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David Willimzig

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(1)

Dreiecksgeometrie

David Willimzig

27. März 2014

(2)

1 Rund ums Dreieck

1 Von Längen und Flächen

Bezeichungen. Gegeben sei ein Dreieck ABC mit Seitenlängen a,b,c. Wir schreiben s für den Halb- umfang von ∆ABC und F für seine Fläche. Mit la,lb,lc und ma,mb,mc seien schließlich die Längen der Winkelhalbierenden und Seitenhalbierenden des Dreiecks gemeint.

Lemma 1.1. Der Fußpunkt der Höhe auf die Seite BC sei L, dann gilt LC= |a2+b2−c2|

2a .

B C B C

A A

L L

Beweis. Setzeu=LC. Wir haben zwei Fälle.

Fall 1: Es gilt B,C≤90. Nach Pythagoras ist dann AL2=b2−u2=c2−(a−u)2, also b2−u2= c2−a2+2au−u2⇒u= a2+b2a2−c2 und wegena2+b2≥c2ist die rechte Seite bereits≥0.

Fall 2: Es ist o.B.d.A.C>90. Dann folgt analogAL2=b2−u2=c2−(a+u)2, das heißtb2−u2= c2−a2−2au−u2⇒u= c2−a2a2−b2. Daa2+b2<c2, gilt alsou= |a2+b2a2−c2|.

Eine unmittelbare Folgerung ist der

Satz 1.1(Cosinussatz). Für den Winkel bei C gilt

cosC= a2+b2−c2 2ab oder äquivalent

c2=a2+b2−2abcosC.

Analoges gilt für die anderen Innenwinkel von Dreieck ABC.

(3)

Beweis. Wir unterscheiden die gleichen Fälle.

Fall 1:B,C≤90. Es folgt cosB= ub= a2+b2ab2−c2.

Fall 2: C>90. Dann gilt cos∠LCA= ub = c2−a2ab2−b2 und demnach cosC =cos(180−∠LCA) =

−cos∠LCA=−c2−a2ab2−b2 = a2+b2ab2−c2. Satz 1.2(Heron-Formel).

F2=s(s−a)(s−b)(s−c).

Beweis. Für die Längehder Höhe aufBCerhalten wir nach Pythagoras und Lemma 1.1 h2=b2−CL2=b2−(a2+b2−c2)2

4a2 . Hieraus folgt

F2= 1

4a2h2= 1

16 4a2b2−(a2+b2−c2)2

(?)= 1

16 2ab+a2+b2−c2

2ab−a2−b2+c2

= 1

16 (a+b)2−c2

c2−(a−b)2

(?)= 1

16(a+b+c)(a+b−c)(a−b+c)(−a+b+c)

=s(s−a)(s−b)(s−c).

Bei(?)haben wir dabei geschickt Gebrauch von der 3. Binomischen Formel gemacht.

Übung 1 (A 441031). Sei ABCDA0B0C0D0 ein Würfel mit der Kantenlänge 1. Auf seiner Kante BC liegt ein Punkt J mit3·CJ=BC, auf der Kante A0D0liegt ein Punkt M mit3·A0M=A0D0. Bestimme den Flächeninhalt des Dreiecks MDJ.

Beweis. Offenbar ist CJ =A0M= 13. Weiter sind ∆CJD und ∆DMD0 rechtwinklig, also nach Py- thagoras DJ= 13

10,DM= 13

13 undMJ als Raumdiagonale in einem Teilquader hat die Länge MJ=13

19. Aus der Herleitung der Heron-Formel haben wir für ein Dreieck mit Seitenlängena,b,c die alternative Formel

[MDJ]2= 1

16 −a4−b4−c4+2a2b2+2b2c2+2c2a2 .

Mita=DJ,b=DM,c=MJerhalten wir [MDJ]2= 1

16·81 −102−132−192+2·10·13+2·13·19+2·19·10

= 7 18 und damit[MDJ] =

q7

18 ≈0.623.

