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Edukation im Wundmanagement Informieren, Schulen, Beraten

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Academic year: 2022

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Edukation im Wundmanagement Informieren, Schulen, Beraten

Marion Stein

Gesundheits- und Krankenpflegerin Leitung im Patienten-Informationszentrum

November 2021

(2)

Überblick

• Warum Edukation im Wundmanagement

• Grundlagen der Edukation

• Wundbezogene Edukation

• Kommunikation in der Edukation

• Didaktik in der Edukation

• Der schwierige Patient

• Fallbeispiele und Fragen aus der Praxis

• Zusammenfassung

(3)

Warum Schulung und Beratung im Wundmanagement

• Chronische Wunden treten häufig im Zusammenhang mit chronischer Erkrankung auf (Diabetes, Gefäßerkrankungen, Immobilität)

• Heilung ist oft nur in Kombination mit

Gesundheitskompetenz und Verhaltensänderungen bei Patienten möglich

• Aufgrund langer Erkrankung sinkt die Akzeptanz von Behandlungsvorschlägen und die Therapietreue

• Patienten entwickeln eigene Strategien, oft unter falschen Annahmen oder mit einem Wissensdefizit

• Die positive Bewältigung einer chronischen Erkrankung ist eine komplexe Aufgabe

(4)

Warum Schulung und Beratung im

Wundmanagement

(5)

Warum Schulung und Beratung im

Wundmanagement

(6)

Was sagt der Expertenstandard?

P4 Prozesskriterium:

Die Pflegefachkraft schult zu Wundursachen und fördert die

Fähigkeiten des Patientin/Bewohners und seiner Angehörigen zur Wundversorgung sowie zum Umgang mit wund- und

therapiebedingten Einschränkungen durch Maßnahmen der

Patientenedukation. Sie unterstützt die Kontaktaufnahme zu anderen Berufs-, Selbsthilfe- oder weiteren Gesundheitsgruppen.

E4 Ergebniskriterium:

Der Patient / Bewohner und seine Angehörigen kennen die Ursache der Wunde sowie die Bedeutung der vereinbarten Maßnahme und sind über weitere Unterstützungsmöglichkeiten informiert. Ihr

gesundheitsbezogenes Selbstmanagement ist entsprechend Ihrer individuellen Möglichkeiten gefördert.

(7)

Was ist Patientenedukation im Wundmanagement?

Definition bezogen auf Wundmanagement:

Die Patientenedukation geht der Frage nach, welches Wissen und Können erforderlich ist, um im Alltag mit der Wunde umzugehen. Sie beinhaltet alle Formen der Wissensvermittlung wie die strukturierte Schulung,

Anleitung, Information und Aufklärung. Sie beinhaltet aber auch die professionelle Beratung zu Fragen von Patienten und Angehörigen.

Sailer M.: Patientenedukation in Panfill E.-M., Schröder G.: Pflege von Menschen mit chronischen Wunden, 3. Auflage, Verlag Hans Huber Bern

(8)

Ziele der Patientenedukation

• Empowerment / Befähigung / Stärkung der Eigenverantwortung

• Erwerb von Wissen und / oder Fertigkeiten

Selbstmanagementkompetenz

• Gesundheitskompetenz entwickeln, Verhaltensänderung

• Hilfen geben in der Alltagsbewältigung, Erhöhung der Lebensqualität

• Vermeidung von Langzeitfolgen

• Rezidivprophylaxe

• Kostendämpfung

(9)

Selbstmanagementkompetenz chron. Wunde

Auszug aus Pressemitteilung des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) 09.11.2015:

Behandlung chronischer Wunden neu ausrichten, Berlin,

(10)

Selbstmanagement

Ganz schön komplexe Aufgabe!

Wie geht das denn?

(11)

Beratungsthemen im Wundmanagement

Quelle: Forschungsgruppe Primärmedizinische Versorgung (PMV) Köln (2016) Epidemiologie und Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden Eine Analyse auf der Basis der Versichertenstichprobe AOK Hessen/KV Hessen

(12)

Selbstmanagement bei chronischer Wunde

Was kann alles dazugehören?

