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O Facelifting für den „schwarzen kasten“

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Ph ysik im AlltAg

44 Physik Journal 9 (2010) Nr. 5 © 2010 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

n Facelifting für den „schwarzen kasten“

Der klassische Stromzähler hat ausgedient. Künftig sollen digitale Messgeräte den Energieverbrauch für den Verbraucher transparent machen.

O

b Ein- oder Mehrfamilien- haus – jeder hat ihn: den Stromzähler. In den meisten deut- schen Haushalten ist es noch ein unscheinbarer schwarzer Kasten mit einer Drehscheibe und einem Zählwerk, aber bald schon wird sich die Welt der Stromzähler dra- matisch wandeln. Denn seit diesem Jahr muss in Neubauten und bei umfassenden Umbauten ein elek- tronischer Zähler eingebaut wer- den. Der Bundesverband der Ener- gie- und Wasserwirtschaft rechnet mit etwa 400 000 betroffenen Haushalten im laufenden Jahr.

Der Zwang zum elektronischen Stromzähler geht auf eine Ver- ordnung der EU zurück, die die Stromlieferanten dazu verpflichtet, ihren Kunden die Energiekosten transparent zu machen: mit ver- brauchsnahen statt jährlichen Abrechnungen. Auch sollen die neuen Zähler künftig nicht nur den Gesamtverbrauch erfassen, sondern auch, wann die Energie in Anspruch genommen worden ist.

So bekommen die Kunden einen besseren Überblick über ihr Nut- zungsverhalten und die damit ein- hergehenden Kosten – und gehen dann, so die Hoffnung, wirtschaft-

licher mit der Ressource elektrische Energie um.

Die heute noch weit verbreiteten elektromechanischen Zähler gehen auf den italienischen Ingenieur und Physiker Galileo Ferraris zu- rück, der das Prinzip im Jahr 1885 beschrieb – daher auch der Name Ferraris-Zähler. Es dauerte dann rund zehn Jahre bis zur Anwen- dungsreife.

Ein Zähler muss die momentane elektrische Spannung und Strom- stärke messen und das Produkt, die Momentanleistung, über die Zeit integrieren. Dazu besteht ein Ferraris-Zähler aus einem Trieb- system, einer drehbaren Metall- scheibe – meist aus Aluminium –, und einem Bremsmagneten. Die Funktionsweise ähnelt einem In- duktionsmotor: Im Triebsystem befinden sich zwei Spulen, die den Strom beziehungsweise die Spannung in magnetische Flüsse umwandeln. Die eine Spule besitzt wenige Windungen und bildet den

„Strompfad“, die andere hat eine hohe Impedanz und bildet den

„Spannungspfad“. Nutzt ein Ver- braucher Strom, fließt dieser durch den Strompfad, die Netzspannung liegt an der Spule des anderen Pfads an. Die magnetischen Flüsse der beiden Spulen induzieren Wirbel-

ströme in der waagerecht liegenden Metallscheibe, sodass sie in Rota- tion versetzt wird. Wegen der geo- metrischen Anordnung der Spulen und der Phasenverschiebung um 90 Grad zwischen den beiden Flüssen ist das Drehmoment auf die Schei- be proportional zum Produkt aus Strom und Spannung, also zur elek- trischen Wirkleistung.

Allerdings arbeitet der Ferraris- Zähler nur korrekt, solange die Geschwindigkeit der Scheibe sehr viel kleiner als die des antreibenden magnetischen Wanderfelds ist.

Das stellt der Bremsmagnet sicher, durch dessen starkes permanentes Feld die Läuferscheibe wandert.

Der Bremsmagnet erzeugt in ihr Wirbelströme und verlang samt dadurch ihre Rotation. Solange seine Bremswirkung viel größer als die Reibung ist, die etwa durch das Zählwerk entsteht, ist die Drehzahl proportional zum Stromverbrauch.

Rund 45 Millionen Elektrizitäts- zähler gibt es in Deutschland, wo- bei der Großteil – fast 90 Prozent – auf Privathaushalte entfällt, der Rest auf Industrie und Gewerbe.

Bislang dürften in weniger als zehn Prozent der Privathaushalte elektro- nische Zähler hängen. Allerdings erwarten Marktkenner spätes tens für 2011, dass bei Neuinstallati-

Die felddurchflossenen Aluminiumscheiben eines Ferraris-Zäh- lers bewegen über die gemeinsame Achse ein Rollenzählwerk, das dann entsprechend der Zahl der Umdrehungen den Ener- gieverbrauch in Kilowattstunden anzeigt.

