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unlängst ist dieser Befund von der historischen Forschung noch einmal bekräftigt worden

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1. Gegenstand, Methode und Zielsetzung

Als im August des Jahres 1914 die Mächte Europas einen Angriff der Habs- burgermonarchie auf das serbische Königreich in einen Krieg der großen Koalitionen umschlagen ließen, leiteten sie mit ihrem Tun eine militärische Auseinandersetzung von bislang unbekanntem Ausmaß und nicht erahnten Folgen ein. An ihrem Ende sollte schließlich der kulturelle, ökonomische und politische Zusammenbruch des alten Europas stehen, und schon auf ihrem Kulminationspunkt hatte im Jahre 1917 die neue »Zeit der Ideolo- gien«1 ihren Ausgang genommen, die mit den Revolutionen des Kommunis- mus, des Faschismus und des Nationalsozialismus den Ersten Weltkrieg zur

»Ur-Katastrophe«2 des 20. Jahrhunderts machte3.

Angesichts der epochalen Bedeutung des Großen Krieges ist es nicht wei- ter erstaunlich, daß sich die historische Forschung intensiv und kontinuier- lich um die Untersuchung der Genese dieser globalen militärischen Ausein- andersetzung bemüht und dies in einem Ausmaß getan hat, daß nach nun- mehr fast einhundert Jahren ihr Ausbruch gemeinhin als gründlich erforscht gilt. Doch ein genaues Studium des aktuellen Forschungsstandes macht deut- lich, daß auch in diesem Zusammenhang immer noch einzelne Bereiche exi- stieren, deren Bearbeitung bislang eher vernachlässigt worden ist. Zu diesen Feldern zählt insbesondere die Außenpolitik Frankreichs in der Julikrise 1914. Ihrer Untersuchung ist in den letzten Dekaden eine solch geringe Auf- merksamkeit gewidmet worden, daß der amerikanische Historiker John W.

Langdon noch 1991 von Frankreich als dem »forgotten belligerent of July 1914«4 sprechen konnte, als er einen Literaturüberblick zur wissenschaftli- chen Kontroverse um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vorlegte. Erst

1 Zit. Karl Dietrich BRACHER, Zeit der Ideologien: eine Geschichte politischen Den- kens im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1982.

2 Zit. George F. KENNAN, Bismarcks europäisches System in der Auflösung. Die fran- zösisch-russische Annäherung 1875 bis 1890, Frankfurt am Main, Berlin 1981, S. 12.

3 Vgl. Andreas HLLLGRUBER, Der historische Ort des Ersten Weltkrieges, in: Manfred FUNKE U. a. (Hg.), Demokratie und Diktatur. Geist und Gestalt politischer Herrschaft in Deutschland und Europa. Festschrift für Karl Dietrich Bracher, Bonn 1987, S. 109- 123 und Ernst SCHULIN, Der Erste Weltkrieg und das Ende des alten Europas, in: Au- gust NITSCHKE (Hg.), Jahrhundertwende. Der Aufbruch in die Moderne 1880-1930, Bd. I, Reinbek 1990, S. 369—403. Unter starker Betonung ökonomischer Aspekte hat hingegen Paul Kennedy den Versuch unternommen, die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Entwicklung des internationalen Staatensystems zu relativieren.

Vgl. Paul M. KENNEDY, The First World War and International Power System, in: Ste- ven MILLER U. a. (Hg.), Military Strategy and the Origins of the First World War, Princeton N.J. 1985, S. 7-40.

4 Zit. John W. LANGDON, July 1914. The long debate 1918-1990, Oxford 1991, S. 165.

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unlängst ist dieser Befund von der historischen Forschung noch einmal bekräftigt worden

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.

Angesichts der kaum mehr zu überblickenden Literaturfülle zu den Ursa- chen und Anlässen des Großen Krieges ist der Mangel an Studien zur Außen- politik Frankreichs in der Julikrise erstaunlich und wirft die Frage auf, ob besondere Gründe für das geringe Interesse der historischen Forschung an diesem Gegenstand vorliegen.

Besonders auffallend ist in diesem Zusammenhang, daß die französische Historiographie nach 1945 keine neue Untersuchung zu diesem Gegenstand mehr vorgelegt hat. Sicherlich: Von der nationalen Geschichte der europäi- schen Großmächte im 20. Jahrhundert gehen unterschiedlich starke Impulse zur Erforschung des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges aus. Daß gerade in der Geschichtswissenschaft der Bundesrepublik eine leidenschaftliche Kon- troverse um die Außenpolitik der Reichsleitung in der Julikrise 1914 aus- brach, hat seinen Grund nicht zuletzt darin, daß die in ihrem Rahmen disku- tierte Frage, ob das Kaiserreich einen langfristig geplanten Hegemonialkrieg entfesselt habe, vor dem Hintergrund des Dritten Reichs zugleich die Frage nach einer fatalen Kontinuität deutscher Geschichte aufwarf

6

. Eine Analyse der französischen Außenpolitik - sollte sie auch zu der Erkenntnis führen, daß Frankreich im Juli 1914 eine sich günstig ausnehmende Gelegenheit er- griff, um eine hegemoniale Stellung auf dem europäischen Kontinent zu er- ringen - ist sicherlich nicht dazu angetan, Fragen von vergleichbarer Brisanz aufzuwerfen. Doch vermag dies nicht den Blick für die Tatsache zu verstel- len, daß mit der Grande Guerre auch Frankreichs Geschichte im 20. Jahr- hundert eine neue Wendung genommen hatte, da der Krieg die Grundlagen der Großmachtstellung des Landes gefährlich beeinträchtigte und auf diese Weise in nicht unerheblichem Maße zu seiner Niederlage im Jahr 1940 bei- trug, die nach dem Zweiten Weltkrieg naturgemäß im Zentrum des Interesses der französischen Historiker stand, die zur Geschichte der internationalen Beziehungen arbeiteten

7

.

Vor diesem Hintergrund ist die Gleichgültigkeit, mit der die Historiogra- phie Frankreichs seit 1945 der Außenpolitik ihres Landes in der Julikrise ge- genübersteht, nur dann verständlich, wenn man sich vor Augen führt, daß nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich die Erforschung der Geschichte der internationalen Beziehungen zugunsten der Untersuchung von Themen der historischen Geographie und Demographie, der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte tendenziell eher vernachlässigt worden ist

8

. Ihren

5 Vgl. Eugenia C. KlESLING, France, in: Richard F. HAMILTON, Holger H . HERWIG (Hg.), The Origins of World War I, Cambridge u. a. 2003, S. 227-265, hier S. 227.

6 Zur »Fischer-Kontroverse« vgl. die Anmerkungen im ersten Kapitel: Der »Sprung ins Dunkle«.

7 Vgl. beispielsweise Jean-Baptiste DuROSELLE, L a decadence, 1932-1939, Paris 1979 und DERS., L'abime, 1939-1945, Paris 1982.

8 Vgl. Andreas HlLLGRUBER, Die Diskussion über den Primat der Außenpolitik und

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Grund hat diese Ausrichtung darin, daß nach 1945 mit der £cole des Anna- les9 innerhalb der französischen Geschichtswissenschaft eine historische Schule außerordentlichen Einfluß erlangte, die den Fortgang der Geschichte im wesentlichen aus den Strukturen der longue duree, das heißt der geogra- phischen Situation, der demographischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung verständlich zu machen sucht und die im Zuge dieses Unterfangens die politische Gestaltungskraft des Individuums be- trächtlich einschränkt, mitunter gar negiert. Denn angesichts der geschichts- mächtigen Kraft dieser Strukturen kann, so die Ecole des Annales, der Unter- suchung des Handelns politisch herausragender Individuen nur eine sehr geringe Bedeutung beigemessen werden, und eine Geschichtsschreibung, die sich eben dieser Analyse und mit ihr der Untersuchung des historischen Er- eignisses widmet, muß demnach an der Oberfläche historischer Erkenntnis verbleiben. In diesem Sinne hat Lucien Febvre, einer der Begründer dieser hi- storischen Schule, den Historiker unter anderem dazu aufgefordert, die Ur- sachen für den Ausbruch eines Krieges nicht »dans Phumeur, la psychologie et les caprices individuels des >grands<, ni dans le jeu contradictoire de diplo- matics rivales« zu suchen. »II en est de geographiques; il en est d'economi- ques; de sociaux aussi et d'intellectuels, de religieux et de psychologiques«10.

Sieht man einmal davon ab, daß auch eine solche Untersuchung erklären müßte, warum der Erste Weltkrieg im August 1914 und nicht zu einem frü- heren oder späteren Zeitpunkt ausbrach, und daß in diesem Zusammenhang eine Analyse der Außenpolitik der europäischen Großmächte in der Julikrise und mit ihr der außenpolitisch verantwortlich Handelnden nicht umgangen werden kann, so beruht im Gegensatz zu dem hier skizzierten methodischen Ansatz der ficole des Annales die vorliegende Untersuchung auf der Über- zeugung, daß eine »ganz zentrale Aufgabe der Geschichtswissenschaft« darin bestehen muß, »individuelle Freiheitschancen angesichts überindividueller Be- dingungen und Notwendigkeiten der Geschichte erkennbar zu machen«11.