Wissen über die Wundentstehung, Prävention und Rezidivprophylaxe

Fertigkeiten zur Wundversorgung oder der begleitenden Maßnahmen

Wichtigkeit der Maßnahmen verstehen (Stichwort Therapietreue)

Fähigkeit zur Selbstbeobachtung, Kenntnis über Komplikationen

Abläufe bzw. Kontaktaufnahme kennen bei Versorgung mit

Wundauflagen und Hilfsmittel oder bei Verschlechterung der Wunde

Information über Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Gewicht, Bewegung), ggf.

Verhaltensänderungen

Bewältigung des Alltags mit einer Wunde (Aktivitäten, Körperpflege, Kleiden etc.)

Bewältigungsstrategien (Schmerz, Wundgeruch, Mobilität, Körperbildveränderung, Isolation, Soziale Kontakte)

(13)

Beratungsthemen im Wundmanagement

Fallbeispiel - Dekubitus:

Frau G. ist 82 Jahre alt und hatte vor einem Jahr einen Schlaganfall. In der Folge ist Sie halbseitig gelähmt und in Ihrer Eigenbewegung eingeschränkt.

Sie wird wegen einer akuten Pneumonie aufgenommen und bei Aufnahme zeigt sich ein Dekubitus der Kategorie II am Steiß von ca. 1,5 x 2 cm. Eine Wundversorgung war zuhause bislang nicht erfolgt.

Durch die Versorgung mit einem Schaumverband, in Verbindung mit Lagerung zeigt die Wunde schon nach 5 Tagen eine deutliche Heilungstendenz. Jetzt steht die Entlassung an und es wird eine Verordnung für die häusliche Krankenpflege zur Dekubitusbehandlung durch die ausgestellt und die Wundversorgung rezeptiert.

Frau G. hat Pflegegrad 3 und wird zuhause vom Sohn und der Schwiegertochter gepflegt. Ein Pflegedienst kommt bislang nicht, der Sohn sagt, die Mutter habe das abgelehnt. Lagerungen im Bett lehne sie ebenfalls häufig ab, aber sie würde gerne in Ihrem Pflegerollstuhl am Fenster sitzen.

(14)

Beratungsthemen im Wundmanagement

Ich berate oder informiere zu….

1. Diabetisches Fußulcus 2. Dekubitus

3. Ulcus cruris venosum

4. Ulcus cruris arteriosum – pAVK

Die Praxis vor Augen…

Was sind mögliche Inhalte?

Was ist in meinem Arbeitsbereich besonders

wichtig?

(15)

Beratungsthemen im Wundmanagement

Krankheitsspezifische Beratung Dekubitus

• Bewegungsförderung

• Mikrolagerung

• Sitzpositionen, Sitzintervalle

• Druckverteilende Hilfsmittel

• Umgang mit Transferhilfen

https://www.pm-med.de/de/transferhilfen/pflegeeinrichtungen-altenpflege-und-privates- wohnumfeld.html

• Fingertest

• Hautpflege / Pflege bei Inkontinenz

• Kurse für pflegende Angehörige

Quelle: DQNP: Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden 1. Aktualisierung 2015

(16)

Beratungsthemen im Wundmanagement

Krankheitsspezifische Beratung Diabetisches Fußulcus

• Fußinspektion, Erkennen von Ulcerationen

• Druckentlastendes Schuhwerk

• Regelmäßige Fußpflege (ggf. ärztl. Verordnung)

• Umgang mit Verletzungen

• Sturzprophylaxe - Gehschule

• Schulungsprogramme Diabetes

Quelle: DQNP: Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden 1. Aktualisierung 2015

(17)

Beratungsthemen im Wundmanagement

Krankheitsspezifische Beratung Ulcus cruris venosum

• Kompressionstherapie

• Umgang mit Einschränkungen durch die Kompressionstherapie

• Umgang mit An- und Ausziehhilfen

• Hautpflege

• Bewegungstraining, Aktivierung der Muskelpumpen

TIPP: Betroffene sollten die „3 S– und 3 L-Regel“

kennen und danach handeln: „Sitzen und Stehen ist schlecht – lieber Liegen oder Laufen“

Quelle: DQNP: Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden 1. Aktualisierung 2015

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Beratungsthemen im Wundmanagement

