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Die Japanische Sprache in ihren Verhältnissen
zu anderen Asiatinnen.
Von
Prof. Dr. Pott.
Proeve eener J apansche Spraakkunst van Ur. J. H.
Donk er Curtius , Nederlandsch Commissaris in Japan em.
Toegelicht , verbeterd en met uitgebreide bijvoegselen vermeerderd
door Dr. J. H off mann , Hoogleeraar in de Japansche en
Chinesche talen enz , uitgegeven op last van zijne Exc. den
Uinister van Kolonieen. Te Leyden, bij A.W. Sijtbo£f 1857.
XX (Voorbengt) , 32 (Inleiding) und 230 SS. gr. 8.
Es muss, wie bereits Adelung tadelnd bemerkte, gerechte
Verwunderung erregen, dass die Holländer, sei es nun ledig¬
lich aus unabsichtlicher Theilnahmlosigkeit oder wohl gar zu¬
gleich aus kleinlicher Berechnung, bis auf die allerneueste Zeit
warten konnten, ehe sie über die Sprache und Literatur jenes
grosseo Inselreiches im Osten, Japan (eig. Chines. '^i-pen,
d. i. Sonnen-Ursprung, sol oriens; im Jap. selbst Ni-pon oder
Ni-fon ausgesprochen), etwas von Bedeutung ins gelehrte Pu¬
blikum gelangen liessen. Und docb fehlte ibnen , gerade ibneu
hiezu die Gelegenheit seit lange nicbt. Schon 1611, als in Ja¬
pan gegen Spanier und Portugiesen Verfolgungen ausbrachen,
hatten die Holländer nichts desto weniger für sicb selber die
Erlaubniss zu Handelsverkehr dortbin erwirkt, indem sie, von
anderem Glauben als die Jesuiten zu sein und bloss kaufmänni¬
schen Geschäften nachzugehen, versicherten; und erwarben sogar
seit 1638, nacb Vertreibung der Portugiesen vou dort, wenn
auch unter sebr lästigen, ja erniedrigenden Beschränkungen, das
Recht, allein den Handel auszuüben nach jenen fernen und auch
durcb allerhand Fäbrlichkeiten nur scbwer zugänglichen Eilanden.
Diesen, so ziemlich ausschliesslichen Alleinbesitz nun haben die
Holländer his zu unserer unmittelbaren Gegenwart herab, wo ihnen
von Nordamerika Concurrenz gemacbt wurde, ungestört bewahrt;
nnd es ist daher gewiss endlicb an der Zeit, wenn sie, nach
mehr als zweihundertjähriger Bekanntschaft, obzwar zumeist nur
von der Insel Dezima bei Nagasaki aus, mit obigem Reiche des
Aufgangs, nunmehr ihrer langversäumten Verpflichtung nachkom¬
men und Europa mit Aufklärungen über dasselbe versorgen, die
PoU, die Jap, Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen. 443
noch mehrereD Göttern zu Gute kommen, als bloss dem eigen-
sücbtigen Merkur.
Zu gescbweigen jedocb anderer wertbvollen Scbriften, wie
z. B. des, durcb Ph. Fr. v. Siebold unter dem Titel: Nippon
berausg. Archives zur Bescbreibung von Japan, dient dasjenige
Werk, dessen ausfübrlicber Titel an die Spitze unserer Anzeige
gestellt worden, mit zum Belege '), dass, wie anderwärts, so des¬
gleicben in Holland, und zwar selbst Regierungs wegen, jetzt
das Bewusstsein darüber erwacbt ist, auch in geistigen und wis¬
senschaftlichen Dingen dürfe man nicht den Satz beiseit lassen,
es sei, wem eiu Pfund anvertraut worden, auch verbunden mit
diesem Pfunde zu wuchern. Eine ernstliche Entschuldigung aber,
nicbt schon viel früher Hand aus Werk gelegt zu haben, kann
Holland nicht leicht für sich aufbringen. Um desswillen nicht,
da man von seiuer Seite ja nur auf einem Grunde fortzubouen
nöthig gehabt bätte, der scbon von den Portugiesen, wie im¬
mer, doch hereits in sehr anerkeunenswerther Weise gelegt und
ihren Nachfolgern in Japan, das heisst eben den Holländern,
gleicbsam als Erbschaft hinterlassen worden; und dass die Welt
wirklich Verlangen trug, wo nicht gerade Japanisch zu erlernet,
doch von jenem Reiche im äussersten Osten sich unterrichten zu
lasseu, beweisen zur Genüge, vom Italiener Maren Polo
nicht zu reden, des Deutschen Engelhr. Kämpfer und des
Schweden Thunberg berühmte Werke. Nun also, wem ver¬
danken wir doch die erste wissenschaftliche Kunde von Japa¬
nischer Sprache? Den Holländern ? 0 nein! Portugiesischen
Missionaren -), wie Alvarez, Rodriguez und Collado, welche he-
1) Einen anderen Beweis fur jenes Factum entnehme ich z. B. noch dem: Ontwerp van eeu Maleisch Woordenboek en eene Maleische Spraakkunst door H. Von Dewall , Assistent Resident. Batavia, Lange & Co. 1857, 38 SS.
8. (und ausserdem ein später mir zugegangenes Blatt Errata). Darin wird, nach geschichtlicher Aufzählung verschiedener Commissionen, welche, zom Behufe von Ausarbeitung eines Malayischen Wörterbuches schon seit 1830 wiederholt aufgestellt, bis jetzt ohne sichtbaren Erfolg verliefen, zd Aus¬
einandersetzung des Planes übergegangen, den nun der genannte Herr, im Auftrage der Regierung, selber auszuführen sich anheischig macht. Möge der auf 4 Theile 1) ein Malayisch-Niederländiscbes , 2) ein Niederländisch- Malayisches Wörterbuch, 3} eine Malayiscbe Spracblehre, nnd endlicb 4) eine Uebersicht über die verschiedenen Mundarten, auch die sog, niedrige Sprache (läge taal) einbegriffen, berechoetar Plan nicbt abermals scheitern! Dass sich mit der alphabetischen eine etymologische Anordnnng nach den ver¬
scbiedenen Wortfamilien unter je ihrer Wurzel an der SpKze verbinden soll:
verdient unsern ganzen Beifall. Hal dies doch im Malayischen bei der regel¬
rechten und ziemlich eintönigen Bildungsweise ohnehin viel weniger Gefabr als in mancben anderen Sprachen. Nacb Angabe der Art, wie die Buchstaben aus¬
gesprochen werden, und wie sie Hr. Fon Dewall mit Lateinischen Letlern transcribirt, folgt zuletzl noch eine Probe von dem Wörterbuch, die von dem Werke Gutes hoffen lässt.
2) Ueber die Missionen der Jesaiten im Osten enthält unter Anderem mancherlei Aufschluss folgendes Buch: Rerom a Societate Jesu in Oriente
3 0
444 Polt, die Jap. Sprache in ihren Verhältnissen zu and. Asiatinnen.
reits zum Sclilusse des 16. und im Anfange des 17. Jakrh. iLre
Grammatiken und Wörterbücher der Japanischen Sprache ver¬
öffentlichten. Wusste doch im J. 1825. die Asiatisebe Gesell¬
scbaft zu Paris, als sie eine schon unter Hinblick nach China
sehr empfindliche Lücke, weicbe in der morgenländischen Ge¬
lehrsamkeit bis dabin das Idiom der Japaner liess, einigermassen
auszufüllen wünschte, sich noch keinen hesseren Rath, als iu.
ibrem Namen durch Landresse die Elemens dc la gramm. Japo¬
naise, par le P. Rodriguez, nach einem portugisisch verfassten
Manuscr. der Bibl. do Roi übersetzt und mit des genannten Pa¬
ters Nangasaki 1604. erschienenen Gramm, verglichen, ans Licht
zu fördern. Diese Grammatik nun, zusammt einem, noch insbe¬
sondere auf Oyanguren de S. Ines Artu de la lengua Japona.
Mexico 1738. Bezug nehmenden Supplement par MM. G. de Hum¬
boldt et Landresse, war bisher das einzige allgemeiner erreich¬
bare Werk, woraus man, obschon nur durcb die Brille der,
gestarum ad anonm usquc i Deipara Virgine M. D. LXVIII., commentarius Ema- nuelis Acostae Lusitani , recognitus, et latinitale donatus. Accessere de Japo- nicis rebus Epistolarum libri IIII, item recogniti, ct in latinum c.v Hispaiiico sermone conuersi. Dilingae 1571. 8. 229 SS. Te.xt. Freilicb gilt, wie bekanullich von Jyfissionsbericblen überhaupt nur zu bäufig, auch hier, dass von Demjeni¬
gen, was das wissenswertheste sein würde, gerade am wenigsten oder nichts darin zu finden, und von dem wirklich Berichteten : Vera interspersa falsis! So unverschämte und dreisteZumuthnngen aber an gutwilligen Glauhen, wie obiges Buch auftischt, sind docb in jenen nur mehr grosse Seltenheiten. Da wird z, B.
von Xaver p. 6. 7. erzählt, dass er in Monaten uno duntaxat oppido Tolo 25,000 Seelen (das geschah 1547.) und hald darauf auf den Molucken inner¬
halb nur Eines Monates 10,000 der ewigen Verdammniss entrissen habe. Wie inuss doch das liekehrungswerk damals so leicht gewesen sein und das Volk in lleidenlaudern zu Glaubensumkehr geneigt! —■ Dann aber auch heisst es p. 8: Illa vero de Xaverij gestis supra humanas vires admirabilia celehran- tur, quod varijs temporibus in lap one mulo cuidam ac pedibus capto vsum linguae, et ingressuin, surdo auditum, item alteri surdo mutove sanilatein diuinilus reddidit. Atque haec in lapone. In Coinmorini autem regione dum ageret, non solum negros complures ä medicis despcratos verbo curavit, spiritusque fugauit immundos , sed etiam morluos reuocauit ad vitam cet.
Xaver selbst, wird erzählt, sei auf die an ihn gerichtete Frage, oh cr einen todten Jüngling wirklich wiedererweckt habe, erriithet, indem er bescheiden dies Wunder von sich ab und Gölte, der es durch ihn gelhan, zuschrieb.
Der Berichterstatter dagegen erröthel nicht im Geringsten, und scheint seiner Leser vollkommen sicher, ihnen dergleichen ganz unbefangen als lautere Wahrheit aufbinden zu können. Zulelzl noch Eines: Xaverij corpus, Goac sepultum ihigue illaesum ab omni tabe'hodieque persistens, non leui argu- mento indicat castimoniam viri ac virginitaleui , cui daot testimonium ij, qui confessioncs illius excipere soliti sunt. (p. 14.) — Was ich aher aus voller Seele,loben muss, isl, dass die Jesuiten in partibus infidelium allsogleich auf Abfassung von christlichen Lehrbüchern und von Scbriflen zum Behufe der Erlernung dortiger Sprachen Bedacht zu nehmen pflegten; — eiu I'm¬
stand, der noch heutiges Tages der Linguislik ausserordenllicb oft zu Nutzen gereicht. So aucb Xaver. Mit Hülfe eines der Portugiesischen Sprache kun¬
digen Japaners (p. 7) capita Cbristianae religionis in laponicum sermonem transtulit primum. Oh aucb gedruckl, ist mir nicbl bekannl.
