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Schweizerische Ärztezeitung

Bollettino dei medici svizzeri Bulletin des médecins suisses

Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch Organe officiel de la FMH et de FMH Services www.bullmed.ch Bollettino ufficiale della FMH e del FMH Services

Editorial 605

Kleines Jubiläum – grosse Aufgaben

FMH 607

Nachrichten aus dem Zentralvorstand

FSP 612

Psychologische Psychotherapie:

Datenlücke geschlossen

Tribüne 629

Das DSM-5: Was ist neu?

Horizonte 634

Lebensbilanzen

«Zu guter Letzt» von Jean Martin 636

Ethik im medizinischen Alltag – eine amerikanische Meinung

15

9. 4. 2014

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I N H A LT

FMH

Editorial

605 Kleines Jubiläum – grosse Aufgaben Werner Bauer, Christoph Hänggeli Zentralvorstand

607 Nachrichten aus dem Zentralvorstand 608 Personalien

Organisationen der Ärzteschaft

609 Muss das Rad jedes Mal neu erfunden SGK werden?

François Mach, Stephan Windecker

Kritisiert wird der Bericht des Swiss Medical Boards zum Nutzen der koronaren CT-Angiographie in der Diagnos- tik der koronaren Gefässkrankheit. Der Vorstand der SGK kann u.a. nicht nachvollziehen, warum der Bericht auf Kriterien zurückgreift, die in einem anderen Gesundheits- versorgungssystem Anwendung finden.

Swiss Medical Board

611 Darum geht es im Bericht des SMB Swiss Medical Board

Stellungnahme des SMB zur vorangegangen Kritik an seinem Bericht zur koronaren CT-Angiographie.

Weitere Organisationen und Institutionen

612 Psychologische Psychotherapie: FSP Datenlücke geschlossen

Yvik Adler, Philipp Thüler

Eine aktuelle Studie liefert erstmals Informationen zu Angebot, Inanspruchnahme, Kosten und Finanzierung der psychologischen Psychotherapie in der Schweiz. Die Autoren sehen in den erhobenen Daten auch eine Be- stätigung für die Ablösung des Delegationsmodells.

Weitere Organisationen und Institutionen

615 Viele noch offene Umsetzungsfragen FMPP Pierre Vallon

Kommentar der FMPP zum vorangegangenen Artikel.

Bei der Frage der Zulassung der psychologischen Psy- chotherapie zur Grundversicherung stelle sich eher die Frage des «wie» als des «ob».

Berner Fachhochschule

616 «Wie sag ich’s meinen Patienten?»

Stefanie Diviani-Preiswerk

Eindrücke von einer Fortbildung für Hausärztinnen und -ärzte zur Arzt-Patienten-Kommunikation. Schauspieler übernehmen dabei die Rolle der Patienten.

Briefe / Mitteilungen 619 Briefe an die SÄZ 620 Mitteilungen

FMH Services

621 Berufshaftpflichtversicherung 622 Stellen und Praxen

Tribüne Thema

629 Das DSM-5: Was ist neu?

Jana Bryjova, Simone Munsch

Vorstellung der Neuerungen der 5. Auflage des Klassifi- kationssystems zur Diagnose psychischer Störungen und eine Erörterung der Frage, welche Konsequenzen diese haben dürften. Eines sei verraten: Allgemeinmediziner und Pharmakologen sind stärker betroffen als zuvor.

631 Spectrum

(3)

I N H A LT

Zu guter Letzt

636 Ethik im medizinischen Alltag – eine amerikanische Meinung Jean Martin

Jean Martin zeigt sich beeindruckt von einem Text William T. Branchs, ehemaliger Leiter der Allgemeinen Inneren Medizin eines grossen Zentrums der USA. Er be- schreibt, wie er als junger Arzt mit allen Mitteln um das Leben seiner Patienten kämpfte. Aus Sicht des erfahre- nen Arztes teilweise zweifelhafte Mittel. Ein Beitrag um Krankheit, Würde, Leiden.

Anna

Delegierte der Fachgesellschaften Allergologie und Immunologie:

Prof. Dr. A. Bircher

Allgemeinmedizin: Dr. B. Kissling Anästhesiologie und Reanimation:

Prof. T. Erb

Angiologie: Prof. B. Amann-Vesti Arbeitsmedizin: Dr. C. Pletscher Chirurgie: Prof. Dr. L. Bühler Dermatologie und Venerologie:

PD Dr. S. Lautenschlager Endokrinologie und Diabetologie:

Prof. Dr. G. A. Spinas

Gastroenterologie: PD Dr. C. Mottet Geriatrie: Dr. M. Conzelmann Gynäkologie und Geburtshilfe:

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. W. Holzgreve

Hämatologie: Dr. M. Zoppi Handchirurgie: PD Dr. L. Nagy Infektologie: Prof. Dr. W. Zimmerli Innere Medizin: Dr. W. Bauer Intensivmedizin: Dr. C. Jenni Kardiologie: Prof. Dr. C. Seiler Kiefer- und Gesichtschirurgie:

Dr. C. Schotland

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Dr. R. Hotz Kinderchirurgie: Dr. M. Bittel

Medizinische Genetik: Dr. D. Niedrist Neonatologie: Prof. Dr. H.-U. Bucher Neurochirurgie: Prof. Dr. H. Landolt Neurologie: Prof. Dr. H. Mattle Neuropädiatrie: Prof. Dr. J. Lütschg Neuroradiologie: Prof. Dr. W. Wichmann

Nuklearmedizin: Prof. Dr. J. Müller Onkologie: Prof. Dr. B. Pestalozzi Ophthalmologie: Dr. A. Franceschetti ORL, Hals- und Gesichtschirurgie:

Prof. Dr. J.-P. Guyot

Orthopädie: PD Dr. M. Zumstein Pädiatrie: Dr. R. Tabin

Pathologie: Prof. Dr. G. Cathomas Pharmakologie und Toxikologie:

Dr. M. Kondo-Oestreicher

Pharmazeutische Medizin: Dr. P. Kleist Physikalische Medizin und Rehabilitation:

Dr. M. Weber

Plast.-Rekonstrukt. u. Ästhetische Chirurgie:

PD Dr. T. Fischer

Pneumologie: Prof. Dr. T. Geiser

Prävention und Gesundheitswesen:

Dr. C. Junker

Psychiatrie und Psychotherapie:

Dr. G. Ebner

Radiologie: Prof. Dr. B. Marincek Radioonkologie: PD Dr. Damien Weber Rechtsmedizin: Prof. T. Krompecher Rheumatologie: Prof. Dr. M. Seitz Thorax-, Herz- und Gefässchirurgie:

Prof. Dr. T. Carrel

Tropen- und Reisemedizin: PD Dr. C. Hatz Redaktion

Dr. med. et lic. phil. Bruno Kesseli (Chefredaktor)

Dr. med. Werner Bauer Prof. Dr. med. Samia Hurst Dr. med. Jean Martin Anna Sax, lic. oec. publ., MHA Dr. med. Jürg Schlup (FMH) Prof. Dr. med. Hans Stalder Dr. med. Erhard Taverna

lic. phil. Jacqueline Wettstein (FMH) Redaktion Ethik

PD Dr. theol. Christina Aus der Au Prof. Dr. med. Lazare Benaroyo Dr. phil., dipl. biol. Rouven Porz Redaktion Medizingeschichte

Prof. Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann PD Dr. rer. soc. Eberhard Wolff Redaktion Ökonomie Anna Sax, lic. oec. publ., MHA Redaktion Recht

Fürsprecher Hanspeter Kuhn (FMH) Managing Editor

Annette Eichholtz M.A.

Redaktionssekretariat Elisa Jaun Redaktion und Verlag

EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56 E-Mail: redaktion.saez@emh.ch Internet: www.saez.ch, www.emh.ch Herausgeber

FMH, Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18, Postfach 300, 3000 Bern 15 Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12 E-Mail: info@fmh.ch

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Leiterin Marketing und Kommunikation Tel. 061 467 85 49, Fax 061 467 85 56 E-Mail: kwuerz@emh.ch

Inserate Werbung Dr. Karin Würz Leitung Anzeigenverkauf

Tel. 061 467 85 49, Fax 061 467 85 56 E-Mail: kwuerz@emh.ch

«Stellenmarkt/Immobilien/Diverses»

Matteo Domeniconi, Inserateannahme Stellenmarkt

Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56 E-Mail: stellenmarkt@emh.ch

«Stellenvermittlung»

FMH Consulting Services Stellenvermittlung Postfach 246, 6208 Oberkirch Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86 E-Mail: mail@fmhjob.ch

Internet: www.fmhjob.ch Abonnemente FMH-Mitglieder

FMH Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte Elfenstrasse 18, 3000 Bern 15 Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12

EMH Abonnemente

EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG Abonnemente, Postfach, 4010 Basel Tel. 061 467 85 75, Fax 061 467 85 76 E-Mail: abo@emh.ch

Jahresabonnement: CHF 320.–, zuzüglich Porto

© 2014 by EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Basel. Alle Rechte vor- behalten. Nachdruck, elektronische Wiedergabe und Übersetzung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet.

