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Sollen wir «Gesunde» mit Rosuvastatin kardiovaskulärbeschützen?

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Academic year: 2022

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In einer grossartig orchestrierten Insze nie - rung wurde kürzlich am Kongress der Ame - ri can Heart Association (AHA) und mit gleichzeitiger Publikation im «New England Journal of Medicine» (NEJM) die JUPITER- Studie einer beeindruckten kardiologischen Weltöffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um eine Studie mit 17 800 anscheinend gesunden (jedenfalls «lipidgesunden») Män - nern und Frauen mit tiefen LDL-Choleste- rinspiegeln unter 130 mg/dl (3,4 mmol/l) und Konzentrationen des hochsensitiven C-reaktiven-Proteins (hsCRP) von 2,0 mg/l oder mehr, die entweder zur hohen Dosis von 20 mg Rosuvastatin (Crestor®) oder zu Plazebo randomisiert wurden. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Myo- kard infarkt, Stroke, arterieller Revaskula - risation, Hospitalisation wegen unstabiler Angina pectoris oder Tod durch kardiovas- kuläre Ursachen.

Die Untersuchung wurde durch eine unab- hängige Datenüberwachungskommission nach einem medianen Follow-up von nur 1,9 Jahren vorzeitig gestoppt. Rosuvastatin reduzierte die LDL-Cholesterinspiegel um 50 Prozent und diejenigen des hsCRP um 37 Prozent. Die Raten des primären End- punkts betrugen 0,77 und 1,36 pro 100 Per- sonenjahre in der Rosuvastatin- und in der Plazebogruppe. Dies entspricht einer Sen- kung der kardiovaskulären Ereignisse, In- terventionen und Todesfälle um imposante 44 Prozent (Hazard Ratio [HR] für Rosuva- statin 0,56; 95%-Konfidenzintervall [95%- KI] 0,46 – 0,69; p < 0,00001). Die Daten für das Statin waren auch für die einzelnen Komponenten des Studienendpunkts je- weils signifikant: HR für Myokardinfarkt 0,46 (95%-KI 0,39–0,70; p < 0,0002), für Hirnschlag 0,52 (95%-KI 0,34–0,79;

p = 0,002), für Revaskularisation oder unstabile Angina pectoris 0,53 (95%-KI 0,40–0,70; p < 0,00001), für die kombinier- ten «harten» Endpunkte Myokardinfarkt, Stroke oder Herz-Kreislauf-Todesfälle 0,53 (95%-KI 0,40–0,69; p < 0,00001). Die HR

für Todesfälle aller Ursachen betrug 0,80 (95%-KI 0,67–0,97; p = 0,02). Konsistente Behandlungseffekte wurden auch in allen Untergruppen gefunden. In der Rosuvasta- tingruppe war kein signifikanter Anstieg von Myopathien oder Krebserkrankungen zu verzeichnen, die be han delnden Ärzte meldeten jedoch eine höhere Inzidenz von Diabetes mellitus. Die Autoren ziehen den sicher künftig vielfach zitierten Schluss: «In dieser Studie bei anscheinend gesunden Personen ohne Hyperlipidämie aber mit erhöhten hsCRP-Spiegeln reduzierte Rosu- vastatin die Inzidenz schwerer kardiovas - kulärer Ereignisse».

Der Studienleiter, Professor Paul M. Ridker von der Harvard-Universität in Boston machte klar: «Wir können nicht mehr län- ger annehmen, dass Patienten mit tiefem Cholesterin auch ein tiefes Risiko haben.

Das bedeutet nicht, dass Cholesterin nicht wichtig ist – wir wollen, dass unsere Pa- tienten mit hohem Cholesterin sehr aggres- siv behandelt werden. Aber in dieser Studie haben wir gesehen, dass Patienten mit niedrigem Cholesterin aber hohem CRP von einer Statinbehandlung einen grossen Nutzen hatten.»

Damit stellt sich die Frage, ob zukünftig alle

«gesunden» Menschen zur Halbierung ihres kardiovaskulären Erkrankungs- und Sterberisikos Rosuvastatin (oder vielleicht wenigstens ein anderes, als Generikum er- hältliches billigeres Statin?) erhalten sollen.

Der Ausblick weckt bei manchen Spezialis- ten gemischte Gefühle. Professor Thomas A. Pearson, ein prominenter klinischer For- scher von der Rochester-Universität, hört die Botschaft wohl, jedoch stellt er auch Kosteneffektivitätsüberlegungen an. In seiner Milchmädchenrechnung müssten 25 Patienten während fünf Jahren behan- delt werden, um eines der Ereignisse im kombinierten Endpunkt zu verhindern.

Bei Kosten von 3,65 US-Dollar in den USA (und 2,25 Franken in der Schweiz) würde dies ein für das Gesundheitswesen teures

Abenteuer werden. Das Begleiteditorial im

«NEJM» rechnet anders und kommt zum Schluss, dass zur Ver hinderung «harter»

kardialer Ereignisse 120 Teilnehmer wäh- rend 1,9 Jahren behandelt werden müss- ten, entsprechend einer Halbierung des absoluten Risikos, das in der Primär - prävention eben sehr klein ist (157 von 8901 Personen [1,8%] in der Plazebo- und 83 von 8901 Personen [0,9%] in der Rosu- vastatingruppe). Eine Number Needed to Treat (NNT) von 120 ist keineswegs berau- schend.

Die sorgfältige Prüfung der imposanten Studienergebnisse wird mehr Klarheit brin- gen können. Einige Stichworte:

■Wie weit lassen sich die Ergebnisse ver- allgemeinern? (Nur sehr wenige der ur- sprünglich Gescreenten fanden ange- sichts der geforderten, seltenen Risiko- faktorkonstellation Aufnahme in die Studie.)

■Wie «gesund» waren die Teilnehmer wirk- lich? (Der mediane BMI war 28,3 kg/m2, das Alter median 66 J., etliche hatten ein metabolisches Syndrom, viele hatten nicht nur mässig, sondern eher stark erhöhte CRP-Werte.)

■Wie steht es mit der Langzeitsicherheit einer hoch dosierten Rosuvastatin-Phar- makoprophylxae bei kardiovaskulären Erkrankungen? (Die Studie wurde leider vorzeitig abgebrochen, die höhere Inzi- denz von Diabetes mag Zufall sein, ist aber beunruhigend.)

■Lassen sich die Ergebnisse als Klassen - effekt verstehen?

Da «die Götter vor die Therapie die Dia - gnose gesetzt haben», wäre in einem ersten Schritt im Lichte von JUPITER für die Pra- xis zu prüfen, wann, wie oft und bei wel- cher Risikokonstellation eine Messung des

hsCRP erfolgen sollte. ■

H.B.

JUPITER-Studie — «Meilenstein» in der Primärprävention:

Sollen wir «Gesunde» mit Rosuvastatin kardiovaskulär beschützen?

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ARS MEDICI 24 2008

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