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Wirtschaft aktuell 04/2005

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Wirtschaft aktuell 04/2005

Deutsche Wirtschaft: Ein Rennauto ohne Sprit!

Deutschland ist keine Basar-Ökonomie! An dieser These von ifo-Präsident Pro- fessor Hans-Werner Sinn ist nichts dran. Deutschland ist kein Basar, auf dem nur im Ausland produzierte Waren gehandelt werden. Deutschland ist ein In- dustriestandort, in dem weltweit gefragte Produkte hergestellt werden. Statt ei- nem Basar gleicht Deutschland vielmehr einem Rennauto! Schnittig treten deutsche Unternehmen am Weltmarkt auf. Und sie haben immer wieder Erfolg!

Die deutschen Ausfuhrüberschüsse haben 2004 mit 156 Milliarden Euro wieder einen Rekordwert erreicht. Die Metallbranchen erzielten sogar einen Export- überschuss von 170 Milliarden Euro!

Deutschland mangelt es also nicht an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Standorten. Die hohe Wettbewerbskraft ist Ergebnis guter Produkte, konkurrenzfähi- ger Preise und florierender Absatzmärkte. Woran es fehlt, ist die inländische Nach- frage! Unsere Binnenwirtschaft stockt: Die Löhne und private Nachfrage stagnieren.

Die Unternehmen investieren zu wenig. Der Staat spart. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Verunsicherung wegen der anhaltenden sozialen Reformen noch höher. Keiner weiß, wo er morgen steht. Da wird gespart, gespart und noch einmal gespart. Daher erinnert unsere Wirtschaft an einen Sportwagen ohne Sprit. Der Motor würde tadellos arbeiten, wäre der Tank gefüllt und würde jemand den Zündschlüssel umdrehen!

2004 erreichten die deutschen Exporte einen Spitzenwert von 740 Milliarden Euro.

Das sind zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Obwohl der höhere Eurokurs das Auslandsgeschäft erschwert, vermiesen konnte er es nicht. Die Länder außerhalb der EU kauften sogar elf Prozent mehr an deutschen Erzeugnissen. Der von Wechsel- kursschwankungen unabhängige Export innerhalb der Eurozone stieg um gut neun Prozent. - Die Exporte der Metall- und Elektroindustrie stiegen 2004 um sieben Pro- zent auf 408 Milliarden Euro, ebenfalls ein Spitzenwert!

Deutsche Waren: im Ausland gefragt wie eh und je

Ausfuhr und Einfuhr in Milliarden Euro

0 100 200 300 400 500 600 700

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000

Quelle: Statistisches Bundesamt

Ausfuhr

Einfuhr

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IG Metall Vorstand - Wirtschaft-Technologie-Umwelt - 60519 Frankfurt am Main 28. Februar 2005 Kontakt: Tel. 069-6693-2641 Fax: 6693-80-2641 mail: WI@igmetall.de www.igmetall.de/download Während die USA im Wettkampf mit der asiati-

schen Konkurrenz unterliegt, baut Deutschland als einziges G7-Land seinen Weltmarktanteil unbeirrt aus. Deutschlands Wirtschaft ist wettbewerbsfä- hig. Das belegen die Exportzahlen des Statisti- schen Bundesamtes einmal mehr.

Anstieg des Exportwertes wechselkursbedingt?

Kritiker mögen sich jetzt zu Wort melden und feststellen, dass ein Teil des Exportanstiegs wechselkursbedingt sei. Denn der in Euro umgerechnete Ausfuhrwert von Erzeugnissen, die in Dollar oder in einer an den Dollarkurs angelehnten Währung gehandelt werden, sei in Folge der Wertgewinne des Euros gestiegen.

Das stimmt natürlich. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Ausfuhr auch unabhängig vom Wechselkurs gestie- gen ist. An der Kernaussage, dass die Ausfuhr erneut Spit- zenwerte erreicht hat, ändert sich daher nichts.

Wer die Ausfuhrzahlen mit dem Wechselkurs-Argument schlecht reden will, übersieht zudem die ganze Wahrheit.