Polt, die Jap. Sprache in ihren f'etMltnissen zu and. Asialinnen. 445
beim Latein in Anwendung kommenden grammatiscben Technik,
über die Natur des Japanisclien Spracbidioms etwas eingehendere
Belehrung' sich zu verschaifen im Stande war; und man würde
es daher mit einem dankbaren Sinne recht wohl in Einklang
finden, wäre in dem uns vorliegenden Holländischen Werke auch
nur mit Einem Worte obigen gar nicbt verächtlichen Vorgängers
Erwähnung gesebeben , was übrigens ausdrücklich nirgends (nur
versteckt z. B. S. 134.) der Fall ist.
Natürlich ist es eine wahre Wohlthat, wenn auf die frübereu
Jubre der magern Kühe in Betrefl^ unseres mehrerwähnten Gegen¬
standes nun endlich wieder zu einer gesegneteren Jahresfolge der
erfreuliche Begiun, ja zugleicb von mebreren Seiten, Leyden
(Hoffmann), Wien (Pfizmaier) und Paris (L. Leon de Rozny) , aus,
sich zeigt. Und zwar, befriedigt gleicb das leydener Werk, was
jetzt vorliegt, noch nicht alle Erwartungen: so ist docb -deren
weitere Erfüllung iu demnächstige Aussicht gestellt durch eine
grössere Grammatik , welche der Herausgeber der gegenwärtigen
in selbständiger Weise zu liefern versprocben hat.
Mittlerweile lasst uns nachsehen , was wir an der „Probe"
haben, und ob die Klaue auf einen Löwen sehliessen lässt. Mit
des Hrn. Donker Curlius Arbeit ( von Hoffmann's Verhältniss zu
ihr im Verfolg!) hat es nachstehende Bewandtniss. Im J. 1856.
war Hrn. Hoflmann vom Niederl. Ministerium der Kolonien eine voo
Donker Curtius aus Nagasaki an dasselbe übersandte Handschrift
übergeben worden , um daraus für sprachliche Verständigung
zwischen Niederländern und Japan'^rn den möglichen Nutzen zu
zieben. Wie der Einsender selbst bekennt^ hatte er ^ich keine
allzu hohe Aufgabe gestellt. Es lag ihm nur daran, dem aller¬
nächsten praktiscben Bedürfnisse mündlichen. Verkehres (denn z. B.
schon auf die verwickelten Japanischen Schreibmethoden liess er
sich gar nicht ein) hülfreich entgegenzukommen. In wie durch¬
aus unzureichender Weise indess auch nur dem vorerwähnten
Zwecke sei entsprochen worden, würde sich jedem, nur mässig
erfahrenen Sprachforscher ohne Weiteres aufdrängen müssen, und,
selbst in Eomängelung der Berichtigungen, Erklärungen, Erwei¬
terungen , kurz mannichfaltigsteo wissenschaftlichen Beigaben ne¬
gativer uod positiver Art abseiten des kundigen Herausgebers, —
schon unter blosser Beihülfe des Landresse'scben Buches. Son¬
derbar genug aber: der Niederländische Beamte scheint in Wirk¬
lichkeit von letzterem gor keine Kunde gehabt ^u hahen, da er
die Japanische Sprache während dreier Jahre (zum Theil doeb'
also nicbt obne eigne Schuld) „zooder eenigii^jbulpmiddelen" und
foiglicb mit vieler Mübe haben erlernen zu müssen bedauert
Allerdings, es ist wahr, hat Heer N. M. Hatsijemon, opper-
tolk (Ober-Dolmetsch) voor de Nederlandsche taal te Nagasaki,
Hrn. Donker Curtius' Handschrift das Zeugniss ausgestellt, dass
sie overeenkomstig met de regelmaut onzes dsgelijkscfaen spreek-
4G4 PoU , die Jap. Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen.
tränt (in Uebereinstimniung mit dem regelrecbten Gebrauche un¬
serer täglichen Sprechweise) ulle de nodige gronden en regelen
enthalte. Bet allem Respecte jedocb vor solch einer gewichtigen
Autorität in Sachen des Usus betreiTend die eigne Muttersprache,
hat die Sprachforschung doch selten Ursache (und diese Meinung
theile ich mit Hrn. Hoffmann), in Fragen, die nicht bloss das
thatsächliche Was des Sprachgebrauches betreffen, sondern nach
genetischer und begrifflicher Erfassung jenes Was riicksichtlich
dessen Wie nnd Warum sich umthuen, derlei einbeimischen
Sprachkennern ohne eigentlicb linguistische Bildung sich un be¬
dingt Uberlassen zu dUrfen. Ein Tolken-Collegium wäre nicht
das geeigitete Forum in eigentlich sprachwissenschaftlichen Fra¬
gen. Scbon dessbalb, weil selbst dazu, nur dergleichen Fragen
in einsichtsvoller' Weise zu stellen, ein Sinn gehört, welcher
Leuten, dio, Übrigens vielleicht ausgezeichnet, ihre angeborene
oder praktisch angelernte Sprache handhaben, meistens ganz ausser
dem Wege liegt, indem ibnen die causae linguarum gar wenig
Kummer machen. In diesem Betracht versteben wir heutiges
Tages z. B. die classischen Sprachen besser, als Griechen und
Römer selbst. Sogar aher unter dem Gesichtspunkte, dass vom
Vf. nur zu Erlernung der gewöhnlichen Japanischen Sprechweise
sollte ein HUlfsmittel gegehen werden, scheint, nacb des Heraus¬
gebers häufigen Einwänden auch mit Bezug hierauf zu scbliessen,
die Nagasakische Handschrift unvollkommen genug, und siebt
man , falls uicht Gründe praktischen Bedürfnisses dazu riethen,
nicht wobl ein, warum sie Überhaupt zum Drucke kam und nicht
lieber, an. ihrer Statt, Hoffmann's eigenes Werk. Denn letzteres
(wir wünschten es aber, um seiner selbst willen, nicht gerade
Holländisch geschrieban) müsste ja aus einem Gusse sein , wäh¬
rend dus jetzt vorliegende aufs äusserste zerstückt ist und im
Grunde hei jedem Kapitel sicb in zwei Hälften zerlegt, die des
ursprünglichen Verfassers und des Herausgebers, welcher zweite
dann (auf die Länge ein peinlicher und widerwärtiger Anblick!),
fast beständig gegen jenen in der Positur eines freilich über¬
legenen und wohl meist im Recbte befindlichen Widerpurtbes, vor
uns herumficht. Dass übrigens Hrn. Hoffmann's Antheil um Buche,
seiuer uuseinunder gebenden Einschaltungen in das fremde Werk
ungeachtet, doch zusammen unter sich eine gewisse Einheit aus¬
macht, kann uns gleichwobl nicht vollständig zufrieden stellen.
Um den Unterschied im Thun heider Vff. (denn auch Hrn.
Hoffmann darf man, schon der Menge dessen, was er an Zu¬
sätzen lieferte, halber uls solchen bezeicbneu) in etwas zu cba¬
rakterisiren, nur ein paar Bemerkungen. Hoffmann nimmt, um
Japanische Sprachformen zu erklären, häufig, und zwar mit
Recht, zu dem Zergliederungsmesser (vgl. z. B. S. 148. dessen
eigenen Ausdruck: ontlediog, und: „Physiologie" des Substantiv-
Verbums) seine Zuflucht. Dergleichen fällt dem Anderen nie
PoU, die Jap, Sprache in ihren Yerhällnissen zu and.'Asialinnen. 447
auch nur von Ferne ein. — Donker Curlius füllt mit den Benen¬
nungen von GerÜthschaften , Kleidern, Thieren, PAunzen , Beam¬
ten u. dgl. , wie man sie wohl in Sprach-Dressirbüchern zu finden
gewohnt ist , eine nicht kleine Zahl von Seiten aus , und da¬
gegen in Betreff von Conjunctionen (voegwoorden, Fügewörter)
hringt er nichts als den Laut von etwas mehr als einem Dutzend
mit Holländischer Debersetzung bei., so dass Uber die satzliche
Verwendung solcher Partikeln (und die ist doch , weiss man , hei
dieser Wortgattung in den Sprachen selten so einfach und leicht)
der Lernende von ibm völlig im Dunkeln gelassen wird. — Hoff¬
mann, der Professor in den Nie4,erlanden, bat ein klares Bewusst¬
sein darüber, dass nicht alle Sprachen dazu angethan sind, sich,
wie das namentlich die katholischen Missionare ehemals in der
Gewohnheit hatten, über den allgemeinen Leisten der lateini¬
schen Grammatik schlagen zu lassen, ohne dass ihuen in grauen¬
vollster Pein dabei iGlieder verrenkt und zerquetscht, ja geradezu
ibre eigentliche Gestalt in überall zu kurz kommende und schmäh¬
liche Unnatur verdreht würde. Dagegen der niederländische Be¬
amte scheint, ungeachtet sein Ohr die Rede Japans täglich um¬
säuselt, wenig von dem principiellen Unterschiede zwiscben dem
(wenn es einmal kurz gesagt sein soll) agglutinirenden
Charakter des Japanischen Sprachidioms nicht nur von der fle-
xiv ischen des Indogermaniscben Sprachstammes (also aucb
Griechisch , Lateio und Germanisch eingeschlossen ) zu merken,
sondern selbst dessen, sicherlich doch schoo in geographischer
Rücksicbt beachteoswertber Gegensatz zu der Isolirungs-
Methode einsylbiger Spracben, so namentlich hier des Cbine¬
siscben, verirrt sich durchaus nicbt in seinen Gesichtskreis. Er
giebt sich mit Unbefangenheit dem Japanischen Sprachgebrauche
hin;- allein, abgesehn davoo, dass er bei Darstellung desselben
über die Schwelle blosser Anfangsgründe kaum je hinauskommt,
vermag er, ehen weil ibm selber keine theoretische Einsicht in
das eigentlicbe Wesen der Japanischen Sprache und deren tra¬
genden Mittelpunkt beiwohnt, auch über die Causal-Zusammen-
hänge dieses Idiomes keine Rechenschaft zu geben , ja sogar
nicht einmal den Sprachgebrauch selber in bündiger und einiger¬
massen erschöpfender'Weise dem Lernbegierigen vor Augen zu
stellen. Ganz anders der Herausgeher der Proeve, welcher daher
auch mit seiner Polemik gegen ersteren in so fern leichtes Spiel
bat, als sein Fuss von vorn herein auf ganz anderem Boden,
nämlich dem der Wissenscbaft, steht, worauf aber auch (uod das
muss, um gerecht zu sein, anerkannt werden) Hr. Denker Curtius
bei seinem , an sicb lobenswerthen und verdienstlichen Bemühen
keinen ambitiösen Anspruch erhebt. Noch sei hinzugefügt: in
der Handschrift aus Nagasaki ist nichts dbderes.als die orale
Sprechweise (übrigens ersieht man nicht, ob und'in wie weit
etwa mit mundartlicher Abweichung) der GegentttM. in den
3 0 *
448 Poll, die Jap, Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen.
Zugaben des Herausgebers hingegen findet sicb Bezugnahme auf
Japanische Druckscliriften , denen dann auch öfters Belege für
die aufgestellten Sätze, und zwar, was durchweg im Buche be¬
ubacbtet wird, mit den Lettern (d. h. eig. Sylben) des Originals-
unter Beifügen der Aussprache nach Holländischer Schreibgewohn¬
heit, abgeborgt worden.
