III. Die Folgen
1.
Reaktionen in der Öffentlichkeit
Ineinem hatten dieVerschwörerumEhrhardt
richtig
kalkuliert:DerTod Rathenaus lösteeinpolitisches
Erdbeben aus. Uber dieJahre
derRepublik
hinaus bildete das Datum seinerErmordung
einen Markstein derErinnerung
und des Entsetzens über das Ausmaß anpolitischer Roheit,
die in Deutschland Platzgegriffen
hatte1.Bis weit in das konservativeBürgertum
wirkte dieBluttat aufrüttelnd2. FriedrichMeinecke,
dendieSchüsse auf Rathenau„wie
einschauriges
undseltsamesSäkulargespenst,
dasUmgang hielte", berührten,
wandtesichscharfgegen
„die
überausunkluge
undkurzsichtige Haltung
einesgroßen
Teiles meinerKollegen",
diedieStudentenschaftinihrer oftfanatischrechtsgerichteten Haltung
bestärk-ten3;
ThomasMann tatnach dem TodeRathenaus mit eineraufsehenerregenden
Rede inBerlinseine
Wandlung
zumRepublikaner
kund undverlangte
voreinerscharrenden Zuhö-rerschaft,
„unsere nochungelenken Zungen
zu dem Rufe[zu] schmeidigen:
,Es lebe dieRepublik!'"4
VoneinerPolarisicrung
deröffentlichenMeinung,
wie siedie O.C.-Funktionä-reerhofft haben
mochten,
warindenerstenTagen
nach demAttentatnurwenig
zuspüren,
so stark beherrschten Entsetzen und Zorn über den
Mordanschlag
das Feld5. Was demlebenden Rathenaunie
vergönnt
war,wurde demtotenzuteil: Uber diepolitischen
Grenzenhinweg
bekundetenMillionen DeutscherindenTagen
nach demVerbrechenihre Trauer und AbscheuaufMassenveranstaltungen
derGewerkschaften,
der demokratischenParteien und derrepublikanischen
Verbände. Fasteinmütig
wurde der Tote in der Presse wie auf denTrauervcranstaltungen
imReichstag
undin denLänderparlamenten,
aber auch auf unzähli- genGedächtnisfeierninBetrieben,
Schulenund Universitätenalsein Manngewürdigt,
dersichüber viele
Jahre
selbstlosindenDienstdesStaatesgestellt
habe undnunfür seinLandzu mMärtyrer geworden
sei6.DieEmpörung
inallen Schichten derBevölkerung drängte republik-
feindlicheStimmen aufWochensostarkindie
Defensive,
daßesscheinenmochte,
alshabe1
Vgl.
alsBeispiele
unter vielen: Heuß,Erinnerungen,
S. 280; Boveri,Verzweigungen,
S. 100 f.;Eggebrecht,
DerhalbeWeg,S.137f.2 HierzuCarle,
Weltanschauung,
S.144ff.3 Meinecke,Geistderakademischen
Jugend,
S.338und340.45 Mann,VonDeutscher
Republik,
S. 130.Vgl.
ders.,Geist undWesender DeutschenRepublik,
S. 132ff.Vgl.
dasZeugnis
Breuckers über das VerhaltenvonEhrhardts StellvertreterAlfred Hoffmann nach Bekanntwerden der Mordnachricht: „Hoffmannwarziemlichbestürzt,daßerauf denStraßen[...]nichtauf denvonihmoffenbarerwarteten
Jubel,
sondernauffassungsloses
EntsetzenundEmpörung stieß."NLvonSalomon,BreuckcranSalomon,28.6.1951.6 Auch die Kirche blieb nichtstumm:Der Kirchenausschuß der
Evangelischen
Kirche Deutschlands veröffentlichteaus AnlaßderErmordung
Rathenauseine„Kundgebung"
zurVerlesung
vonden Kanzeln,die sich mahnendgegendieVerrohung
dessittlichenEmpfindens
wandte,gleichzeitig
aberauch durch eine zurückhaltende
Formulierung jeder Spaltung
imKirchcnvolkvorzubeugen
suchte;vgl. Thüringer
Kirchenblatt, 1922, Nr. 15 und 16; EZB, 1/A 2/477,Dasevangelisch-lutherische
Landeskonsistorium Dresdenanden Deutschen
Evangelischen
Kirchenausschuß,11.7. 1922.in der
politischen
Kultur des Landes einspürbarer
Wandeleingesetzt
und dieRepublik
endlichdie breite
Unterstützung gefunden,
die sie bisher in derunbarmherzigen Gegner-
schaftvonrechts und links hatte entbehren müssen7.