Denn der höhere Eurokurs erschwert die Ausfuhr. Wollen die deutschen Unternehmer den gleichen Eurobetrag für ihr Pro- dukt einnehmen, müssen sie dafür bei einem Eurokursanstieg mehr Dollar verlangen. Diesem Hindernis zum Trotz stieg der Export im vergangenen Jahr an.

Zur Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit haben wie- der einmal die Arbeitnehmer beigetragen. Sinken- de Lohnstückkosten - in der Gesamtwirtschaft um -1,2 Prozent, in der Metall- und Elektroindustrie um -4,3 Prozent schwächten die Wechselkursbelas- tungen ab. Das ist eigentlich nicht die Funktion der Lohnpolitik!

Doch die Vergangenheit hat gelehrt, dass die Ta- ge, bis sich die „Standortmiesmacher“ zu Wort melden, nur noch gezählt sein können. Einer da- von ist der von der BILD-Zeitung im letzten Jahr zu Deutschlands klügstem Ökonomen ausgerufene Präsident des ifo-Instituts, Professor Sinn. Seiner Meinung nach sind die glanzvollen Außenhandels- zahlen kein Beleg für Deutschlands Wettbewerbs- stärke. Was exportiert wird, würde nur zu un- wesentlichen Teilen hier produziert werden.

Der größte Teil werde aus dem Ausland gekauft und dann lediglich weiterverkauft. Deutschland sei eine Basarökonomie, - also eine Wirtschaft, in der nur Teile zusammengeschraubt werden, die vorher im Ausland produziert wurden, um dann als Ganzes (zum Beispiel als Auto) wieder ins Ausland verkauft zu werden.

Doch die Zahlen zeigen, dass an dieser These nichts dran ist.

Weit über die Hälfte (60%) der Wertschöp- fung, die bei der Produktion von Exportwa-

ren und -dienstleistungen entsteht, wird von inländischen Beschäftigten hergestellt.

Das gilt, obwohl deutsche Firmen den Vorteil nutzen und günstige Vorleistungen für die Ex- portfertigung im Ausland einkaufen. In der Me- tallverarbeitung lag der Anteil im Jahr 2000 bei 56 Prozent. (letzte verfügbare Zahlen)

Nichts dran ist auch an der Aussage, dass der Import von Vorleistungen und Fertigwaren die heimische Produktion dämpft. Um die Aus- landsnachfrage zu decken, stieg die inlän- dische Wertschöpfung bei der Herstellung von Exportwaren und -dienstleistungen trotz höherer Zukäufe kräftig an. Sie war 2002 63 Prozent höher als 1991! Der Einkauf von Leistungen aus dem Ausland trägt zwar mit zum reißenden, weltweiten Absatz deut- scher Produkte bei, ersetzt die deutsche Wert- schöpfung aber nicht.

In der Metallverarbeitung nahm die inländi- sche Wertschöpfung innerhalb von neun Jah- ren (vorliegende Daten 1991 bis 2000) um fünfzig Prozent zu.

Im Extremfall kann der Import von Vorleistun- gen dennoch zu Werksschließungen führen.

Schmerzliche Beschäftigungsverluste sind die Folge. Für die Branche insgesamt überwiegen jedoch, wie die Zahlen zeigen, die Vorteile.

Achtzig Prozent der gesamten Wertschöp- fung der Metall- und Elektroindustrie ent- stehen im Inland. 45 Prozent werden in den Betrieben der Metallindustrie selbst produziert, 35 Prozent entstehen in inländischen Zuliefer- betrieben. Lediglich zwanzig Prozent der Pro- duktion kommen aus ausländischer Wert- schöpfung.

Anders als glauben gemacht wird, kaufen nicht nur deutsche Firmen verstärkt im Aus- land ein. Auch in anderen entwickelten Volks- wirtschaften wie zum Beispiel den USA ist dies gängige Praxis.

Deutschland ist ein wettbewerbsfähiger Produkti- onsstandort. Das verbreitete Bild von Deutschland als kranken Mann trifft die Realität schlecht. Das Wachstum in Deutschland ist schwach, weil die In- landsnachfrage nicht anzieht. Die Ursache ist nicht ein Mangel an Konkurrenzfähigkeit. Weil der Bin- nenmarkt um mehr als die Hälfte größer als die Auslandsnachfrage ist, sollte die Politik auf die Stärkung der inländischen Nachfrage zielen.

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