Mit dem Cosinussatz können wir zudem ein nützliches Resultat ableiten:

(4)

Satz 1.3 (Stewart). Sei AX eine Ecktransversale der Länge p, die die Strecke BC in zwei Strecken mit den Längen BX =m und XC=n teilt. Dann gilt:

a(p2+mn) =b2m+c2n.

A

B m X n C

p

Beweis. Wir wenden den Cosinussatz in den DreieckenABX undAXCan:

cos∠AX B= m2+p2−c2

2mp , cos∠AXC=n2+p2−b2

2np .

Wegen∠AX B+∠AXC=180gilt aber cos∠AX B+cos∠AXC=0 und Addition der oben stehenden Gleichungen liefert

0= m2+p2−c2

2mp +n2+p2−b2

2np = m2n+p2n−c2n+mn2+p2m−b2m 2mnp

⇔0=mn(m+n) +p2(m+n)−b2m−c2n

⇔a(p2+mn) =b2m+c2n.

Übung 2(Zu Seitenhalbierenden). Der Mittelpunkt von BC sei M. Dann hat die Seitenhalbierende AM die Länge

ma= 1 2

p2b2+2c2−a2.

Beweis. Wende den Satz von Stewart auf die TransversaleAM an. Mit m=BM= a2,n=MC= a2 erhalten wir

a

m2a+a2 4

= a

2(b2+c2)

⇔m2a= 1

2(b2+c2)−a2 4

⇔ma= 1 2

p2b2+2c2−a2.

(5)

Übung 3 (Zu Winkelhalbierenden). Die Halbierende des Winkels bei A schneide BC in D. Dann gilt:

(i) AD teilt die Seite BC im Verhältnis der anliegenden Seiten, also BD

DC = cb. (Tipp: Sinussatz) (ii) AD hat die Länge

la= 2 b+c

pbcs(s−a).

Entsprechende Aussagen gelten natürlich für die anderen Winkelhalbierenden.

A

B D C

Beweis. (i) Nach Voraussetzung ist∠BAD=∠DAC= A2. Der Sinussatz in den DreieckenABDund ADCbesagt nun

BD

c = sinA2

sin∠ADB, DC

b = sinA2 sin∠ADC.

Aus∠ADB+∠ADC=180folgt andererseits sin∠ADB=sin∠ADC. Die direkte Konsequenz obiger Gleichungen ist damit BDc = DCb oder BDDC = cb.

(ii) Aus BDDC = cb folgt BDa = BD+DCBD = b+cc ⇒BD= b+cac undDC= b+cab . DerSatz von Stewart liefert daher

a

la2+ ac b+c· ab

b+c

=b2· ac

b+c+c2· ab b+c

⇔la2+ a2bc

(b+c)2 = bc(b+c) b+c

(6)

und folglich

la2=bc·(b+c)2−a2

(b+c)2 =bc·(b+c+a)(b+c−a) (b+c)2

=bc·4s(s−a) (b+c)2

⇒la= 2 b+c

pbcs(s−a).

(7)

2 Inkreis, Ankreise und Umkreis

Bezeichungen. Mit O bzw. I bezeichnen wir die Mittelpunkte von Umkreis und Inkreis des∆ABC so- wie mit Ia,Ib,Icdie Mittelpunkte der Ankreise ka,kb,kc, die zu den Seiten BC,CA,AB gehören. Ferner seien R und r der Umkreis- und Inkreisradius sowie ra,rb,rcdie Radien der Ankreise.

Die Streckenlängens,s−a,s−b,s−ctauchen insbesondere als Längen derTangentenabschnitte von den EckenA,B,Can den Inkreis und an die Ankreise auf:

Satz 1.4 (Inkreis). Der Inkreis berühre die Seiten a,b,c des Dreiecks in den Punkten X,Y,Z. Dann gilt

AY =AZ=s−a, BZ=BX =s−b, CX =CY =s−c.

A

B C

I

X

Y

Z

y y

x

x

z

z

Beweis. Die Tangentenabschnitte von den Ecken A,B,C an den Inkreis sind jeweils gleichlang, also x=AY =AZ,y=BZ=BX,z=CX =CY. Demnach ist

x+y=c, x+z=b, y+z=a Addition der ersten beiden Gleichungen und Subtraktion der dritten ergibt

2x= (x+y) + (x+z)−(y+z) =c+b−a⇒x= c+b−a

2 =s−a.

