3 | 2013
Region StuttgaRt aktuell
InfomagazIn des verbands regIon stuttgart
Happy end – Förderprogramm für interkommunale gewerbegebiete
„deR VeRkeHR wiRd unS nicHt loSlaSSen“ – interview zur Verkehrsprognose 2025
in welcHeR welt wollen wiR leben? – diskussion zur umweltethik
Hätten Sie’S gewuSSt, daSS ...
… die Mittelzentren durchschnittlich 2,78 % der einwohner/-innen verlieren und damit etwas über dem Regionsdurchschnitt liegen?
… 31 Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart mehr einwohner/
-innen verzeichnen und 146 weniger als bisher angenommen?
… sich bei 2 Gemeinden keine Veränderungen ergeben haben?
… die Zahl der einwohner / -innen in Bund (– 1,85 %), land (– 2,54 %) und in der Region Stuttgart (– 2,41 %) nach der jüngsten Zensus-erhebung geringer ist als bisher angenommen?
Verluste zwischen 4 und 6 % Verluste zwischen 2 und 4 % Verluste bis 2 %
Gewinn bis 2 %
Gewinn zwischen 2 und 4 % Veränderung gegenüber dem bis- herigen Bevölkerungsstand in den Gemeinden der Region Stuttgart
+ +
Hinweis: Gegen die Zensus-erhebung laufen Widerspruchsverfahren.
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eDI tORI al + INH al t
von der steinzeit bis zum Weltuntergang waren und werden menschen in bewegung sein. dieser Überzeugung ist dr. Jürgen Wurmthaler im Interview (seite 14) mit thomas Kiwitt.
Wer lebt, ist unterwegs – von a nach b oder mobil kommunizie
rend in echtzeit rund um den globus. beschleunigung bringt ganz neue Ideen, Wege noch effizienter und noch bequemer zurück
zulegen. daimlerChef dr. dieter zetsche sieht in neuen mobilitäts
konzepten längst keinen Widerspruch mehr zum Kerngeschäft eines autobauers. vielmehr hänge der erfolg an integrierten Lösungen (seite 4). Wirtschaftsförderung und verband region
stuttgart unterstützen nachhaltige mobilitätsangebote. die erste Pedelecstation in bietigheimbissingen geht an den start. auch bei der mobilität zählt das richtige maß. der schriftsteller Hermann Löns meinte, es komme gar nicht so darauf an, überall hinfahren zu können, sondern vielmehr darauf, „ob es sich lohnt, dort anzu
kommen“. Wo immer sie sind, genießen sie den sommer!
eine gute Lektüre wünscht Ihnen
dorothee Lang, redaktion „region stuttgart aktuell“
Maßvoll mobil
Liebe Leserinnen und Leser,
03 eDItORIal
07 WIRtScHaft
07 mit regionalem navi ans ziel – Leitbild für den Wirtschafts und Wissenschaftsstandort region stuttgart 08 Happy end – regionales förderprogramm für interkommunale gewerbegebiete setzt wichtige Impulse 09 „gemeinsam sind wir stärker“ – zwei stimmen aus der Praxis zum „Lerchenäcker“
10 aktuelleS
10 In welcher Welt wollen wir leben? – diskussion zur umweltethik
12 eine akrobatische Leistung – „Kickoff“ zum neuen verkehrsvertrag im sbahnbetriebswerk
13 „ende und anfang zugleich“ – zweiter bahntag der metropolregion – Interessengemeinschaft gegründet
14 VeRkeHR
14 „der verkehr wird uns nicht loslassen“ – Interview zur verkehrsprognose 2025
16 Wichtige Weiche für die mobilität von morgen – ein meinungsbild zum regionalverkehrsplan
20 kOMMuNe IM pROfIl
20 brot und Wein gleich brotwasser – Kommune im Profil (47): Kernen im remstal
22 „die kleine gartenschau ist ein hervorragender Werbeträger“ – stefan altenberger im gespräch
RuBRIkeN 04 Kurz notiert
23 termine & veranstaltungen 23 Impressum
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ku RZ NO tI eR t
Funkelnde peRlen aM neckaRStRand
der Countdown läuft: In sechs Jahren möchten 16 städte und gemeinden ihre interkommunale gartenschau rems feiern.
symbolisch machten die kommunalen reprä
sentanten, der vorsitzende des verbands region stuttgart thomas s. bopp und sozial
ministerin Katrin altpeter mit übergroßen
„Perlenblumen“ auf dieses großereignis aufmerksam (foto). die region stuttgart ist maßgebliche Initiatorin für diese landesweit erste dezentrale gartenschau. gemeinsam ziehen Kommunen und verband region stuttgart nun an einem strang, um 2019 spannende Projekte präsentieren zu kön
nen. einen vorgeschmack gab’s am ersten maiwochenende anlässlich der mega party
„remstotal“. die stadt Waiblingen war dies
mal gastgeberin für zahlreiche aktivitäten in, an und auf der rems.
Symbolischer baggerbiss
einige Kilometer remsabwärts, genauer in remseck, wo der fluss den neckar trifft, tat sich nahezu zeitgleich ebenfalls einiges:
mit einem symbolischen baggerbiss began
nen die arbeiten für den naturstrand. „das ist bereits das 27. Projekt, das der verband region stuttgart am neckar mitfinanziert“,
freute sich der vorsitzende des verbands region stuttgart beim offiziellen baustart.
die strahlkraft dieses „Leuchtturms am neckar“ reiche weit über remseck hinaus.
„der immer dichter werdenden Kette an LandschaftsparkProjekten setzen wir eine weitere Perle hinzu“, so bopp. ebenfalls hocherfreut war remsecks baubürgermeister KarlHeinz balzer. der stadtstrand gegenüber dem remsecker rathaus bringe ein stück natur in die stadt zurück. er geht davon aus, dass die ersten strandspaziergänger sich ab Herbst 2014 tummeln können.
der gut 2,5 millionen euro teure strand erhält eine million euro aus dem regiona
len Programm für LandschaftsparkProjekte sowie einen zuschuss von 400.000 euro über das euProjekt Life+. dabei wird die zusam
menarbeit von remseck, dem Wasser und schifffahrts amt des bundes und der region stuttgart beispielhaft gewürdigt. VRS
Foto: VRS / dragomedia
RegionaldiRektoRin iM RuHeStand
die frühere regionaldirektorin des verbands region stuttgart, Jeannette Wopperer, ist seit 1. Juli im ruhestand. dies erfolgte auf veranlassung des vorsitzenden thomas s.
bopp. als dienstvorgesetzter habe er diesen schritt gehen müssen, da die regionaldirek
torin seit anfang dezember 2011, also seit eineinhalb Jahren, ununterbrochen dienstun
fähig war und von einer weiterhin andauern
den dienstunfähigkeit ausgegangen werden musste. die versetzung in den ruhestand erfolgte auf der basis eines amtsärztlichen gutachtens aus dem märz 2013 und einer daraufhin von ihm vorgenommenen anhö
rung der regionaldirektorin im april / mai, die zu keinen neuen erkenntnissen geführt hat. thomas s. bopp wünschte Jeannette Wopperer in einem brief gesundheitlich und persönlich alles gute. mit dem Ältestenrat sei abgestimmt, die frei gewordene stelle nach der sommerpause neu auszuschreiben.
„voraussichtlich in der oktobersitzung der regionalversammlung, spätestens jedoch in der dezembersitzung, kann ein nachfolger oder eine nachfolgerin gewählt werden“, sagte thomas s. bopp. VRS
nacHt-S-baHn koMMt an
die sbahn in Wochenendnächten ist bei den fahrgästen sehr beliebt. obwohl noch keine abschließend statistisch abgesicher
ten zahlen vorhanden sind, legen erste stichproben diesen positiven schluss nahe.
72 züge sind an einem Wochenende unter
wegs. zählungen in 30 zufällig ausgewähl
ten zügen ergaben 6.000 fahrgäste. Im vergleich zu den regionalen nachtbussen, die im dezember 2012 durch die nachts
bahn ersetzt wurden, heißt das: mindestens 50 Prozent mehr fahrgäste.