Bedenkt man in diesem Zusammenhang, daß »nur die sorgsame Berück- sichtigung aller das Handeln bestimmenden subjektiven Motive und aller das Handeln konditionierenden objektiven Umstände«, seien diese nun inner- oder zwischenstaatlicher Provenienz, »das historische Urteil«12 legitimiert,

die Geschichte der internationalen Beziehungen in der westdeutschen Geschichtswis- senschaft seit 1945, in: DERS., Die Zerstörung Europas. Beiträge zur Weltkriegsepoche 1914 bis 1945, Berlin 1988, S. 32-50, hier S. 42f.

9 Aus der inzwischen sehr umfangreichen Literatur zur ficole des Annales seien an die- ser Stelle insbesondere genannt: Guy BOURD£, L'ecole des »Annales«, in: DERS., Martin HERVFI (Hg.), Les ecoles historiques, Paris 21997, S. 215-243 und Peter Burke, Offene Geschichte. Die Schule der Annales, Berlin 1991.

1 0 Zit. Lucien FEBVRE, Combats pour l'histoire, Paris 1953, S. 62.

11 Zit. Klaus HLLDEBRAND, Geschichte oder »Gesellschaftsgeschichte«?, in: H Z 223 (1976), S. 328-357, hier S. 329.

12 Zit. Rudolf VLERHAUS, Handlungsspielräume. Zur Rekonstruktion historischer Pro- zesse, in: H Z 237 (1983), S. 289-309, hier S. 291.

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so verliert auch eine Kontroverse an Bedeutung, die insbesondere in der Geschichtswissenschaft der Bundesrepublik ausgetragen und in deren Rah- men die Frage diskutiert wurde, ob Außenpolitik denn tatsächlich Außen- politik sei; das heißt, ob die Außenpolitik eines Staates sich in einem Bereich von vergleichsweise hoher Autonomie vollzieht, in dem das Handeln der ein- zelnen Akteure primär von genuin außenpolitischen Zwangslagen und Mo- tiven geleitet, oder ob diese nicht vielmehr durch innerstaatliche Faktoren und den ihnen korrespondierenden Absichten der Staatsführung bestimmt wird13.

Macht man sich einen methodischen Ansatz zu eigen, der das Handeln des einzelnen Akteurs stets auch vor dem Hintergrund aller es konditionieren- den Umstände analysiert und folglich mitunter recht weit von der konkreten Entscheidungslage im Juli 1914 fortführen kann, so besitzt eine Untersu- chung zur Außenpolitik Frankreichs in der Julikrise ihre volle Berechtigung.

Ein solches methodisches Vorgehen wird es zudem ermöglichen, Gedanken aufzugreifen, die in der neueren Debatte über die Frage aufgetaucht sind, um welche Dimensionen die Historiographie der internationalen Beziehungen zu erweitern sei14. Im Zuge dieses Unterfangens muß aber darauf geachtet werden - und unter dem Einfluß der »neuen Kulturgeschichte« scheint dies etwas aus dem Blick zu geraten -, daß die Untersuchung solcher Faktoren eng mit der Lageeinschätzung und dem Handeln der maßgeblichen militäri- schen und politischen Entscheidungsträger zu verknüpfen ist15. »Denn die Entscheidung über Krieg und Frieden«, so ist unlängst in einem Literatur- überblick zur Genese des Großen Krieges noch einmal zu Recht konstatiert worden, »lag unter den damaligen Verhältnissen immer noch bei ihnen. Es

13 Vgl. zu dieser Debatte HLLLGRUBER, Die Diskussion über den Primat der Außenpo- litik, S. 32-50 und Klaus HILDEBRAND, Deutsche Außenpolitik. 1871-1918, München

21994, S. 93-106.

14 Vgl. Wilfried LOTH, Jürgen OSTERHAMMEL (Hg.), Internationale Geschichte. The- men - Ergebnisse - Aussichten, München 2000, passim und Friedrich KIESSLING, Der

»Dialog der Taubstummen« ist vorbei. Neue Ansätze in der Geschichte der internatio- nalen Beziehungen des 19. und 20. Jahrhunderts, in: H Z 275 (2002), S. 654-679, hier insbesondere S. 654-667.

15 Zum Einfluß der neuen Kulturgeschichte auf die Geschichtsschreibung der interna- tionalen Beziehungen vgl. KIESSLING, Neue Ansätze in der Geschichte der internatio- nalen Beziehungen, S. 667-679. Kießling macht den Einfluß der neueren Kulturge- schichte insbesondere in einer zunehmenden Zahl von Untersuchungen aus, die sich mit der Rekonstruktion von sogenannten Fremdbildern beschäftigen. Sicherlich zu Recht weist er in diesem Zusammenhang darauf hin, daß damit vieles an der »neueren Kulturgeschichte« gar nicht so neu sei. Vgl. mit methodischen Überlegungen zum Per- zeptionsparadigma: Gottfried NIEDHARDT, Selektive Wahrnehmung und politisches Handeln. Internationale Beziehungen im Perzeptionsparadigma, in: LOTH, OsTERHAM- MEL (Hg.), Internationale Geschichte, S. 141-157 und DERS., Perzeption und Image als Gegenstand in der Geschichte von den internationalen Beziehungen: Eine Problem- skizze, in: Bernd Jürgen WENDT (Hg.), Das britische Deutschlandbild im Wandel des 19. und 20. Jahrhunderts, Bochum 1984, S. 39-52.

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bleibt zu untersuchen, warum sie im entscheidenden Moment für Krieg optierten«16.

In das von der historischen Forschung wenig beachtete Terrain der Au- ßenpolitik Frankreichs in der Julikrise versucht nun die vorliegende Unter- suchung vorzustoßen. In ihrem Rahmen wird zunächst der ganz grundlegen- den Frage nachzugehen sein, welchen außenpolitischen Kurs Frankreich im Juli 1914 überhaupt steuerte und welcher Anteil seiner äußeren Politik an der

Eskalation der Krise zugeschrieben werden muß. Welche Position bezog seine Führung, als ein unannehmbares Ultimatum der Habsburgermonarchie die Frage aufwarf, ob Rußland sich notfalls mit einer militärischen Interven- tion schützend vor seinen serbischen Protege stellen würde? Versuchte Frankreich mäßigend auf die Politik seines Bündnispartners einzuwirken, oder sicherte es ihm seine unbedingte Unterstützung zu, die auch vor dem Einsatz militärischer Machtmittel nicht zurückschreckte? Darüber hinaus wird zu fragen sein, aufgrund welcher Absichten, Umstände und Zwangs- lagen sich Frankreich für die eine oder andere Position entschied. Verfolgte Frankreich im Jahr 1914 Ziele, die nur durch den Einsatz militärischer Machtmittel zu erreichen waren, und betrieb es in diesem Sinne gezielt die Eskalation einer internationalen Krise? Oder nahm seine Führung mögli- cherweise den Ausbruch eines Krieges der europäischen Großmächte vor dem Hintergrund der Annahme in Kauf, daß eine militärische Auseinander- setzung letztlich unvermeidlich sei und daß diese im Jahr 1914 und unter den gegebenen Umständen zu führen weit vorteilhafter wäre als zu einem späte- ren Zeitpunkt? Oder versuchte Frankreich vielmehr, den Ausbruch eines Großen Krieges - letztlich vergeblich - zu verhindern, und führte mithin einen Krieg, der ihm von seinen Gegnern auf gezwungen worden war? Mit anderen Worten: An welcher Stelle läßt sich die französische Außenpolitik in der Julikrise im Widerstreit der möglichen Interpretationen des Angriffs-, des »Präventiv«- und des Defensivkrieges verorten17?

Einen zusätzlichen Reiz erhält die Untersuchung dieser Fragen durch den Umstand, daß - wie nun im folgenden ausführlich darzulegen sein wird - in der frühen Phase der wissenschaftlichen Kontroverse um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges kein Konsens zum außenpolitischen Kurs Frankreichs in

1 6 Zit. Stig FÖRSTER, Im Reich des Absurden: Die Ursachen des Ersten Weltkrieges, in:

Bernd WEGNER (Hg.), Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staa- tenkonflikten, München, Wien, Zürich 2000 (Krieg in der Geschichte, 4), S. 211-252, hier S. 238.

1 7 Der Begriff »Präventivkrieg« wird in der vorliegenden Arbeit nicht im Sinne seiner völkerrechtlichen Definition verwandt, die die Anwendung dieses Begriffs nur dann er- laubt, wenn ein Staat die militärische Initiative ergreift, um einem gegnerischen Angriff zuvorzukommen, der nach gesicherten Erkenntnissen unmittelbar bevorsteht. Wenn im Rahmen dieser Untersuchung dennoch der Begriff »Präventivkrieg« Verwendung findet, so geschieht dies in der Absicht, den Entschluß eines Staates zu kennzeichnen, eine sich zu seinen Ungunsten anbahnende Änderung des Gleichgewichts der Kräfte in Rekurs auf seine militärischen Machtmittel zu korrigieren.

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der Julikrise bestand18 und nach dem Zweiten Weltkrieg nur wenige Histori- ker diese Politik einer näheren Prüfung unterzogen haben19. In ihren Studien ist zudem das inzwischen verfügbare Quellenmaterial nur sehr begrenzt aus- gewertet worden, und zuweilen haben gar wesentliche Bestände keine Be- rücksichtigung gefunden20.

