494
Arab, lata „es ist nicht".
Von J. Barth.
obl erscheint bekanntlich einmal im Qorän S. 38, 2 in der
Verbindung (j^Li-ö [^yiP' ^'^'^ keine Zeit des Entkommens".
— Auch sonst beschränkt sich der Gebrauch der Partikel auf die
Verbindung mit Wörtem der Zeit. Z. B. in dem Vers des Ja§ku-
'0.> J'.
6 riten Ibn ^ilizza: ^t^t otjlj Ll^ÜUo (so hier mit dem Genitiv
des Nomens im Beim auf ^j.O*^, *Läj) »sie suchten den Frieden mit
uns; es war aber nicht die Zeit dafür", 'Iqd* I, 174 M. = Baidäwi
zur angeführten Stelle; — bei dem Hudeiliten 'ümair b. al-Ga'd:
3 0 > . -»^ -.. J- ' ^C.i o,,,
ÖjÄi? ^yjl^ ÖjiXaO OÜ iUAxi vi>ÖJ>.*o
10 „Umeima wandte sich (von mir) ab, als nicht die Zeit war, sich
abzuwenden , und meine Genossen ließen vernehmen , daß sie auf¬
brächen" Diw. Hud. 84, 1. Ebenso bei einem Dichter aus der
Zeit Mutawakkil's :
i , ^ £j »vj.* o ~ > o ~ Ci^
y^V) (J^J>■ oü c^^j ij'^ ^ ^i^H^f**
15 »Und ich hielt meine Seele von der Erinnerung an das Vergangene
ab und sprach: Komme zu Dir! Es ist nicht die Zeit, sieh der
Erinnerung hinzugeben". — Ein weiterer Vers bei Abü Zaid,
Nawädir 41, 7.
Mit einer synonymen Partikel der Zeit ist es verbunden bei
so A'sä, Mä bukä'u ed. Geyer I, 3 = Ibn Ja'lS 337, 13:
O* > 'O
S^AAS- i^/'^ ^ ^ü
„nicht ist jetzt die (Zeit) der Erinnerung an Gubeira", wenn man
nicht annehmen will , daß oü das (^jiö regiert , dann also hier
ausnahmsweise kein Zeitnomen folgt.
Barth, Arab, lata „es ist nicht". 495
Es sei noch erwähnt, daß Baidäwi zu S. 38, 2 auch eine Les¬
art oü anführt.
Über den Ursprung dieser Partikel ist mir keine Meinungs¬
äußerung von Neueren bekannt. Nur E. Pröbster in seinen Noten
zu Ibn Ginni's Kitäb al-mugtasab S. 47 f. äußert, sie sei einfach
Entlehnung aus dem syr. fcJil, was bewiesen sei 1. durch die Laut¬
stufe des uud 2. durch den seltenen formelhaften Gebrauch des
Wortes. — Indessen das f - beweist nur, daß oü nicht die arabische
lautgesetzliche Korrespondenz des aram. >s,X sein kann (vgl. hebr.
©.■■.), nicht aber, daß es als Premdwort aus diesem herübergenommen
sei; denn es kann ein anderes Wort sein. Es wäre doch seltsam
und hätte im Semitischen keine Analogie, wenn der Ausdruck für
„nicht" aus einer fremden Sprache entlehnt wäre, etwa wie ein „non"
in der deutschen Schriftsprache*). Der formelhafte Gebrauch aber
wäre bei einer Übernahme aus dem Aramäischen nicht besser ver¬
ständlich, als bei einem selteneren einheimischen Wort; denn das
yy ^'C hat im Aram. keinen irgendwie eingeschränkten Gebrauch, wie
ihn das arab. lata hat.
Das arabische Wort erklärt sich vielmehr als das gewöhnlicheo
lä, -{- Partikelendung ta, wie z. B. in tumma-ta, rubba-ta u. a.
O , j 5
Schon Baidawl zu S. 38, 2 faßt es als das OlXj^ o^'^ ^
vl>j i_yJLc oJv^ UJ' lAj/LdJ e^iüJ! tLi" L^Jlc*). Wenn es
^ >
auch natürlich falsch ist, bei einer Partikel wie oü und .»i von
einer Femininendung zu sprechen, so ist doch die Zusammenstellung
1) [Korrektur-Zusatz: H. Stumme teilt mir in dankenswerter Weise mit, daß im Berberischen allerdings Entlehnungen von Wörtern wie „nicht" aus dem Arabiscben vorkommen, indem z. B. im marokkanischen Schilhisch läh verwandet wird, das seiner Herkunft nach wohl das semitische ü mit einem zu h poten¬
zierten Hamza des gestoßenen Tons sei (Stumme , Handbuch des Schilchiscben von Tazerwalt § 106), daß ferner in Tamazratt in SUdtunisien in IS. habbüS
„es gibt nicht" und speziell vor dem Imperativ, z. B. lä titt „iß nicht!", das semitische lä erscheint. Hier hat also eine Übernahme auf dem Gebiete der Negation stattgefunden. — Im Falle des arab. läta wird man aber, da eine bequeme Ableitung aus dem Arabischen selbst sich bietet, nicht zur Annahme eines Fremdworts greifen diirfen.]