Wir wollen fortan noch Einiges von Uru. Hoffmann für unsere
Besprechung herheiziehen, wobei aber vorzugs.weisc uusere Aufmerk¬
samkeit auf die .Stellung des Japanischen zu anderen
Sprachen gerichtet sein wird. Vor allen Dingen ist klar, dass
dessen etwaige Beziehungen zum. Chinesischen unsere Wiss¬
begier mehr als etwas sonst reizen. Nichts kann aber gewisser sein,
als dass dem physischen Rassen-Typus zum Trotz, dem sog. Mongo¬
lischen, an welchem die Japaner, Koreaner u.s. w. mit dem einhei¬
mischen Manne des himmlischen Reiches (China) Theil haben , die
Sprache des Japaners so gut wie die Tatarisphen Idiome (Mon¬
golisch; Türkisch; Tungusisch mit Einsehluss derjenigen Unterart,
welche der jetzt in China auf dem Throne sitzenden Mandschu-
Dynastie eigentbümlicb zukommt) mit dem Chinesischen in gar
keinem ge n e al ogis c h e n Verbaude siehen. Damit verträgt sich
aber recbt wobl eine sogar sebr tiefgreifende tralaticische
Beziehung Japans (mit, man varürt zwiscben den .4ngaben von
15 bis sogar 30 Mill., Einw.) zu dem geschichtlich um Vieles
weiter zurückreichenden China, das zudem an Einwobnern mebr
Millionen, als es Tage im Jahre giebt, in seinem Schoosse zu
bergen sich rühmt. In Vielem, was Lebensverhältnisse im All¬
gemeinen angeht; dann aber auch in Sprache und Literatur, na¬
mentlich den höheren, insbesondere. Ja, allein schon von be¬
deutsamem Gewicht in diesem Betracht ist der Umstand, dass
Japan überhaupt erst seit 284. unserer Zeitr. mit der Schrift,
und zwar mit der Chinesischen Wortschrift bekannt wurde,
aus der man alsdann späterhin eine zwiefache Landesschrift sich
zurechtmachte, die eigentlich syllabare Geltung baben. „All¬
gemein verbreitet aber wurde das Studium der Chinesischen Spra¬
che und Schrift erst im 6. 'Jahrb. in Folge der Einführung der
B u d d h a - Lehre. Jeder Japaner aus den gebildeten Ständen be¬
gann nun von Kindheit an ausser der Muttersprache auch Chine¬
sisch zu erlerneu, und seitdem wird nicht leicht ein Japaner ge¬
funden, welcher nicht, auch wenn er nur den gewöhnlichen Unter¬
richt genossen hat, im Stunde wäre, eineu Chinesischen Brief
zu lesen und schreiben." Und dadurch befindet sicb der Japaner
in der glücklichen Lage, mit allen Völkern des östlicben Asiens,
weicbe sicb der Chinesischen Schrift bedienen, sullte er gleich
deren Sprache sonst uicht verstehen, doch eiu gemeinsames sicht¬
bares Verständiguug^-Mittel zu besitzen. So bildet nuu, wie
für mehrere andere umwohnende Völker, so auch für Japan, China
einen unubläugbareu Bildungs-Heerd , etwa in der Weise wie Rom
PoU, die Jap. Sprache in ihren Verhältnissen zu and. Asiatinnen. 449
mit seinem Latein und nachmals Paris und Französisch für Eu¬
ropa. Oder: das Chinesische stellt sich als Cultursprachc
von weitreichendem Einflüsse zu dem angestammten Idiome des
Japaners ähnlich wie etwa das, von Vorderindien nach der
jenseitigen Indischen Haihinsel hiniiber verpflanzte buddhistische
Pali zu mebrereu einsylbigen Sprachen und Völkern Hinter¬
indiens; das ebenfalls vom Sanskrit ausgebende Kavi zu der,
innerhalb des unermesslichen malayischen Sprachstockes belege¬
nen Sprache Java's, u. dgl. m. Nur, kann man sagen, erfährt
das Verhältniss, zwischen dem Pali auf der einen uud der traus-
gangetischeu Bevölkerung vom Barmauenreiclie , Siam u.s. w. , um
welche jenes als geheiligtes Idiom der Religion und Wissen¬
schaft ein gemeinsames Band höherer Gesittung schlingt (Bur¬
nouf et Lassen Essai sur le Puli Chap. 1.), auf der anderen
Seite, mit Rücksicht auf China und Japan in so fern eine Um¬
drehung, als dort ein, der vollkommensten Flexionssprache su
nahe stehendes und mehrsylbiges Idiom auf Einsylbler
sich deu wirksamsten Einfluss zu <*verschafren wusste, während
hier, in Japan, sich dagegen ein agglutinirendes , eben desshalb
aber auch mehrsylbiges Idiom einem auswärtigen von ein¬
sylbige m Gepräge beugte. Bei solcber Bewandtniss wird es
nun wohl, trotz der innern Ungleichartigkeit der Sprachen Ja¬
pans und Chinas, Niemanden Wunder nebmen, wenn er bei Hofl¬
mann die Bebauptung liest, dass ein ernsteres Eingeben in Ja¬
panische Sprache und Literatur von einer Bekauutschaft mit dem
Cbinesiscben nicht fuglich getrennt bestehen könne. Man wird
sicb diese Nothwendigkeit leicht etwa durch die Analogie vom
neueren Persisch, oder vom Osmanli, im Verhältniss zum
'Arabischen verdeutlichen und näher bringen, von welchem
letzteren ja sich jene so vielfach beeinflussen liessen. Selbst von
den Missständen, welche Uebertragung eines fremden Schrift-
Typus auf eine Sprache von ganz anders geartetem Charakter im
Gefolge bat, erhielt sich das Japanische mit nichten frei. Im Ge¬
gentbeil treten dieselben bei ihm noch greller hervor , als etwa in
der ältesten Schreibung des Griechischen, von deren phöni¬
kischem, und mithin nicht indogermanischem, sondern semiti¬
schem Muster ihr noch mancherlei Unbequemlichkeit anklebte;
oder, um jüngere Beispiele zu wählen, hei der Arabischea
Schrift in ihrer, nicht sehr natürlichen Aufzwängung auf vorhin
erwähntes Persisch uod Türkisch, und überdem auf Hin¬
dustani und Malayisch, d. h. auf Sprachen, die sämmtlich
vom Arabischeo io verwandtschaftlicher Beziehung vollkommen
abstehen
Da können nun Chinesische Scbriftcbaraktere 1) das einemal
als Be griffs- Zeichen dienen, weicbe bald a) als Chinesisch,
nur gemäss der jedesmaligen Umformung des Worts im Munde
des Japaners (man heisst diese Verwendung koje oder won, d. b.
450 PoU, die Jap. Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen.
Laut), bald b) mit dem äebt einbeimiscben Laute (d. i.
yomi, Lesung) gelesen werden; und wiederum 2) gestatten
einige überdem sogar aucb den Gebrauch als blosser Laijt-
Zeichen. So trifft es sich z, B. bei dem monogrammatischen
Cbarakter für das Wort isien, d. i. 1000, im Chinesischen, dass
derselbe im Japanischen die gleiche Zahl, allein je nach dem
Koje sen und nach dem Yomi isi gesprochen., bedeutet, wäbrend
eben jener Charakter doch auch andere Male ( vom ursprünglich
ihm zu Grunde liegenden Begriffe absehend) den phonetisch-
syllabaren Werth nun von sen und wiederum auch von isi be¬
hauptet. Vielleicht, wie es mit der Paläographie auderwärts,
z. B. von Lepsius, geschehen, gelingt es auch noch aus der in
Japan üblichen Sprechweise des Chinesischen hin und wieder
einen hei gehöriger Vorsicht brauchbaren Schluss zu tbun auf
einen früheren Lautstand der Cbinesischeu Sprache
(freilich nur erst in nachchristlicher Zeit), zumal in ihrer, wie
mir scheiueu will, viel zu abgeschliffenen allgemeinen Umgangs¬
form (Klapr. As. Polygl. S. ^58. vgl. D. M. Ztschr. IX. 423. uud
Schiefner Tibetische Studien S. 27.), als dass diese sollte durch¬
weg deu ursprünglichen Laut bewabrt haben. Was mich vor¬
zugsweise zu dieser Hoffnung ermuthigt, ist der Umstand, dass
im allgemein üblichen Chinesischen, ausser Nasalen, schlechter¬
dings kein consonantischer Auslaut vorkommt, während süd-
cbinesiscbe Mundarten eigenthümliche Consonanten-Ausgänge wirk¬
lich aufzeigen, weicbe oftmols (und zwar vermuthlich aus alter¬
thümlieber Zähigkeit) zu der so höchst erspriesslichen uud noth¬
wendigen Auseinanderhaltung von- verschiedenen Sprachwurzeln
die Hand bieten möchten, deren (nachmaliges) Zusammenfliessen
sich das Kuan -hoa synkretistisch zu Schulden kommen liess
(Schott, Chines. Sprachi. S. 5.). Wenu z. B. zufolge der Lau¬
dresseschen Gramm. S. XIII. Buddha nach der Japanischen .Aus¬
sprache üouls (ou frz.) an Stelle des Chin. Fo lautet: so hat es viel
grössere Wahrscheinlichkeit für sich , Fo sei in einiger Analogie
mit boll, gena st. genade (Gnade); scha, schaa st. schaade (Scbade);
Schee St. Schede (Scheide); scheel, schedel (Schädel); vaam st. va-
dem Fäden (Klafter; vgl. engl, fathom); vadr, moer neben vader,
moeder; u. s. w. durch Ausstoss verunstaltet, als dass der Japa¬
ner ein unnützes ls hinzugefügt habe. Freilich könnte für dieseo
besonderen Fall die .Aussprache von des Religioosstifters Namen
sich uoch unmittelbarer an die Indische Form angelehnt haben.
