ungewissheit.

Mit Blick auf Liechtenstein lassen sich aber Rückschlüsse ziehen: Die Doppelmitgliedschaft im EWR und in der Zollunion mit der Schweiz droht zunehmend, ungemütlich zu werden. Neben die Auseinanderset- zung über konkrete Sachfragen wie die des Zahlungsverkehrs ist seit dem 9. Februar auch eine strategi- sche Unsicherheit getreten. Ferner zeigt das Abstimmungsresultat, wie stark der Populismus die europapo- litische Debatte dominiert. Umso mehr ist die Politik gefordert, einen sachlichen Diskurs über die Vor- und Nachteile des Integrationspro- zesses und insbesondere des freien Personenverkehrs zu führen.

Die Distanz zwischenVaduz und Bern hat sich diese Woche offiziell um einen halben Meter vergrössert. Sorgen machen muss sich Liechtenstein aber vor allem um die wachsende Distanz zwischen Bern und Brüssel.

Neue Koordinaten für Brüssel, Bern und Vaduz

M E I N U N G E N

I M P R E S S U M

Herausgeber:Vaduzer Medienhaus AG Geschäftsführer:Hugo Quaderer

Redaktionsleitung:Patrick Stahl.

Redaktion:Christian Koutecky, Stefan Lenherr.

Redaktions-Assistenz:Denise Negele.

Foto-Journalisten: Daniel Ospelt, Daniel Schwen dener, Elma Korac.

Marketing/Verkauf: Patrick Flammer (Leiter), Nicole Moschen (Innendienst).

Abonnenten-Dienst: Esther Matt.

Druck:SOPAG, 9469 Haag.

Adressen

Verlag:Vaduzer Medienhaus AG, Lova Center, Postfach 884, 9490 Vaduz, Tel. +423 236 16 16, Fax +423 236 16 17.

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«Keine Freude über das Interesse»

Von Christian A. Koutecky

Messe- und Eventkalender 2014

22.03. Veranstaltung

STUDIENINFORMATIONSTAG AM NTB CAMPUS BUCHS NTB, Buchs

www.ntb.ch

26.03. Veranstaltung STEUERABKOMMEN ZWISCHEN AT UND FL Hotel Meierhof, Triesen www.icqm.li

27.03. Tagung UNTERNEHMERTAG LIECHTENSTEIN Universität, Vaduz www.unternehmertag.li

29.03. Tagung

SPIRITUALITÄT KÜSST WIRTSCHAFT

Langensandstrasse 74, Luzern www.bernardi.li

Der Messe- und Eventkalender rund um die Themen Wirtschaft, KMU-Gewerbe, Informatik und Personalmanagement. Jede Woche in «Wirtschaft regional».

Haben auch Sie als Unternehmen oder Organisation eine interessante Veranstaltung? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf: Per Telefon +423 236 16 82 oder per E-Mail an redaktion@wirtschaftregional.li

01.04. Veranstaltung STELLENBÖRSETAG AN DER NTB BUCHS NTB, Buchs

www.ntb.ch

02.04. Symposium FÜNF JAHRE NEUES STIFTUNGSRECHT Universität, Vaduz www.uni.li

03. bis 06.04. Messe VORARLBERGER

FRÜHLINGSAUSSTELLUNG Messeareal, Dornbirn www.messedornbirn.at

09.04. CQT-Seminar STEUERRECHT BEI JURISTISCHEN PERSONEN Mehrzweckgebäude, Eschen www.cqt.li

09. bis 13.04. Messe

OSTSCHWEIZER FRÜHLINGS- UND TRENDMESSE

Olma-Messen, St. Gallen www.olma-messen.ch

15.04. Veranstaltung LIECHTENSTEIN TRUST CONFERENCE Uni Liechtenstein, Vaduz www.uni.li

06.05. Veranstaltung LIECHTENSTEINER INTERNETTAG Vaduzer Saal, Vaduz www.internettag.li

08.05. Veranstaltung LIECHTENSTEINER SORGFALTSPFLICHTTAG Vaduzer Saal, Vaduz www.icqm.li

12.05. Tagung BUSINESSTAG FÜR FRAUEN Vaduzer Saal, Vaduz www.businesstag.li

13. bis 14.05. Veranstaltung HP INVENT

2014 Trafo, Baden www.messedornbirn.at

22. bis 23.05. Messe NACHHALTIGE PRODUKTION UND NUTZUNG VON ENERGIE Olma-Messen, St. Gallen www.olma-messen.ch

26.05. Veranstaltung PREISVERLEIHUNG

BUSINESSPLAN-WETTBEWERB Uni Liechtenstein, Vaduz www.uni.li

*Christian Frommelt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Liechtenstein-Institut.

Referenzen

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