Analog folgty=s−bundz=s−c.

(8)

Satz 1.5(Ankreise). Die Tangentenabschnitte von A,B,C an den jeweils gegenüberliegenden Ankreis sind sämtlich gleichlang mit der Länge s.

A

B C

I Ic

kc

Ib kb

Ia Zb

Xc

Ya

ka Xb Yb

Yc

Zc

Za

Xa

Beweis. Wir arbeiten mit den Bezeichnungen in der Figur. Es genügtBXb=BZb=szu zeigen. Wir haben bereits BXb=BZb und ebenso sind die Abschnitte der Tangenten von A bzw.C an kb gleich lang, das heißtCXb=CYbundAYb=AZb. Daraus folgt

BXb+BZb= (a+CXb) + (c+AZb) =a+CYb+c+AYb

=a+b+c=2s und daherBXb=BZb=s.

(9)

Mit Satz 1.5 können auch die Längen aller anderen Tangentenabschnitte an die Ankreise berechnet werden, vgl. hierzu die Einfärbungen, die mit denen aus Satz 1.4 korrespondieren.

Satz 1.6 (Inkreis-Ankreis-Theorem). Die Berührpunkte von Ankreisen und Inkreis mit BC seien wieder Xa,Xb,Xc,X , es sei A1der Mittelpunkt von BC sowie k der Umkreis von∆ABC. Dann gilt:

(i) AI schneidet den Umkreis im Mittelpunkt Q des Bogens BC. Auf IbIc liegen A und der Mittelpunkt P des Kreisbogens BC, der A enthält. Der Punkt O liegt auf PQ.

(ii) P ist Mittelpunkt von IcIb, A1ist Mittelpunkt von XbXc und PA1=rb+r2 c. (iii) A1ist Mittelpunkt von X Xa, Q ist Mittelpunkt von IIaund QA1= ra2−r. (iv) Für die fünf Radien gilt ra+rb+rc=4R+r.

A

B C

Ic

Ib

Ia Xc X

I

Xa Xb

L

Q P

A1

Beweis. (i) Wegen∠BAI= A2 ist der SchnittpunktQvonAImit dem Umkreiskauch der Mittelpunkt des Bogens BC. Andererseits gilt AIb⊥AI, ist also Pder zweite Schnittpunkt von AIb mit k, so ist

∆APQrechtwinklig beiAund nach der Umkehrung des Satzes von ThalesPQein Durchmesser von

(10)

k. Daher liegtOaufPQundPmuss Mittelpunkt desAenthaltenden BogensBCsein.

(ii) Nach Satz 1.5 gilt BXc=CXb =s−a, daher ist A1 Mittelpunkt von XbXc. Da PA1 die Mittel- senkrechte der Seite BC ist, haben wir weiter IcXckPA1kIbXb. Mit den Strahlensätzen folgt, dass P Mittelpunkt vonIbIcist undPA1=rb+r2 c gilt.

(iii) Aus den Sätzen 1.4 und 1.5 wissen wirBX=CXa=s−b, also istA1auch Mittelpunkt vonX Xa und der 2. Strahlensatz liefert dannQA1= ra2−r.

(iv) Nach Teil (i) gilt 2R=PQ=PA1+QA1und Einsetzen der Formeln aus (ii), (iii) ergibt 2R= rb+rc

2 +ra−r

2 ⇒ra+rb+rc=4R+r.

Übung 4(A 391044). Das Dreieck ABC sei rechtwinklig bei A. Dann gilt F =yz.

Beweis. Dies folgt ausF = 12bcund

yz= (s−b)(s−c) = 1

4(a+c−b)(a+b−c)

=1

4 (a2−(b−c)2

= 1 4

a2−b2−c2

| {z }

=0

+2bc

= 1 2bc.

(11)

3 Mehr über die Dreiecksfläche

Satz 1.7(Flächenformel I).

F=rs=ra(s−a) =rb(s−b) =rc(s−c).