Hoffmann giebt dafür Inleid. p. 17. Chines. F(j oder Füe (d. h.
unstreitig iu Deutscher Aussprache Fii)=boe in Uoeddha (holl.
oe = u), aber nacb der Mundart voo Caoton, Fokien u. s. w.
Fol oder Foel; auf Korea i^oel, und im Jap. Uoelsoe, worin Isoe
mit stummem Vokal scheiut an Stelle von loe getreten zu sein,
wumit es wechselt. S. 18. Vgl. p. 25. Boel-lao, Uoel-l6 de weg
van Buddha. Man nehme übrigens nuch hinzu , dass zufolge
i"ol<) die Jap, Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen. 451
Text S. 2. Holoke oder Foloke, was auch Gott hedeutet, nicht nur
für den Buddha als Person, sondern auch für seine Bilder vorkommt.
Ferner lautet Chines, pe (weiss, u. Schnees halher? Norden),
zufolge Schott in Pe-king bei. Nähme man nun etwa-an, der
Diphth. ei, welcher ein, durch Deutsches Jot an die Gutturale
grenzendes (eig. palatales) i einschliesst, hahe dies i aus einer
Gutt., wie z. B. Frz. fait aus faetus, entwickelt: so wäre er¬
klärlich , warum wenigstens statt Chin, pe (Norden) nach Hoff¬
mann im Fokien-Dialekte pak, pok, auf Korea poek und im Jap.
fokoe oder folsoe gesagt wird. Alleio Klapr. As. Polygl. hat
nicht minder (ausser einer nicht ganz kleinen Anzahl sonstiger
Wörter aus Chin. Dialekten mit consonantischem Ausgange )
S. 376. für pe im Sinne, von : weiss die mundartlichen Varian¬
ten pak, pek in Canton, in Siam bak, und nach Jap. Aussprache
fak. — Ein anderes Beispiel. Mond und Monat (s. Hoffm. S. 92.
Klapr. a. a. 0. S. 368. 370) heissen mit gemeinschaftlichem Na¬
men im Jap. selbst Isoeki, allein, davon völlig verschieden, Chin.
yoee (Klapr. jue. Endlicher S. 23. 'iue) in der Mundart von Fo¬
kien goel oder goal, zufolge des Jap. Koje gels oder gwals (Klapr,
gas, gal). Ausserdem noch, zufolge Kaproth, in Canton juel, uel,
in Chiang-schau gull,' in Indien gü , Chincheo guar, gue. — Zu¬
letzt nocb hei nicht gerade wenigen Zablwörtern (Hoffm.
S. 64.), und zwar der Angabe nacb nicht bloss im Cnnton-Dia-
lekte, sondern auch iu der Chinesischen Amtssprache Also z. B.
1. Chin, yi, Cant, yal , Jap. Ausspr. ilsi, ilsoe (ils, vgl. früher
Boetsoe). — 8. pal (mit blosser Andeutung von t). Cant, pal.
Jap. Koje falsi, halsi (beides auch mit blossem Anstoss von i).
Bei Scbott für Kuan-boa pä iu Canton , als vereinzeltes Beispiel
von langem Vokale vor t: bdl. — 100. p'dk. Cant, pak, Jap.
Ausspr. fijak, hijak, fak, hak. — Sollte bienach der .Scbluss über¬
eilt sein: Das Japanische müsse jene Koje-Aussprache aus Mund¬
arten (südlichen?) China's entlebnt haben, weicbe, weuigstens
zur Zeit der Herübernahme der in Betracht kommenden
Chinesischen Ausdrücke, noch deren Wortgestalt auf einen Con¬
sonanten ausgehen Hessen?' Denn, wie frei auch der Mund
des Japaners im Uebrigen zuweilen mit ausländischen Wörtern
geschaltet haben möge, zu solcherlei willkürlichen Zusätzen
läge durchaus kein Anlass vor. Es würde aber weiter folgen,
dass im Kuan-boa viele Formen durcb Wegfall eiues Consonan¬
ten Abstumpfung erlitten, was dann durch Aufkommen von so
maasslosen Homonymen auf die Physiognomie der Chinesischen
Schrift- und höheren Umgangssprache einen sehr nacbtheiligen
und sinnverwirrenden Einfluss (freilich minder für das Auge in
der Schrift, als für den Hörer) ausüben musste. So ist z. B.
Engl, hay etymologiscb grundverschieden, je nachdem es Heu
(Ahd. hawi, d. i. gehauenes Gras) bedeutet, oder Zaun (Hag
als einhegendes, Ags. baga), in welchem zweiten Folie ay (wie
452 Poll, die Jap. Spraehe in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen'
so oft: day, say, lay) seio y tür ursprüngliches g eintauschte.
Ferner hail hald =rHeil, hald = Hagel. Dam 1. Damm, 2. ^ie
Alte, Mutter, aus dame (lat. domina). Bever der Biher (frz. hie-
vre) ; Vcsperhrot (frz. v^pres, die Vesper). Dale 1. Dattel, Frz.
datte, 2. Datum, la date. Pearch 1. der Barsch, frz. perche,
lat. perca, 2. .Stange, Frz. perche (pertica), perchoir. Peel
1. Haut (pellis, frz. peau f., aher auch peler, abschälen; indess
pel^, Kahlkopf, jedenfulls voo pilare) , 2. Schaufel, Frz. pdle,
pelle (Lat. päla). Und so eioe Menge Anderer, die jetzt über¬
ein lauten , so verschiedenen Ursprungs sie auch einst waren.
Gr. z. B. xi]Xi^T^s (herniosus) und xTjX^T'^c als Nom. ag. Nnr
daher wüsste ich mir die völlige Unvereinbarkeit der Bedeutun¬
gen in gegenwärtig gleichlautenden Wörtern, wie man deren
in einer und derselben Sprache oft genug begegnet, — es giebt
solcher Homooyme aber im Chinesischen eine grosse Men¬
ge, — zu erklären, was ja, um Missverständnisse zu verhüten,
hier sogar oft zu dem Mittel synonymer Composita greifen
liess. So z. B. hei Bndlicher Gramm. §. 132: laö-lü, welche
beide Wörter, jedes für sich, eine Anzahl von Bedeutungen auf¬
weisen , die unmöglich ^iner Begriffs- , und eben dessbalb aucb
nicht 6iner, ursprünglich gleicben Laut-Wurzel entsprossen
sein könuen, sich aber in dem gemeinsamen Begriffe: Weg schnei¬
den und desshalb, wenn zusammengestellt, aus dem Labyrinth
ihrer übrigen zahlreichen Bedeutungen einander den Ariadnefaden
reichen. Möglich ausserdem, dass man sogar in einigen, mund¬
artlich mit einem Cons, schliessenden Wörtern zuweilen sogar
zwei in Eins verschmolzene Wörter vor sich hätte. So lag«
doch eine etym. Verbindung von Chin, je (j frz.) Hitze, mit jz
Sonne, Klapr. S. 368. nahe, zumal jenes Jap. nel, dies ni ausge¬
sprochen werden soll. Barmanisch Sonne, Tag (Scbleierm.
I'lnfluence p. 145.), deren n aber nicht zu dem Koje im Jap.
stimmen kann, leb branche aber wohl nieht erst zu bevorworten,
doss es mitunter scbwer genug sein mag, in der Koje-Aussprache
Chinesischer Wörter noch den etwa ursprünglicheren Laut irgend¬
welcher Chinesischer Sprechweise jedesmal von derjenigen Ver-
derb'Ung zu unterscheiden, weicbe zum Oefteren erst durcb An¬
passung an die Sprachorgane des Japaners selbst enstand , der
sich das von fernher überkommeoe Sprachgut mnndgerecht machte.
.Der Art ist z. B. , dass , weil Chinesisch und Japanisch darin
polarisch einaDder entgegengesetzt sind, jenes, ausser mundart¬
lich, kein r, letzteres umgekehrt kein I, mindestens nur ein,
dem r näher kommend«s Mitteldiog (Hoffm., Ein! S. 24.), zu
besitzen , in beiden Sprachen diese beiden flüssigen Consonanten,
der eine in die Stelle des anderen, eintreten müssen, wo es sich
nm fremde Ausdrücke mit vorerwähnten Laatea handelt. Vgl.
X. B. Jap. Rioe kioe für die Lieu-kien-lnseln ; Koorai (Cbia. Kao
li) für die Halbinsel Korea; Igiris England §. 24., Chin." Ing-M-li
PoU, die Jap, Sprache in ihren VerhäUnissen zu and. Asiatinnen, 453
(Holl. Eiigelscli = Rnglish) , aber Ki-li-sse-lu (Cbristianus, Chri¬
stus) Endl. S. 22. Auch der Hottentotten-Stamm \amaqua
kennt das l nicht und gebraucht dafür das verwandte r ( Wall-
roann, Formenl. §. 4.). — Ich finde es desshalb auch beachtens¬
werth , dass zufolge Hoffmann S. 20. das Pferd Jap. m'ma (etwa
reduplicirt?), Chin, mä , allein mit r Koreiscb mar, nach Gabe¬
lentz Gramm. Mandchoue p. 4. aber Mandschu mort, Mong. morin,
wie Tungusisch mortn, murin Gastrin Sprachi. S. 129., heisst, Ond
ersterer p. 9. deren Anklang selbst mit unserem Mährte (Ahd.
meriha , Ags. maere, mere, nord. mar, meri Graff II. 844.) und
also auch mit Gaelisch mare u. s. w. nicht gerade für rein zufallig
halten möchte. In der That wäre es zwar äusserst merkwürdig,
allein nicbt schlechtbin unmöglich, dafern wirklich eine der Be¬
nennungen des Pferdes vom äussersten Osten Asiens bis nach
Westeuropa hin (etwa von den Steppen Hochasiens aus nach bei¬
derlei Ricbtung) reichte. Ein Etymon, was über die wahre Hei¬
math des Namens am einen oder andern Ort Aufschluss gäbe,
kenne ich nicht. — Das lautliche Verhalten wäre ein ähnliches,
wie bei sericum. Engl, silk, von o^p, Koreanisch ssir (ober
Chines, szü), Mong. ssirkek Seide, wonach man die —'^pff (also,
des r wegen, dem gewöhnlichen Chinesisch nicbt angehörend) be¬
nannte. S. meine Bemerkungen über, die Namen der Seide in
Ztschr. f. Kunde des Morgenl. IV. .39. Lassen, Alterth. 1. 32L
Schott, AltaVsches Sprachengescbl. S. 4fg. — Mandarine (Sskr.
manlrin Lebrer) verriethe sich schon durch sein r als ein dem Chi¬
uesischen selbst fremdes Wort. — Uebrigens soll es kein ächt-
japanisches Verhum geben, das mit r begänne. S. 181. Nicht
davon zu reden, dass das Vei in Afrika (Koelle p. 18.) in kei¬
nem Wurte vorn ein r zulässt, findet sich auch im Mandschu
überhaupt kein Wort mitr zu Anfange (Gabelentz S. 15. Kaulen
Inst. p. 8.). Etwa im Tungusischen durchweg ebenso? In
Castren Gruudz. S. 84. stebt wirklich im Wortverz. kein r
hinter l.