Wirtschaftsdirektor dr. Jürgen Wurmthaler erkennt in diesen „stolzen zahlen einen kla
ren positiven trend sowie eine bestätigung dafür, dass es richtig war, die nachtsbah
nen einzuführen“. besonders augenfällig seien die stärksten zuwächse auf fahrten in richtung stuttgart. valide ergebnisse aus
führlicherer zählungen sollen bis ende des Jahres vorliegen. la / uH
dR. ZetScHe „daS auto deR ZukunFt FäHRt elektRiScH“
In seiner rede vor rund 220 geladenen gästen erläuterte der vorstandsvorsitzende der daimler ag, dr. dieter zetsche, beim sommerempfang der region stuttgart den Weg vom klassischen automobilbauer zum nachhaltigen mobilitätskonzern. angesichts wachsenden autoverkehrs, knapper res
sourcen und zunehmend strenger umwelt
vorschriften stehe der fahrzeugbau vor einem „echten Paradigmenwechsel“.
entscheidend für den erfolg sei es, dass möglichst viele menschen elektromobilität im alltag erleben, etwa mit dem Carsharing
angebot Car2go. neue mobilitätskonzepte seien kein Widerspruch zum Kerngeschäft eines autobauers: „Wir können nur mit inte
grierten Lösungen erfolgreich sein“, warb zetsche. die region wisse um die bedeutung
der Industrie und werde deshalb alles daran
setzen, den hohen anteil von Produktion in verbindung mit forschung zumindest zu halten, sagte der vorsitzende des verbands region stuttgart, thomas s. bopp. „dass wir dies nachhaltig tun müssen, unter schonung unserer natürlichen ressourcen, versteht sich von selbst“, so der regionalpräsident.
auch in dieser zielrichtung seien die region und daimler eng miteinander verbunden, wie das engagement des autobauers in vie
len Projekten zur nachhaltigen mobilität in der region zeige. wRS / tS
Foto: VRS / thomas wagner
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ku RZ NO tI eR t
dialog wiRd VeRlängeRt
Welchen einfluss haben anlagenplanungen für erneuerbare energien auf die Wettbe
werbsfähigkeit einer region? Wie lassen sich die initiierten ökonomischen effekte messen? diese fragen standen im mittel
punkt des vierten Workshops des trans
atlantischen Klimadialoges, der mitte mai 2013 in guelph (ontario) stattfand. dabei tauschten sich knapp 100 teilnehmer aus Kanada, der Partnerregion des verbands region stuttgart northern virginia, dem ruhrgebiet und der region stuttgart zwei tage aus. besonders interessant war, wie weitreichend in ontario die Inhalte und ziele von Planungsprozessen den bürgern vermittelt werden. besonders innovativ ist der einsatz von elementen des „elearning“, eines onlineseminars, das sich an Lehrer, eltern und andere multiplikatoren richtet.
demgegenüber findet die arbeit und die umfassende Koordination des verbands region stuttgart auf regionaler ebene, gera
de in den bereichen nachhaltige mobilität oder der förderung erneuerbarer energien, größte anerkennung.
aber auch in anderen Politikfeldern profitie
ren die Partner jenseits des atlantiks vonein
ander – eine beispielgebende Kooperation.
deshalb wurde dieses vom bundesministeri
um für Wirtschaft geförderte vorhaben um ein weiteres Jahr verlängert. damit kann der für alle seiten wertvolle austausch auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden. MS
neueS auS bRüSSel
die europäische union widmete der Her
ausforderung, modernste technologie mög
lichst ressourcenschonend umzusetzen und anzuwenden, jüngst wieder die jährliche sustainable energy Week, bei der zahlreiche akteure Problemfelder und Lösungsansätze aufwarfen.
Wie sich nachhaltige energiegewinnung und nutzung mit Industrie und transport
wesen in einklang bringen lassen, wurde ende Juni beim energy expert Workshop und anschließendem dinner im europäi
schen Parlament in brüssel diskutiert. die veranstaltung wurde vom europabüro der region stuttgart in Kooperation mit der technischen universität eindhoven sowie dem regionalen Innovations und for
schungsnetzwerk errIn organisiert.
der Workshop stellte verschiedene Projek
te aus technik und regionalplanung vor, in denen die regionen eine vorreiterrolle spielen.
beim abendessen hoben die mitglieder des europäischen Parlaments Lambert van nistelrooij (foto: 2. v. l.) und rainer Wie
land zunächst jeweils die tragende rolle der beiden regionen bei der Innovationsförde
rung hervor. sie warben für integrierte und bereichsübergreifende strategien für mehr nachhaltigkeit im transport und Industrie
Foto: europabüro / Michael Seidler
sektor. Paul Hodson (1. v. l.), Head of unit energy efficiency & Intelligent energy in der generaldirektion energie, schloss sich den abgeordneten an, mahnte aber gleichzei
tig, dass forschung und Innovationen durch Investitionen in dieser branche langfristig gesichert werden müssten.
der Leitende technische direktor im verband region stuttgart, thomas Kiwitt (2. v. r.), stellte die struktur der unternehmensland
schaft in der region vor und ging auf die bedürfnisse von unternehmen und bürgern im transportsektor ein. er verwies auch auf das regionale förderprogramm zur stär
kung nachhaltiger mobilität. am ende ließ thomas Kiwitt erkennen, dass man sich in der region den Herausforderungen bei der umsetzung der ziele für einen nachhaltige
ren transport und Industriesektor bewusst sei und aus diesem grund auch weiterhin auf eine starke zusammenarbeit mit der europäischen Kommission setze – besonders im rahmen von förderprogrammen.
dR. claudia conRadS
auFbRucHSStiMMung bei deR kultuRRegion
mit neuen gesichtern und dem Leitthema
„glaube, erfindergeist und architektur“
ist die neuausrichtung der Kulturregion stuttgart in eine weitere Phase gegan
gen. magdalen Hayes, seit anfang april geschäftsführerin des vereins, hat sich, ihr Konzept und erste vorhaben kürzlich im Wirtschaftsausschuss vorgestellt: „die neue ausrichtung soll das kulturelle erschei
nungsbild der region prägen und freiräume für die entfaltung der Künste schaffen“, benennt Hayes die ziele. „Wenn wir alle an einem strang ziehen, steckt in der Kultur
region ein großes Potenzial“, ist sie sicher.
neben einer runderneuerung des außen
auftrittes stehen die stärkere vernetzung der Kulturakteure und die Projektarbeit im vordergrund. Hierfür hat die Kulturre
gion stuttgart das themencluster glaube, erfindergeist und architektur ausgewählt.
gemeinsam mit den mitgliedskommunen soll es für 2014 und 2015 mit kulturellem Leben gefüllt werden. noch bis ende des Jahres präsentiert das Jahresprojekt „schau
en, was der nachbar schafft“ Charakteris
tisches aus den 37 mitgliedskommunen;
erstmals sind alle aus dem verein mit von der Partie.
fraktionsübergreifend wurde die vorstel
lung positiv aufgenommen. der verband
region stuttgart hatte den strategiepro
zess der Kulturregion stuttgart gefördert und aktiv begleitet. er unterstützt die inter
kommunale Kooperation in diesem Jahr mit rund 160.000 euro. sollten ab 2014 die finanziellen beiträge der Kulturregi
on in Höhe von 150.000 euro fließen, ist eine erhöhung des regionalen beitrags auf 250.000 euro vorgesehen. Werner spec, ob von Ludwigsburg und neuer vorsitzender der Kulturregion, richtet den blick in die zukunft: es sei sehr wichtig, dass sich nun auch die Landeshauptstadt stuttgart zur Kulturregion bekenne. andrea Klöber ist für den verband region stuttgart als neue stellvertreterin in den vorstand gewählt worden. la / uH
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renningen ist ein Paradebeispiel dafür, wie stadt und regionalentwicklung Hand in Hand gehen können. das zeigte sich kürzlich bei der diskussion des renninger flächennutzungsplans 2030 im Planungs
ausschuss. die regionalpolitiker stimmten diesem langfristigen Planwerk im großen und ganzen einstimmig zu.
die neue sbahnverbindung zwischen böblingen und renningen (s60) sowie das forschungs und entwicklungszentrum der firma robert bosch gmbH setzen Wachs
tumsimpulse. die region stuttgart spielte bei beiden Projekten eine zentrale rolle: als finanzierungsträger bei der sbahn und bei der erarbeitung des ansiedlungskonzepts für die firma bosch auf einer bisher militä
risch genutzten fläche. die stadt renningen rechnet dort mit rund 10.000 arbeitsplät
zen bis zum Jahr 2030. sie geht daher von einem einwohnerzuwachs von 3.450 Perso
nen aus. „das ist plausibel“, kommentierte
Planungsdirektor thomas Kiwitt die zahlen.
