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WARNUNG VOR EINEM LEICHTFERTIGEN UMGANG MIT DER SEXUALITÄT

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Academic year: 2022

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Durch die Bibel

Sprüche 5,15-6,15

Im Buch der Sprüche Salomos geht es um einen jungen Mann, der hinaus ins Leben drängt. Auf dem Weg zum Erwachsensein begegnet er verschiedenen

Herausforderungen und Gefahren. Deshalb wird er ermahnt, auf den Rat von

erfahrenen Menschen zu hören, die auf Gott vertrauen. „Mein Sohn“, so lautet immer wieder die Anrede, ohne dass man konkret erfährt, wer der „Sohn“ (also der jüngere, noch unerfahrene Mann) und wer der weise ältere Ratgeber ist. Damit steht dieser junge Mann im Buch der Sprüche stellvertretend für alle jungen Leute, die sich auf dem Weg zum Erwachsensein befinden. Aber auch diejenigen dürfen sich

angesprochen fühlen, denen es im Sinne der alttestamentlichen Weisheitsbücher noch an „Weisheit“ fehlt. Angesichts der anspruchsvollen Themen, die hier

angesprochen werden, scheine auch ich zu den Letzteren dazuzugehören …

WARNUNG VOR EINEM LEICHTFERTIGEN UMGANG MIT DER SEXUALITÄT

In Kapitel 5 des Sprüchebuches haben wir gewissermaßen eine Lektion

Partnerschafts- und Sexualkundeunterricht erteilt bekommen. Denn dem jungen Mann, der hier stellvertretend für andere steht, wurde klargemacht, dass eheliche Treue schon vor der Eheschließung beginnt. In bildhafter Sprache wurde er vor einer

„fremden und verführerischen Frau“ gewarnt, die uns bereits in Kapitel 2 vorgestellt wurde. Sie erinnern sich: Das war eine Frau, die (Zitat) „glatte Worte gibt und verlässt den Gefährten ihrer Jugend und vergisst den Bund ihres Gottes“ (Spr 2,16-17). Ihr Verhalten ähnelte dem einer Prostituierten. Deshalb wurde der junge Mann in Kapitel 5 davor gewarnt, sich „der Tür ihres Hauses zu nahen“ (Vers 8). Ihre Lippen seien zwar „süß wie Honigseim“ (Vers 3), aber „ihre Füße laufen zum Tode hinab; ihre Schritte führen ins Totenreich“ (Vers 5). Meine Vermutung ist, dass der junge Mann hier ziemlich unverblümt vor den grausamen Folgen verschiedener

Geschlechtskrankheiten gewarnt wird. Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Menschen auch in unseren Breitengraden aufgrund fehlender Medikamente daran gestorben sind. Genauso unverblümt wie die Warnung vor gefährlichen sexuellen

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Abenteuern folgt nun ab Kapitel 5, Vers 15, ein Hinweis darauf, was nach Gottes Vorstellungen richtig ist. Da heißt es:

„Trinke Wasser aus deiner Zisterne und was quillt aus deinem Brunnen. Sollen deine Quellen herausfließen auf die Straße und deine Wasserbäche auf die Gassen? Habe du sie allein und kein Fremder mit dir“ (Spr 5,15-17).

Sehr schön und weitaus verständlicher werden diese Verse in einer modernen Bibelübersetzung so wiedergegeben: „Freue dich lieber an deiner eigenen Frau! Ihre Liebe ist wie eine Quelle, aus der frisches Wasser sprudelt. Soll sich das Wasser auf die Straße ergießen und die Bäche auf öffentliche Plätze? Willst du deine Frau etwa verlieren, weil du dich mit anderen Frauen einlässt? Dir allein soll ihre Liebe gehören und mit keinem anderen Mann sollst du sie teilen!“ – Und nun weiter ab Vers 18 nach der Lutherübersetzung:

DIE HEILIGKEIT DER EHE

„Dein Born [deine Quelle] sei gesegnet, und freue dich der Frau deiner Jugend. Sie ist lieblich wie eine Gazelle und holdselig wie ein Reh. Lass dich von ihrer Anmut allezeit sättigen und ergötze dich allewege an ihrer Liebe“ (Spr 5,18-19).

