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Wirtschaft aktuell 03/2005

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Wirtschaft aktuell 03/2005

7 Millionen Gründe für eine effektive

Wachstums- und Beschäftigungspolitik

Für Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement ist jeder Arbeitslose ein Grund, „mit aller Konsequenz“ den Reformkurs am Arbeitsmarkt fortzuset- zen. Allerdings er setzt auf das falsche Pferd. Denn mit dem Herzstück der Hartz-Reformen, dem „Fördern und Fordern“ und der Deregulierung des Ar- beitsmarktes bewirkt er vor allem eines: Druck auf Arbeitslose, weniger Unter- stützung, Ausbau der Leiharbeit, der Mini- und Niedriglohn-Jobs, Abbau des Kündigungsschutz. Keines dieser Instrumente wird die Probleme am Arbeits- markt lösen. Denn die Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit ist: Das Wachstum ist zu schwach! Was Deutschland wirklich braucht, ist eine effektive Wachs- tums- und Beschäftigungspolitik.

Januar 2005: Rekordarbeitslosigkeit in Deutschland. Weit mehr als sieben Millio- nen Menschen sind ohne Arbeit! Fünf Millionen registrierte und weitere 2,7 Millio- nen, die Arbeit suchen, aber keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben (Stille Re- serve).

Den sieben Millionen Arbeitslosen stehen knapp 270.000 offene Stellen gegenüber.

Die „Arbeitsmarktreformen“ gleichen daher dem Versuch, einen um Nummern zu kleinen Anzug anzuziehen. Man kann zerren und die Luft anhalten wie man will, das Ding passt einfach nicht. Selbst eine Diät hilft nicht weiter. Es führt kein Weg an ei- nem größeren Anzug vorbei. - Nun sieht Herr Clement nicht so aus, als habe er je Probleme mit zu enger Kleidung gehabt. Daher ist das Beispiel für ihn wahrscheinlich unverständlich. Was wir aber brauchen, sind effektive wirtschaftspolitische Reformen.

Arbeitslosigkeit in Deutschland

Anzahl in Millionen

2,7 2,5 2,6

2,2 2,3 2,7 2,5

2,8 2,1 2,8

7,0 7,1 6,2 6,5

6,1 6,6

4,7

6,2 6,5

7,1

1991 1993 1995 1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Stille Reserve Registrierte Arbeitslose

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, IAB 2,6

3,4 3,6

4,4

4,1

3,9 3,9 4,1

4,4 4,4

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IG Metall Vorstand - Wirtschaft-Technologie-Umwelt - 60519 Frankfurt am Main 13. Februar 2005 Kontakt: Tel. 069-6693-2641 Fax: 2512 mail: WI@igmetall.de www.igmetall.de/download Neue Arbeitsplätze entstehen nur dann, wenn

der Wirtschaftsmotor brummt. Die Diagnose für Deutschlands Krankheit liegt auf der Hand: Die Nachfrage ist zu gering. Nötig zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist ein „Policy-Mix“: Unsere Nach- frageschwäche muss mit einem ganzen Bündel von Schritten bekämpft werden.

Konjunktur stabilisieren!

Wenn das Geld in der Krise knapp wird, darf der Staat die Ausgaben nicht zurückfahren! Sonst ver- schärft er die Krise. Der Stabilitäts- und Wachs- tumspakt führt uns in die Sackgasse. Die Regie- rungen sparen und sparen. Die Konjunktur braucht aber Luft zum Atmen! Unsere Forderung: Stabili- täts- und Wachstumspakt reformieren, 3-Prozent- Defizit-Kriterium streichen, langfristige Konsolidie- rung der Staatshaushalte.

Mehr öffentliche Investitionen!

Nur 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts inves- tiert die öffentliche Hand in die Infrastruktur. Noch nie war die staatliche Investitionsquote so niedrig wie heute. Investitionen in die Infrastruktur - also in Bildung, Forschung, Verkehr, Energieversorgung oder in den Umweltschutz - sind Investitionen in die Zukunft! Sie sichern Wachstum und Arbeits- plätze. Unsere Forderung: Investitionsquote um ein Prozent erhöhen. Würde der Staat stetig 20 Milliarden Euro mehr investieren, könnten mehr als 500.000 neue Arbeitsplätze entstehen!