„eine gemeinde muss für so ein mammut
projekt natürlich auch die städtebaulichen rahmenbedingungen schaffen“, so Kiwitt.
deshalb sei der von renningen ermittelte bedarf an neuer Wohnbaufläche von rund 45 Hektar bis 2030 auch angemessen. die neuen Wohnungen sollen im Wesentli
chen in den gebieten malmsheimost und renningensüd gebaut werden. dort sieht der regionalplan zwei schwerpunkte für den Wohnungsbau vor. an gewerbeflächen billigt die region 14 Hektar im regionalen gewerbeschwerpunkt renningenmalms
heim zu. für den angemeldeten bedarf an weiteren zehn Hektar „fehle die begrün
dung“, so Kiwitt. Hier erwarte die region einen nachweis. In den neuen flächennut
zungsplan soll eine 15 Hektar große fläche als standort für Windkraftanlagen aufge
nommen werden. dagegen spricht sich der verband region stuttgart aus. dieser aspekt soll im zusammenhang mit der neuauflage des regionalplans zum thema Windkraft geklärt werden. la
„ein bewegteS leben“
daimler – der name ist mit der region stutt
gart verbunden wie kein anderer. die auto
rin und regionalrätin renate völker und ihr mann Karlotto völker schildern in dem kürz
lich erschienenen buch „gottlieb daimler.
ein bewegtes Leben“ die biografie des bäckersohns aus schorndorf. „In einer span
nenden zeitreise“, so der verlag, zeichnen die autoren den Weg des gelernten büch
senmachers nach: die Kindheit in ärmlichen verhältnissen, seinen beruflichen Werdegang sowie seine reise zur Weltausstellung nach Chicago. anschaulich werde berichtet, wie gottlieb daimler und der Konstrukteur Wil
helm maybach im berühmten gewächshaus in Cannstatt an der Idee der „selbsttätigen fahrerei“ tüftelten. neben dem visionär wer
de in diesem buch auch der mensch sichtbar.
renate völker, Karlotto völker gottlieb daimler. ein bewegtes Leben.
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WIR tS c H aft
Mit RegionaleM naVi anS Ziel
Leitbild für den Wirtschafts und Wissenschaftsstandort region stuttgart
teXt: HelMutH Haag
die Regionalversammlung hat im Juli mit großer Mehrheit ein leitbild für den wirtschafts- und wissenschafts- standort Region Stuttgart verabschie- det. das papier formuliert in sechs kommentierten leitbildsätzen, wie gutes wirtschaften und arbeiten in der Region Stuttgart aussehen soll.
„mit den Leitbildsätzen stellen wir ansprü
che an uns selbst. sie bieten orientierung, formulieren, was uns verbindet und von anderen unterscheidet, sie sind eine selbst
verpflichtung für das tägliche Handeln.
modern gesagt, sind sie ein regionales navi, das zum ziel führt und für stärke durch regionale zusammenarbeit sorgen soll“, sagte dr. Walter rogg, geschäftsführer der Wirtschaftsförderung region stuttgart gmbH (Wrs).
partizipativer prozess
das Leitbild ist das ergebnis eines von der Wrs organisierten Willensbildungsprozesses,
an dem sich über mehrere monate hin
weg rund 200 vertreter aus Kommunen, Landkreisen, Hochschulen, forschungsein
richtungen, Kammern, gewerkschaften, unternehmen, Politik, Kirchen und regiona
len Institutionen beteiligt haben. bereits bei der ausarbeitung mit so vielen akteuren aus unterschiedlichsten bereichen sind Kontakte entstanden und vertieft worden.
gemeinsame werte und Ziele
bei einem zukunftsforum im Juni und sechs vorhergehenden thematischen foren wur
de das Leitbild erarbeitet. ein redaktions
team übernahm es, die gut 100 Leitbild
sätze zu verdichten. die verbliebenen sechs Leitbildsätze mit ihren begleittexten bringen gemeinsame Werte, visionen und ziele auf den Punkt. sie heben auf verant
wortungsbewusstsein, zukunftsfähigkeit und internationale vernetzung ab. sie berücksichtigen die Innovationskraft und Lebensqualität ebenso wie soziale stan
dards und eine Weltoffenheit gegenüber
menschen „jeden alters, unterschiedlicher Herkunft und fähigkeiten“.
leitbild als basis für Strategie
das Leitbild ist die basis für die fortschrei
bung der regionalen wirtschaftspolitischen strategie aus dem Jahr 2007, für die im Lau
fe des Leitbildprozesses bereits Handlungs
felder entwickelt und erste Projektansätze skizziert wurden. die strategie wird von der Wrs im sommer vorbereitet, im Herbst ent
scheidet die regionalversammlung über die neufassung. diese bildet dann die grund
lage für den beitrag der region stuttgart beim Wettbewerb regioWIn, über den in badenWürttemberg europäische finanz
mittel der efreregionalförderung verteilt werden. zusätzlich sind alle akteure in der region stuttgart, wie Kommunen oder unternehmen, eingeladen, das Leitbild für die eigene tätigkeit zu übernehmen und die Leitsätze in der jeweils passenden Weise umzusetzen.
www.wrs.region-stuttgart.de
Foto: wRS / christian Hass
Beim Zukunftskongress wurde das erarbeitete leitbild vorgestellt. In feedback-Runden konnten weitere themen und projektideen eingebracht werden.
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WIR tS c H aft
Happy end
regionales förderprogramm für interkommunale gewerbegebiete setzt wichtige Impulse
teXt: attila gÁlity
über 100 unternehmensansiedlungen mit rund 5.000 arbeitsplätzen – das „pro- gramm zur Förderung von interkommu- nalen gewerbegebieten und der wie- dernutzung von gewerbebrachen“, das der Verband Region Stuttgart 1997 auf- legte, hat erfolgreich impulse gesetzt.
Mit insgesamt 6,8 Millionen euro för- derte die Region fünf gewerbegebiete mit Zinszuschüssen (siehe übersicht).
In den 1970er und 1980erJahren war die bereitschaft der Kommunen, sich an einer gemeinsamen ausweisung von gewerbeflä
chen zu beteiligen, noch gering. erst in den 1990erJahren änderte sich das verständnis.
nicht zuletzt aus finanziellen gründen rück
te die Kooperation ins blickfeld. aus sicht der Wirtschaft fehlten vor allem verkehrlich gut erschlossene gewerbeflächen für grö
ßere ansiedlungen. gleichzeitig wurden in einzelnen mittelbereichen strukturschwä
chen verzeichnet. der verband region stuttgart legte daher in seinem ersten
regionalplan 1998 großen Wert auf inter
kommunale gewerbegebiete mit dem ziel, weitere ansiedlungen am besten standort zu konzentrieren. daneben setzte er mit dem regionalen förderprogramm spürbare finanzielle anreize. es beinhaltete insbeson
dere einen zuschuss zu den finanzierungs
kosten für den grundstückserwerb und die erschließung.
das war richtig! die strukturpolitischen ziele wurden erfüllt. In jedem teilraum der region konnte ein gebiet verwirklicht werden. seit einigen Jahren steigt die nachfrage nach den verbliebenen grundstücken deutlich.
Im gebiet „Lerchenäcker“ ist bereits die erschließung eines zweiten bauabschnitts geplant. die „bachhalde“ befriedigt vor allem den kleinteiligen erweiterungsbedarf der unternehmen aus dem nürtinger Wirt
schaftsraum und ist fast aufgesiedelt. der
„perfekte standort“ meldete kürzlich eine großzügige erweiterung der Logistikkapa
zitäten. das „flugfeld“ hat sich inzwischen
als innovatives, gemischtes Quartier etab
liert und mit der geplanten ansiedlung der mbtechzentrale mit mehr als 1.000 arbeits
plätzen ein klares signal gesetzt. Ledig
lich der „gewerbepark schwäbische alb“
besitzt noch großzügige flächenkapazitäten, auch für Logistikbetriebe.
unterm strich bleibt: die teilräume wurden gestärkt. regionale unternehmen konn
ten erweitern, arbeitsplätze in der region gehalten werden. da das Programm den zukünftigen Herausforderungen jedoch nicht mehr gerecht wird, wird der Pro
grammteil zur förderung von interkommu
nalen gewerbegebieten in dieser form nicht mehr in anspruch genommen. die künftige gewerbeflächenpolitik wird sich stärker auf den bedarf der einzelnen teilräume ausrich
ten müssen. gleichzeitig steigt der bedarf an großen Industrie und Logistikflächen.
und nicht zuletzt richtet sich der fokus immer stärker auf die neuausrichtung der bestehenden gewerbegebiete.
1) von 34 ha NBf sind 5 ha in privathand, d. h., die erschlossene Baufläche der IkG-GmbH beträgt 29 ha.
2) rund 35 ha Gewerbefläche, davon 20 ha Ge, 10 ha MI, 5 SO.