Diese beiden Verse haben es wirklich in sich. Da wird einem jungen Mann, der aufgrund seines Alters ohnehin gerade von seinen Hormonen nur so überflutet wird, – da wird ihm vor Augen gemalt, wie schön es ist, eine Frau zu begehren: „Sie ist lieblich wie eine Gazelle und holdselig wie ein Reh.“ Und es wird nicht etwa gesagt:

„Schau weg! Schäm dich, dass du sie begehrst!“ Sondern ihm wird geraten: „Lass dich von ihrer Anmut allezeit sättigen und ergötze dich allewege an ihrer Liebe.“ Mehr noch, ganz am Anfang von Vers 18 heißt es: „Dein Born“, deine Quelle, gemeint ist:

die Frau an deiner Seite, „sei gesegnet“. Das bedeutet doch, dass Gott dieser Liebe, die auch das Körperliche umfasst, nicht kritisch gegenübersteht, sondern sie sogar segnet. Unter der Voraussetzung, dass eine Frau und ein Mann eine verbindliche Beziehung, nämlich die Ehe eingegangen sind. „Dein Born“, deine Quelle, sprich:

deine Frau „sei gesegnet“, heißt es hier ausdrücklich. Und wie wir vorhin gehört haben, soll – bildlich gesprochen – das Wasser aus dieser Quelle sich nicht auf Straßen und Plätze ergießen. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist etwas Heiliges.

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Gott selbst hat sich diese Form des Zusammenlebens ausgedacht – zum Wohl und zum Segen der Menschheit. Und die Ehe ist gewissermaßen die Keimzelle der Familie.

Für Kinder Gotte – so werden im Neuen Testament häufig die Christen genannt – , für Kinder Gottes ist die christliche Ehe auch ein Bild für die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde. Und diese Beziehung kennt kein Fremdgehen, keine Lieblosigkeit, kein Nachlassen der Liebe. Deshalb ist es auch beunruhigend, wenn man in der Gemeinde miterlebt, dass auch christliche Ehen zerbrechen. Mir liegt es fern, das zu verurteilen. Aber es ist traurig und beunruhigend. Stellen Sie sich vor, die Beziehung zwischen Christus und seiner Gemeinde würde auf gleiche Weise in die Brüche gehen! Es wäre eine Tragödie.

Im neutestamentlichen Hebräerbrief wird die Heiligkeit der Ehe sehr stark betont.

Dort heißt es in Kapitel 13, Vers 4: „Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt.“ Das heißt, die Ehepartner sollen sich die Treue halten.

„Denn die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten.“ Für mich heißt das:

Die Ehe ist eine wunderbare Beziehung, die gemeinsam vor Gott gelebt werden soll.

Sie ist hoch und heilig und soll nicht als etwas Unreines behandelt werden. Daraus folgt: Wer die Ehe bricht, versündigt sich nicht nur an seinem Ehepartner oder seiner Ehepartnerin, sondern auch an Gott. Glücklicherweise ist es so, dass Gott Sünde vergeben kann. Und davon ist Ehebruch selbstverständlich nicht ausgenommen.

Als ich noch Gemeindepastor war, kam eines Tages ein Mann zu mir, der davon redete, er wolle seine Frau und seinen Sohn verlassen, um mit einer anderen Frau ein neues Leben zu beginnen. Das Pikante an der Sache: Alle Beteiligten waren Mitglieder der Gemeinde. Ob Sie wirklich Christen waren, das weiß nur Gott. Auf jeden Fall redete ich mit dem Mann Klartext. Daraufhin warf er mir vor, ich würde so tun, als ob Gott ihn verstoßen werde, wenn er seine Pläne in die Tat umsetzt. „Sie wollen mir meine Errettung streitig machen!“ sagte er und war ziemlich aufgebracht.

Daraufhin antwortete ich: „Lieber Bruder, wenn Sie errettet sind, dann versuche ich ganz bestimmt nicht, Ihnen Ihre Errettung streitig zu machen. Aber gerade wenn Sie ein Kind Gottes sind, wird Ihnen Gott den geplanten Ehebruch nicht einfach so

durchgehen lassen. Sie werden teuer dafür bezahlen müssen. ‚Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt‘, heißt es im

Hebräerbrief.“ Nun, der Mann grinste nur höhnisch und machte ernst und heiratete

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die andere Frau. Viele Jahre sind seitdem vergangen. Was im Einzelnen passiert ist, weiß ich nicht. Doch die beiden gehören heute zu den einsamsten, frustriertesten und unsympathischsten Menschen, die ich kenne. Ich bin überzeugt davon: Wenn sie könnten, würden sie die Zeit am liebsten zurückdrehen und andere

Entscheidungen treffen.

Der Apostel Petrus ermahnt die Männer, mit ihren Frauen verständnisvoll

umzugehen, „denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden“ (1 Petr 3,7). Das ist ein echter Prüfstein. Wenn Eheleute so miteinander leben, dass sie froh und zuversichtlich sind, dass sie gemeinsam niederknien, gemeinsam beten und gemeinsam lieben können, dann ist diese Ehe ein Bild für die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde.