Ander
Spitze
derProtestbewegung
standendieArbeiterorganisationen:
Schonam25.Juni
1922 hatte der
Leipziger Gewerkschaftskongreß
des ADGBbeschlossen,
denTag
derTrauerfeier für den ermordeten Minister zu einer Demonstration für die
Republik
zunutzen8. Mit den beiden sozialdemokratischen Parteien und der KPD9
einigten
sich dieGewerkschaften auf einen reichsweiten Proteststreik vom
Mittag
des 27.Juni
bis zumMorgen
desdarauffolgenden Tages,
vondemnurPost,Eisenbahnverkehr, Stromversorgung
und Notstandsarbeiteninanderen
lebenswichtigen
Bereichenausgenommenwaren10.Der„Demonstrationsstreik"11
blieb nicht auf dieArbeiterbeschränkt:Diepreußische Regierung
schloß sich ihmfüralle ihre Behörden an,die
Reichsregierung
ordnetedieEinstellung
desBüro-und Werkstättendienstesab14Uhranund erlaubtedenBeamtendie Teilnahmeanden
Protestversammlungen,
sofernihr Dienstesirgend
zuließ.DerErfolg
übertraf dieErwartun- gen noch: DerTag
derBeisetzung
Rathenaus wurde besonders in den Städten zu einereinzigartigen
Demonstrationfür dieRepublik12.
Eineungeheuere Menschenmenge folgte
andiesem27.
Juni
in BerlindemAufrufderParteienvomZentrumbiszurKPD,umsichvordemReichstag,
um dasBrandenburger
Tor, imTiergarten
zuversammeln und die Straßen zu säumen,durchdie derSarg
Rathenaus indieFamilicngrabstätte
Berlin-Oberschöneweide überführt wurde.Gewaltige
DemonstrationenwurdenauchausFrankfurt, Stuttgart,
Mün-chen, Königsberg, Hamburg
und vielenanderen Städtengemeldet13.
Sie zeugten eindrucks- vollvoneiner breitenEntschlossenheitinderBevölkerung,
denbedrohtenStaatvonWeimarzuschützen.
Doch
barg
dasAufgebot
auch Gefahren:ImVerlauf derTrauerkundgebungen zeigte
sichan vielen
Zwischenfällen,
daß dieLage
gespannt war und mancherorts ein Ausbruchbürgerkriegsähnlicher
Unruhennichtausgeschlossen
werden konnte14.InKarlsruhezerstör-tenam27.
Juni
umherziehendeTrupps
dieGeschäftsstellederDNVP;
inDarmstadtwaren dreiToteund25Verletztezubeklagen,
nachdem beischwerenAusschreitungen
Geschäfts-inhaber
mißhandelt,
dieWohnungen
zweierAbgeordneter
derDVP verwüstetund zwei7
Vgl.
Pfeiffer-Belli,Kessler.Tagebücher,
S.324.SelbstStinneswurde nach dem MordmitderÄußerung
zitiert, daß der Schuß auf Rathenau auch die Monarchie getötethabe: „Wirmüßtennun mitder
Republik
regieren." BayHStAMünchen,MA103160,Niederschrift des Telefonats desbayerischen
GesandtenvonPreger,11.7.1922;
vgl.
Schulze,Weimar,S.244;Brecht,AusnächsterNähe,S.390.8 Berliner
Tageblatt
vom25. 6.1922,Morgen-Ausgabe.
9
Vgl.
Meyer-Leviné,IminnerenKreis,S.43ff.;Reisberg,
Einheitsfront,S.995ff.; Winkler,VonderRevolutionzur
Stabilisierung,
S. 537ff.10Frankfurter
Zeitung
vom27. 6.1922,ErstesMorgenblatt.
11 Vorwärtsvom26. 6. 1922.
12
Vgl.
BerlinerTageblatt
vom28.6.1922,Morgen-Ausgabe.
Anders sahesallerdings
invielen ländlichenRegionen
aus;vgl.
fürBayerndie Halbmonatsberichte derRegierungspräsidenten
vonNiederbayern,
4.7.,Oberfranken,6.7.,und Schwaben und
Neuburg,
7.7.1922,in:BayHStA München,MInn66304.13
Vgl.
BerlinerTageblatt
vom28. 6. 1922,Morgen-Ausgabe.
Kesslernenntfür Berlin über eine Million Demonstranten,für Münchenund Chemnitz150 000sowie100 000fürHamburg,
Breslau,ElberfeldundEssen(Rathenau,S.368).Denüberaus hohen
Mobilisierungsgrad,
derinder Arbeiterschaft den derMaidemonstrationen deutlichübertraf,heben auchRegionaluntersuchungen
zuanderen Städtenhervor;
vgl.
z.B.Rother,Braunschweig,
S.157.14
Vgl.
den Uberblick beiFlorkenbach,DasDeutscheReich,S.144,undTroeltsch,Spektator-Briefe,
5. 282.