3) ca. 15 gewerbliche Grundstücksverkäufe mit rund 120 Betrieben (inkl. einzelhandel, Gesundheitszentrum etc.).
ikg (Zahl der beteiligten
kommunen) Zweckverband
gegründet Gesamt-Brutto-
Baufläche in ha erschl. Netto- Baufläche in ha
aktuelle Belegung NBf in ha und %
pot. Netto- erweiterungs-
fläche in ha ansied- lungen
Zahl der arbeits- plätze ca.
backnang, „lerchenäcker“ (2) november 1997 65 27 (1. ba) 23 (85 %) 27 (ab 2014) 41 1.300
wirtschaftsraum nürtingen,
„bachhalde“ (9) mai 2000 10 8 7,5 (93 %) _ 30 500
Vaihingen an der enz,
„perfekter Standort“ (2) august 2000 85 29 (1. ba) 1) 22 (76 %) 23 (2. ba) 17 900
böblingen / Sindelfingen,
„Flugfeld“ (2) märz 2002 84 35 2) 16 (46 %) _ ca. 15 3) 2.300
geislingen an der Steige,
„gewerbepark Schwäbische
alb“ (10) Juli 2003 52 10 (1. ba) 1,6 (16 %) 34 (2. ba) 3 _
Summe – 296 109 70,1 (64 %) – ca.106 5.000
übersicht über die fünf geförderten interkommunalen gewerbegebiete (ikg)
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WIR tS c H aft
der Start des interkommunalen gewerbegebiets „lerchen- äcker“ war holprig, jetzt werden Sie nahezu vom erfolg überrollt. was brachte den wendepunkt?
dr. nopper: nach einem anfangserfolg stockte die vermarktung:
ausgebaute straßen, volle straßenbeleuchtung trotz nur vereinzelter gebäude – Ödnis am rande der b14. ursachen waren die schlechte Lage der gesamtwirtschaft sowie hohe darlehenszinsen über fünf Prozent, die eine starke Investitionszurückhaltung auslösten.
verschärft wurde die situation durch das städtebauliche Konzept.
die geplanten großen baufelder verhinderten die ansiedlung klei
nerer unternehmen. die Kehrtwende gelang durch große gemein
schaftliche anstrengungen beider verbandskommunen – gerade auch bei der ansprache von potenziellen Investoren. mit der an
siedlung der soehnle Professional gmbH & Co. Kg, einem Hersteller von Industriewaagen, wurde direkt an der b14 ein optisches auf
bruchssignal gesetzt. durch neue erschließungsstraßen und größere flexibilität bei den flächenzuschnitten finden heute auch kleinere unternehmen in den „Lerchenäckern“ beste bedingungen vor.
inwiefern war für die entwicklung der Zinszuschuss durch den Verband Region Stuttgart hilfreich?
dr. nopper: er war ein mitentscheidender ansporn für das inter
kommunale vorgehen. voraussetzung für den zinszuschuss war im Übrigen auch die ausweisung eines teils der geförderten flächen als Industriegebiet. der zinszuschuss des verbands region stutt
gart, der sich während einer Laufzeit von zehn Jahren auf über 1,6 millionen euro summierte, war bei einer sonderfinanzierung in
Höhe von 25,5 millionen euro durchaus ein wichtiger faktor.
was zeichnet die „lerchenäcker“ heute aus?
dr. binder: aktuell finden hier rund 1.200 menschen arbeit in 40 unternehmen aus Produktion, Handwerk, großhandel und dienstleistung. bemerkenswert ist, dass in den unternehmen mitarbeiter aller Qualifikationsstufen vertreten sind – vom an
gelernten arbeiter bis hin zum Hightechexperten. unter den produzieren den unternehmen sind gerade auch automobil
zulieferer und auto mobildienstleister. Kein Wunder, schließlich liegt backnang mitten im magischen dreieck der automobil
wirtschaft um neckarsulm, zuffenhausen und untertürkheim.
neben der starken branchenmischung prägen auch grünflächen und alleebäume das gebiet. sie umgeben eine ganze reihe archi
tektonisch hochwertiger gewerbeimmobilien. stellvertretend für
einige sei die außergewöhnliche Produktions und montagehalle der riva engineering gmbH mit ihrer glasfas sade der spitzentech
nologie genannt.
welche auswirkungen hat das interkommunale gewer- begebiet für den wirtschaftsstandort backnang und umgebung?
dr. binder: für die Partner backnang und aspach ist es von großer bedeutung – für arbeitsplätze, steuerkraft und einwoh
nerentwicklung. rund zwei drittel der ansässigen unternehmen kommen aus den beiden Kommunen. diese unternehmen hätten wir ohne die „Lerchenäcker“ verloren. aber auch unternehmen vor allem aus dem norden der region stuttgart und darüber hin
aus konnten gewonnen werden. zwischenzeitlich sind von circa 27 Hektar nettobaufläche im ersten bauabschnitt nur noch knapp vier Hektar verfügbar. Über einen zweiten bauabschnitt wird nicht mehr nur laut nachgedacht, vielmehr treiben wir Planung und grunderwerb seit monaten aktiv voran.
welche Rolle hat die interkommunale Struktur gespielt?
dr. nopper: sie hat sich sehr bewährt. gemeinsam sind wir stärker. Keine der beiden Kommunen hätte auf der eigenen ge
markung einen besseren standort für ein gebiet in der jetzigen größe vorweisen können – und für beide Kommunen ist es von vorteil, wenn Kosten und risiken geteilt werden.
www.lerchenaecker.de
„geMeinSaM Sind wiR StäRkeR“
zwei stimmen aus der Praxis zum interkommunalen gewerbegebiet „Lerchenäcker“
FRagen: doRotHee lang
dr. frank nopper ist oberbürgermeister von backnang und vorsitzender des zweckverbands Industrie und gewerbe
gebiet „Lerchenäcker“.
dr. ralf binder ist Wirtschaftsförderer der stadt backnang.
Foto: Stadt backnangFoto: Stadt backnang
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aktuelle S
in welcHeR welt wollen wiR leben?
diskussion „Öko? Logisch!“ des dialogforums der Kirchen und der region zur umweltethik
teXt: bRigitte FRieS
„Öko? logisch!“ darin sind sich alle einig.
doch was ist, wenn sich ökologische pro- jekte gegenseitig in die Quere kommen?
Mit diesen dilemmas beschäftigten sich experten aus politik, kirche, umweltor- ganisationen und bildungseinrichtun- gen auf einladung des dialog forums der kirchen in der Region Stuttgart und des Verbands Region Stuttgart.
grün gegen grün und jede seite nimmt für sich in anspruch, besonders ökologisch zu argumentieren. ein beispiel dafür, wie Klima
und umweltschutz in Widerspruch geraten können, ist thomas s. bopp, vorsitzender des verbands region stuttgart, nachhaltig in erinnerung geblieben. „es ging um den standort für den bau einer biogasanlage und um die frage, was im einzelfall vor
rang hat, die anlage oder der naturschutz.“
dieser konkrete fall wurde vor gericht ent
schieden. doch muss es immer so weit kom
men? Lassen sich nicht Kriterien aufstellen, die natur und Klimaschützer vereinen?
In puncto biogasanlagen hat sich die regi
onalversammlung mit einem Kriterienkata
log planungsrechtlich gewappnet. „bei der energiewende handelt es sich aber nicht nur um eine ingenieurstechnische, sondern in erster Linie um eine gesellschaftspolitische aufgabenstellung“, sagt thomas Kiwitt, Leitender technischer direktor des ver
bands region stuttgart. gerade den dicht besiedelten ballungsraum stuttgart stelle die energiewende vor große anforderungen.
„es geht aber auch um die frage, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen“, so Kiwitt.
zum alltagsgeschäft des regionalplaners gehört es, geeignete standorte für Wind
kraftanlagen zu finden und um akzeptanz für solche Projekte zu werben. regelmäßig sei er mit der Haltung konfrontiert: „energie
wende, ja bitte – aber nicht bei uns.“
dass sich gerade beim thema Windkraft natur und Klimaschützer ins gehege kom
men, hat dieter Hallmann, vorstand der energiegenossenschaft Ingersheim, erlebt.
gemeinsam mit mitstreitern hat er ein Windkraftprojekt initiiert und wurde dafür aus dem Lager der naturschützer lange Jahre mit einer reihe von „abers“ konfron
tiert: „aber der Wald.“, „aber die vögel.“,
„aber die abstände zur Wohnbebauung.“.
„der naturschutz darf nicht als vordergrün
diges argument missbraucht werden, nur um veränderungen zu verhindern“, sagt Hallmann. Wenn man sich zur energie
wende bekenne, müssten je nach standort Kompromisse gefunden werden, so seine meinung. und zwar möglichst frei von emotionen und geprägt von transparenten entscheidungen.