2) Auch LisSn XX, 391 zitiert diese Annahme, aber mit einem skeptischen idÜI^.
496 Barth, Arab, läta „es ist nicht".
an sich richtig; es handelt sich bei allen dreien um das to, durch
welches Partikeln erweitert werden. Baidäwi kennt nur diese
wenigen Fälle. Da uns aber die Vergleichung verwandter Sprachen
und arabischer Erscheinungen selbst lehrt, daß auch in vi^jj^ '-i^, o -
5 oL^aJi und in einer Reihe von Fällen in den anderen semitischen
Sprachen*) dieses ta (daneben auch t) sich erweiternd an Partikeln
ansetzt , so ist kein Grund daran zu zweifeln , daß auch das ÖÜ
in gleicher Weise aus ü fortgebildet ist. Daraus erklärt sich auch
natürlich, daß es für gewöhnlich dieselbe Akkusativrektion hat,
o >
10 wie das ü, zu dem es gehört, das ^.ä^=OÜ iUsLiJ! ü"), sovrie daß c -
auch oü (wie Baid. a. a. 0.) gelesen wird, wie ja auch
haihä-ti neben kaihä-ta vorkommt. — Zur Erweiterung der Partikel
lä vergleiche das syr. cül = talm. iNb aus lä-hü. In läta wird
durch die Endung noch die Kopula als notwendiges Element zu der
15 Negation hinzugefügt, wie bei der Partikel n im Aram. in nM^N
.er" vgl. mit irT; ,er ist".
1) Pronominalbildung S. 88.
2) Eine Ausnahme s. oben S. 494, Z. 8. — Auch eine Variante mit Nominativ des Nomens (wie bei dem iücLjdi ..X^) erwähnt Baidäwi.
497
Über das puränaartige Gepräge des Bälakända.
Von V. Lesn^.
Es wird heutzutage allgemein*) angenommen, daß zwischen der
Abfassung des ersten Buches des Rämäyana und der folgenden
Bücher (das siebente ausgenommen) ein größerer Zeitraum liegen
muß. Besonders triftige Gründe bringt dafür Prof. H. Jacobi bei
in seinem Werke: Das Bämäyana, Bonn 1893, S. 64 ff. Diese An¬
nahme läßt sich noch durch folgende Beobachtung stützen :
Die Sage von dem alten König Sagara, der seinen Sohn Asa¬
manja vertreibt, behandelt das Rämäyana zweimal und zwar kürzer
im Ayodhyäkända 36,19-25 und ausführlicher im Bälakända 38, iff.*)
Ayodhyäkända 36, i« verlangt nämlich KaikeyT, Räma solle wie
Asamanja obne Gefolge seine Verbannung antreten. Dagegen erhebt
ein Greis , Siddhärtha mit Namen , Protest : Asamanja habe sich
schlecht benommen , er habe die Kinder der Untertanen zu seinem
Vergnügen zu ertränken versucht, deshalb sei er von seinem Vater
Sagara verbannt worden, Räma aber habe keine solche Schandtat
begangen.
Im Bälakända 38, iff. wird diese Geschichte vom unwürdigen
Asamanja ausführlicher erzählt, und offenbar liegt ein größerer Zeit¬
raum zwischen jener und der folgenden Passung der Sage; die
Erzählertätigkeit hat im Laufe der Zeit manches hinzugefügt, und
aus den Kindern der Untertanen sind inzwischen schon seine eigenen
Brüder geworden. Im Kap. 38, 2 ff. lesen wir: Sagara, König von
Ayodhyä, hatte zwei Prauen: Ke^ini, Tochter des Vidarbhakönigs,
und Sumati, Tochter des ehrwürdigen Aristanemi. Um Nachkommen¬
schaft zu erlangen, tat der König Buße am Bhrguprasrava^a. Nach
einiger Zeit erschien Bhfgu und bot den Prauen die Wahl an
zwischen dem Stammhalter und 60 000 Söhnen. KeäinT wählte sich
den Stammhalter und gebar einen Sohn namens Asamanja. Sumati
dagegen wählte sich 60 000 Söhne und fgebar einen Kürbis, in
1) Vgl. A. A. Macdonell: A History of Sanskrit Literature. London 1905.
S. 304 und M. Winternitz: Geschichte der indischen Litteratur, Leipzig 1909.
S, 423. 2) Vgl. Jacobi a. a. O. S. 145 und 156.