Krankheitsspezifische Beratung Ulcus cruris arteriosum – pAVK

• Lagerung der Beine

• Hautbeobachtung

• Bewegungsförderung, Gehtraining, Gefäßsport

• Bewegungsübungen

• Druckreduktion (Kleidung, Strümpfe, Schuhe)

• Ernährung – Zusammenhang mit Übergewicht

• Rauchentwöhnung

Quelle: DQNP: Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden 1. Aktualisierung 2015

(19)

Patientenorientiert beraten, schulen und

informieren

(20)

Kommunikation – Sprache in der Pflege

Marion Stein

Einige grundsätzliche Überlegungen

Das Sprechen als Pflegehandlung verstehen Pflegende sind zentrale Ansprechpartner

Mit Worten bekommen wir Zugang zur Gefühls- und Gedankenwelt Kurzgespräche finden oft handlungsbegleitend statt

Sprachkompetenz ist Teil der Pflegekompetenz Misslungene Kommunikation raubt Kraft

Lesetipp: Sandra Mantz (2016): Die Bedeutung von Sprachkompetenz in der Pflege, Pflegezeitschrift 2016, JG 69,Heft 5

(21)

Fallbeispiel – Kommunikation / Edukation

Frau S. ist 65 Jahre alt und lebt alleine. Vor 10 Jahren wurde bei ihr Diabetes Typ II diagnostiziert. Sie ist seither mit oralen Antidiabetika behandelt. Zum Hausarzt geht Sie recht unregelmäßig, Ihre BZ-Werte sind schwankend. Der Hausarzt wollte Sie bereits auf Insulin umstellen. Frau S. wollte das bislang nicht, da Sie Bedenken hat, ob Sie alleine klar kommt. Die

Ablehnung ist auf der Überweisung dokumentiert. Beim letzten Hausarztbesuch wurde am rechten großen Zeh ein Geschwür entdeckt. Frau S. hatte die Wunde seit drei Monaten durch Baden in Salzwasser selbst behandelt.

Zur Praxis wurde sie von ihrer Tochter gebracht, die sich extra frei nehmen musste, da Frau S. aufgrund der Fußverletzung keinen Straßenschuh tragen konnte. Nach einer Wartezeit von über einer Stunde in der Praxis musste die Tochter aber dann doch aufbrechen.

Als Frau S. aufgerufen wird, macht der Wundmanager gerade noch am Computer Eintragungen in der Dokumentation. Er dreht sich kurz zu Ihr um, begrüßt Sie und bittet sie, schon mal auf dem Behandlungsstuhl Platz zu nehmen und den Fuß freizumachen. Als er dann fertig ist, dreht er sich zu Ihr um und sagt: „Na, dann zeigen Sie mal her“. Frau S. sagt, dass Sie die Wunde am Anfang gar nicht bemerkt hat. „Hm, sieht ja nicht so gut aus“, sagt der Wundmanager, „und wie lange doktern Sie jetzt schon damit rum?“ Frau S. wird nervös. Der Wundmanager versorgt die Wunde fachgerecht und plaudert über das Wetter, weil er das sorgenvolle Gesicht von Frau S bemerkt. Anschließend sagt er: „Über den Diabetes sollten Sie noch mal mit dem Arzt sprechen. Wenn der weiter nicht gut eingestellt ist, kann die beste Wundtherapie nicht viel ausrichten. Da müssen Sie schon mitarbeiten.“ „Ich erkläre Ihnen jetzt noch ein paar Sachen, die wichtig sind.“ Aber Frau S. kann den Informationen nicht mehr gut folgen und ist froh, als Sie endlich fertig ist.

Aufgabe:

Analysieren Sie die problematischen Aspekte der Kommunikation und erarbeiten Sie Vorschläge für Verbesserungen.

„Welche Gedanken und Gefühle löst das Beispiel in mir aus und welche Ideen zur Verbesserung habe ich.“

(22)

Patientenorientiert beraten, schulen und informieren

Aktives (Patientenzentriert) Zuhören

Bewusste Rückmeldung

• Blickkontakt, Interesse, Gesprächsatmosphäre

• Gesten, Körpersprache, Nicken, ..hmm, ..ja,

• Sich in den anderen hineinversetzen

• spiegeln, paraphrasieren, (zusammenfassen)

nachhaken, „ wenn ich Sie richtig verstehe…“ „ich habe jetzt herausgehört dass… stimmt das so?