KlausPeter Koch, umweltbeauftragter der evangelischen Württembergischen Landes
kirche, spricht gerade im zusammenhang mit der biogasnutzung von einem bewer
tungsdilemma. er fragt: „Was wiegt mehr?
Klimaschutz oder nahrungsmittelproduk
tion? grünflächen im ort oder verbrauch Bei der energiewende treten die konflikte zwischen Natur- und klimaschutz besonders zutage
Fotos: VRS / thomas Hörner
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aktuelle S
von flächen außerhalb?“ Überregionale und persönliche belange stünden oft im Wider
spruch. faktoren wie Quadratmeter und Kilowattstunden lassen sich Koch zufolge in eine bewertungsmatrix einbauen, aber der verlust von Heimatgefühl oder der drang, bewahren zu wollen, lassen sich eben nicht in ein bewertungsraster einfügen. um nicht in jedem einzelnen fall erneut die frage
„energiewende ja oder nein?“ zu diskutieren, plädiert der umweltbeauftragte für einen all
gemein definierten rahmen, einen von allen akzeptierten grundkonsens, der zukünftiges Handeln erleichtert. „einzelne maßnahmen müssen im einklang mit dem großen ziel stehen, sodass sich nicht mehr die frage stellt: brauchen wir erneuerbare energien?, sondern: Wo bringen wir sie unter?“ bei der suche nach geeigneten standorten dürften dann auch die Kirchen ihre Liegenschaften nicht herausnehmen.
„der Konflikt umwelt versus naturschutz ist mit dem u und dem n bei uns schon im namen enthalten“, sagt dr. brigitte dahl
bender, vorsitzende des „bund“ baden
Württemberg. „Wir wollen den ausbau der erneuerbaren energien, aber wir müssen bedenken: Was handeln wir uns wofür ein?“
auch sie plädiert für eine versachlichung der diskussion, die verstärkt mit verbänden und naturschutzexperten zu führen sei.
In diesem Kontext bringt dahlbender ein schlagwort in die runde, das ihrer meinung nach viele als unbequem empfinden: suffi
zienz. „Ich bin nicht der meinung, dass man in zukunft nur auf erneuerbare energien bauen sollte.“ neue technologien bedeu
teten effizienz, suffizienz hingegen heiße nachdenken über den eigenen Konsum und darüber, ob wir wirklich alles brauchen, was wir uns leisten.
„von den großen gesamtpolitischen entwick
lungen abgesehen, gibt es viele kleine dilem
mas, vor denen wir täglich stehen und die wir für uns lösen müssen“, sagt auch Professor dr. rainer Luick von der Hochschule für forst
wirtschaft in rottenburg. das gemüse auf unserem tisch, das in weit entfernten Län
dern unter widrigen bedingungen produziert worden ist, das apfelsaftkonzentrat aus Chi
na oder der übermäßige fleischkonsum seien nur drei beispiele für alltägliche gewissens
entscheidungen. „bei allen anstrengungen brauchen wir auch ein anderes Werte
system“, sagt Luick. „dabei sind die Kirchen gefragt, ein solches zu vermitteln.“
regionaldekan oliver merkelbach nimmt diese anregung gern auf, macht aber deut
lich: „eine gebrauchsanweisung, wie die schöpfung bewahrt werden kann, kann ich nicht bieten“, sagt er. „es gibt aber ethische
ansätze, die sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet haben.“ dazu gehört bei
spielsweise die auffassung, dass jedes Lebe
wesen einen moralischen eigenwert besitzt, den der mensch berücksichtigen muss.
Prälat ulrich mack stimmt dem bildungs
auftrag der Kirche ebenfalls zu und erinnert daran, dass bereits in den 1970erJahren darüber diskutiert worden sei, „dass man nicht so weitermachen kann wie bisher“.
doch auch damals sei die einstellung vie
ler menschen gewesen: „Herr, schenk uns regen, aber mach mich nicht nass.“ daher stelle sich die frage, inwieweit es gelingen kann, die Lebensstile der menschen auf
grund von appellen zu verändern, oder ob man doch den Weg über gesetze gehen und beispielsweise richtlinien bei neubau
ten einführen müsse.
zu einer für alle seiten befriedigenden Lösung zu kommen, ist oft nicht einfach.
das hat auch der mehrstündige austausch, der von den beiden geschäftsführerinnen des dialogforums veronica Pohl und esther KuhnLuz moderiert wurde, gezeigt. einig war man sich aber darüber, dass solche run
den häufiger stattfinden müssten – um ein bewusstsein für einen gemeinsamen Weg zu entwickeln und um der Politik richtun
gen aufzuzeigen.
auch die beiden kirchenvertreter prälat ulrich Mack (linkes Bild) und Regionaldekan Oliver Merkelbach (links neben Hr. Bopp) haben keine Gebrauchsanweisung, die Schöpfung zu bewahren
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aktuelle S
eine akRobatiScHe leiStung
„Kickoff“ zum neuen verkehrsvertrag im sbahnbetriebswerk
teXt: doRotHee lang
die beiden Seilakrobatinnen schweb- ten förmlich unter dem Hallendach.
dynamisch tanzten sie an den vier Meter langen tüchern. unter ihnen:
S-bahn-Fahrzeuge und die köpfe der staunenden gäste.
mit ästhetischer Luftakrobatik, einer talkrun
de und dem ersten blick auf das erste moder
nisierte sbahnfahrzeug et des typs 423 feierten der verband region stuttgart und die sbahn stuttgart den beginn ihres verkehrs
vertrags am 1. Juli. durch einen 3dvorhang stieß das jüngste (sorgen)Kind der neuen sbahnfahrzeugflotte, der et 430, zu den rund 200 vertretern aus Politik, gemeinden und der regionalen „ÖPnvszene“. dyna
mischer und leiser beim anfahren, bequemere sitze, Klimaanlagen, durchgängig begehbare fahrzeuge, Infomonitore – doch im alltags
test trübte sich die freude mancher fahr gäste.
der fahrzeughersteller solle die Probleme im türbereich und am schiebetritt „schnell beheben“, sagte Hansalbrecht Krause,
der sprecher der sbahn stuttgart. der db
vorstand Personenverkehr ulrich Homburg wurde noch deutlicher: die fahrzeugin
dustrie sei nicht in der Lage, technisch aus
gereifte Produkte zu liefern.
Keine 24 stunden später legte eine türstörung am et 430 über mehrere stunden den berufs
verkehr nahezu lahm. die sbahnverantwort
lichen beschlossen, keine züge des neuen typs et 430 mehr einzusetzen. sie forderten den Hersteller bombardier auf, „umgehend und nachhaltig dafür zu sorgen, dass alle fahrzeu
ge störungsfrei funktionieren“. „Wir werden das neue sbahnfahrzeug 430 wieder in den fahrgastbetrieb nehmen, wenn nach
besserungen, eine erklärung des Herstellers sowie erfolgreiche tests vorliegen“, erklärte Hansalbrecht Krause im verkehrsausschuss.
und was bleibt? es bleibt die gewissheit, dass der verkehrsvertrag „mehr Qualität zu günstigeren Preisen bringt“, wie der vorsit
zende des verbands thomas s. bopp sagte.
alleine im zweiten Halbjahr 2013 ergibt das ein Plus von 3 millionen euro. es bleibt die gewissheit, dass die mitbewerber der deut
schen bahn ag beim europaweiten Wett
bewerbsverfahren den rückzug antraten.
„dieser abgleich mit dem markt ist für mich der beleg, dass uns kein unternehmen die zusage geben konnte, die sbahn besser und wirtschaftlicher als die db regio ag zu be treiben“, so Wirtschaftsdirektor dr. Jürgen Wurmthaler. es bleiben 23 millionen euro beim verband region stuttgart, die er für die verzögerte fahrzeuglieferung in form von vier zusätzlichen sbahnfahrzeugen des typs et 430 erhält. „damit werden wir vor allem auf der Linie s1 mehr Kapazität in den sbahnen schaffen“, kündigt dr. Jürgen Wurmthaler an.
und es bleibt ein über 600 seiten starkes ver
tragswerk, das bis 30. Juni 2028 alle details rund um den betrieb der sbahn regelt – mit Investitionen von rund 500 millionen euro in 87 neue fahrzeuge des typs et 430 und die modernisierung von 60 fahrzeugen des typs et 423.