Erscheint jeden Mittwoch ISSN 0036-7486

ISSN 1424-4004 (Elektronische Ausg.) Titelbild: Mikdam/Dreamstime.com

I M P R E S S U M

Horizonte Streiflicht

632 Dr. Glaus kehrt zurück Daniel Schlossberg

Treue SÄZ-Leser(innen) erinnern sich vielleicht: Dr. Glaus hatte seine Hausarztpraxis an einen internationalen Investor verkauft.

Doch nun ist er zurückgekehrt.

Wird jetzt alles gut?

Buchbesprechungen 633 Die Belasteten

Enrico Danieli

«Euthanasie 1939–1945: Eine Gesellschaftsgeschichte»

lautet der Untertitel des hier rezensierten Buchs. Ein in seiner Offenheit verstörendes, aber äusserst lesenswertes Buch, findet Enrico Danieli

634 Lebensbilanzen Erhard Taverna

Vier Ärzte blicken in den hier vorgestellten Büchern auf Leben und Werk zurück: ein Internist, ein Chirurg, ein Psychiater und ein Gynäkologe.

(4)

E d i t o r i a l

F M H

605

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2014;95: 15 Vor fünf Jahren, am 1. April

2009, nahm das Schweizeri- sche Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF seine Tätigkeit auf. Der Schaf- fung des Instituts waren in- tensive Diskussionen voraus- gegangen, die sich vor allem um den Grad von Selbstän- digkeit und fachlicher Un ab- hängigkeit drehten.

Während Jahrzehnten er- teilte die FMH autonom und auf privatrechtlicher Basis Fach- arzttitel. Erst nach Abschluss der bilateralen Verträge mit der EU musste auch die Schweiz staatliche Weiterbildungstitel vorsehen, womit die gegenseitige Anerkennung der Diplome in Europa möglich wurde. Im Medizinalberufegesetz wurde festgelegt, dass in der Schweiz eine einzige Organisation die Kompetenz der Titelerteilung innehaben soll. Da aus Sicht der Behörden und vieler Politiker nicht die FMH als standes- politischer Ärzteverband diese Aufgabe übernehmen durfte, musste das SIWF «erfunden» werden. Nach fünf Jahren lässt sich mit Überzeugung sagen: Die Erfindung ist geglückt. Das SIWF ist eine effiziente ärztliche Organisation, die adminis- trativ zwar mit der FMH verbunden, fachlich und finanziell aber selbständig ist und vom Bund periodisch akkreditiert wird. Die Ärztekammer hat die Kompetenz, den Präsidenten des SIWF zu wählen sowie Rechnung und Budget zu geneh- migen. Wo immer es um ärztliche Weiter- und Fortbildung geht, das SIWF ist die zuständige Institution – natürlich in en- ger Zusammenarbeit mit den Fachgesellschaften, den Fakul- täten, allen Weiterbildungsstätten, dem VSAO, dem VLSS und den Behörden.

Ein fünfter Geburtstag ist noch kein historischer Meilen- stein, er gibt aber Anlass, sich über das Erreichte zu freuen so- wie sich über die Erfüllung der laufenden Aufgaben und die zukünftigen Herausforderungen Gedanken zu machen. Er gibt auch Anlass, den engagierten Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern, der Geschäftsleitung, dem Vorstand, allen Miliz- Kommissionsmitgliedern, allen Weiterbildenden und den Partnerinstitutionen herzlich zu danken.

Wenn das SIWF ein Schiff auf hoher See wäre, dann wäre es mit vollen Segeln auf einem Kurs hart am Wind unterwegs, an Backbord eine Küste mit Riffs und Untiefen, an Steuerbord sichtbare Wolkentürme und Böen und voraus ein Fahrwasser, in dem einige Bojen und die Hafeneinfahrt auch mit dem Kapitänsfernrohr nicht ganz zweifelsfrei erkennbar sind.

Die vollen Segel und der Kurs hart am Wind stehen einer- seits für die grosse tägliche Arbeitslast mit der hohen Zahl von Titelgesuchen, dem nie abreissenden Strom von Anfragen, der Bearbeitung von Weiter- und Fortbildungsprogrammen und der Anerkennung der Weiterbildungsstätten. Anderer- seits stehen sie aber auch für die interessanten, stets wech-

selnden Aufgaben, welche die Tätigkeit im SIWF nie zur Rou- tine werden lassen.

Riffs und Untiefen sehen wir im Blick auf eines der gros- sen Projekte, das deutlich komplexer ist als ursprünglich ange- nommen, dennoch aber mit hoher Priorität vorangetrieben werden muss: das e-Logbuch. Worauf wir zusteuern wollen, ist ein anwenderfreundliches, problemlos funktionierendes Da- tenerfassungsinstrument, das ohne bürokratische Stolper- steine die Titelerteilung für Einreichende und Bearbeitende so einfach als möglich macht. Der Nebel vor der Hafenein- fahrt hat sich noch nicht ganz gelichtet, wir peilen aber den richtigen Ankerplatz an.

Wolkentürme, Böen, fehlende oder zweifelhaft gesetzte Bojen erspähen wir vom Achterdeck aus beim Blick auf das Gesundheitswesen und auf die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen auf die ärztliche Bildung. Dass es nach wie vor nicht gelungen ist, eine so essentielle Aufgabe wie die Weiterbildung der zukünftigen Ärztegeneration finanziell zu sichern, ist so unverständlich wie inakzeptabel. Die Struktur-

veränderungen in den Spitälern und im ambulanten Sektor mit neu definierten Zentren, Bereichen, Modellen und Modulen, die Dominanz ökonomischer Aspekte, die weitere Spezialisierung in vielen Fachbereichen sowie neue und hybride Methoden stellen das SIWF vor die Herausforderung, die Vermittlung der notwendigen Kompetenzen im Laufe einer sinnvoll gegliederten, nicht zu lange dauernden Weiter- bildung auch in Zukunft sicherzustellen.

Die ersten fünf Jahre sind vorbei – wir segeln weiter.

Dr. med. Werner Bauer, Präsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) Christoph Hänggeli, Rechtsanwalt, Geschäftsführer des Schweize- rischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF)

Kleines Jubiläum – grosse Aufgaben

Nach fünf Jahren Tätigkeit lässt sich mit Überzeugung sagen:

Die Erfindung des SIWF ist geglückt.

Wenn das SIWF ein Schiff auf hoher See wäre, dann wäre es mit vollen Segeln

auf einem Kurs hart am Wind unterwegs.

(5)

607

Z e n t r a l v o r s t a n d

F M H

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2014;95: 15

Sitzung vom 13. Februar 2014

Nachrichten aus dem Zentralvorstand

bfu-Projekt – Die bfu – Beratungsstelle für Unfallver­

hütung – plant das Projekt «Sicher fahren mit Medi­

kamenten» zum Thema der erhöhten Unfallgefahr beim Fahren unter Medikamenteneinfluss. Der Zen­

tralvorstand (ZV) erklärt sich damit einverstanden, das Projekt zu unterstützen. Vor der Lancierung sol­

len betroffene Interessenvertretungen einbezogen werden.

Roadmap Nachhaltige Medizin – Die Schweizeri­

sche Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) hat eine neue Fassung der Roadmap Nach­

haltige Medizin vorgelegt. Der ZV stimmt wie folgt zu: «Die FMH teilt die in der Roadmap formulierten Ziele und unterstützt – trotz teilweisen Vorbehalten gegenüber einzelnen Massnahmen – die Bemühun­

gen zur Konsensfindung und die gemeinsamen An­

strengungen für ein nachhaltiges Gesundheitssys­

tem in der Schweiz.»