Ich möchte Ihnen sagen, liebe Hörerinnen und Hörer, dass Gott eine solche Ehe segnen kann und segnen will. – Kehren wir nun zu Kapitel 5 im Buch der Sprüche zurück. Dort erreichen wir die Verse 20 und 21:

„Mein Sohn, warum willst du dich an der Fremden ergötzen und herzest eine andere?

Denn eines jeden Wege liegen offen vor dem HERRN, und er hat Acht auf aller Menschen Gänge“ (Spr 5,20-21).

Den zweiten dieser beiden Verse empfinde ich als besonders interessant. „Eines jeden Wege liegen offen vor dem HERRN, und er hat Acht auf aller Menschen

Gänge.“ Das heißt, ob es uns passt oder nicht: Vor Gott können wir nichts verbergen.

Er sieht uns die ganze Zeit.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mal mit drei anderen Männern gemeinsam Golf gespielt habe. Zwei von ihnen waren Pastoren, so wie ich. Den anderen kannten wir nur flüchtig, und er wusste nicht, dass wir allesamt „im Dienste des Herrn“

standen. Erst als er immer wieder anfing zu fluchen und wir dagegen protestierten, erkannte er, was Sache war. Ihm war das furchtbar peinlich und er fing an, sich bei jedem von uns zu entschuldigen. Da sagte ich zu ihm: „Machen Sie sich wegen uns keine Sorgen. Wir drei sind ganz gewöhnliche Männer – so wie Sie. Aber in Gottes Gegenwart sollten Sie nicht fluchen. Ganz gleich, ob wir dabei sind oder nicht.“ Hier noch einmal Vers 21 aus dem fünften Kapitel des Sprüchebuches: „Eines jeden Wege liegen offen vor dem HERRN, und er hat Acht auf aller Menschen Gänge.“ Der Begriff „Acht haben“ deutet an, dass es Gott nicht darum geht, uns rund um die Uhr

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zu überwachen und jeden Fehler, den wir machen, sofort zu bestrafen. Sondern

„Acht haben“ bedeutet, sich um jemanden zu sorgen und zu kümmern. Trotzdem denke ich, dass Gott bei dem, was wir tun und reden, manchmal wirklich vor einem Rätsel steht … – Ich lese weiter ab Vers 22:

„Den Gottlosen werden seine Missetaten fangen, und er wird mit den Stricken seiner Sünde gebunden. Er wird sterben, weil er Zucht nicht wollte, und um seiner großen Torheit willen wird er hingerafft werden“ (Spr 5,22-23).

Die Bibel sagt uns unmissverständlich, dass es einen Tag geben wird, an dem wir Rechenschaft ablegen müssen. Der Mensch denkt, er kommt trotz seiner Sünde einfach so bei Gott durch. Gott sagt, niemand kommt einfach so durch. Die eigenen Missetaten des Menschen werden ihn fangen und er wird mit den Stricken seiner Sünde gebunden. Noch drastischer drückt es der Apostel Paulus im sechsten Kapitel des Römerbriefes aus: „Der Sünde Sold ist der Tod“, heißt es da. Aber dann fügt Paulus hinzu: „Die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“ (Röm 6,23). Christus ist für die Sünden der Menschen gestorben. Wer das für sich annimmt, dem ist vergeben. Jesus selbst hat einmal gesagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“ (Joh 5,24).

GUTE GRUNDSÄTZE FÜR DAS GESCHÄFTLICHE MITEINANDER

Im Buch der Sprüche Salomos kommen wir nun zu Kapitel 6. Es enthält viele

verschiedene Themen. Es beginnt mit einigen Ratschlägen, die auch für die heutige Geschäftswelt, für Christen und Nichtchristen, gut sind. Es handelt sich einfach um gute geschäftliche Grundsätze. Wie Sie sehen werden, hat Gott den ganzen

Menschen und die ganze Menschheit im Blick. Ich lese die Verse 1 und 2:

„Mein Sohn, hast du gebürgt für deinen Nächsten und hast du Handschlag gegeben für einen andern, und bist du gebunden durch deine Worte und gefangen in der Rede deines Mundes …“ (Spr 6,1-2).

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Es werden hier zwei Dinge erwähnt, die immer wohlbedacht sein wollen: Vorsicht, bevor du für die Schulden eines Freundes bürgst, und überlege dir ganz genau, mit wem du deine Geschäfte abschließt oder wen du zu deinem Partner machst! Wie schon angedeutet: Auch Nichtchristen werden davon profitieren, wenn sie diese Grundsätze beachten.