2. Forschungsstand und Fragestellungen

Selten ist ein historisches Thema bereits zu einem so frühen Zeitpunkt zum Gegenstand einer eingehenden und anhaltenden Erörterung geworden, wie dies mit der Untersuchung der Ursachen und Anlässe des Ersten Weltkrieges der Fall war. Mußte bereits das ungeheuerliche Ausmaß dieses Krieges einen Anlaß zur raschen Erforschung seiner Entstehung geben, so erklärt sich der frühe Beginn dieser Kontroverse ganz wesentlich aus dem Umstand, daß sie in ihren Anfängen in einem besonderen Maße mit politischen Interessen ver- bunden war. Ihren aktuellen politischen Bezug erhielt diese Diskussion aus Artikel 231 des Versailler Vertrages, der dem Deutschen Reich die Allein- schuld am Ausbruch des Großen Krieges angelastet hatte.

In der historischen Forschung ist in späteren Jahren mitunter darauf hin- gewiesen worden, daß mit diesem Artikel des Versailler Vertrages keinesfalls eine moralische Verurteilung des Deutschen Reiches, sondern ausschließlich eine rechtliche Absicherung der Reparationsansprüche beabsichtigt worden sei21. Doch vermag dies nichts an der Tatsache zu ändern, daß bereits im Ver- lauf der Pariser Konferenz der Artikel 231 eine moralische Bedeutung erhal-

18 Vgl. LANGDON, Long Debate, passim. Hinweise zu den unterschiedlichen Positio- nen, die in diesem Zeitabschnitt von französischen Historikern bezogen worden sind, finden sich in: Jacques DROZ, Les causes de la Premiere Guerre mondiale. Essai d'histo- riographie, Paris 1973, S. 35—42. Eine knappe Darstellung der neueren Forschungen zur französischen Außenpolitik und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges findet sich in:

Annika MOMBAUER, The Origins of the First World War. Controversies and Consen- sus, London u.a. 2002, S. 200-203.

1 9 Vgl. John F. V. KEIGER, France and the Origins of the First World War, London 1983;

DERS., France, in: Keith WILSON (Hg.), Decisions for War, 1914, N e w York 1995, S. 121-150; DERS., Raymond Poincare, Cambridge 1997, S. 163-192; Gerd KRUMEICH, Aufrüstung und Innenpolitik in Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg. Die Einführung der dreijährigen Dienstpflicht 1913-1914, Wiesbaden 1980, S. 256-271 und Mark B.

HAYNE, The French Foreign Office and the Origins of the First World War. 1898-1914, Oxford 1993, S. 269-301.

2 0 Während Krumeichs Analyse nahezu ausschließlich auf den Tagebüchern Poincares basiert, hat Hayne die Auswertung dieser Quelle weitgehend vernachlässigt. D e m au- stralischen Historiker wird man aber zugute halten müssen, daß er im Rahmen seiner Untersuchung auf eine Reihe interessanter Nachlässe aufmerksam gemacht hat, die in den Arbeiten Keigers gänzlich unberücksichtigt bleiben.

2 1 Vgl. Camille BLOCH, Pierre RENOUVIN, L'article 231 du traite de Versailles. Sa genese et sa signification, in: R H G M 10 (1932), S. 1-25.

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ten hatte und daß im Deutschen Reich der zwanziger Jahre wohl kaum je- mand auf die Idee gekommen wäre, in Artikel 231 kein moralisches Urteil zu erblicken22. Dementsprechend erhob sich gegen dieses Verdikt in der deut- schen Historiographie umgehend ein einmütiger und zugleich von staatlicher Seite geförderter Widerstand23, der in der Zwischenkriegszeit eine inter- nationale Kontroverse einleitete, in der die Publikation historischer Unter- suchungen oftmals einer »Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln«24 glich.

Einer der ersten Historiker, die sich trotz der leidenschaftlich geführten Kontroverse um eine wissenschaftliche Erforschung der Kriegsursachen be- mühten und deren Aufmerksamkeit auch dem außenpolitischen Kurs der französischen Regierung galt, war Pierre Renouvin, der in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg rasch zu einem der einflußreichsten Zeithistoriker Frankreichs wurde. Seit 1921 als Konservator an der Bibliotheque et musee de la Grande Guerre angestellt, hatte er schon vor seiner Berufung an die Sor- bonne im Jahr 1932 über gute Rahmenbedingungen für seine Forschungs- arbeiten verfügt. Insbesondere sei in diesem Zusammenhang darauf hinge- wiesen, daß Renouvin als »Sekretär« der vom Kabinett Poincare-Briand im Jahr 1928 eingerichteten Kommission zur Herausgabe der unveröffentlichten Vorkriegsakten des französischen Außenministeriums zu dem sehr kleinen

22 Vgl. Fritz DLCKMANN, Die Kriegsschuldfrage auf der Friedenskonferenz von Paris 1919, in: HZ 197 (1963), S. 1-100 und Gerd KRUMEICH, Vergleichende Aspekte der

»Kriegsschulddebatte« nach dem Ersten Weltkrieg, in: Wolfgang MICHALKA (Hg.), Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, München, Zürich 1994, S. 913—

928.

23 Vgl. hierzu insbesondere Ulrich HEINEMANN, Die verdrängte Niederlage. Politische Öffentlichkeit und Kriegsschuldfrage in der Weimarer Republik, Göttingen 1983 und Wolfgang JÄGER, Historische Forschung und politische Kultur in Deutschland. Die Debatte 1914-1980 über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Göttingen 1984 (Kriti- sche Studien zur Geschichtswissenschaft, 61), S. 46-87. Vgl. auch Immanuel GEISS, Die manipulierte Kriegsschuldfrage. Deutsche Reichspolitik in der Julikrise 1914 und deut- sche Kriegsziele im Spiegel des Schuldreferats des Auswärtigen Amtes, 1919-1931, in:

MGM 34 (1983), S. 31-60; Holger H. HERWIG, Clio Deceived: Patriotic Self-Censor- ship in Germany after the Great War, in: International Security 12 (1987), S. 5—44 und MOMBAUER, Controversies and Consensus, S. 46-56.

24 Zit. Wolfgang SCHIEDER, Der Erste Weltkrieg, in: Claus D. KERNIG (Hg.), Sowjet- system und demokratische Gesellschaft. Eine vergleichende Enzyklopädie, Bd. 6, Frei- burg, Basel, Wien 1972, S. 841-873, hier S. 845. Einleitend kann nur ein Überblick zu den Arbeiten von herausgehobener wissenschaftlicher Relevanz gegeben werden. Ins- besondere auf eine systematische Abhandlung der aus der Zwischenkriegszeit stam- menden Untersuchungen deutscher Historiker wird deshalb an dieser Stelle verzichtet.

In der britischen Forschung zu den Ursachen und Anlässen des Ersten Weltkrieges findet zwischen 1918 und 1939 die Außenpolitik Frankreichs in der Julikrise nur sehr geringe oder gar keine Berücksichtigung. Vgl. George Peabody GOOCH, Before the War: Studies in Diplomacy and Statecraft, Bd. II, London 31967, S. 199 f. und Hartmut POGGE VON STRANDMANN, Britische Historiker und der Ausbruch des Ersten Welt- krieges, in: MICHALKA (Hg.), Der Erste Weltkrieg, S. 929-952, hier S. 929 f.

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Kreis von Forschern zählte, die uneingeschränkten Zugang zu den Archiven des Quai d'Orsay erhielten - dies allerdings erst, nachdem mit »Les origines immediates de la guerre« sein grundlegendes Werk zur Politik der europäi- schen Mächte in der Julikrise 1925 in erster und dann 1927 in zweiter, über- arbeiteter Auflage erschienen war25. Mit ihm hatte Renouvin als erster Histo- riker der These von einem französischen Defensivkrieg ein wissenschaftli- ches Fundament gegeben26.

In seinen Untersuchungen ging Renouvin von der Annahme aus, daß die französische Regierung im Juli 1914 durch das Ultimatum der Habsburger- monarchie an Serbien in eine Lage geraten war, in der ihr außenpolitischer Manövrierraum im wesentlichen durch zwei Möglichkeiten begrenzt wurde27. Zum einen hätte Frankreich seinen russischen Bündnispartner von einer militärischen Intervention auf dem Balkan abhalten können, indem es ihm eindeutig zu verstehen gab, daß Frankreich nicht bereit war, aufgrund der russischen Balkaninteressen einen europäischen Krieg zu führen. Eine solche Haltung, so argumentierte Renouvin, mußte nach Lage der Dinge im Juli 1914 zu einem Krieg der Habsburgermonarchie gegen Serbien und mit großer Sicherheit zu einem Bruch der französisch-russischen Allianz führen.

Zum anderen habe Frankreich die Möglichkeit besessen, Rußland seines un- eingeschränkten Beistands zu versichern. Ein solches Beistandsversprechen mußte jedoch unmittelbar in einen Krieg der europäischen Großmächte münden, falls die Mittelmächte eine solche Auseinandersetzung zu führen bereit gewesen wären28. Renouvin vertrat nun in seinen Arbeiten die These, daß sich Frankreich im Juli 1914 weder für die eine noch für die andere dieser beiden Möglichkeiten entschieden habe, sondern einen dritten, defensiven Kurs zu steuern versuchte, dessen Ziel eine diplomatische Lösung des Kon-

2 5 Vgl. Pierre RENOUVIN, Les origines immediates de la guerre. 28 juin—4 aoüt 1914, Paris 21927.