Hochspezialisierte Medizin – Neu wird das inter­

kantonale Beschlussorgan für die Planung der hoch­

spezialisierten Medizin (HSM) ein zweistufiges Ver­

fahren durchführen: Zunächst wird festgelegt, wel­

che Behandlungen der HSM zuzurechnen sind, und anschliessend die eigentliche Leistungszuteilung vorgenommen. Ausserdem wird das Fachorgan HSM von 12 auf 15 Mitglieder erweitert. Die FMH wird be­

antragen, im Beschlussorgan als Beobachterin Ein­

sitz zu nehmen. Daneben sollen die beiden der Ärz­

teschaft zugesagten Sitze im Fachorgan die Fachge­

sellschaften vertreten und in diesem Sinne die beiden Dachorganisationen fmCh und SFSM Kandi­

daten nennen.

Revision Tarifstruktur TARMED – Die Revisions­

arbeiten der tripartiten Tarifgemeinschaft (FMH, H+

und MTK) kommen gut voran. Gleichzeitig werden mit santésuisse und curafutura Gespräche zu einer gemeinsamen Revision aller Tarifpartner geführt.

Für die FMH ist es klar, dass die Gesamtrevision bis Ende 2015 abgeschlossen sein muss, damit die Aus­

wirkungen des bundesrätlichen Eingriffs möglichst kurz gehalten werden. Die Projektgruppe zur Neu­

organisation von TARMED Suisse hat alle für die Gründung der neuen Aktiengesellschaft notwendi­

gen Dokumente erarbeitet. Die Dokumente sind mo­

mentan bei den Tarifpartnern in der Vernehmlas­

sung.

WZW und Paritätische Vertrauenskommission – Im Rahmen der Verhandlungen mit santésuisse und curafutura für gemeinsame Grundlagen zu den Wirt­

schaftlichkeitsverfahren werden auf verschiedenen Ebenen gemeinsame Lösungen erarbeitet. Zur Schlich­

tung von Differenzen zwischen Leistungserbringern und Versicherern haben sich die Vertragsparteien darauf geeinigt, regionale Paritätische Vertrauens­

kommissionen (PVK) im Krankenversicherungsge­

setz einzuführen. Damit sind flächendeckende ein­

heitliche PVK­Verfahren im KVG­Bereich über alle Kantone und Regionen hinweg gewährleistet. Der ZV genehmigt diesen PVK­Vertrag zuhanden einer Vernehmlassung bei den kantonalen Ärztegesell­

schaften und zuhanden der Delegiertenversamm­

lung. Der PVK­ Vertrag wird ein Bestandteil des Rah­

menvertrags «WZW­Verfahren» zwischen der FMH und den Ver sicherern sein.

FMH-Begleitstudie – Seit 2011 führt gfs.bern im Auf­

trag der FMH jährliche Befragungen zu den Auswir­

kungen der neuen Spitalfinanzierung durch, die eine beachtliche mediale Wirkung erzielen. Der ZV beschliesst, die Begleitstudie für die kommenden zwei Jahre ohne Kürzung der bestehenden Kapitel weiterzuführen. Auf die Option eines Berichts für die separate Publikation der Befragung 2014 wird ver­

zichtet. Die Ergebnisse der Befragungen 2014 und 2015 werden nach der Befragung 2015 zusammen in einem Bericht publiziert.

. Aktuelle

Forumthemen Diskutieren Sie mit!

Im Forum präsentieren wir regel mässig brisante Themen aus Politik, Öko­

nomie und Wissen­

schaft, die das Schwei­

zer Gesundheitswesen be­

treffen. Bringen Sie Ihre Meinung ein oder kom­

mentieren Sie die Äusse­

rungen Ihrer Kolleginnen und Kollegen. Das Forum finden Sie unter:

www.saez.ch/forum/

(6)

608

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2014;95: 15

F M H

Personalien

Praxiseröffnung /

Nouveaux cabinets médicaux / Nuovi studi medici

AG

Michael Frei,

Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Hauptstrasse 40, 5212 Hausen b. Brugg

Aargauischer Ärzteverband

Zur Aufnahme als ordentlich praktizierende Mitglieder in den Aargauischen Ärzteverband haben sich angemeldet:

Rosemary Indergand, 5032 Rohr, Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin FMH, Praxiseröff- nung in Praxisgemeinschaft seit 7. Februar 2014 Amin Jurdi, D-57548 Kirchen/Sieg, Praxiseröff- nung in Praxisgemeinschaft in Schöftland per 5. Mai 2014

Hannelore Leggemann, 4900 Langenthal, Fachärz- tin für Nuklearmedizin, Praxiseröffnung in Pra- xisgemeinschaft in Bremgarten per 1. April 2014 Viorica Piticari, D-52441 Linnich, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Praxiseröffnung in Praxisgemeinschaft in Berikon seit 19. Fe- bruar 2014

Mischa Schneider, 4104 Oberwil, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe FMH, spez.

Operative Gynäkologie und Geburtshilfe, Pra- xiseröffnung in Praxisgemeinschaft in Dättwil per 1. August 2014

Dagmar Schumacher, 5024 Küttigen, Fachärztin für Urologie FMH, Praxiseröffnung in Dättwil per 1. September 2014

Diese Kandidaturen werden in Anwendung von Art. 5 der Statuten des Aargauischen Ärzte- verbandes veröffentlicht. Einsprachen müssen innert 14 Tagen seit der Bekanntmachung schriftlich und begründet der Geschäftsleitung des Aargauischen Ärzteverbandes eingereicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist ent- scheidet die Geschäftsleitung über Gesuche und allfällige Einsprachen.

Todesfälle / Décès / Decessi Michel Vollery (1929), † 15. 2. 2014, Spécialiste en médecine interne générale, 1700 Fribourg

François Albert Bullet (1917), † 13. 3. 2014, Facharzt für Gastroenterologie und Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, 8050 Zürich Théodore Mottu (1919), † 18. 3. 2014, Spécialiste en cardiologie et Spécialiste en médecine interne générale, 1253 Vandœuvres Rolf Heinrich Schneider (1919), † 18. 2. 2014, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, 4142 Münchenstein

Otto Rippstein (1924), † 27. 2. 2014, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, 4500 Solothurn

w

Ärztegesellschaft des Kantons Schwyz

Zur Aufnahme in die Ärztegesellschaft des Kan- tons Schwyz hat sich angemeldet:

Klaus Schieweck, Facharzt für Chirurgie, Ortho- pädische Chirurgie und Praktischer Arzt, Schüt- zenstrasse 1, 8853 Lachen

Einsprachen gegen diese Aufnahme richten Sie schriftlich innert 20 Tagen an Dr. med.

Hugo Brunner, Dorfstrasse 14, 6417 Sattel.

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609

S G K

O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2014;95: 15

Stellungnahme zum Bericht des Swiss Medical Board zur koronaren CT-Angiographie

Muss das Rad jedes Mal neu erfunden werden?

Das Swiss Medical Board (SMB) ist eine unabhängige Instanz, die Analysen zu ausgewählten diagnosti- schen Prozeduren und Therapien aus medizinischer, ökonomischer, ethischer und juristischer Sicht er- stellt. Vor einiger Zeit hat das Swiss Medical Board ei- nen Bericht zum Nutzen der koronaren CT-Angio- graphie in der Diagnostik der koronaren Gefäss- krankheit veröffentlicht. Dem Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie (SGK) ist es ein Anliegen, einige Punkte zu thematisieren, die bei der Interpretation dieses Berichtes in Betracht gezogen werden sollten.

Generelle Anmerkungen

Die wissenschaftliche Evaluation von diagnosti- schen Prozeduren, medizinischen Therapien und Pa- tientenmanagement wird in der Regel durch Organe der jeweiligen Fachgesellschaften wie der Schweize- rischen oder Europäischen Gesellschaft für Kardiolo- gie durchgeführt und im Rahmen von nationalen und internationalen Leitlinien-Dokumenten und Empfehlungen festgehalten. Diese Gesellschaften haben langjährige Erfahrung in der Erstellung von

qualitativ hochwertigen Leitlinien für die Praxis, mit dem Ziel der Umsetzung einer evidenz-basierten Me- dizin im Alltag.

Es ist bedenklich, dass trotz der spezifisch kardiolo- gischen Fragestellung kein Fachspezialist als SMB-Ex- perte im Fachgremium und der Autorenliste figuriert.