in
Zeitungsredaktionen völlig
demoliertwordenwaren,sodaß die Polizei einschritt und auf dieMenge
feuerte15. Auch in Frankfurt/Main konnte dieOrdnung
nur durch ein massivesPolizeiaufgebot wiederhergestellt
werden.InBraunschweig
versuchteneinige
hundertKPD-Anhänger,
dasLandeszentralgefängnis
zustürmen;inHalle warfbeiZusammenstößeneinetausendköpfige Menge
diePolizeimannschaft,
diegegensievorging,zuBoden underzwang durch eine förmlicheBelagerung
derHauptwache
dieFreilassung
einesfestgenommenen
Arbeiters16. Schwere Zwischenfälle
ereigneten
sich auch inDresden,
beiBautzen17,
inZwickau18 undin
Hamburg,
woein indieEnge getriebener Polizeitrupp
mehrere Gewehr- salvenauf die zurückflutendeMenge
feuerte undein Blutbadanrichtete19. SelbstinBerlin,
woblutige
Zwischenfällegarnichtzuverzeichnenwaren,aber auchinMünchen hatten Beobach-terden
Eindruck,
amVorabendeiner zweitenRevolutionzustehen20.Leichthättendiese lokal
begrenzten Gewalttätigkeiten
eskalierenkönnen, zumal,
wenn esnochzuweiterenGewalttatenvonrechts
gekommen
wäre21. DaherwarntendieRegierungs- parteien
ihreAnhänger
voreigenmächtigen
Aktionen. Sorief dasZentrumdazuauf,
das denTrauerdemonstrantenamdistanziertesten
gegenüberstand, „überall
dasBeispiel
vonRuheund
Ordnung"
zugeben, „geschlossen
hinterunsereRegierung
zutretenund ihreMaßnah-men zur
Aufrechtcrhaltung
derStaatsordnung
nachdrücklichzuunterstützen"22.Auch die DDP, die imGegensatz
zum Zentrum zum Protest auf die Straßerief, verlangte
den„Zusammenschluß
allerverfassungstreuen Volkskräfte,
umdieRepublik
mit allenMittelndes Gesetzes und denen des Staates zu schützen"23. Nicht anders versuchten SPD und
Gewerkschaften,
einerdenkbaren EskalationEinhaltzugebieten,
und erklärtenungeachtet
der
kämpferischen
Tonartihrer Aufrufediegeordnete
Demonstrationvonrepublikanischer
Stärke und
geschlossener Disziplin
zumeigentlichen
ZielderMassenmobilisierung24.
Derhalbtägige
Streik selbst sollte nachAuffassung
der SPD die öffentlicheOrdnung
nichtangreifen,
sondern stärken unddenWillenderrepublikanischen Bevölkerungsmehrheit
zumAusdruck
bringen,
„damitdieGegner erkennen,
daß hinter den Führern derRepublik,
diesie15
Vgl.
DarmstädterTäglicher Anzeiger
vom29. 6.1922;Hessischer Volksfreundvom30. 6.1922;vgl.
PA/AA,Ref.Deutschland,Po.5k,Bd.2,Bericht der
Reichsvertretung
inDarmstadtandasAuswärtige
Amtüber die
Ausschreitungen
inDarmstadtam27.Juni,4. 7. 1922.16Berliner
Tageblatt
vom28.6.1922,Abend-Ausgabe; Leipziger
Nachrichtenvom28. 6.1922.17
Vgl.
StaL,Min.d.Innern,Nr.11106a,Teil2,Bericht derKreishauptmannschaft
Bautzen,o.D.18
Vgl.
Lange, Protestaktionen,S.950ff.;Krusch,Kampf,
S.222ff.19
Hamburgischer Correspondent
undHamburgische Volkszeitung
vom27. 6.1922;vgl.
StaH, Senat, CL, VII, Lit. Me Nr. 12,Vol. 28,Berichte des vonderBürgerschaft
am28. 6. 1922eingesetztenUntersuchungsausschusses
zurPrüfung
derVorgängeamMühlenberg
am26. 6.1922,Februar1923.20
Vgl.
d'Abernon,Zeitenwende,Bd.2,S.68und78,und denBerichtMoservonFilsecksvom2.7.1922, in:Benz,PolitikinBayern,S.98.21 Der
preußische
InnenministerSevering
hieltesin einerÄußerung gegenüber
demVorwärtsfür höchstungewiß,
ob es derRegierung
bei einem Fortgang der Attentatsserie nochgelingen
könnte, dieGegenbewegung aufzufangen
(5.8. 1922);vgl. Severing, Lebensweg,
Bd.2,S.352;Jasper,Schutz derRepublik,
S.64.22Berliner
Tageblatt
vom26. 6. 1922,Abend-Ausgabe.
DieReichstagsfraktion
des Zentrums lehntegleichzeitig
eineBeteiligung
anden für den27. 6.geplanten
Trauerdemonstrationen mehrheitlichab;vgl.
Morscy/Ruppcrt, Protokolle,S. 366f.23 FrankfurterZeitungvom25. 6.1922,Zweites
Morgenblatt.
24
Vgl.
BerlinerTageblatt
vom29. 6.1922,Morgen-Ausabe.
Einenanalogen Appell
zurUnterstützungderRegierungveröffentlichten die christlichenGewerkschaften;
vgl.
