208 Böhtlingh, Eine misslungene Korrektur aus alter Zeit.
mit dem Vorausgehenden einigermaassen Verstfindliches wiederher¬
zustellen. Obendrein bin ich überzeugt, dass das zweite "piB"'p bnj
gar nicht einmal zu den Überbleibseln des ursprünglichen Textes
gehörte , sondem lediglich ein glossatorischer Zusatz zu "ip bna
ist. Man erwartet auch hier ebensowenig, wie in den vorausgehenden Verszeilen, im 2. Halbverse eine einfache Wiederholung des Subjekts
des 1. Halb verses; die poetische Diktion verlangt einen, wenn auch
noch so geringen, rhythmischen Wechsel in der Form des Ausdracks.
Ich glaube daher nicht unrecht zu thun , wenn ich für unsere
weitere üntersuchung dies "jiiäip bn: ausser Betracht lasse und
meine kritischen Erwägungen auf die Konsonantengruppe — etwas
anderes sind die Worte jetzt für mich nicht mehr — D^Tiilpbn:
beschränke.
Eine misslungene Korrektur aus alter Zeit.
Vod 0. Böhtlingk.
Die zweite Hälfte des zweiten Verses der Kaivalyopanisad lautet :
T v^vn T jnwr
Vll^M^ H^TT^^TTT^: II
So hat auch Samkaräcärya gelesen, der durch T^TWTT:
erklärt; vgl. Bibl. ind. S. oben. Deussen übersetzt in Über¬
einstimmung mit Öaipkaräcärya in „Sechzig Upanishads des Veda*
S. 789:
Nicbt durch Werk, Kinder, Reichtum, — durch Entsagung
Unsterblichkeit von einzelnen erlangt ward.
In einer Note bemerkt Deussen, dass Mahänär. Up. 10, 21
gleich laute, und in der That finden wir auf S. 249 diese Be¬
merkung bestätigt. Der Text dieser Upanisad ist mir nicht zur
Hand, aber an der Übereinstimmung der beiden Zeilen zu zweifeln,
liegt nicht die geringste Veranlassung vor.
Sehen wir uns die Worte unbefangen an, so ergiebt sich, dass
auch 'VptU „durch Reichtum" Unsterblichkeit von Einigen erlangt
worden ist. Oder, was auch möglich ist, da T nicht nur zu V%T,
sondem auch zu Äl l*in ergänzt werden darf, dass auch Entsagung
nicht zur Unsterblichkeit geführt bat. Dass weder dieses, noch
jenes gemeint sein kann, braucht wohl kaum gesagt zu werden.
BöhtUngk, Bhagavadgltä 2, 11. 209
Den beabsichtigten Sinn erhalten wir, wenn wir <*ll*«!^^»»l^nw
lesen. Erst durch Tr%f tritt WfätT nicht nur zu 'm^iVHX
und Jf^RTT, sondern auch zu ^sH^T in den verlangten Gegensatz:
„durch Entsagung allein". Bei der überlieferten Lesart fällt uns
auch auf, dass nur Einige durch Entsagung die Unsterblichkeit er¬
langt haben sollen.
Die Entstehung der falschen Lesart lässt sich mit grosser
Wahrscheinlichkeit nachweisen. Der Korrektor verlangte zum
Verbum finitum ein ausgesprochenes Subjekt, und dieses ergab
sich ihm, wenn er TT* trennte. Ein solches Subjekt ist aber
nicht erforderlich , da zu einer dritten Person Sg. oder PI. häufig
genug das unbestimmte Subjekt „man" hinzuzudenken ist; vgl.
Delbrück, Altind. Synt. S. 221 fg. Die falsche Trennung verlangte
notwendig die Tilgung der den Sinn verkehrenden Negation. An
dem hierdurch entstehenden Hiatus nabm man keinen Anstoss.
Bhagavadgltä 2, 11.
Von 0. Böhtlingk.
t
In diesem oben S. 123—125 von Speyer besp(rochenen Sloka
vermutet der verehrte Verfasser den wirklich vorhandenen Gegen¬
satz nicht an der ricbtigen Stelle. Hljiqi^i^ steht im
Gegensatz zum vorangehenden ^raft^rfn^TI^^F^W^. Meine Über¬
setzung in Ind. Spr. 722 lautet: „Nicht Beklagenswertbe beklagtest
du und doch sprichst du Worte der Vernunft". Der Sinn ist:
„Obgleicb du sonst vernünftig redest, so hast du doch etwas Un¬
vernünftiges dir zu Schulden kommen lassen". Diesen Gegensatz
hat schon Schlegel erkannt, da er ^ durch at übersetzt.
TW['. Varäh. Brh. S. 5, 98 bezeichnet wie im unmittelbar
vorangehenden Verse die Unterthanen, das Volk im Gegensatz zum
Fürsten, und injITT^: ist nicht auffälliger als Sll^flT^l-",
5ir«1<grd<ll<i:, tf'TfT^f^T^: und «r^flf^l'a^T^», die das
PW. unter Tr?[ verzeichnet.
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