Ebenso wird in keiner Weise erwähnt, wie die SMB-Ex- perten selektioniert werden, wie oft sie sich treffen und ob alle Mitglieder des Panels mit der endgültigen Empfehlung einverstanden sind. Auch fehlen Infor- mationen zu allfälligen finanziellen Entschädigun- gen, Interessenkonflikten und einem allfälligen Kon- trollgremium. Darüber hinaus erscheint die Art und Motivation der Auswahl einzelner Themenkomplexe arbiträr und ermangelt einer Begründung. Dieser in- transparente Prozess stellt die Glaubwürdigkeit des vom SMB erstellten Dokumentes in Frage und bedarf einer Erklärung gegenüber der breiten Öffentlichkeit.

Während des Konsultationsprozesses wurde ein Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Kar-

diologie durch Mitglieder des SMB interviewt. Aller- dings weicht die Endfassung des Dokumentes in we- sentlichen Punkten von der Position dieses Experten wie auch der Schweizerischen Gesellschaft für Kar- diologie ab. Leider werden diese unterschiedlichen Positionen im veröffentlichten Bericht nicht er- wähnt, und es wird damit fälschlicherweise sugge- riert, dass die Schweizerische Gesellschaft für Kar- diologie den Bericht unterstütze.

Das Dokument zur Verwendung der koronaren CT-Angiographie in der Diagnostik der koronaren Herzkrankheit selbst ist für die breite Leserschaft nicht verständlich formuliert. Mehrere Abschnitte im Bericht stützen sich auf Empfehlungen des Natio- nal Institute of Clinical Excellence (NICE; Grossbri- tannien) ab. Der SGK Vorstand kann nicht nachvoll- ziehen, warum der Bericht auf Kriterien zurückgreift, die in einem völlig anderen Gesundheitsversor- gungsystem Anwendung finden mit divergierenden Vergütungs- und Qualitätssystemen. In diesem Zu- sammenhang fehlt eine kritische Auseinanderset- zung darüber, ob die NICE Kriterien auf die Schweizer Verhältnisse übertragen werden können.

Spezifische Punkte

Die koronare CT-Angiographie und die invasive Ko- ronarangiographie sind diagnostische Methoden zur Darstellung der Herzkranzgefässe. Gemäss der vor- herrschenden Praxis wie auch der Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie sind die nicht-invasive und die invasive Diagnostik je- doch nicht sich konkurrenzierende Modalitäten, sondern vielmehr Methoden, die sich gegenseitig er- gänzen und für unterschiedliche Patientenpopula- tionen geeignet sind. Daher wäre die Validierung und Analyse der koronaren CT-Angiographie gegen- über anderen nicht-invasiven Diagnosemethoden, vor allem der Stress-Echokardiographie, nuklearme- dizinischen Untersuchungen und der Magnetreso- nanztomographie angebracht gewesen. Da andere nicht-invasive Methoden über eine mindestens ebenso fundierte Evidenz wie die koronare CT-An- giographie verfügen, sind die Empfehlungen in der Zusammenfassung unpräzise und irreführend.

François Mach, Stephan Windecker Im Namen des Vorstands der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie

Korrespondenz

Prof. Dr. med. François Mach Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie Schwarztorstrasse 18 CH-3007 Bern

Eine Stellungnahme des Swiss Medical Board findet sich im Anschluss an diesen Beitrag.

«Es wird damit fälschlicherweise suggeriert, dass die Schweizerische

Gesellschaft für Kardiologie den Bericht unterstütze.»

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S G K

O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2014;95: 15

610

Das wichtige Konzept der Vortest-Wahrschein- lichkeit in der Abklärung der koronaren Herzkrank- heit wurde zwar aufgenommen. Allerdings werden im Bericht Schlussfolgerungen gezogen, die im Wider- spruch zu etablierten Leitlinien stehen. So sollten bei Patienten mit geringer Vortest-Wahrscheinlich- keit (weniger als 10–15 %) keine kardiale Bildgebung oder andere Tests durchgeführt werden. Des Weite- ren ist es nicht korrekt, dass bei Patienten mit mittle- rer Vortest-Wahrscheinlichkeit lediglich die koro- nare CT-Angiographie als diagnostische Methode in Frage kommt. Besteht in dieser Risikokategorie Be- darf nach Abklärungen, sollte ein auf den Patienten zugeschnittenes Vorgehen gewählt werden. Darüber hinaus wird nicht erwähnt, dass bei Patienten mit hoher Vortest-Wahrscheinlichkeit (>80–85 %) die Dia gnose einer koronaren Herzkrankheit mittels in- vasiver Koronarangiographie gesichert und im sel-

ben Untersuchungsgang therapeutisch eingegriffen werden kann, ohne eine zusätzliche koronare CT-An- giographie durchzuführen.

Wenn der Gesundheitsversorger den Patienten über die verschiedenen Möglichkeiten zur Abklärung einer (potentiellen) koronaren Herzkrankheit infor- miert, ist es ungenügend, nur die koronare CT-Angio- graphie und die invasive Koronarangiographie zu er- wähnen. In der alltäglichen Praxis werden verschie- denste klinische Strategien angewandt: Bei einigen Patienten mit Brustschmerz reicht die Patienten- anamnese aufgrund des tiefen Krankheitsrisikos für die abschliessende Beurteilung und Beratung der Patienten aus. Bei anderen Patienten liefert ein ein- facher Stresstest (Ergometrie, Laufband) ausreichend Informationen für eine Entscheidungsfindung. Und wenn eine kardiale Bildgebung nötig ist, sollten ver- schiedene Verfahren in Betracht gezogen und im Be- richt diskutiert werden (mit den entsprechenden Vor- und Nachteilen): Stressechokardiographie, Myokardperfusionsszintigraphie, kardiale Magnet- resonanz-Tomographie oder kardiale Computer- tomographie. Es bleibt unklar, aus welchen Gründen der SMB-Bericht die nicht-invasive Diagnostik zum Nachweis der koronaren Herzkrankheit auf die koro- nare CT-Angiographie reduziert.

Oft ist nicht nur die Information über den Ste- nose-grad der Herzkrankgefässe ausschlaggebend für Therapieentscheide, sondern vielmehr die funktio- nelle Komponente von Koronarstenosen wie eine zugrundeliegende Ischämie und deren Ausmass. Ein grundlegender Nachteil der koronaren CT-Angiogra- phie ist der Mangel, die funktionellen Auswirkungen einer Stenose zu messen. Mittels fraktioneller Fluss- Reserve (FFR) ist dies im Rahmen einer invasiven Ko- ronarangiographie problemlos möglich. Daher wird der Befund einer Koronarstenose mittels koronarer CT-Angiographie die Zahl der nachfolgenden invasi- ven Koronarangiographien weiter erhöhen. Es ist be- denklich, dass der funktionelle Ischämienachweis als wesentliches Element der nicht-invasiven Diagnos- tik vor einer allfälligen invasiven Koronarangiogra- phie im Bericht nicht diskutiert wird. Bezüglich Komplikationen der invasiven Koronarangiographie

zitieren die Autoren Studien aus den Jahren 1991 und 1999 sowie Studien von deutschen und österrei- chischen Registern aus den Jahren 2003 und 2004.

Ein Update mit aktuelleren Publikationen wäre prä- ziser und angebracht.

Beim Kostenvergleich zwischen koronarer CT- Angiographie und invasiver Koronarangiographie werden die Kosten aus verschiedenen Vergütungs- methoden (ambulante TARMED-Positionen mit SwissDRG-Positionen für die stationäre Vergütung) arbiträr miteinander vermischt. Die Kosteneffektivi- tät hängt zudem stark vom klinischen Zustand des Patienten ab. Entsprechend ist die beschriebene Kosten effektivitätsanalyse irreführend.

Angesichts des intransparenten und qualitativ fraglichen Umgangs mit der initialen Fragestellung, der unklaren Methodik und fehlenden Garantie ei- ner unabhängigen und wissenschaftlich hoch- stehenden Evaluation ist aus Sicht der SGK fraglich, ob das SMB als nationale Instanz zur Beurteilung von Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaft- lichkeit die notwendige Prozessqualität erbringt.

Diese Garantien sollte das SMB so schnell wie mög- lich erarbeiten, wenn es in der Zukunft glaubwürdig bleiben will.

«Der SGK-Vorstand kann nicht nachvollziehen, warum der Bericht

auf Kriterien zurückgreift, die in einem völlig anderen Gesundheits-

versorgungssystem Anwendung finden.»