Ich halte es für durchaus möglich, dass der junge Mann, der im Buch der Sprüche angesprochen wird, vielleicht auch schon selbst schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Der nächste Vers scheint darauf hinzudeuten. Könnte sein, dass er zusammen mit einem anderen einen Schuldschein unterschrieben hat, um nicht als Spielverderber dazustehen oder um seine finanzielle Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. In Vers 3 lesen wir:

„… so tu doch dies, mein Sohn, damit du wieder frei wirst, denn du bist in deines Nächsten Hand: Geh hin, dränge und bestürme deinen Nächsten!“ (Spr 6,3).

Was dem jungen Mann geraten wird, ist bestimmt alles andere als angenehm. Aber auch wir sollten uns nicht davor fürchten, ein klärendes Gespräch zu führen und eine Situation, die uns belastet, in Ordnung zu bringen. Wichtig ist es, an den wirklichen Freunden festzuhalten und diejenigen, denen man nicht trauen kann, die rote Karte zu zeigen. – Weiter ab Vers 4:

„Lass deine Augen nicht schlafen noch deine Augenlider schlummern. Errette dich wie ein Reh aus der Schlinge und wie ein Vogel aus der Hand des Fängers“ (Spr 6,4- 5).

Hierzu möchte ich sagen: Überschlafen Sie so eine Sache nicht erst, sondern

bringen Sie sie in Ordnung! Wer erkennt, dass er in eine Falle geraten ist, sollte dies nicht einfach hinnehmen und die Lösung des Problems auch nicht auf die lange Bank schieben. Die folgenden Verse beleuchten nun das alltägliche Leben, in dem Geschäfte getätigt und gearbeitet wird, von seiner positiven Seite. Ich lese weiter ab Vers 6:

„Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr! Wenn sie auch keinen Fürsten noch Hauptmann noch Herrn hat, so bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte“ (Spr 6,6-8).

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Die kleine Ameise ist ein wirklich guter Lehrer und kann uns durch ihre Lebensweise einige Wahrheiten nahebringen. Eine Wahrheit ist die, dass sie bei ihrer Arbeit scheinbar so fleißig ist, wie man es nur sein kann. Das ist etwas, was auch ein Kind Gottes von der Ameise lernen kann. Vor allem: Die Ameise tut nicht irgendetwas, sondern was für ihr Leben am wichtigsten ist: Sie sammelt Nahrung für den Winter und sorgt dafür, dass sie die Zukunft bestehen kann.

Faule Christen – gibt es so etwas überhaupt? Ich fürchte: ja. Was tun wir zum Beispiel, um für die Zukunft gewappnet zu sein? Ich denke jetzt nicht in erster Linie an den Aufbau einer guten Altersvorsorge, sondern: Wie viel Zeit investieren wir, um Gottes Wort, die Bibel, besser kennenzulernen? Ich erinnere an das zweite Kapitel im Buch der Sprüche. Da wurde gesagt, dass wir nach Weisheit suchen sollen, wie man in einem Bergwerk nach Silber sucht und wie man nach Schätzen gräbt (vgl.

Spr 2,3). Und Weisheit schenkt uns Gott, wenn wir die Mühe nicht scheuen, uns durch sein Wort, die Bibel, regelrecht „hindurchzugraben“. Die Bibel ist es wirklich wert, dass wir viel Zeit in sie investieren.

Vor Jahren kam einmal ein junger Pastor zu mir und jammerte: „Nach drei Jahren im Dienst fühle ich mich wie ein ausgetrockneter Brunnen. Ich weiß kaum noch, wie ich die nächste Predigt für den Gemeindegottesdienst zusammenbekommen soll. Ich habe so viel Zeit im Gebet verbracht und es auch schon mit Meditation versucht, aber es wird nicht besser.“ Ich fragte zurück: „Wie viel Zeit verbringst du mit dem Wort Gottes? Wie lange forschst du darin, wenn du dich auf eine Predigt

vorbereitest?“ Ich konnte keine klare Antwort von ihm bekommen. Doch schließlich räumte er ein, dass er wohl weniger als eine Stunde pro Woche mit dem Studium der Bibel verbrachte. Er war zwar überaus geschickt darin, Veranstaltungen zu

organisieren, und war immer in irgendeiner Sache unterwegs. Aber das, was aus meiner Sicht besonders wichtig ist, das blieb bei ihm ungetan. Deshalb sagte ich zu ihm: „Dass du dich wie ein ausgetrockneter Brunnen fühlst, das ist kein Wunder. Eine deiner wichtigsten Aufgaben ist es, auf der Kanzel Gottes Wort zu verkündigen. Aber das kannst du nicht tun, wenn du dich selbst nur so wenig auf Gottes Wort einlässt.“