• Emotionen verbalisieren

• Wenn ich das höre, denke ich…..,

• Das macht Sie ganz schön wütend, traurig, ratlos…,

• Zusammenfassen

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Patientenorientiert beraten, schulen und informieren

Kommunikation – Eine kurze Wiederholung:

Die 4 Seiten einer Nachricht:

Quelle: https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat

(24)

Kommunikation

Beispiel: „Die Kollegin hat den Verband aber ganz anders gemacht“

Empfangen der Sachbotschaft: „Die Kollegin hat den Verband anders gemacht “ Pflegeperson fragt: „Was hat Sie anders gemacht, war das gut für Sie?“

Empfangen der Beziehungsbotschaft: „Sie können das nicht richtig“

Pflegekraft sagt: „Ich habe eben meine Methode, dass müssen Sie schon mir überlassen?“

Empfangen der Selbstoffenbarungsbotschaft: „Ich bin mir unsicher, ob durch den Unterschied Nachteile entstehen“

Pflegekraft sagt z.B.: “Ich frage bei der Kollegin nach, ob es einen besonderen Grund für die andere Technik gab“

Empfangen des Appells: „Machen Sie das so wie vorher“.

Pflegekraft sagt: „Dann mache ich den Verband jetzt so wie sie das wollen“

Marion Stein

(25)

Patientenorientiert beraten, schulen und

informieren

(26)

Was ist Patientenedukation?

Informieren Schulen

Beraten

Worin besteht der Unterschied?

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Didaktik in der Edukation

Gut zu wissen… Jeder Mensch lernt anders!

• Demographische Faktoren

z.B. Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Sprache,

• Strukturelle Faktoren

Wissen über die Krankheit oder Erlebnisse mit Krankheit

• Gesundheitskompetenz, Leseverständnis

• Einstellungen, Persönlichkeit

• soziale oder kulturelle Einflussfaktoren

Wichtig! Erstgespräch / Aufnahmegespräch:

Faktoren erfassen und bei der Planung einer Schulung oder Beratung zu berücksichtigen.

Cartoon © Hans Traxler

(28)

Didaktik in der Edukation

• missionieren wollen, predigen

• fehlender Perspektivwechsel

• Expertensprache Laienverständnis

• Monologe halten, zu viel an Information

• drohen, Angst machen

• Bagatellisierung, Verharmlosung

• Keine Lern – oder Verständniskontrolle

• Einschränkungen nicht beachten (Sinne, Handling, Verständnis)

• Nicht selber ausprobieren lassen

Erfolgsrezepte fürs Scheitern:

(29)

Didaktik in der Edukation

Aufgrund von Lerntypen sollten bei der Vermittlung von Wissen möglichst alle Sinne angesprochen werden.

Der Mensch behält durch

• Hören 20%

• Sehen 30%

• Sehen und hören + 50%

• Sehen, hören und eigenem Erarbeiten

+ +

90%

(30)

Didaktik in der Edukation

Möglicher Ablauf eines Schulungsprozesses:

1. Informationssammlung / Vorwissen feststellen / Haltung erkennen (Einsatz von Assessments möglich )

2. Ziele vereinbaren (Richtziele/Feinziele) 3. Wissen ergänzen

4. Anschauungsmaterial vorstellen/erklären

5. Technik demonstrieren; Übungen durchführen 6. Fragen beantworten; Infomaterial aushändigen 7. Lernkontrolle durchführen (Zielerreichung)

8. Feedback einholen

https://www.youtube.com/watch?v=8eL4QzfpR2w

(31)

Grundlage der Beratung in der Pflege

Schulungsbedarf einschätzen

Lernbedürfnis Motivation Vorwissen Lebenssituation

Zielvereinbarung

Vereinbarung der Lernziele

Bei komplexen Themen in mehreren Schritten

Durchführung Schulung

Anschauungsmaterial Technik

demonstrieren Üben lassen

Erfolgskontrolle

Wissen überprüfen Feedback

Teach-Back Dokumentation

Mögliche Struktur eines Schulungsprozesses in 4 Stufen:

(32)