(9)

611

S w i s s M e d i c a l B o a r d

O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T

Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2014;95: 15

Replik zur vorangegangenen Stellungnahme der Schweizerischen Gesellschaft für Kardio logie

Darum geht es im Bericht des SMB

Das Swiss Medical Board hat in seinem Fachbericht Ende 2012 empfohlen, bei Patienten mit einer gerin- gen Vortestwahrscheinlichkeit (unter 10 %) einer koro naren Herzerkrankung auf den Einsatz einer bildgebenden Diagnostik zu verzichten. Weiterhin gibt es bei Vortestwahrscheinlichkeiten zwischen 10 % und 30 % einer Stufendiagnostik den Vorzug, bei der zunächst eine kardiale Computertomogra- phie durchgeführt wird, bei positivem Testausgang ergänzt um eine invasive Koronarangiographie.

In ihrer Stellungnahme wirft die Schweizerische Gesellschaft für Kardiologie (SGK) dem Swiss Medi- cal Board (SMB) eine nicht transparente Arbeitsweise vor. Die Zusammensetzung der Gremien, die Metho- dik der Bearbeitung und die Auswahl der Fragestel- lungen sind aber sehr wohl transparent für jeder- mann auf der Webseite des SMB einsehbar. Auch ist es nicht zutreffend, dass das SMB suggerieren möchte, dass die Aussagen des Berichtes die Position der SGK wiedergeben würden. Es heisst im Zusam-

menhang mit der Benennung der konsultierten Fachspezialisten ausdrücklich, dass «Bericht und Empfehlungen nicht notwendigerweise die Meinung der Fachspezialisten wiedergeben».

Die SGK geht in ihrer Stellungnahme von einem falschen Verständnis des Auftrags für den Fachbe- richt «Computertomographie-Scanner in der Abklä- rung der koronaren Herzerkrankung» aus, obwohl alle Prämissen im Bericht ausdrücklich deklariert sind. Die Analysen des SMB sind immer auf präzise formulierte Fragestellungen ausgerichtet. Im vorlie- genden Fall werden nicht – wie von der SGK ange- mahnt – die kardiologischen Diagnose- und Behand- lungswege bei Verdacht auf eine koronare Herz- erkrankung analysiert. Der Bericht beschränkt sich

auf den Vergleich der kardialen Computertomo- graphie mit den neuesten Geräten (NGCCT New Ge- neration Cardiac Computer Tomography) und der invasiven Koronarangiographie (IKA) bei bestimm- ten Patientengruppen, wenn im Rahmen des Dia- gnoseprozesses zwischen diesen beiden Alternativen zu wählen ist. Dies entspricht exakt der Fragestellung des britischen NICE (National Institute for Health and Clinical Excellence), die der Arbeit des SMB in diesem Falle zugrunde liegt. Ein zentrales Anliegen der Trä- gerschaft war es nämlich, im Rahmen dieses Berichts zu prüfen, inwiefern sich ausländische HTA-Berichte zu einer gegebenen Fragestellung auf die schweizeri- schen Verhältnisse übertragen lassen. Das SMB hat sich denn auch bei diesem Fachbericht auf die von NICE erarbeiteten Grundlagen zur medizinischen Evidenz abgestützt und in einigen Punkten (zum Bei- spiel zu den Nebenwirkungen und der Strahlenbelas- tung) ergänzende Überlegungen angestellt. Die Frage, ob sich Evidenzergebnisse aus einem ausländi- schen Gesundheitssystem auf die Schweiz übertragen lassen, wurde dann auch in einem gesonderten Kapi- tel 7. 2. ausführlich diskutiert. Die Empfehlungen im Bericht beziehen sich also ausschliesslich auf den zu- vor genannten direkten Vergleich zwischen NGCCT und IKA. Aus diesem Grund sind die übrigen invasi- ven und nicht-invasiven dia gnostischen Verfahren zum Nachweis der koronaren Herzerkrankung auch nur in einer Fussnote erwähnt.

Die im Fachbericht dargestellten Kosten von NG- CCT und IKA entsprechen – wie explizit dargestellt – den typischerweise mit den Krankenkassen verrech- neten Kosten. Auf den exemplarischen Charakter der vorgelegten Kostenberechnungen wird im Fach- bericht ausdrücklich hingewiesen. Gleichwohl ist festzuhalten, dass der kostenmässige Vorteil der Stu- fendiagnostik auch dann bestehen bliebe, wenn die invasive Koronarangiographie nur halb so teuer wäre.

Letztlich ist uns allen klar, dass ein Vergleich von Methoden zweier unterschiedlicher Fachdisziplinen auch deren fachliche und finanzielle Interessen be- rührt, was die Beurteilung des vorliegenden Berich- tes beeinflussen könnte.

Swiss Medical Board

Korrespondenz:

Susanna Marti Calmell Sekretariat Trägerschaft Swiss Medical Board Stampfenbachstrasse 30 CH-8090 Zürich Tel. 043 259 52 11 info[at]medical-board www.swissmedicalboard.ch

Die Zusammensetzung der Gremien, die Methodik der Bearbeitung und die Auswahl der Fragestellungen sind für jedermann auf der Webseite des SMB einsehbar.

Die Empfehlungen beziehen sich ausschliesslich auf den direkten Vergleich zwischen kardialer Computertomographie

mit neuesten Geräten und invasiver Koronarangiographie.

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Psychologische Psychotherapie:

Datenlücke geschlossen

Bis vor kurzem gab es nur bruchstückhafte Informationen zu Angebot, Inanspruch- nahme, Kosten und Finanzierung der psychologischen Psychotherapie in der Schweiz.

Eine im Auftrag der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) durchgeführte Studie liefert nun Daten und belegt, dass psychologische Psycho- therapeut(inn)en eine wichtige Rolle in der Behandlung psychischer Erkrankungen spielen und dazu beitragen können, der Versorgungs lücke entgegenzuwirken.

Psychologische Psychotherapeutinnen und -the- rapeuten sind unabdingbare Leistungserbringer(in- nen) im schweizerischen Gesundheitssystem. In Anbetracht des Nachwuchsmangels bei den Psychiate- rinnen und Psychiatern, der in dieser Zeitschrift auch schon thematisiert wurde [1], scheint es klar, dass ohne adäquaten Einbezug der psychologischen Psy- chotherapie ein Versorgungsengpass droht.

Seit April 2013 ist das eidgenössische Psychologie- berufegesetz (PsyG) in Kraft, in dem die Bedingungen zur Ausübung der psychologischen Psychotherapie klar geregelt sind. Das PsyG schützt den Titel des psy- chologischen Psychotherapeuten/der psychologi- schen Psychotherapeutin. Eine logische Konsequenz muss die Ablösung des Modells der delegierten Psy- chotherapie sein. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) prüft deshalb zurzeit neue Modelle der Zulas- sung der psychologischen Psycho therapie zur Grund- versicherung.

Anordnung statt Delegation?

Das bestehende Modell der delegierten Psychothera- pie soll von dem zurzeit diskutierten Anordnungsmo- dell abgelöst werden. Gemäss dem Anordnungsmo- dell würde der/die psychologische Psychothera- peut(in) psychotherapeutische Behandlungen, die von einem Arzt/einer Ärztin verordnet sind, in eige- ner Verantwortung durchführen und selbständig über die Grundver sicherung abrechnen.

Solide Datengrundlage

Um die Diskussionen rund um ein neues Versorgungs- modell auf einer soliden und aktuellen Datengrund- lage führen zu können, hat die FSP das un abhängige Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS mit der Durchführung einer breitangelegten Studie beauf- tragt. Die Erhebung wurde von den weiteren Berufs- verbänden SBAP (Schweizerischer Berufsverband für Angewandte Psychologie) und ASP (Assoziation Schweizer PsychotherapeutInnen und Psychothera- peuten) und deren Mitgliedern sowie von der SGPP (Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psy-

chotherapie), der FMPP (Dachorganisation der psychi- atrisch-psychotherapeutisch tätigen ÄrztInnen der Schweiz) und der SVPC (Schweizerischen Vereinigung Psychiatrischer Chefärztinnen und Chefärzte) unter- stützt.

Der nun vorliegende Schlussbericht* liefert Daten dazu, wie viele psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten in der Schweiz in ihrem Beruf tätig sind, wie und von wem ihre Leistungen in Anspruch genommen werden, was diese Leistungen kosten, und wie sie finanziert werden.

9100 Personen befragt

Die Erhebung erfolgte in zwei Schritten: Zunächst wurde eine Grundgesamtheit von rund 9100 Psycho- loginnen und Psychologen befragt. Ziel dieser Voller- hebung war es zu erfahren, wie viele Psychologinnen und Psychologen psychotherapeutisch tätig sind, und wenn ja, in welcher Arbeitsform (selbständig, dele- giert, in einer ambulanten oder stationären Institu- tion) und in welchem Umfang.