A

B C

Ic

Xc

Yc

Zc

I

X

Y Z

Beweis. Betrachte die Zerlegung von ∆ABCin die Dreiecke AIB,BIC,CIA. Diese haben die Seiten von∆ABCals Grundseiten und die zugehörigen Höhen sind sämtlich von der Länger. Daraus folgt

F= 1

2(ar+br+cr) =rs.

Auf ähnliche Weise bestimmen wirF = [ABC]über [ABC] = [BCIc] + [CAIc]−[ABIc] = 1

2(arc+brc−crc) =rc(s−c).

Analog werden die anderen Beziehungen gezeigt.

Die Flächenformeln 1.7 bringen auch ein hübsches Zweigresultat zuwege:

Übung 5.

1 ra+ 1

rb+ 1 rc = 1

r.

(12)

Beweis.

1 ra+ 1

rb+ 1

rc = s−a

F +s−b

F +s−c

F = (s−a) + (s−b) + (s−c)

F = s

F =1 r.

Bei der Deutschland-Olympiade wurde folgende räumliche Variante des vorigen Problems ge- stellt:

Übung 6(A 441345). Es seien r der Radius der Inkugel und r1,r2,r3,r4die Radien der vier Ankugeln eines (nicht notwendig regelmäßigen) Tetraeders ABCD. Man beweise, dass stets gilt

2 r = 1

r1+ 1 r2+ 1

r3+ 1 r4.

Beweis. Wir verwenden die AbkürzungenF1= [ABC],F2= [ABD],F3= [ACD],F4= [BCD]für die Inhalte der Seitenflächen undV = [ABCD] für das Tetraedervolumen. Es seien I undI4 die Mittel- punkte der Inkugel und der die SeiteBCDberührenden Ankugel. Dann kannABCDzerlegt werden in die TeiltetraederABCI,ABDI,ACDI,BCDI, also gilt

V = 1 3r·

4

i=1

Fi.

Der aus ABCD und BCDI4 zusammengesetzte Körper kann zerlegt werden in die drei Tetraeder ABCI4,ABDI4,ACDI4, folglich gilt

[ABCD] = [ABCI4] + [ABDI4] + [ACDI4]−[BCDI4] und daher

V = 1

3r4·(F1+F2+F3−F4) = 1

3r4· −2F4+

4

i=1

Fi

! .

Entsprechende Formeln gelten offenbar für die Radienr1,r2,r3. Nun folgt

4 i=1

1 ri = 1

3V ·

4 i=1

−2Fi+

4 j=1

Fj

!

= 1 3V · 2

4 i=1

Fi= 2 r, was den Beweis abschließt.

Satz 1.8(Flächenformel II).

F= abc 4R.

Beweis. DerSinussatzbesagt sinαa =2R, daher giltF =12bhb= 12bcsinα = abc4R.

(13)

Zum Abschluss unseres Kurses beweisen wir eine berühmte Ungleichung, die auf Leonhard Euler (1707-1783) zurückgeht.

Satz 1.9(Eulersche Ungleichung).

R≥2r.

Bevor wir uns zu ihrem Beweis aufmachen, lernen wir noch eine bei Wettbewerben immer wieder nützliche Ungleichung kennen:

Lemma 1.2(AM-GM-Ungleichung). Für a,b≥0gilt stets

ab≤a+b 2 mit Gleichheit genau für a=b.

Beweis. Setzeu=√

a,v=√

b, dann ist die Ungleichung äquivalent zu uv≤ u2+v2

2 ⇔2uv≤u2+v2⇔0≤(u−v)2, und das stimmt offenbar. Gleichheit haben wir genau füru=v⇔a=b.

Aus der AM-GM-Ungleichunglassen sich weitere oft einsetzbare Ungleichungen herleiten. Zwei solche sind

Übung 7. (i) Sei x>0, dann gilt stets x+1x ≥2mit Gleichheit genau bei x=1.

(ii) Seien x,y,z>0, dann gilt stets

9≤(x+y+z) 1

x+1 y+1

z

und Gleichheit tritt genau für x=y=z ein.