KölnischeZeitung
vom26. 6.1922,
Abend-Ausgabe;
Potthoff,Gewerkschaften undPolitik,S.306ff.zu
beseitigen trachten,
die Mehrheit des schaffenden Volkes steht"25. Daß damit der übliche Zweck einesStreiksinseinGegenteil
verkehrt wurde und dieArbeitsniederlegung
sichgar nichtgegendenBestreikten-
den Staat
-
richtete,
brachtedie sozialdemokratischePresse in eingewisses
Dilemma:„Gegenüber Versuchen,
dieKundgebung
alsGeneralstreik'
hinzu-stellen,
muß betontwerden,
daß essichumeinefeierliche Demonstration desWillenszurStaatserhaltung handelt,
alsoumdasGegenteil
einesGeneralstreiks."26Auf dessen
Ausrufung
hattehingegen,
wenn auchvergeblich,
die KPDgedrängt27.
Abgeordnete
derUSPD und der KPD waren imPreußischenLandtag gleich
nach demAttentatfür die
sofortige Bewaffnung
der Arbeiterschaft als Auftakt zurproletarischen Erhebung
imganzenLand undzurWeiterführung
der Revolutionvon1918eingetreten28.
Dieauf demBoden der
Verfassung
stehendenArbeiterorganisationen
versuchtendaraufhin,
dieKommunisten in eine
gemeinsame
Politik einzubinden.AmTag
nachder Trauerfeierfür Rathenau unterzeichnetenVertreter derSPD,
derUSPD,desADGBundderKPDinBerlin einegemeinsame Resolution,
die zwar dieForderung
nach einemRepublikschutzgesetz enthielt,
aberwederdenvonderKPDpropagierten
Generalstreik noch eineBewaffnung
derArbeiter erwähnte. Bereitsam8.
Juli
brachdie indiesem„BerlinerAbkommen"inAussicht genommene Einheitsfrontallerdings
wiederauseinander,
als die KPD nicht von ihrerAgitation
gegen die„parlamentarischen Ablenkungsmanöver"
der sozialdemokratischen Parteienabließ29.Der
Aufgabe,
EntschlossenheitundTatkraftzudemonstrieren,
umdiepolitische
Erre-gung kontrollierbarzu
halten, zeigte
sich auch dieReichsregierung gewachsen30.
IndreiReden nach demAttentat im
Reichstag kündigte
Reichskanzler Wirthenergische
Maßnah-men anundverbandam25.
Juni
seinenNachruf auf denToten miteinemAngriff
aufdiekonservativen
Gegner
derRepublik,
dieerinbewegenden
Wortender Mitschuld zieh:„Da stehtderFeind,
der seinGiftin dieWundeneines Volkesträufelt-
DastehtderFeind
-
und darüber istkeinZweifel:dieserFeindsteht rechts."31Die
gezielte Verwendung
einerausderArbeiterbewegung
stammenden Parole32 durch den katholischenZentrumspolitiker
lösteeinen Tumult aus;
Abgeordnete
der konservativen Parteienprotestierten
mit erhobenen25
Erklärung
des Bezirksvorstandes derSPDSchleswig-Holsteins,
zit. nachSchlcswig-Holsteinische Volkszeitung
vom26. 6.1922.26VossischeZeitungvom26. 6.1922,
Abend-Ausgabe (Hervorhebung
imOrig.).
27Berliner
Tageblatt
vom27.6.1922,Morgen-Ausgabe.
28RoteFahnevom25.6.1922.
Vgl.
auch dieProklamation der KPD-Zentralevom26.6.1922,in:Ebendavom27.6. 1922.
29Angress,
Kampfzeit
derKPD,S.277.30Wirthwarsich über die mit der
Ermordung
verbundeneStrategie
der radikalen Rechten durchaus im klaren undmotiviertedie entschlosseneHaltung
seinerRegierung
damit,daßmanaufmonarchistischer Seite„durchsolcheBluttatenwie dieErmordung
Rathenaus die ArbeiterschaftzumAufruhr reizen[wolle],umdannim
allgemeinen
WirrwarrdieRegierung
ansichzureißen";AktenderReichskanzlei,DieKabinette WirthIundII,Nr.304,
Besprechung
mitdenMinisterpräsidenten
derLänder,29.6.1922,S. 916.
31 Zit. nachGegenden
politischen
Mord!,S.25;vgl.
Mayer, Skizzen,S.23f. Die Urteile der Geschichts- wissenschaftüber Wirthsberühmtgewordenen
Ausruf,derdenErwartungenauf der Linkenent-sprach,
abergleichzeitig
diegemäßigte
Rechte weiter in die Opposition trieb, sind kontroversgeblieben; vgl.
Griewank,Dr. Wirth;S. 7;Schulze, Weimar,S.244,undders., OttoBraun,S.416;Laubach,PolitikderKabinetteWirth,S.244f.
32 1919hatte
Philipp
ScheidemanneineBroschüre mit dem Titel„DerFeind steht rechts"veröffentlicht;vgl.
Schulin,WaltherRathenau,
S.136.Fäusten,währendin den stürmischen
Applaus
der Mehrheit auchdieanwesendenJourna-
listenund die Zuhörer aufdenRängen
einstimmten33. AufAntrag
von SPD undUSPDbeschloß der
Reichstag
gegendie Stimmen derDNVPund derMehrheit derDVP,
dieam24.Juni gehaltenen
Gedenkreden des Reichskanzlers und desReichstagspräsidenten
imganzen Reich aufStaatskostenöffentlichanzuschlagen34.
