• Keine Ergebnisse gefunden

Joseph Grailich.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "Joseph Grailich."

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)
(2)

Zur Erinnerung

an

J o s e p h G r a i l i c h .

Als vor dreissig Jahren ein frischer Geist sich in Oesterreich zu regen begann und die ersten Anfänge von freien Vereinigungen auf wissenschaftlichem Ge- biete entstanden, war es ein junger aufstrebender Ge- lehrter, der seine Alters- und Studiengenossen um sich scharte, zunächst um in völlig freien Zusammenkünften sich gegenseitig die neuesten Ergebnisse der Wissen- schaften auf kürzestem Wege mitzutheilen und so sich gegenseitig in dem Studium der Naturwissenschaften zu fördern. Dieser junge Gelehrte, allen, die ihn per- sönlichkannten, unvergesslich, war Joseph Grailich.

Durch seinen Feuereifer verstand er alle Schwierig-

keiten zu besiegen, fortwährend zu netien Studien und

Forschungen anzuregen, den Kreis der Theilnehmer

an den wissenschaftlichen Mittheilungen zuvergrössern

und zu erhalten und der damals noch namenlosen Ver-

einigung zuerst den mächtigen Schutz und die gast-

lichen Bäume der k. k. geologischen Beichsanstalt

(1855), später (seit 1857) der kaiserl. Akademie der

Wissenschaften zu verschaffen. Bald zogen die Vorträge

einen grösseren Kreis von Zuhörern an, so dass die

vorhandenen Bäume für die Vorträge als unzureichend

erschienen und man genöthigt war, die ursprünglich

völlig freie Vereinigung der Vortragenden in die Form

(3)

— VI —

eines gesetzlich genehmigten Vereines umzuwandeln.

Nicht mit Unrecht betrachten wir daher J o s e p h Grai- lich als den eigentlichen geistigen Begründer des

„Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien", obgleich ein neidisches Geschick ihm nicht mehr gestattete, die im Herbste 1860 erfolgte factische Constituirung und die erst im März 1861 herabgelangte behördliche Genehmigung des Vereines selbst zu erleben. In dankbarer Erinnerung an seine Verdienste in der ersten Periode unseres Vereines haben wir den 25. Jahrgang der Vereinsschriften mit dem Bilde des Verewigten geschmückt.

Wilhelm Joseph Grailich war zu Pressburg am 16. Februar 1829 geboren. Sein Vater war Professor der Philologie am evangelischen Lyceum zu Pressburg.

Seine Studien vollendete er am k. k. polytechnischen Institute in Wien. Kaum 23 Jahre alt, veröffentlichte er seine ersten bahnbrechenden Arbeiten auf dem Ge- biete der Krystallphysik, das er als Lebensaufgabe betrachtete und wissenschaftlich begründete und be- herrschte. Hiedurch gewann er die Unterstützung der hervorragendsten Gelehrten, insbesonders eines v. Et- tingshausen, Haidinger und Schroetter. An Kenngott's Stelle erhielt Grailich, nachdem er sich im März 1855 als Privatdozent habilitirte, die Custos-Adjunctenstelle am k. k. Hof-Mineraliencabinet und wurde dreiviertel Jahre später (1856) zum ausserordentlichen Professor der höheren Physik an der Wiener Hochschule ernannt.

Die königl. Akademie der Wissenschaften in München

(4)

— VII —

wählte ihn 1857 und die kaiserl. Akademie der Wissen- schaften in Wien 1859 zum correspondirenden Mit- glied. Allein schon am 13. September 1859 machte ein Leiden, dessen Spuren sich schon früher zeitweilig offen- barten, seinem hoffnungsvollen, bereits von den schön- sten Erfolgen gekrönten Leben ein frühzeitiges Ende.