Didaktik in der Edukation

Laienverständliches Wissen zu chronischen Wunden

• Netzwerk Patienten- und Familienedukation: https://patientenedukation.de/

• Patienten- Informationszentrum (PIZ): https://www.bk-trier.de/bkt/patienten- besucher/patienten-informationszentrum-piz/index.php

• Initiative Chronische Wunden e.V. - https://www.icwunden.de/

• Wundzentrum Hamburg e.V.: https://www.wundzentrum- hamburg.de/patientenbroschueren/

• Wundversorger: Beispiel Fresenius (unter Mitarbeit von Kerstin Protz)

https://www.fresenius-kabi.com/de/medizinprodukte/downloads-medizinprodukte

(33)

Didaktik in der Edukation Gesundheitskompetenz

Unter Gesundheitskompetenzwird das Wissen, die Motivation und die Fähigkeit verstanden, gesundheitsrelevante Informationen ausfindig zu machen, zu verstehen, zu beurteilen und zu nutzen, um die Gesundheit erhalten, sich bei Krankheiten die nötige Unterstützung durch das Gesundheitssystem sichern oder sich kooperativ an der Behandlung und Versorgung beteiligen und die dazu nötigen Entscheidung treffen zu können.

Quelle: Schaeffer, D./Vogt, D./Berens, E. M./Hurrelmann, K. (2016): Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland – Ergebnisbericht. Bielefeld: Universität Bielefeld.

7%

38%

45%

10%

Gesundheitskompetenz (GK) der Deutschen

exellente GK ausreichende GK problematische GK inadäquate GK

(34)

Patientenorientiert beraten, schulen und

informieren

(35)

Schwierige Patienten?

Gedacht heißt nicht immer gesagt,

gesagt heißt nicht immer richtig gehört,

gehört heißt nicht immer richtig verstanden, verstanden heißt nicht immer einverstanden, einverstanden heißt nicht immer angewendet, angewendet heißt noch lange nicht

beibehalten.

Konrad Lorenz (1903-89), öster. Verhaltensforscher

Foto: Lorenz Stein

(36)

Schwierige Patienten?

„Compliance“

• bezeichnet die Einhaltung von ärztlich verordneten Verhaltensmaßregeln durch Patienten.

• Übersetzung von Compliance aus dem Englischen bedeutet Einhaltung, Erfüllung, Beachtung, Fügsamkeit.

• Impliziert damit eine hierarchisch unterstellte Arzt-Patient- Interaktion, (ebenso andere Heilberufe)

• In den letzten Jahren hat sich im Hinblick auf das

Verständnis der Therapietreue der Patienten ein starker Wandel vollzogen.

• Begriff „Compliance“ immer häufiger durch die Bezeichnung

„Adhärenz“ ersetzt wird.

Schäfer C. (2017) Patientencompliance: Adhärenz als Schlüssel für den Therapieerfolg im Versorgungsalltag, Springer Gabler, Wiesbaden

(37)

Schwierige Patienten?

„Adhärenz“

• Einhaltung der gemeinsam von Patient und Behandelnden gesetzten Therapieziele

• Unter Adhärenz wird eine noch stärkere beidseitige

Verantwortung von Patienten und Ärzte / Therapeuten für den Therapieerfolg verstanden

Schäfer C. (2017) Patientencompliance: Adhärenz als Schlüssel für den Therapieerfolg im Versorgungsalltag, Springer Gabler, Wiesbaden

(38)

Patientenorientiert beraten, schulen und informieren

Beratungsprozesse können Ergebnisse auf unterschiedlichen Ebenen aufweisen:

• Problemlösung durch Wissensvermittlung

• Veränderungswille stärken - motivieren

• Vermittlung von Kompetenzen, Unterstützung

• Stabilisierung einer Situation

• Chancengleichheit und Teilhabe

(39)

Patientenorientiert beraten, schulen und informieren

Beraten

• Beratung ein ergebnisoffener Dialog

• Beraten in der Pflege setzt an der

Stärkung der Selbstpflegekompetenz an.

Der Ratsuchende kommt entweder bereits mit einem konkreten Anliegen oder

entwickelt seine Fragen und Ziele im Verlauf der Beratung

• Die Ratsuchenden bestimmen selbst, was sie erreichen wollen und wie sie es

erreichen wollen

(40)

Patientenorientiert beraten, schulen und informieren

Es gibt verschiedene Beratungskonzepte oder Methoden Beispiel:

• Personenzentrierte Beratung nach Carl R. Rogers

• Lösungsorientierte Beratung nach Günther G.