In einem zweiten Schritt wurde aus der Gruppe von rund 4000 psychotherapeutisch tätigen Psycholo- ginnen und Psychologen eine Stichprobe von knapp 2200 Personen zu den im Jahr 2012 erbrachten psy- chotherapeutischen Leistungen befragt. Dank hoher Rücklaufquoten von 67 % bei der Vol l erhebung und 53% bei der Stichprobenerhebung kann von einer sehr guten Datenqualität ausgegangen werden. Anhand von zusätzlichen Daten, die freundlicherweise von der SASIS AG, einer Tochterfirma der santésuisse, zur Ver- fügung gestellt wurden, konnten die Ergebnisse mit den Kosten der Grundversicherung verglichen und plausibilisiert werden. Der Vergleich zeigt eine sehr gute Übereinstimmung, was für eine hohe Datenvali- dität spricht. Zusätzlich ergänzt wurden die Erhe- bungsdaten mit den Daten zur Zusatzversicherung ei- nes grossen Krankenver sicherers.

5700 psychologische Psychotherapeut(inn)en Gemäss dem Schlussbericht erbringen in der Schweiz rund 5700 psychologische Psychotherapeutinnen und Yvik Adler a, Philipp Thüler b

a lic. phil., Fachpsychologin für Psychotherapie FSP, Vizepräsidentin der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP b Stellvertretender Leiter des

Bereichs Kommunikation und Marketing der FSP Interessenverbindungen:

Die Studie wurde hauptsächlich durch die FSP finanziert.

Lesen Sie hierzu auch den nachfolgenden Kommentar der FMPP.

* Der vollständige Schluss- bericht kann auf www.

psychologie.ch herunter- geladen oder bei der FSP bezogen werden.

1 Giacometti-Bickel G, Landolt K, Bernath C, Seifritz E, Haug A, Rössler W. In 10 Jahren werden 1000 Psychiaterinnen und Psychiater fehlen.

Schweiz Ärztezeitung.

2013;94(8):302–5.

Korrespondenz:

Philipp Thüler FSP

Choisystrasse 11 CH-3000 Bern 14 Tel. 031 388 88 25 philipp.thueler[at]

fsp.psychologie.ch

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-therapeuten psychotherapeutische Leistungen im Umfang von etwa 3100 Vollzeitstellen. Die durch- schnittlichen Arbeitspensen betragen 70 bis 90 Pro- zent, wobei in dieser Zahl auch der Aufwand für Admi- nistration, Führungsaufgaben, eigene Supervision und Weiterbildung enthalten ist.

34% des Angebots wurde in selbständiger Praxis, 31% in delegierter Praxis und 36% in Institutionen er- bracht. Erwartungsgemäss arbeiteten jüngere Psycho- therapeutinnen und -therapeuten eher delegiert oder in einer Institution, während der grösste Teil der in selbständiger Praxis tätigen Psychotherapeutinnen und -therapeuten in der Altersgruppe der 55–64-Jähri- gen lag (Abb. 1). Der Anteil der Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit Sprachkenntnissen auf mutter- sprachlichem Niveau war je nach Region mit 90 bis 98% bemerkenswert hoch.

Bezüglich Geschlechterverteilung ist zu erwäh- nen, dass 75 % der psychotherapeutisch Tätigen weib- lich waren, 25 % männlich. Das Spektrum an Psycho- therapiemethoden war dabei breit und vielfältig. 55 % der psychologischen Psychotherapeut(inn)en hatten zusätzlich eine zweite oder mehrere psychotherapeuti- sche Weiterbildungen absolviert. In der Studie wird der Nachweis erbracht, dass psychologische Psychotherapeut(inn)en bereits vor Inkraftreten des Psychologieberufegesetzes auf hohem Niveau für die psychotherapeutische Behandlung von psychisch kranken Menschen ausgebildet waren.

Im Schnitt 29 Konsultationen

Die psychologischen Psychotherapeutinnen und -the- rapeuten erbrachten 2012 in der Schweiz rund 3,1 Mil- lionen Konsultationen für 260 000 Patientinnen und Patienten.

Rund 60 Prozent der Patientinnen und Patienten wurden in einem Setting von zwei bis zwanzig Sitzun- gen im Jahr behandelt. 21 Prozent der Patientinnen und Patienten begaben sich für 21 bis 40 Sitzungen in Behandlung. Nur ein sehr kleiner Teil von vier Prozent der Patientinnen und Patienten benötigte mehr als 40 Konsultationen pro Jahr (Tab. 1). Die durchschnittli- che Therapiedauer betrug 29 Konsultationen, dies über einen durchschnittlichen Zeitraum von 15 Monaten.

Das Diagnosespektrum ist aus Tabelle 2 zu entneh- men. Bei den Diagnosen der behandelten Pa tienten fand man 25 % affektive Störungen, 25 % Anpas sungs- störungen, 15 % Störungen im Kindes-und Jugendalter, 11 % Persönlichkeitsstörungen, 7 % Abhängigkeitserkran- kungen und 3 % Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis. 41 % aller Pa tienten, die von psychologi- schen PsychotherapeutInnen behandelt wurden, wie- sen komorbide psychische Störungen auf.

Zusammengefasst kann man sagen, dass der Nach- weis erbracht wurde, dass die psychologischen Psy- chotherapeuten ein vielfältiges Therapieangebot für den gesamten Bereich psychischer Störungen bereitstellen und auch Menschen mit schweren psy- chischen Erkrankungen behandeln.

Zugang zur Psychotherapie

Etwa die Hälfte der psychologischen Psychotherapeu- tinnen und -therapeuten gab an, dass im Jahr 2012 Wartefristen für neue Patientinnen und Patienten bestanden und/oder sie Patientinnen und Pa tienten aus Kapazitätsgründen abweisen mussten. 16 Prozent der Patientinnen und Patienten konnten die Therapie aus Kostengründen nicht antreten oder mussten sich einen über die Grundversicherung finanzierten Thera- pieplatz suchen, und 22 Prozent der Therapien mussten aus finanziellen Gründen abgebrochen werden. Nicht erfasst sind Personen, die sich im Wissen um die Kos- tenfolgen gar nicht erst um eine psycho logische Psy- chotherapie bemüht hatten.

Hohe Selbstzahlerquote

Die Kosten für Leistungen durch psychologische Psy- chotherapeutinnen und -therapeuten im ambulanten Bereich beliefen sich 2012 auf 406 Millionen Franken.

Der grösste Teil dieser Kosten wurde mit rund 270 Mil- lionen Franken von den Sozialversicherungen getra- gen, wovon die Grundversicherung mit rund 246 Mil- lionen den Hauptteil übernahm. 23 Millionen Franken wurden über die Invalidenversicherung abgerechnet.

117 Millionen Franken respektive knapp 30 Prozent der Gesamtkosten der psychologischen Psychotherapie im ambulanten Bereich wurden privat getragen oder über Zusatz versicherungen abgerechnet. Hochrechnungen zeigen, dass 2012 mit rund 18 Millionen Franken nur ein sehr kleiner Teil der Kosten der psychologischen Psychotherapie über Zusatzversicherungen abge- rechnet wurde. Ein grösserer Anteil der Kosten – rund 100 Millionen Franken – wurde hingegen von den Pa- tientinnen und Patienten selber getragen.

Abbildung 1

Altersstruktur nach Arbeitsform.

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Folgen des Modellwechsels

Was wären die Folgen einer Ablösung des Delega- tionsmodells durch ein Anordnungsmodell? Da aktu- ell noch nicht bekannt ist, wie genau das neue Modell ausgestaltet sein wird, ist es schwierig, eine Prognose zu treffen. Betreffend Kosten kann aber die folgende Aussage gemacht werden: Die Zahlen aus der Studie lassen die Schätzung zu, dass rund 131 Millionen Franken aus dem privaten und öffentlichen Bereich (Selbstzahlung/Zusatzversicherung sowie öffentliche Hand) in den Bereich der Grundversicherung verla- gert würden. Dies unter der Voraussetzung, dass sämt- liche bisher privat getragenen Kosten neu zulasten

der Grundversicherung gehen würden und dass die Gesamtkosten der psychologischen Psychotherapie denjenigen im Jahr 2012 entsprechen.