Was die Japanische Schrift anlangt, so ist hereits be¬
merkt, dass im Fall man nicbt geradezu Chinesisch schreibt, die¬
selbe eine syllabare ist. Eine Schreibung, die, wenn sie auch
nicbt ganz mehr so unhehülflich sich erweist, als ihre Quelle und
ihr Vorbild, die Chinesische Wortschrift, die ohne alle Auf¬
lösung des Wortes in dessen lautliche Bestandtheile dasselhe
nur als begriffliche Ganzheit hezeichnet, gleichwohl noch
unvollkommen genug bleibt. Desshalh, weil sie, auf halbem Wege
eingewurzelt, zu dem letzten und ent.scheidenden Schritte einer
eig. buchstäblichen Analyse und Schreibung nicht muthvoll
liindurclidrnng, wie doch z. B. die auf Korea (Einl. S 27.).
Ursprünglich ging man von einem Syllabare zu 47 Zeichen aus,
die entweder einen blossen Vokal, oder offene, d. h. voka¬
lisch schliessende und je nur mit einem einfachen Consonan-
454 Polt, die Jap. Spraclie in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen.
ten beginnende Sylben (diese indess nicbt in sicb, wie beim
Sanskrit, graphisch in Consonant und Vokal getrennt) darstellen.
Es scheint die Natur der Sylbenscbrift mit sich zu bringen, dass
sie auf diese einfachsten Gestalten der Sylbe sich beschränkt, in¬
dem auch Tschiroki in Amerika und Vei in Afrika durch einhei¬
mische Schrift-Erfinder, wie ich sehe, nur aus dem Grunde zu
einer leidlich bequemen Sylbenscbrift gelangten, weil diese
Spracben lediglich offene Sylben zulassen. ') Man entsinne
sich ferger, dass im Devanagari , das sich aucb noch nicbt gänz¬
lich des Ausgehens von eig. syllabarer Schreibung entscblug,
gleichfalls als Grundsatz gilt: nur der initiale Vokal, welcher
mithin (denn in der Mitte kann, wegen Unstattbaftigkeit des
Hiatus , keiner vorkommen ) fiir sich als selbständige Sylbe auf¬
tritt, erbält auch ein unabhängiges Zeichen, während der
einem Consonanten nachfolgeflde Vokal demselben stets als
untergeordnetes Element der Sylbe bloss einverleibt erMiheint.
Man vgl. in dieser Rücksicht selbst die Gewohnheit Semiti¬
scher Schriftweisen. Ferner, wie viel Consonanten auch im
Sanskrit innerhalb eines Wortes dem Vokale nachfolgen, sie
zählen nie anders als zur folgenden Sylhe (ma-n(ra, a-nna u.
s. w.). — Was nun die Sythen-Bildung in der eig. Japanischen
Sprache (nicht im Koje) anbetrifft, so hätte icb gern darüber
Näheres erfahren, oh sie auch für das Ohr immer, oder unter
welcher Einschränkung, offene und höchstens mit einfachen
Consonanten anlautende sein möchteo? Im Durchschnitt wird es
so, ausser bei Syokope eioes Vokales, bei Verdoppelung von
Consonanten n. dgl. (s. unten) der Fall sein. Es begreift sich
nun bei derartiger Bewandtniss aber auch , wie man jene 47 Zei¬
chen mit Leichtigkeit durch graphische Vereinfacbung Chinesischer
Scbriftcbaraktere gen-innen konnte, weil diese, mit Ausnahme von
Nasalen , gleichfalls der Aussprache nach in Vokale auslaufen.
Von ganz besonderem Interesse erachte ich aher noch, dass, ohne
Zweifel im Gefolge des Buddhismus, Japan selbst unter Indi¬
sche Einwirkung in Betreff von Zahl und von Anordnuog,
wenigstens der einen Art von Schrift-Zeichen, sicb stellte.
„Oie Beschränkung der Japanischen Käna's auf 47 geschab in
Nachahmung von den 12 Vokalen und 35 Consonanten der Brah¬
manischen Schrift, Fon-si" S. 7. vgl. 10 der Einl. In gleicher
Weise wird das Indo - chinesische Lautsystem, dessen Aüfstellung
man einem Priester des Buddha zuschreibt, von Indien (Chines.
Fän) hergeleitet. Endlicher Chin. Gramm. §. 60. Man vgl. da¬
mit das von Hoffmann S. 23. erwähnte Buch: Silvan mata liwen,
1) Im Tsch. endigt jede Sylbe anf einen Vokal, wohin auch das nasale V gerechnet wird. S. v. d. Gabelentz bei HSfer III. 25&. Vom Vei Kölle p. 16: The syllables with so great a uniformity consist of only a consonant and vowel , with sometimes the appendix of another contonanl (Nasal, .
,;*oU, die Jap. Sprachein ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen. 455
of de Sanscrit - vocalen en consonanten, toogelicht door den In¬
dischen Samun Gen sod Rozin. Mijako 1695. — Obige 47 Syl¬
ben-Zeichen nnn in der einen Anordnung treten in die Fuss¬
tapfen des S a n sk ri t-Alphabetes mit seiner, auf physiolo¬
gische Verwandtschaft begründeten, und daher in der That
wissenschaftlichen, Folge.
Ich meine übrigens das gewöhnliche Alphabet, oder vielmehr,
du jeder Consonant als mit dem allgemeinsten Vokal a schlies¬
send aufgeführt wird, auch Syllabar, wie es die Sanskritgram¬
matik in Anwendung briugt. Nicht das in den (^^ivasüträiii des
Pänini, in welchem die Consonanten nicbt, wie dort nacb den
Organen, sondern nach dem Grundsatze homogener Ver¬
wandtschaft: Halbvokale, Nasale, weicbe aspirirte und
nicbt aspirirte, harte aspirirte und nicht aspirirte,
endlich Sibilanten zusammengestellt sind. Vgl. Panini vorn
bei Böhtlingk mit Regnier Etudes sur la gramm. V6dique p. 11.
Dus zweite Japanische Syllabar jedoch bildet in seinem Nach¬
einander ein vollständiges kleines Gedicht, wie in dem Pböni¬
cisch - Hebräiscben Alphahete; G, Seyffarlh, Cnser Alphabet ein
Abbild des Tbierkreises u. s. w. am 7. Sept. des J. 3446 vor
Chr. 183.4., wenigstens glaubte den Satz entdeckt zu haben : Ge-
nitura Terrae hocce est dum recessit omneitus aquarum post
finem vastationis terrue. Dies Gedicht, welches Hoffmann laut
S. 8. zuerst als solches wieder erkanut hat, soll offenbar den
Zweck von versus memoriales erfüllen, und führt, gleich unserm
ABC, von den drei ersten Sylben I-ro-fa seinen Nnmen. — Mnn
reichte übrigens mit der Zahl vou bloss 47 Sylben nicht zu,
und das Fehlende wurde demnach nocb durch allerhand Mittel
gewonnen. Dabin gebört, als eiu sebr einfaches und daher in
vielerlei Schriftarten zur Anwendung kommendes, Beifügung von
Unterscheidungs-Zeicben zu schon vorhandenen Charak¬
teren. So hier namentlich Einl. S. 15 u. Text 1. werden die
milderen Laute, z. B. Mediä, von den entsprechenden harten
(Tenues) als z. B. ga, ge, gi, go, goe (unser gu) zum Unterschiede
von ka, ke u. s. w. mit zwei .Strichen verseben; ferner die Te¬
nuis in pa , pe u. s. w. von fa, fe und 6a, be (letztere auch mit
zwei Strichen) mittelst eioes kleinen Ringes churnktcristisch ab¬
gesondert. Eiu Nusul vor den hurten Lauten k, s, l und f
(S. 15 vgl. 21.) hat das Eigenthümliche, deren Klang zu mil¬
dern, indem es mit diesen ng , nz , nd und nb oder mb gieht,
vielleicht ober ouch nur, zu eins verschmolzen, g, z, d und b.
Man nehme z. B. foede, Pinsel, Schreibfeder, als Verkürzung st.
foemde, foende, aus foemi schreihen, und le band, tuig. Das
zweite Wort (vgl. hei uns: eine gute Hand schreiben) dient
hier also zur Bezeichnung des Werkzeuges, das man band¬
habt, wie im Barmunischen {Schleiermaeher Vlniatace p. 241,
nr, 215.) laek une main , un bras , an Benennungen von Werk-
Bd. XII. 30
456 Pott, die Jap Sprache inihren Verhällnissen zu and. Asialinnen.
zeugen, z. B. senal - la-laek une arme a feu, un fusil tritt.
Im Chin. (Endlicher S. 173.) Compp. mit sheü (Hand) von Per¬
sonen, die etwas verrichten, z.B. BUcherhand = Schreiher. Auch
zoei-nin {nin st. Chin, gin Manu) Matrose, wofür Hoffmann S.
24. «oet zijoe (eig. Wasserhand) verbessert, ist Chiues. shü\ sheit.
Im Jap. bezeichnen ferner zufolge §. 26. ja Haus und milse Kram¬
laden (winkel) hald den Laden, die Fabrik, die Werkstätte
(als Determinativ-Comp.), dann aber auch (wohl mehr in posses¬
siver Weise) die Person, die ein Geschäft betreibt, z. B. kadsi
ja Schmidt; koesoeri ja Apotheker; sijo-ju ja Soja- [wober?]
Verkäufer. Vgl. kia Haus u. s. w. Endlicher S. 173. — In
der Koreanischen Buchstabenschrift bedient man sich in Japani¬
schen Wörtern der Verbindung nl für d, und mp für 6, (z. B.
mpoenlooe =■ Jap. boedooe). Dus ist, obgleich nicht ausserhalb
der Natur der betheiligten Laute stehend, mir noch im Besondern
um desswillen merkwürdig, weil auch das Neugriechische
eine gleiche Schreibgewohnheit befolgt. Hier dienen nämlicb
fiTi, VT, yx zur Bezeichnung von h, d (J wird gelispelt) und g,
und man spricht auch Trjv nöXiv, rov Tonov , rov xönfiov, wie
tim bolin, ton dopoo, royyoafiov. Mullacb Gramm. S. 114. —
Das Japanische kann, namentlich weil harte Consonanten-Gruppen
darin nicbt vorkommen, kaum anders als weich und wohllautend
klingen. Wenigstens macht, ausser n vor Muta, meiues Wis¬
sens Consonanten-Doppelung überbaupt den einzigen
Fall eines Zusammentreffens mehrerer Consonanten aus. Nur
einige Zeichen werden als mma , nna, rre gelesen. Sonst fügt
man demjenigen Consonanten, welcher verdoppelt werden soll,
den Cbarakter von loe oder isoe vor, welcher dann die Doppelung
andeutet oder vielmebr nur einen früher unassimilirten Consonan-
ted vertreten mag. So z. B. in dem Landesnomen Nippon (geschrie-
bien Nitsoepou), ferner Fokkin st. Fot-kin (d. i. Pe-king) Einl.