Regierung
undReichspräsident
bewiesenschnell,
daßesnicht bei bloßenWortenblieb.Gleich nach Bekanntwerden derMordnachricht
verständigte
sich das Kabinett auf Maßre-geln
zumSchutzderRepublik,
die dieEinsetzung
vonSondergerichten
und dieAusrufung
desAusnahmezustandes umfassen sollten35. Und nochamselbenAbend erließder Reichs-
präsident
eineaufArtikel48derWeimarerRcichsverfassung gestützte Verordnung,
die aufdie
gesetzwidrige Bekämpfung
derrepublikanischen
Staatsformgerichtete
Vereine undVersammlungen
mit Verbot bedrohte und dieBeschimpfung
derRepublik
undihrerReprä-
sentanten unterStrafe stellte.Die
Zuständigkeit
fürentsprechende
Delikte sollteeinneuzu-bildendcr
Staatsgerichtshof
zumSchutz derRepublik erhalten,
vondessen siebenMitgliedern
nur drei
Berufsjuristen
sein mußten36. Ebenfalls unterRückgriff
auf Artikel 48 verboten Sachsen undThüringen „bis
aufweiteresalle nationalistischenund monarchistischen Kund-gebungen, Versammlungen
undZusammenkünfte"37.EineweitereSchutzverordnung folgte
am 29.
Juni,
als sich abzuzeichnenschien,
daß einorganisiertes Komplott
hinter demAnschlag
aufRathenau steckte. Sie bedrohte die TeilnahmeanVereinigungen
zurErmordung
von
Mitgliedern
der Reichs- undLandesregierungen
mitdem Tod undergänzte
die Verord- nungvom26.Juni
umeinenArtikel über das Verbotrepublikfeindlicher Zeitungen
undZeitschriften38.Inden
folgenden Tagen
setztenumfassende Verboterechtsgerichteter
Verei-ne
ein,
denen außerinBayern
undWürttemberg
fastüberall derDeutschvölkische Schutz- und Trutzbund zumOpfer fiel39,
während der Verbandnationalgesinnter Soldaten,
derStahlhelmund der
Jungdeutsche
Ordennurineinigen
Ländernaufgelöst
wurden40. Gleich-zeitig
setztendieBeratungen
vonReichs- undLänderregierungen
über dieUmwandlung
der33Wendt,
Krisenreichstag,
S. 75. DasReichstagsprotokoll
vermerktandieser Stelle: „Stürmischer,langanhaltender
Beifallund HändeklatscheninderMitteund links und auf sämtlichen Tribünen.Große,
langandauernde
Bewegung."Zit. nachGegendenpolitischen
Mord!,S.25;vgl.
zumEindruck,den die Rede auf ihre Zuhörer machte:Pfeiffer-Belli,Kessler.
Tagebücher,
S.324; Braun,Von WeimarzuHitler,S.47.
34VossischeZeitungvom25. 6.1922,Erste
Beilage.
Daß Wirth sichin seinemBemühen,die revolutio- näreBewegunginder Arbeiterschaftaufzufangen, große
Verdienste erworbenhatte,erkannten auchzeitgenössische
Beobachteran;vgl.
d'Abernon, Zeitenwende,Bd.2,S. 72.35Vossische
Zeitung
vom24.6.1922,Abend-Ausgabe.
36
Reichsgcsetzblatt
1922, 1.Teil,S. 521 ff.;Horkenbach, Das DeutscheReich, S. 144. Eine zweiteVerordnung ermächtigte
dieLandesbehörden,Rcgimentsfeiern
und andereVersammlungen
ehema-liger Angehöriger
derkämpfenden Truppen
zuverbieten; Jasper,Schutz derRepublik,
S.58ff.37StAL.Min.d.Innern,Nr.11080,
Verordnung
desGesamtministeriums,24.6.1922;Leipziger
NeuesteNachrichtenvom25. 6.1922.Zuden Reaktioneninden einzelnen Ländern
vgl.
Jasper, ebenda,S.66ff.38
Rcichsgesctzblatt
1922, 1.Teil,S.534ff.39Diespätervom
Staatsgerichtshof bestätigten
Verbote leiteten das Ende der bis dahinmitgliederstärk-
stenantisemitischen
Organisation
inDcutschlandein;vgl.