Bamberger

Poser M., Schneider K. (2005):

Haltung in der professionellen Gesprächsführung ( n. Rogers)

1. Wertschätzung und Akzeptanz

2. Empathie (Einfühlendes Verstehen) 3. Echtheit oder Kongruenz

(41)

Patientenorientiert beraten, schulen und informieren

Motivierende Gesprächsführung

• Geht von Ambivalenz zur Veränderung aus

• Zu direktiv oder lenkend ist kontraproduktiv

• Motivation für Veränderung fördern (was spricht dafür, welche Vorteile…, was wäre anders wenn…, woran würden Sie merken dass…, woran würde Ihr Umfeld merken dass…, was könnten Sie tun, wenn…)

• Menschen lassen sich leichter zu dem bewegen, dass sie sich selber sagen hören

• Kooperativer Gesprächsstil

Literatur: Miller R., Rollnick S. (2015) Motivierende Gesprächsführung, 3. Auflage in Deutsch, Lambertus- Verlag, Fraiburg i. Breisgau.

(42)

Patientenorientiert beraten, schulen und informieren

Offene Fragen zur Förderung der Motivation Beispiel Rauchen

• „Haben Sie mal daran gedacht mit dem Rauchen aufzuhören?“

• „Was wären Vorteile, wenn….?“

• Wie groß ist Ihre Zuversicht dass,….?“

• Wie kann ich Sie dabei unterstützen….?“

• Was würde sie sicherer machen, es zu schaffen?“

• Haben Sie schon mal aufgehört mit dem Rauchen?“

• Was hat Ihnen damals geholfen?“

Quelle: BZgA: Rauchfrei -Leitfaden zur Kurzintervention bei Raucherinnen und Rauchern.

(43)

Handhabbarkeit

Salutogenese - Kohärenzbegriff nach Antonovsky:

Verstehbarkeit,

Handhabbarkeit

und Bedeutsamkeit

als die drei zentralen Komponenten des Kohärenzgefühls

„Man könnte auch sagen: Schaffe ich das? Und was brauche ich dazu?“

Quelle: Antonovsky, Aaron (1997). Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Deutsche Herausgabe von Alexa Franke.

Tübingen: dgvt-Verlag.

Handhabbarkeit definiert Antonovsky als „das Ausmaß, in dem man wahrnimmt, dass man geeignete Ressourcen zur Verfügung hat, um den Anforderungen zu begegnen“

(44)

Handhabbarkeit

Halte ich das für grundsätzlich lösbar?

Habe ich Vertrauen in meine Fähigkeiten?

Verfüge ich über die Ressourcen, die ich brauche?

Kann ich auf andere zurückgreifen?

Bin ich nicht über- oder unterfordert?

(45)

Zusammen finden wir einen Weg…..

Kann der Patient angeben, warum er sich nicht an die

Vereinbarung hält?

ja

Nein

Ist der eigene Einfluss auf den Heilungsverlauf

bewusst?

Versteht der Patient den Sinn der Maßnahme?

Ist der Patient in der Lage die Maßnahme durchzuführen

Nein

Nein

Nein ja

Ist der Patient vergesslich oder kognitiv

eingeschränkt

ja

ja

Sind die Konsequenzen

bekannt?

ja

ja

Nutzen Sie Merkhilfen, Bilder, einfache Anleitungen, Einbeziehung Angehörige

Vereinfachen Sie den Plan

Organisieren Sie Hilfe ja

Suchen Sie gemeinsam nach

Lösungen Stärken Sie die

Selbstwirksamkeit (Aufzeigen, wo Stärken und Ressourcen liegen)

Hören Sie gut zu! Greifen Sie die Beweggründe auf und suchen sie gemeinsam nach dem individuellen Weg.

Der Patient ist Experte seiner Situation.

Schaffen Sie Übungsmöglichkeit

und bestärken Sie positiv Man kann nicht immer gewinnen.

Vielleicht beim nächsten Mal?

Nein

Geduld Versuchen Sie es noch mal.