Steuergerechtigkeit!

Wer staatliche Leistungen in Anspruch nimmt, muss dafür bezahlen! Das gilt besonders für Un- ternehmen und Reiche. Es gibt keinen Anlass für Steuersenkungen für Unternehmen. Steuersen- kungen verschärfen die ökonomischen Probleme.

Es geht nicht an, dass notwendige Zukunftsinvesti- tionen zugunsten von Steuersenkungen für Unter- nehmen und Reiche reduziert werden. Unsere Forderung: Spitzensteuersätze wieder auf 45 %, steuerliche Vermeidungsmöglichkeiten abbauen, europaweit die Unternehmensteuern harmonisie- ren, Vermögensteuer wieder einführen, Erb- schaftsteuer reformieren.

Kommunalfinanzen stärken!

Zwei Drittel aller öffentlichen Investitionen kommen von den Kommunen. Die schwache Konjunktur trocknet die Kassen der Kommunen aus. Deshalb werden viele Zukunftsinvestitionen gestrichen. Un- sere Forderung: Einführung einer stabilen Ein- nahmebasis für die Kommunen, deshalb Ersatz der Gewerbesteuer durch eine Gemeindewirt-

schaftsteuer auf Gewinne, Zinsen, Pachten und Leasingraten von allen Unternehmen, Selbständi- gen und Freiberuflern.

EZB: Leitzinsen senken!

Deutschland hat die höchsten realen Leitzinsen in der Eurozone. Das behindert Konsum und beson- ders die Investitionen! Es gibt keine Inflationsge- fahren in Europa. Unsere Forderung: Leitzinsen senken! Die EZB verantwortlich machen für Wachstum und Arbeitsplätze, nicht nur für die Geldwertstabilität. Eine konjunkturgerechte Zinspo- litik fördert Investitionen. Dadurch können bis zu 500.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Leistungsgerechte Löhne!

Lohnzurückhaltung schadet der Konjunktur! Das zeigt die Wachstumsbilanz der letzten Jahre. Statt zu investieren, konsolidieren die Unternehmen ihre Bilanzen. „Damit bestätigt sich, dass die Nachfrage ... für die Investitions- und Beschäftigungsent- scheidung der Unternehmen offensichtlich wichti- ger ist als die Lohnkosten“, schrieb Prof. Bofinger in einer Minderheitsmeinung in das Herbstgutach- ten der fünf „Wirtschaftsweisen“. Unsere Forde- rung: Löhne müssen im Gleichschritt mit der Leis- tung (Produktivität) und den Preisen steigen. Das stärkt die Binnenkonjunktur mit mehr Kaufkraft der Beschäftigten, mit mehr privater Nachfrage, mit Erweitungsinvestitionen und mit mehr Beschäfti- gung aber weniger Arbeitslosen!

Kürzere Arbeitszeiten!

Wird die Arbeitszeit verlängert, ist weniger Perso- nal nötig, nicht mehr. Die betriebliche Wettbe- werbsfähigkeit mag kurzfristig steigen, langfristig ziehen die Konkurrenten aber nach. Das ist kein Gewinn, schon gar nicht volkswirtschaftlich. Unse- re Forderung: Wir brauchen kürzere Arbeitszei- ten: 35-Stunden-Woche für alle Arbeitnehmer, mehr Teilzeitarbeit, Abbau von Überstunden. Das bringt Arbeitsplätze. Mit einer vernünftigen Arbeits- zeitpolitik könnten über 1,5 Millionen neuer Ar- beitsplätze geschaffen werden. Allein im systema- tischen Abbau von Überstunden und im weiteren Ausbau von Teilzeitarbeit liegt ein Potential von mehreren 100.000 neuen Arbeitsplätzen.

Die „Reformen“ der Bundesregierung sind un- brauchbar. Zumindest wenn es um Wachstum und Arbeitsplätze geht. - Reformen müssen an der Wurzel der Arbeitslosigkeit ansetzen, der falschen Wirtschaftspolitik. Deshalb: Es gibt sieben Milli- onen Gründe für eine bessere Wirtschaftspoli- tik!

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