Das neue Modell, das die vor dem Inkrafttreten des PsyG eingeführte «Übergangslösung» der dele- gierten Psychotherapie ablösen wird, muss die Ar- beitsbedingungen für psychologische Psychothera- peutinnen und -therapeuten verbessern. Nur mit der Ablösung des Delegationsmodells kann sicherge- stellt werden, dass diese einen nachhaltigen Beitrag zur Verhinderung der Versorgungslücke und damit zur Förderung der psychischen Gesundheit der Schweizer Bevölkerung leisten können.

Tabelle 1

Anteil der Patient(inn)en nach Anzahl Therapiesitzungen im Jahr 2012, je Arbeitsform.

in einer Praxis in einer Institution Gesamt

selbständige PT delegierte PT ambulant stationär

1 Sitzung / Erstgespräch 12 % 9% 21 % 27 % 16 %

2–20 Sitzungen 59 % 57 % 60 % 59 % 59 %

21–30 Sitzungen 17 % 18 % 11 % 9 % 14 %

31–40 Sitzungen 8 % 11 % 5 % 3 % 7 %

41–50 Sitzungen 3 % 3 % 2 % 2 % 3 %

mehr als 51 Sitzungen 2 % 1 % 1 % 1 % 1 %

Total 100 % 100 % 100 % 100 % 100 %

(n = Anzahl antwortende Personen) n = 441 n = 373 n = 172 n = 118 n = 1104

Anmerkung: Die Angaben der Tabelle beziehen sich nur auf die 2012 durchgeführten Therapiesitzungen. Es lassen sich keine Rückschlüsse auf die Anzahl Sitzungen je abgeschlossener Psychotherapie ziehen. (Quelle: Strukturerhebung, Hochrechnung BASS)

Tabelle 2

Anteil der Patient(inn)en je Krankheitsbild gemäss ICD an allen PatientInnen mit Krankheitswert im Jahr 2012, nach Arbeitsform.

in einer Praxis in einer Institution Gesamt selbständige PT delegierte PT ambulant stationär

Organische, einschliesslich symptomatischer

psychischer Störungen (F00–F09) 2% 1% 3% 2% 2%

Psychische und Verhaltensstörungen durch

psychotrope Substanzen (F10–F19) 2% 4% 11% 13% 7%

Schizophrenie, schizotype und wahnhafte

Störungen (F20–F29) 1% 3% 3% 6% 3%

Affektive Störungen (F30–F39) 23% 31% 19% 33% 26%

Neurotische, Belastungs- und somatoforme

Störungen (F40–F48) 31% 30% 24% 22% 27%

Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen

Störungen und Faktoren (F50–F59) 4% 3% 3% 4% 3%

Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60–F69) 10% 14% 11% 8% 11%

Intelligenzstörung (F70–F79) 2% 1% 2% 1% 2%

Entwicklungsstörungen (F80–F89) 3% 2% 4% 1% 3%

Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn

in der Kindheit und Jugend (F90–F98) 14% 10% 17% 5% 12%

Nicht näher bezeichnete psychische Störungen (F99) 2% 1% 1% 0% 1%

Andere Störung / keine Diagnose gestellt 6% 1% 3% 5% 4%

Total 100% 100% 100% 100% 100%

(n = Anzahl antwortende Personen) n = 434 n = 372 n = 173 n = 116 n = 1095

(Quelle: Strukturerhebung, Hochrechnung BASS)

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Kommentar der FMPP zum vorangegangenen Artikel «Psychologische Psychotherapie:

Datenlücke geschlossen»

Viele noch offene Umsetzungsfragen

Die Studie «Strukturerhebung zur psychologischen Psychotherapie in der Schweiz 2012» gibt einen re- präsentativen Einblick in die im Jahr 2012 von psychologischen Psychotherapeutinnen und -thera- peuten erbrachten Leistungen. Sie liefert wichtige Anhaltspunkte über die im Zusammenhang mit der geplanten Zulassung der psychologischen Psychothe- rapie zur Grundversicherung verfügbaren Therapie- kapazitäten und über die mit einem möglichen Mo- dellwechsel zu erwartenden Kostenverlagerungen.

Ausgehend von einem politisch mittlerweile an- erkannten Mehrbedarf an psychotherapeutischen Angeboten; in Kenntnis der Rekrutierungssituation ärztlicher Psychotherapeutinnen und -therapeuten in den Kliniken und Diensten; den Nachwuchsman- gel vor Augen haltend sowie wissend um die Heraus- forderungen einer interprofessionellen Zusammen- arbeit in neuen Versorgungsmodellen, ist für die FMPP der adäquate Einbezug der psychologischen Psychotherapie gelebte Praxis.

Demzufolge ist ihre Zulassung zur Grundversi- cherung über das im Bundesamt für Gesundheit (BAG) aktuell diskutierte Anordnungsmodell ein praktikabler Weg. Es ist denn auch weniger das Ob, sondern viel eher das Wie, das vertiefter Reflexionen bedarf. Der Fokus ist auf die vielen noch offenen Umsetzungsfragen in der Verordnung zu richten, zu deren Beantwortung jedoch vonseiten der Leis- tungserbringer leider nur marginal beigetragen werden kann.

So unterstreicht etwa eine grosse Mehrheit der befragten FMPP-Mitglieder die Wichtigkeit, dass Anordnungen von Ärztinnen und Ärzten mit einer entsprechenden Weiterbildung und Praxiserfahrung vorgenommen werden. Auch müssen für die Zulas- sung von Therapeutinnen und Therapeuten gleich lange Spiesse gelten, sollen die Befürchtungen einer Mengenausweitung von BAG und Versicherern nicht genährt werden (siehe etwa die doppelte Beschrän- kung der ärztlichen Psychotherapie über den Nume-

rus clausus und den Zulassungsstopp für Spezialärz- tinnen und -ärzte). In eine ähnliche Richtung zielt die Frage des Tarifs. Es gilt, die psychologische Psy- chotherapie der durch einen Psychiater ausgeführ- ten Psychotherapie tariflich möglichst gleichwertig zu stellen, um einer Angebotsverzerrung durch Tarif- dumping entgegenzuwirken.

Nicht zu unterschätzen sind auch die arbeits- rechtlichen Fragen sowie Fragen zu Übergangs- bestimmungen bzw. -fristen, die sich bei einer Ab- lösung des bewährten Modells der Delegierten Psychotherapie durch ein Anordnungsmodell à la Physiotherapie stellen.

Zur Beantwortung dieser Fragen hilft die vorlie- gende Studie mit ihren validen Daten Entscheidungs- grundlagen zu generieren. So lässt beispielsweise die durchschnittliche Anzahl Konsultationen (29) und die Tatsache, dass lediglich 4% der Patientinnen und Patienten mehr als 40 Konsultationen pro Jahr benö- tigen, die Erkenntnis zu, dass an der bisherigen Rege- lung von 40 Konsultationen bis zum Bericht an den vertrauensärztlichen Dienst der Versicherer auch im Anordnungsmodell festzuhalten ist. Die Verantwort- lichen der FMPP bringen sich auf den vom BAG zur Verfügung gestellten Anhörungsplattformen im Sinne einer patientenorientierten Versorgung und den Praxiserfahrungen ihrer Mitglieder ein.

Die psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten leisten in der Behandlung von psychi- schen Erkrankungen im Nebeneinander verschie- dener Professionen und in Ergänzung der im Rah- men der integrierten psychiatrisch-psychothera- peutischen Behandlung (IPPB) unangefochtenen ärztlichen Psychotherapie sowohl in der freien Pra- xis als insbesondere auch in den Institutionen einen wichtigen Beitrag. Sie helfen mit, den heutigen Ver- sorgungstandard aufrechtzuerhalten sowie die zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen.

Pierre Vallon

Präsident FMPP (Foederatio Medicorum Psychiatricorum et Psychotherapeuticorum)

Korrespondenz:

Pierre Vallon Präsident FMPP Altenbergstrasse 29 Postfach 686 CH-3000 Bern 8 Tel. 031 313 88 33 Fax 031 313 88 99

pierre.vallon[at]psychiatrie.ch

Bei der Frage der Zulassung zur Grundversicherung stellt sich eher die Frage des «wie» als des «ob».

Der adäquate Einbezug der

psychologischen Psychotherapie

ist gelebte Praxis.

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Kommunikation in der Praxis

Wie sag ich’s meinen Patienten?