Lohalm,VölkischerRadikalismus,S.246ff.40Bis zum 4. 8. 1922 waren
insgesamt
43Rechtsorganisationen aufgrund
derBestimmungen
derRepublikschutzverordnung
bzw. desRepublikschutzgesetzes
in mindestenseinemLand verboten worden;diemeistenVerbotesprachen blamburg
und Sachsenaus;BayHStAMünchen, G21178, Bericht desRKO,4.8.1922;Jasper,Schutz derRepublik,
S. 316ff.;vgl.
für den StahlhelmBerghahn,
Stahlhelm,S.36f.Folgen
Verordnungen
in einGesetzein,
beidenender Reichskanzler und dieRegierungschefs
derLänder mitstarker sozialistischer WählerschaftkeinenZweifel daran
ließen,
daßnurschnel-lesHandeln der
Legislative
diegewünschte Beruhigung
auf der Linkenherbeiführen könne41.Entsprechend
betonteJustizminister
Radbrucham25.Juni
imReichstag,
daß die Verordnun- genausschließlichgegendieBedrohung
derRepublik
vonrechts zielten42.Den mobilisierten
Anhängern
der demokratischenOrdnung
boten sich freilich nurgeringe Möglichkeiten,
an derverlangten „gründlichen Aufräumung
mit der Reaktion"mitzuwirken43.Auchmitnochsomachtvollen
Kundgebungen
ließen sich monarchistischeÜberzeugungen
nicht aus der Weltschaffen,
und mit staatlichenAnordnungen
war derRespekt
vorderRepublik
unterStudenten,
Beamtenund Militärs nichtzuerzwingen.
Einanschauliches
Beispiel
dafür bildete dieDurchführung
eines Erlasses überschulischeTrau- erfeiernin Preußen44:DasBerlinerTageblatt
stellteresigniert fest,
daß auchwährend deraufrichtigsten
Gedächtnisfeiern dasWort„Republik"
kaumgefallen
sei45.Für Kiel notierte dieSchleswig
HolsteinischeVolkszeitung,
daß derDirektor dereinzigen
höheren Schule derStadt,
die indenTagen
nach derErmordung
Rathenausschwarzrotgold geflaggt hatte,
ausdemDirektorenverein
ausgeschlossen
worden sei46.So konzentrierte sich dieAufmerksam- keit derÖffentlichkeit
auf dieAufspürung
undUnterdrückung jeder Bekundung
einerantirepublikanischen Geisteshaltung,
und dieAuseinandersetzung
mit denGegnern
derRepublik verlagerte
sichvorwiegend
aufSymbolhandlungen,
wie einzwischen denParteien bei derVorbereitung
derBeisetzung
Rathenaus entbrannter Streit über dasMarmorstandbild Wilhelms I. in der Wandelhalle desReichstags zeigt:
Nachdem dieUnabhängigen
seinesofortige Entfernung verlangt
und die Deutschnationalendagegen
scharfprotestiert hatten, einigte
mansichdarauf,
dasStandbild während der Trauerfeier für Rathenauzuverhüllenund zusätzlichdie Kaiserkronenzuentfernen,
die aufdengroße Fahnenstangen
desReichstags angebracht
waren47. Als dieMutter des Ermordetenj
edochdringend bat,
vonderVerhüllung abzusehen,
dieUSPDsich aberweigerte,
einerTrauerfeierzuFüßendesKaiserstandbildesbeizuwohnen,
konnteeinKonfliktnurvermiedenwerden,
indem dieFeier indenSitzungs-
saal des
Reichstages verlegt
wurde48.AnBilderstürmereierinnerte invielen Städten das
Vorgehen empörter
Demonstranten, dieJagd
auf Geschäftsschilder mit Kronen und Hoflieferantentitel machten49. In Halle durchsuchtenumherziehendeArbeiterpatrouillen
am27.Juni
1922Passantennachmitge-
Soerklärte der
Hamburger Bürgermeister
Diestel:„DieErregunginHamburg
seibesonders schwer.Es müsse
unbedingt
etwasgeschehen,
umdie Volksseele wiederzurRuhe zubringen."
Akten der Reichskanzlei,DieKabinette WirthIundII,Nr.304,Besprechung
mitdenMinisterpräsidenten
der Länder,29. 6. 1922,S.918.Verhandlungen
des DeutschenReichstages,
1.Wahlperiode,
Bd.356,S.8050.ZudenSchwierigkeiten,
die einseitigeGerichtetheit der
Verordnung
imKabinett durchzusetzen: Akten derReichskanzlei, ebenda,Nr.300,Kabinettssitzung
vom25. 6.1922,S.896ff.; Radbruch,Der innereWeg,S.118f.So der
DDP-Reichstagsabgeordnete
Haas auf einer vonmehr als 200 000 Menschen besuchten DemonstrationimBerlinerLustgartenam26.6.1922;vgl.
BerlinerTageblatt
vom26.6.1922,Abend-Ausgabe.
Vgl.
BerlinerLokalanzeiger
vom27. 6.1922,Morgen-Ausgabe.
Berliner
Tageblatt
vom29. 6.1922,Abend-Ausgabe.
Schleswig-Holsteinische Volkszeitung
vom27.und28. 6.1922.Vgl.
BerlinerTageblatt
vom27.6.1922,Morgen-Ausgabe;
VossischeZeitungvom27.6.1922,Abend-Ausgabe;
Redslob,VonWeimar nachEuropa,S.192.Vgl.
KielerNeuesteNachrichtenvom29. 6. 1922.Vgl.