2 6 Vgl. Jay WINTER, Antoine PROST, The Great War in History. Debates and Contro- versies, 1914 to the Present, Cambridge, N e w York, Melbourne 2005, S. 9 f., 36. Zur Biographie Renouvins vgl. W. HALPERIN, Pierre Renouvin, in: DERS. (Hg.), Some X Xt h Century Historians, Chicago 1961, S. 143-170; Jean-Baptiste DUROSELLE, Pierre Re- nouvin (1893-1974), in: Revue d'histoire moderne et contemporaine 22 (1975), S. 497- 507; Rene RFIMOND, Pierre Renouvin (1893-1974), in: R H 255 (1976), S. 325-329 und Maurice LE LANNOU, Notice sur la vie et les travaux de Pierre Renouvin (1893-1974), Paris 1977. Der am Institut de France gehaltene Vortrag Le Lannous basiert im wesent- lichen auf der Darstellung Duroselles, die sicherlich den umfassendsten Einblick in das Werk und die Persönlichkeit Renouvins gewährt.

2 7 D e m außenpolitischen Kurs der französischen Regierung widmete Renouvin erst im Jahr 1937 einen eigenen Aufsatz. Diesem folgten nach dem Zweiten Weltkrieg noch zwei umfangreiche Artikel in der französischen Tageszeitung » L e Monde«. Vgl. Pierre RENOUVIN, L a politique fran^aise en juillet 1914 d'apres les documents diplomatiques fran^ais, in: R H G M 15 (1937), S. 1-21; DERS., Les origines de la guerre de 1914, in: » L e Monde« vom 29. Juli 1964, S. 6 und DERS., La politique frangaise, in: » L e Monde« vom 30. Juli 1964, S. 6.

2 8 Vgl. DERS., La politique fran^aise en juillet 1914, S. 2 f.

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fliktes gewesen sei. In seiner Untersuchung der Gespräche, die die französi- schen und russischen Staatsmänner in der Zeit vom 20. bis zum 23. Juli in Sankt Petersburg geführt hatten, gelangte er zu der Schlußfolgerung, daß der französische Präsident Raymond Poincare und sein Ministerpräsident und Außenminister Rene Viviani dem russischen Bündnispartner nur sehr be- grenzte Hinweise auf die Haltung gaben, die Frankreich in einem Konflikt zwischen der Habsburgermonarchie und Serbien einnehmen würde. Zwar habe man dem Zaren für den Fall eines solchen Konfliktes eine diplomatische Unterstützung in Aussicht gestellt, es sei jedoch im Interesse eines politi- schen Arrangements keine militärische Intervention Frankreichs zugesichert worden29.

Die These, daß Frankreich auch in den folgenden Tagen an dem Ziel einer diplomatischen Lösung des Konfliktes festgehalten und in dieser Hinsicht mäßigend auf das Zarenreich eingewirkt habe, stützte Renouvin insbeson- dere auf eine Untersuchung der Ereignisse, die am 29. und 30. Juli in Peters- burg zur russischen Generalmobilmachung führten30. Renouvin betonte in diesem Zusammenhang mit Nachdruck, daß die französische Regierung, als sie am 30. Juli von einer bevorstehenden russischen Generalmobilmachung Kenntnis erhielt, Rußland deutlich und zur rechten Zeit zu verstehen gege- ben habe, »[qu']il ne peut pas etre question d'ordonner, ni meme d'effectuer en secret une veritable mobilisation generale«31. Mit der am 30. Juli verfügten Generalmobilmachung habe sich jedoch das Zarenreich über diese eindeutige Aufforderung seines Bundesgenossen hinweggesetzt und Frankreich vor ein

»fait accompli«32 gestellt. Obwohl Frankreich durch diesen einseitigen Schritt Rußlands gemäß den zwischen beiden Staaten bestehenden Vereinba- rungen von allen Verpflichtungen entbunden worden sei, habe Paris in dem nunmehr unvermeidlich gewordenen Krieg der drei konservativen Ost- mächte nicht neutral bleiben können, da seine Neutralität gleichbedeutend mit einer russischen Niederlage und der deutschen Hegemonie auf dem Kon- tinent gewesen wäre. Von der Sorge vor einer deutschen Hegemonie in Eu- ropa sah Renouvin deshalb letztlich den Entschluß Frankreichs zur militäri- schen Intervention bestimmt: »Ce n'etait pas la fidelite ä l'alliance russe qui

2 9 V g l . DERS., L e s o r i g i n e s i m m e d i a t e s , S. 7 5 - 7 8 .

3 0 Daß sich Renouvin in seiner Darstellung der französischen Außenpolitik im wesent- lichen auf eine Analyse der Petersburger Gespräche und eine Untersuchung der russi- schen Generalmobilmachung konzentrierte, hat seinen wissenschaftlichen Kontrahen- ten Jules Isaac im Jahr 1935 zu der sicherlich pointiert formulierten, in der Sache aber nicht unberechtigten Kritik veranlaßt: »[La France] paralt totalement absente de >l'evo- lution de la crise<«. Zit. Jules ISAAC, A l'occasion d'un livre recent, in: R H 176 (1935), S. 412-446, hier S. 440.

3 1 Zit. RENOUVIN, Les origines immediates, S. 190.

3 2 Zit. DERS., Edmond PRfiCLIN, Georges HARDY, La paix armee et la Grande Guerre.

1871-1919, Paris 1939, S. 552.

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amenait la France ä entrer dans la guerre; c'etait le maintien de l'equilibre europeen condition primordiale de sa securite«3 3.

In Frankreich hat dieser Interpretation Renouvins zuerst Jules Isaac einen wissenschaftlichen Deutungsversuch entgegengesetzt3 4. Mit seinem im Jahr 1933 publizierten Werk » U n debat historique. Le probleme des Origines de la Guerre«3 5 legte er zwar eine Untersuchung zur Julikrise vor, in der der außenpolitische Kurs Frankreichs eine weit ausführlichere Berücksichtigung fand, als dies in den Arbeiten Renouvins der Fall war. Doch trug sie ihm zugleich auch umgehend die Rolle eines Außenseiters in der französischen Geschichtswissenschaft ein36.

In seiner Untersuchung vertrat Isaac nämlich die These, daß die Petersbur- ger Besprechungen zu dem grundsätzlichen Einvernehmen beider Bündnis- partner geführt hätten, einen Angriff der Habsburgermonarchie auf die staat- liche Souveränität Serbiens nicht zu tolerieren und diesen gegebenenfalls durch eine militärische Intervention zu verhindern3 7. Als die französische Regierung am 24. Juli Kenntnis von einem unannehmbaren Ultimatum der Habsburgermonarchie erhalten habe, habe sie sich deshalb ohne zu zögern in das für unvermeidlich Erachtete gefügt und keine Anstrengungen unternom- men, um durch ein mäßigendes Einwirken auf Rußland das Terrain für eine diplomatische Lösung des Konflikts zu sondieren. Mit Nachdruck machte Isaac im Rahmen seiner Untersuchung darauf aufmerksam, daß die französi- sche Regierung, als sie am 25. und 26. Juli von den ersten militärischen Schrit- ten und den Mobilmachungsabsichten Rußlands erfuhr, auf dieses Handeln

33 Zit. RENOUVIN, La politique fran^aise, S. 6.

34 Zur Biographie Isaacs vgl. Lazare LANDAU, Jules Isaac, un historien engage, in: Bul- letin de la Societe d'histoire moderne 15 (1971), S. 13-22 und Jacques MADAULE, Jules Isaac (1877-1963), in: Jules Isaac. Actes du colloque, catalogue de l'exposition organisee par l'universite de Haute-Bretagne Rennes II, 28. 11.-10.12. 1977, Paris 1979, S. 5-17.

3 5 Diesem Werk gingen im Jahr 1932 einige Untersuchungen voraus, in denen Isaac be- reits die Ansätze seiner Interpretation entfaltet hatte. Vgl. Jules ISAAC, Le probleme des origines de la guerre. Trois solutions americaines, in: Revue d'histoire moderne 7 (1932), S. 138-178, 333-362 sowie DERS., Ce que nous avons su en 1914, ce que nous savons aujourd'hui des origines de la guerre, in: Revue de l'universite de Lyon 5 (1932), S. 273-302. Nach 1933 legte Isaac in Auseinandersetzung mit den Werken seines Kon- trahenten Renouvin noch drei weitere Betrachtungen zum Ausbruch des Ersten Welt- krieges vor, die in unterschiedlichem Maße auch die Politik der französischen Regie- rung berücksichtigen. Vgl. DERS., A l'occasion d'un livre recent, S. 412-446; DERS., Pa- radoxe sur la science homicide et autres heresies, Paris 1936 und DERS., Observations complementaires, in: RHGM 15 (1937), S. 22-33.

36 Zur Stellung Isaacs in der wissenschaftlichen Kontroverse um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vgl. Jacques THOBIE, Jules Isaac et les origines de la Premiere Guerre mondiale, in: Jules Isaac, Paris 1979, S. 43-51, hier S. 47-50; Jacques DROZ, Les causes de la Premiere Guerre mondiale, S. 35-39 und DERS., Jules Isaac, temoin et historien de la Premiere Guerre mondiale, in: 1914, les psychoses de guerre, Rouen 1979, S. 247- 252.