Foto: Horst Rudel
ein unterhaltsamer austausch im S-Bahn-Betriebswerk plochingen
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aktuelle S
„ende und anFang ZugleicH“
zweiter bahntag der metropolregion – Interessengemeinschaft gegründet
teXt: dR. klauS lÖnHaRd
Vor 75 Jahren kam man per bahn acht Minuten schneller von Stuttgart nach nürnberg als heute mit dem ic. das an gebot auf dieser Strecke ist eines der schlechtesten von allen Schienen- verbindungen zwischen deutschen Metropolregionen: mangelhafte an- schlüsse, veraltete Züge und ein sukzessive ausgedünntes angebot.
gründe genug für die in der europäischen metropolregion stuttgart (emrs) kooperie
renden regionen Heilbronnfranken, neckar
alb, nordschwarzwald, ostwürttemberg und stuttgart, eine Initiative zur förderung dieser schienenachse zu starten. die grundlagen hierfür wurden in dem vom bundesinstitut für bau, stadt und raumforschung geförderten Projekt „zukunftstakt schiene – Perspek
tiven für den schnellen schienenverkehr in der europäischen metropolregion stuttgart“
erarbeitet. als ein ergebnis dieses Projektes wurde beim bahntag mitte Juli in Crailsheim die Interessengemeinschaft schienen korridor
stuttgart – nürnberg gegründet. mitglieder sind acht städte, vier Landkreise, vier Indus
trie und Handelskammern sowie die regi
onen Heilbronnfranken, ostwürttemberg und stuttgart. ziel ist es, verbesserungen einzufordern. zudem soll durch eigene maß
nahmen in den feldern anschlussmobilität, städtebau und marketing die akzeptanz der schiene gesteigert werden.
die über 120 gäste des bahntags erlebten somit „ende und anfang zugleich“, wie es der Heilbronner oberbürgermeister Helmut Himmelsbach formulierte. die veranstaltung bilde sowohl den abschluss des grundlagen
projektes als auch den rahmen für die grün
dung der neuen Interessengemeinschaft.
ein starkes engagement für den schienen
verkehr in der emrs ist konsequent und richtig. so verdeutlichte thomas s. bopp, vorsitzender des verbands region stuttgart, die Wichtigkeit hochwertiger verbindungen für die Partnerschaft von metropolkern und umland: zukunftsfähigkeit bedinge eine
optimale vernetzung, um gute erreichbarkeit und nachhaltige mobilität zu gewährleisten, Wachstum zu fördern, daseinsvorsorge zu sichern und somit wettbewerbsfähig zu sein.
die vor allem zwischen stuttgart und nürn
berg höchst dringlichen verbesserungen zeig
te Landesverkehrsminister Winfried Hermann auf. als „anhänger eines stundentakts im fernverkehr“ fordert er unter anderem den zweigleisigen ausbau der abschnitte golds
höfe – Crailsheim und backnang – schwäbisch HallHessental, um eine „gute ostWest
verbindung als gesamtsystem“ zu erreichen.
der abschnitt stuttgart – nürnberg darf aus sicht der emrs jedoch nicht nur als teil des Korridors zürich – berlin gesehen werden.
auch die verbindung Karlsruhe – Pforzheim – stuttgart – nürnberg habe weiterhin hohe bedeutung. zudem dürften die angestrebten verbesserungen im fernverkehr den regio
nalverkehr und vor allem die sbahn nicht beeinträchtigen.
Foto: Regionalverband Heilbronn-Franken / knut Siewert
Die unterzeichner der Interessengemeinschaft für den Schienenkorridor Stuttgart – Nürnberg
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V eR ke HR
auf fachlich fundierter basis baut der regionalverkehrsplan auf, erläu
tert Planungsdirektor thomas Kiwitt (links) im Interview. Planungen müssen in entscheidungen münden, stellt Wirtschaftsdirektor dr. Jürgen Wurmthaler fest.
„deR VeRkeHR wiRd unS nicHt loSlaSSen“
die Leitenden direktoren des verbands region stuttgart über die verkehrsprognose 2025
inteRView: doRotHee lang
Herr kiwitt, wo haben Sie die glaskugel gekauft, die ihnen sagt, wie sich der Verkehr bis zum Jahr 2025 entwickelt?
kiwitt: die glaskugel? Wir sind eine innovative region, da verlas
sen wir uns auf eine fachlich fundierte basis. Wir erarbeiten ent
scheidungsgrundlagen für teure folgeinvestitionen und deswegen vertrauen wir auf prognostische Instrumente, auf anerkannte methoden. Im fall des bezugsszenarios heißt das, dass wir mög
lichst belastbare zahlen haben, wie die bevölkerungsvorausrech
nung oder die mobilitätsdaten. darauf aufbauend haben wir sehr vorsichtige prognostische an nahmen erstellt, also möglichst eng an der realität. Wir haben „Wenndannannahmen“ getroffen.
Wenn diese rahmenbedingungen so eintreffen, wofür einiges spricht, dann haben wir auch genau die verkehrssituation, die im bezugsszenario abge bildet ist. Wenn aber unvorhersehbare tief
greifende veränderungen auf uns zukommen sollten, dann führt dies natürlich auch zu veränderungen im verkehrsverhalten, die in der Prognose nicht abgebildet sind.
Herr dr. wurmthaler, das klingt sehr wissenschaftlich und auch recht abstrakt. gab es überraschungen?
dr. wurmthaler: gewünscht hätte ich mir sicherlich, dass der ÖPnv in die Höhe schnellt. dem ist nicht so, das ist an sich keine Überraschung. die verkehrsleistung im ÖPnv hat zugenommen, aber auch auf der straße wird mehr gefahren. der modalsplit
gibt das verhältnis vom straßenverkehr zum öffentlichen verkehr an. das heißt, wenn beides gleichermaßen wächst, bleibt das verhältnis gleich. es ist auch nicht verwunderlich, dass, wenn die bevölkerungszahl runtergeht, die anzahl der Wege ebenfalls leicht sinkt. spannender und hochinteressant ist, dass aber die zurückge
legten Wegstrecken länger werden. deswegen steigt die verkehrs
leistung. und trotz des annähernd gleich hohen modal splits legt der ÖPnv deutlicher zu als der individuelle verkehr.
der laie ist überrascht und denkt, wenn die bevölkerung zurückgeht, gibt es auch weniger Verkehr.
kiwitt: die bevölkerungszahl geht zunächst nur marginal zurück.
viel gravierender ist die verschiebung in den altersgruppen. die geburtenstarken Jahrgänge aus den frühen 60ern kommen dann ins ruhestandsalter, bleiben aber hoch mobil. sie legen mehr frei zeitfahrten zurück, die zum einen sehr viel länger sind als die durchschnittliche Pendlerdistanz, die aber auch viel unkalkulier
barer, viel spontaner sind. das bringt ganz andere ausschläge als wenn man einfach nur die entwicklung der bevölkerungszahl unterstellen würde.
das ist übrigens ein großer, europaweit festzustellender trend. Wir haben hier die aufgabe, mobilität für alle anzubieten. für schüler, für Kinder, für die „aktiven“ arbeitskräfte, aber auch für rentner.
Fotos: Frank eppler
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V eR ke HR
besonders auffällig ist der Rückgang von Schülern, was bedeutet das konkret?
dr. wurmthaler: das heißt: eine Personengruppe, die besonders ÖPnvaffin ist und den ÖPnv stark nutzt, wird kleiner und legt wohl auch weniger fahrten zurück. bisher ist es gelungen, die rück gänge der schülerzahlen durch eine erhöhung des anteils der fahrschüler abzufedern, indem attraktive ticketangebote unter
breitet wurden.
der anteil des ÖpnV an den Verkehrsarten bleibt annä- hernd gleich. der autoverkehr nimmt leicht zu. Herr dr. wurmthaler, waren die investitionen in neue Schienen- strecken und betriebliche Verbesserungen für die katz‘?
dr. wurmthaler: ohne die Investitionen in den ÖPnv hätte die schiene, hätte der ÖPnv insgesamt, erst recht das nachsehen gehabt. nur durch diese Investitionen, die im ÖPnv genauso gemacht wurden wie im straßenbau, ist es überhaupt gelungen, schritt zu halten.
besonders auffällig ist der ÖpnV-anteil in Stuttgart. dort kommt er auf knapp 27 prozent, das ist deutlich mehr als im durchschnitt und gut dreimal so viel wie zum beispiel im kreis esslingen. wie lässt sich das erklären?
dr. wurmthaler: zum einen ist das angebot in stuttgart so gut wie nirgendwo in der region. zum anderen leben dort die meisten menschen innerhalb der region. ein gutes angebot generiert immer auch eine gute nachfrage. gerade die städtische situation animiert besonders dazu, anstatt zu fuß zu gehen, auch mal mit bussen oder bahnen zu fahren. autofahren ist in der stadt eher unattraktiv. und insofern ist der ÖPnv in allen metropolen beson
ders gut nachgefragt.
in der Region wird der lkw-Verkehr um 8 prozent zuneh- men. er steigt damit doppelt so stark wie der autoverkehr.