S. 28. und im Gerundium (Text S. 142) z B. alle durch As¬
similation aus artte; motte st. motsite u. s. w. Fremdwörter, deren
Aussehen dem Japanischen Lautsysteme nicbt in den Kram passt,
müssen sicb zu dem Ende Einscbiebungcn von Vokalen gefallen
lassen, wie z. B. sikipp at. holl. schip, ver'dosoelejoekk at. veldstnk
(Feldstück), wodnrch also die wohltbuende Abwechselung von
Consonant und Vokal wieder hergestellt wird. Man erlaube mir,
in dieser Hinsjcbt nach dem Wohllaut des südafrikaoischen Kaffer-
nnd Kongostammes (Ztschr. II. 129.) des Lesers Aufmerksamkeit
zurückzulenken Besondere Bestätigung erbält gedachter Cm-
stand aber jetzt durch das Herero-Idiom (Habn, Gramm. S. 1—4.,
woraus ich eioe lehrreiche Parallele zu dem Japanischen hieher
setzen will). Mit Ausnahme der Verha und einiger PaKikelok ist
der Anlaut jedes Wortes ein Vokal, hei den Snhstantiveo fast
durchgehends ( als Ableitungs-Präfix) ein o. Ebeoso ist dei
Auslaut der Wörter immer vokaliscb, nnd der der Sylben voka-
PoU, die Jap, Sprache in ihren Verhälinissen zu and. Asialinnen, 457
lisch oder nasal (d. h. also auch liquide), n iind m, ohwohl letz¬
teres selten ursprünglich ist, sondern vom Anlaut der folgenden
Sylhe hedingt zu sein scheint. Die Nasale finden sich nur vor
einer Media, und (wohl gemerkt!) nie vor einer Tennis oder vor
der liq. r. Zwei oder mehr Consonunten stossen nie an einander,
mit Ausnahme eines Nasals vor einer Media, oder weon y (unser
Jot) einem p oder b folgt. Tritt einer der Nasale n, ng (gutt. n)
oder m vor eine Tennis (k, k' , d. i. pol., l, p) oder eine Liq.
(y , r, v), so wird dieseihe (also in seltener Uehereinstimmung
mit den von uns vorhin besprochenen'Fällen) eine Media (g, g' ,
d, i). Z. B. o-ndukud, ein Gefäss zum Buttern, von luka schüt¬
teln; o-mbal6, Schlinge von paid fangen; o-ndzozi Träger von
rozä träge sein u. s. f.
So viel von der Schreibung. Stellen wir aher die Frage
nach gentilicischen Bezügen des Japanischen zu andern Spra¬
chen, so sieht man sich zur Zeit noch zu dem besch.ämenden
Bekenntniss genöthigt, dass darüber, etwa Verwandtschaft mit
der Sprache der Lieukieu-Inseln iu Abrechnung gebracht,
erst wenig Sicheres ermittelt worden. Das Buch des Hn. üe
Paravey Sur l'origine Japonaise , Arabe et Basque (vgl. Mithr.
III. 386. und meine Rassen S. 252) de la civilisation de Bogota etc.
1834. kenne ich nicht aus eigner Ansicht, doch scheint der Ti¬
tel nichts Gutes vorzubedeuten. Der Tatarischen Sprachfa¬
milie wendet sich die Sprache Japans allerdings wohl rücksicht¬
lich mancherlei Aebnlicbkeit in ihrem physiologischen Bchahen
zu. Jedoch dürfte hieraus ullein auf etymologische Ver-
wandtschuft ohne Weiteres nicht geschlossen werden. Vgl. mei¬
nen Aufsutz DMZ. IX. S. 405 f. Wenn man z. B. zufolge §. 2.
im Japanischen deneig, mangelnden P lural bald ganz unbe¬
zeichnet lässt, z. B. lori Vogel, und: Vögel; hald durch Wiederho¬
lung filo (od. hilo) bilo, Menschen oder zuletzt durcb nachgesetzte
Wörter wie domo (hito domo) u. s. w andeutet: was will man
daraus scbliessen, dass auch dem Mandschu der Strenge nach
ein PI. abgebt, und dieser (Kaulen § 30 vgl. Gubeleutz §. 24 )
bald durch vorausgehende oder uachgestellte Wörter, hald durch
Wiederholung, z. B. dshalan dshalan, saecula; ba ba loca, end¬
lich, hei Personen , durch Postpositionen einen gewissen Ausdruck
findet? Bedient sich doch z. B. das Malayiscbe '), wo
das Subst. auch ohne besondere Cbarakterisirung häufig deu Plu¬
ral mit vertritt, ähnlicher Mittel zu gleichem Zwecke. Vgl. DMZ.
t) Diiniit, freilich aiicli noch mit andern, seihst amerikaiiisclien Sprachen, hat das Japanische (Hoffm. p. 76.) die Eigenthümliehkeit gemein, bei benann¬
ten Zahlen selten das reine Zahlwort au sich, sondern nur vermittelst ge¬
wisser Suhstanlive (wie z. ß. Stück) an die gezählten Gegenstände zu fiigeu.
S. meine Zählmeth. S. 125. und den Arlikel (ieschleohl in Ersch. u. Grubers Encyclop. S. 428 f.
30*
458 Poll, die Jap. Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen.
IX, 452. uod Ungleichheit der Rassen S. 255. Solcherlei Wie¬
derholung von Wörtern zur Bezeichnung der Mehrheit ruht
auf einer so allgemein menschlichen Grundlage, dass deren Auf¬
tauchen an den entlegensten Weltenden nicht im geringsten etwas
Wunderbares hat, auch wenn dieseihe in völliger Unabhängigkeit
von einander erfolgte. S. unter Anderem das Kapitel: Verdop¬
pelung der Wörter bei Schott, Chines. Sprucbl. S. 71 fg.
vgl. S. 95, 117 132. Im Samojediscben (Castren S 371)^
erhält der Dual hei den transitiven Verben in der 3. Pers., be¬
deutsam genug, eine verdoppelte Singularenduug : geigei {guigui).
Wenn nnn in §. 25. Jap. jama jama ,, Gebirge ," sima sima „Ar¬
chipel" wiedergegeben wird: so ist klar, dass jenes eig. ,,Berg Berg," letzteres (sima, als für ein Inselreich begreiflicher Weise
nicht seltener Ausgang von Ortsnamen Pricbard Naturgesch. des
Menschengeschi. III, b. 506) „Insel Insel" bezeichnet. Gerade
so werdfn im Malayischen (De Wilde, Nederdnitsch-Maleisch
en Soendasch Woordenboek) mittelst ge- gebildete Collectiva
auch durch zweimaliges Setzen ausgedrückt, wie Gebergte (Ge¬
hirge) Goenong goenong von goenong Berg. Geboomte (Gehölz),
Poehon poehon , was hei einmaligem Setzen: Baum bezeichnet. —
Gedierte (Thiere) Mal. binalang binalang, Sundaisch salo salo ;
einmalig: Thier. Geheel, het gansche (das Ganze) Mal. samoewa
moewa , Sund, sa kabeeh kabeeh. Geheellijk, ganschelijk Mal. sa-
kali kali. Vgl. nü/.mav. Jap. auch redupl. nina (tous) kologolokou
Tous. Landresse §. 15. — Aehnlich sodann Jap. mo allein,
oder gedoppelt momo für 100, und Isi, Isi Isi 1000. S. 36. Die
erste Zahl findet aber zufolge S. 57. seine Erklärung (jarin, dass
mo vor Adj. den adverbialen Sinn von „ganz" bat, wie mo-faja
heel gaauw ; mo-naka het juiste midden, juist in het midden.
Mitbin soll „ganz ganz" 100 den Abscbluss einer höheren Ein¬
heit passend genug hervorkehren. Vgl. bei den Namaquo in
Südafrika (Wallmaun, Formenl. S. 58.) für 1000 den Ausdruck
00 [vorn mit dentalem Schnalz] disi eig. die volle 10, während
100 bald durch disi disi = 10 X 10 (wie z. B. 60. nani disi
6 ^ 10) bald durch gai disi ansgedrückt wird. —
Zur Bezeichnung der Distrihntiva bedient sich das Ja¬
panische zufolge S. 69. des rednplicirten dsoe dsoe und isoe isoe
(Holl, telkens , jedesmal) hinter den Zahlwörtern, wie ikoe dsoe
dsoe wie viel jedesmal ? Filo. dsoe dsoe; foela dsoe dsoe; ,mi dsoe-
dsoe je ein, zwei, drei u. s. w. — Im Mandschu (Gabelentz
p. 31. Kaulen §. 38.) werden Distr. zum Theil mittelst Anbef¬
tung von ta, le, z. B. ernte; dshuele; ilala (chacuO trois) gebildet.
Dann aber auch: Pour exprimer: uo k nn, deux a deux etc., on
met le nombre cardinal deua; fois de suite, suivi de i, p. e. emke
emke i (singnli) nn k un, Vun aprks l'autre ; ilan ilan - i Trois k
trois cet. Eben so bei dem distr. Pron. ya ■ya von ya Chaque ;
ment ment od. m«tment Chacun, l'nn et l'autre, wie oud-oudou
Pott, die Jap. Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinnen. 459
(plusieurs) p. 32. 33. von oudou (quoique) p. 62. combien), wel¬
cbes, laut p. 43., joint a un pronom interrogatif , a la signifi¬
cation du mot latin cunque, und nacb p. 50 §. 77. dou zur Bil¬
dung von Reciprokeu, wie dakhandoume Se suivre l'un lautre,
von dakhame Suivre. Vgl. die geueralisirenden Relativa im La¬
tein, als Wiederbolungen des Fragpronomens: quisquis und quan-
quam (in welcbem Grade uucb), quolquol, qualis quaiis beim Ul-
pian St. qualiscunque. — Im Burjatischen (also einer Mund¬
art des Mongolischen) werden nach Castren - Schiefner's Versuch
§. 78. die Distrihntiva am gewöhnlichsten desgleichen durch Wie¬
derholung einer und derselben Cardinalzahl ausgedrückt, wobei
die letztere iu den Instructiv (Mittel) gesetzt wird, z. B. nigen
(nige) niger, je eins; xojer xojeror, je zwei; gurban fgurbaj gurbar,
je drei u. s. w. (Anders bei den Samojeden, welche die Di¬
stributiv - Bezeichnung mittelst des einfachen Cardinale im Prose¬
cutiv zuwege hringen. Castren §. 368. Vgl. Vers, einer koibali-
schen und karagassischen Sprachi. § 48. Auch im Jakutischen Böht¬
lingk §. 411., im Osmanli, v. d. Berswordt S. 15. u. s. w.).' —
In Sprachen F i n n i s ch e n Stammes beobachten wir nicht minder
dasselbe Verfahren. So erhält der Tscheremisse (Wiedemann
Gramm. S. 93 ) Distrihutivzahleu , indem er das Zahlwort ver¬
doppelt und mit dem Anhängsel -yn, -an (wohl dasselbe als -ön,
die Endnng, indess allein ohne Doppelung, im Syrjänischen distr.