3 7 Vgl. ISAAC, Un debat historique, S. 98-100 und DERS., Ä l'occasion d'un livre recent, S. 437f.

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ihres Bündnispartners nicht reagiert habe. Diese »secrete complaisance«

Frankreichs für die militärischen Maßnahmen der russischen Regierung deu- tete Isaac als Ausdruck einer tief verankerten Furcht vor einer »agression al- lemande«38. In Erwartung eines europäischen Krieges, in dem das Deutsche Reich den größten Teil seines militärischen Potentials zunächst gegen Frank- reich und erst in einem zweiten Schritt gegen Rußland wenden würde, sei es die alles beherrschende Sorge Frankreichs gewesen, »[de] prendre ä revers l'agresseur suppose, soup9onne, designe par avance - l'Allemagne«39. Von diesen militärisch-strategischen Überlegungen geleitet, habe sich Frankreich den »gestes impulsifs« und »initiatives risquees« seines russischen Partners nicht widersetzt und sich ausschließlich mit einigen »gestes ebauches sans la foi et sans l'espoir«40 an die russische Adresse begnügt. Da erst die russische Mobilmachung einen europäischen Konflikt unvermeidlich gemacht habe, schien Isaac dieses Verhalten der französischen Regierung besonders gravie- rend41.

In Auseinandersetzung mit den "Werken seines Kontrahenten Renouvin präzisierte Isaac dann in den Jahren nach 1933 seine Thesen zum außenpoli- tischen Kurs der französischen Regierung. In deutlicher Abgrenzung zur Auffassung Renouvins, wonach die französische Regierung keine direkten Interessen auf der Balkanhalbinsel besessen habe, vertrat Isaac die Ansicht, daß die Bewahrung des Status quo in dieser Region im Jahr 1914 ein genuines Ziel der französischen Außenpolitik gewesen sei. Dieses Ziel und nicht erst die Sorge um den Erhalt seines Bündnisses habe Frankreich im Juli 1914 dazu veranlaßt, in den außenpolitischen Kurs des Zarenreiches einzuwilligen42.

Mit dieser These, die der französische Historiker mehr zur Diskussion stellte, als daß er ihr ein wissenschaftliches Fundament gab, hat Jules Isaac ei- nen interessanten Hinweis gegeben, der seither in der historischen For- schung möglicherweise allzu rasch übergangen worden ist und eine Reihe von Untersuchungen erforderlich macht. Im Vordergrund seiner Überlegun- gen stand dabei nicht die Frage, ob der Balkanraum in den letzten Jahren vor Kriegsausbruch eine solch große ökonomische Bedeutung für Frankreich er- langt hatte, daß man sich in der Julikrise bereit fand, seinen Einfluß in dieser Region notfalls mit militärischen Mitteln zu schützen, und auch im Rahmen der vorliegenden Untersuchung soll dieser Frage nicht weiter nachgegangen werden. Denn zum einen sind die ökonomischen Interessen Frankreichs in diesem Teil der europäischen Peripherie schon in anderen Untersuchungen abgehandelt worden, und zum anderen sind sie eher gering zu veranschla-

3 8 Zit. ISAAC, U n debat historique, S. 196. Vgl. auch DERS., Observations complemen- taires, S. 31.

3 9 Zit. ISAAC, U n debat historique, S. 214. Vgl. auch ibid., S. 114, 151.

4 0 Zit. ibid., S. 214.

« Vgl. ibid., S. 217.

4 2 Vgl. ISAAC, Ä l'occasion d'un livre recent, S. 430 f.

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gen43 - so sei in diesem Zusammenhang nur darauf aufmerksam gemacht, daß im Jahr 1914 gerade einmal 0,6 Prozent der gesamten französischen Exporte (Serbien - 0,004 Prozent) und nur rund 6 Prozent des im Ausland von Frank- reich investierten Kapitals (Serbien - 1,6 Prozent) auf den Balkanraum ent- fielen44. Darüber hinaus ist nicht zu verkennen, daß die neuere Forschung inzwischen die Bedeutung des Imperialismus und ökonomischer Faktoren für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges ohnehin gering veranschlagt oder zumindest ganz beträchtlich relativiert hat45. Sehr viel ertragreicher und im Sinne Isaacs dürfte es aber sein, der militärischen Bedeutung der balkani- schen Auxiliares, und das heißt letztlich: dem Stellenwert der Habsburger- monarchie im militärisch-strategischen Gesamtkonzept Frankreichs, nach- zugehen.

Denn nach Lage der Machtverhältnisse war nicht zu bezweifeln, daß eine militärische Auseinandersetzung zwischen der Doppelmonarchie und Ser- bien zu einer vernichtenden Niederlage des kleinen Königreichs, zu einer Neugruppierung der Balkanstaaten und damit zu einem gründlichen Wandel der osteuropäischen Machtbalance führen mußte. So wäre Osterreich-Un- garn nach einem Triumph über Serbien künftig in die Lage versetzt worden, in einem Krieg der Großmächte sein militärisches Potential in fast uneinge- schränktem Maße gegen Rußland zu wenden, und für die französischen Ent- scheidungsträger mußte sich die Frage stellen, ob dieser Wandel der osteuro- päischen nicht gefährliche Rückwirkungen für die westeuropäische Macht- balance haben konnte. Mit anderen Worten: Führte vielleicht die internatio- nale Konstellation des Jahres 1914, in der sich die Großmächte in einem Sy-

4 3 Vgl. insbesondere Peter W. REUTER, Die Balkanpolitik des französischen Imperialis- mus 1911-1914, Frankfurt am Main 1979 (Campus Forschung, 120).

44 Vgl. ibid., S. 203-245 und Rene GIRAULT, Les Balkans dans les relations franco-rus- ses en 1912, in: R H 253 (1975), S. 155-184, hier S. 158-160. Selbst Reuter, der die Be- deutung ökonomischer Faktoren für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges betont, ge- langt im Rahmen seiner Untersuchung zu der Erkenntnis: »Die in die französischen Überlegungen einbezogene Möglichkeit, in einen zwischen Rußland einerseits und Österreich-Ungarn und Deutschland andererseits über Balkanfragen ausbrechenden Krieg auch dann militärisch einzugreifen, wenn dazu keine vertragliche Verpflichtung bestand, war - wenn auch nicht allein so doch vor allem - Resultat allianz- bzw. sicher- heitspolitischer Überlegungen«. Zit. REUTER, Balkanpolitik, S. 313.

4 5 Zu dieser Einschätzung der neueren Forschung vgl. übereinstimmend FÖRSTER, Im Reich des Absurden, S. 225; Wolfgang Justus MOMMSEN, Der große Krieg und die Hi- storiker: neue Wege der Geschichtsschreibung über den Ersten Weltkrieg, Essen 2002 (Stuttgarter Vorträge zur Zeitgeschichte, 6), S. 11 und KIESSLING, Neue Ansätze, S. 664.

In seinem Opus magnum »Les relations economiques et financieres entre la France et PAllemagne de 1898 ä 1914« hat Raymond Poidevin ökonomischen Faktoren für den Zustand und die Gestaltung der politischen Beziehungen beider Staaten keine große Bedeutung beigemessen, sondern ist vielmehr zu der Erkenntnis gelangt, »que la courbe des relations economiques et financieres franco-allemandes entre 1898 et 1914 ne coincide pas avec Celle des rapports politiques«. Zit. Raymond POIDEVIN, Les relati- ons economiques et financieres entre la France et l'Allemagne de 1898 a 1914, Paris 1969, S. 809.

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stem antagonistischer Blöcke gegenüberstanden und in der sie dazu tendier- ten, sich in ihrer Macht gegenseitig zu neutralisieren, dazu, daß nach franzö- sischer Einschätzung der Beitrag, den die kleinen Balkanstaaten in einem Großen Krieg der Koalitionen zu leisten im Stand waren, von entscheidender Bedeutung für dessen Ausgang sein würde? Oder hatte gar - und in diese Richtung führten beispielsweise im Jahr 1984 die Vermutungen des amerika- nischen Politikwissenschaftlers Stephan Van Everas, als er sich den außenpo- litischen Konsequenzen des von ihm diagnostizierten »Kults der Offensive«

zuwandte46 - der französische Generalstab mit dem ambitiösen Plan eines uneingeschränkten und unmittelbar zu Kriegsbeginn erfolgenden Angriffs auf das Deutsche Reich das eigene Land in eine Lage gebracht, in der sich plötzlich die nationale Sicherheit mit dem Erhalt des Status quo auf dem Bal- kan verband? Basierte Frankreichs Sicherheit, möglicherweise nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen strategischen Planungen, auf einem durch kleine Balkanstaaten gefesselten habsburgischen Gulliver? War somit die französi- sche Intervention in der Julikrise Ausdruck eines spezifisch verstandenen mi- litärischen Prävenires, das den Großen Krieg im Jahr 1914 führte, um ihn nach einem österreichischen Erstarken nicht in späteren Jahren unter weit ungünstigeren Bedingungen bestreiten zu müssen?