Es ist hier nicht der Ort, die wissenschaftlichen Verdienste Grailich's und insbesondere seine zahl- reichen Publicationen auf dem Gebiete der Krystall- physik näher zu würdigen. Sein reger vielseitiger Geist, gepaart mit einer ungewöhnlichen Arbeitskraft, Hess ihn sich vielfach als Anreger, Lehrer und Schrift- steller an den Bestrebungen seiner Zeit bethätigen. So stand er auch obenan als Vorkämpfer für die Beibe- haltung des naturwissenschaftlichen Unterrichtes an den österreichischen Gymnasien und zahlreiche Auf- sätze in der „Wiener Zeitung" geben von seiner Viel- seitigkeit sprechende Beweise. Er besass aber nicht nur eine unverwüstliche Geisteskraft, eine höchst glück- liche Beobachtungs- und Erfindungsgabe, eine seltene Leichtigkeit im Kalkül, im Ausdruck und in den Spra- chen. Was ihn seinen Freunden und den Personen, die ihm näher standen, besonders lieb und unvergesslich macht, war sein offenes, ansprechendes Wesen und sein frisches, heiteres, oft wahrhaft poetisches Gemüth.

Die glücklichsten Familienbande knüpften ihn seit Oc-

tober 1857 an Caroline von E t tings haus en,welchem

Bunde eine Tochter entsprang, die jetzt an den Badearzt

Dr. Abeles in Karlsbad verheiratet ist.

(5)

— VIII —

Der frühzeitige Tod Grailich's erregte die allge- meine Theilnahme in den weitesten Kreisen und viele höchst ehrenvolle Nachrufe geben hievon Zeugniss. So brachte die „Wiener Zeitung" vorn 17. September 1859 einen warmempfundenen Nachruf (von Prof. C. P e t e r s).

Eine ausführliche biographische Skizze lieferte Professor Albert Fuchs in den Verhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Pressburg (IV. Jahrgang Sitzungsbe- richte); die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien und die in München ehrten ihr Mitglied durch einen Nachruf. In der ersten Plenarversammlung unseres Vereines feierte Prof. Eduard Suess sein Andenken.

Poggendorff's Biographisch-literarisches Handwör- terbuch, W u r z b a c h ' s Bibliographisch-statistische Uebersicht der Literatur des österreichischen Kaiser- staates und dessen Biographisches Lexikon des Kaiser- thums Oesterreich, das literarische Centralblatt von Z a r n k e , die „Presse" vom 16. September 1859 brachten biographische Nachrichten. Ein photo-litho- graphisches Porträt, von Prof. Schenk und R. Gaup- mann in der Staatsdruckerei ausgeführt, erschien als Widmung seiner dankbaren Schüler und enthält als Motto mit der Handschrift Grailich's den Ausspruch:

„Nur die allseitige Erforschung der Krystalle kann die Grundlagen einer künftigen Moleculartheorie schaffen."

Das den Vereinsschriften beigegebene Porträt ist nach zwei im Besitze der Frau Caroline Grailich-Ettings- hausen befindlichen Photographien angefertigt.

Dr. A. Pokorny.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Und so berichten wir in unserer Jubiläumsausgabe vor allem über Menschen, solche, die längst gestorben sind, und solche, die unter uns leben, und über ihr Engagement für

Wenn sich die Lebensbedin- gungen der Menschen nicht deutlich verbessern, werden die Gewalt, der Extremismus und der Abwanderungsdruck in der Region nicht verschwinden. Das ist,

Aussteiger/innen für den Kanton Bern vergleichbar sind: Welche Massnahmen zur Verbesserung der Situation der Berufseinsteiger/innen sind vom Regierungsrat

Wenn das Interesse da ist und sich vor allem auch Men- schen finden, die bereit sind, diese Beete zu pflegen, haben wir auch schon die Zusage der TU Graz, dass

Ein Wanderer muss viel ertragen. Ob Sturm, Regen oder Sonnenschein, Wichtig ist nur, alle kommen gesund wieder heim. Zum Abschluss des Abends in March gab es noch ein Glas

Für die Diskussion in den Gewerkschaften war das Programm von 1983 wichtig, da es aufzeigen konnte, dass Beschäftigungssicherung und eine ökologische, nachhaltige Entwicklung

 Über 20.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht wurden während des Zweiten Weltkriegs durch deutsche Militärgerichte zum Tode verurteilt und hingerichtet.... Alltag abseits

 Über 20.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht wurden während des Zweiten Weltkriegs durch deutsche Militärgerichte zum Tode verurteilt und hingerichtet.... Alltag abseits