Herr kiwitt, wird die Region Stuttgart 2025 die Hitliste der Stauregionen anführen?
kiwitt: es ist eine große Herausforderung, das zu vermeiden.
autobahnen und bundesstraßen in der region sind, bezogen auf 24 stunden, zu mehr als 85 Prozent ausgelastet. Wir haben also im Prinzip eine kontinuierliche Überlastung des verkehrssystems.
das ist zunächst lästig für diejenigen, die im stau stehen müssen.
aber es wird zudem auch für uns Planungsträger immer schwie
riger, gut erschlossene standorte zu finden, die wir für die er
weiterung von Produktionsbetrieben brauchen. die bevölkerung und die vertreter in den Kommunen sind zunehmend nicht mehr bereit, durch weitere gewerbeflächen den verkehrsinfarkt zu verstärken.
Mehr Verkehr auf den Straßen, aber weniger Feinstaubaus- stoß. klingt nach einem widerspruch?
dr. wurmthaler: aus meiner sicht nicht, weil wir in der region Innovationen fördern und weil diese dann auch greifen. es ist kein geheimnis, dass die fahrzeugtechnik besser wird, dass die auto
mobilindustrie massiv daran arbeitet, die belastung zu verringern.
97 prozent der Verkehre beginnen und enden in der Region Stuttgart. unter 50 prozent der Verkehre finden innerhalb eines landkreises statt. was bedeuten diese erkenntnisse für die Regionalverkehrsplanung?
kiwitt: das belegt zunächst, dass die regionalverkehrsplanung exakt richtig auf den richtigen raum zugeschnitten ist.
dr. wurmthaler: für mich muss vernünftige Planung in entschei
dungen münden. Planung um des Planens willen macht keinen sinn. Insofern zeigen diese zahlen eben auch, dass es vernünftig ist, die region als entscheidungsebene bei verkehrsprojekten heranzuziehen.
das bezugsszenario dient als Referenz für weitere untersu- chungen. wie geht’s weiter, Herr kiwitt? was kommt hinten raus?
kiwitt: unser ziel muss es sein, weiterhin mobilität so zu gestalten, dass wir die guten Potenziale der region optimal ausschöpfen kön
nen. Pluspunkte sind die stark am ÖPnv ausgerichtete siedlungs
politik, aber auch eine geringere durchschnittliche Pendlerdistanz als in anderen großstadtregionen. das bezugsszenario zeigt, dass die bisher angestoßenen entwicklungen noch keine befriedigende situation schaffen. Hier liegt der nächste Planungsschritt: die ent
scheidungsträger werden sich auf einen zielzustand verständigen müssen und auf die schritte, die dahin führen. Wir werden nachher eine gute planerische grundlage haben. entscheidendes thema ist aber die frage, wie wir die Projekte realisiert bekommen.
wird Mobilität im Jahr 2025 überhaupt noch ein thema sein?
kiwitt: das will ich mal hoffen, mobilität ist immer ein thema.
wurmthaler: seit der steinzeit waren menschen in bewegung und sie werden bis zum Weltuntergang in bewegung bleiben. die Leute waren schon immer auf reisen, in früheren zeiten gab es Klagen über zu viel mist auf der straße. der verkehr wird uns nicht loslassen. aber klar, unser ziel ist, dass verkehr nicht mehr als Problem gesehen wird, sondern dass mobilität als vorzug gesehen wird, der uns nicht behindert, sondern weiterbringt.
die Verkehrsprognose 2025 …
… zum bezugsszenario ist teil der untersuchungen zum regio
nalverkehrsplan. um möglichst treffsichere aussagen über die mobilität 2025 auf straßen, schienen, von fußgängern und radfahrern machen zu können, liegen verschiedene annahmen zugrunde: zur siedlungs und bevölkerungsentwicklung, zur zusammensetzung der bevölkerung ebenso wie zum verkehrs
angebot, darunter über 80 weitgehend finanzierte ausbaupro
jekte im straßen und schienennetz oder sehr wahrscheinliche angebotsverbesserungen im öffentlichen verkehr. auf dieser grundlage lassen sich die nun zu definierenden szenarien, die zusätzlich geplante oder wünschenswerte Projekte umfassen, kombinieren und auf ihre Wirkung hin beurteilen. la
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V eR ke HR
„lebendigeS laboR“ FüR nacHHaltige Mobilität neue mobilitätsketten und die verände
rungen in der demografischen zusam
mensetzung machen es notwendig, den regionalverkehrsplan fortzuschreiben, um auch zukünftig eine zielgerichtete regionale verkehrspolitik zu betreiben. In der hoch verdichteten region stuttgart haben sinnvoll aufeinander abgestimmte verkehrswege mehrerlei bedeutung: der Wirtschaftsstandort benötigt eine leis
tungsfähige Infrastruktur auf der straße, der schiene, zu Wasser und in der Luft;
neuerungen und „trends“ der mobilität für knapp 3 millionen einwohner müssen auf
gegriffen werden; der ÖPnv mit der sbahn als rückgrat muss durch attraktive ange
bote gestärkt und bedarfsweise ausgebaut werden; Individualverkehr darf jedoch nicht
wicHtige weicHe FüR die Mobilität Von MoRgen
ein meinungsbild der fraktionen und gruppen zum regionalverkehrsplan
Jochen Haußmann Mdl
fDp bernhard Maier
freie Wähler
Mark breitenbücher Grüne
wolfgang Hoepfner linke
ulrich deuschle Republikaner
ausgebremst, sondern muss sachorientiert dort weiterentwickelt werden, wo es not
wendig ist. die Wirtschafts und Innovati
onsregion stuttgart darf nicht stauregion nr. 1 in deutschland bleiben!
Als Aufgabenträger der S-Bahn ist es unser oberstes Ziel, weitere Ange- botsverbesserungen in den kommen- den Jahren „aufs Gleis zu setzen“.
Der Nachtverkehr ist ein voller Erfolg, eine Erweiterung auf Donnerstag halten wir ebenso für erforderlich wie den 15-Minuten-Takt auf der Stammstrecke in den Hauptverkehrs- zeiten.
apropos stammstrecke: Hier zeigt sich erneut der enorme vorteil von s 21 – es wer
den Kapazitäten frei, da neue durchmesser
linien zur erreichung der mittelzentren und eine direkte flughafen / messeanbindung
geschaffen werden. ein moderner ÖPnv muss seinen Kunden schnelle und direkte Wegeverbindungen anbieten!
die straßeninfrastruktur ist für Wohnen, arbeiten und freizeit von enormer bedeu
tung und darf nicht durch krude ideolo
gische anschauungen weiterer entwick
lungsmöglichkeiten beraubt werden. da stuttgart als einzige deutsche großstadt über keinen autobahnring verfügt, stoßen viele verkehrsverbindungen an ihre Kapazi
tätsgrenze.
die Landesregierung blockiert den ausbau des nordostrings und fügt der Leistungs
fähigkeit unseres straßennetzes schweren schaden zu. Wir fordern mit nachdruck einen raschen ausbau, um den Lebensraum der bürger zu entlasten.
das gleiche gilt für eine neu zu planende filderauffahrt aus dem neckartal oder die fortführung der b 10 auf die albhochfläche.
dr. Joachim pfeiffer Mdb cDu
dr. Joachim pfeiffer Mdb cDu
Harald Raß SpD
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V eR ke HR
das regionale förderprogramm für nach
haltige mobilität ist ein wichtiger baustein hin zu einer weiteren reduzierung des schadstoffausstoßes. es muss unser ziel sein, durch den regionalverkehrsplan die region stuttgart zum „lebendigen Labor“
für umwelt und klimafreundliche mobi
litätsketten zu machen – damit verbinden wir die mobilitätsbedürfnisse und unseren innovativen Wirtschaftsstandort in einzig
artiger Weise.