Van Everas These, daß die außenpolitischen Entscheidungsträger Frank- reichs erst aufgrund eines vom Generalstab gepflegten »Kults der Offensive«

zu der Auffassung gelangt seien, »that Austrian expansion in the Balkans could shift the European balance of power in favour of the Central Powers and thereby threaten French security«47, wirft letztlich die Frage nach dem ganz grundsätzlichen Zusammenhang von Staatskunst und Kriegshandwerk auf. Zwar sind nun einige Untersuchungen vorhanden, die sich den außenpo- litischen Rahmenbedingungen widmen, unter denen der Generalstab seinen letzten großen Aufmarschplan vor Kriegsausbruch entwarf, und insbeson- dere haben in diesem Kontext die Konsequenzen, die das Problem der belgi- schen Neutralität für Frankreichs Grand Strategy zeitigte, das Interesse der historischen Forschung gefunden48. Doch ist für den französischen Fall die

4 6 Vgl. Stephan VAN EVERA, The Cult of the Offensive and the Origins of the First World War, in: Steven E. MILLER, Sean M. LYNN-JONES, Stephen VAN EVERA (Hg.), Military Strategy and the Origins of the First World War. An International Security Reader, Princeton 21991, S 59-108, hier S. 70 f., 95 f.

4 7 Zit. EVERA, Cult of Offensive, S. 70.

4 8 Vgl. das Kapitel »Joffre Reshapes French Strategy, 1911-1913«, in: Samuel R. WIL- LIAMSON, The Politics of Grand Strategy: Britain and France Prepare for War. 1904- 1914, Cambridge 1990, S. 205-226. Vgl. ferner Guy PEDRONCINI, Strategie et relations internationales: la seance du 9 janvier 1912 du Conseil superieur de la defense nationale, in: Revue d'histoire diplomatique 91 (1977), S. 143-158 und DERS., Influence de la neu- tralite beige et luxembourgeoise sur la Strategie franchise: le plan XVII, in: Raymond PoiDEVIN, Gilbert TRAUSCH (Hg.), Les relations franco-luxembourgeoises de Louis XIV ä R. Schuman. Actes du colloque de Luxembourg (17-19 novembre 1977), Metz 1978, S. 185-197.

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Interdependenz zwischen äußerer Politik und militärischer Planung kaum einmal in entgegengesetzter Richtung untersucht und das heißt nach den Auswirkungen gefragt worden, die Plan XVII für die Außenpolitik Frank- reichs hatte. Möglicherweise waren aber gerade diese beträchtlich49.

Im einzelnen muß deshalb gefragt werden, unter welchen Bedingungen die von Generalstabschef Joseph Joffre erarbeitete offensive a outrance zu einem Erfolg führen konnte, in welchem Verhältnis diese Bedingungen zu den mili- tärischen Möglichkeiten Frankreichs standen, in welchem Maße Frankreich durch das Konzept des uneingeschränkten Angriffs auf das Deutsche Reich in eine bündnispolitische Dependenz geriet und ob seine außenpolitische Führung in ihrem Handeln den Forderungen des Generalstabes Rechnung trugen. Erst vor dem Hintergrund einer entsprechenden Analyse wird es dann auch möglich sein, die schon in der Zwischenkriegszeit so umstrittene Reaktion Frankreichs auf die russische Generalmobilmachung angemessen beschreiben und erklären zu können. Im Rahmen der vorliegenden Untersu- chung wird all diesen Fragen in einem Kapitel nachzugehen sein, das um so umfangreicher ausfällt, als die außenpolitischen Implikationen des Plan XVII bislang kaum in das Blickfeld der historischen Forschung geraten sind. Doch gilt es in einem engeren Sinn hinsichtlich des Forschungsstandes zur franzö- sischen Außenpolitik in der Julikrise zunächst einmal festzuhalten, daß die im Jahr 1936 erfolgte Publikation der französischen Vorkriegsakten nur zu einer sehr begrenzten Annäherung zwischen Isaac und Renouvin führte und beide Kontrahenten vielmehr die Ergebnisse ihrer jeweiligen Untersuchung bestätigt sahen50.

Mit den Interpretationen Pierre Renouvins und Jules Isaacs lagen in der Historiographie der späten Dritten Republik zwei Deutungsmuster zur fran- zösischen Außenpolitik in der Julikrise vor, die auch in den Untersuchungen der amerikanischen Geschichtswissenschaft weitgehend dominierten51.

4 9 So hat beispielsweise Gerd Krumeich im Jahr 1980 in seiner Arbeit »Aufrüstung und Innenpolitik in Frankreich« die These vertreten, daß die von Joffre entworfene Offen- sive »nur mit gleichzeitigen russischen Entlastungsangriffen durchgeführt werden konnte« und daß vor allem aus diesem Grund Frankreichs außenpolitische Entschei- dungsträger in den letzten Jahren vor Ausbruch des Großen Krieges versucht hätten,

»die militärischen und politischen Beziehungen zu Rußland zu verbessern«. Nach Auf- fassung des Düsseldorfer Historikers sei dies gar in einem Umfang geschehen, daß »die französische Politik gegenüber Rußland im wesentlichen aus Vorleistungen in politi- scher, militärischer und finanzieller Hinsicht« bestehen sollte. Zit. KRUMEICH, Auf- rüstung und Innenpolitik, S. 23.

5 0 Vgl. RENOUVIN, La politique fran^aise en juillet 1914, S. 11 und ISAAC, Observations complementaires, S. 29, 32.

51 Hingegen vertrat der amerikanische Historiker Harry Elmer Barnes in einer Reihe von Untersuchungen die These, daß Frankreich in der Julikrise 1914 eine sich günstig darbietende Gelegenheit ergriff, um einen langfristig geplanten Hegemonialkrieg zu entfesseln. Vgl. u.a. Harry E. BARNES, Genesis of the World War, New York 21927. Für die neuere Forschung haben die Arbeiten des amerikanischen Historikers keine Bedeu- tung mehr. Seine Thesen sind nach 1945 nur noch einmal, und zwar in dem Werk »How

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Ohne die Interpretation Renouvins in allen Einzelheiten zu teilen, betonte auch Bernadotte Everly Schmitt, daß Frankreich im Juli 1914 eine Außenpo- litik geführt habe, die um den Erhalt des europäischen Friedens bemüht ge- wesen sei. In seinem im Jahr 1930 publizierten Werk »The Coming of War«

gelangte Schmitt zwar einerseits zu der Schlußfolgerung, daß sich der fran- zösische Präsident Poincare und der russische Zar in Petersburg darauf ver- ständigt hatten, einem Krieg der Habsburgermonarchie gegen Serbien eine militärische Antwort zu erteilen, daß aber andererseits beide Staatsmänner ebenso entschlossen waren, diesem Krieg durch umfangreiche Zugeständ- nisse vorzubeugen52. Als eindrucksvollen Beleg für ein Handeln, das bis in die letzten Tage der Julikrise von der Sorge um einen friedlichen Ausgleich der Interessen bestimmt gewesen sei, deutete auch Schmitt die Reaktion der französischen Führung auf die Nachricht von einer bevorstehenden russi- schen Generalmobilmachung: Obwohl im Fall eines Krieges der Erfolg der strategischen Planungen Frankreichs durch eine verspätete russische Gene- ralmobilmachung gefährdet gewesen wäre, habe Frankreich noch am 30. Juli versucht, eine Generalmobilmachung der russischen Streitkräfte aufzuhalten, um einem letzten Vermittlungsversuch der britischen Regierung nicht die Aussicht auf Erfolg zu nehmen53.

Mit dieser Interpretation der französischen Außenpolitik distanzierte sich Schmitt deutlich von den Thesen Sydney Bradshaw Fays, der 1928 in seinem Werk »The Origins of War« zu dem Schluß gekommen war, daß es ein unein- geschränktes Beistandsversprechen Poincares gegeben und diesem die Ab- sicht zugrunde gelegen habe, die russische Regierung zu einer kompromiß- losen Reaktion auf die Forderungen der Habsburgermonarchie zu ermuti- gen54. Von einer im Juli 1914 zu Konzessionen neigenden Außenpolitik

the First World War Began. The Triple Entente and the Coming of the Great War of 1914-1918«, vertreten worden. Im Rahmen dieser Arbeit gelangt Edward E. McCul- lough zu der Erkenntnis: »Thus before the coming of the July crisis both France and Russia aimed at objectives which could be accomplished only by war. The French had given them complete assurance that France would take part in such a war [...] in the hope of regaining Alsace-Lorraine. The stage was set for an event which would provide the pretext for the outbreak of war«. Zit. Edward E. McCULLOUGH, H o w the First World War Began. The Triple Entente and the Coming of the Great War of 1914-1918, Montreal, N e w York, London 1999, S. 207. Das Werk McCulloughs leidet jedoch an einer sehr selektiven Literatur- und Quellenauswahl. Neuere Arbeiten zum Ausbruch des Großen Krieges finden keine Berücksichtigung, zudem werden weder russische Dokumente noch deren deutsche Übersetzungen benutzt.

5 2 Vgl. Bernadotte Everly SCHMITT, The Coming of War, Bd. I, London, N e w York 1930, S. 450f., 458f., 512. Nach der Publikation der französischen Akten zur Julikrise bestätigte Schmitt die Thesen seiner früheren Untersuchungen im Jahr 1937: vgl. DERS., France and the Outbreak of the World War, in: Foreign Affairs 15 (1936/1937), S. 517- 535.