Marion Stein: Edukation im Wundmanagement Eigene Darstellung nach Lorik K. (1996) Patient Edukation: A Practical Approach. Tousend Oaks, Ca:Sage Publications

(46)

Fallbeispiel

(47)

Störfaktoren in der Edukation

• Schmerzen, Angst, Ekel,

• Zeitdruck

• Fehlende Motivation - Lernbedürfnis

• Fehlende Zielvereinbarung - was soll erreicht werden

• Lernhindernissen z.B. Sprachkompetenz,

Lesekompetenz, Seh- oder Hörbeeinträchtigung

• Störungen auf der Beziehungsebene

• Fehlende Räumlichkeit / Privatsphäre

• Vorinformationen sind lückenhaft oder falsch

• Fehlende Materialien, ungeeignete Materialien

• Uneinigkeit im Team? (Edukation ist eine Teamaufgabe!)

(48)

Förderliche Faktoren in der Edukation

• Kommunizieren Sie wertschätzend und zugewandt

• Erfassen Sie erst die Gesamtsituation

• Setzen Sie gemeinsam mit dem Patient Lernziele bzw.

Maßnahmen fest

• Lassen Sie Wahlmöglichkeiten

• Fördern Sie, indem Sie das Erreichte wertschätzen

• Beziehen Sie Patienten oder Angehörige aktiv in sämtliche Schritte der Beratung und Schulung ein

• Finden Sie gemeinsam heraus, was oder wer unterstützen kann

• Geben Sie Feedback

(49)

Zusammenfassung

• Auf die Haltung kommt es an

• Beratung ist eine professionelle Pflegeaufgabe

• Der Patient ist Experte seiner Lebenssituation

• Schriftliche Information unterstützt den Beratungsprozess

• Beratung braucht Fachkompetenz, Soziale Kompetenz und Methodenkompetenz und

• Beratung stärkt und fördert die

Selbstpflegeressourcen

(50)

Literatur

Antonovsky, Aaron (1997). Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Deutsche Herausgabe von Alexa Franke. Tübingen: dgvt-Verlag.

London F. (2010): Informieren, Schulen, Beraten, 2. Auflage, Bern Verlag Hans Huber

Sailer M. (2015): Patientenedukation in Panfill E.-M., Schröder G.: Pflege von Menschen mit chronischen Wunden, 3. Auflage, Bern Verlag Hans Huber

Klug Redmann B.: Patientenedukation, 2. Auflage, Bern Verlag Hans Huber

Mantz Sandra (2015) Arbeitsbuch Kommunizieren in der Pflege. Mit heilsamen Worten pflegen. Kohlhammer, Stuttgart

Miller R., Rollnick S. (2015) Motivierende Gesprächsführung, 3. Auflage in Deutsch, Lambertus-Verlag, Freiburg i. Breisgau.

Poser M., Schneider K. (2005): Leiten, Lehren, Beraten, 1. Auflage, Bern Verlag Hans Huber

Reibnitz v. C., Sonntag K., Strackbein D. (2017): Patientenorientierte Beratung in der Pflege, Heidelberg, Springer Verlag

Schulz von Thun F. (1981): Miteinander reden 1, 49. Auflage, Hamburg Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH

Schieron M., Büker C.; Zegelin A. (Hrsg.)(2021):1. Auflage Hogrefe Verlag Bern

Zentrum für Qualität in der Pflege – ZQP (2016): Qualitätsrahmen für Beratung in der Pflege, Berlin

(51)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

(52)

Handwerkszeug in der Edukation

Fachkompetenz

Eigene Fachkompetenz, neuzeitliches Wissen zum Thema

Die Anerkennung des Patienten als Experten seiner Krankheit im Alltag

Der Wissensstand und die Einstellung von Patienten und Familien wird erkundet und beachtet.

Soziale Kompetenz

Erkennen und Aufnehmen der Patientenbedürfnisse

Grundlage sozialer Kompetenz ist die Kommunikationsfähigkeit

Haltung in der Beratung – Akzeptanz, Empathie, Echtheit

Methodische Kompetenz

Auswahl der passenden Methode (Information, Schulung, Beratung)

Strukturierte und patientenorientierte Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung – Didaktische Fähigkeiten

Beachtung von Lern- und Motivationstheorien

Referenzen

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