Beweis. (i) Wählea=x,b=1x, dann erhalten wir mit Lemma 1.2:

1 2

x+1

x

≥ r

x·1 x =√

1=1⇒x+1 x ≥2.

Gleichheit gilt genau fürx= 1x ⇔x2=1, wegenx>0 also genau fürx=1.

(ii) Ausmultiplizieren der rechten Seite gibt die äquivalente Form:

9≤1+x y+x

z+y

x+1+y z+z

x+z y+1

⇔6≤ x

y+y x

+

y z+z

y

+ z

x+x z

und dies stimmt nach Anwendung von Teil (i) auf xy,yz, zx. Für Gleichheit muss in allen drei Abschät- zungen Gleichheit gelten, also xy=yz =zx=1⇒x=y=z=1 sein. Andersherum tritt beix=y=z=1 auch Gleichheit ein.

(14)

Beweis(von Satz 1.9). Wir multiplizieren die Formeln aus Satz 1.6 (iv) und aus der Übung 5 seiten- weise miteinander. Das ergibt

(ra+rb+rc) 1

ra+ 1 rb+ 1

rc

= 4R+r r = 4R

r +1.

Die linke Seite ist nach der eben gezeigten Ungleichung aber≥9, und es folgt 9≤4R

r +1=⇒2r≤R.

2 Transformationen

Im vorigen Kapitel haben wir die markanten Längen

x=s−a, y=s−b, z=s−c

betrachtet. Nach Satz 1.4 lassen sicha,b,c,sauch in Abhängigkeit vonx,y,zausdrücken:

a=y+z, b=x+z, c=x+y und zudem s=x+y+z.

Bei Ungleichungen über die Seiten eines Dreiecken ist diese sogenannte Ravi-Substitutionnützlich, denna,b,c∈R+ sind genau dann die Seiten eines Dreiecks, wenn schlichtx,y,z>0 gilt.

Satz 2.1(Radien). Es gelten r=

r xyz

x+y+z, ra=

ryz(x+y+z) x mit entsprechenden Formeln für rb,rcund

R= (x+y)(y+z)(z+x) 4p

xyz(x+y+z) . Beweis. Die Heron-Formel liest sich als

F2=xyz(x+y+z)⇒F=p

xyz(x+y+z). (1)

Nach den Flächenformeln 1.7 und 1.8 gilt ferner

F=rs=r(x+y+z), F =ra(s−a) =rax sowie

F =abc

4R = (x+y)(y+z)(z+x)

4R .

Einsetzen von (1) in die Flächenformeln liefert das Gewünschte.

(15)

Wir betrachten dieelementarsymmetrischen Polynomeina,b,c, nämlich

σ1(a,b,c) =a+b+c, σ2(a,b,c) =ab+bc+ca, σ3(a,b,c) =abc

Sowohl diese drei als auch die Polynome inx,y,zund inra,rb,rcwollen wir nachfolgend durch Terme inR,r,sbeschreiben. Wir benutzen ab sofort auch zyklische Summenschreibweise, z.B.

cyc

ra=ra+rb+rc

und schreiben kurz∑ra, falls keine Missverständnisse zu befürchten sind.

Satz 2.2. Es gelten folgende Identitäten:

σ1 σ2 σ3

a,b,c 2s 4Rr+r2+s2 4Rrs x,y,z s 4Rr+r2 r2s ra,rb,rc 4R+r s2 rs2

Beweis. Wir starten mitra,rb,rc. Nach Satz 1.6 (iv) gilt∑ra=4R+r. Mit Satz 2.1 ist weiter

rarb=

s

yz(x+y+z)

x ·zx(x+y+z)

y =

z(x+y+z)

= (x+y+z)2=s2 Zusammen mit Übung 5 ergibt dies

1

r =

r1

a

= 1

rarbrc

rarb= s

2

rarbrc ⇒rarbrc=rs2. Wir beobachten als nächstes

rra= s

xyz

x+y+z·yz(x+y+z)

x =yz

und damit

xy=

rra=r(4R+r) =4Rr+r2.

Außerdem ist∑x=sund nach der Heron-Formel

(rs)2=F2=xyz(x+y+z) =xyzs⇒xyz=r2s.