BerlinerTageblatt
vom28.6.1922,Morgen-Ausgabe;
Lange,Protestaktionen,S. 957.führten
Stahlhclmabzeichen;
in anderen Städtendurchzogen Demonstrantentrupps
dieStraßen,
umdieSchließung
etwageöffneter
Gasthäuserdurchzusetzen,
undinTravemünde zwangen DemonstrantendenPrinzenHeinrich,
dieimTopp
seinerJacht geführte
schwarz-weißrote
Flagge
einzuholen50. Auf derselbenLinielag
es,daßgleichzeitig
auchdenSymbolen
der
Republik
neueAufmerksamkeitgeschenkt
wurde51.InderBerlinerStadtverordnetenver-sammlung
fandeinDringlichkeitsantrag
derUSPDZustimmung,
derdenMagistrat
auffor-derte,
dafür zu sorgen, daß alle städtischen Gebäude mitschwarzrotgoldenen
Fahnenversehen
würden52,
nachdem die sozialdemokratische Presse detailliertaufgelistet hatte,
welche öffentlichen Gebäude am27.
Juni
trotzdes Staatsaktes nichtbeflaggt
waren53. DieFalschmeldung
derFreiheit,
daß in Berlin„die bayerische
Gesandtschaft[...]
es nichtfürnötig
befundenhat,
als Zeichen der Trauer um den Minister Rathenau dieFlagge
aufHalbmastzu
hissen"54,
ließgardasAuswärtige
Amttätig
werden undzwangdiebayerische
Gesandtschaftzueinemförmlichen Dementi55.DieneuerwachteSensibilitätfür
politische Symbolik
reichteüberdenTag
hinausundgab
denBemühungen
umdieFestlegung
einesReichsfeiertages
am 11.August
zurEhrung
derrepublikanischen Verfassung
und dieBestimmung
einerNationalhymne
neuen Auftrieb56. Mit höchster Intensitätverfolgten Öffentlichkeit
undrepublikfreundlichc Zeitungen,
ob dieregierungsamtlichen
Anordnun-gen zur
Ehrung
des Ermordeten vorbehaltlos odernurzögernd
umgesetztwurden,
undnahmen
jedes
Zeichen einervermeintlichen oder tatsächlichenParteinahmefürdieMörder und ihremutmaßlichepolitische
HeimatzumAnlaß für demonstrativeProteste. Im Reichs- taggenügte
nach demBekanntwerdender MordnachrichteinmißverstandenesWort,
daß Sozialdemokraten denDVP-Abgeordneten
Schochausdem Plenarsaaldrängten57.
AuchimPreußischen
Landtag
hinderte die Mehrheit konservativeAbgeordnete
am24.Juni daran,
dasWortzu
ergreifen,
undzwangdiedeutschnationaleFraktionausdemSaal58. Stärker noch hatte sich die neuerwachte Entschlossenheit auf KarlHelfferich,
den deutschnationalen WortführerimReichstag, konzentriert;
anseiner Person entzündetensichSzenen,wie sie das Haus nochnichtgesehen
hatte59.50
Vgl.
BerlinerTageblatt,
28.6.1922,Abend-Ausgabe;
KielerNeuesteNachrichtenvom29.6.1922;vgl.
füreinenähnlichen
Vorgang
inFreiburg: Kreutzberger,
Studenten undPolitik,S.122.51
Vgl.
denKommentar„VolkohneFahne"inder VossischenZeitung
vom26.6.1922,Abend-Ausgabe, Beilage.
52
Vgl.
BerlinerTageblatt
vom30. 6.1922,Morgen-Ausgabe.
53Vorwärtsvom27.6.1922,
Beilage.
Ebensounnachsichtig
wiesderVorwärtsaufeineFlaggenpannc
beiderAEGhin:„Aufdem
Riesengebäude
derAEG inMoabitwarnoch gesternvormittag
keineSpureiner
Trauerbezeugung
fürden ermordeten Präsidenten des Aufsichtsratszuerblicken. Die Direktion mußte,sowirdunsmitgeteilt,
erstvomBetriebsrataufgefordert
werden,ihrerAnstandspflicht
zu genügen."DieBerlinerMorgenpost
notierteverärgert,daß diefranzösischeBotschaft in Berlin eher Flalbmastgeflaggt
habe alsdeutscheBehörden(25.6.1922).54 Freiheitvom27.6. 1922.
55
BayHStA
München, G 2 1099, DieBayerische
Gesandtschaft an die Redaktion der „Freiheit",28. 6. 1922.
56
Vgl.
Mader,Nationalhymne,
S.1088ff.57
Vgl.
FrankfurterZeitung
vom25.6.1922,ErstesMorgenblatt.
58 Ebenda,Zweites
Morgenblatt.
ImsächsischenLandtag hingegen
zog die LinkeausdemSaal,nachdemesihr während der Rathenau
gewidmeten
Trauerfeieram28. 6.nichtgelungen
war,dendeutschnatio- nalenVizepräsidenten Wagner
von seinem Platz zu entfernen;Verhandlungen
des SächsischenLandtages,
S. 4235ff.;BerlinerTageblatt
vom29.6.1922,Morgen-Ausgabe.