Bis in zehn Jahren sollen nach dem Wil- len der EU-Kommission 80 Prozent aller

Haushalte mit den neuen digitalen Zäh- lern ausgerüstet sein.

EnBW

Rollenzählwerk

Dauermagnet als justierbare Wirbelstrom- bremse

eine der drei Stromspulen

eine der drei Spannungsspulen

MdE/Wikipedia

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Ph ysik im AlltAg

© 2010 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 9 (2010) Nr. 5 45

Michael Vogel, vogel_m@gmx.de

onen und Austausch die Anzahl der elektronischen Zähler erstmals überwiegt.

Elektronische Zähler arbeiten mit unterschiedlichen technischen Verfahren. Am weitesten verbrei- tet sind heute Geräte, die auf rein digitaler Basis oder mithilfe des Hall-Effekts arbeiten. Bei letzteren nutzt der Zähler aus, dass die Hall- Spannung proportional zur Strom- stärke ist, woraus sich zusammen mit der Netzspannung wieder die Wirkleistung ermitteln lässt. Solche Hall-Multiplizierer bestehen heute aus Halbleiterplättchen und sind bereits in Schaltkreise integriert.

Zunehmend kommen Zähler auf den Markt, die ausschließlich digi- tale Schaltungen nutzen. Bei ihnen werden die Messgrößen zunächst auf geeignete kleine Strom- und Spannungswerte transformiert und dann über einen Analog- Digital-Wandler einem digitalen Signalprozessor zugeführt, der die Multiplikation und Integration mit diskreten Werten ausführt, das Ergebnis auf einem Display anzeigt und womöglich in einen Speicher- baustein schreibt.

Der eigentliche Antrieb für den Wechsel zu elektronischen Zählern ist die Möglichkeit des Auslesens aus der Ferne. Künftig soll der Verbrau- cher den Anreiz erhalten, Wasch- maschine oder Trockner durch die Zeitwahl mit besonders günstigem Strom zu betreiben; er soll genau sehen, welches Gerät im Haushalt wann wie viel Energie benötigt. Ers- te Angebote mit Tag- und Nachttari- fen gibt es bereits auf dem Markt.

Die Verbrauchsdaten liegen da- bei nicht nur lokal im Zähler vor, sondern auch in den Rechenzen- tren der Energieversorger, auf die der Kunde wiederum per Internet zugreifen kann. Doch die meisten elektronischen Zähler, die dieses Jahr eingebaut werden, lassen sich nicht aus der Ferne auslesen. Hier geht es schlicht um Kosten und häufig noch fehlende Tarifangebote, weil die Energieversorger selbst noch wenig Erfahrung mit dem Konzept haben. Entsprechende technische Lösungen sind aller- dings nur eine Frage der Zeit. Wel- che Geräte, die derzeit installiert werden, sich nachrüsten lassen, ist unklar – es ist nicht nur eine Ent- scheidung der Zählerhersteller und Energieversorger, sondern auch eine der Eichbehörden.

Ferraris-Zähler müssen aus gesetzlichen Gründen alle 16 Jahre ausgetauscht werden. Allerdings kann ein Energieversorger die

Prüfung an einer Stichprobe vor- nehmen und dadurch die Eich- gültigkeit eines bestimmten Loses verlängern. Elektronische Zähler dagegen haben nur acht Jahre Eich- gültigkeit, da die aktuellen Modelle weniger zuverlässig und nicht so langzeit stabil sind.

Das Unabhängige Landeszen- trum für Datenschutz Schleswig- Holstein (ULD) in Kiel hat im ver- gangenen Jahr in einem Gutachten auf Aspekte des Datenschutzes hingewiesen. Die erhobenen Ver- brauchsinformationen von Pri- vathaushalten seien in der Regel personenbezogene Daten, da es technisch kein Problem ist, daraus auf die Lebensverhältnisse der Nut- zer zu schließen. Was, wenn diese Daten mit anderen soziografischen Informationen verknüpft werden?

Der gläserne Bürger würde wieder ein Stückchen näher rücken.

michael Vogel

Intelligente Zähler wie dieser, der nach einem digitalen Multiplizierverfahren arbeitet, ermöglichen es, den Momen- tanverbrauch zeitabhängig auszu- werten.

Itron

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