Nun die Polynome ina,b,c: Wir haben∑a=2sund gemäß Flächenformeln abc=4RA=4Rrs.

Schließlich gilt

ab=

(y+z)(x+z) =

xy+

z(x+y+z)

=

xy+s2=4Rr+r2+s2,

womit alles gezeigt ist.

(16)

3 Klassische Ungleichungen

Als Anwendung der Ravi-Substitution beweisen wir die Euler-Ungleichung erneut:

Beweis(Euler 2). Satz 2.1 liefert, wobeix,y,z>0, R

r =(x+y)(y+z)(z+x) 4p

xyz(x+y+z) ·

rx+y+z

xyz = (x+y)(y+z)(z+x) 4xyz

=2· x+y 2√

xy· y+z 2√

yz· z+x 2√

zx ≥2

nach der AM-GM-Ungleichung. Gleichheit tritt genau fürx=y=z⇔a=b=cein.

Im folgenden seien ha,hb,hc die Längen der Höhen von ∆ABC. Auf IMOmath wird folgende Ungleichungskette bewiesen:

Satz 3.1.

9r≤ha+hb+hc≤la+lb+lc≤√

rarb+√

rbrc+√

rcra≤s

3≤ra+rb+rc=4R+r. (2) Beweis. (i) Wir beginnen mit 2F= 13(aha+bhb+chc)und wenden die Tschebyscheff-Ungleichung an:

r(a+b+c) =2F≤ 1

9(a+b+c)(ha+hb+hc)⇒9r≤ha+hb+hc mit Gleichheit genau dann, wenna=b=cist.

(ii) folgt durch Addition der offenkundigen Ungleichungenha≤la,hb≤lb,hc≤lc. (iii) Mit Übung 3 (ii) ergibt sich

la= 2 b+c

pbcs(s−a)≤p

s(s−a) =√ rbrc,

die letzte Gleichheit gilt gemäß Beweis von Satz 2.2. Summation beweist die 3. Ungleichung.

(iv), (v) Für x,y,z∈R gilt die Ungleichungskette xy+yz+zx≤ 13(x+y+z)2≤x2+y2+z2. Die rechte dieser Ungleichungen führt auf

√rarb+√

rbrc+√

rcra≤3(rarb+rbrc+rcra) =3s2, was die 4. Ungleichung in (2) zeigt. Die linke Ungleichung führt auf

3(rarb+rbrc+rcra)≤(ra+rb+rc)2

und zusammen mit Satz 2.2 als auch demInkreis-Ankreis-Theorem(iv) folgt 3s2≤(4R+r)2⇒s

3≤4R+r.

(17)

Bemerkung. Aus Obigem folgt sofort 9r≤4R+r⇒2r≤R, also erneut dieEuler-Ungleichung.

Mit den Identitäten aus Kapitel 2 können auch zahlreiche weitere Ungleichungen gebastelt wer- den. Ein Beispiel ist folgende:

Satz 3.2.

a(sa)9Rr.

Beweis(nach Russelle Guadalupe). Es gilt ∑a2= (∑a)2−2∑ab=2s2−2r2−8Rr gemäß Satz 2.2 und folglich

a(sa) =

(asa2) =2s2

a2=2s2(2s22r28Rr) =8Rr+2r2.

Die Ungleichung ist also äquivalent zu

8Rr+2r2≤9Rr⇔2r2≤2Rr⇔2r≤R und letzteres ist dieEulersche Ungleichung.

Satz 3.3(Hadwiger-Finsler-Ungleichung, 1937).

a2+b2+c2≥4√

3F+ (a−b)2+ (b−c)2+ (c−a)2. Beweis. Die Ungleichung ist äquivalent zu

2

ab

a24

√ 3F.

Aber∑a2= (∑a)2−2∑ab, mit Satz 2.2 folgt also

2

ab

a2=4

ab(

a)2=4(4Rr+r2+s2)4s2=4r(4R+r).

Ferner istF=rsund wir erhalten die äquivalente Form 4R+r≥√

3s, was der 5. Ungleichung in Satz 3.1 entspricht.

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