53 Vgl. DERS., Coming of War, Bd. II, S. 232 f.

5 4 Vgl. Sidney Bradshaw FAY, The Origins of the World War, Bd. II, N e w York 21930, S. 282. Zur Auseinandersetzung zwischen Schmitt und Fay vgl. auch LANGDON, Long

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Frankreichs konnte nach Ansicht Fays keine Rede sein, da Paris die unter- schiedlichen Vermittlungsversuche der britischen Regierung entweder abge- lehnt oder nur mit einiger Verzögerung unterstützt habe, was angesichts der dramatischen Entwicklung der Ereignisse gleichbedeutend mit ihrer Ableh- nung gewesen sei55. Fay glaubte in seiner Untersuchung vielmehr nachwei- sen zu können, daß es die Krisenstrategie der französischen Regierung gewe- sen sei, die Staaten der Triple Entente in einer geschlossenen Front zu verei- nen, um einen gezielten machtpolitischen Druck auf die Mittelmächte auszu- üben. Dieser sollte das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn zu einem Einlenken bewegen, die Staaten der Triple Entente hingegen zu einem großen diplomatischen Erfolg führen56. Als dieser sich jedoch nicht einstellte, habe man in der Endphase der Julikrise in Paris nur noch daran gedacht, wie der nunmehr für unvermeidlich erachtete Krieg der europäischen Großmächte zu gewinnen, jedoch nicht mehr, wie dieser zu verhindern sei. In der Reak- tion der französischen Regierung auf die Nachricht von einer bevorstehen- den russischen Generalmobilmachung erblickte Fay deshalb ausschließlich die Aufforderung, diese Mobilmachung so verdeckt wie möglich auszufüh- ren. Durch diesen geschickten Zug habe Frankreich versucht, die deutsche Reichsleitung mit dem Odium des Aggressors zu belasten und Großbritan- nien zu einer raschen militärischen Intervention auf dem europäischen Kon- tinent zu veranlassen57.

Waren mit der Untersuchung Fays sowie den Werken Renouvins, Isaacs und Schmitts bereits wichtige Arbeiten erschienen, so fand die Erörterung der französischen Außenpolitik in der Julikrise ihren vorläufigen Abschluß und Höhepunkt erst mit der umfangreichen Untersuchung »The Origins of the War of 1914«, die der italienische Journalist und spätere Senator Luigi Al- bertini in den Jahren 1942/1943 vorlegte und die sich gegenüber den bislang behandelten Darstellungen durch den Umstand auszeichnete, daß Albertini bereits zu Beginn seiner Arbeiten die Akteneditionen der europäischen Großmächte vollständig vorlagen, er auf dieser Grundlage deutlich zwischen einzelnen Akteuren der französischen Außenpolitik differenzieren und der- art insbesondere das Handeln des französischen Botschafters in Sankt Peters- burg, Maurice Paleologue, in den Blick nehmen konnte58.

Debate, S. 50-56 und Pierre RENOUVIN, Les historiens americains et les responsabilites de la guerre, in: Revue des deux mondes 101/2 (1931), S. 886-903. Vgl. ferner MOM- BAUER, Controversies and Consensus, S. 84-86, 102.

5 5 Vgl. FAY, Origins of the World War, Bd. II, S. 361 f., 366 f., 377, 387 f.

5 6 Vgl. ibid., S. 366 f.

5 7 Vgl. ibid., S. 485—487.

5 8 Vgl. Luigi ALBERTINI, The Origins of the War, 3 Bde., London 1952-1957 [zuerst ital. 1942/43]. Zur wissenschaftlichen Qualität dieser Untersuchung trug nicht zuletzt bei, daß Albertini sich zu einem Zeitpunkt der Untersuchung des Kriegsausbruches zuwandte, an dem die Kriegsschulddebatte bereits in ein ruhigeres Fahrwasser überge- gangen war.

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Hatte bereits Isaac vereinzelt Kritik am Verhalten des französischen Bot- schafters geübt59, so arbeitete Albertini nun diese Kritik auf einer breiten Quellengrundlage detailreich aus. In seiner Darstellung gelangte er zu der Schlußfolgerung, daß Paleologue in der Julikrise durch mehrfach erneuerte, uneingeschränkte Beistandsversprechen »Ol in das Feuer« goß und damit die

»Flamme des Krieges«60 hell aufleuchten ließ. Albertini erblickte zudem in der Korrespondenz des französischen Botschafters, dem in den Tagen nach der Abreise Poincares und Vivianis eine wichtige Koordinationsfunktion zu- gefallen sei, den Versuch, das Außenministerium am Quai d'Orsay gezielt zu täuschen. Um einen mäßigenden Einfluß Frankreichs auf seinen Bündnis- partner zu verhindern, habe Paleologue den Quai d'Orsay weder korrekt über die Absichten des Zarenreiches61 noch umfassend und rasch über die einzelnen Stadien der russischen Mobilmachung unterrichtet62. Versuche einer mäßigenden Einwirkung des Ministerpräsidenten, die Albertini ins- besondere im Zusammenhang mit der russischen Generalmobilmachung er- kannte, seien zudem von Paleologue bewußt unterlaufen worden63. Anhand einer Untersuchung der in Petersburg geführten Besprechungen glaubte Al- bertini jedoch nachweisen zu können, daß das Handeln des Botschafters durchaus den Absichten des französischen Präsidenten entsprach, dessen primäres Ziel die Sicherung der Allianz gewesen sei64.

Eben diese letzte Wendung wurde in zwei Untersuchungen bestritten, die nach dem Zweiten Weltkrieg erneut das Handeln des französischen Bot- schafters in Petersburg in den Blick nahmen. So gelangte Irwin Haifond in seiner im Jahr 1974 vorgelegten biographischen Studie »Maurice Paleologue:

the Diplomatist, the Writer and the Man« zu der Schlußfolgerung, daß im Interesse eines politischen Arrangements weder der französische Präsident noch sein Ministerpräsident dem russischen Bündnispartner eine militärische Unterstützung zusicherten und daß folglich der französische Botschafter die Außenpolitik seines Landes in der Julikrise nach Art eines »ambassadorial dictatorship«65 bestimmte. Ganz ähnlich argumentierte auch Mark B. Hayne in seiner im Jahr 1993 vorgelegten Untersuchung »The French Foreign Of- fice and the Origins of the First World War«. Doch während Haifond seinen Protagonisten von der Absicht getrieben sah, die Hegemonie Frankreichs auf

5 9 Vgl. ISAAC, U n debat historique, S. 193 f., 199f., 204-207,210f., 213. In weit geringe- rem Maße war das Handeln des Botschafters bei Renouvin, Fay und Schmitt auf Kritik gestoßen. Vgl. RENOUVIN, Les origines immediates, S. 145 f.; DERS., La politique fran- iaise en juillet 1914, S. 8; FAY, Origins of the World War, Bd. II, S. 476-478 und SCHMITT, Coming of War, Bd. II, S. 89 f.

6 0 Zit. ALBERTINI, Origins, Bd. II, S. 295,538.

Vgl. ibid., S. 302 f., 326 f.

6 2 Vgl. ibid., S. 582-588, 613-626.

6 3 Vgl. ibid., S. 593, 604.

6 4 Vgl. ibid., S. 196 f., 602 f.

6 5 Zit. Irwin HALFOND, Maurice Paleologue: the Diplomatist, the Writer and the Man, Diss. Temple 1974, S. 274.

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dem europäischen Kontinent zu verwirklichen66, glaubte der australische Hi- storiker nachweisen zu können, daß Paleologue sich in seinem Handeln von der Sorge um den Erhalt des russischen Bündnisses leiten ließ, dessen Fort- bestand ihm vor dem Hintergrund der Annahme unerläßlich schien, daß die Entwicklung der Dinge in naher Zukunft gleichsam mit naturgesetzlicher Notwendigkeit zu einem Großen Krieg führen würde67. Dieses finstere Ta- bleau, das die Untersuchungen Albertinis, Haifonds und Haynes von dem Handeln Paleologues zeichnen, ist jedoch in der historischen Forschung nicht unwidersprochen geblieben. So vertrat schon zu Beginn der sechziger Jahre Jean Stengers in seinem Aufsatz »July 1914: Some Reflections« die These, daß in der Endphase der Julikrise nicht Paleologue seinem Außenmi- nisterium, sondern der russische Außenminister Sasonow dem französischen Botschafter wichtige Informationen vorenthielt und daß darüber hinaus Pa- leologue in den entscheidenden Tagen zwischen dem 29. und 31. Juli auf- grund von Sicherheitsproblemen im telegraphischen Verkehr mit Paris nicht in der Lage gewesen sei, das Außenministerium am Quai d'Orsay umfassend über den Gang der Ereignisse in Sankt Petersburg zu unterrichten68. Neben der Untersuchung der Petersburger Besprechungen und der Reaktion Frank- reichs auf die Nachricht von einer bevorstehenden russischen Generalmobil- machung zeichnet sich damit - was die Außenpolitik Frankreichs im Juli 1914 in einem engeren Sinne anbetrifft - ein dritter Schwerpunkt der vorlie- genden Untersuchung ab. Es wird im einzelnen zu prüfen sein, ob der fran- zösische Botschafter dem Zarenreich ohne oder gar im Gegensatz zu erteil- ten Instruktionen die uneingeschränkte Unterstützung Frankreichs zusi- cherte, in welchem Umfang und mit welcher zeitlichen Verzögerung er den Quai d'Orsay nach dem 23. Juli über die Entwicklung der Dinge in Peters- burg unterrichtete, welche Auswirkungen seine Berichterstattung auf die Krisenwahrnehmung und die Krisenpolitik der französischen Führung zei- tigte und welche Motive für sein Handeln maßgeblich waren.