Später habe ich so bei mir gedacht: Was im Buch der Sprüche einem jungen Mann im Blick auf den Fleiß der Ameise gesagt wird, hätte ich auch meinem jungen Kollegen sagen können: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr!“ – Weiter heißt es im Bibeltext ab Vers 9:

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„Wie lange liegst du, Fauler! Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? Ja, schlafe noch ein wenig, schlummre ein wenig, schlage die Hände ineinander ein wenig, dass du schlafest, so wird dich die Armut übereilen wie ein Räuber und der Mangel wie ein gewappneter Mann“ (Spr 6,9-11).

DER „BÖSE MANN“ – EIN SCHLECHTES VORBILD

Soviel zu diesem Thema. Vor den Machenschaften der „fremden verführerischen Frau“ wurde der junge Mann zuletzt in Kapitel 5 gewarnt. Jetzt geht es wieder mal um diesen anderen Menschentyp, von dem zum ersten Mal in Kapitel 2 die Rede war: „der böse Mann“. Leider ist er kein Einzelexemplar, sondern hat viele

Nachahmer. In den Versen 12 und 13 lesen wir:

„Ein heilloser Mensch, ein nichtswürdiger Mann, wer einhergeht mit trügerischem Munde, wer winkt mit den Augen, gibt Zeichen mit den Füßen, zeigt mit den Fingern“

(Spr 6,12-13).

Ist Ihnen schon mal so jemand begegnet? Was auch immer er tut, jede Geste, die er macht, ist zweideutig. Vieles, was er sagt, hat eine schmutzige Nebenbedeutung. Es gibt Christen, die in dieser Hinsicht Grenzfälle sind. Ich kannte einen Prediger, von dem ich mich deswegen sogar trennen musste. Fast alles, was er sagte, war

irgendwie doppeldeutig. Man wusste nie, woran man bei ihm war. Nicht nur, dass er zweideutige Witze erzählte und schlüpfrige Andeutungen machte. Sondern ich war mir oft nicht sicher, ob er eine bestimmte Sache gemeinsam mit mir durchziehen wollte oder ob er sich insgeheim über mich lustig machte. Ich bin davon überzeugt, dass für einen Christen eine solche Haltung nicht angemessen ist. – Weiter ab Vers 14. Zu den heillosen, nichtswürdigen Menschen zählt auch, wer …

„… trachtet nach Bösem und Verkehrtem in seinem Herzen und richtet allezeit Hader an. Darum wird plötzlich sein Verderben über ihn kommen, und er wird schnell

zerschmettert werden, und keine Hilfe ist da“ (Spr 6,14-15).

Das Böse begegnet uns hier als etwas Perverses – als etwas „Verkehrtes“ oder

„Umgedrehtes“, das der ursprünglichen Bestimmung zuwiderläuft. Böse Menschen

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richten Hader an. Schlimm, wenn man das womöglich von einem angeblichen Kind Gottes sagen muss!

In meinem Büro habe ich das Foto eines Mannes, der mir sehr viel bedeutet hat. Er war kein bedeutender Prediger, aber ein großer Mann Gottes. Ich habe in der Vergangenheit viele Stunden mit diesem Mann verbracht. Sein Foto erinnert mich immer an seine Lauterkeit bei allem, was er sagte. Nie habe ich ihn etwas sagen hören, was zweideutig war oder etwas Verletzendes enthielt. Sein Leben war so klar und rein wie die Mittagssonne. Das ist die Art Leute, die wir heute in unseren

christlichen Gemeinden brauchen. Wir brauchen nicht noch mehr supergescheite Leuten, die für sich in Anspruch nehmen, alles besser zu wissen. Sondern wir brauchen aufrichtige Persönlichkeiten, die demütig und bescheiden sind und ein Vorbild für andere.

Im Neuen Testament, im Galaterbrief, wird den Christen gesagt: „Irret euch nicht!

Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten“ (Gal 6,7-8). Lassen Sie es mich so sagen: Gott kann man nicht täuschen. Unser Gott verlangt ein heiliges Leben. Und wissen Sie, warum? Weil er heilig ist. Menschen, die das akzeptieren und selbst danach leben, die wird Gott segnen.

Ins Deutsche übertragen von Kai-Uwe Woytschak

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