59
Vgl.
BerlinerTageblatt
vom25. 6.1922;vgl.
Löbe,Weg,
S.102ff.Insgesamt
aber konnten liberaleZeitungen
nach derBeisetzung
des ErmordetenmitGenugtuung konstatieren,
daß das durch dieBluttat aktivierteGewaltpotential
sichtrotzderAusschreitungen
letztlichnurinunbedeutendem Maße artikulierthabe und dieKundgebun-
gen doch meist in
„mustergültiger Ordnung"
verlaufenwaren60. Daß derMassenprotest weitgehend
aufder Ebenesymbolischer Handlungen gehalten
werdenkonnte,
war dergemeinsamen Strategie
derdemokratischenOrganisationen
zuverdanken,
diesich andieSpitze
des Protestesgestellt, Ausschreitungen
aber zu verhinderngesucht
hatten. DerRegierung
und den sietragenden
Parteien war es im Verein mit den Gewerkschaftengelungen,
dem losbrechenden Sturmdurch dieerfolgreiche
Demonstrationeigener
Ent-schlossenheitdie
Spitze
zunehmen.DasKalkül derrechtsradikalenBürgerkriegsplaner,
daßdieWutder Arbeitermassensichgegeneine
handlungsunfähige Regierung
richtenwürde,
hatte sich als
Fehlspekulation
erwiesen61.Daran änderte auchein zweiter von den drei
Arbeiterparteien
und denunabhängigen
Gewerkschaften getragener Aufrufzum befristeten Generalstreik am4.
Juli
1922 nichts.Vordergründig
auf diebeschleunigte Verabschiedung
desRepublikschutzgesetzes gemünzt,
diente diese Demonstration vor allem
dazu,
die weiterhin herrschendeEmpörung
in derArbeiterschaft
aufzufangen
und derKPD-Agitation
den WindausdenSegeln
zunehmen,
wieder
ADGB-Appell
zumAusdruckbrachte:„Wir
erwartenauch,
daß sichdie Demonstration inaltbewährtergewerkschaftlicher Disziplin
vollziehen und der Reaktion keinerleiVorwandgeben wird, irgendwelche
Unbesonnenheiten festzustellen.Arbeiter, Angestellte,
Beamte,Republikaner!
Laßt Euch nichtprovozieren,
bleibt aufgesetzlichem
Bodenundhelftent-schlossen und besonnen."62Interessanterweisewarder
Mobilisicrungsgrad
derBevölkerung
diesmalnoch höher als bei den Demonstrationenvom27.
Juni
und erreichteauchbürgerliche Kreise63,
obwohl dieRegierungsparteien
außer derSPDdenProteststreikdiesmal ebensowe-nig mittrugen
wie die christlichen unddie Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften64. Fast überallim Reich verliefen dieKundgebungen
nicht zuletzt dank desgewerkschaftlichen Ordnungsdienstes weitgehend ruhig, wenngleich
der tags zuvorerfolgte Anschlag
aufMaximilian Hardendie
Erregung
nochmalsgesteigert
hatte65. Diesbestätigt
diepolitische Klugheit
destaktischenVorgehens
vonGewerkschaftenundSPD,
sich abermalsandieSpitze
deranhaltenden
politischen Erregung
zustellen. WieernstdieLage
dennoch beurteiltwurde, zeigt
einRunderlaßvom5.Juli
1922,indemesdasAuswärtige
Amtfürgeboten hielt,
den imAusland
aufgekommenen „Gerüchten
über Unsicherheit derRegierung
odergarRegie-
60FrankfurterZeitungundLeipzigerNeuesteNachrichtenvom28.6.1922.
61Zu diesem
Erfolg
hatte auch dieEntscheidung
derRegierungsparteien beigetragen,
denReichstag
nurbei einem Scheitern der
Schutzgesetze
aufzulösen,umnichtzuriskieren,daß derdarauffolgende Wahlkampf
indenBürgerkrieg abgleite;
Akten derReichskanzlei,DieKabinette WirthIundII,Nr.304,
Besprechung
mit denMinisterpräsidenten
derLänder,29. 6. 1922,S.913;vgl.
HannoverscherAnzeiger
vom28. 6.1922;BerlinerTageblatt
vom12. 7.1922,Abend-Ausgabe.
62Zit. nach
Schleswig-Holsteinische Volkszeitung
vom3. 7. 1922.63BA,R431/1867,BerichtRKO,5. 7. 1922.
64Diesmal verurteilteauch Reichskanzler Wirth die Aktion der Einheitsfrontin einer
Kabinettssitzung
amTag
vordem ProteststreikmitdeutlichenWorten;Akten derReichskanzlei,DieKabinette WirthIund II,Nr.307,Besprechung
mit VertreternderParteienundGewerkschaften,1. 7.1922,S. 926und930.65BA,R 43 1/867, BerichtRKO,5. 7. 1922,und
Lagebericht
RKO,4. 8. 1922;vgl.
fürBayerndieHalbmonatsbcrichtc der