Daß der Darstellung Albertinis erst rund vierzig Jahre später eine erneute Untersuchung der französischen Außenpolitik in der Julikrise 1914 folgen sollte, hatte seinen Grund nicht zuletzt darin, daß sich die Aufmerksamkeit der Historiographie in den sechziger und siebziger Jahren zunächst ganz auf die Erforschung des deutschen Falls konzentrierte. Aus dem langen Schatten der sogenannten »Fischer-Kontroverse« trat Frankreich erst heraus, als im Jahr 1983 John F. V. Keiger die Untersuchung »France and the Origins of the First World War« publizierte69.

6 6 Vgl. ibid., S. 279 f., 379, 383.

6 7 Vgl. HAYNE, French Foreign Office, S. 294 f.

6 8 Vgl. Jean STENGERS, July 1914: Some reflections, in: Annuaire de l'Institut de philo- logie et d'histoire orientales et slaves 17 (1963-1965), S. 105-148, hier S. 110 und ÖERS., 1914: The Safety of Ciphers and the Outbreak of the First World War, in: Christopher ANDREW (Hg.), Intelligence and international relations, Exeter 1987, S. 29-48.

6 9 Dieser Untersuchung folgte später ein Beitrag für den Sammelband »Decisions for

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In ihrem Rahmen erneuerte der britische Historiker, gestützt auf das in- zwischen für die historische Forschung zugänglich gewordene Diarium des französischen Präsidenten, die Thesen Renouvins7 0. Allen Spekulationen über die Frage, ob Poincare während seines Aufenthaltes in Sankt Petersburg dem russischen Bündnispartner ein militärisches Beistandsversprechen gab, glaubte Keiger nun die Grundlage entziehen zu können, da Frankreich und Rußland bis zur Übergabe des Ultimatums an Serbien keine Informationen vorgelegen hätten, die auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen militäri- schen Intervention hingedeutet hätten: »There is no evidence that during his visit to Russia Poincare did anything other than reaffirm the Franco-Russian alliance. H e did not offer carte blanche in the event of a Balkan war. At that time there was no certainty of such a conflict, two Balkan wars having re- cently been settled peacefully; only hindsight lends that interpretation to events«7 1. Auf der Grundlage der Tagebücher Poincares gelangte Keiger zu- dem insbesondere zu der Schlußfolgerung, daß der französische Präsident die Fäden der Außenpolitik Frankreichs im Juli des Jahres 1914 fest in der Hand hielt und Ministerpräsident Viviani die politische Bühne nur als »Ma- rionette«7 2 betrat. Damit reklamierte der britische Historiker die von Alber- tini Viviani zugeschriebenen Bemühungen um ein politisches Arrangement nunmehr für Poincare, den Keiger in seiner Untersuchung umfassend zu rehabilitieren suchte.

Einer solchen, für den französischen Präsidenten überaus vorteilhaften Interpretation war jedoch Gerd Krumeich bereits im Jahr 1980 entgegenge- treten. Im Rahmen seiner Untersuchung »Aufrüstung und Innenpolitik in

War, 1914«, in dessen Rahmen sich der britische Historiker insbesondere auf die Ana- lyse der französischen Außenpolitik in der Endphase der Julikrise konzentrierte. Vgl.

John F. KEIGER, France, S. 121-150; ähnlich auch in: DERS., Poincare, S. 163-192. Die in dem Beitrag »France« entfaltete Deutung unterscheidet sich in zweierlei Hinsicht von früheren Positionen, ohne jedoch zu einer Modifikation im Gesamturteil zu führen.

Zum einen revidierte Keiger in Anlehnung an die Thesen Stengers seine Kritik an Mau- rice Paleologue, zum anderen deutete er die Reaktion Frankreichs auf die Nachricht von einer bevorstehenden russischen Generalmobilmachung neu. Hatte er zuvor noch ganz in der Tradition Renouvins in der französischen Antwort die Absicht erblickt, im Interesse eines politischen Arrangements mäßigend auf das Zarenreich einzuwirken, so vertrat er nun die Ansicht, daß diese Reaktion mit der Intention erfolgte, die militäri- sche Intervention Großbritanniens sicherzustellen. Vgl. zuletzt auch Keigers Abhand- lung der Außenpolitik Frankreichs von 1870 bis zur Gegenwart, in deren Rahmen er seine Thesen abermals vortrug und in der sein Gesamturteil sich fast wörtlich an die eingangs zitierte Formulierung Renouvins anlehnt. Vgl. John F. KEIGER, France and the World since 1870, London 2001, S. 120, 189 sowie DERS., La politique frangaise, S. 6.

70 Vgl. KEIGER, France and the Origins, S. 164.

71 Zit. DERS., Poincare, S. 167. Vgl. auch DERS., France and the Origins, S. 146 f., 152.

Ohne die Interpretation des britischen Historikers in allen Einzelheiten zu teilen, be- wegt sich auch die Deutung des anderen neueren Biographen Poincares in diesen Bah- nen. Vgl. Francois ROTH, Raymond Poincare, Paris 2000, S. 272-284.

72 Zit. KEIGER, France and the Origins, S. 164.

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Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg«73, in der er dem außenpolitischen Kurs Frankreichs in der Julikrise ein kleines Kapitel widmete, gelangte der deutsche Historiker, gestützt auf das Tagebuch Poincares und die Darstel- lung Albertinis, zu der Schlußfolgerung, daß der Präsident während seines Aufenthaltes in Sankt Petersburg »demonstrativ die Bereitschaft Frankreichs zur unbedingten Unterstützung Rußlands« bekundet habe und daß sich der Staatschef in den nachfolgenden Tagen den »kriegsfördernden« Schritten des Zarenreiches bis hin zur russischen Generalmobilmachung »kritiklos« unter- warf74. Maßgeblich für ein solches Handeln sei die Sorge um den Erhalt des russischen Bündnisses gewesen, dessen Existenz nicht durch eine außen-, sondern durch eine innenpolitische Entwicklung in Frage gestellt worden sei.

So habe nach dem Wahlerfolg der politischen Linken im Frühjahr 1914 Poin- care eine baldige Revision der erst vor kurzem eingeführten loi des trois ans, das heißt eine Verkürzung der dreijährigen Wehrpflicht und damit eine ver- minderte Bündnisfähigkeit Frankreichs, befürchtet. Dies habe in der Julikrise dazu geführt, daß der Präsident, der in seinem außenpolitischen Kurs vom Generalstab unterstützt worden sei, die deutsche Herausforderung im Sinne eines »lieber jetzt als später« angenommen habe75.

Ist mit dieser letztgenannten Arbeit der Kreis der Abhandlungen zur Au- ßenpolitik Frankreichs in der Julikrise in einem engeren Sinn abgeschritten, so soll abschließend aus der Fülle der Literatur, die das Handeln der großen Mächte im Juli 1914 aus einer Reihe von Faktoren zu erklären sucht, die für alle am Geschehen beteiligten Akteure gleichermaßen Gültigkeit besaßen, noch zumindest auf zwei in ihrer Anlage sehr unterschiedliche Studien hin- gewiesen werden76.

7 3 Vgl. KRUMEICH, Aufrüstung und Innenpolitik, S. 256-272.

7 4 Zit. ibid., S. 280.

7 5 Zit. ibid., S. 15.

7 6 In den Untersuchungen zum Ausbruch des Großen Krieges, deren Interesse nicht primär den nationalen Besonderheiten, sondern den gesamteuropäischen Entwicklun- gen gilt, hat man das Phänomen des Imperialismus in seinen diversen Spielarten, öko- nomische Rivalitäten, die außerordentliche Aufrüstung der Großmächte oder die Ent- wicklung des europäischen Bündnissystems in ihrer Bedeutung für den Kriegsausbruch betont. Angesichts der großen Literaturfülle können die Erkenntnisse dieser Forschun- gen im begrenzten Rahmen dieses Überblicks nicht im einzelnen vorgestellt werden.

Sie sind aber in den entsprechenden Abschnitten dieser Arbeit gebührend zu berück- sichtigen. Für einen Uberblick vgl. u.a. James JOLL, War Guilt 1914: A Continuing Controversy, in: Paul KLUKE, Peter ALTER (Hg.), Aspekte der deutsch-britischen Be- ziehungen im Laufe der Jahrhunderte, Stuttgart 1978 (Veröffentlichungen des Deut- schen Historischen Instituts in London, 4), S. 60-80, hier S. 62-66 und DERS., The Ori- gins of the First World War, New York 21992, S. 14-18. Vgl. auch Klaus HILDEBRAND, Imperialismus, Wettrüsten und Kriegsausbruch (II). Kriegsausbruch 1914 - Zum ge- genwärtigen Stand der Forschung, in: N P L 20 (1975), S. 339-364. Einen neueren Über- blick über den Stand der Forschung zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gibt FÖR- STER, Im Reich des Absurden, S. 211-252.

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