Wiedemann Syrj. Gramm. S. 60) versieht, woraus auch Gesammt-
zahlen (z. B. koklyn, 2 zusammen) entstehen. Derartig M. 6, 7:
tyngalen nynam koltasch koklan koklan Er fing an sie zu schicken
je zwei und zwei, paarweise. Desgleicben wird im Magyari¬
schen auch die Frage: zu wie viel nach einander, hdnyanke'nl?
[das Suff, -k^nl bedeutet: Secundum, per, juxta] geantwortet mit:
kellen kellen oder kellenke'nl paarweise; hdrman hdrman od. hdr-
mankenl , zu drei. Parkas, Ung. Gramm. §. 18. — Solcbe Ue¬
bereinstimmung mit mehreren hochasiatischen Sprachen giebt
nun doch wohl einen mächtigen Zeugen ab für Verwandtschaft
des Japanischen mit jenen? Nein, man lasse sich ja nicht hievon
berUcken , nicht im allergeringsten. Wollte man nämlich derlei
bedeutsame Gebrauchsweisen mittelst Wortdoppelung auch jenseit
des tatarischen Sprachgebietes alle herzählen, man würde nicbt
so bald dafür eio Ende finden. Z. B. sagt von den Tamulen
Rhenius Gramm, p 67: To express 'one by one, two and two'
etc., they repeat the first syllable of tbe numbers until ten, with
the exception of 9. Also blosse Andeutung der Wiederholung*
durcb Reduplikation. Vgl. Guaranisch meine Zählmeth. S. 7.
S. auch Weigle DMZ. II. 'i68. in Betreff des K a n are sis c b e n,
z. B. eid-eidu je fünf — Vom Arabischen Ewald, Gramm.
Arab. I. p. 237: Numeri distributivi vis ex antiquae quidem lin¬
guae indole numero eodem bis posito significari potest, ut repe-
titio numeri eodem partis numero totam copiam continue divisam
3 1
460 PoU, die Jap. Sprache in ihren Verhällnissen zu and, Asialinnen,
5 - G ' -ü.«
esse cogitandam dicat, ut j^^l^ lX^-I^ singuli, ^.jLut^Lut bini;
sed forma huic parlis (vel partitionis) per totam copiam conlinuae
' '' . ' * f
notion! peeuliaris orta JLäs j ex illo ^x'i §. 361. vocali d aucto, 9 * i > ^ i
ut ^OLs»-! ji5ls».| (vel k>Ls»}) singuli, iii^ <Ui bini. — Im Hehräi¬
sehen werden die Distributivzahlen gleichfalls „durch Verdoppe¬
lung der Cardinalzahl ausgedrückt, z. B. 1 Mos. 7, 9. lä. "
Gesenius Gramm., herausg. von Rödiger S. 217. Und ähnlich auch
im N. T. (s. Winer Gramm. §. 83. 3, S. 288. Ausg. 5.), wie övo
dt'o Bini. DC. p. 335., und im Armenischen Petermann,
Gramm, p. 164. Zig. duj ihe duj d i. zwei und zwei. Meiue
Zig. I. 226. In Betreff des Persischen s. Vullers Gramm,
p. 85: Distr. exprimuntur 1) Plurali Cardinalium seorsim vel bis
posito, ut et ^[Üj ^yLJCj singuli; ^.JlJ^Ä^ et Jijl^s^ a^J-i^
qualemi; 2) Singulari Cardinalium repelilo, ut ^.dij ^iS.?. singuli, ji> , L> bini ; 3) interposita inter Cardinale repelilum lit. | vel
praepositiune Lj , ut iidoLjCj , ^i>Lj - denique 4) addito Cardina¬
libus suffixo (unstreitig durch Kürzung aus ^l^j^, quod
äuget repetitionem , ut ^lio pro ^^L^j, j^L^^^^j- etc. Der man¬
cherlei Abänderungen ungeachtet doch meist nach wesentlich der¬
selben Grundanschauung. Das letzte eig. 4 die Eiuen , d. h. in
Gruppen, deren je eiue aus 4 besteht. — Auch im Tibetani¬
schen hat, wenn die Grundzahlen verdoppelt werdeo, dies nach
Schmidt, Gramm. S. 86. folgeude Bedeutung: einfach, zu eins,
zu einem; zu drei, drei auf einmal, jedem drei. —
„Die \'erduppeluug hat in vielen Spruchen distributive
Bedeutung" ist daher eiue sehr richtige Wahrnehmung, welche
Vater Mithr. III. 3. S. 43. zu: dzilandoo (Brot unser) yulnaa yulnaa
(morgen morgen) im VU. der M i x t e k u - Sprache in Amerika
niederschreibt. Vgl. im Mbuyn: dodi oder dadi, jeder, 111.487.,
wie auch zufolge Gage, Reise nach Neuspunicn S. 469 dus P o-
conchi in reduplicirter Form huhun (ein jeder, jeglicher) sugt. —
Dumit kein Welttbeil nnvertreten bleibe, noch ein paar Beispiele
von Afrika. Im Mpongwe (Wilson, Gramm, p. 19.) z. B.
mdri-mdri One by one; mbani-mbani Two by two etc. Eben so
auch (denn das Mpongwe ist am Gaboon im Westen zu Hause)
in Afrikas Nordosten bei den Gallas (Tutschek Gramm, p. 61.),
z. B. zadi sadi, ian zan Tbree and tbree; five and five etc.
Wieder westlich, und mit dem Mpongwe verwandt im Herero
(Huhn §. 87 fg.): k'ou-varivari je zwei; k'ou-lalulatu je drei
u. s. w. ( d. i.: zu, ku, Zweibeit, indem ou- dus Präf. ist zu
Abstructbildungen), wozu mun dunn dus Pron. Poss. z. B. navo
(ihrer) stellt, wus uuf die eiuzutheileude Guuzheit sich he-
PoU, die Jap. Sprache in ihren VerhäUnisseri zu and, Asiatinnen. 461
zieLt. — Ferner das Bullom. Darin, wie Nylaender Gramm,
p. 51. bezeugt: The distr. numbers are formed by doubling the
cardinals, joining one by u, and all the rest hy ah: as, u bull
u bull 'one hy one'; ah ling ah ling 'two by two' etc. Das ah
bezeicbnet nämlich als Präfix den Plural (p. 9.); und u steht
auch in 100: loang (20) u men (5) anscheinend multiplicativ. In
1000. ukemeh (kumch ist 100) lewoang (Plur. von woang 10), mit-
hin=100X ^0, hat u vielleicht den Werth von Abstract-Präf.,
wie in ü-mar Love, ü-pilly Idleness, ü-dyo Food cet. — Mehrer¬
lei .Arten von Wiederholung im Bornu s. Kölle §. 202 fg. —
Sodann reduplicirt das Yoruha (Crowther p. 42 sqq.) meist
einerseits die Zahlen des Preises, wie okoka One, one cowry,
or one money each, ejeji two, two cowries cet. Cnd ausserdem
die of Quantity or Number : Okkorkan One by one ; mejimeji two
hy two; mellamella three by three cet. Man vgl. damit p. 40. die
Cardinalzahlen: qkkan , ein, meji zwei, mella drei. The Distr.
(d. h. die adj. p. 12.) are, olukuluku (also redupl.) 'each'. Aus
gbo-gbo 'every': Nijoh-gbogbo Daily, every day, voo ijoh Day.
Nigba-gbogbo At all times, always (vgl. nigba At the time). S.
besonders p. '30. Loddoddu Yearly, offenbar: Jahr für Jahr, aus
oddu Jahr, und in Betreff des präfigirten I vergleichbar lekkan
(once) cet. p. 46. . Ennikan Either sehe ich an als aus ent One
p. 36. u. okan p. 40. gleichfalls One zusammengesetzt. Wahrschein¬
lich nur mit Einschieben von ki (May be doing) folgende Wieder¬
holungen: Ennikienni, Ennikienni f. 12. Whosoever, ennikienrU Atsj.
So Nkan-ki-nkan Any thing, whatever doch wohl aus Nikan Alone,
single. Nhung-ki-hung , was dasselbe bedeutet, aus nhung, ohung
Ding. Aucb nibi-ki-bi, Adv. Anywhere, whithersoever, so scheiot
es, nicht weit abliegend von nibbo? where? — Wir machen den
Beschluss mit dem Mandingo (Macbrair Gramm, p. 9.): Distr.
merely repeat the numerals: as kilingo ■ kiling one by one, fula
fula two by two etc' Das o hinter kiting halte m(tn nicht für
gleichgültig. Vgl. nämlich: General -nouns of the forms men¬
tioned 44, as, luma-oluma (in [Norris] Outl. p. 11. (umo-ö(uma
Always, von (wmo Time) Always, time after time; lung-olung Day
by day, everyday (Outl. p. 73. bloss: Every). Vgl- etwa Afgha¬
nisch bdrbdr Frequently, wie Sskr. vdramvdram Repeatedly, again
and again (lat. iterum iterumque) aus vdra, Tag, Zeit. Also
unstreitig aus ^L^ Time, once, woher z. B. dübdra Twice. Das
ist sowohl traos- als cisindiscber Brauch. Z. B. Hindi bei Adam
ekavdra Once, dovdra Twice, Zig. jekhvdr (semel), duvdr (bis)
u. s. w. Meine Zig. I. 228, aber auch Persisch ^U, Man müsste
freilich voraussetzen, das b stebe, wie oft, hier einem Sskr. v
gleich , und nicht bh. Da uämlich Afgh. ^L^ Lead , burden , hea¬
viness, so gut wie unser Bürde und Gr. (poQa, auf Sskr. bhr,
qiigo), zurückgeht: wäre für die arischen Sprachen diesseit des
462 Poll, die Jap. Sprache in ihren Verhällnissen zu and. Asialinrien.
ladus wenigstens eine Mögliclikeit vorhanden, dass in den Multi-
plicativen dies zweite Wort stecke. Durch eineu sonderbaren
Zufall nämlich drückt das Ngr. unser Mul mittelst (pogä aus,
z. B. filav (fOQUv, Svo (fogaig (iu 2 Trachten) u. s. w. — Weiter
Yoruba Yiro-oyiro Tree by tree , all trees. Also , kilingo-kilingo
(hier also zweimal mit o) One by one, fula-ofula Two by two etc.