Im vollen Wartezimmer holt die Ärztin Anna Som- mer* Sven Moser ab. Der 49-jährige Mann kommt zum ersten Mal in ihre Praxis. Er hat sich wegen diffu- ser Kopfschmerzen, Sehstörungen und häufig wieder- kehrender Müdigkeit angemeldet. Während sie den Patienten ins Untersuchungszimmer führt, schwir- ren Anna Sommer erste Hypothesen durch den Kopf. Die Ärztin ist aufmerksam, nimmt die Körper- haltung und die Mimik ihres Gegenübers wahr, be- vor sie die ersten Fragen zum aktuellen Gesundheits- zustand stellt.

Die beschriebene Szene könnte durchaus in der Hausarztpraxis von Anna Sommer stattfinden. Aller- dings befindet sich die Allgemeinmedizinerin mit- ten im Übungsblock eines spezifischen Kommunika- tionstrainings für Ärztinnen und Ärzte. Gemeinsam mit einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen lässt sich die Teilnehmerin auf unterschiedliche Übungs- situationen ein, die von professionellen Schauspiele- rinnen und Schauspielern gestaltet werden.

Als Ärztin mit mehrjähriger Berufserfahrung stellt Anna Sommer immer wieder fest, wie sehr Kommuni- kation den medizinischen Berufsalltag prägt. Eine gute Kommunikation zwischen Fachperson und Pa- tientinnen und Patienten ist Teil einer erfolgsverspre- chenden Behandlung. Doch auch wenn der zwischen- menschlichen Kommunikation im Alltag von Medi- zinern und Gesundheitsfachpersonen ein immer höherer Stellenwert zugeschrieben wird, verläuft die zwischenmenschliche Interaktion nicht immer ein- wandfrei. Schulz von Thun zeigt in seinem «4-Ohren- Modell» die möglichen Interpretationsebenen einer Nachricht auf. Das Modell basiert auf dem zweiten Grundaxiom von Watzlawick (1987), indem es die Be- ziehungsseite in Appell, Beziehung und Selbstkund- gabe aufschlüsselt. Aber nicht nur das Verstehen einer Nachricht, sondern auch das Senden derselben ge- schieht auf verschiedenen Ebenen. Schulz von Thun nennt dies die «vier Schnäbel» [1].

Die Bedeutung der Kommunikation wird in allen Disziplinen der Medizin vermehrt erforscht. Ein sys- tematischer Review zeigt, dass das Zeitmanagement und die Pflegequalität sich verbessern, wenn die so- zialen und emotionalen Gegebenheiten aufseiten der Patientinnen und Patienten berücksichtigt wer- den [2]. Die auf einer professionellen Kommunika- tion basierende Patientenbeziehung steigert die Be- handlungsqualität.

Als Hausärztin muss sich Anna Sommer inner- halb kürzester Zeit auf das Kommunikationsmuster ihrer wechselnden Gesprächspartner einstellen und

die Konsultation den unterschiedlichsten Bedürfnis- sen entsprechend gestalten. Sie wird sich an kein Drehbuch halten und nicht die Fragen übernehmen, die sie in der vorangehenden Konsultation gestellt hat. Denn sie weiss, dass sie die Patienten in ihrer Stefanie Diviani-Preiswerk

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Berner Fachhochschule Gesundheit

* Name von der Redaktion geändert

Korrespondenz:

Stefanie Diviani-Preiswerk Berner Fachhochschule Fachbereich Gesundheit Murtenstrasse 10 CH-3008 Bern

stefanie.diviani[at]bfh.ch

La Communication avec les patient-e-s

La communication avec les patient-e-s et leurs proches est une activité quotidienne qui marque la vie professionnelle d’un médecin. Il est donc essen- tiel pour tous les professionnel-le-s de la santé de posséder et d’élaborer des compétences en commu- nication. Pour mieux comprendre leurs patient-e-s et éviter des malentendus les professionnel-le-s ont différentes manières à disposition pour développer leurs capacités de communication. L’une d’entre elles est l’entraînement avec des actrices ou acteurs professionnel-le-s qui prennent le rôle d’un patient ou d’une patiente. Depuis les années 1960 la mé- thode de travail avec des patients standardisés (SP) est connue et reconnue en différents domaines de la médecine. La Haute école spécialisée bernoise (BFH) développe depuis plusieurs années la collaboration avec des SPs et engage des actrices et acteurs pro- fessionnel-le-s pour simuler des différents exercices de communications et d’entretiens entre patient-e-s et professionnel-le-s. Suite à la simulation de l’entre- tien l’actrice ou l’acteur quitte son rôle, devient en- traîneur de communication et commente ce qu’il (elle) a vécu et observé. Les participant-e-s de cette formation interactive ont la possibilité d’analyser et de réfléchir leurs propres habitudes en communica- tion. Le but c’est d’élargir les propres compétences pour améliorer la qualité de l’activité profession- nelle. Apprendre des techniques de communication par une participation active provoque chez les parti- cipant-e-s des émotions et leur permet de mieux s’en souvenir.

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B e r n e r Fa c h h o c h s c h u l e G e s u n d h e i t

W E I T E R E O R G A N I S AT I O N E N U N D I N S T I T U T I O N E N

Die Berner Fachhochschule (BFH) Gesundheit bietet Seminare mit Kommunikationstrainings für Gruppen an. Mit professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern werden konkrete Situationen wie bei- spielsweise schwierige Gespräche im Behandlungs- verlauf, Krisengespräche, Gespräche mit Angehöri- gen oder andere praxisbezogene Situationen aus dem Berufsalltag geübt. Die Kommunikationstrainings las- sen sich zu beliebigen Themen erstellen und bieten den Teilnehmenden in einem wertschätzenden Rah- men die Gelegenheit, verschiedene Gesprächstechni- ken auszuprobieren und Aspekte der nonverbalen Kommunikation zu beobachten. Zu den langjährigen Kunden des Kommunikationstrainings der BFH ge- hört beispielsweise das Schweizer Kollegium für Hausarztmedizin KHM (www.gesundheitscoach ing- khm.ch). Im Rahmen des Gesundheitscoachings KHM lassen sich Ärztinnen und Ärzte in einem in- tensiven Kurs auf praxisnahe Übungssituationen ein und trainieren so ihre Fertigkeiten für die Beratung von Patientinnen und Pa tienten.

Kontakt: Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Stefanie Diviani-Preiswerk, Koordinato- rin Kommunikationstraining, Tel. 031 848 45 59, stefanie.diviani[at]bfh.ch, www.gesundheit.bfh.ch/

kommunikationsschulung Sprache und Ausdrucksweise abholen muss, damit

sie ihre Probleme erfassen kann.

Gesprächspartnerin sein heisst für die Ärztin, dass sie mit Patientinnen und Patienten partner- schaftlich kommuniziert, ihnen Empathie entge- genbringt und aktiv zuhört. Weil es dazu nicht eine einzige richtige Kommunikationsform gibt, steht auf dem Schreibtisch der Ärztin eine Karte mit dem Zitat von Paul Watzlawick: «Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.»

Genauso unterschiedlich wie die Patientinnen und Patienten ihr begegnen, so individuell gestaltet die Ärztin ein Gespräch. Kommunikationstechniken an- wenden heisst, variieren können und sich auf die Ebene des Gegenübers begeben.

Um ihre persönliche Werkzeugkiste zu erweitern und ihre kommunikativen Fertigkeiten zu verbes- sern, hat sich Anna Sommer für ein Kommunika- tionstraining mit standardisierten Patienten ange- meldet. Hier begegnet sie Sven Moser.

Kommunikationstraining mit standardisier- ten Patienten (SP)

In verschiedenen Bereichen der medizinischen Lehre ermöglichen standardisierte Patienten (SP)

seit den 60er Jahren den angehenden Fachpersonen das Erwerben von Fertigkeiten. Durch das Simulie- ren von Symptomen und Problemen werden praxis- nahe Lernsituationen geschaffen, in denen sowohl praktische Handlungen wie auch kommunikative Fertigkeiten geübt werden können.

Fortbildung im Gesundheitscoaching für Hausärztinnen und -ärzte: Die Schauspielerin übernimmt im Gespräch mit dem Hausarzt die Rolle der Patientin. (Bild: Schweizer Kollegium für Hausarztmedizin KHM)

Missverständnisse geben dem Gespräch

eine ungewollte Wendung und können die Beziehung

zwischen Arzt und Patient beträchtlich stören.

Referenzen

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In der Vergangenheit jedoch hatte Netanjahu wiederholt öffentlich bekundet, Verhandlungen mit Abu Mazen seien zwecklos, da dieser nicht für die von der Hamas regierten 1,8