Harald Raß SpD
ÖpnV nicHt alS lückenbüSSeR mit der fortschreibung des regionalver
kehrsplans vollzieht der verband region stuttgart einen notwendigen und wichtigen schritt, um die verkehrs und Infrastruktur
projekte für die region und in der region in die richtigen bahnen zu lenken. eine gut ausgebaute, intakte Infrastruktur in unse
rem ballungsraum muss das rückgrat für Lebensqualität und wirtschaftliche Produk
tivität sein.
moderne, nachhaltige verkehrspolitik kann eine produktive symbiose zwischen
wirtschaftlichem erfolg einerseits und den berechtigten anforderungen nach Lebens
qualität und umweltschutz andererseits ein
gehen – und zwar jenseits früherer ideolo
gischer schlachten – und dabei einen breiten gesellschaftlichen Konsens her stellen. mag in der vergangenheit die „Windschutz
scheibenperspektive“ der vorherrschende blickwinkel auf das verkehrsgeschehen gewesen sein.
Heute wissen wir, dass Mobilitätsket- ten, das Verknüpfen der Potenziale der verschiedenen Verkehrsträger, die Forderung nach und die Förderung von ressoucenschonenden Verkehrs- mitteln die zentralen Aufgaben der Verkehrspolitik sind.
dazu gehört auch, dass der demografische Wandel und heute schon spürbare verän
derte einstellungen der nachwachsenden generation zum auto neue und bisher nicht ausreichend betrachtete veränderungen für die Planung mit sich bringen. stärker als bisher wird also der umweltverbund im mittelpunkt stehen müssen.
Wenn es um die konkreten Projekte geht, gilt wohl auch, dass wir nicht wie unter
einer Käseglocke planen können. vorgaben und definitionen zu verschiedenen stra
ßenbau und / oder schienenprojekten aus dem generalverkehrsplan des Landes und dem bundesverkehrswegeplan müssen in unsere Überlegungen eingeflochten wer
den und sollten für uns gewisse Leitplan
ken darstellen. ein regionalverkehrsplan, der diese nicht beachtet, könnte sonst ein
„Wünschdirwas“sammelsurium werden und seine funktion abwerten. dazu zwei beispiele: es macht keinen sinn, weiter auf dem „nordostring“ zu beharren, der bereits vom Land vor einiger zeit auf eis gelegt worden ist und faktisch keinerlei reali
sierungschance mehr hat. und auch der
„filderaufstieg“(verbindung zwischen der b 10 und der a 8) wird im zeithorizont des neuen regionalverkehrsplans nicht gebaut werden.
bei der einleitung des verfahrens zum neu
en regionalverkehrsplan war für unsere fraktion maßgebend: „auf jeden fall wol
len wir die verbindung qualitativer aspekte mit quantitativen gegebenheiten und wir wollen auch, dass der öffentliche verkehr nicht wieder, wie in der vergangenheit zu häufig geschehen, quasi zum Lückenbü
ßer für verstopfte straßen und kaum noch bezahlbaren Parkraum wird.“ daran werden wir festhalten.
Erwerbs- personen mit Pkw
Erwerbs- personen ohne Pkw
Nichterwerbs- personen mit Pkw
Nichterwerbs- personen ohne Pkw
Rentner
mit Pkw Rentner
ohne Pkw Schüler/
Studenten 0
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5
Mio.
3.218.000 3.218.000 295.000 235.000 707.000 550.000 84.000 86.000 1.519.000 1.371.000 1.383.000 1.603.000 272.000 239.000
wegeaufkommen je personengruppe analyse 2010 prognose 2025
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öffentliche verkehrsmittel sowie von güterverkehr auf schiene und binnen
schiffe
• fördermaßnahmen für neue mobilitäts
dienstleistungen
• Parkraumbewirtschaftung
• steuerung der siedlungsentwicklung an den Övachsen
doch bei allem Planungseifer wissen wir, dass der beste Plan ohne finanziellen Hin
tergrund nichts taugt. bund und Land, als die wichtigsten aufgabenträger, kommen ihrer verantwortung um die verkehrsinfra
struktur nur ungenügend nach und werden den bedürfnissen unseres Wirtschafts und ballungsraumes auch nicht ansatzweise gerecht.
Was wir hier erleben, ist nichts anderes als der geplante stillstand; stillstand aber ist rückschritt und damit eine erhebliche gefahr für einen Wirtschaftsstandort im europäischen Wettbewerb.
Die Chance des Regionalverkehrs- plans ist es, als Weckruf zu dienen.
Nur wenn diese Botschaft gehört und Schritt für Schritt umgesetzt wird, erhalten die hohen finanziellen und administrativen Aufwendungen den Sinn, der der Bedeutung der Region zukommt.
Mark breitenbücher Grüne
FüR eine neue MobilitätSkultuR
verkehrswende oder stauregion? auf diesen einfachen nenner lässt sich die Weichenstellung der nächsten monate bringen. Kaum eine region in deutschland ist so autofreundlich gestaltet wie die regi
on stuttgart. deshalb sind anteilig mehr menschen mit dem auto unterwegs als in vergleichbaren Wirtschaftsregionen. die folgen sind bekannt: schlechte Luft und täglicher stau. fläche ist das knappste gut in der region. autofahren beansprucht im bernhard Maier
freie Wähler
cHance odeR ScHublade?
eine nachhaltige, umweltverträgliche mobi
lität ist der schlüsselfaktor für die künftige entwicklung der region.
gemessen an den bundesweiten verkehrs
meldungen, sieht es in der region stuttgart schlecht aus, was verstopfte straßen, zeit
und nervenraubende staus und die Pünkt
lichkeit der sbahn angeht.
grundwahrheiten sind:
• mobilität ist heute nach wie vor über
wiegend motorisierte mobilität. dabei spielt das auto auch und gerade in unserer automobilregion eine herausragende rolle.
• der Kraftfahrzeugverkehr, insbesondere der Lkwverkehr, wird weiter wesentlich stärker als die einwohnerzahl zunehmen.
• nur mit einer außerordentlichen anstren
gung in ausbau und Qualitätssteigerung des ÖPnvangebots wird es gelingen, das verkehrswachstum angemessen auf den Öv zu lenken, das heißt, wir brauchen alle mittel und Kräfte, um den bestehen
den modalsplit etwa auf dem stand von 20 zu 80 zu erhalten.
mit der entwicklung verschiedener szena
rien soll eine politische aussage für eine gesellschaftlich mehrheitsfähige strategie für eine dauerhaft umwelt und sozialver
trägliche mobilität vorbereitet werden.
es ist der nachweis eines sachgerechten bemühens um den ausgleich zwischen den mobilitätsansprüchen der bevölkerung und der Wirtschaft und den gleichzeitigen for
derungen nach hohen umweltstandards.
Wir freien Wähler stellen uns dieser auf
gabe ohne scheuklappen. für uns gelingt mobilität durch:
• ausbau von straßen und schienen
• effizientere nutzung der vorhandenen verkehrsinfrastruktur
• verlagerung von Personenverkehr auf
schnitt 10 bis 15 mal mehr fläche als jede andere mobilitätsform.
neue technische möglichkeiten, steigende energiepreise, aber auch ein kultureller Wandel führen dazu, dass insbesondere junge menschen immer seltener ein eigenes auto haben.
Gute Angebote im öffentlichen Ver- kehr, Fahrgastinformationen, Elektro- fahrräder sowie bekannte und neue Carsharing-Angebote ermöglichen es den Menschen, ihre täglichen Wege flexibler, staufrei und sparsamer abzuwickeln. Geschickte Regionalpla- nung und eine gute Kommunikations- infrastruktur helfen, viele Wege auch ganz einzusparen.
die fortsetzung des endlosen und unbe
zahlbaren straßenwunschkonzerts des alten regionalverkehrsplans geht an der Lebens
wirklichkeit der menschen vorbei und treibt die region weiter in den stau. Jetzt haben wir die möglichkeit, die rahmenbedingungen für eine neue mobilitätskultur mitzugestal
ten: den öffentlichen nahverkehr günstiger und verlässlicher machen, ausbauen und besser vernetzen. die tarifstruktur sowie den zugang zu den vielen angeboten ver
einfachen, Innovationen fördern und fahr
radstationen mit Ladeinfrastruktur an den Haltepunkten schaffen.
der neue oberbürgermeister von stuttgart gibt das ziel vor: 20 Prozent weniger auto
verkehr durch attraktive angebote. auch die region sollte sich daran messen. funkti
onieren wird dies nur in enger abstimmung und zusammenarbeit mit Land und Kom
munen sowie der einbeziehung der vielen Ideen der menschen in der region.
von der neuen mobilitätskultur profitieren nicht nur die bürger durch bessere erreich
barkeit, bessere Luft, weniger Lärm und auch bei steigenden Ölpreisen bezahlbare mobilität. es profitieren auch die vielen innovativen unternehmen in der region, die neue technologien und dienstleistungen hier entwickeln und erproben können.
elmoto, eCar2go und autonetzer sind