Aud, nyangonyang Although, nevertheless, yet. Ausserdem p. 12.
13: Mengomeng , mengomen Whosoever, whatsoever. Fing oßng
Whatever, any thing, every thing, Siosi Every, any. So Ital.
das Pron. che che, was auch, was nur, alles was (vgl. Lat.
quidquid) , wie z. B. che che egli oda was er nur hört. Obschon,
obgleich (vgl. Lat. quanquam). Ch'e ch'e [eig. was es ist] Adv.
Immer, beständig, zum öfteren, alle Augenblicke. Persönliches
und sächliches Pron. verbunden: Chi che wer nur, wer auch, chi
che sia wer es [che gls. dies: es, obschon in frugend-relativer
Fassung] sei. Nicht anders Tibetisch uus gang wo? wer? wel¬
cher? gedoppelt: gang gang wer auch, welcher auch, uud gang
dang gang wer und wer? welcher und welcher? wer auch, jeder.
Schmidt WB. S. 67.
Kein Vernünftiger wird nun aus underen Gründen, uls ull¬
gemein menschlichen, erklären wollen, duss sich überdem im Ja¬
panischen nocb andere Wort-Doppelungen finden. So p. 57 fg.
aus ma(a Dubbel, noginaals : mala mata Duhbel-dubbel, zeer (sehrj.
Navo navo, nog veel meer, aus navo dubbel, nog eenmul zoo.
Jja-ija, ja-ja u. s.w, verder en verder (ferner), nog meer, llo
und ilo ito, zeer. In diesen Beispieleu ulso intensive Steige¬
rung des Begriffs uucb treffend genug symbolisch uusgedrückt.
Vgl. den cmpiiutischen .Superl. im Chinesischen, Endlicher §. 188.
Aucb das Afrikanische Idiom der Herero (Hahn §. 69.) verstärkt
oftmals den Begriff, wie z. B. omundu omunene-nene ein sehr
grosser Menscb von omunene u. s. w. Man vgl. den uicbt sehr
verschiedenen Brauch bei den Barman'en Scbleierm. I'lnfluence
p. 160. Auch bemerken Teichelmann aud Schürmann Outl. of a
Grumniur cet. of the Ahorigiuul lung, of South Australia p. 7.:
The reduplicative form imparts intensity to the original meaning,
or places it in tbe superlative.
In Betreff von Verwandtschaftswörtern, wie tolo Va¬
ter, kaka Mutter, dsidsi Grossvuter, baba Grossmulter, wird muu
wobl nicht in Zweifel ziehen , duss mir uucb duzu genug Purul-
lelen zu Gebote ständen, wie nicht minder zu dem Kinderworte
tsilsi borsten (Brüste) , rir&t] , Zitze, obschon cs kunnie duulisch
geducht sein, wie vielleicht mimi Obr; — eine Erklärung, die
freilicb auf dus Zäpfchen im Munde bira bira nicht passte. —
Onomutopoi^tisch hoholori [mit lori Vogel?] nach Donker Curtius,
ollein holotokisoe nach Hoffmann S. 14. der Kuckuk, wie hihi,
Pavian, wegen dessen pfeifenartigeu Lachens ( s. meine Rassen
Po« , die Jap. Sprache in ihren Verhällnissen zu and, Asiatinnen. 463
S. 106.). Sonst aucb sisi, der Löwe; scbwerlicb nacb dessen
Gebrüll.
Wir wenden uns einem andern Tbema, der Verkleine¬
rung', zu. leb habe wiederholt gezeigt (s. meinen Art. „Ge¬
schlecht" in der Hall. Encycl. S. 453.), wie Dem. oft genug
durch Beirügung von Wörtern entsteben, deren Bedeutung eig.
Kind, Sohn ist. So z. B. im Tibetanischen (Schiefner
Tib. Studien S. 35.). Ferner im Bar manischen (Scbleierm.
l'influence nr. 245. vgl. iMilhr. 1. 76.) z. B. laun-khale ein klei¬
ner Berg, Hügel, eig. Berg-Kind. Dasselbe gilt vom Cbines.
(c und orl, jenes Kind an Jahren, dies im Verhältnisse zu den
Aelteren, obschon, Schott Chines. Sprachi. S. 13. 15. diese Zu¬
sätze oft als ziemlicb bedeutungslos gelten, was aber nur darin
seiuen Grund bat, dass Deminutiv-F o r m e n oft geradeweges
(wie so häufig in den Romauischen Sprachen) den Primitiven
im Sinne wieder gleich kommen, indem man an ihre besondere
sprachliche Gestaltung nicht mehr denkt. Tao-fc ist daher eig.
Schwertes-K i n d , d. b. Messer, wie Frz. couteau = hat. cullellus
aus cttiter. — Den gleichen Weg hat (was aber auch wieder kei¬
nen Grund abgiebt, auf verwanotscbaftliche Bezüge zu scbliessen)
das Japanische betreten. Bei Landresse p. 78. heisst A;o, petit,
too, grand, indeclinabel, und daher §. 15. gogalana, petit couteau.
Nach Hofi'mann p. 34 ist jedocb ko nicht das Adj. klein, sondern
Subst. =: Kind, und dient, Substantiven vorgeschoben, zu deren
Verkleinerung, wie z. ß. komero Dienstmädchen; koziro kleines
Kastell, Fort; /cojama kleiner Berg ; koja, feot/e Häuschen. Daher
dann auch ohne Zweifel S. 4. 21. der Ober-Dragoman Oo (gross)
tsoeoesi, aber Ico Isoeoezi der ondertolk. .In §. 8. findet sich
moes'ko Sobn, nebeu moes'me Tochter, falls etwa im zweiten das
me steckt, welcbes sonst, Subst. voraus gesetzt (z. B. me inoe
Hündin; o inoe männlicher Hund) , Motion vollzieht. Take (bam-
boe), aber lakeno . (im Gen.) ko (eig. also des Bambus Kinder)
jonge bamboes. — Zufolge §. 28. p. 27. bezeichnet aber ko, zu¬
weilen zu go gemildert, hinter Subst., die im sog. qualitativen
Genitiv auf -no stehen, s. v. a. Kind, Junges, wie z. B.
Ng'ma [moema, m'ma] Pferd, ngmano ko [gls. equinus pullus] Fül¬
len. Hijo [Holl, kip] ko Küchlein; allein nach Hoffm. vielmehr eine
kleine Pfeife (Flöte). Was nun aber, als in der That hübsche
Bezeichnung, qoch besonderes Interesse erregt, ist, dass es nicht
minder von Allem, was sich zertheilt und in viele kleinere Stücke
zerstiebt, die letzteren als Kinder (Kleineres) bezeichnet, wess¬
halb dann (an sich falsch) gesagt wird, ko bezeichne aucb Mehl,
Staub, kleines Gruss (gruis). Da beisst z. B. der Funke hino
ko, eig. Feuers (hi) Kind! Uoegi (Korn) no fco Mehl. Ki (Holz)
no fco Säge- und jasoeri (Feile) no fco Feil-Spähne. Kosijoo no ko
zerstampfter Pfeffer (kosijoo). — Damit man aber die thatsäch¬
liche Ueberzeugung gewinne, dass auch ausserbalb Asien Ver-
3 1 *
464 PoU , die Jap. Sprache tn ihren Verhältnissen zu and. Asialinnen.
kleinerung durch einen Ausdruck für Kind sich vorfinde, sei
hier noch das Odschi in Afrika erwähnt. Rüs §. 38: „Das
Diminutivsuffix hat wahrscheinlich seinen Ursprung von dem .Subst.
ba (Kind), scheint aber, da es zu blossem Sulf. herabgesunken,
desshalb auch äusserlich abgeschwächt zu sein, z. B. in eni-wa
von eni Auge; bepo-wa Hügel, v. bepo Berg." In voller Inte¬
grität hat sich aher ba erbalten in dem Namen des kleineren
Steines, womit die Neger auf einem anderen grossen Steine das
Korn zerreiben. Sinnvoll heisst nun im Ggs. zu dem Lieger
(vuamö , ous atvu, Maismehl, und bo Stein) der kleinere entwed:;r
vuamo-bd (des Mahlsteines) oder einfach: bo-bd (des Steines)
Kind S. 210. 294. Sonach mit einer Belebung, wie, nur ge¬
schlechtlich unterschieden, im Griech. |Ut3Xo;M. (der obere Mühlstein,
Reiber) und als Weib gedacht der untere /uvXtj. S. meinen Art.
Geschlecht in der Ersch u. Gruberschen Encyclop. S. 432. Vgl.
Patrize, Matrize. Ferner Ausland 1857. Nr. 50. S. 1180. über
den Unterschied von männlichem (yang-wen) und weihlichem
'Schriftdruck (yen-wen) in China. Jener als schwarz ist gls. po¬
sitiv, letzterer, der durch Wegschneiden umgekehrt der Charak¬
tere weiss auf schwarzem Grunde ausfällt, in so fern negativ. —
Es mag jetzt der Comparativ an die Reihe kommen.
Den mangelnden Compar. relativus weiss der Japaner nur auf
dem Wege zu ersetzen, dass dem eineu der beiden in Vergleich
kommenden Objecte die Eigenschaft im (unveränderten) Positiv
beigelegt, dabei aber bemerkt wird, von welchem Punkte
(d. h. zweitem Obj.) bei dem Vergleiche ausgegangen wird.
Z. B. Oo kamt va [sog. Nominativzeichen, welches das Subj. be-
2
schliesst und daher von den übrigen Satztheilen abgrenzt] jama
3 4 5 6 1 6 5.
[Berg] inoe-jori (Lat. cane) lakesi De wolf is stouter f^wie Engl.,
4 2 3
d. b. kühner, obschon buchst, unser: stolzer) dan de wilde hond.
Wasi va (aquila) koemalaka jori (falcone-cornuto) malamalo (duplo)
oot (magna, i. e. major) nort (est). Jori, zeigt Hoffmann p. 26.,
ist eig. ein verb, continualivum von ji schiessen (wessbalb daher
ja Pfeil, und joemi Bogen) und vertritt auch den Sinn eines
örtlichen Von — aus. Ob Hoffmann, der p. 59. an den sehr
analogen Gebrauch in Mongolisch und Mandschu ( indess auch
Chinesisch ) erinnert, und bei dieser Gelegenbeit eiue Verglei¬
chung des Japanischen mit Tatarischen Sprachen für die Zukunft
verheisst, etwa aus dieser Analogie und ihres Gleichen genea¬
logische Verwandtschaft von beiderlei Sprachen wird herleiten
wollen : kann icb nicht voraussehen. Sonst müsste man einem
derartigen Verfahren vou vorn herein die Berechtigung abspre¬
chen, sohald nicht eine, bisjetzt nicht nachgewiesene etymo¬
logische Verwandtschaft zu gleicher Zeit iu überführender