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© Koninklijke Brill NV, Leiden, 2001 Die Welt des Islams 41, 2

LITERATUR/BOOK REVIEWS

Meir M. Bar-Asher: Scripture and Exegesis in Early Im¸mº Shi- ism. Leiden, Boston, Köln (Brill), Jerusalem (The Magnes Press, the Hebrew University) 1999; XVI + 274 S.; Islamic Philosophy and Theology (ed. H. Daiber and D. Pingree), vol. 37; ISBN 90-04-11495-5.

Die Beschäftigung mit der Frühzeit der Schia, also der Zeit um die Entrückung des 12. Imams (874) und unmittelbar danach, als aus der Im¸mºya die Zwölfer- schia wurde, hat in den vergangenen Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht.

Neben einigen einschlägigen Aufsätzen von Etan Kohlberg, Said Amir Arjomand und anderen verdient vor allem Mohammad Ali Amir-Moezzis Studie Le guide divin dans le shº {isme originel: aux sources de l’ésotérisme en Islam, Lagrasse 1992 (Englisch u.d.T. The Divine Guide in Early Shi’ism. The Sources of Esotericism in Islam, Albany 1994) hervorgehoben zu werden.

Auch die vorliegende Arbeit von Meir M. Bar-Asher befaßt sich mit dieser Epoche. Es handelt sich dabei um die überarbeitete und ins Englische übersetzte Version der 1991 an der Hebräischen Universität Jerusalem eingereichten Disser- tation des Verfassers. Bar-Asher konzentriert sich ganz auf die frühen im¸miti- schen Korankommentare und die aus ihnen mittelbar und unmittelbar abgeleite- ten Doktrinen. Seine Protagonisten, deren Schriften er im ersten Kapitel ausführ- lich vorstellt (S. 27ff.) sind Fur¸t b. Ibr¸hºm al-K¢fº, Ab¢ n-Na¤r Mu¥ammad al- {Ayy¸±º, Mu¥ammad b. Ibr¸hºm an-Nu{m¸nº und (dies der bekannteste) {Alº b.

Ibr¸hºm al-Qummº. Daß hier tatsächlich so manches im Dunkel der Frühzeit spielt, wird schon allein aus dem Umstand deutlich, daß über das Leben der je- weiligen Autoren wenig bis nichts bekannt ist; in den meisten Fällen können sogar nur höchst ungefähre Lebensdaten angegeben werden. Auch die Überliefe- rung der Qullen ist keineswegs unproblematisch, worauf Bar-Asher mehrfach ausdrücklich hinweist: an-Nu{m¸nºs tafsºr ist lediglich in einem langen Zitat in Mu¥ammad B¸qir al-Ma¯lisºs Bi¥¸r al-anw¸r erhalten, und die Kommentare von al-Qummº und al-{Ayy¸±º sind nur unvollständig und in zensierter Form über- liefert.

Die Konzentration auf die Koranexegese ist insofern nicht ohne Bedeutung, als einige Vertreter gerade der frühen Schia die Überzeugung vertraten, die Sun- niten (und hier widerum die ersten Kalifen, die die Sammlung des Korans ver- anlaßt hatten) hätten den Offenbarungstext absichtsvoll verfälscht, um die recht- mäßigen Ansprüche der Schia auf die Leitung der Gemeinde zu hintertreiben.

Bar-Asher kommt des öfteren (s. 16ff., 101ff., 204ff.) darauf zu sprechen, ohne daß allerdings der dafür gemeinhin verwendete Begriff ta¥rºf al-qur}¸n fällt. Die Wasserscheide für die Entwicklung dieser Ansicht wie auch etlicher anderer aus dem Koran hergeleiteten Glaubensüberzeugungen ist, wie der Autor überzeu- gend darlegt, die Machtübernahme der B¢yiden in Bagdad, die ein goldenes Zeitalter für die Schia einleitete und ,,an important cultural shift, characterized

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by extensive literary activity and far-reaching innovations in Im¸mº doctrine“ (S.

9) mit sich brachte. Es ist daher nur logisch, wenn im Verlauf der Arbeit immer wieder Stellungnahmen aus dieser späteren Zeit zitiert werden, um die Entwick- lungslinien der Theologie nachzuzeichnen: Besonders anschaulich gelingt dies bei der Darlegung der Imamatslehre (S. 125ff.), und hier wiederum insbesondere bei den heiklen Fragen nach dem Unterschied zwischen Imamat und Propheten- tum sowie der Doktrin der Sündlosigkeit der Imame ({iªma). Gerade in diesem letzten Fall ist zu beobachten, wie aus den noch vagen und eher ungeordneten Überlieferungen der Frühzeit nicht zuletzt durch den Einfluß der Mu{tazila ein komplexes theologisches Lehrgebäude wurde, auf dessen Grundlagen die heu- tige Schia ruht (s. etwa das Diagramm auf S. 179). Neben der sehr ausführlich dargestellten Imamatslehre ist die Beurteilung der Umayyaden und Abbasiden durch die schiitischen Exegeten ein zweiter wichtiger Schwerpunkt der Arbeit (S.

204ff.). Daß diese sunnitischen Dynastien, unter denen die Schiiten nicht wenig zu leiden hatten, durchweg schlecht wegkommen, dürfte kaum überraschen.

Bar-Ashers Buch behandelt nur scheinbar eine weit zurückliegende und dun- kle Vergangenheit. Die meisten der hier angesprochenen Überzeugungen haben sich in der Neuzeit ihre ungebrochene Bedeutung erhalten. Die Imamatslehre ist nach wie vor der Hauptstreitpunkt zwischen Sunniten und Schiiten, und gerade der Vorwurf der Koranfälschung – wiewohl heutzutage (zumindest öffentlich) von keinem schiitischen Autor mehr erhoben – hat in den letzten Jahrzehnten für einen zunehmend verbissenen und polemischen Streit zwischen sunnitischen und schiitischen Autoren gesorgt. Die Wurzeln dieser Differenzen aufzuzeigen und die frühe Entwicklung der Zwölferschia auf diesen wichtigen Gebieten auf- zuzeigen ist dem Autor durchweg überzeugend gelungen. Bedauerlich ist aller- dings die vergleichsweise große Zahl von Druckfehlern und die unübersichtliche und nicht immer konsequente Typographie vor allem der Zwischenüberschriften, die die Lektüre bisweilen etwas mühsam werden lassen. Auch der Schluß, nach einem Kapitel, das der Untersuchung von zwei eher ungewöhnlichen Überliefe- rungen gewidmet ist, ereilt den Leser doch recht unvermittelt und plötzlich. Eine kurze Gesamtbetrachtung, in der die wichtigsten Ergebnisse noch einmal aufge- griffen würden, hätte die Darstellung zweifellos abgerundet. Trotz allem aber eine wichtige und sehr zu empfehlende Arbeit!

Rainer Brunner, Freiburg i. Br.

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